Eduard von Keyserling
Fürstinnen
Eduard von Keyserling

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Vom Park waren sie wieder in den Garten zurückgelangt, und als sich Schritte auf dem Wege vernehmen ließen, blieben sie stehen. Hilda horchte und rief dann leise: »Vetter Egon!«

Die Schritte kamen schnell näher, und die freundliche Stimme des Leutnants von Barnitz sagte: »Da sind die Damen, ich suche Sie die ganze Zeit.«

»Das wissen wir«, erwiderte Hilda, »aber jetzt gibt es etwas zu tun. Die Prinzessin will schaukeln, es ist natürlich geheim.«

»Zu Befehl!« versetzte der Leutnant.

Zwischen großen Bäumen, ganz im Dunkel, hing die Schaukel, auf ihr wurde Marie mit Sachkenntnis zurechtgesetzt, und nun begann es. Marie flog hoch hinaus bis in die schwarzen, feuchten Zweige der Bäume, unter ihr begann der dunkle Garten mit seinen winzigen farbigen Lichtpünktchen, über ihr der dunkle Himmel mit seinen Sternen mitzuschwingen und mitzuschaukeln, und ein Gefühl des Losgelöstseins von aller Wirklichkeit, ganz traumhaft, machte ihr Herz schneller schlagen, benahm ihr ein wenig den Atem. Und dennoch war es unendlich ruhevoll, sich so von der großen Dunkelheit im freien Raume wiegen zu lassen, und als die Schaukel plötzlich stillhielt, fuhr Marie wie aus dem Schlafe auf: »Der alte Hofmarschall sucht dich«, flüsterte Hilda, »er kommt hierher.«

Der Baron Fürwit kam äußerst erregt, er hatte die Prinzessin überall gesucht, die Baronin Dünhof war bereits sehr besorgt, sie hatte eine Herzattacke bekommen, und der Wagen stand vor der Tür. Marie hörte das alles kühl an, sie sei ja nur ein wenig spazierengegangen, meinte sie. Die Besorgnisse des Barons Fürwit, die Herzattacke der Baronin Dünhof erschienen ihr jetzt sehr geringfügig und gleichgültig.

*

Der Erbprinz Joachim von Neustatt-Birkenstein war mit seinem Adjutanten, dem Hauptmann von Keck, zu einem kurzen Besuche nach Gutheiden gekommen. Der lange, schmalschultrige, junge Herr mit dem glattgescheitelten, rotblonden Haar und dem blassen, ein wenig kränklichen Gesicht brachte Leben in das stille Schloß. Die kurzsichtigen, blauen Augen blinzelten nervös mit den blonden Wimpern, und die roten feuchten Lippen waren seltsam beweglich. Den ersten Abend saß der Prinz im Gartensaale, sprach viel in einer hastig überstürzten Art, erzählte von sich, lachte ein prasselndes, helles Lachen, zeigte Kartenkunststücke, spielte auf der Flöte vor, und die übrige Gesellschaft saß schweigend da und hörte ihm zu wie in einer Vorstellung. Als er mit dem Hauptmann Keck allein in seinen Gemächern war, sagte er: »Die Damen scharmant, scharmant, aber die Luft hier im Schlosse ist ein wenig muffig, finden Sie nicht, Keck?«

»Ich habe nichts bemerkt«, erwiderte der Hauptmann mit seiner müden Korrektheit.

