Herodot
Orientalische Königsgeschichten
Herodot

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Des Krösus Niederlage und wunderbare Errettung

Krösus, welcher sich in der Auslegung des Götterspruchs geirrt hatte, zog mit seinem Heer gegen Kappadokien in der Hoffnung, den Cyrus und das persische Reich zu überwinden. Als sich Krösus noch zu dem Kriege gegen die Perser rüstete, erteilte einer von den Lydiern, Sandanis, welcher schon vorher für einen weisen Mann gehalten wurde, und der wegen dieses Vortrags noch jetzt unter den Lydiern einen großen Namen hat, dem Krösus folgenden Rat: Du machst, sagte er, o König, Anstalten, solche Leute zu bekriegen, welche lederne Beinkleider, ja gar keine andere Kleidung als von Leder haben. Sie essen nicht soviel sie wollen, sondern soviel sie haben, indem sie in einem rauhen Lande wohnen; sie trinken keinen Wein, sondern Wasser; sie haben weder Feigen noch sonst was Gutes zu essen. Überwindest du also, was wirst du denen nehmen, die nichts haben? Wirst du aber überwunden, so bedenke doch, wieviel du verlierst. Gefallen ihnen unsere Schätze einmal, so werden sie dieselben festhalten und nicht wieder zurückgehen. Ich danke also den Göttern, welche es den Persern nicht in den Sinn kommen lassen, die Lydier zu bekriegen. So sprach er, aber Krösus kehrte sich daran nicht.

Als er an den Fluß Halys kam, führte Krösus selbst das Kriegsheer über die schon vorhandenen Brücken; nach der Erzählung aber der meisten Griechen hat sie Thales von Miletus übergeführt. Denn weil Krösus im Zweifel gestanden, wo die Armee über den Fluß gehen sollte, indem zu der Zeit noch keine Brücken daselbst gewesen, soll Thales, der in dem Lager zugegen war, den Fluß, welcher auf der linken Seite des Lagers floß, auch um die rechte herumgeleitet haben, und zwar auf diese Weise: oberhalb des Lagers fing er, wie erzählt wird, an, einen tiefen Graben zu machen, welchen er mondförmig herumzog, daß er hinter dem Lager herumging; in diesen Graben leitete er den Fluß aus seinem alten Gange, und nachdem der Übergang der Armee geschehen war, ließ er ihn wieder durch denselben fließen. Wenn aber auch der Fluß nur geteilt worden, so hat man durch beide Arme leicht durchsetzen können. Einige aber sagen, daß der alte Strom ganz ausgetrocknet sei; allein das ist mir nicht glaublich. Denn wie konnten sie denn auf dem Rückwege wieder über denselben gehen?

Nachdem Krösus mit der Armee übergegangen war, kam er in die Gegend von Kappadokien, welche Pteria genannt wird; sie hat die stärkste Sicherheit gegen die Stadt Sinope zu, welche fast am Schwarzen Meer liegt. In dieser Gegend schlug er sein Lager auf und verwüstete die Güter der Syrer. Die Stadt der Pterier nahm er ein und machte die Einwohner zu Leibeigenen. Er bemächtigte sich auch aller umliegenden Städte. Obgleich die Syrer ihn gar nicht beleidigt hatten, jagte er sie doch aus dem Lande. Cyrus aber zog seine Völker zusammen, verstärkte dieselben mit allen, die in den dazwischenliegenden Gegenden wohnten, und ging dem Krösus entgegen. Ehe er aber mit dem Heer aufbrach, schickte er Abgesandte an die Ionier und suchte sie von dem Krösus abwendig zu machen. Allein die Ionier ließen sich dazu nicht bereden. Als nun Cyrus angelangt war und sein Lager gegen den Krösus aufgeschlagen hatte, suchten sie einander in der Landschaft Pteria allen möglichen Abbruch zu tun. Es kam zu einer großen Schlacht, in welcher auf beiden Seiten viel Volk blieb: endlich zogen sie sich, ohne daß eine Partei gesiegt, bei einfallender Nacht auseinander.

