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Wien in Peking. Ein Wort von Karl Marx, das Wort, daß Österreich das deutsche China sei, will uns nicht aus dem Sinn, so oft wir uns im Gewirr der chinesischen Gassen verlieren. Da fühlen wir uns wahrhaftig, als wären wir im asiatischen Österreich, in einem chinesischen Wien. Gaudium und Elend, ewiges Teehaus und Geschäftsgeist, Servilität und Strenge, Fremdenhaß und Fremdenindustrie wohnen hart an hart. Volk der Phäaken. Immer ist Sonntag, auch wochentags. Immer ist Tag, auch bei Nacht. Nur dreht sich am Herd der Spieß nicht. Man sieht mehr Hungernde als Satte. Die Chinesen sind wienerischer als die Wiener, in ihren besten Zeiten konnte sich der Wurstelprater keineswegs etwa mit Tjen-Men-Da-Dje messen, einer Pekinger Straße, die man mit einem phosphoreszierenden Strich auf dem Globus verzeichnen müßte. Im Wiener Prater steht (oder stand) im Mittelpunkt des Ringelspiels von Calafatti ein fünf Meter hoher Chinese mit Zopf und Hängeschnurrbart, und hebt die Hand, dieweil die Pferdchen kreisen. In China gibt es kein Karussell mit einem fünf Meter langen Europäer in der Mitte, der den Kreislauf segnet. Wien ist also in diesem Punkt stark voraus. Auch wenn 236 Mei-Lan-Fang oder Lo-Sa-Jung (diese Schauspielerin Rosa Jung ist die Tochter eines Deutschen) des Weges kommen, so erregt das bei weitem nicht solches Aufsehen wie ein Bühnenliebling auf der Praterstraße. Ebenso wird bei einer Konkurrenz zwischen den Gruppen von Präuschers Panoptikum und denen des Tempels »Schö-Ba-Jü« Präuscher die Palme davontragen. Und der Heurige? Der Heurige fehlt in Peking ganz. Aber sonst! Was man in Wien eine »schöne Leich« nennt, ist geradezu der letzte Dreck gegen einen Leichenzug in China. (Man stößt während eines nächtlichen Spaziergangs auf zwei bis drei Leichen, Verhungerte, die haben keinen Leichenzug.) Was wir meinen, ist ein richtiger Kondukt mit Sarg aus Buchenholz, in dem sich's fein wohnen läßt, mit Trägern in grünrotem Kostüm, die Musikbanda spielt, und Figuren von schönen Maderln werden hinterher getragen, schönen Dienern und allem, was dazu gehört. Verkauft's mei G'wand, i fahr' in Himmel. Gelegenheit, das Gewand zu Geld zu machen, ist vorhanden, das Dorotheum, das Pfandhaus, ist immer just vis-à-vis. Doch das kommt später.
Indessen feiern wir auf jeden Fall
Nur lustiger das wilde Carneval.
(Faust II.)
Halbversperrter Zugang zur Chinesenstadt. Durch Gittertore ist die Ausländersiedlung Shanghais vom fremdenlosen China getrennt. Jetzt haben die Weißen noch Spanische Reiter und lebende Posten mit Gewehren hingestellt; lediglich ein schmaler Gang ist zwischen Sandsäcken und Stacheldrähten freigelassen, denn 237 ganz kann der Westen den Osten nicht entbehren. Freilich, die Compradores, die großen einheimischen Mittelsmänner des europäischen Kaufmanns, wohnen nicht in der Chinesenstadt. Aber schon die Chroffs wohnen in der Chinesenstadt, des weißen Händlers gelbe Makler, Stadtreisende und Inkassisten. Und vor allem leben dort seine Kunden und Kulis. Er braucht sie, und deshalb müssen sie sich in die ausländische Siedlung drängen, selbst wenn der Eingang durch Stacheldraht und Sandsack, durch Bajonett und Gitter, durch Spanische Reiter und französische Polizisten erschwert ist.
