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6. Kapitel – Am Golf von Bengalen

… Das alles liegt nun acht Tage zurück, aber Aristide d'Oly ist noch immer nicht erwacht, kämpft noch immer mit dem Sensenmann, wird gehegt und gepflegt, Eversham weicht kaum von seinem Lager. Nachts wachen wir abwechselnd. Aristide darf nicht sterben, nur Aristide kann uns das erklären, was sich zwei Tage nach jener Nacht ereignete – was uns drei Leute kostete. Li ist tot, auch tot. Armer Li. Der neue Koch leistet nichts …

Es ist Nacht – nachts halb eins … Der Schoner nähert sich dem Bengalischen Meerbusen – wir haben guten Wind gehabt, schnelle Fahrt gemacht. Ceylon liegt hinter uns, in der Palck-Street überraschte uns ein Orkan, und der Treiber ging über Bord. Wir haben ihn wieder aufgefischt, ausgeflickt und verkürzt.

Es ist die Nacht meiner Wache bei Aristide. Er liegt in der Kammer neben der Heckkajüte, ein schmaler Tisch steht an der Wand, davor sitze ich bei halbverhüllter Lampe und habe all das in diesen Blättern nachgetragen, was erwähnenswert war. Auf dem Stuhl neben mir ruht ein gelbliches Fellbündel – aufgerollt heißt es Mukki und ist ein Fennek.

Armer Li. Armer Fennek.

Li büßte bei dem nächtlichen Kampf das Leben ein, Mukki ein Stück seines linken Ohres. Aber Li leidet nicht mehr, nie mehr an Seekrankheit, während Mukki sich bei starker Brise verkriecht und jede Nahrung verweigert. Ich glaube, er wird sich mit dem Meere nie aussöhnen, er leidet an Heimweh nach den Sandwüsten seiner Heimat, er ist mürrisch und träge, und er wird, fürchte ich, Malmotta niemals sehen … er wird an Sehnsucht sterben, und dann werde ich wieder ganz arm und einsam sein.

Ich sitze und rauche kalt. Ich sauge an der Zigarre, die nicht brennt, und ich spüre den vielen Fragen nach, die immer noch ungelöst sind.

Malmotta?!

Insel?! – Ja. – aber sonst?! … Das Unbekannte!!

Peter Bolk schweigt nach wie vor. Wenn er einmal seine Anfälle bekommt, dann redet er in genau so unklaren Andeutungen wie damals im Reiche Patumengis. Zuweilen hier an Bord habe ich ihn allen Ernstes für geistesgestört gehalten. Einmal, als es um Aristide d'Oly am schlechtesten stand und der Arme wild phantasierte und dabei flehend urplötzlich das Wort »Tubana« gellend mehrmals hervorstieß, wurde der Kapitän, der uns half den Tobenden festzuhalten, kreidebleich, taumelte zurück und rannte wie ein Verrückter aus der Kammer.

Nachher fand ich ihn weinend an der Reling. Er schluchzte wie ein Kind, aber all meine zarten Ermahnungen, mir doch endlich die Wahrheit anzuvertrauen, blieben ergebnislos, er wies mich fast grob ab, entschuldigte sich freilich am nächsten Tage bei mir und redete verlegen von seinen angegriffenen Nerven.

Und noch etwas: Peter Bolk ist weit jünger, als ich es je ahnte! Seinem Äußeren nach könnte er siebzig sein. Aber in seinen Papieren, die mir zufällig in die Hände gerieten, auch in seinem Kapitänspatent, steht als Geburtsdatum der 1.7.1878 angegeben.

Er ist noch nicht fünfzig.

Ich habe ihn dieserhalb nie befragt, nie ausgeforscht.

… Meine Gedanken eilen sprunghaft, und die Feder folgt ihnen getreulich. Ich hätte diese Dinge besser der Reihe nach anführen sollen.

Hinter mir atmet Aristide auf seinem Schmerzenslager schwer und keuchend. Sein Gesicht ist voller Bartstoppeln, eingefallen, fahl, gelb. Die Schläfen sind eingesunken, aber Eversham hofft ihn durchzubringen.

