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Vom Wein erhitzt, schrieb Petrucci noch in der Nacht an den Herzog Francesco della Rovere von Urbino. Er legte ihm dar, daß der Fürst in seiner verzweifelten Lage der Bundesgenossen bedürfe. Er, der Schreiber dieses Briefes, sei vom Papst beleidigt und geschlagen worden, sein Geschlecht sei aus Siena verbannt, nur ein nichtswürdiger Verwandter, ein heuchlerischer Höfling, der mit dem Wesen eines wahrhaftigen Cortegiano, wie ihn der Graf Castiglione beschrieben, nichts gemein habe, habe sich zum Tyrannen von Siena gemacht, unterstützt vom heiligen Vater. Urbino und Petrucci leiden dasselbe Schicksal. »Gemeinsames Leid,« schrieb der Kardinal, »führt zu gemeinsamem Handeln. Werfen wir zusammen die bedrückende Last von uns. Sucht Ferrara an Euch zu ziehen. Der Papst denkt nicht daran, Alfonso die im französischen Vertrag genannten Städte Parma und Piacenza zurückzugeben. Ferrara verwünscht die Doppelzüngigkeit des Papstes und wird Euren Beschwerden ein willig Ohr geben. Kardinal Medici ist der Lenker der päpstlichen Politik. Warum aber gibt ihm Leo Gehör? Auch Alexander Farnese, der sich durch eine Papstliebe den Purpur erworben – seine Schwester war die Kurtisane des Borgia – steht an der Seite des Medici und 189 durchhechelt die Intimitäten der übrigen Kardinäle. Medici und Farnese sind eine Firmentafel geworden, vor der die Herren Kirchenfürsten im Staube kriechen. Als Feinde sind noch zu betrachten die Verwandten des Papstes, Rossi, Ridolfi und Salviati, die aber weniger zu fürchten sind. Könnte es der Papst, er hätte Salviati und Ridolfi längst zu Kardinälen ernannt. Auch der Dominikanergeneral Thomas de Vio macht sich verdächtig. Diese alle sind unsere ernstesten Feinde. Dagegen stehen auf unserer Seite gleichgesinnte Diener Gottes wie Riario, de Sauli, Soderini und Adriano da Corneto, den Römern geläufige Namen. Eine Verhandlung mit ihnen ergab sofort völlige Übereinstimmung mit meinen Absichten. Ich bitte Euch, unsern Briefwechsel noch geheimzuhalten. Ich hoffe inzwischen noch andere Mitbrüder aus dem Kollegium für uns zu gewinnen. Ich denke da vor allem an die französisch gesinnten Kardinäle Carvajal und Sanseverino, deren Demütigung vor Leo einen Stachel der Verbitterung in ihren Herzen zurückgelassen. Sie zu gewinnen, wird meine erste Aufgabe sein. Leo ist weniger Löwe als Fuchs, ich traue ihm alles zu. Sein Vorgänger Julius saß ohne Simonie auf dem Stuhl Petri, der Ämterschacher hatte unter ihm aufgehört, und man hatte sich nur über den kriegerischen Sinn des Papstes zu beklagen. Leo aber lebt vom 190 schmachvollen Verkauf der Stellen, der Nepotismus ist zum Prinzip erhoben worden, die Vergrößerung der mediceischen Hausmacht ist sein Traum. Ihr und ich sind die ersten Opfer seines Ehrgeizes geworden. Wir können nicht auf die Hilfe Gottes allein bauen, wir müssen uns selber helfen. Gott hilft nur dem Tätigen, dem Starken. Ich fertige dieses Schreiben doppelt aus und lasse es auf verschiedenen Wegen in Eure Hände gelangen. Ich bitte Eurer würdigen Adoptivmutter Elisabetta und Eurer hochherzigen Gemahlin Eleonora von Gonzaga meine Huldigung zu sagen. Euer ergebener Kardinal Alfonso Petrucci, Diener der Kirche.«
Der Kardinal ließ Nino, der seit zwei Tagen wieder aus dem Landhaus der Impaggi ausquartiert worden war, mitten in der Nacht wecken. Der schlaftrunkene Sekretär hielt sich den traumschweren Kopf. Was war da wieder im Gang? »Gnädiger Herr?«
»Da – eine Abschrift sofort – ich diktiere.« Den schweren, blauen, von Wollquasten eingesäumten Nachtmantel über die Schulter geworfen, ging der Kardinal auf und nieder.