Jenseits der Grenze. Den Straßennamen »Boulevard des Deux Républiques« gebrauchen die Franzosen überlegen lächelnd: wie kann man die junge Republik China mit der alten Republik Frankreich in einem Atem nennen? Hat man den Boulevard des Deux Républiques, die Grenze, überschritten, dann wird man vom fünftausend Jahre alten Leben dieser jungen Republik, vom Wirbel fremdartiger Menschen, unverständlicher Stimmen und unbekannter Dinge dahingetragen bis Nantao, den Marktbezirk.
Werkstätte und Laden und Wohnung sind eines nur. Elfenbeinschnitzer arbeiten und verkaufen: sie meißeln aus Elfenbein und Schweineknochen Mah Jong-Steine, Griffe für Sonnenschirme, Mundstücke für Pfeifen, Zigarettenspitzen, Spielwürfel, kleine Hände für die Stäbchen zum Rückenkratzen und kreisrund geschlossene Kämme zum Kopfkratzen. Unter den Messern der Holzschnitzer entstehen skulptierte Leuchter, 238 Kugeln für Rechenmaschinen. Unter ihren Pinseln bekommen Gestelle mit Fischornamenten grellen Glanz, Drachen fürchterlich aufgerissene Rachen und Kriegsgötter fürchterlich aufgerissene Augen. Schirmmacher polieren Bambusrippen, schneiden und säumen Seide zurecht, Korbflechter, Fächermaler und Stempelschneider sind Erzeuger und Händler zugleich, Zwischenhandel ausgeschaltet. Briefschreiber beteuern mit Tusche und Pinsel soviel Liebesgefühl auf das Papier, als der Auftraggeber für seine paar Kupfer verlangen kann. Chiromanten haben alle Hände voll zu tun, um aus den Linien der Hände das Schicksal weiszusagen. Raseure putzen ihren auf dem Bürgersteig sitzenden Klienten die Ohren mit einer flaumigen, an einem Stil befestigten Kugel. Seltsame Krippen aus buntem Papier sind Hausaltäre für die Ahnen, silberpapierne Tüten Symbole der Taels, die man am Grab der Toten verbrennt. Konditoren kneten gebrannten Zucker zu Phantasiegebilden und färben ihn. Das Schaufenster des Geflügelhändlers hängt voller Geigen, welche sich aber als Enten erweisen, in Bethel rotgekocht. Im Fleischerladen liegen flache und in farbiges Ölpapier eingewickelte Schinken, sie stammen von Schweinen, die sich in der Provinz Yünnan ihre Nahrung selber suchen und deshalb so schwache Lenden haben. Hohe Teestühle und mächtige Kohlenöfen, Hibatschi, aus Porzellan stehen vor dem Laden des Porzellanhändlers, drinnen winzige Nippes, Tassen, Kannen, Tuschschalen, Spucknäpfe und viele, viele Futternäpfchen für Vogelkäfige.
Den Vogelladen umstehen die Chinesen stundenlang, 239 wie gebannt schauen und hören sie den Zwergzeisigen und den grellgefiederten japanischen Nachtigallen zu. Der Chinese ist ein fanatischer Vogelfreund, wenn er spazieren geht, trägt er seinen Vogel behutsam im Käfig vor sich her und stellt ihn im Teehaus neben sich. Wir sahen Flüchtlinge aus Tschapei, die hatten nichts gerettet als ein Kopfkissen und den Vogelkäfig. – Ganz ausgezeichnet vertragen sich in den Gitterkästen der Tierhändler Kröte und Maus, wie in jenem Lied von einer Wassermaus und einer Kröte, die zum Genuß der Abendröte einen steilen Berg hinangingen, was angeblich ein Gedicht von Goethe ist, das er eines Abends späte auf dem Sofa noch ersann. Schildkröten und Goldfische kauft man, um ihnen die Freiheit zu geben, indem man sie in den Teich beim Teehaus wirft. Das gilt in China als gute Tat. Die in einem hölzernen Futteral steckende Mauserpistole der Polizisten ist europäisches Fabrikat.
