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Weg also das Latein, um an ihm Grammatik zu lernen; hiezu ist keine andre in der Welt als unsre Muttersprache. Wir lernen diese dumm und unwissend: durch sie werden wir klug im Sprechen und schläfrig im Denken: wir reden fremder Leute Worte und entwöhnen uns eigner Gedanken. Was für Geschäfte hat hier die Unterweisung und welches wäre früher, als dieses! Die ganze erste Klasse von Naturhistorie ist ein lebendig Philosophisches Wörterbuch der Begriffe um uns, sie zu erklären, zu verstehen, anzuwenden: ohne Pedanterei der Logik, ohne Regeln der Grammatik. Die ganze erste Klasse der Geschichte ist Uebung in der leichtesten, lebendigsten Syntaxis, in der Erzälung des historischen Styls. Die ganze erste Klasse für die Empfindungen ist Rhetorik, erste Rhetorik der Sprachenergie: alles lebendige Uebung. Nur spät, und wenig aufschreiben; aber was aufgeschrieben wird, sei das Lebendigste, Beste, und was am meisten der Ewigkeit des Gedächtnißes würdig ist. So lernt man Grammatik aus der Sprache; nicht Sprache aus der Grammatik. So lernt man Styl aus dem Sprechen; nicht Sprechen aus dem künstlichen Styl. So lernt man die Sprache der Leidenschaft aus der Natur; nicht diese aus der Kunst. So wirds Gang, erst sprechen d. i. denken, sprechen d. i. erzählen, sprechen d. i. bewegen zu lernen; und wozu ist hier nicht der Grund gelegt! Die erste Klasse der Sprache sei alle Muttersprache, die sich mit den vorigen zusammenschlingt, und immer Eine Arbeit auf Eine Seele fortsetze. Der Lehrer lehre denken, erzählen, bewegen: der Schüler lerne dreies: so lernt er sprechen: diese Klasse ist also nicht von der vorigen, der ersten Ordnung durch alle 3. Klassen unterschieden. Die Wiederholung und Methode des Lehrers ist schon Sprachübung.
Aus dieser ersten Ordnung des Sprechens folgt in der zweiten, das Schreiben: und also der Styl. Laß den Schüler die Erfahrungen und Versuche, die er sieht, in aller Wahrheit aufschreiben: die Bilder der Historie und Geographie in allem ihrem Lichte aufschreiben: die Einleitung in die Geschichte der Religion und Menschheit in aller Stärke aufschreiben, und er hat alle Uebungen der Schreibart, weil er alle der Denkart hat. Er lernt zwar freilich damit nicht Sachenlose eckle Briefe, Chrien, Perioden, Reden, und Turbatverse machen, die bei aller Ordnung noch Turbatverse, bei allen Materialien Schulchrien, bei aller Kunst der Wendung, linke Perioden, bei allem Geschrei kalte Reden bleiben; aber er lernt was Bessers: Reichthum und Genauigkeit im Vortrage der Wahrheit: Lebhaftigkeit und Evidenz, in Bildern, Geschichten und Gemälden: Stärke und unaufgedunstete Empfindung in Situationen der Menschheit. Jene erste Methode verdirbt in Briefen, Reden, Perioden, Chrien und Versen auf ewig: sie verdirbt Denk- und Schreibart: gibt nichts, und nimmt vieles, Wahrheit, Lebhaftigkeit, Stärke, kurz Natur: setzt in keine gute; sondern in hundert üble Lagen, auf Lebenszeit, macht Sachenlose Pedanten, gekräuselte Periodisten, elende Schulrhetoren, alberne Briefsteller, von denen Deutschland voll ist, ist Gift auf Lebenszeit. Die meinige lehrt alles, indem sie nichts zu lehren scheint: sie ist die bildendste Klasse des Styls, indem sie nichts als ein Register andrer Klassen ist, so wie auch würklich die Worte nur Register der Gedanken sind. Sie gewöhnt also dazu, nie Eins vom andern zu trennen, noch weniger sich auf eins ohne das andre was einzubilden, und am wenigsten, das Eine gegen das andre zu verachten. Mit ihr erspart man unendlich viel Zeit, unnütze und unmögliche