Das Diktat brachte den Sekretär immer mehr zum Erwachen. Was waren das für unerhörte Dinge? Es ging scharf über Papst und Kardinäle her. Doch hob sich seine Brust gar stolz, da er zum Mitwisser dieser schwerwiegenden 191 Geheimnisse geworden war, ja ein Gefühl der Verantwortlichkeit erfaßte ihn. Die Vertrautheit seines Herrn verpflichtete ihn zu unbedingter Treue, die zu brechen er als Schmach empfunden hätte.
Der Kardinal befahl, daß morgen in aller Frühe zwei reitende Boten ausgerüstet werden sollten, von denen der eine mit dem Brief nach Urbino, der andere mit der Abschrift nach Mantua reiten sollte. Wer den Herzog träfe, übergebe ihm das versiegelte Schreiben. Der andere sollte mit dem unbestellbaren Brief zurückkommen.
»Ich danke Euch, Herr, für das Vertrauen,« sagte Nino gerührt.
»Wer so mit meinem Herzen verbunden ist wie du, wird das Vertrauen nicht mißbrauchen.«
»Ich wußte ja längst, daß es am Hofe stinkt, aber so zu riechen grenzt an Niedertracht. Exzellenz, ich spürte immer, daß die Maschen in den Gewissen der Kardinäle sehr locker sind. Ja – daß ich nicht vergesse – in Siena hat sich ein hoher Beichtvater dieser Tage erhängt. Er hatte im Beichtstuhl den Ehebruch einer vornehmen Dame angehört und ihn ihrem Gatten verraten, und dieser hatte nichts Eiligeres zu tun, als seine Gattin zu erdolchen.«
»Dieser Dolch hätte dem geistlichen Herrn gebührt.«
»Er schien das gefühlt zu haben und richtete sich selbst.«
192 »Man ist hier zu Lande mit dem Eisen rasch bei der Hand.« Er stockte, dann plötzlich: »Was hältst du von einem neuen Papst, Nino?«
»Einem neuen Papst Nino?« spaßte der Sekretär. »Das wäre drollig.«
»Papst, Beistrich, Nino.«
»Papst Beistrich Nino, das wäre noch drolliger. Wohl bekomm's den Römern. Da hätten sie ja beim alten verstorbenen Papst zu plündern. Aber Leo und sterben? Eine unhübsche Vorstellung. Die Fistel macht wohl seinen Fuß brüchig, aber nicht sein Gehirn. Ein neuer Papst – hm – und wer würde die Gehirne der Konklaveteilnehmer besonders beschweren?«
»Nehmen wir an – Riario –«
»Eine schöne Annahme, deren Entnahme aus einem guten Herzen stammt. Nur würde Riario keine Ausnahme in der Reihe der Päpste sein, er würde sie nur würdig, oder wenn Ihr wollt, unwürdig fortsetzen, das bliebe ganz dem Geschmack des christlichen Gemüts überlassen. Nur so nebenbei – man erzählt sich, vor einigen Wochen hätte ein sizilianischer Wahrsager dem Kardinal Adriano da Corneto die dreifache Krone prophezeit. Der liebe Herr sei sehr glücklich darüber gewesen.«
»Adriano? Darüber schwieg sich der Schelm beim Bankett de Saulis aus.«
»Aber Papst hin, Papst her. Wir haben eben 193 einen Papst Leo X. Und Leo, das ist der Löwe.« Nino machte komisch gewichtige Augen.