Der Schoner Astarte gleitet still durch die langen Wogen des Ozeans, dem man hier den unpassenden Namen eines Meerbusens von Bengalen gegeben hat. Ein Meerbusen zwischen Vorder- und Hinterindien?! Nein – ein Meer für sich, vielleicht ein Teil des Indischen Ozeans! Wozu verkleinern die Geographen das Große in so unsinniger Art?! Weshalb reden sie anderswo von dem »Stillen Ozean?« ! Als ob dieses Weltenmeer besonders friedlich wäre?!

… Wir hatten also damals Aristide an Bord gebracht, der Doktor hatte ihn verbunden, wie segelten eilends davon – zwei Tage geschah nichts …

Dann kam jene andere Nacht.

Es war weit jenseits Adens, jenseits aller Küstenstriche Asiens oder Afrikas auf offener See. Es war elf Uhr. Eversham wachte bei Aristide, und ich war mit dem Käpten an Deck, wir lehnten an der Kajütwand, wir beobachteten die Positionslichter eines Dampfers, der denselben Kurs hielt.

»… Er rückt auf,« sagte Peter Bolk dumpf. »Damit Sie es wissen, Olaf – es ist der Star of London!«

Mir fiel die Zigarre aus dem Munde.

»Die Jacht?!«

»Ja, sie ist nachts stets dicht hinter uns gewesen, Olaf … Am Tage blieb sie zurück … Mir gefällt das nicht.«

Ich hob meine Zigarre auf. »Glauben Sie, daß Jane Bellcastle uns etwa … angreifen will?«

»Sie wird es tun. Bisher war das Meer ihr noch zu belebt. Wir hätten Raketen abschießen können, es hätte uns ein Dampfer zu Hilfe eilen können. Sie ist vorsichtig, Olaf. Sie will ganze Arbeit tun – ich fürchte wir alle werden wohl ihrem unsinnigen Haß zum Opfer fallen, und – das bedrückt mich, denn dieser Haß gilt wohl nur mir allein. Das Weib ist ein Teufel – Sie sehen's an Aristide, auch der muß ihr Gefolgschaft verweigert haben, und die Quittung war ein Hieb mit einem eisenbeschlagenen Bootshaken, denke ich. So lege ich mir wenigstens die Dinge aus. Wenn Aristide sprechen könnte, wüßten wir vielleicht zu viel …«

Ich konnte hierauf nichts erwidern. Auch ich hatte mir längst, was Aristide d'Oly betraf, dasselbe zusammengereimt. Wir hatten auch mit Eversham das Thema erörtert, aber der Doktor war dabei fuchsteufelswild geworden und hatte Jane wortreich verteidigt.

Der Käpten blickte wieder nach den drei fernen Lichtern hinüber: Grün, rot weiß …

»Wir werden Ihnen die Zähne zeigen, Olaf, wir sind nicht wehrlos, meine Leute haben Waffen, und unten im Kühlraum zwischen den Ballastsäcken ruht so ein verrostetes Ding von kleinem Gebirgsgeschütz, das ich mal früher einhandelte … Ruhte!! Jetzt ist es in Ordnung, gereinigt, geölt, und Sie werden staunen, wie gut unser Matauo mit dem Granatenspucker umzugehen weiß. Das Schlimme ist nur, daß wir abwarten müssen. Ich möchte meinerseits den Kampf nicht eröffnen … Und das hat seine Nachteile. Die Jacht läuft sechzehn Knoten mindestens, wir vielleicht vierzehn, und die Jacht wird uns zu rammen versuchen … Er kaute an dem Mundstück seiner Pfeife und blinzelte abermals zum Gegner hinüber. Seine Stimme war hart und erbarmungslos, sein Gesicht noch faltiger, noch düsterer.

»Da – unsere Leute schleppen schon die Sandsäcke nach oben. Aber wir werden uns mit zwei Schutzwehren an der Reling begnügen müssen … Nehmen wir dem Schoner zuviel Ballast, dann schlingert er wie ein besoffener Maurer … Sagen Sie nur Eversham Bescheid … Mich würde er angrobsen, wenn ich diese Vermutung ausspräche. Verliebte Leute sind nicht gescheit – Narrheit all das Getue mit den Unterröcken, aber im Grunde sind wir nicht anders, Olaf … Wir alle haben einmal gefühlt, was einem eine Frau bedeuten kann … ich wahrhaftig, ich will daher nicht mit Steinen werfen, wo ich selbst doch mal im Glashaus saß … und glücklich war, vielleicht zu glücklich … Malmotta war der Glaskasten … Alles ist vergänglich, und man darf nur hoffen … hoffen … Es muß eine periodische Wiederkehr geben, und das Schicksal wird gütig sein … » Er murmelte noch irgend etwas – ich verstand es nicht, ich sah nur seine feuchten Augen, er wandte sich ab und schritt nach vorn, wo der kleine Ladekran kreischend die Sandsäcke durch die Luke hißte.