Mühe, die auf jedem andern Wege seyn muß, thut mit Einem, was nicht durch 7. gethan werden [kann], bildet Sachenreiche Köpfe, indem sie Worte lehret, oder vielmehr umgekehrt, lehrt Worte, indem sie Sachen lehret, bildet den Philosophen, indem sie den Naturlehrer unterrichtet, und hebt also zwischen Beiden den ewigen Streit auf: bildet den Schriftsteller der Einbildungskraft, indem sie aus der Geschichte und Weltkarte unterrichtet, und hebt also zwischen Beiden den ewigen Streit auf: bildet den Redner, indem sie den Philosophen der Menschheit [unterrichtet,] und hebt also zwischen Beiden den ewigen Streit auf. Der Logiker und der Naturerklärer wird Eins: was er ursprünglich auch ist, und in den Tsirnhausens, Pascals, Wolfen, Kästners und Lamberts war. Der Geschicht- und Schönschreiber wird Eins, was er ursprünglich auch war da die Herodote, Xenophons, Livius, Nepos, Boccaze, Macchiavells, Thuane und Boßvets, Hume, und Winkelmanns galten. Der Redner ins Herz und der Redner über Situationen der Menschheit wird Eins, was er auch war, da die Platone und Demosthene: die Catonen und Ciceronen, die Boßvets und Bourdeloue und Roußeaus, u. s. w. noch sprachen. Da war im ersten Fache noch keine Baumeistersche Logik, im zweiten keine Gatterische Historienkunst, im dritten keine Aristotelische oder Lindnersche Rhetorik vorhanden. Da lernte man beschreiben, erzählen, rühren, dadurch daß man sahe, hörte, fühlte! –
Die dritte Klasse wird hier eine Philosophische Klasse des Styls, wie es schon ihre Arbeiten mit sich bringen, die nichts als Philosophie sind. Nichts in der Welt ist schwerer, als Kunst und Handwerk zu beschreiben: wie gut muß man gesehen haben! wie gut sich auszudrücken wissen! wie oft seinen Styl wenden, Worte suchen, und recht fürs Auge reden, damit man begreiflich werde! Und dazu führt die erste Ordnung – zu einer Gattung von Styl, die ganz vernachläßigt wird, zu einer Gattung, in der die Halle's so elend sind, zu einer Gattung, die für alle am nöthigsten ist, für Kaufmann und Handwerker, für Mann von Geschäften und Erfahrungen, für Alle. Hier ist Gellert elend wie es Mai durch sein Beispiel zeigt: und hier ist doch die wahre Nutzbarkeit und Würde der Schreibart, in unsrer Sachen- und Politischen- und Commerz- und Oekonom[ischen] Welt, vom Staatsminister, bis zum Projektmacher; vom Mühlenschreiber bis zum Praktischen Philosophen, vom Handwerker zum Kaufmann. Hier zeigt sich die rechte Würde, in welcher z. E. ein Baumeister, ein edler Mechanikus, ein Kaufmann, wie H., und ein Staatsmann reden, der nicht wie in Regensburg schreibt. Hier sind wir Deutsche mit unsern Kreis- und Staatsgeschäften, mit unsern Oekonomie und Handelsbüchern, mit unsern Pütters und Estors, noch so sehr hinten: hier muß der Jüngling anfangen, und vollkommen werden.
Dasselbe bezieht sich auf die zweite und dritte Klasse dieser Materie; wo er in allen Arten der Realität – von Politik bis zur Philosophie Unterricht erhält, und hier eben wird die Rhetorik in ihrer grossen Allgemeinheit erst offenbar. Beschreibungen von Künsten und factis: Beschreibungen von den Gründen einer Situation, d. i. Politik und denn Raisonnement bis zu allen Gattungen der Abstraktion; o wie viel Arten des Styls mehr, als unsre Redekünste geben. Vortrag in Metaphysik, Logik, Aesthetik, Bonsens, Moral, Ethik, Politik, Theologie; allemal in ihrem Umfange – Gott! welcher Reichthum, Verschiedenheit, Menge an Materien und Formen! Und endl[ich] von Allem aus Philosophische Blicke auf Sprache und Alles! = = Das ist Styl der Muttersprache und sonst nichts in der Welt!