»Ja, ja,« lächelte Petrucci ironisch, »man sagt, wenn der Papst an der Löwenhöhle am Abhang des Kapitols vorbeigeht, dann brüllen die Tiere vor Freude, ihr menschliches Ebenbild begrüßen zu können. Mir fällt da der Brief des Francesco Vettori ein.« Er holte aus einer Tischlade ein handschriftliches Konzept hervor. »Da, lies die Stelle.«
Und Nino las neugierig: »Es ist sicherlich schwer, ein weltlicher Fürst und zugleich Priester zu sein, denn dies sind zwei Dinge, die nichts miteinander gemein haben. Wer das evangelische Gesetz genau betrachtet, wird sehen, daß die Päpste, wiewohl sie Statthalter Christi heißen, eine neue Religion eingeführt haben, die von jener Christi nichts als den Namen führt. Christus gebot die Armut, sie aber streben nach dem Reichtum, er gebot die Demut, sie folgen dem Stolz, er gebot die Unterwürfigkeit, sie fordern sie von den andern und wollen die Welt beherrschen.« Nino legte den Brief beiseite. »Der Mann muß öfter im Vatikan übernachtet haben, sonst hätte er nicht ein so treffliches Urteil fällen können.«
»Und du meinst, Exzellenz Riario wäre nicht um ein Haar besser als einer dieser Päpste?«
»Gott sende mir Sintflut und Schwefelregen, 194 wenn ich anders denke als rede, Exzellenz Riario ist ein süperber Mensch, aber er würde als Papst ebensowenig taugen wie alle die andern. Er würde schon seine Kätzchen tanzen lassen. Aber am Ende er oder ein anderer – die Kirche wird bestehen, auch wenn ihre artigen Verweser unartig sind. Sie hat ein zu zähes Fleisch. Sie mag verbröckeln, es kommt immer wieder ein Kleisterer, der die Abfälle notdürftig zusammenklebt. Und das Heidentum innerhalb der Kirche schadet ihr auch nicht. Unlängst hat ein Prälat die Nonnen in der Predigt mit Vestalinnen verglichen –, lieber Gott, es sind auch Vestalinnen geschändet worden. Den heiligen Geist verglich er mit dem Odem Jupiters, und es sollte mich nicht wundern, wenn einmal ein Kardinal den Papst angehen wollte, Plato zum Heiligen auszurufen. Der Geist des Heidentums verbreitet sein Gift in alle christlichen Gelehrten und die christliche Religion steht wie ein verschämtes Waisenkind abseits und trauert. Der Geheimschreiber des Papstes Pietro Bembo hat eingestanden, die Epistel Paulus' nicht lesen zu können, da er fürchtete, seinen eigenen Stil zu verderben. Und das vor den Ohren des Papstes! Man denke und bekreuzige sich nicht!«
»Du bist wahrhaftig das Klatschreservoir Roms, öffnet man einen Hahn, strömt die spöttische Weisheit wie angestautes Wasser heraus. Ich 195 weiß, du eiferst arg gegen das Heidentum, dir ist bange um die Kirche –«
»Nur um die Religion. Religion ist gottgewollt, Kirche –« Er spitzte die Lippen zu einer leichten Grimasse. »Mich dünkt, so was schöpft man nicht zu mitternächtiger Stunde aus. Schlaf ist bei mir ein gern gesehener Gast, es ist reichlich öde bei mir ohne ihn.«
»Und dennoch hätte ich dir Dinge zu vertrauen, die nur für das Ohr der Nacht taugen.«
»Dann gute Miene zum bösen Spiel.«
Petrucci drückt ihn in den Sessel zurück. »Bist du bereit, dein Fühlen ganz in mein Herz zu verklammern? Willst du mir ein Pylades sein?«
»Dazu braucht meine Hand wahrhaftig keine Goldwaage zu werden. Treue läßt sich nicht bezahlen, sonst wird sie eine Handelsware. Ihr könnt mir Leben oder Tod eines Menschen in die Hand geben, ich werde schweigen.«
Petruccis Mundwinkel verzerrte sich ein wenig. »Ein großes Wort. Weißt du, womit meine Gedanken spielen?«