Krösus gab der Schwäche seiner Armee die Schuld; denn sein Heer war viel kleiner als das Heer des Cyrus. Als daher dieser des folgenden Tages keinen neuen Angriff wagte, zog sich Krösus nach Sardes zurück mit dem Entschluß, die Ägypter vermöge des Bündnisses zu Hilfe zu rufen (denn er hatte mit dem Amasis, dem König in Ägypten, noch früher als mit den Lakedämoniern einen Waffenbund geschlossen), desgleichen die Babylonier an sich zu ziehen (denn auch mit diesen hatte er einen Waffenbund aufgerichtet, und Labynetus führte zu dieser Zelt die königliche Regierung über die Babylonier), auch die Lakedämonier zu ersuchen, auf die bestimmte Zeit zu erscheinen. Er wollte den Winter vorbeigehen lassen und alsdann nach Versammlung aller dieser Völker und Zusammenziehung seiner eigenen Armee gleich mit dem Frühlinge gegen die Perser zu Felde ziehen. Mit solchen Gedanken und Entschließungen kam er nach Sardes und schickte Gesandte an seine Bundesgenossen, dieselben zu ersuchen, sich gegen den fünften Mond bei Sardes zu versammeln. Die gegenwärtigen Kriegsvölker, welche mit den Persern gefochten hatten und nicht aus seinen Landen waren, ließ er insgesamt ziehen und auseinandergehen; denn er besorgte gar nicht, daß Cyrus, der gegen ihn mit so gleichem Verlust gefochten hatte, auf Sardes losgehen würde.

Als Krösus mit solchen Gedanken umging, wurde die ganze Vorstadt mit Schlangen angefüllt. Wie dieselben sich sehen ließen, unterließen die Pferde das Futter auf der Weide zu fressen und fraßen die herumkriechenden Schlangen. Krösus, welcher dieses sah, hielt die Sache, wie sie es denn auch war, für ein Wunderzeichen und schickte unverzüglich zu den telmissischen Zeichendeutern. Die Ratfrager kamen zwar an und lernten von den Telmissern, was das Zeichen bedeuten sollte. Allein sie konnten dem Krösus die Nachricht nicht überbringen. Denn ehe sie nach Sardes zurückgeschifft waren, war Krösus gefangen. Die Telmisser hatten geurteilt, Krösus habe ein fremdes Kriegsheer in seinem Lande zu erwarten, dieses würde ankommen und die Einwohner des Landes unterdrücken; denn sie sagten, eine Schlange werde aus der Erde gezeugt, ein Pferd aber sei ein streitbares und fremdes Tier. Diese Antwort erteilten die Telmisser dem Krösus, als er schon gefangen war; sie wußten aber noch nicht, was mit Sardes und dem Krösus vorgegangen sei.

Sobald sich Krösus nach der Schlacht, welche in Pteria stattfand, zurückzog, erfuhr Cyrus, daß Krösus seine Armee wollte auseinandergehen lassen, und fand bei gehaltener Beratschlagung, es werde ihm vorteilhaft sein, in möglichster Geschwindigkeit auf die Stadt Sardes loszugehen, um dieselbe, ehe sich die Wacht der Lydier zum andernmal versammelte, einzunehmen. Was er beschloß, führte er geschwind aus. Er führte die Armee nach Lydien und war selbst der Bote, welcher dem Krösus die Nachricht brachte. Krösus geriet darüber in eine große Bestürzung und Verlegenheit, weil diese Umstände ganz unvermutet und unerwartet waren; dennoch führte er die Lydier zum Treffen aus. Es war zu dieser Zeit kein Volk tapferer oder stärker als das lydische. Sie fochten zu Pferde, trugen große Spieße und waren im Reiten sehr geschickt.