Jeder Lehrer legt in seiner Classe den Grund zu den Materialien dazu; die Aufsicht und Correktur derselben gehört dem Inspektor. So lernt er jeden Schritt der ganzen Schule, jedes Verdienst jedes Lehrers, jedes Talent jedes Schülers, und jeden Fortgang jedes Talents derselben in vollem Maasse, und nicht durch Behorchen der Lektionen, nicht durch Berichte der Lehrer, nicht durch falsche vage Ex[p]loratorien und Examina, sondern durch Proben und Effekte kennen. Der Lehrer hätte nichts zu thun, als die Schüler dazu anzuhalten, und der Inspektor, dem Lehrer Plan oder Lehrbuch zu geben: alles thut sich von selbst, ohne Bitterkeit, Musterungsbegierde und Herrschsucht. Die erste Klasse, die nicht schreibt, sondern sich nur übt, zeigt diese Uebungen kindlich auf und erzählt desto mehr: das ist beßer, als Paränetische und Betstunde: das ist das jugendliche Wettspiel feuriger Kinder. Eine allgemeine Versammlungsstunde der Lehrer und Schüler, wo die würdigsten hervorgezogen, die unwürdigen gesichtet, und eben dadurch auch den Lehrern Aufmunterungen gegeben werden. Eine freundschaftliche Stunde monathlich unter Lehrern, wo man nicht betet, sondern sich bespricht, sich freuet, aufmuntert, ergötzet, als Mitarbeiter in einer Ernte! – Eigentliche Rhetorik und Poetik als Kunst, ist noch nicht hier, sie wird später hinten kommen! –
Man siehet, daß der Lehrer in jeder Stunde Materialien gibt; der Schüler sie zu Hause, oder in der letzten Viertheilstunde ausarbeitet: und der Inspektor hat wöchentlich neun oder wenigstens 6. Stunden nöthig, um alles zu hören, zu lesen, zu beurtheilen. Man begreift, daß eben damit ein gar zu grosses Quantum von selbst wegfalle. Daraus wird wechselsweise eine Geschichte der Arbeiten gemacht, wie die Geschichte der Memoirs der Akademie: die bleibt bei der Schule. Die Anzahl der Correkturen wird jedem Schüler, und der Rektor wählt nur die Meisterstücke, um zum Denkmal und zur Verewigung der Guten im Archiv der Schule aufbehalten zu werden. Es versteht sich, daß die Gerügten Faulen eben so gut im Archiv der Schule, wie auf der Rolle des Censors mit einer Note aufbehalten werden; nur daß dies jedesmal nur das dritte mal geschieht. Am Examen, das jährlich einmal öffentlich ist, wird diese Geschichte der Akademie laut und zur feierlichsten Stunde vorgelesen: der Lehrer hat eine in seiner Klasse, wenn er will; die von der Schule, bleibt bei dem Rektor, um auch äußerliche Ungezogenheiten der Schülerrache zu verhüten. Der Rektor ist selbst der Sekretär davon, der es monatlich aus den Uebungen herauszieht, und in den Versammlungen vorlieset.
Nach der Muttersprache folgt die Französische: denn sie ist die allgemeinste und unentbehrlichste in Europa: sie ist nach unsrer Denkart die gebildetste: der schöne Styl und der Ausdruck des Geschmacks ist am meisten in ihr geformt, und von ihr in andre übertragen: sie ist die leichteste, und einförmigste, um an ihr einen Praegustus der Philosophischen Grammatik zu nehmen: sie ist die ordentlichste zu Sachen der Erzählung, der Vernunft und des Raisonnemens. Sie muß also nach unsrer Welt unmittelbar auf die Muttersprache folgen, und vor jeder andern, selbst vor der Lateinischen vorausgehen. Ich will, daß selbst der Gelehrte beßer Französisch, als Latein könne!