Nino betrachtete lange die veränderte Miene seines Herrn. »Meine Mutter sagte immer zu mir: Nino, du hast das zweite Gesicht, du siehst heller als deine Mitmenschen. Und ich setze hinzu: Ich fühle auch heller als meine Mitmenschen. Ich lese einen unheimlichen Gedanken aus Eurem Auge. 196 Ihr denkt allzu tief in das Herz Seiner Heiligkeit hinein.« Und er rückte wie ein zärtlicher Vater an seinen Herrn heran. »Mein hochwürdiger Herr, mein Schoßkind – ja, ja, das wart Ihr einmal, habt mit Euren wilden Knabenäuglein in meine Suppe geguckt, wenn ich mit Euch beim Mahl auf den Knien Hoppehopp-Reiter gespielt habe, und dann zogt Ihr mit Euren Fingerchen die Fliegen aus der Suppe, und ich steckte Euch hinterm Rücken des gestrengen Herrn Vaters manchen verbotenen Bissen in den Mund. Und dann gab's Ballwerfen und Schwerterschwingen, Übungen, die einen Soldaten aus Euch machen sollten.«
Petrucci springt verquält auf. »Jugendland – Siena! Und nun haben sie mir im Purpur die Kraft zur Tat gebrochen.«
»Euer Auge blickt düster, Ihr seid verstört. Schreckliche Bilder lähmen Euer gutes Herz. O denkt an die zehn Gebote, an das eine – du sollst nicht – nein, nein, nimmer soll das Wort über meine Lippen.«
Da raste der Kardinal wie ein Tiger hin und her. »Du sollst nicht – du sollst nicht! Auch der Papst soll nicht begehren seines Nächsten Gut, und er raubt, raubt – heute Siena, morgen Urbino . . . übermorgen Parma, Piacenza – seine furchtbaren Gedanken verurteilen ein Geschlecht nach dem andern zum Ausbluten und Sterben, 197 und niemand wagt es, diese strafenden Gedanken zu unterbrechen. Niemand? Wirklich niemand? Und sollte ich die Pforten der Hölle sprengen, um aus ihr die Mordinstrumente zu holen, ich tu's!«
Nino keucht vor sich hin. »Da ist's heraus! Der furchtbare Gedanke hat Gestalt bekommen. Ich seh's körperlich vor mir – ein Medusenhaupt, würgendes Entsetzen!« Und er verhüllt sein Gesicht.
Petrucci lehnt sein Haupt an den kühlenden Marmor einer Säule. »Zur Ruh', wildes Blut!« stöhnt er in sich hinein. »Oh, hätte ich Christuskraft, den Wogen meines Gemüts Stille zu befehlen. Nein, nein, tausendmal nein! In den Wind mit der heiligen Herzensruhe, solange Leo lebt!« Und nun mit rascher, aufwühlender Heftigkeit: »Anfang und Ende meiner Gedanken: Leo sterbe! Anfang und Ende meiner Tat: sein Tod!«
»Herr, Ihr erwürgt Euch selbst mit diesen Gedanken.«
»Mag sein – aber zuvor ihn, ihn, ihn! Erdrosseln ist ein sanfter Tod, Würgen ein Schwinden der Sinne, Verlöschen des Odems – nein, nein, geh grausamer mit dem Grausamen um, laß ihn dahinsiechen, daß er Zeit hat, sein Schuldwerk zu durchstöbern, zu bekennen: Pater peccavi . . . Nino, was hältst du von den zartlösenden Tropfen des Giftes?«
198 »Sie fließen wie Feuer durch des Mörders Seele.«
»Nein, Gift ist ein Leidlöser, und ich will mitten im Morden gnädig sein. Ich will nicht die Grausamkeit auf meine Fahne setzen, zu Boden mit dir, Qualgedanke, der mich meistern wollte. Ein sanftes ruckweises Stocken des Lebens, ein mählich Erlöschen des Geistes, ein Sichbefreunden mit dem Himmel . . . oder der Hölle. Sag, Nino, wie meinst du, daß der Gedanke zur Tat werden könnte?«
»Herr, Tun und Tun ist ein Unterschied.«
»Ich gebe dir bis morgen Zeit, darüber nachzudenken.«
»Und so beladen, wollt Ihr vor das Herz des allerunschuldigsten Mädchens treten?«
Den Kardinal überläuft's. In diesem Gedankenchaos, in dieser Aufgewühltheit seines Herzens war das Bild der Geliebten untergegangen. Nun holte es ein anderer hervor. Lucia! War sie ihm nicht verloren? Hatte er sie nicht für immer begraben? Den Sarkophag über ihr geschlossen? Sie hatte sich eindeutig von ihm abgewandt, nichts band sie mehr an ihn. Sein Werben um sie hatte kläglich geendet, er stand vor ihr wie ein gescholtener Knabe, der es gewagt hatte, sein Auge zu ihrer Herrlichkeit zu erheben. Sie verachtete ihn, den wildlüstigen Jäger, sie zog den einfältigen braven Jungen mit der unbeschwerten 199 Vergangenheit ihm vor. Er fühlte sich schmachbedeckt, geschlagen, gezüchtigt von ihr. Und so war seine flammende Liebe zu ihr in Gefahr, in ebenso flammenden Haß umzuschlagen. »Nino – das ist vorbei. Alles vorbei.« Er stöhnte es zwischen den Zähnen hervor.