Sie kamen auf der Ebene zusammen, welche vor der Stadt Sardes liegt und weit und erhaben ist. Durch dieselbe fließt nebst andern Flüssen auch der Hellus, welcher in den Hermus, als den größten, fällt, der von dem heiligen Berge der Mutter Dindymene kommt und sich bei der Stadt Phokia in das Meer stürzt. Auf dieser Ebene sah Cyrus die Lydier in Schlachtordnung gestellt, und weil er wegen der Reiterei in Sorgen stand, machte er auf Angeben des Harpagus, des Meders, folgende Anstalten: Er versammelte alle proviant- und lasttragenden Kamele, welche der Armee folgten, nahm ihnen die Lasten ab und ließ Männer in Reiterkleidung sich auf dieselben setzen, gab ihnen die gehörige Rüstung und befahl ihnen, vor der übrigen Armee her und gegen die Reiterei des Krösus zu ziehen. Den Kamelen mußte das Fußvolk, hinter dem Fußvolk aber die ganze Reiterei folgen. Nach solcher Anordnung ermahnte er sie, keinen Lydier zu schonen, alles, was sich widersetzte, niederzumachen, aber den Krösus selbst nicht zu töten, auch nicht einmal dann, wenn er sich der Gefangennehmung widersetzte. So ermahnte er sie. Die Kamele hat er gegen die Reiterei gestellt, weil sich die Pferde vor den Kamelen fürchten und weder ihren Anblick noch ihren Geruch leiden können. Eben darum wurde diese listige Anstalt gemacht, damit dem Krösus die Reiterei, durch welche er eben der Lydier Ruhm zu erwerben hoffte, unbrauchbar gemacht würde. Als sie nun zum Gefechte gegeneinander anrückten, rochen die Pferde gleich die Kamele, und als sie dieselben erblickten, wandten sie sich rückwärts um. So wurde dem Krösus seine Hoffnung zuschanden gemacht. Doch waren die Lydier deswegen nicht furchtsam, sondern sprangen von den Pferden herunter und gingen zu Fuß auf die Perser los. Endlich, als von beiden Seiten viele geblieben waren, wurden die Lydier in die Flucht getrieben, in die Stadt eingesperrt und von den Persern belagert.

Als Krösus schon vierzehn Tage belagert war, schickte Cyrus Reiter in der Armee herum und ließ kundmachen, daß er dem, welcher die Mauer zuerst ersteigen würde, Geschenke geben wollte. Die Armee hatte einen Versuch gemacht, welcher aber nicht gelungen war. Da nun die anderen ruhten, wagte es ein Marder mit Namen Hyröades, sich dem Teile des Schlosses zu nahen, wo keine Wache hingesetzt war. Denn es war nicht zu besorgen, daß daselbst der Ort könnte eingenommen werden. Denn die Höhe ist so steil, daß man da keinen Angriff tun kann: hier allein hatte auch Meles, der erste sardische König, den Leon, welchen ihm ein Kebsweib geboren hatte, nicht herumgetragen, wie die Telmisser den Ausspruch getan, wenn man den Leon um die Mauer herumtrüge, würde Sardes nicht eingenommen werden können. Meles trug ihn um den anderen Teil der Mauer, wo die Gegend des Schlosses angegriffen werden konnte, und hielt es um den Teil für unnötig, welcher wegen der jähen Höhe keinen Angriff zu besorgen hätte. Es lag derselbe gegen den Tmolus zu. Der Marder Hydröades aber, welcher den Tag vorher einen Lydier von dem Schlosse heruntersteigen sah, um den Helm, welcher heruntergefallen war, wiederzuholen, überlegte die Sache und dachte ihr nach. Er stieg darauf zuerst und nach ihm viele andere Soldaten hinauf. Auf diese Weise ist Sardes eingenommen und die ganze Stadt verheert worden.

Dem Krösus selbst ist es wunderlich gegangen. Er hatte einen Sohn, dessen schon vorher gedacht worden, der sonst von guter Art, aber stumm war. Bei seinem vorigen Wohlstande hatte Krösus alles an ihm getan, und nachdem er auf allerlei Mittel gedacht, auch nach Delphi geschickt, um Rat zu fragen. Die Pythia gab ihm diese Antwort: Du König vieler Völker, sehr unwissender Krösus, verlange doch nicht die höchsterwünschte Stimme des redenden Sohnes zu hören. Denn es ist dir besser, weit davon entfernt zu sein. Denn er wird an einem unglücklichen Tage das erstemal reden. Nach der Einnahme der Stadt ging ein Perser, welcher den Krösus nicht kannte, so auf ihn los, als wenn er ihn niedermachen wollte. Krösus sah ihn zwar kommen, achtete es aber bei dem Unglücke, das ihn betroffen hatte, nicht, und es war ihm gleichgültig, das Leben einzubüßen. Da aber der stumme Sohn den Feind auf ihn zugehen sah, öffnete ihm die Furcht den Mund, und er brach in diese Worte aus: Mensch, bringe den Krösus nicht um! Das waren seine ersten Worte: nachher hat er die ganze Zeit seines Lebens reden können.

