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Das Jahr 1783 verfloß selbst noch ruhiger als das vorhergegangene. Zu Anfang desselben war der Friedensschluß bereits gewiß, im März gelangte die Nachricht von der Unterzeichnung der Präliminarien ins Lager und am 19. April wurde der Armee die Einstellung der Feindseligkeiten verkündet. Von diesem Tage beginnt die Auflösung derselben, die bei den gerechten Ansprüchen der Soldaten und bei dem Unvermögen des Congresses, sie befriedigt nach Hause zu entlassen, ein sehr schwieriges Geschäft war.
»Unsere Mittel« – schreibt Richard Peters am 23. April 1783 an Steuben Steuben's Man.-Pap. Bd. X. – »sind gering, obgleich unsere Wünsche die besten und aufrichtigsten sind. Unsere Gegenwart steht zu unserer Vergangenheit in einem merkwürdigen Gegensatze. Früher bedrängte uns die Schwierigkeit, eine Armee auf die Beine zu bringen, und jetzt sind wir in Verlegenheit, wie wir dieselbe auflösen sollen. Alles, was der Congreß für unsere verdienten Soldaten thun kann, wird geschehen, aber ein leerer Beutel verhindert die Ausführung der besten Absichten.«
Steuben wurde von dem Oberbefehlshaber und dem Kriegsminister über die mit der Auflösung der Armee verbundenen Geschäfte sowie über die zur Landesvertheidigung nach dem Friedensschlusse nöthigen Einrichtungen sehr oft zu Rathe gezogen. Ueber den ersteren Gegenstand schrieb er am 26. April 1783 an Washington: Ebendas. Bd. XII.
»Vor der Entlassung der für die Dauer des Krieges engagirten Leute wird es nöthig sein, daß jeder derselben einen gedruckten und vom Oberbefehlshaber unterzeichneten Abschied erhält. Wenn sie die Armee ohne regulären Abschied verlassen, so wird die Folge davon sein, daß diejenigen, welche für eine längere Zeit engagirt sind, diesen Moment benutzen werden, ebenfalls die Armee zu verlassen und indem diese mit jenen in den Bürgerstand zurücktreten, wird man nicht wissen, welche von ihnen zum Abschied berechtigt und welche Deserteure sind. Außerdem wird ein vom Oberbefehlshaber unterzeichneter Abschied den Soldaten, welche ihrem Vaterlande mit Treue gedient haben, eine ihrem Ehrgefühl schmeichelnde Würde verleihen. Es würde von guter Wirkung sein, wenn die Soldaten durch ihren Abschied autorisirt würden, diejenigen, welche die Armee ohne legalen Abschied verlassen haben, aufzugreifen und ihren betreffenden Gouvernements zu überliefern. Das Certifikat der abgehenden Offiziere sollte, wo möglich, auf Pergament gedruckt, vom Oberbefehlshaber unterzeichnet und mit seinem Siegel versehen sein; auch sollte der Werth ihrer Dienste in denselben auf's Ehrenvollste erwähnt werden. Die Entlassung der Truppen muß mit der größtmöglichen Würde vorgenommen werden, zu welchem Zwecke ich Ew. Exzellenz die Bildung einer Commission vorschlage, welche aus einem Brigade-General, einem Obersten, einem Oberst-Lieutenant und einem Major von jeder Linie, unter dem Präsidium des General-Inspektors, bestehen könnte. Die Certifikate der Offiziere und die Abschiede der Soldaten müßten schon so weit unterzeichnet und ausgefüllt sein, daß der Commission nichts weiter zu thun verbliebe, als das Datum, den Namen und Rang der verabschiedeten Person auszufüllen. Die Namen der so verabschiedeten Offiziere und Soldaten sollten von der Commission in ein Buch eingetragen werden, welches zum Andenken an jene tapferen Bürger, die für die Unabhängigkeit ihres Landes gefochten haben, in den Archiven des Congresses aufbewahrt werden müßte. Die Entlassung sollte nach Linien vor sich gehen und mit New-Hampshire anfangen. Die Commission könnte sich zur Verabschiedung der continentalen Truppen im Tempel versammeln, wo der General der Linie, der Regimentsstab und die Compagnie-Offiziere, welche verabschiedet werden sollen, zugegen sein müßten. Nachdem die Truppen in Regimentern oder Bataillonen wie zur Inspektion nach dem Tempel marschirt sind, soll jeder Unteroffizier und Gemeine über seine Ansprüche befragt werden, und wenn irgend ein Zweifel über die Dauer seines Engagements entstehen sollte, so kann sogleich die nöthige Untersuchung angestellt werden, da dann noch Jeder, der über die Sache Aufschluss zu geben vermag, anwesend sein wird.