Alfred Eversham saß neben Aristides Bett und las in einem uralten Kalender. Als ich leise eintrat, blickte er auf. Aristide röchelte wie ein Sterbender. Es ging mir an die Nerven …

Eversham flüsterte: »Hätte er nicht eine Natur wie ein Nigger, wäre er längst hinüber, Olaf … Ein halber Nigger ist er ja – zum Glück. Der Mann war mir schon auf der Jacht ein Rätsel und Studienobjekt – ein sehr verschlossener Mensch, dabei gebildet … Über seine Beziehung zu Jane war ich mir nie recht klar. – Was haben Sie – Sie sehen so ernst aus?!« Er rückte die Lampe anders, ihr Schein fiel mir ins Gesicht … »Was gibt's?! Reden Sie!«

»Kampf. Die Jacht ist hinter uns her.«

Zu meinem Erstaunen nickte er nur. »Ich ahnte es … Heute früh putzte Mutauo im Laderaum an einem kleinen Geschütz herum, und vorige Nacht sah ich die Lichter … Jane Bellcastle muß wahnsinnig sein. Aber auch Peter Bolk verdient es, gehörig angeschnauzt zu werden. Ist das eine Art, uns so im Dunkeln herumtappen zu lassen?! Ich las ja Ihre Niederschrift, ich bin kein Grübler und Rätselrater. Es gibt keine Insel Malmotta … Wir waren doch mit der Jacht auch bei den Gilbert-Inseln, wir waren bei der einsamen Baker-Insel weit ostwärts, wir kreuzten acht Tage im Norden der Baker Insel – alles Unsinn, Olaf! Keine Spur von Malmotta, keine Seekarte kennt sie …«

»Nur Petersens vier Karten hatten achtzig Meilen nordwärts ein Kreuz mit Tintenstift, Doktor. Das bleibt bestehen. – Lassen wir das jetzt … Ob wir den Kranken nicht besser hinab in den Laderaum schaffen? Diese Bretterbude von Kajüte ist nicht kugelfest.«

Erversham nickte. »Vielleicht ist's besser … Packen Sie mit an … Tragen wir ihn samt der Matratze hinab.«

Eine halbe Stunde später ging der Tanz los. Die Jacht war dicht hinter uns … Der Doktor, ich, Li und der Japaner Hiruto, unser Maschinist (klingt sehr großzügig für einen ausgeleierten Vierzylinder!) lagen am Heck hinter der Sackbarrikade. Rechts von uns hockte Matauo an dem Gebirgsspucker. Die handlangen Zylinder der Granatpatronen lagen griffbereit. Peter Bolk stand am Steuer – ohne jeden Schutz.

Plötzlich ließ er den Schoner scharf wenden, das Großsegel klatschte – und für drüben war's wie ein Signal zum Feuern … Schüsse blitzten auf. Bolk warf sich nieder, eine Kugelsaat fegte über uns hin – neben mir hörte ich ein dumpfes Klatschen, ein Stöhnen und Li kullerte zur Seite.

Der Kanke feuerte.

Der scharfe grelle Klang des kleinen Geschützes übertönte das klägliche Heulen meines Mukki …

Drüben gerade mittschiffs funkte ein kurzes Aufleuchten …

Die Granate saß – die zweite auch, und atemlos beobachteten wir, wie die Jacht in kurzem Bogen davonjagte.

Sie hatte genug. Mehr als zwei dieser Pillen wollte Ihre Hoheit nicht schlucken.

Li lebte noch. Aber die Kugel war ihm durch den Hals gegangen, er verblutete, er starb bei vollem Bewußtsein, während der Käpten neben ihm kniete und seine Hand hielt.