Die Perser hatten also Sardes inne und den Krösus selbst gefangen, nachdem er vierzehn Jahre regiert hatte und vierzehn Tage belagert gewesen, wie ihm solches durch einen Götterspruch verkündigt war; womit denn sein großes Reich ein Ende nahm. Die Perser führten ihn zu dem Cyrus. Dieser richtete einen großen Scheiterhaufen auf und ließ den Krösus mit Ketten an den Füßen nebst zweimal sieben Knaben der Lydier auf denselben steigen, wobei er entweder die Gedanken hatte, diese Erstlinge einem von den Göttern zu opfern oder ein Gelübde zu erfüllen; oder weil er gehört hatte, daß Krösus ein eifriger Verehrer der Götter sei, ließ er ihn um deswillen den Scheiterhaufen besteigen, damit er sehen möchte, ob ihn einer von den Göttern erretten und verhindern wolle, daß er nicht lebendig verbrannt würde. So soll Cyrus verfahren haben: Krösus aber habe sich, als er auf dem Holzhaufen stand, ob er gleich in solcher Not war, der Worte Solons als von Gott eingegebener Worte erinnert, daß niemand, solange er noch lebe, selig sei. Als er sich nun dieses vorgestellt, habe er sich als aus einer tiefen Ohnmacht erholt und mit Seufzen dreimal den Solon genannt. Cyrus aber, welcher dieses gehört, habe ihn durch Dolmetscher fragen lassen, wer der sei, den er anrufe? Diese, wie man ferner erzählt, traten hinzu und fragten; Krösus aber schwieg eine Zeitlang auf die Frage still; als man ihn aber nötigte, zu antworten, sagte er: Ich wollte es allen Gütern vorziehen, wenn der, den ich meine, mit allen Fürsten in eine Unterredung kommen möchte. Da diese Antwort undeutlich war, verlangten sie eine Erklärung. Sie hielten inständig bei ihm an und setzten ihm so zu, daß er endlich sagte, Solon, ein Athener, sei einstmals zu ihm gekommen, habe alle seine Herrlichkeit gesehen und dieselbe doch für nichts geachtet; was ihm dieser gesagt, sei ihm alles auf die Weise begegnet, wie er es ihm gesagt habe. Sein Ausspruch aber ginge das ganze menschliche Geschlecht sowohl als ihn an und vornehmlich diejenigen, welche sich einbildeten, vor anderen glückselig zu sein. Nach diesen Worten wurde der Scheiterhaufen angezündet und brannte schon auswendig herum. Als aber Cyrus von den Dolmetschern vernahm, was Solon geantwortet habe, änderte er seine Meinung und bedachte, daß er, der auch ein Mensch sei, einen anderen Menschen, welcher so glückselig als er gewesen, lebendig dem Feuer übergäbe; überdies befürchtete er die Rache, erwog auch, daß unter den menschlichen Dingen nichts gewiß und beständig sei, und befahl daher, das Feuer auf das geschwindeste auszulöschen und den Krösus sowohl als die, die bei ihm waren, heruntersteigen zu lassen. Allein es war nicht möglich, das Feuer zu dämpfen.

Hier erzählen nun die Lydier, als Krösus vernommen, daß Cyrus seinen Entschluß geändert und er gesehen, daß jedermann lösche und doch der Flamme nicht wehren könne, habe er den Apollo mit lauter Stimme angerufen, wenn ihm etwas von seinen Geschenken angenehm gewesen, so sollte er ihm beistehen und ihn von dem gegenwärtigen Elend erretten; mit Tränen habe er also Gott angerufen. Plötzlich hätten sich daraus bei klarem Himmel und stiller Luft Wolken zusammengezogen, es sei ein Sturm ausgebrochen und ein so starker Regen gefallen, daß der Scheiterhaufen gelöscht worden. Cyrus, welcher daraus erkannt, Krösus sei den Göttern lieb und ein rechtschaffner Mann, habe ihn von dem Holzhaufen herunterkommen lassen und diese Frage an ihn getan: Wer hat dich beredet, mein Land mit Krieg zu überziehen und aus einem Freunde mein Feind zu werden? Mein König, antwortete er, ich habe dieses selbst getan zu deinem Glück und zu meinem Unglück. Der Gott der Griechen aber ist schuld daran, welcher mich angetrieben hat, den Krieg zu unternehmen. Denn niemand ist leicht so unverständig, daß er den Krieg dem Frieden vorziehen wollte. Denn in diesem begraben die Kinder ihre Väter; in jenem aber die Väter die Kinder. Allein es war der Wille eines Gottes, daß diese Dinge so gehen sollten.

