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Wir haben in den vorhergehenden Kapiteln gesehen, wie unbillig der Congreß die gerechten Ansprüche der Offiziere vor Auflösung der Armee behandelte, wie dieselben Männer, die acht Jahre hindurch ihrem Vaterlande so tapfer gedient hatten, genöthigt waren, zu Drohungen von Gewaltthätigkeiten ihre Zuflucht zu nehmen, um die Zahlung des ihnen versprochenen und schuldigen Gehaltes zu erlangen, wie das Volk, um sich unter einem plausiblen Vorwande seinen Verbindlichkeiten zu entziehen, gegen die armen Offiziere Partei nahm und wie hülflos und verlassen dieselben am Schlusse des Krieges dastanden.
Die engen Bande, welche in Folge gemeinsam erduldeter Mühseligkeiten und Gefahren diese alten Waffengefährten vereinigt hatten, wurden nun durch die ihnen von ihrem undankbaren Vaterlande zu Theil werdende schnöde Behandlung noch enger geschlossen. Bei diesem traurigen Rückblick in die Vergangenheit, dieser trostlosen Lage in der Gegenwart und dieser hoffnungslosen Aussicht für die Zukunft, war es deßhalb nur zu natürlich, daß die in die Reihen der Bürger zurücktretenden Offiziere auf den Gedanken einer nach ihrem Auseinandergehen noch fortdauernden Vereinigung kamen, und daß sie vor ihrer Trennung einen Bund unter sich bildeten, welcher mit der Erinnerung an die gemeinschaftlichen Entbehrungen und Gefahren zugleich die Einheit und Lauterkeit ihrer Gesinnung, so wie endlich das Gefühl lebenslänglicher Kameradschaft verewigen sollte. Dies war der Bund der später sogenannten Cincinnati.
Es heißt, daß die Idee dazu vom General Knox ausgegangen sei, man hat aber keinen positiven Beweis dafür. Wir halten im Gegentheil diese Annahme für unwahrscheinlich, da Knox, wenn er zuerst seinen Kameraden diesen Vorschlag gemacht hätte, ihn viel energischer verfolgt und nicht verleugnet haben würde, als der Bund von den verschiedenen Staaten und vom Volke angegriffen ward. Indessen glauben wir, der Wahrheit nahe zu kommen, wenn wir annehmen, daß, wie bei Entstehung ähnlicher Gesellschaften, der Plan, wenn auch Anfangs unbestimmt, gleichzeitig in mehreren Köpfen entsprang, und daß er erst durch gegenseitige Besprechung entschiedene Umrisse und charakteristische Gestalt annahm. In dieser Weise wird die Majorität sämmtlicher Offiziere wahrscheinlich ihren Theil zur Errichtung der Gesellschaft beigetragen haben.
Jedenfalls können wir, ohne zu weit zu gehen, annehmen, daß die ausländischen Offiziere der amerikanischen Armee einen großen, wenn nicht den wesentlichsten Antheil an der Stiftung des Bundes hatten und daß namentlich dessen äußere Abzeichen von ihnen herrührten. Einmal gab es zur Zeit der Kolonialherrschaft keinen Orden in Amerika, die Stiftung eines solchen konnte also auch schwerlich in amerikanischen Köpfen ihren Ursprung gehabt haben, dann aber wissen wir, daß der Major de l'Enfant, ein französisch-amerikanischer Offizier, die Medaille zeichnete, daß die Gesellschaft seinen Vorschlag, den Orden zu tragen annahm, und daß die Besorgung dieses Theiles ihrer Geschäfte ganz in den Händen der fremden Offiziere lag. Endlich aber legten diese einem Orden großen Werth bei und betrachteten ihn als den einzigen sprechenden Beweis ihrer Theilnahme an einem ruhmvollen Kriege. Steuben, der ehemalige Hofmarschall, hat vielleicht mehr als irgend einer an Stiftung des Ordens Theil genommen, da er nichts weniger als gleichgültig gegen derartige Auszeichnungen und ein eifriger Freimaurer war.
Indessen sei dem wie ihm wolle, so glauben wir mit Rücksicht auf die hervorragende Theilnahme Steuben's an Gründung der Gesellschaft gerechtfertigt zu sein, wenn wir hier eine den uns zu Gebot stehenden handschriftlichen Quellen entnommene kurze Skizze der Gesellschaft mittheilen. Das erste Protokoll lautet: The Institution of the Society of the Cincinnati, formed by the officers of the American army of the Revolution. Printed by order and for the use of the nombers of the N. Y. Society. New-York 1851. Ich verdanke diese als Manuskript gedruckte interessante kleine Broschüre der Güte des Herrn Senators Hamilton Fish in New-York.