Verkehr lebhaft. Wo Handel ist, ist Wandel nicht fern. Überfüllung überall. Wie auf den Kanälen die Boote mit Reis, die in die Stadt fahren, und die Boote mit menschlichen Exkrementen, die auf das Land fahren, keinen Fußbreit Wasser freilassen, so lassen die Menschen in den Elendsbezirken keinen Fußbreit Boden frei. Männer tragen Kittel bis hinab zu den Knöcheln, die Frauen blaue Leinenhosen. Auf ihren durch Abschnürung verkrüppelten Füßen stelzen ältere Frauen eilig dahin, es scheint, als würden sie jeden Augenblick umkippen. Viele Frauen haben Glatzen, vielleicht kommt es davon, daß sie Krüge und Körbe auf dem Kopf tragen. Kleine Kinder mit rasiertem Kopf, auf dem Schädel ein 240 keimendes Zöpfchen, mit langen, molettonierten, vorne und hinten offenen Hosen, spielen auf der Straße. Fünfjährige müssen Papierdrachen kleben oder die kegelförmigen Stanniolpäckchen, das Totengeld. Sechsjährige, Achtjährige schnitzen und bemalen Mah Jong-Steine, drehen die Handmühlen mit Sojabohnen, kehren Werkstätten aus und tragen Waren aus. An den Seitenwänden der Häuser stehen Männer und verrichten ihre Notdurft; die linken Beine der ganzen Reihe sind nackt, da die Hose keinen Schlitz hat, zieht man das Hosenbein hoch. – Die Häuser sind niedrig, nicht mehrstöckig, wie im Internationalen Viertel, wo die Reklamefahnen vor den Verkaufsläden groß und aus Brokat sind, die Aufschriften der Firmen golden, und wo man ungestört Opium rauchen kann. In der Chinesenstadt ist das Opiumrauchen verboten, damit den fremden Nutznießern des Opiumschmuggels und der Opiumkneipen keine Konkurrenz gemacht werde. Den Schaukästen der Metallwarenhändler von Nantao fehlen jene Stücke, die das Um und Auf ihrer Kollegen in der Rue du Consulat sind: die Opiumpfeifen, die Pinzetten, die Ständer und die anderen zum »Großen Rauch« gehörigen Utensilien. Nur die Wasserpfeife hört man prallen.
Überhandnehmendes Bettlerunwesen. Bettler hocken dicht aneinander. Auf der vor ihnen liegenden karierten Leinwand sind ihre Schicksale geschildert; manche, pauperisierte Intellektuelle, schreiben ihre Selbstbiographie mit Kreide auf den Bürgersteig, und der Passant legt sein Almosen auf jenes Quadrat, dessen Inhalt ihn besonders ergreift. Von der Tatsache, daß 241 die Gilde der Bettler keine Frauen aufnimmt, merkt man auf der Straße nichts, die Zahl der Bettlerinnen könnte nicht größer sein.
Große Entrüstung unter den Europäern Shanghais. Unter Shanghais Bettlern findet man jetzt auch Weiße. Weiße in physischem und politischem Sinn, russische Emigranten. Zumeist in betrunkenem Zustand betteln sie die Chinesen an. Früher gab es für einen verarmten Europäer ein unfehlbares Mittel, Geld zur Heimreise zu bekommen. Er spannte sich einfach einer Rikscha vor. Die Weißen konnten eine solche Schädigung ihres Ansehens nicht zulassen und kauften ihm schleunigst ein Schiffsbillett. Gerne täte man mit den russischen Hooligans und vor allem mit den von Chinesen frequentierten Emigrantinnen ein Gleiches, wären ihrer nicht so viele! Was hätte der alte Herder gesagt, der vor hundertfünfzig Jahren erklärte: »Daß übrigens China sich unsern europäischen Nationen verschließt und sowohl Holländer als Russen und Jesuiten äußerst einschränket, ist nicht nur mit ihrer ganzen Denkart harmonisch, sondern gewiß auch politisch zu billigen, so lange sie das Betragen der Europäer in ihrem eigenen Lande um und neben sich sehen.« Und damals war es doch nur das Geschäftsgebaren des europäischen Kaufmanns, das den »tatarischen Stolz« des Chinesen wachrief, nicht aber betrunkene Bettler und Huren.