Am nächsten Tage verlangte der Prinz schon frühmorgens die Wirtschaftseinrichtungen des Schlosses zu besichtigen. Unter der Führung des Majors gingen er, die Prinzessinnen, Fräulein von Dachsberg und der Hauptmann von Keck in die Ställe. Im Kuhstalle interessierte sich der Prinz für die Namen der Kühe, der Milchmädchen; mit dem Pferdestall war er sehr zufrieden. »Famos!« rief er, »ein Sanssouci der Pferde. Und wie fromm sie alle aussehen, wie Hofdamen«, flüsterte er Eleonore zu und lachte laut darüber, »gewiß, sie sehen ein wenig müde aus, als hätten sie nicht gut geschlafen, als hätten sie zu lange im Bett gelesen.« Dann wurden die Hunde besehen, und endlich begab man sich an den kleinen Mühlensee, um eine gute Angelstelle in Augenschein zu nehmen. Später ging der Prinz auf dem Gartenwege zwischen den bunten Reihen der Dahlien mit Eleonore auf und ab. Die Baronin Dünhof, die das Paar anfangs begleitet hatte, blieb diskret ein wenig zurück. Der Prinz machte ein ernstes Gesicht, zog die Augenbrauen zusammen, als müßte er scharf denken: »Ich habe dir noch nicht gesagt«, begann er, »wie glücklich mich das Arrangement unserer Eltern macht, du warst immer meine Lieblingscousine. Ich sagte schon zur Tante in Karlstadt: ›Cousine Eleonore ist prachtvoll, sie ist wie - angeln.‹« Er lachte auf: »Ja, das klingt dumm, aber angeln ist für mich Ruhe, Frieden. Du mußt mich angeln sehen, nur wer mich beim Angeln gesehen hat, kennt mich. Eine Dame, die mich angeln sah, sagte mir: ›Nun verstehe ich auch, daß Sie einmal gut regieren werden.‹«

Eleonore nahm das alles mit ihrem stillen, freundlichen Lächeln hin, aber das Gesicht des Prinzen wurde jetzt sorgenvoll: »Ich weiß nicht«, sagte er, »ob ich deiner Mutter gefalle. Sie schaut mich so kühl an, ich bin ihr wohl zu unruhig, das verstehe ich, ich bin mir selbst zu unruhig. Ich denke, es wäre eine Erholung, könnte ich einmal einen Tag der Hauptmann Keck sein. Na, man ist eben, wie man ist. Jetzt wollen wir Tennis spielen«, schloß er, ohne Eleonores Antwort abzuwarten, »und nach dem Frühstück angle ich, und ihr alle schaut zu.«

Nach dem Frühstück begaben sich die Prinzessinnen in Begleitung von Fräulein von Dachsberg und Mademoiselle Laure zum Mühlensee, um zuzuschauen, wie der Prinz angelte. Für die Damen waren Gartenstühle aufgestellt worden, der Prinz saß am Ufer und angelte, von einem Jägerburschen bedient, während der Hauptmann von Keck sich mit seiner Angel in das Erlengebüsch zurückzog.

»Die Stunde ist nicht sehr günstig«, sagte der Prinz, »aber versuchen wir es. Jetzt bitte achtzugeben, ich werfe die Angel aus, das ist nämlich auch eine Kunst, bitte, immer auf den Korken zu sehen, natürlich muß die größte Ruhe beobachtet werden.«

In schönem Schwunge flog die Angel in das Wasser, die Damen beugten sich ein wenig vor, schauten angestrengt auf den Korken, und es dauerte nicht lange, so begann dieser zu zucken, ging unter Wasser, der Prinz zog an und brachte einen schönen, wie ein Juwel schimmernden Barsch heraus. »Tadellos, tadellos!« rief er und lachte.

»Nein, das mache ich selbst!« wehrte er dem Jägerburschen. Mit weißen, nervösen Fingern umklammerte er den Fisch und zog den Haken heraus, sein Gesicht zuckte dabei, als empfände es einen Schmerz. Dann aber lachte er wieder und triumphierte: »Ist er nicht schön? N'est-ce pas, il est beau, mademoiselle?«

»Oh, Altesse, superbe«, sagte Mademoiselle Laure andächtig.