»Als die amerikanische Armee an den Ufern des Hudson stand, wurden am 10. Mai 1783 den verschiedenen Linien-Regimentern Vorschläge zur Gründung einer Gesellschaft gemacht, deren Mitglieder aus den Offizieren der Armee bestehen sollten. Demzufolge ward von jedem Regimente je ein Offizier ernannt, welche in Verbindung mit den Generalen jene Vorschläge bei der an demselben Tage gehaltenen Versammlung in Erwägung ziehen sollten, in welcher General-Major Baron von Steuben die Güte hatte, den Vorsitz zu führen. Auf dieser Versammlung ward der Gegenstand einem, aus dem General-Major Knox, dem Brigade-General Hand und dem Capitain Shaw bestehenden Comite übertragen, deren in der Versammlung vom 13. Mai 1783 in General Steuben's Hauptquartier (Verplankshouse) überreichter Bericht einstimmig angenommen ward und also beginnt:
Es hat dem höchsten Lenker des Weltalls in der Anordnung menschlicher Angelegenheiten gefallen, die Trennung der Kolonien von Nord-Amerika von der Herrschaft Großbritanniens zu veranlassen, und nach einem blutigen Kriege von acht Jahren sie zu freien, unabhängigen und souveränen Staaten zu machen, welche durch vorteilhafte Bündnisse mit einigen der größten Fürsten und Mächte der Erde alliirt sind.
Um daher sowohl das Andenken an dieses großartige Ereigniß als die gegenseitigen Freundschafts-Bündnisse zu verewigen, welche unter dem Drucke gemeinsamer Gefahr geschlossen und in manchen Fällen durch das Blut der Genossen enger geknüpft wurden, vereinigen, constituiren und verbinden sich die Offiziere der amerikanischen Armee in feierlichster Weise zu einer Gesellschaft von Freunden, welche so lange dauern soll, als irgend welche männliche Nachkommenschaft oder in deren Ermangelung Seitenverwandte von ihnen vorhanden sein werden, die für würdig erachtet werden, die Träger und Mitglieder jener Gesellschaft zu sein.
Die Offiziere der amerikanischen Armee, die meistens aus den Bürgern Amerikas hervorgingen, hegen eine große Verehrung für den Charakter des berühmten Römers Lucius Quintus Cincinnatus, und indem sie entschlossen sind, dessen edlem Beispiel durch Rückkehr in ihre bürgerliche Stellung zu folgen, glauben sie sich mit Recht
› die Gesellschaft der Cincinnati‹
nennen zu können.
Die folgenden Grundsätze sollen unveränderlich sein und die Grundlage der Gesellschaft der Cincinnati bilden: Ein unablässiges Bestreben, jene erhabenen Rechte und Freiheiten der menschlichen Natur unverletzt aufrecht zu erhalten, für welche sie gefochten und ihr Blut vergossen haben, und ohne welche die hohe Stellung eines vernünftigen Wesens ein Fluch statt ein Segen ist.
Ein unabänderlicher Entschluß, zwischen den verschiedenen Staaten jene zu ihrem Glück und der künftigen Würde des amerikanischen Reiches so wesentlich nothwendige Einigkeit und Nationalehre zu fördern und zu pflegen.
Um der unter den Offizieren bestehenden herzlichen Zuneigung immerwährende Dauer zu geben, wird dieser Geist brüderlicher Liebe alle ihre Beziehungen beherrschen und sich besonders nach dem Vermögen der Gesellschaft auch auf die praktischen Handlungen der Wohlthätigkeit gegen solche Offiziere und deren Familien ausdehnen, die unglücklicher Weise in die Nothwendigkeit, dergleichen anzunehmen, versetzt sein dürften.«
Hierauf werden eine Reihe von Regeln für die Leitung des Ordens gegeben, deren Vorgesetzte aus einem Präsidenten, Vize-Präsidenten, Sekretär, Schatzmeister und Unterschatzmeister bestehen sollen, die auf den jedesmaligen, alle drei Jahre abzuhaltenden Versammlungen, zu wählen sind. Er ist in Gesellschaften der verschiedenen Staaten getheilt, die in gleicher Weise organisirt sind und die Macht haben, sich selbst zu leiten. Die alle drei Jahre zu haltende Versammlung soll aus den Beamten und einer Delegation von nicht mehr als Fünf von jedem Staate bestehen.
»Alle Offiziere der amerikanischen Armee, sowohl diejenigen, welche mit Ehren nach dreijährigem Dienst in der Eigenschaft als Offizier ausgetreten, oder welche durch Anordnungen des Congresses in Folge der verschiedenen Reformen der Armee entlassen worden sind, als diejenigen, welche bis zum Ende des Krieges dienten, haben das Recht, Mitglieder dieses Bundes zu werden,« vorausgesetzt, daß sie die Statuten binnen sechs Monaten unterschreiben und eine monatliche Zahlung für Gründung eines Fonds zeichnen, dessen Zinsen der Unterstützung der Familien der Gefallenen gewidmet sein sollen. Als ein Beweis der Hochachtung für das Andenken solcher Offiziere, welche im Dienst geblieben sind, wird dasselbe Recht auf deren älteste männliche Nachkommen ausgedehnt, so wie auf solche französische Offiziere, die im Revolutionskriege, vom Range eines Obersten an, gedient haben. Auch Ehrenmitglieder, jedoch bloß für ihre Lebenszeit, sind in dem Verhältniß von Einem zu Vier wählbar.