Zwei weitere von uns hatten tödliche Kopfschüsse erhalten. Fenneks linkes Ohr hatte die Spitze verloren – wie wegrasiert, und als Eversham die Blutung durch Eisenchlorid zu stillen suchte, schnappte Mukki und verriet seine Raubtiernatur durch böses Fauchen.

Das war jene Nacht, in der Jane Bellcastle der Appetit auf weitere Angriffe verging – jene Nacht, in der drei eingenähte Tote in die See glitten und Käpten Bolk das wenig christliche Gebet sprach: »Ihr wart treu – ihr sollte gerächt werden – das Weib und der Schuft, der sich Jan Terpe nennt, werden baumeln! Amen!«

Es waren nicht diese rachsüchtigen Worte – der Ton war's! Noch nie hatte ich Peter Bolk ein paar Sätze derart zischen gehört … Es klang wie das Zischen eines Reptils, und sein Gesicht war steinern und ohne Erbarmen, die drohend erhobene Faust paßte gut zu alledem.

Mich fröstelte, und auch Eversham sagte nachher zu mir: »Dieses Abenteuer nimmt Formen an, die mich erschüttern, Olaf … Und ich bin bei Gott kein Waschlappen.«

… Ich sitze mit dem Rücken nach Aristides Lager hin und sauge wieder nachdenklich an der kalten Zigarre.

Der Kranke atmet stoßweise, wirft sich hin und her, stöhnt …

Man kann in solcher Nachbarschaft schwer die Gedanken ordnen. Und ich möchte es, ich will endlich irgendwie ein paar der dunklen Hüllen von diesem ganzen Geheimnis herunterreißen. Es muß gehen. Es ist doch schließlich Stoff genug vorhanden …

Was ich weiß – was weiß ich bestimmt:

Zunächst: Peter Bolk ist nicht verrückt, auch seine »Anfälle« sind nur wie jähes Öffnen des Ventils eines überhitzten Kessels – seines nie zur Ruhe kommenden Hirns! – Bolk ist Kapitän, Bolk hat zuletzt für eine Bremer Reederei einen Frachtdampfer geführt – vor einundzwanzig Jahren. Das ersah ich aus seinen Papieren. Von diesem Zeitpunkt aus klaffte eine Lücke in seinem Lebenspfad. Den Schoner Astarte besitzt er erst seit fünf Jahren, fünf Jahre trieb er sich im Roten Meer umher, schmuggelte, soff in Batimars Kneipen elenden Fusel … und blieb doch ein ganzer Kerl. Über seinem ganzen widerspruchsvollen Charakter liegt ein Mantel von Melancholie und Zerfahrenheit, ein dicker Mantel, schon mehr Panzer. Streift er ihn ab, wird er überraschend jung und bedrohlich energisch.

Das ist Bolk.

Dann die Mitspieler, Gegenspieler …

Von der Besatzung des Schoners weiß niemand etwas über diese Lücke in Bolks Leben. Einer vielleicht: Matauo, der Kanake – vielleicht. Aber der schmalbrüstige, kultivierte Insulaner hütet seine Zunge.

Wußte Patumengi etwas?

Ich bezweifle es.

Doch drei Personen könnten diese Lücke zweifellos ausfüllen: Jane Pers, verheiratete und verwitwete Herzogin von Bellcastle.

Dann jener Terpe, Gefangener der Doko – ein junger Mensch zweifelhafter Natur.

Drittens: Aristide d'Oly, Franzose, aber mit farbigem Blut in den Adern wie Jane

… Viel ist hiermit nicht anzufangen.

Weiter also:

Malmotta!

Das Unbekannte …

Eine Insel?! Wirklich eine Insel?!

… Ein anderer Gedanke kommt mir plötzlich.

Es kann auch ein Schiff sein!

Merkwürdig, daß ich nie daran gedacht habe! Ein gesunkenes Schiff, das irgendwelche Geheimnisse mit in die Tiefe nahm!

Bolk besitzt ein älteres Schiffsverzeichnis, herausgegeben von Lloyds, London. – Ich gehe leise in die Kajüte nebenan, wo der Käpten und Eversham fest schlafen, und hole mir den dicken zerschlissenen Band, blättere leise darin … Der Buchstabe M nimmt nur fünf Seiten in Anspruch. Fahrzeuge unter tausend Tonnen sind nicht aufgeführt. Mein Finger gleitet über die wunderlichsten Namen hinweg und stoppt …

Wahrhaftig: Malmotta!!