»Gut, jetzt werfe ich wieder aus, ich bitte um Ruhe!« kommandierte der Prinz. Die Angel flog in das Wasser, alle schwiegen, allein kein Fisch wollte beißen. Die unbewegte Luft war drückend heiß, harter Glanz zitterte auf dem Wasser und in den Schachtelhalmen, es war sehr still ringsum, nur zuweilen schnatterte eine Stockente im Schilfe, oder ein Bläßhuhn stieß einen freudlosen Schrei aus. Eleonore schaute den Prinzen an, das eben noch so bewegliche Gesicht war schlaff, aller Ausdruck schien von ihm fortgelöscht, es war das Gesicht eines müden, kränklichen Knaben. Eleonore mochte es nicht anschauen, sie schloß die Augen. Wie wohl die Ruhe tat, wie wohl es tat zu fühlen, wie die Gedanken allmählich undeutlich wurden und sich vermischten. Fräulein von Dachsberg saß längst mit geschlossenen Augen gerade auf ihrem Stuhl, und Marie blinzelte schläfrig in den Sonnenglanz. Sie hatte sich eine Verlobung anders gedacht, all das sah einem Alltag sehr ähnlich. Wer war denn hier bräutlich, höchstens Mademoiselle Laure, die mit ihren grellen, schwarzen Augen starr den Prinzen ansah. Nein, das beste war, zu schlafen wie die anderen.

»Wenn es nicht geht, dann geht es nicht!« rief der Prinz plötzlich. Die schlummernden Damen fuhren auf, der Prinz stand am Ufer, hatte die Angel fortgeworfen, und sein Gesicht war rot vor Ärger. Gleich darauf lächelte er aber wieder und meinte: »Die Damen haben geschlafen, nun ja, es ist verständlich. Aber jetzt müssen wir zum Schlosse zurück, Exzellenz Fürwit plante einen Spazierritt. Keck, wo sind Sie?«

Aus dem Erlengebüsche tauchte der Hauptmann von Keck auf, erhitzt und verschlafen.

»Na!« schloß der Prinz, »von einem großen Gefolge kann ich hier nicht sprechen.«

Im Schloß war Baron Fürwit eifrig dabei gewesen, den Ausflug in den Wald zu organisieren. Die Fürstin und Prinzessin Eleonore ritten mit den Herren, die übrigen Damen folgten im Wagen. Vor dem Försterhause sollte der Tee eingenommen werden, Graf Streith hatte hier alles angeordnet und machte den Gastgeber.

»Wunderhübsch, werter Graf«, sagte der Prinz, »was sind all unsere Eßsäle gegen solch einen Platz im Walde. Diese Dekoration, dieses Parfüm und dieses Oberlicht.«

Während des Tees jedoch war der Prinz unruhig, ein Gang nach einer Waldwiese war geplant, und er fürchtete, es könnte zu spät werden. »Die Rehe gehorchen Exzellenz Fürwit nicht, sie fügen sich nicht ins Programm.«

So brach die Gesellschaft bald auf, die Fürstin blieb mit dem Grafen Streith zurück. Als alle fort waren, lehnte sie sich bequem in ihrem Stuhl zurück und schloß halb die Augenlider, so daß die Augen nur wie schmale, blanke Streifen hervorschauten. Der Graf sagte nichts, er sah, daß der Fürstin das Schweigen wohltat. Schräg schien die Sonne durch die Stämme, unter den regungslosen, großen Tannen lag eine wunderbare, grüngoldene Stille. Endlich begann die Fürstin ihre Gedanken vor sich hin zu sprechen: »Er ist so ruhelos, es ist, als fürchte er stets, etwas zu versäumen. Wie ich das kenne! Wie schmerzlich er mir die ganze Vergangenheit zurückruft.«