Es ist eine Dekoration vorgeschrieben, die in einem kahlköpfigen Adler von Gold besteht, und um das Bündniß Frankreich's und Amerika's zu bezeichnen, an einem dunkelblauen weiß eingefaßten Bande hängt. Der Adler hält in den Klauen goldene Oelzweige, deren Blätter in grünem Email sich um die ganze Figur fortsetzen, so daß sie über seinem Haupte einen Kranz bilden, an welchem die Schnalle befestigt ist. Auf der Brust des Adlers ist Cincinnatus vorgestellt, wie er von drei römischen Senatoren ein Schwert empfängt, nebst verschiedenen geeigneten Figuren im Hintergrunde. Um das Ganze läuft die Umschrift: › Omnia reliquit servare rempublicam.‹ Auf der Rückseite sieht man den Ruhm, wie er den Cincinnatus mit einem Kranze krönt, so wie das Motto: › Esto perpetua!‹
So ward dann der Orden der Cincinnati gestiftet, mit General Washington als Präsidenten, General Knox als Secretär und General Mc. Dougal als Schatzmeister. Trefflich und edel in seinen Bestrebungen und wohlthätig in der Ausführung, aber etwas exclusiv, erregte er die Feindseligkeit Aller, welche den Ruhm seiner Mitglieder beneideten, Aller, die jene unmögliche Gleichheit von der Revolution erwarteten, so wie Einiger, die zu fern standen, um seinen wahren Charakter zu verstehen. Wie gewöhnlich in solchen Fällen waren die Widersacher thätiger als die Vertheidiger und es glückte ihnen, sowohl in Amerika als in Europa eine heftige Stimmung gegen die Gesellschaft zu erregen.
Den stärksten in den Vereinigten Staaten publizirten öffentlichen Angriff gegen die Cincinnati schrieb Aedanus Burke in Süd-Carolina. Selbst der Titel Considerations on the Society or Order of Cincinnati lately instituted by the Major Generals, Brigadier Generals and other Officers of the American Army. Proving that it creates a race of hereditary Patricians or nobility. Interspersed with remarks on its consequences to the freedom and happiness of the Republic. Addressed to the People of South Carolina and their Representatives. By Cassius (supposed to be written by Aedanus Burke Esq., one of the chief justices of the State of South Carolina. »Blow ye the trumpet in Zion.« The Bible. Philadelphia, Printed and sold by Robert Bell in thirdstreet, Price one sixth of a dollar MDCCLXXXIII.« seiner Bemerkungen zeigt, daß sie als eine revolutionäre Flugschrift zu doktrinär und zu langweilig sind, während sie als faktische Auseinandersetzung und Widerlegung zu oberflächlich und zu wenig erschöpfend sind. Auf diesen Angriff stützt sich das bekannte Pamphlet Mirabeau's, das vielleicht mehr wegen seines Verfassers als wegen seines Inhalts zu großer Verbreitung und zu großem Ruf gelangt ist.
Mirabeau giebt Burke's Bemerkungen fast wörtlich wieder und bereichert sie hie und da noch mit einigen Nutzanwendungen. Sie stimmen beide darin überein, Steuben zum »Großmeister des Ordens unter dem bescheidenen Titel eines Präsidenten« zu machen, ja Burke geht so weit, alle Gehässigkeit seiner Vorwürfe anstatt gegen Washington und die anderen Offiziere und Mitglieder der Gesellschaft, ausschließlich gegen Steuben, als gegen einen fremden zu richten. »Ich habe die Ehre,« sagt er, »dem Herrn Baron Steuben zu bemerken, daß, wenn auch ein adliger Orden unter den kleinen Fürsten Deutschlands an seiner Stelle sein mag, er doch in Amerika mit unsrer Freiheit unvereinbar ist.« Burke sowohl als Mirabeau klagen die Gesellschaft an, daß sie einen Erbadel zu gründen beabsichtigten.
»Die Stiftung des Ordens der Cincinnati« – sagen sie – »ist die Gründung eines wirklichen Patriziats und eines militärischen Adels, der in Kurzem einen bürgerlichen Adel und eine sehr gefährliche Aristokratie im Gefolge haben muß. Einmal ist derselbe erblich, muß also im Laufe der Zeiten fortwährend zunehmen und Macht aus den Vorurtheilen gewinnen, die er selbst erzeugt; dann aber steht er außerhalb der Constitution und den Gesetzen des Landes. Es hat somit das Gesetz keine Mittel zu seiner Controlle vorgesehen. Er stellt sich daher über die Verfassung, von der er keinen Theil bildet, bis die Zeit kommen wird, wo er vermöge theils heimlicher, theils offener Versuche am Ende selbst in die Constitution aufgenommen werden oder, nachdem er lange Zeit hindurch deren Grundlagen untergraben hat, zuletzt dieselbe umstürzen und gänzlich zerstören wird.«
Es ist wahr, daß die neue Stiftung einen handgreiflichen Widerspruch gegen den Charakter der Zeit und diese auf demokratische Prinzipien gegründete Republik bildete, und eben so wenig läßt sich in Abrede stellen, daß die von Individuen und einzelnen Staaten an den Tag gelegte Besorgniß einen großen Theil gesunden Verstand und Wahrheit enthielt; es ist aber trotzdem ein großer Irrthum, daß die Cincinnati je im Stande gewesen wären, einen Erbadel zu gründen.