Drei Classen gibts in ihr: die erste hat zur Hauptaufschrift Leben; die andre Geschmack, die dritte Vernunft – in allem der entgegengesetzteste Weg von unserer Bildung, die todt anfängt, Pedantisch fortgeht und mürrisch endigt. Es muß ein Französischer Lehrer daseyn, der spreche, Geschmack und Vernunft habe; sonst sei er von allem entnommen. Das erste Wort hieß Leben, und das erste Gesetz also; die Sprache soll nicht aus Grammatik, sondern lebendig gelernt werden: nicht fürs Auge und durchs Auge studirt, sondern fürs Ohr und durchs Ohr gesprochen, ein Gesetz, das nicht zu übertreten ist. Ich weiß, was ich mir für verwünschte Schwürigkeiten in den Weg gelegt, aus Büchern, mit dem Auge, ohne Schall und Vestigkeit sie zu verstehen und zu verstehen glauben: da bin ich mehr, als ein Unwissender. Die erste Sprache ist also eine Plapperstunde. Der Lehrer spricht mit dem Schüler über die bekanntsten Sachen des gemeinen Lebens, wovon überdem die erste Ordnung handelte[.] Der Schüler kann fragen, der Lehrer muß ihm antworten, und sich nach ihm richten. Ein Schüler hat nach dem andern Freiheit, (aber nur im zweiten Theil des Cursus) Materien vorzuschieben; nur alle weitere Methode, Lehre, Frage, Ausdruck bleibt dem Lehrer. So wird der Schüler ein lebendig Gespräch und wie schön ist, wenn er das wird und ist: denn ist er auf ewig auf dem 1[.] besten Wege. Nichts als eine kleine Geschichte wird bei dieser Klasse gehalten nach der sich alsdenn der Inspektor richtet: dessen Stunde hier, wie dort, eine Stunde kindischer Babillards ist; aber für ihn eine Stunde seyn muß, der er gnug thun kann: sonst ist Alles aufgehoben.
Die 2. Französische Classe spricht und lieset; mit Geschmack für die Schönheiten und Tours der Sprache: hier sind Boßvets und Fenelons, Voltaire und Fontenelle, Roußeaus und Sevignes, Crebillons und Duklos Leute für den Geschmack der Sprache, der Wißenschaften, des Lebens, der Schreibart. Hier wird gelesen, das Buch geschlossen und geschrieben; also gewetteifert. Hier werden alsdenn die Schönheiten der Sprache recht erklärt und gehäuft, um einen Originalen Französischen Styl zu bilden. Uebung und Gewohnheit ist überall Hauptmeisterin, und so wie das Lehrbuch der Classe ein Auszug aus Büffons, Nollets, und allen Geschichten und ein Catechismus der Menschheit aus Roußeau u. s. w. ist: so ist das Geschichtbuch der Classe nichts minder, als ein Wetteifer mit diesen grossen Leuten.
Drittens und endlich kommt die Philosophische Grammatik der Sprache. Bei der Muttersprache hatten wir wenig Bücher; aber wir konnten sie, eben weil es Muttersprache war, lebendig selbst ableiten und bilden. Hier haben wir nicht blos gute Bücher, Restauts, d'Arnauds, Duklos, Desmarais, sondern die Grammatik ist auch die leichteste unter allen Sprachen. Die Sprache ist einförmig, Philosophisch an sich schon, vernünftig: ungleich leichter als die Deutsche und Lateinische, also schon sehr bearbeitet. Zudem hats auch den Vorzug, wenn man an ihr Philosophische Grammatik recht anfängt, daß ihr Genie zwischen der Lateinischen und unsrer steht: von dieser wird also ausgegangen und zu jener zubereitet. Dies Studium ist hier also am rechten Orte, angenehm und bildend: es sagt die Mängel der Sprache, wie ihre Schönheiten: es verbindet Lesungen und Uebungen über die Werke der grossen Autoren selbst. Es übet sich im Mechanischen, Physischen, Pragmatischen Styl, indem uns die Franzosen, in allem, in ihren Politischen, Physischen, Mechanischen Werken so sehr überlegen sind: übet sich in der Geschichte, wo die Französische Sprache die meisten feinen Unterschiede in Zeiten, Fluß in Bildern, Reihe von Gedanken u. s. w. hat: übet sich in der Philosophie, in der die Französische Sprache den meisten Schwung genommen: und thut zu allem die Urtheile der Critiker, der Frerons und Voltaire und Clements hinzu, um auch die Sprache der Französischen Critik lebendig zu lernen. Aus allem kommen Proben an den Direktor, der diese Sprache also nach aller Feinheit verstehen muß; oder der Zweck ist verloren. Dies ist Eins von den Mitteln, wodurch die Schule brilliren muß, und ohne ihr Wesen zu verlieren, und falsch zu brilliren. – – Jetzt sollte die Italienische Sprache folgen, das Mittel zwischen der Franz[ösischen] und Lat[einischen] insonderheit für den Adel, die Kenner von Geschmack, und die, die sonst nicht Lat[einisch] lernen, unentbehrlich; die Aussicht ist aber zu weit – ich komme aufs Latein.