Nach diesen Worten ließ ihm Cyrus die Fesseln abnehmen, setzte ihn neben sich und gewann eine sehr große Achtung gegen ihn. Er sowohl als alle, die um ihn waren, sahen ihn mit großer Verwunderung an. Krösus aber saß in tiefen Gedanken stille. Nachher aber, als er sich umwandte und sah, daß die Perser die Stadt plünderten, sagte er: Mein König, darf ich zu dem, was ich wahrnehme, etwas sagen oder muß ich stillschweigen? Cyrus befahl ihm, getrost zu sagen, was ihm beliebte. Er fragte also: Was treibt das viele Volk mit so großem Eifer? Es beraubt, war die Antwort, deine Stadt und verdirbt deine Güter. Krösus versetzte: Es beraubt weder meine Stadt noch meine Güter (denn davon ist nichts mehr mein), sondern sie rauben das, was dir nun zugehört.

Diese Worte verursachten bei Cyrus ein Nachdenken. Er ließ also alle anderen hinausgehen und fragte den Krösus, was er denn unter diesen Umständen für tunlich hielt. Dieser gab zur Antwort: Weil mich die Götter zu deinem Knechte gemacht haben, so ist meine Schuldigkeit, wo ich etwa eine größere Einsicht habe, dir meine Meinung zu entdecken. Die Perser, welche von Natur zu Ausschweifungen eine Neigung haben, sind nicht reich. Läßt du es nun geschehen, daß sie große Güter rauben und behalten, so hast du wahrscheinlich diese Folgen zu besorgen: Von dem, welcher unter ihnen am meisten besitzt, mußt du erwarten, daß er sich gegen dich empöre. Gefällt dir also mein Vortrag, so mache es also. Stelle von deinen Trabanten einige Wächter an alle Tore, welche denen, die Güter heraustragen, selbige abnehmen und sagen, es sei notwendig, daß dem Jupiter der Zehnte gegeben werde. Auf diese Art wirst du ihren Haß nicht auf dich laden, wenn du ihnen die Güter mit Gewalt abnimmst, und weil sie erkennen, daß du gerecht handelst, werden sie es willig tun.

Cyrus hörte dieses mit sehr großem Vergnügen an und der Rat gefiel ihm: er legte dem Krösus ein großes Lob bei, und nachdem er den Trabanten das anbefohlen hatte, was Krösus geraten, sagte er zu demselben: Mein Krösus, indem du geschickt bist, recht königlich zu handeln und zu reden, so fordere unverzüglich, was ich dir für ein Geschenk geben soll. Gebietender Herr, sagte Krösus, du wirst mir den größten Gefallen tun, wenn du mir erlaubst, den Gott der Griechen, welchen ich vor allen Göttern geehrt habe, mit Überschickung dieser Fußketten zu befragen, ob es bei ihm ein Gesetz sei, diejenigen, welche sich wohl gegen ihn verhalten, zu betrügen. Cyrus fragte, was er denn für Ursache hätte, diese Klage über ihn zu führen, worauf Krösus der Ordnung nach ihm alle seine Anschläge und die Antworten der Orakel und vornehmlich seine zu den Tempeln gesandten Geschenke erzählte und wie er durch die göttliche Antwort sei verleitet worden, die Perser zu bekriegen. Nach dieser Erzählung bat er von neuem, ihm zu erlauben, daß er diese Dinge dem Gotte vorwerfen dürfte. Dieses, mein Krösus, sagte Cyrus lachend, und was du sonst nötig haben wirst, sollst du von mir erlangen. Wie Krösus das vernommen hatte, schickte er Lydier nach Delphi und befahl ihnen, die Fußketten auf den Boden des Tempels niederzulegen und zu fragen, ob er sich nicht schämte, daß er durch seine Aussprüche den Krösus angetrieben, die Perser zu bekriegen, weil er die Macht des Cyrus zu Boden legen würde; wofür er diese Beute davongetragen habe: auch sollten sie fragen, ob die griechischen Götter ein Gesetz hätten, undankbar zu sein.


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