»Und es war doch das schönste Kind, das je Eurer Herrlichkeit Auge und Herz erfreut hat. Es schien alles so glücklich zu gehen, und nun werft Ihr die Flinte ins Korn. Schade um jeden Seufzer, den Eure Brust gestöhnt, um die sehnsüchtig durchwachten Nächte –«
»Schweig, schweig, schürender Mahner!« rief Petrucci qualdurchrüttelt. »Mich aus ihrem Bann zu befreien, stürzte ich mich auf den Mordgedanken. Leid zieht ärgeres Leid an sich. Gefühle und Gedanken sind Kräfte, mit denen nur der Starke ungestraft spielen darf. Hinweg mit den Gedanken an sie!« Er trat dicht an Nino heran. »Der Papst geht nach Malliano mit seinen Spaßmachern und Poeten, er bleibt bis zum Herbst dort, um dann noch zur Jagd nach Viterbo und an den See von Bolsena zu reisen. Er wird das heilige Gewand einige Wochen nicht tragen, wird ohne Chorhemd, in schweren Jagdstiefeln, von Ort zu Ort ziehen zum Schrecken des Zeremonienmeisters, der um den Ruf des Heiligen Vaters besorgt ist. Wenn er dann nach Palo kommt, könnte die Tat geschehen.«
200 »Von wem?« ringt es sich aus der Brust Ninos.
»Du fragst dumm – von diesem, von jenem, vielleicht von mir selbst.«
»Ihr wollt Euch selbst – o diese Hand beschmutzt mit einem Mord, dem gräßlichsten Übel, das der Teufel in die Welt gesetzt – diese Hand, die so oft die Hostie berührt und sich zum Segen der Christenheit erhoben –«
»Störe mir nicht meine Rachegefühle durch deine moralischen Einwände. Mein Haus steht auf dem Spiel, mein Geschlecht, mein Reichtum, meine Güter. Ich verwende nur eine schärfere Waffe als mein Beleidiger und Vernichter, da ich seine Waffen der Zerstörung gegen ihn nicht verwenden kann. Auf der Jagd bewegt er sich freier, unbeaufsichtigt, ungeschützt im Dickicht des Waldes verbirgt sich der Mörder –«
»Herr – Herr, – beurlaubt mich in diesen schweren Tagen –«
»Ich denke nicht daran. Ich will dich gerade in diesen Tagen fest an meiner Seite haben.«
»Exzellenz – ich bin ein alter Mann –«
»Um so mehr Erfahrung kannst du dein eigen nennen. Unsere Fürsten sind mit dem Dolch rasch zur Hand. Wenn der Herzog von Urbino einmal einen Kardinal tötete, so kann auch einmal ein Kardinal einen Papst ins Jenseits schicken. Auf das Kleid kommt es nicht an.«
201 »Wartet doch erst ab, was der Herzog antwortet.«
»Das will ich sicherlich. Urbino wird mich in meinen Plänen unterstützen wie ich ihn in den seinen. Morgen in aller Frühe fertigst du die zwei Briefboten ab. Und nun zur Ruh.«
»Gott gebe sie Euch und mir. Aber wenn wir auch selber Ruhe wollten, unser Gewissen wacht furchtbar. Gute Nacht, Exzellenz.«