Wenn wir diesen Tadel mit einigen Worten kritisiren, so dürfen wir, um gerecht zu sein, vor allen Dingen nicht vergessen, daß er vor der großen französischen Revolution, also zu einer Zeit ausgesprochen wurde, wo es nur eine Form des Adels gab, wo dieser entartet und verachtet die besten Kräfte der Völker in sich aufnahm und sie nach Außen repräsentirte, und wo die noch nicht entfesselten Kräfte der Nation noch gar keine andere Form der Aristokratie ahnen ließen.
Die Parallele zuvörderst ist falsch, welche Mirabeau und Burke zwischen den europäischen und amerikanischen Zuständen ziehen, mit an der Entstehung des dortigen Patriziats- und Feudal-Adels zu beweisen, daß dem amerikanischen Volke aus der Gründung der Cincinnati ähnliche Institutionen drohten. Der Erbadel entstand auf dem Continent Europa's mit dem Fall der Carolingischen Dynastie und in England mit der Normannischen Eroberung, d. h. mit der Erblichkeit der Lehne. Das Lehn ist die eigentliche Basis des Adels, es verleiht ihm Lebenskraft und Einfluß. Der spätere Brief- und Hofadel sind nur Auswüchse dieses Lehnsadels und können selbstredend nur da gedeihen, wo es einen Hof oder absoluten Willen giebt, der ihn schafft und stützt. Aber in den Vereinigten Staaten giebt es weder Lehn noch einen Hof. Alle Bürger haben vielmehr gleiche constitutionelle Rechte, und vor Allem fehlen die Grundbedingungen, welche derartige Zustände aufkommen lassen könnten. Der Ursprung der Lehne war der Krieg und die Eroberung gegen einen allezeit gerüsteten Feind und in Folge dessen die Nothwendigkeit einer stets gerüsteten Macht.
Naive Zeiten, wo man glaubte, daß in Amerika der bloße gute oder böse Wille des Individuums eine Aristokratie nach damaligem europäischen Muster schaffen konnte! So wenig man den Adel dadurch aufhebt, daß man ihm die äußere Auszeichnung nimmt, so wenig kann man ihn dadurch in's Leben rufen, daß man sich oder Anderen äußere Auszeichnungen beilegt. Er muß unbedingt auf mächtigen Interessen, wie z. B. Grundbesitz beruhen; allein Titel und Würden sind ohne jene solide Basis höchstens ein Prädikat, ein Ausfluß, aber keine Bedingung des Adels. Oder sind etwa die 100,000 Individuen, welche sich in den Vereinigten Staaten tagtäglich den Titel eines Commodore, General, Oberst und Capitain beilegen, als Aristokraten gefährlich?
Eben so wenig bedarf es der Erblichkeit oder des Erstgeburts-Rechts, einen neuen Adel besonders furchtbar und stark zu machen. Er hat sich durch diese Eigenschaften allerdings in gewissen Perioden leichter behauptet und ausgedehnt; allein auch ohne sie kann er mächtig herrschen. Der Süden der Vereinigten Staaten, von welchem die Angriffe gegen die Cincinnati ausgingen, hat innerhalb von kaum zwei Menschenalter ganz allmählig ohne äußere Auszeichnung die Erblichkeit der Cottonlords unter sich aufwachsen sehen, die trotz ihrer Jugend mit der ältesten und stolzesten Geburts-Aristokratie Europa's an Exklusivität, Egoismus und Engherzigkeit wetteifern. Neu-England, wo ein fast einstimmiger Ruf der Entrüstung gegen die Cincinnati ausbrach, hat in seinen Fabrikherren und großen Kaufleuten – den sogenannten Merchantprinces – eine Aristokratie, die nur ihre Interessen kennt und viel stärker ist als der bloße Titel- und Brief-Adel.
Wären die Offiziere, welche die Cincinnati-Gesellschaft bildeten, bei den Fahnen vereint geblieben, wäre die Vereinigte Staaten-Armee, statt so gut wie aufgelöst, noch verstärkt worden, so hätte vielleicht, weil ein natürlicher Mittelpunkt gegeben war, eine Gefahr aus dem Orden erwachsen können, allein meistens arm in die Mitte der Bürger zurückgekehrt und ohne jeden anderen Einfluß als den, welchen persönlicher Werth und Verdienst verleiht, hatten diese Offiziere, selbst wenn sie die schlechtesten Absichten gehabt hätten, keine natürliche Basis, keinen inneren Zusammenhang zur Durchführung ihrer Pläne.
Der Schrei der Gefährlichkeit gegen die Cincinnati war von allen Phrasen entkleidet nichts als das böse Gewissen des Volkes, das seine Vertheidiger so herzlos und undankbar behandelt hatte und jetzt von deren Seite eine Wiedervergeltung für all den Wortbruch und die Treulosigkeit fürchtete.