Der Graf zog ein wenig die Augenbrauen zusammen, und als die Fürstin nicht weiter sprach, sagte er leise und zögernd: »Ist es nicht vielleicht Verschwendung, immer wieder zu gestatten, daß die Vergangenheit in eine Gegenwart eindringt, die doch glücklich sein könnte. Ich meine, wir müssen unsere Gegenwart so stark machen, daß sie die Vergangenheit verdrängt. Eine Aufgabe, die ich mir wünsche, wäre, dort, wo ich verehre, die Vergangenheit fortschieben zu dürfen.« Und seine flache Hand fuhr leicht über die Tischplatte, als schöbe sie etwas Unsichtbares fort: »Um an ihre Stelle eine wohltuende Gegenwart zu setzen, die ganz über die Vergangenheit herrscht.« Und mit spitzen Fingern legte die andere Hand etwas Unsichtbares behutsam auf den Tisch. Die Fürstin schaute sinnend zu, wie die beiden großen, weißen Hände sich auf dem Tische zu schaffen machten: »Ich weiß, Streith, ich weiß, aber mir ist heute, als gäbe ich meine Schmerzen an mein Kind weiter.« Sie lehnte den Kopf in den Stuhl zurück und schloß die Augen. »Wenn meine Eleonore heiratet«, fuhr sie fort, »dann ist der größte Teil meiner Aufgabe erfüllt. Meine Jüngste, ach Gott, das arme Kind mit seiner schwankenden Gesundheit, da wird ein stilles, bequemes Leben wohl das Wünschenswerteste sein.«

Die Fürstin schwieg eine Weile, und als sie wieder zu sprechen begann, hatten ihre Gedanken einen anderen Weg eingeschlagen: »Unsere Erziehung ist wohl daran schuld, unsere Fürstenerziehung, daß wir so schwer den Mut finden, ganz wir selbst zu sein.«

»Eine Pflanze, die nicht den Mut zur Blüte findet«, bemerkte der Graf.

Die Fürstin öffnete die Augen und lächelte matt: »Ach, Streith, immer galant.«

Der Graf verneigte sich leicht. Vom Walde her erklangen die Stimmen der zurückkehrenden Gesellschaft, die Unternehmung war sehr gelungen gewesen; »es war«, meinte der Prinz, »als seien alle Rehe des Waldes für mich zusammenbestellt worden.«

Da die Sonne jetzt unterging, mahnte Baron Fürwit zur Rückkehr in das Schloß.

Das Diner war feierlicher als sonst, die Damen erschienen in großer Toilette, und der Erbprinz hielt eine Ansprache. Er dankte für den schönen Tag, den er hier hatte verbringen dürfen. »In diesem Schlosse«, fuhr er fort, »wohnt nicht nur das Glück, auch der Fremde, der hier einkehrt, kann sich hier sein Glück holen.« Die Baronin Dünhof lächelte, und die Augen wurden ihr feucht.

Nach dem Diner verlangte der Prinz nach einem Mondscheinspaziergang, da der Vollmond über dem Garten stand. »Wir haben ein Recht auf unsere Sentimentalitäten«, erklärte er. So stieg er mit den jungen Damen in den Garten hinab, und sie gingen langsam die hell beschienenen Wege entlang. »Zu den Frühbirnen wollen wir gehen«, schlug der Prinz vor. Der Birnbaum stand mitten auf einem runden Rasenplatze, und seine Zweige bogen sich unter der Last der kleinen, gelben Birnen. »Bitte, meine Damen, sich unter den Baum zu stellen«, rief der Prinz, »Fräulein von Dachsberg, Mademoiselle Bouttancourt, wenn ich bitten darf. Eleonore, Marie, bitte hier, Keck, stehen Sie dort.« Der Prinz begann kräftig den Baum zu schütteln, und die Früchte fielen prasselnd und blank im Mondschein nieder. Marie und Mademoiselle Laure stießen kleine Schreie aus, der Prinz lachte schallend und nannte das »eine Birnendusche«, Fräulein von Dachsberg aber nahm es übel.

»Ich muß doch bitten, Hoheit«, sagte sie, »es ist genug, wenn ich bitten darf.«

»Gut, es soll genug sein«, beschloß der Prinz, »jeder ißt jetzt eine Birne. Darf ich anbieten?« Und er selbst biß herzhaft in eine der taufeuchten Birnen und rief: »Süß, süß, süß wie Cousinen. Und nun kommt der Mondscheinspaziergang.«