Die Verabschiedung. Sobald man mit einem Bataillon fertig ist, wird der inspizirende General oder der Inspektor dasselbe in Compagnien eintheilen und die commandirenden Offiziere für dieselben bestimmen. Diese Formirung wird auf dem Marsche und bis sie zum Rendezvous in ihren betreffenden Staaten gelangen, in Kraft bleiben; an letzterem Platze werden die Leute dann endgültig verabschiedet. Die Zurückbleibenden werden vorläufig in Bataillone und Compagnien formirt, bis die neuen Bataillone gebildet sind. Sobald die Linien-Truppen verabschiedet sind, wird sie der älteste Offizier auf Befehl des Generals zu dem für ihre schließliche Entlassung bestimmten Platze führen. Wenn man den Soldaten begreiflich machen könnte, daß dieser Plan ihrer Verabschiedung deßhalb gefaßt würde, damit sie mit der ihren Diensten angemessenen Ehre und Würde in ihre Staaten zurückkehren, und daß die geringste Unordnung, Ausschweifung und Subordinationswidrigkeit bei dieser Gelegenheit schmachvoller als bei irgend einer andern sein und ihre früheren Verdienste schänden würde, so hätte das aller Wahrscheinlichkeit nach die besten Folgen.«
Diese verständige Vorstellung fand zwar den Beifall Washington's, konnte aber bei der Eile, mit der die Armee aus Furcht vor Gewaltthätigkeiten aufgelöst wurde, nicht ausgeführt werden. Die Truppen zerstreuten sich ohne Controlle, ohne Würde und ohne jede Feierlichkeit. Wir werden darüber im Anhang noch mancher bitteren Bemerkung Steuben's begegnen.
Washington erbat sich ferner Steuben's Meinung über die Einrichtung des Heeres im Frieden, während General Lincoln, der Kriegsminister, ihn um seine Ansicht über die Errichtung einer Militär-Akademie und Militär-Werkstatt befragte. »Ich hatte gestern die Ehre,« – schreibt er am 15. April 1783 an Washington Ebendas. Bd. XII. – »Ihren Brief zu empfangen, worin Sie mich um meine Ansichten über eine endgültige Einrichtung des Heerwesens im Frieden ersuchen! Es thut mir leid, daß meine Kenntniß über unsere Grenzen und die Seeküste nicht soweit reicht, um Ew. Exzellenz eine genügende Antwort geben zu können. Im Uebrigen bin ich der festen Meinung, daß, was für Truppen auch beibehalten werden, sie immer ganz continental und in Divisionen und Brigaden getheilt bleiben müssen und daß der ... Posten durch Bataillone oder Compagnien garnisonirt werden möge. Durch solch eine Formation würde die Ordnung und Regelmäßigkeit, die in unserem Dienst eingeführt ist, im hohen Maße erhalten werden. Der Sold der Unteroffiziere und Gemeinen sollte im Frieden geringer als gegenwärtig sein. Es ist dies durchaus vernunftgemäß, da eine kleine Summe, wenn sie regelmäßig ausbezahlt wird, zur Befriedigung aller wirklichen und sogar auch noch einiger imaginären Bedürfnisse hinreicht. Auch bin ich der Meinung, daß den Truppen im Frieden keine Rationen, sondern der Geldeswerth dafür gegeben werden sollte, vorausgesetzt, daß sie wöchentliche Zahlung empfingen. – Gegenwärtig verdienen noch andere Einrichtungen unsere Aufmerksamkeit. Die Errichtung einer militärischen Akademie und Werkstätte, sowie andere Dinge sind nach meiner Ansicht wichtig genug, um von einem Kongreß-Comite und den General-Offizieren der Armee berathen zu werden.«
Am 21. April fährt er fort: »Ich habe die Ehre, Ew. Exzellenz meine Gedanken über die Heeres-Einrichtung in Friedenszeiten behufs der inneren Vertheidigung beizuschließen. Wie weit mein Plan den Verhältnissen der Vereinigten Staaten angemessen ist und ob er mit den Prinzipien unsres Gouvernements übereinstimmt, das vermag ich nicht zu entscheiden. Dessen bin ich übrigens gewiß, daß wir einer regulären Streitmacht zum Schutz unsrer Gränzen bedürfen, daß unsre Miliz auf regulärem Fuß eingerichtet werden muß, daß ferner die Errichtung, militärischer Schulen und Werkstätten das beste Mittel zum Schutz unsrer künftigen Sicherheit sein und daß endlich ein derartiges System uns bei den Mächten Europa's mehr Achtung verschaffen wird, als wenn wir 50,000 Mann bei den Fahnen hielten.« Ebendas. Bd. X.
In seinem Briefe vom 16. April 1783, worin er dem Kriegsminister Lincoln seinen Plan einer Militär-Akademie übersendet, sagt Steuben unter Anderm:
»Mangel an Zeit verhinderte mich, die verschiedenen Punkte, die ich im Auge hatte, zu detailliren. Ich hätte dieses um so lieber gethan, als ich gern allen Einwürfen und Zweifeln begegnen möchte, die etwa aufgeworfen werden könnten. Die Berechnung ist indessen sehr richtig, die Ausgaben sind auf's Höchste angeschlagen, das Resultat aber als ein sehr mäßiges angenommen. Die Stellungen und Gehalte sind für alle Classen derartig, daß England, Deutschland und Frankreich annehmbare Lehrer liefern werden. Die mir von Ihnen mitgetheilte Idee hat mir für die Zahl als Richtschnur gedient. Einige Gegenstände verlangen eine ausführlichere Erklärung. Ich möchte deßhalb dabei sein, wenn der Plan in Erwägung gezogen wird.«
»Ich bin« – antwortete Lincoln hierauf am 24. April 1783 Ebendas. Bd. X. – »mit Ihrem Briefe vom 16. d. nebst dem System der Militär-Akademie beehrt worden.