»Ich bin ganz entschieden dagegen und trifft damit den Nagel auf den Kopf,« schreibt General Greene am 22. April 1784 von Newport an Washington Washington's Writings IX. 496. – »den Orden jetzt abzuschaffen, weil vom Volke ein so großes Geschrei dagegen erhoben wird. Heben wir ihn auf, so richtet sich der ganze Strom der öffentlichen Schmähungen gegen die Umwandlung des Soldes. Das Publikum von Neu-England bedarf eines Vorwandes, um mit den Offizieren zu zanken. Entfernen Sie den einen, und es wird bald einen andern haben. Nicht in der Sache selbst, sondern in der Stimmung des Volkes liegt die Ursache seiner Beschwerden und Anklagen.«
Die Indignation aber schärfte den Argwohn, der seit den Neuburger Adressen gegen die Offiziere entstanden war, und wandte dadurch selbst die Möglichkeit einer solchen Strafe vom Lande ab. Es war hier wieder Washington, der mit dem ihm allein eignen feinen Takte zur rechten Zeit einlenkte und dadurch, daß er den Cincinnati die Abschaffung der Erblichkeits-Clausel empfahl, den öffentlichen Sturm beschwichtigte und den Vereinigten Staaten eine vielleicht blutige Krisis ersparte. Die Gesellschaft änderte übrigens keinen Buchstaben in ihren Statuten; allein sie trat bald vor anderen Kämpfen in den Hintergrund und gab nur noch wenig öffentliche Lebenszeichen von sich.
Steuben's Papiere enthielten eine große Menge von Dokumenten und Briefen, welche sich auf die Cincinnati beziehen. Fast alle Einladungen zum Eintritt in den Orden wurden von Steuben geschrieben, wie z. B. die an den Chevalier de la Luzerne, an die Generale Greene, Gates, Sullivan, Wayne und Andere. Wir theilen hier indessen nur die Schreiben mit, welche neues Licht auf die Geschichte und den Charakter des Ordens werfen und deßhalb von allgemeinem Interesse sind.
Die General-Majore Heath, Steuben und Knox waren von der Versammlung der Offiziere am 13. Mai 1783 beauftragt worden, dem Obergeneral eine Abschrift des Entwurfs des Ordens zu überreichen und ihn zu ersuchen, er möge die Reihe der Unterschriften durch Vorsetzung seines Namens beehren. Am 18. ersuchte Steuben den General Heath die Zeit zur Ausführung dieses Auftrages zu bestimmen, worauf Heath an demselben Tage antwortete, daß der Plan Sr. Exzellenz dem Obergeneral am nächsten Dienstag solle überreicht werden. Washington ward also am 20. Mai 1783 Mitglied und erster Präsident des Ordens.
Steuben selbst charakterisirt den letztern in einer Einladung an den Chevalier de la Luzerne vom 24. Mai 1783 wie folgt: Dieser und die übrigen Briefe dieses Kapitels finden sich in den Man.-Pap. Steuben's in Bd. X. und in Utica.
»Der Zweck dieser auf den Grundsätzen des Patriotismus und der Dankbarkeit gegründeten Stiftung besteht darin, das Gedächtnis einer für Amerika so ruhmreichen Epoche wie die gegenwärtige und den erfolgreichen Beistand zu verewigen, welcher diesem Lande von seinen großmüthigen Verbündeten zu Theil ward. Die amerikanischen Offiziere werden sich geehrt fühlen, wenn ihnen gestattet ist, neben ihren eigenen Namen, die jener berühmten Männer zu nennen, welche ihre warme Theilnahme an den Rechten des Menschengeschlechts im Allgemeinen und an denen der Amerikaner insbesondere an den Tag gelegt haben.«
Zu derselben Zeit, als die Gesellschaft in Amerika heftigen Angriffen ausgesetzt war, ward sie am französischen Hofe sehr günstig angesehen. Major de l'Enfant, den Washington in einem Briefe an Rochambeau vom 29. Oktober 1783 beauftragt hatte, die Bestimmungen der Gesellschaft in Frankreich in Ausführung zu bringen, benachrichtigt Steuben in einem Schreiben vom 21. Dezember 1783 aus Paris folgendermaßen von den Resultaten seiner Sendung.