Nun zog die Gesellschaft an den Reihen der mondbeglänzten Dahlien und Stockrosen entlang, der Prinz ging neben Eleonore und wurde gefühlvoll. »Wie wohltuend«, meinte er, »ist ein Tag, auch nur eine Stunde, in der wir nach Herzenslust gefühlvoll sein dürfen. Wir müssen ja sonst unsere Gefühle verstecken, und da sammelt sich dann so vieles an. Ist hier nicht eine Laube, in der es süß duftet? Nein? Nun, dann setzen die Damen sich hier auf die Gartenbank, und ich deklamiere etwas.«

Die Damen mußten sich setzen, der Prinz jedoch blieb stehen und deklamierte:

»Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz.«

Er sprach mit viel Ausdruck, ja, es war als übermannte ihn eine tiefe Rührung, denn seine Stimme zitterte. Hell vom Monde beschienen erschien seine Gestalt im Abendanzuge länger und schmäler, sein Gesicht blässer als sonst.

Was hat er? dachte Eleonore. Ist das ein wirklicher Schmerz, der in seiner Stimme zittert? Und zum ersten Male fühlte sie etwas wie zärtliches Mitleid mit diesem bleichen jungen Menschen.

Marie aber dachte: Er sieht aus wie ein Gespenst.

Das Gedicht war zu Ende, niemand sagte etwas, nur Mademoiselle Laure murmelte leise ein »sublime«. Der Prinz machte ein wenig befangen einige Schritte, sah zum Monde auf und verzog wie geblendet sein Gesicht. Fräulein von Dachsberg aber mahnte zur Rückkehr in das Schloß.

Als die Prinzessinnen in ihrem Schlafzimmer allein waren und Marie bereits im Bette lag, fühlte sie sich gedrungen, ein Endurteil abzugeben: »Ich finde ihn nett«, sagte sie, »und ich glaube, wenn man einen Tag über mit ihm zusammen gewesen ist, dann schläft man gut.«

Eleonore stand am Fenster, sie hatte die Vorhänge zurückgezogen und schaute in den Garten hinab. Plötzlich ließ sie ein leises »Oh« hören. Dieses »Oh« klang so seltsam, daß Marie aufhorchte, eilig aus dem Bette stieg und an das Fenster lief. In dem taghell beschienenen Garten konnte sie anfangs nichts Ungewöhnliches sehen, doch dann bemerkte sie, daß sich zwischen den ruhig und schwarz auf den Wegen liegenden Schatten der hochstämmigen Rosen etwas regte, und nun traten zwei Gestalten in das volle Licht, Mademoiselle Laure und der Prinz. Langsam gingen sie an der Buchsbaumhecke hin und verschwanden im Dunkel der Lindenallee. Eleonore hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, sie war blaß geworden und schaute gerade vor sich hin. Auch Marie war erschüttert. Was sie da erlebte, erschien ihr unheimlich, und ein Schauer überlief sie. Sie wunderte sich über ihre eigene Stimme, die trocken und belehrend sagte: »Ja, liebe Lore, daran wirst du dich nun gewöhnen müssen.«

»Gewöhnen«, wiederholte Eleonore und sah die Schwester verständnislos an. - Marie ging ruhig zu ihrem Bette zurück und legte sich nieder. »Gewiß«, bemerkte sie noch, »das lernt man schon aus der Geschichte.«

Im Zimmer wurde es einen Augenblick still, plötzlich stand Eleonore vor Mariens Bett, die sonst so sanften Augen blitzten: »Ich verbiete dir, so zu sprechen«, stieß sie leise und leidenschaftlich hervor, »ich verbiete dir, jemand zu sagen, was du gesehen hast, ich würde mich zu Tode schämen, wenn jemand das wüßte.«

Marie war erschrocken und schwieg, Eleonore aber wandte sich ab und ging zu ihrem Spiegel. Natürlich wird sie sich jetzt das Haar bürsten wie Roxane, dachte Marie, und das erschien ihr sehr traurig.

Am nächsten Tage verabschiedete sich der Erbprinz. Er war sichtlich bewegt, als er der Fürstin die Hand küßte. »Hier bei euch«, sagte er, »Wird man nicht nur glücklicher, sondern auch besser.«

*


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