Ich bin Ihnen außerordentlich verpflichtet für die Aufmerksamkeit, welche Sie diesem Gegenstande geschenkt haben und bitte Sie für Ihre wohldurchdachten und richtigen Argumente meinen herzlichsten Dank zu genehmigen.
Ich weiß vollkommen, was im Interesse der Vereinigten Staaten liegt, aber nicht so sicher bin ich über die Richtung, welche das Comite zur Erreichung desselben einschlagen wird; indessen hat es bereits Ihre Bemerkungen in Berathung gezogen. Wenn ich in meinem Berichte von denselben abweiche, so geschieht es nicht, weil ich sie nicht auf die Beförderung des allgemeinen Interesses berechnet finde, sondern aus der nur zu gerechtfertigten Ueberzeugung, daß ein so nothwendiger und ausgedehnter Plan nicht im Congreß durchgesetzt werden kann. – Ich hoffe, man wird Sie hören, ehe man Ihren Plan verwirft. Wenn die wirklich beste Maßregel nicht durchgesetzt werden kann, so müssen wir vorläufig mit der nächstbesten zufrieden sein.«
»Ich habe Ihre Pläne empfangen,« – schrieb R. Peters, dem Steuben seine Ansicht über das, was mit den Kriegsgefangenen geschehen sollte, mitgetheilt hatte, am 6. Mai 1783 – »und sie dem Comite für die militärischen Einrichtungen im Frieden übergeben. Sie wissen, wie sehr ich alle Ihre militärischen Ansichten schätze und deshalb brauche ich Ihnen nicht zu sagen, daß ich Zerrissen Im Original. ...; doch wenn ich in's Einzelne gehen wollte, so würde meine Antwort zu lang und möglicherweise nicht gut begründet werden. Es wird nicht Alles davon angenommen werden; doch wird es einen ansehnlichen Theil des Gebäudes bilden, welches mir errichten werden.«
Steuben's Plan für Errichtung einer Kriegsschule, von den obigen Entwürfen der interessanteste, geht ganz besonders in Details ein, und hat der Anlage und jetzigen Einrichtung von Westpoint (der einzigen seit 1808 bestehenden Bildungs-Anstalt für die Offiziere der Vereinigten Staaten) als Basis gedient. Er stellt die Leitung des Ganzen unter einen General-Direktor, vier Direktoren, die aus den ältesten Offizieren des Instituts gewählt werden, und zwei Professoren. Alle Offiziere und Lehrkräfte werden vom Congreß angestellt. Dieser ernennt zugleich einen Prüfungs-Ausschuß, welcher alljährlich die Verwaltung der Anstalt zu untersuchen und darüber an den Congreß zu berichten hat. Alle drei Jahre sollen 120 junge Männer unter dem Namen »freiwillige Cadetten« ausgebildet werden, und zwar 80 Infanteristen, 20 Cavalleristen und 20 Artilleristen und Ingenieure. Sie müssen bei ihrem Eintritt wenigstens vierzehn Jahre alt sein und die gewöhnliche Schulbildung genossen haben; sie wählen ihre Waffe selbst und zahlen Dll. 300 pr. Jahr für Unterricht, Unterhalt und Equipirung. Unterrichtsgegenstände sind: Naturwissenschaften, Beredtsamkeit und schöne Wissenschaften, das bürgerliche und Völkerrecht, Geschichte und Geographie, Mathematik, Architektur, Zeichnen, Französisch, Reiten, Fechten, Tanzen und Musik. Die Cadetten sollen zusammen in einem Hause wohnen, gleichmäßig uniformirt sein und an vier verschiedenen, von je einem Offizier beaufsichtigten Tafeln speisen. Es werden fünf Professoren mit freier Wohnung angestellt und zwar für Geschichte und Geographie, Mathematik, bürgerliches und Völkerrecht, Naturwissenschaften, Beredsamkeit und schöne Wissenschaften; außerdem aber noch sieben Lehrer für Architektur, Zeichnen, Französisch, Reiten, Tanzen, Fechten und Musik.
Die mit dieser Schule nach Steuben's Plan verbundene Werkstätte sollte ein Arbeitspersonal von 600 Mann haben, nämlich 7 Vorleute, 20 Handwerker I. Klasse, 151 Handwerker II. Klasse, 26 Gesellen und 396 Arbeitsleute. Sie fabriziren 1000 Barrel Kanonenpulver à 16 Doll. per Barrel; 500 Tonnen Eisen à 40 Doll. für Kanonen, Mörser und Haubitzen, 120 Lafetten à 100 Doll.; 3400 Musketen à 6 Doll.; 800 Karabiner à 4 Doll, und 500 Pistolen à 6 Doll.; ferner 4000 Säbel à 2 Doll.; 3400 Bayonnete à 1 Doll., Lanzen und Aexte; 3700 Patrontaschen à 2 Doll., 3000 Scheiden, 8 sechspfündige und 8 dreipfündige Kanonen, so wie 16 Haubitzen von 8 und 5½ Zoll. Mit dieser Werkstätte ist ein Artillerie-Laboratorium verbunden.