»Mit der größten Genugthuung kann ich Ihnen den Erfolg der Cincinnati in Frankreich mittheilen. Die Schwierigkeiten sind beseitigt, welche der Zulassung des Ordens in Frankreich entgegenstehen können, trotzdem daß man hier geneigt ist, keinen fremden Orden zu dulden. Se. Majestät, von dem Wunsche beseelt, den Amerikanern einen Beweis seiner aufrichtigen Freundschaft zu geben, hat in einem Cabinetsbefehl seinen Offizieren erlaubt, die Dekoration der Cincinnati mit den anderen Orden seines Reiches zu tragen. Ich habe an General Washington geschrieben und schließe eine Abschrift des Briefes an ihn bei. Es sollte mir angenehm sein, wenn derselbe übersetzt und in den Zeitungen veröffentlicht wird; er muß, denke ich, eine gute Wirkung hervorbringen. Hier in Frankreich hält man den Orden der Cincinnati für eine größere Ehre als das Kreuz des heiligen Ludwig. Täglich laufen bei mir Gesuche um Verleihung des ersteren ein. Die Adler sind auf gutem Wege, versuchen Sie nur die Subskriptionen in Philadelphia zu fördern. Ich habe meine Anordnungen getroffen, aber um sie in Ausführung zu bringen, brauchen wir Fonds.«
Der Brief an Washington, auf welchen de l'Enfant oben anspielt, lautet in deutscher Uebersetzung wie folgt:
»So wie es für den Zweck meiner Reise nothwendig war, reiste ich mit möglichster Schnelligkeit nach Paris und händigte Ew. Exzellenz Briefe sofort den Grafen Rochambeau, d'Estaing, de Grasse und dem General Marquis von Lafayette ein. Zu derselben Zeit stattete ich allen in Paris wohnenden Offizieren meinen Besuch ab, welche vermöge ihres Dienstes und ihrer Stellung in der französischen Armee als Cincinnati zu betrachten sind. Es gereicht mir zur größten Genugthuung, daß ich jetzt der Ueberbringer ihrer Dankbarkeit bin, und es ist mir nicht weniger schmeichelhaft, Ew. Exzellenz von dem Erfolg meiner Mission und der hohen Würdigung benachrichtigen zu können, welche in der französischen Nation gegen die amerikanische Armee deßhalb lebendig ist, weil sie die ausgezeichnetsten Repräsentanten ihrer eigenen Armee mit so schmeichelhafter Auszeichnung ehrt.
Eine einzige Unterredung mit den französischen Offizieren würde Sie sofort überzeugen, wie tief sie im Grunde ihres Herzens jene brüderlichen Gefühle hegen, welche sie ein so mächtiges Interesse an dem Glücke und der Wohlfahrt Amerika's nehmen lassen. Dieser Orden, den sie als ein den republikanischen Tugenden errichtetes Denkmal betrachten, als die Grundlage einer innigen Vereinigung zwischen den verschiedenen Staaten, als ein neues Band, welches die Dauer ihrer gegenseitigen Freundschaft sichert, kann nicht in zu vortheilhaftem Lichte angesehen werden.
Die Erlaubniß, welche unser edler Monarch, der Allerchristlichste König seinen Unterthanen bereits zur Anlegung des Ordens der Cincinnati ertheilt hat, ist nicht allein ein sprechender Beweis seiner Hochachtung, sondern auch ein unverkennbares Zeichen der Gefühle Sr. Majestät für Amerika.« –
Während aber die französischen Offiziere auf die Ehre stolz waren, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, während z. B. der Chevalier du Bouchet in der Auvergne, der bei der Capitulation von Burgoyne und Cornwallis zugegen gewesen war, in einem an Steuben gerichteten Briefe vom 12. Februar 1784 seine Aufnahme in die Gesellschaft der Cincinnati als eine der größten Auszeichnungen seines Lebens betrachtet, während der französische Armee-Intendant Tarle umständlich nachweist, daß er zu der Ehre des Ordens berechtigt ist, hatte gleichzeitig in den Vereinigten Staaten die Reaktion gegen die Gesellschaft ihren Culminationspunkt erreicht. Einige ihrer hervorragendsten Mitglieder zogen sich, um keinen Anstoß zu geben, sogar zurück, Andere legten die Insignien ab und noch Andere schlugen eine Modifikation vor. Wir finden in Steuben's Papieren einen in dieser Hinsicht sehr interessanten Brief des Generals Knox, den er am 21. Februar 1784 von Boston aus an jenen schrieb und den wir hier seinem ganzen Inhalte nach mittheilen:
»Wir hatten am 10. dieses Monats« – sagt er – »in hiesiger Stadt eine Versammlung der Gesellschaft, bei welcher General Lincoln den Vorsitz führte. Es ward ein Ausschuß gewählt für die Versammlung der Gesellschaft im nächsten Mai in Philadelphia, welches der beste Platz für diese Zusammenkunft zu sein scheint. Der Ausschuß besteht aus R. Putnam, Oberst Hall, Major Sargent und meiner Person, wahrscheinlich werden aber nur zwei von uns die Gesellschaft besuchen. Ihre Gesellschaft, Herr Baron, hat große Besorgniß unter dem guten Volke von New-England erregt, welches sagt, es sei eine ganz und gar ausländische, durch fremden Einfluß bewirkte Schöpfung. Diese Befürchtungen werden noch durch den Brief eines unserer Gesandten im Auslande gesteigert, welcher zu verstehen giebt, daß sie in Europa gebildet ward, um unsere glücklichen Institutionen umzustürzen. Burke's Pamphlet hat auch seine volle Wirkung. Sie sehen, wie viel Sie wegen Ihrer europäischen Einrichtungen zu verantworten haben. Ich streite, so weit es nur in meiner Macht steht, dafür, daß Sie bloß Ihren Antheil an der Sache hatten, aber es will nichts helfen. Burke's Anspielung hat es festgestellt, und Ihnen wird die Verantwortlichkeit dafür aufgebürdet, daß Sie eine Art Erbadel gestiftet haben. Unser Freund Heath sagt: »Ich habe Sie vor Allem gewarnt, das kommen wird!