Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band XV
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Der thörichte Fischer.

»Ich vernahm, das einmal ein Fischer zu einem Fluß ging, um dort wie gewöhnlich zu fischen. Als er bei dem Fluß anlangte und über die Brücke schritt, gewahrte er einen großen Fisch, worauf er bei sich sprach: »Es thut nicht not, daß ich hier bleibe, ich will diesem Fisch folgen, wohin er schwimmt, bis ich ihn fange und dann für eine Reihe von Tagen des Fischens überhoben bin.« Hierauf zog er sich die Kleider aus und stieg ins Wasser, dem Fisch nach. Die Strömung trug ihn fort, bis er den Fisch zu packen bekam, worauf er sich umwendete und sich fern vom Ufer sah. Als er bemerkte, was die Strömung mit ihm gethan hatte, wollte er jedoch nicht den Fisch loslassen und umkehren, sondern, sein Leben aufs Spiel setzend, hielt er den Fisch mit beiden Händen fest und ließ sich von der Strömung weiter forttragen, die 175 ihn schließlich in einen Strudel warf, aus dem sich niemand, der in ihn geriet, zu retten vermochte. Da hob er an zu schreien und rief: »Zu Hilfe, ich ertrinke!« Wie nun die Stromwächter herbeikamen und ihn fragten: »Was fehlt dir, und was ist dir geschehen, daß du dich in die große Gefahr gestürzt hast?« entgegnete er: »Ich bin einer, der den offenbaren Weg des Heils verließ und der Begier und dem Verderben anheimfiel.« Da versetzten sie: »Mann, warum verließest du den Weg des Heils und stürztest dich in dieses Verderben, wo du doch seit langem weißt, daß keiner, der hier hineingerät, entkommt? Und was hinderte dich daran, fortzuwerfen, was du in der Hand hältst und dich zu retten? So wärest du mit deinem Leben davongekommen und wärest nicht in dieses Verderben geraten, aus dem es kein Entkommen giebt. Jetzt kann dir niemand von uns helfen.« Da gab der Mann alle Lebenshoffnung auf und verlor nicht nur was er in der Hand hielt und wofür er sein Leben gewagt hatte, sondern starb auch einen elendiglichen Tod.«

Dieses Gleichnis aber, o König, erzähle ich dir nur zu dem Zwecke, daß du von diesen verächtlichen Sachen ablässest, die dich von deinen Obliegenheiten abbringen, und daß du dich wieder mit der Regierung deiner Unterthanen und mit der Aufrechterhaltung der Ordnung deines Reiches befassest, mit der du betraut bist, daß keiner einen Tadel wider dich findet.« Der König versetzte: »Und was heißest du mich?« Schimâs erwiderte: »Morgen, wenn du wohl und gesund bist, verstatte dem Volk vor dir zu erscheinen und nimm Einsicht in ihre Angelegenheiten, indem du dich bei ihnen entschuldigst und ihnen aus freien Stücken Gutes und ordentlichen Wandel versprichst.« Der König entgegnete: »O Schimâs, du hast das Rechte gesprochen, und ich will morgen, so Gott will, der Erhabene, deinen Rat befolgen.« Hierauf verließ Schimâs den König und teilte dem Volk alles mit, was er ihm gesagt hatte. Als nun der andere Morgen anbrach, kam der König aus seiner Abgeschlossenheit zum Vorschein und erteilte 176 dem Volk Erlaubnis vor ihm zu erscheinen, worauf er sich bei ihnen entschuldigte und ihnen versprach sie so, wie sie es wünschten, zu behandeln, so daß sie dessen zufrieden fortgingen und ein jeder seine Wohnung aufsuchte. Dann aber suchte eine der Frauen des Königs, die er am meisten liebte und auszeichnete, ihn auf und sprach zu ihm, als sie sah, daß er die Farbe gewechselt hatte und über die Worte, die er von seinem Großwesir vernommen hatte, nachdenklich geworden war: »Was sehe ich dich so beunruhigten Gemüts, o König? Hast du dich über etwas zu beklagen?« Der König erwiderte: »Nein; doch hatten mich meine Vergnügungen von meinen Geschäften abgebracht. Was für ein Recht hatte ich, mich so wenig um meine und meiner Unterthanen Angelegenheiten zu bekümmern? Wenn ich in dieser Weise fortführe, so entfiele in kurzer Zeit das Reich meinen Händen.« Da entgegnete sie: »Ich sehe, o König, daß du dich von deinen Beamten und Wesiren hast täuschen lassen, die dich nur quälen und foltern wollen, daß dir die Regierung diese Freuden verwehrt, und du weder Genuß noch Ruhe findest; vielmehr wünschen sie, daß du dein Leben in der Abwehr der Drangsal von ihnen hinbringst, auf daß deine Tage in Qual und Plage hinschwinden und du einem gleichst, der sich für das Wohl eines andern umbringt, oder daß es dir wie dem Knaben und den Dieben ergeht.« Da fragte der König: »Wie war das?« worauf sie sprach:

 


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