Steuben setzt den Etat beider vereinigten Anstalten auf 142,636 Doll. fest, darunter 8784 Doll. für das Direktorium; 6720 Doll. für die fünf Professoren; 3264 Doll. für die sieben Lektoren; 4212 Doll. für das Hospital; 21,384 Doll. für den Stab und Unterhalt der 80 Infanterie-Kadetten; 5124 Doll. für die 20 Cavallerie-Cadetten und 5472 Doll. für die 20 Ingenieure und Artilleristen. Dagegen sollen die Werkstätten jährlich für 95,950 Doll. fabriziren, die Cadetten ferner 36,000 Doll. zahlen, so daß die Einnahme sich im Ganzen auf 131,950 Doll. beliefe und zu Lasten der Vereinigten Staaten nur ein Defizit von 10,686 Doll. bliebe.
Gerade um diese Zeit wurde der Cincinnati-Orden gestiftet, wobei Steuben eine hervorragende Rolle spielte. Da wir auf diesen Gegenstand in einem der nächsten Kapitel ausführlicher zurückkommen müssen, so theilen wir hier die letzten Vorfälle des Krieges und Steuben's Theilnahme an den denkwürdigen Schlußscenen des Jahres 1783 mit.
Ueber seine Stellung zu der sich auflösenden Armee giebt uns der Brief die beste Auskunft, welchen die Offiziere der beiden New-Yorker Regimenter am 9. Juni 1783, ehe sie aus ihren Quartieren am Hudson abmarschirten, an ihn richteten. Ebendas. (Sprague in Albany).
»Der Zweck, für den wir zu den Waffen eilten,« – sagen sie – »ist erreicht. Wir stehen im Begriffe, uns vom Felde zurückzuziehen, um in die Reihen der Bürger zurückzukehren. Doch, ehe wir uns auf immer trennen, erlauben Sie uns, den Offizieren der beiden New-Yorker Regimenter, Ihnen unsre innige Hochachtung und Verehrung auszusprechen.
Die wesentlichen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie unsrem Vaterlande geleistet haben, müssen jedem Bürger von Amerika die Gefühle der Dankbarkeit und Liebe einflößen. Unsere Gefühle aber sind andrer Natur. Ihre unablässigen Bemühungen, das Elend der Armee zu erleichtern, und die Art und Weise, wie Sie alle Entbehrungen freudig mit uns getheilt haben, geben Ihnen einen mehr als gewöhnlichen Anspruch auf den Namen eines Freundes. Wir haben Sie lange schon als unsern militärischen Vater verehrt. Unbekannt mit dem Berufe, dem wir uns gewidmet, verbauten wir Ihrer Geschicklichkeit und rastlosen Thätigkeit den militärischen Ruf, den wir uns gegen das Ende des Krieges erworben haben. Wir fühlen uns deßhalb durch die stärksten Bande der Zuneigung au Sie gefesselt und nehmen jetzt Abschied von Ihnen mit dem Schmerze, den unser Verhältniß zu Ihnen erzeugen muß. Mögen Sie noch lange gesund und glücklich den Lohn Ihrer Thaten genießen und sich der Anerkennung erfreuen, welche Ihnen ein dankbares Volk gewiß nicht versagen wird.«
Die letzte Pflicht, welche Steuben im Dienste der Vereinigten Staaten verrichtete, war eine Reise, die er auf Befehl des Obergenerals nach Canada unternahm. Washington wählte ihn als die geeignetste Person aus, um vom General Haldimand, dem Gouverneur jener Provinz, die Uebergabe der Posten zu verlangen, welche auf der an die Vereinigten Staaten abgetretenen Gränzgebiete lagen. Obgleich sich die Mission später als erfolglos bewies, so war sie doch um so ehrenvoller, als sie zugleich ein gesundes militärisches und politisches Urtheil verlangte. Washington gab Steuben am 12. Juli 1783 folgende Instruktionen: Washingtons Writings VIII. pag. 462-464.
»In Folge der mir für diesen Zweck verliehenen Macht autorisire ich Sie hiermit und wünsche, daß Sie so schnell wie möglich nach Canada reisen und dort mit dem General Haldimand oder mit irgend einem anderen britischen Obercommandeur in jener Provinz in Verbindung treten, um in den Besitz der Posten zu gelangen, die jetzt unter seinem Befehle stehen und die innerhalb des Gebiets der Vereinigten Staaten liegen, welches gegenwärtig von den Truppen Seiner britischen Majestät besetzt ist und welches von der genannten Majestät Truppen gemäß des siebenten Artikels des provisorischen Vertrags geräumt werden muß.
