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Straße bei Morose's Hause.)
Gutwitz, Dauphine, Clerimont.
Gutwitz. Bist Du gewiß, daß er nicht vorbeigegangen ist?
Dauphine. Nein, ich stand immer seitdem im Laden.
Clerimont. Er kann aber auf der andern Seite der Gasse hinunter gehn.
Dauphine. Nein, ich sagte ihm, daß ich auf dieser Seite warten würde, ich beschied ihn hieher.
Gutwitz. Welch ein Barbar ist er denn, so lange auszubleiben!
Dauphine. Da kommt er.
Clerimont. Und seine Gefährtin nicht mit ihm, was ein gutes Zeichen ist, Dauphine.
Bartschneider kommt.
Dauphine. Nun, Bartschneider, gehts glücklich, oder nicht?
Bartschneider. Ueber allen Glauben, Sir, omnia secunda, Ihr hättet es Euch gar nicht besser wünschen können; saltat senex, wie man im Sprichworte sagt, er triumphirt in seiner Glückseligkeit, er betet seine Geliebte an! Mein Haus hat er mir auch frei gemacht, und ich bin jetzt auf dem Wege nach einem stillen Pfarrer, sie zu verheirathen, und so ist alles gut.
Gutwitz. Nimm einen von den stummgemachten PfarrernViele Non-Conformistische Geistlichen waren im Jahr 1604 ihrer Stellen entsetzt worden., ein eifernder Bruder würde ihn zu Tode priestern.
Bartschneider. Cum privilegio, Sir.
Dauphine. Nein, durchaus nicht, wir wollen jetzt nichts thun, die Sache zu hintertreiben, wenn aber alles zu Stande gebracht ist, so stehe ich bei jeder Erfindung, ihn zu martern, zu Euren Diensten.
Bartschneider. Vermöge meiner Geschicklichkeit soll in dieser halben Stunde alles vollendet sein. Bringt in dieser Zeit so viel wie möglich zu Stande, bonis avibus. Ab.
Clerimont. Wie der Schurke lateinisch spricht!
Gutwitz. Meine Herren, wenn es Euch gefällt, so soll der heutige Tag noch ein Spaß für alle unsre Nachkommenschaft sein.
Clerimont. Verwünscht sei, wer dies nicht möchte. So sag' ich.
Dauphine. Ich ebenfalls. Aber was soll geschehen?
Gutwitz. Die ganze Gesellschaft des Amorous, seinen ganzen Schmaus dorthin zu bringen, um heut dort die Hochzeit zu begehn.
Dauphine. Herrlich! Aber wie soll das ausgerichtet werden?
Gutwitz. Ich nehme es auf mich, alle die eingeladenen Damen dorthin zu bringen, und so muß uns die Mahlzeit folgen.
Clerimont. Um Himmelswillen, laßt uns das in's Werk richten, so mancherlei verschiedene Getöse werden eine herrliche Komödie von Kränkung hervorbringen.
Dauphine. Aber meinst Du nicht, daß sie sich schon am andern Orte eingefunden haben?
Gutwitz. Für die Kollegen-Damen will ich stehn: eins von ihren Gesichtern hat noch nicht völlig die Frühlingsfarben aufgelegt, und das andre noch nicht die Weichheit und Zartheit fertig gemacht.
Clerimont. Aber zu einem Feste werden sie früher als gewöhnlich aufstehn.
Gutwitz. Am besten ist, wir gehn hin uns selbst zu überzeugen.
Clerimont. Wer weiß das Haus?
Gutwitz. Ich will Euch hinführen; war't Ihr niemals dort?
Dauphine. Ich nicht.
Clerimont. Ich auch nicht.
Gutwitz. Wo habt Ihr denn gelebt? Tom Otter nicht zu kennen!
Clerimont. Nun, wer ist er denn?
Gutwitz. Eine unvergleichliche Bestie, fast ein Ding mit Eurem Dohle oder Amorous, wenn er sie nicht noch übertrifft, dabei spricht er eben so viel Latein, als Euer Barbier: er ist seines Weibes Unterthan, er nennt sie Prinzeß und mit solchen Redensarten geht er ihr im Hause nach, Trepp auf und ab, wie ein Page, den Hut unterm Arm, theils der Hitze wegen, theils aus Ehrerbietung. In diesem Augenblicke führt er seinen Stier, Bären und sein Pferd auf.
Dauphine. Wer sind die, im Namen der Sphinx?
Gutwitz. Ei, er war zu seiner Zeit ein angesehener Mann beim Bärenhetzen und von diesem edlen Zeitvertreibe hat er seinen größten Trinkbechern diese witzigen Namen gegeben. Den einen nennt er seinen Stier, den zweiten seinen Bären, einen dritten sein Pferd. Außerdem hat er auch kleinere Gläser, die nennt er sein Roth-Wild und seinen Affen, unter diesen giebt es wieder verschiedene Grade, und ihm ist nie wohl, und er hält keine Unterhaltung für vollkommen, wenn diese nicht herausgebracht und auf den Tisch gesetzt werden.
Clerimont. Ums Himmels willen, das würden wir versäumen, wenn wir nicht gleich gingen.
Gutwitz. Er hat noch tausend andre Eigenschaften, die eben so gut sind und die ihn in mehr als eine Stunde in Thätigkeit setzen werden. Er schimpft auf sein Weib, mit gewissen Gemein-Plätzen, hinter ihrem Rücken, ihr im Gesichte aber –
Dauphine. Nichts mehr von ihm. Ich bitte Euch, laßt uns gehn und ihn sehn.