Ich fühle drei, vier raschere Herzschläge. Die Erregung verebbt …

Malmotta, Brigg, 1800 Tonnen, Privateigentum, Besitzer und Kapitän Peter Bolk, geb. 1.7.78 zu Bremen. – Südseefrachter, Tour Honolulu – Hebriden, Samoa-Inseln.

Also doch!! –

Ich trage das Buch zurück, aber – was habe ich im Grunde durch diese Feststellung gewonnen?!

Nichts!

Ich bleibe neben Aristides Bett stehen. Denke: »Wenn du sprechen wolltest, könntest! – Du weißt etwas!«

Der Kranke scheint meine Nähe zu spüren. Er wird unruhiger …

Plötzlich öffnet er die Augen, immer weiter, größer, starrt geradeaus …

Ich beuge mich über ihn, und der matte Blick trifft mein Gesicht. Seine welken, verfallenen Züge bekommen einen gespannten Ausdruck – kein Zweifel: er ist bei vollem Bewußtsein, er erkennt mich!

Seine Lippen bewegen sich …

Ich lausche …

Nur ein Hauch: »Trinken … bitte!«

Auf dem Tischchen, das wir in einer Pendelvorrichtung am Kopfende des Bettes angebracht haben, stehen in Vertiefungen, mit Watte umhüllt, damit sie nicht klirren, Fläschchen und Gläser: Medikamente, auch kalter Tee und ganz wenig Whisky.

Ich hebe Aristides Kopf behutsam empor und führe ihm das Glas an die Lippen. Er trinkt gierig, sinkt zurück, schließ die Augen und atmet regelmäßiger.

Alfred Eversham hat uns darauf vorbereitet. »Kommt er durch, wird er vielleicht die Erinnerung verloren haben – vielleicht …«

Ich fürchte mich, hierauf die Probe zu machen.

Ich warte.

Aristide regt sich wieder. Er schaut mich an. »Mr. Abelsen, was … » – dann versagt ihm die Stimme.

Er lächelt gequält, verzweifelt.

»Liegen Sie ganz still,« flüstere ich …

Sein Blick irrt umher … Er sucht zu erkennen, wo er sich befindet.

»Sie sind in Sicherheit, Aristide – auf dem Schoner Astarte … Wir haben Sie gesund gepflegt, Sie waren sehr krank, als wir Sie von den Korallenklippen bargen …«

»Jane?« hauchte er fragend.

»Jane Bellcastle wollte Sie beseitigen lassen, das wissen Sie …«

»Das … ist … nicht … wahr!« Und die bleichen Wangen röten sich. »Jane – niemals! Wie … kommen Sie … darauf, darauf?!«

In seine Züge tritt ein hilfloser, unsicherer Ausdruck …

»Das … kann nicht … sein, Mr. Abelsen!«

Und dann:

»Tubana – oh Tubana – niemals!« seine Stimme bebt in seltsamer Sehnsucht!

Nochmals – noch klarer:

»Oh – Tubana – niemals! Es … waren ja Schwestern!«

Hinter mir ein Geräusch.

Hinter mir steht Käpten Bolk in derbem blauem Leinenhemd …

Geisterbleich …

Mehr Gespenst als Mann.

Seine Hand krallt sich in meine Schulter …

»Hinaus, Olaf! Hinaus!!«

Einem Wahnsinnigen gleicht er … Aber seine eisernen Muskeln leben – er drängt mich zur Tür …

»Hinaus!«

Ich sehe noch, wie er vor dem Bett in die Knie sinkt.

Dann schließe ich die Tür, nachdem auch Mukki mit hinausgeschlüpft ist.

Ich bin benommen wie nach wüstem Fiebertraum … Was bedeutet das?!

Tubana?!

Wieder Tubana!!

Ich taste mich bis zum Schranke der Kajüte … trinke aus der Flasche, meine Nerven brauchen ein Anregungsmittel.

Von Evershams Koje ein Hüsteln:

»Teufel nochmal, Käpten, – Sie sollten nicht soviel saufen!«

»Der Säufer bin ich, Eversham … Tubana spukt wieder, und der Käpten kniet neben Aristides Bett und weint.«


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