Bei der Erfüllung dieses Auftrages werden Sie sich wo möglich vom General Haldimand die Versicherung und den Befehl zur sofortigen Besitznahme der fraglichen Posten durch die Vereinigten Staaten oder wenigstens zur baldmöglichsten Abtretung geben lassen. Wenn dieses aber nicht geschehen kann, so werden Sie sich bemühen, von ihm die bestimmte und unwiederrufliche Versicherung zu erlangen, daß er so bald wie möglich die zur Räumung jener Posten bestimmte Zeit angiebt, und daß die Truppen Seiner britischen Majestät nicht eher daraus entfernt werden sollen, als bis zuvor Nachricht davon gegeben ist, damit die Truppen der Vereinigten Staaten im Stande sind, die Festungen zu besetzen, sobald die der britischen Majestät sie geräumt haben.
Sie werden dem General Haldimand einen Tausch solcher auf jenen Plätzen befindlichen Geschütze und Artillerie-Vorräthe vorschlagen, wie Sie es im Interesse der Vereinigten Staaten für zweckmäßig halten, und Sie werden sich mit dem britischen Befehlshaber dahin einigen, daß eine gleiche Anzahl Kanonen und eine gleiche Quantität und Art von Vorräthen, wie die übergebene, Seiner britischen Majestät durch die Vereinigten Staaten zu der Zeit und an dem Orte, wie Sie es feststellen, wieder gegeben werde.
Nachdem Sie Ihre Arrangements mit dem General Haldimand getroffen haben, werden Sie gefälligst in der Ihnen am besten dünkenden Weise die einzelnen Posten und Festen auf dem Gränzgebiete der Vereinigten Staaten bis Detroit besuchen, ihre Lage, Stärke und sonstige Umstände in Augenschein nehmen, sich über ihre Position und wahrscheinlichen Vortheile für die Vereinigten Staaten ein Urtheil bilden und mir darüber berichten und zugleich angeben, welche Posten Ihrer Meinung nach im Interesse der Vereinigten Staaten besetzt bleiben sollten. Während Sie den Champlain-See passiren, werden Sie einen prüfenden Blick auf die Breite des Wassers am nördlichen Ende und auf die Natur des angränzenden Landes werfen, um darüber zu bestimmen, ob südlich vom 45. Grade nördlicher Breite oder in der Nähe unserer äußersten Gränze irgend ein Fleck vorhanden ist, auf dem, falls der Congreß es für zweckmäßig erachten sollte, Fortifikationen errichtet werden können, welche die Einfahrt in jenen See von Canada her beherrschen.
Zu Detroit werden Sie eine sehr ansehnliche Ansiedlung finden, die größtenteils aus canadischen Franzosen besteht. Diesen werden Sie gefälligst auseinander setzen, daß der Congreß und die Bewohner der Vereinigten Staaten auf ihre Wohlfahrt und ihren Schutz im höchsten Grade bedacht sind. Sie werden ihnen zu gleicher Zeit zu verstehen geben, daß wir dieselbe freundliche Gesinnung von ihnen gegen uns und den Posten, den wir dort errichten mögen, und gegen alle künftigen Ansiedelungen erwarten, die von Bürgern der Vereinigten Staaten später in ihrer Nachbarschaft gegründet werden mögen. Da die vorgerückte Jahreszeit oder andere unvorhergesehene Hindernisse es schwierig machen können, daß ein Detachement amerikanischer Truppen nach jenem Platze gelange, bevor die britische Garnison denselben räumt, so werden Sie wohl thun, in diesem Falle einen oder mehrere der achtbaren und gutgesinnten Bewohner jenes Distriktes auf Kosten der Vereinigten Staaten zur Aufbringung einer Compagnie Milizen, wenn es deren dort giebt, oder sonst anderer Bewaffneten, zu veranlassen, um gegen angemessene Bezahlung die Festungswerke und Gebäude zu bewachen. Sie werden sich auch besonders danach erkundigen, ob und unter welchen Bedingungen die Farmer und Kaufleute zu Detroit im Stande und Willens sind, eine amerikanische Garnison auf diesem Posten mit Proviant und anderen nothwendigen Dingen zu versehen.«
Washington selbst besuchte zur nämlichen Zeit den nördlichen und nordwestlichen Theil des Staates New-York bis zum Mohawk und zum östlichen Arm des Susquehanna. Er gedachte Steuben zu unterstützen und die etwa nöthigen Operationen zu erleichtern, falls man die durch den Friedensschluß erlangten Posten gleich nach Abzug der britischen Truppen besetzen könnte. Ebendas. pag. 469.
In Gemäßheit seiner Instruktionen begab sich Steuben sofort nach Canada und traf am 2. August in Chamblee an, von wo er den Major North an den General Haldimand schickte, um ihm seine Ankunft zu melden. Der Bestimmung des letztem gemäß trafen sie sich am 8. August zu Sorel, wo Steuben zur Erledigung seines Geschäftes sofort die nöthigen Einleitungen traf.
Am 23. August 1783 sandte er folgenden Bericht an Washington: Correspondence of the Revolution IV. 41, 42.