« Er hat die Versammlung nicht besucht. Die Legislatur unsres Staates ist indessen entschlossen, die Ausführung des Planes in dessen Bereiche zu verhindern. Zu diesem Zwecke hat die Assembly bereits ein aus Mitgliedern beider Häuser zusammengesetztes Comite gewählt, »um Untersuchungen über Verbindungen ober Vereine zur Einführung ungebührlicher Auszeichnung im Staate anzustellen, welche die Absicht haben könnten, eine dem Bunde der Vereinigten Staaten und dem Geiste der Verfassung dieses Gemeinwesens zuwiderlaufende Art von Erbadel zu schaffen.« Das Comite hat über das Resultat seiner Nachforschungen noch nicht berichtet. Ich werde Sie aber, sobald es geschieht, davon benachrichtigen. Sie müssen bemerkt haben, theurer Freund, wie leicht es ist, bei den besten Absichten Mißdeutungen und Verläumdungen zu erfahren. Lassen Sie mich wissen, wie man die Sache in Pennsylvanien und im Süden ansieht.«
»Knox und Jackson,« schreibt Wm. North etwas später an Steuben, – »meiden die Dekoration der Cincinnati wie den Teufel. Sie lächeln und lächeln und sind still.«
Um die Gesellschaft zu erhalten und den Vorurtheilen des Volkes zu begegnen, machte Washington auf deren erster Versammlung im Jahre 1784 den Vorschlag, die Bestimmung der Erblichkeit in der Verfassung zu beseitigen. »Die Amendements, worüber gestern und heute debattirt ward,« – schreibt Fairlie, der nebst Smith und Courtland als Delegat von New-York die Versammlung besuchte, – »gingen durch. Sie lauten: keine erbliche Nachfolge, keine Ehrenmitglieder mehr; die Fonds sollen in die Hand der Regierung gelegt werden, kein General-Schatzmeister. In der That, was nur General Washington vorbrachte, geschah; jeder erachtete ihn für ein sine qua non der Gesellschaft. Ich denke, Gates wird Vice-Präsident und Sullivan Sekretär werden.« »Es scheint also,« fährt B. Walker fort, an den dieser Brief gerichtet war, »daß unsere Verbündeten allein die Gesellschaft gerettet haben; sie sagen auf ein Mal, daß wir dem Volke manche Opfer gebracht haben, und nun bringen sie das letzte, wozu wir im Stande sind, durch gänzliche Auflösung der Gesellschaft.«
Bevor indessen Washington's Vorschlag von den Kapiteln der Staaten in Ausführung gebracht ward, machte eine besonnenere Wendung der öffentlichen Meinung die Veränderung überflüssig, so daß eine allgemeine Versammlung am 7. Mai 1800 einstimmig den Bericht des zur Prüfung der Akten der Gesellschaft niedergesetzten Comite's annahm, welcher sich dahin ausspricht: »daß das Institut der Cincinnati bleibt, wie es ursprünglich von den Offizieren der amerikanischen Armee in ihren Quartieren an den Ufern des Hudson im Jahr 1783 vorgeschlagen und angenommen ward.«
Steuben war Vice-Präsident der Gesellschaft der Cincinnati im Staate New-York von 1785-1786 und 1786 deren Präsident. Es scheint, daß er dieses Amt während vier aufeinander folgender Jahre bis 1790 bekleidete, wo er es niederlegte. »Die Wolken,« – sagt er bei dieser Gelegenheit, – »die Eifersucht und übel begründetes Vorurtheil über unsere Gesellschaft zusammengezogen, haben mich nicht eingeschüchtert. Im Bewußtsein der Reinheit unserer Institutionen habe ich standhaft den Weg meiner Pflicht in der Stellung verfolgt, welche Sie seit vier Jahren mir zu übertragen beliebten. Empfangen Sie, meine Herren, meinen aufrichtigen Dank für die wiederholten Zeichen von Anerkennung und Achtung, womit Sie mich ausgezeichnet haben, und lassen Sie mir die Gerechtigkeit widerfahren zu glauben, daß wenn meine Bemühungen für das Wohl der Gesellschaft nicht allen den Erfolg hatten, den ich wünschte, ich während meiner Präsidentschaft wenigstens den Trost hatte, zu sehen, daß die uns verknüpfenden Bande ihre Stärke behalten und den Glanz unseres Adlers unbefleckt erhalten haben.
Erlauben Sie mir, Ihnen mitzutheilen, daß meine Verhältnisse mich außer Stand setzen, für das folgende Jahr diesen Stuhl einzunehmen, falls Ihre Zuneigung mich mit einer Wahl beehren sollte.«
Seit die oben angedeuteten Vorurtheile sich gelegt hatten, war die öffentliche Aufmerksamkeit nur wenig mehr auf den Orden gerichtet. Indem sich seine Mitglieder der Pflege freundschaftlichen geselligen Verkehrs, der Unterstützung der Bedürftigen und der Erinnerung an ihre berühmten Verstorbenen und deren Thaten widmen, hat er wenig mit dem Geschäftsgeist seiner Umgebung gemein und ist zu oft von denen vergessen worden, welche zu seinen Auszeichnungen berechtigt sind.