Sollten Heiden wohltätig sein? Nimmermehr! Fast jeder vierte Passant gibt dem Bettler einen Kupfer. Das ist den Missionaren der christlichen Kirchen, die das Almosengeben als gottgefällige Tat und soziales 242 Hilfsmittel lehren, nicht entgangen. Da jedoch der rohe Heide kein christlich-wohltätiges Herz haben kann, erklären sie seine Gebelust mit der Angst vor der Rache der Bettlergilde oder mit der Angst vor den mit Bresthaften im Bunde stehenden Dämonen. Wenn jeder säumige Spender solcherart verfolgt werden sollte, so hätten die Bettler keine Zeit zu betteln und die Dämonen keine Zeit dämonisch zu sein.
Vermischte Nachrichten über Apotheken. Aberglaube herrscht vor allem in der Medizin, aber der chinesische scheint weniger dumm zu sein. Über dem Eingang jeder Apotheke buckelt ein buntbemalter Tiger, denn der erfreut sich des Rufes, ein heilsames Tier zu sein. Seine Hoden taten in China, schon lange bevor Europa die Hormone und die Innere Sekretion kannte, Wunder am schlapp gewordenen Mann. Ähnlich wirkt der Gin-Seng, die Alraune, eine menschenähnlich geformte Wurzel. Ach, wie abergläubisch doch dieses Volk ist! Nur stellte sich bei der von europäischen Chemikern vorgenommenen Analyse heraus, daß Gin-Seng (Panax ginseng) reichliche Quanten von Spermin und Kolanin enthält. Bis 1911 kauften chinesische Firmen in Wladiwostok die im Gebiet von Ussurijsk und in Primorje gesammelten Wurzeln und verschifften sie nach China, durchschnittlich 450.000 Rubel brachte der Export jährlich. Als die Wladiwostoker Kaufleute sahen, daß ihr sperminhaltiger Handelsartikel unter dem Einfluß amerikanischer und mandschurischer Züchtungsversuche an Einträglichkeit verlor, propagierten sie »Panti«, das zu Pulver zermahlene Geweih der Elentiere von Ussurijsk 243 als Aphrodisiakum. Und dann soll China nicht überbevölkert sein! – Selten erscheint der Kunde einer Apotheke mit einem Rezept, er wendet sich mit seinem Beschwer an den hinter einer braunpolierten Barre thronenden Arzt. Oft ist der Apotheker selbst Arzt, untersucht, verordnet, mixt und verkauft in einer Person. Hauptsache: die Farbe des Medikaments: gelb ist für den Magen, rot für Blut und Herz, grün für die Leber, blau für die Augen, braun für den Darm. Wenn eine Schwangere pulverisiertes Schildkrötenfleisch einnimmt, so rutscht Baby wie geölt von selbst ans Licht der Welt. Und dann soll China nicht übervölkert sein!