»Auf den ersten Vorschlag, welchen ich zu machen beauftragt war, antwortete General Haldimand, er habe nicht den mindesten Befehl zur Räumung irgend eines Postens, sondern nur Ordre zur Einstellung der Feindseligkeiten erhalten und diese habe er streng ausgeführt, indem er nicht allein die britischen Truppen zurückgezogen, sondern auch die Wilden von der Ausübung feindlicher Handlungen abgehalten; er werde aber keinen Zoll Landes aufgeben, bis er nicht ausdrücklichen Befehl dazu erhalte. Ich sagte ihm, daß ich nicht instruirt sei, auf sofortiger Räumung der fraglichen Posten zu bestehen, sondern daß ich beauftragt sei, die jetzt von den Briten besetzten Gränzposten zu besuchen, um über die im Interesse der Vereinigten Staaten nothwendigen Arrangements urtheilen zu können, weßhalb ich ihn um die Erlaubniß, jene Posten zu besuchen und um sicheres Geleit dahin bitte. Hierauf erwiderte er, diese Vorsicht sei zu frühzeitig; der Friedenstraktat sei noch nicht gezeichnet; er sei nur zur Einstellung der Feindseligkeiten ermächtigt und deßhalb könne er nicht erlauben, daß ich einen einzigen von den Briten besetzten Posten besuche.
Eben so wenig wollte er, soweit es in seiner Macht stände, gestatten, daß Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und den Indianern gepflogen würden; er würde die Thür der Verhandlungen so lange verschlossen halten, bis er von seinem Hofe den bestimmten Befehl, sie zu öffnen, erhielte.
Mein letzter Vorschlag war, er sollte sich dazu verstehen, den Congreß drei Monat vorher von der Räumung zu benachrichtigen. Aus dem vorher erwähnten Grunde weigerte er sich, dieses zu thun, indem er erklärte, daß er sich auf keine Uebereinkunft oder Verhandlung einlassen werde, so lange der definitive Vertrag nicht gezeichnet sei.
Es bekümmert mich sehr, daß ich in dem mir aufgetragenen Geschäfte keinen Erfolg hatte, und nur der Gedanke tröstet mich, daß Ew. Exzellenz glauben werden, daß ich Alles gethan habe, was in meinen Kräften stand, um den Wünschen Ew. Exzellenz und denen des Congresses zu entsprechen.«
Da Steuben nicht die geringste Hoffnung hatte, durch Fortsetzung der Verhandlungen auch nur etwas zu erreichen, so verließ er St. Johns am 13. August und traf mit 21. August in Saratoga ein. Nachdem er hier seine geschwächte Gesundheit ein paar Wochen lang gestärkt hatte, kehrte er in's Hauptquartier zurück. Von hier ging er ein paar Tage später im Auftrage des Obergenerals nach Philadelphia, wo er die noch bestehenden Posten aufhob, Anordnungen für die Kranken und Invaliden traf und die Hospitäler leerte. Zu jener Zeit entließ der Congreß alle Offiziere und Soldaten und behielt nur 600 Mann, deren Dienstzeit noch nicht abgelaufen war, unter dem Commando des Generals Knox in Westpoint. Auf Steuben's Empfehlung ward Major Wilhelm North zum Inspektor dieser Truppen ernannt und mit der Verwaltung sämmtlicher Inspektions-Papiere betraut. Steuben selbst nahmen seine amtlichen Pflichten in Philadelphia bis Ende November in Anspruch, er kehrte dann nach New-York zurück, das inzwischen von den Engländern verlassen war, und nahm Theil au den Festlichkeiten, welche zu Ehren der Räumung der Stadt und der Ankunft Washingtons gegeben wurden. Als dieser am 4. Dezember New-York verließ und sich nach Annapolis in Maryland begab, um in die Hände des dort tagenden Congresses seinen Feldherrnstab zurückzugeben, ward er von Steuben begleitet, der sich dort zugleich über die Art seiner ferneren Verwendung unterrichten oder nach Lage der Umstände seinen Abschied einreichen wollte.
Washington erinnerte sich sogar in der letzten Stunde seiner Amtstätigkeit unmittelbar vor seinem Rücktritt in's Privatleben an Steuben's Verdienste und Hingebung an die große, jetzt siegreiche Sache der amerikanischen Unabhängigkeit. Er beehrte ihn mit einem Zeugnis, welches schmeichelhafter war, als irgend ein anderes, das er je einem Offizier der Revolutionsarmee gegeben, und machte dadurch sein früheres hartes Urtheil wieder gut, welches Steuben in die Unzahl von abenteuernden, prinziplosen Ausländern eingeschlossen hatte, die in den ersten Jahren des Krieges dem Congresse ihre Dienste anboten. Der in Rede stehende Brief an Steuben war der letzte, welchen Washington als Oberbefehlshaber schrieb und ist aus diesem Grunde von doppeltem geschichtlichen Interesse. Er lautet wie folgt: Washington Writings VIII. 503.
Annapolis, 23. Dezember 1783.
»Mein lieber Baron! Obgleich ich öffentlich und privatim schon vielfach Gelegenheit gehabt habe, Ihre großen Fähigkeiten, Ihren regen Eifer und Ihre verdienstvolle Thätigkeit in der Ausübung Ihrer Pflichten anzuerkennen, so benutze ich doch diesen letzten Augenblick meines öffentlichen Lebens noch dazu, um Ihnen nicht nur zu erklären, daß ich Ihre Führung in allen Stücken entschieden billige, sondern um Ihnen auch meinen wärmsten Dank für Ihre dem Lande geleisteten treuen und ausgezeichneten Dienste auszusprechen. Ich bitte Sie überzeugt zu sein, daß ich mich über nichts mehr freuen würde, als wenn ich Ihnen einen wesentlicheren Dienst leisten könnte, als durch den blossen Ausdruck meiner Liebe und Achtung; indessen werden Sie, wie ich hoffe, gewiß dieses Abschiedszeichen meiner aufrichtigen Freundschaft und Zuneigung freundlich aufnehmen.