Von seinen ursprünglichen dreizehn Kapiteln sind jetzt nur noch sechs in Thätigkeit, nämlich Massachusetts, New-York, New-Jersey, Pennsylvanien, Maryland und Süd-Carolina. Die 268 Offiziere der pennsylvanischen Linie, welche die Constitution der Gesellschaft unterzeichneten, sind jetzt durch 60 Nachkommen vertreten; von der New-Yorker Linie unterschrieben 230 die ursprüngliche Verfassung; die Gesellschaft dieses Staates zählt augenblicklich aber nur noch 73 Mitglieder. In Massachusetts war sie immer am zahlreichsten, sie bestand ursprünglich aus 333 Offizieren und zählt selbst gegenwärtig noch über 100 Mitglieder. Die reißend schnelle Abnahme derselben hat neuerdings die Aufmerksamkeit der Gesellschaft erregt und eine Modifikation der Ausnahme-Gesetze veranlaßt, so daß alle jetzt wählbar sein sollen, welche von irgend Jemandem abstammen, der ein Mitglied war oder hätte sein können. Diese Verordnung über die Nachfolge ward von der General-Versammlung am 7. Mai 1851 angenommen. Der jetzige Präsident der Gesellschaft des Staates New-York ist seit 1848 Hamilton Fish, der Sohn von Steuben's Unter-Inspektor, früher Gouverneur des Staates New-York und Senator der Vereinigten Staaten. Er ist zugleich Präsident der ganzen Gesellschaft, welche ihre letzte dreijährige Versammlung am 27. Mai 1857 in Boston hielt. Es waren auf derselben Delegaten von allen Gesellschaften der Staaten mit Ausnahme der von Süd-Carolina anwesend, und es wurden folgende Beamte gewählt: zum Präsidenten Hamilton Fish, zum Vice-Präsidenten Chas F. Davies von Portland in Maine, zum Schatzmeister Joseph W. Scott von New-Jersey, zum Sekretär Thomas Mc. Even.
Auf dem Bankett, welches am Abend jenes Tages stattfand, beantworteten Ex-Präsident Pierce und andere hervorragende Gäste die ausgebrachten Toaste.
Die nächste General-Versammlung der Cincinnati soll in Charleston in Süd-Carolina im Jahre 1860 gehalten werden.
Es sei hier schließlich noch bemerkt, daß von den ursprünglichen Gründern der Gesellschaft der letzte erst am 29. November 1854 starb. Es war dies Major Robert Burnett in Newburg, der noch 70 Jahre lang, nicht weit von der Stelle lebte, wo der von den Zeitgenossen als so gefährlich verschrieene Orden gestiftet wurde. Die Unglück weissagenden Prophezeiungen des heißblütigen Irländers A. Burke hatten sich also nicht erfüllt! Newburg, zur Zeit der Revolution noch unbedeutender als seine Mutterstadt an der Donau, deren Namen ihm die Pfälzer Einwandrer zur Erinnerung an die Heimath gegeben hatten, Newburg war seitdem zu einer ansehnlichen, blühenden Stadt herangewachsen. Auf Dampfschiffen und Eisenbahnen braust vor und unter ihm das geschäftigste Leben dahin, Handel und Fabriken begründen seinen Wohlstand, und die ganze Umgegend, auf welcher die eiserne Wucht des Revolutions-Krieges am härtesten gelastet hatte, ist jetzt ein blühender Garten, ein geschäftiger Markt, der die schlimmeren Zeiten der Entbehrung und des Leidens nur noch vom Hörensagen kennt.
Ueberhaupt tritt diese Zeit vor der Gegenwart mit ihren fast ausschließlich materiellen Interessen immer mehr in den Hintergrund. Aber selbst wenn jede äußere Spur von der Existenz der Cincinnati im Laufe der Jahre verwischt werden sollte, so ist er doch im Namen einer Stadt verewigt, die mit einer seitdem sprichwörtlich gewordenen Schnelligkeit aus dem Walde herausgewachsen und zu einem der bedeutendsten Emporien der Vereinigten Staaten geworden ist. Als General St. Clair und Oberst Sargent im Jahre 1789 den Namen des Ordens jenen drei Blockhäusern beilegten, welche am Zusammenfluß des Licking mit dem Ohio damals die Niederlassung Losanteville bildeten, ahnten sie nicht, daß sie eine »Königin des Westens« gründeten und den Cincinnati ein Denkmal errichteten, das alle Kunde von den Urhebern des Namens überdauern wird. Die Tochter macht ihren Vätern Ehre: auf dem Boden, welchen sie geebnet und unabhängig gemacht haben, blüht es stolz und mächtig, das junge, rebenumkränzte Cincinnati!