Ärzte machen Reklame. An hölzernen Votivtafeln auf der Fassade ist das Haus des Arztes erkennbar, dankbare Patienten bestätigen auf diese Weise, von welchen Leiden er sie geheilt. Das Ausmaß dieser Tafeln ist, zügellose Bande, diese Chinesen, von keiner Ärztekammer beschränkt. In seinem Ordinationszimmer stehen in gläsernen Schreinen geschmacklose silberne Schilder, den Wanderpreisen unserer Sportveranstaltungen ähnlich, gleichfalls Prämien für erfolgreiche Behandlung. Solcher Tafeln und Schilder kann sich der Zahnarzt nicht berühmen, sein Haus hat keine Fassade, er hat kein Ordinationszimmer. Der Zahnarzt – wenigstens der Volkszahnarzt – ordiniert in freier Luft; seine Trophäen sind hunderte von Zähnen auf Schnüre gereiht, seine Reklame ein Äffchen an der Kette, aber er braucht es eigentlich nicht, alle Welt schaut zu, wie Zähne gezogen werden, und bekommt Lust, sich ein gleiches tun zu lassen. 244
Die Pfandleihe. So viele von diesen fensterlosen, halbrunden Gebäuden es gibt – fast an jeder Straßenecke steht eine Pfandleihe – alle sind voll, vornehmlich in den Nachtstunden. In den Händen der Kunden bronzene Bauchgeräte, Buddhastatuen, seidene Kostüme, Steppdecken und Kissen, mit Flehen und Schwüren wird versucht, höhere Leihbeträge herauszuholen, nirgends gibt es so lärmende Versatzstellen. Welche Rolle das Geldverleihen gegen Pfand bei der Auswucherung des Volkes spielt, ist aus K. A. Wittfogels Werk »Wirtschaft und Gesellschaft Chinas« bekannt; der Zins wird monatlich berechnet, ein Teil der Leihsumme schon bei ihrer Auszahlung abgezogen, das verpfändete Objekt niedrig bewertet und die Verfallsfrist kurz bemessen, Die Tatsache, daß sich der Pfandwucher im Umkreis lauten nächtlichen Lebens entfaltet, erinnert an New Yorks Negerbezirk Harlem, wo Lichtreklamen strahlen und die Neger sich in die Lombardgeschäfte drängen, um ihre Smokings und Saxophone zu versetzen. Dort wie hier, und hier stärker als dort, bilden die Pfandhäuser das Gegenspiel zu einer vom Wesentlichen abgelenkten Lebensweise der vermeintlichen Fröhlichkeit und des kleinen Luxus.
Lunapark. In der Nachbarschaft der »Großen Welt« und der »Neuen Welt« drängt sich Pfandleihe an Pfandleihe. Die »Große Welt« und die »Neue Welt« sind die Shanghaier Lunaparks, weitläufige, sechsstöckige Vergnügungspaläste mit Gärten, etwa zwanzig Theatern, Akrobatenvorstellungen, Spieltischen, Tanzvorführungen von Kindern, Wurfbuden, Lotterien, Schießstätten, 245 Bilder-Automaten, Zerrspiegeln und anderem Ramsch aus europäischen Rummelplätzen. Huren mit ihrer Kupplerin stehen im Hof, auf dem Dachgarten spielen Studenten oder solche, die es scheinen wollen, Miniatur-Golf. In Peking besorgt die obenerwähnte Straße des Vorderen Tores die Funktion der sozialen Ablenkung. Wir notierten dort folgendes
Branchenverzeichnis:
Jadeschnitzereien,
Teppichwebereien,
Halbedelsteinschleifereien,
Curio-Shops,
Cloisonnéwerkstätten,
Feuerwerkläden,
Lampionwerkstätten,
Sonnenschirmlackierereien,
Vasengeschäfte,
Papierblumenmacher,
Sargmagazine,
Begleitpuppen für Verstorbene,
Instrumentenmachereien,
Eisensilhouettenerzeugungen,
Bronzegießereien,
Silberschmieden,
Teegeschäfte,
Fächerreparaturen,
Schildkrötenverkauf,
Melonenkernstände,
Hausaltarhandlungen, 246
Kamelsattlereien,
Maskenmachereien,
Verkauf von Opiumlämpchen
und hundert andere Betriebe, alle dekoriert mit goldbeschrifteten Samtstandarten, planetengroßen Lampions, hysterisch-farbigen Papierblumen und kunstgeschnitzten Portalen, Goldfischbottiche davor.
Und an allen Straßenkreuzungen die gerundeten, massiven, keines Schaufensters, keiner Reklame bedürftigen Bauten der Pfandhäuser; Transformatoren, die die frohen Käuferinnen der Kinkerlitzchen, die ständigen Besucher der Opiumkneipen, die lachenden Zuschauer der Theater, die freigebigen Stammgäste der Badestuben umformen in Gestalten, wie sie zwischen all dem lockenden, winkenden, rufenden Glanz von Tjen-Menda-Dje umherirren: in schlotternde Bettler, in abgehärmte, zerlumpte Mädchengestalten mit dem trüben Säugling auf dem Rücken und in hagere, schwankende Männer mit dem olivengrünen Gesicht der Opiumraucher. 247