Dies ist der letzte Brief, den ich noch im Dienste meines Vaterlandes schreibe. Die Stunde für die Niederlegung meines Amtes ist auf 12 Uhr festgesetzt. Ich werde dann wieder ein einfacher Bürger an den Ufern des Potomac, wo ich mich glücklich schätzen werde, Sie zu umarmen und Ihnen meine große Achtung und Anerkennung zu bezeugen.«
Steuben antwortete hierauf: Steuben's Man.-Pap. Bd. X.
»Der Brief vom 23. Dezember, welchen ich von Ew. Exzellenz zu empfangen die Ehre hatte, ist das ehrenvollste Zeugniß, das mir hätte zu Theil werden können. Mein erster Wunsch war, mir Ihre Zufriedenheit zu erwerben, und jetzt, nachdem ich Ihre Achtung erlangt habe, ist mein Glück vollständig. Das Vertrauen, welches Ew. Exzellenz in meinen Charakter und meine Fähigkeiten zu setzen beliebten, erwarb mir das der Armee der Vereinigten Staaten. Ihr Beifall wird es mir sichern.
Fremd mit der Sprache und den Sitten dieses Landes hatte ich zu meinen Gunsten nichts zu bieten als ein wenig Erfahrung und den besten Willen, den Vereinigten Staaten zu dienen. Wenn meine Bemühungen von Erfolg gewesen sind, so danke ich's dem Schutze Ew. Exzellenz. Der schönste Lohn für mich liegt aber in der Gewißheit, daß ich bei Ew. Exzellenz Operationen, die stets auf das Wohl des Landes abzweckten, nützlich gewesen bin.
Nachdem ich die Prinzipien der Kriegskunst unter Friedrich dem Großen studirt und sie unter Washington in Anwendung gebracht habe, nachdem ich mein Schwert unter denselben Siegstrophäen mit Ihnen niedergelegt und dieses letzte öffentliche Zeugniß Ihrer Achtung empfangen habe, bleibt mir nichts mehr zu wünschen übrig.
Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank, mein verehrter General, für die unzweideutigen Freundschafts-Beweise, welche Sie mir, seit ich die Ehre hatte, unter Ihren Befehlen zu stehen, gegeben haben, und glauben Sie, daß ich meine Gebete mit denen Amerika's für die Erhaltung Ihres Lebens und die Vermehrung Ihres Glückes vereinigen werde.«
Am 12. November 1783 war das Amt des Kriegsministers durch General Lincoln's Resignation vakant geworden. Die Mehrheit des Congresses hatte behufs Wiederbesetzung desselben ihr Auge auf Steuben und den General Knox gerichtet. Der einzige Einwand, den man gegen ersteren erhob, war der, daß er ein Ausländer sei und daß ein Ausländer mit einem Posten von solcher Wichtigkeit nicht betraut werden könne. Dieser Einwand, so absurd er auch war, entschied die Frage. Knox, der eingeborene Candidat, erhielt das Amt, obwohl Niemand bestritt, daß ihm Steuben in der Kriegswissenschaft wie in der Armee-Verwaltung bei weitem überlegen war. Steuben verbarg seine Entrüstung darüber nicht, daß er unter solch einem abgeschmackten Vorwande zurückgesetzt wurde. »Der Mann,« – sagt er in einem Briefe über diesen Gegenstand – »welcher alle seine Stellen und die glänzendsten Aussichten in Europa verlassen hatte, um den Vereinigten Staaten seine Dienste zu widmen, der ihnen mit Eifer und Treue während eines siebenjährigen, ebenso kritischen wie anstrengenden Krieges gedient hatte, der Mann, welcher Besitzungen in Virginien, Pennsylvanien, New-York und New-Jersey hatte, – mit welcher Stirn konnte er ein Ausländer genannt werden? Was aber die Wichtigkeit des ministeriellen Amtes anlangt, so konnte also der General, welcher die ganze amerikanische Armee mitten im Kriege organisirt hatte, der General, welcher allein die Prinzipien strikter militärischer Regel festgestellt und in Anwendung gebracht hatte, – der General also konnte nicht mit der Verwaltung eines Corps von 400 Mann in Friedenszeiten betraut werden? Was für eine herrliche Logik! Aber es ist Thatsache, daß der Herr Knox die Delegaten von Massachusetts dafür gewonnen hatte, daß sie ihm diesen Platz sicherten. Sein eigener Staat konnte ihm keinen seinem Ehrgeiz genügenden Posten geben und deßhalb hatte es die Conföderation zu thun. Ohne seine Kenntniß im Artilleriewesen bestreiten zu wollen, wage ich's zu versichern, daß er bei meiner Ankunft in der Armee keine Idee davon hatte, wie man mit einem einzigen Feldgeschütz manövriren muß und daß ich's ihm zuerst beibrachte, wie man die Kanonen beim Angriff und Rückzug zu gebrauchen hat.«
Am 24. März 1784 reichte Steuben seine Resignation ein, die am 15. April vom Congreß angenommen wurde. Um seine Erbitterung zu besänftigen, versprach ihm der Congreß, seinen Ansprüchen an die Vereinigten Staaten baldigst gerecht zu werden und beschloß, Resolutions of Congress IX. 128. »daß der Dank der im Congreß versammelten Vereinigten Staaten dem Baron Steuben für den großen Eifer und die Fähigkeiten, welche er bei der Erfüllung seiner verschiedenen Amtspflichten bethätigt hat, ausgesprochen werde; daß ihm ein Degen mit goldenem Gefäß als Zeichen der hohen Anerkennung, die der Congreß für seinen Charakter und seine Dienste hegt, geschenkt werde und daß der Superintendent der Finanzen Befehl erhält, denselben anzuschaffen.«
Dieser Degen wurde Steuben drei Jahre später am 4. Januar 1787 mit folgendem Schreiben des Generals Knox überreicht:
Im Kriegsamt, 4. Januar 1787.