Warum soll man bei dem eine Ausnahme machen, um es nur todt und vereckelt lernen zu wollen? Es ist eine todte Sprache! gut Historisch- Politisch- Nationaltodt; aber litterarisch lebt sie; in der Schule kann sie leben. Aber so wird sie nicht rein und Classisch gesprochen? warum nicht? wenn es der Lehrer spricht, wenn er nur Sachen wählt, über die es lohnt, Latein zu sprechen, warum nicht? und denn, gibt Natur und Fluß und Genie und Kern der Construktion, und lebendige Verständlichkeit der Lat. Spr[ache] nicht mehr, als das Schattenwerk weniger reinen Worte und Phrases? und werden nicht mehr Zwecke in der gelehrten Republik erreicht, wenn ich Latein kann, um zu sprechen, zu lesen, zu verstehen, zu fühlen: als zu Wortsichten, zu feilen, zu mäcklen? Und ists nicht endlich Zeit, von dieser Sucht hinweg zu lenken, und das Studium der Lateinischen Sprache würdiger zu machen? Die Wiederherstellung der Wissenschaften fing sich in Italien an: dies Land spricht beinahe Latein, indem es Italienisch spricht; Ohr und Zunge sind Latein: das konnte die Sprache adoptiren. Die Lateinische Sprache hatte in den Klöstern die Wissenschaften und Religion erhalten: sie schien von beiden und insonderheit der letzten also untrennbar. Italien konnte also seine Reihen von Vida's und Sannazars haben, in denen wenigstens die leichte holde Italienische Natur, die holde Musik der Sprache u. s. w. zu sehen sind: indessen hat doch schon, wie jeder weiß, und der Aut[or] über die Ital. Liter. gezeigt hat, diese Sprache viele Jahrhunderte durch sehr dadurch verlohren; sie hat Anagrammatisten und Critiker gezält, und den grossen Geist aufgehalten, der in Italien schläft. Was geht dies alles uns entfernte Deutsche an? wohlan also! mit unserer eignen, Nordischen, Originalsprache, seiZu ergänzen etwa: "begonnen."
Die erste Lateinische Klasse spät, weit nach der Muttersprache, hinter der Französischen und selbst Italienischen, wenn es seyn kann. Sie fange zwar nicht mit Sprechen (denn das Genie ist zu verschieden!) aber mit lebendigem Lesen an, in Büschings Buch, wenn es nur Originallateinischen Perioden hat, oder in den histor. select. oder im Cornel. Nepos, oder wo es sei. Nur lebendig, um den ersten Lat. Eindruck stark zu machen, den Schwung und das Genie einer neuen, der ersten Antiken Sprache recht einzupflanzen, und also wahre Lateiner zu bilden. Hier wird nichts geplaudert, von Seiten der Schüler; und der Lehrer spricht nur immer als Lektion, lebendige Lektion, rein und vorsichtig. Aber viel wird gelesen, immer Eindrücke, lebendige Bemerkungen, eingepflanzt: hier ist also die erste Classe was bei der Französischen die zweite war; aber wie viel Vorschritte hat nicht auch der Schüler schon?
Die zweite Klasse fährt schon gelehrter fort, übt sich in allen Arten des Styls, und schreibt also. Da sind Livius, und Ciceronen und Sallustius und Curtius u. s. w. was für eine neue Welt von Reden, Charakteren, Geschichtschreiberei, Ausdruck, Höflichkeit, Staatswelt! wenig wird übersetzt! denn [wird] dies wenigstens nicht Hauptzweck! aber alles lebendig gefühlt, erklärt, Rom gesehen, die verschiednen Zeitalter Roms gesehen, das Antike einer Sprache gekostet, Antikes Ohr, Geschmack, Zunge, Geist, Herz gegeben: und Allem nachgeeifert! Welch Gymnasium! welche schöne Morgenröthe in einer Antiken Welt! Welch ein Römischer Jüngling wird das werden! Hier also kommt Antike Historiographie, Epistolographie, Rhetorik, Grammatik! Man sieht, wie übel, daß man die Rhetorik fürs einzige nimmt! Die antike Rhetorik mit der Modernen verwechselt! Die Antike Historiographie nicht erklärt, die Epistolographie zum Muster nimmt, und überhaupt Grammatik einer Antiken Sprache, nicht von der Modernen unterscheidet. Hier wird alles unterschieden, lebendig gekostet, nachgeeifert! in dieser Klasse muß sich der Lat. Styl bilden!