»Mein Herr! Die im Congreß versammelten Vereinigten Staaten haben durch ihren Beschluß vom 15. April 1784 ihre hohe Anerkennung für Ihre militärischen Talente, Dienste und für Ihren Charakter ausgedrückt und als ehrenvollen Beweis dafür befohlen, daß Ihnen ein Degen mit goldenem Gefäß geschenkt werden solle. Mit großer Befriedigung ergreife ich die Gelegenheit, Ihnen das unschätzbare Andenken an den Dank des Congresses und an Ihre hervorragenden Verdienste zu überreichen.
Wäre es möglich, die Ihnen durch die souveräne Autorität erwiesene Ehre noch zu erhöhen, so würde dieses nur durch den Gedanken geschehen, daß der Beifall des Congresses von dem erlauchten Oberbefehlshaber und der ganzen Armee getheilt wurde.«
Auf diesen Brief-antwortete Steuben am 5. Januar:
»Ich bin mit Ihrem Briefe beehrt worden und Capt. Stagg hat mir den Degen überreicht, welchen die Vereinigten Staaten durch ihren Beschluß vom 15. April 1784 anfertigen zu lassen so gütig waren.
Erlauben Sie mir, mein Herr, Sie zu bitten, daß Sie dem Congreß die hohen Gefühle der Achtung und Anerkennung ausdrücken mögen, womit ich diesen ausgezeichneten Beweis seines Wohlwollens in Empfang nehme.
Einem Soldaten sind solche Gefühle stets theuer, und da dieses Geschenk von der Billigung unsres frühern Oberbefehlshabers, Ihrer selbst und der ganzen Armee begleitet ist, so wird es stets mein größter Stolz sein.
Nehmen Sie, mein Herr, meinen aufrichtigen Dank für die sehr schmeichelhafte Art an, in der Sie mir dieses Geschenk zugestellt haben.«
Im New-York »Daily Advertiser« vom 11. Januar 1787, dem wir obige Briefe entnehmen, befindet sich die folgende Beschreibung des Degens:
Er war in London unter der Leitung des Obersten Smith von den besten Künstlern des Königreichs verfertigt worden. – Die kleinen Medaillons zu beiden Seiten der Gefäßspitze stellten einen auf einem Pfeilbündel sitzenden Adler dar, der einen Lorbeerkranz im Schnabel hält und die Schwingen zum Flug ausbreitet. Auf dem vordern Medaillon befindet sich der bescheidene Genius von Amerika im fliegenden Gewande, geschmückt mit der neuen Constellation, einen Oelzweig in der Rechten und einen Dolch in der Linken haltend, während das Gefilde der Freiheit im Hintergrunde in voller Blüthe steht. – Auf der entgegengesetzten Seite steht Minerva in voller kriegerischer Rüstung und mit denselben Sternen geschmückt, während der Vogel der Weisheit neben ihr sitzt. Ihre linke ausgestreckte Hand hält einen Olivenzweig, und die Rechte stützt sich auf den Speer. Diese Figur ist martialisch und heiter; die andre mild und bescheiden, obwohl sie den Dolch mit Entschlossenheit hält. Auf dem Bügel des Gesäßes sind Trommeln, Fahnen, Hellebarden etc. etc. angebracht. Das Schwert und das »blaue Buch« Des Barons ausgezeichnete Regulative für die Armee wurden gewöhnlich blue book genannt. steht auf den beiden untern Medaillons; zwei Adler auf gekreuzten und mit Sternen umgebenen Fahnen, mit ausgebreiteten Schwingen und Olivenzweigen in den Schnäbeln sitzen als Sinnbilder des Friedens und des Schutzes unter dem Schwert und dem »blauen Buche;« die beiden entgegengesetzten Medaillons sind mit Kriegstrophäen gefüllt. Folgende bescheiden angebrachte Inschrift befindet sich unter dem Schilde: »Die Vereinigten Staaten dem General-Major Baron Steuben am 15. April 1784 für militärisches Verdienst.«