Ulrich Hegner
Saly's Revolutionstage
Ulrich Hegner

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Brief an meine Frau.

Was wirst du sagen, gute Marie, wenn du mir morgen entgegen gehst und mich nicht findest; und was wird deine Mutter sagen, wenn du mich nicht zurücke bringst? – Mein Gott! wo ist er denn hin? – Und indem ihr Sorgen und Angst habet gehe ich immer weiter von Euch! Weißt du noch, wie du in dem Bade warst, und am dritten Tage wieder heimgelaufen kamst? Saly, ich kann ohne dich nicht seyn, sagtest du; und die Nachbarn lachten, und ich lachte und weinte zugleich. – Ist das nun meine Gegenliebe, mein Versprechen!

41 Tröste dich, liebes Kind, und trockne deine Thränen! Es thut auch mir wehe, nun des Abends euers herzlichen Willkommens und des vertraulichen Gesprächs bey der Nachtsuppe zu entbehren, weil einem doch nur da recht wohl seyn kann, wo die Zuversicht der Liebe waltet. – Aber ich gehe auch nicht zum Lande hinaus zu fremden Leuten, sondern nur bis Basel, wohin mich das Geschäft, welches mich hieher führte, noch unausweichlich zieht. Das wird freylich einige Tage länger dauern, als ich versprach, dafür hoffe ich aber auch ein hübsches Stück Geld heimzubringen; du weißt, wie uns die Mutter schon lange vermahnte, etwas zum Ankauf eines kleinen Weinbergs vorzusparen, damit Ihr im Sommer draußen auch was zu schaffen habt. – Und zu Hause versäume ich jetzt gerade am wenigsten; unsre kleine Wirthschaft erfordert im Winter keine Arbeit, und für Holz wird das Städtchen wohl sorgen, wenn die Herren frieren.

Seyd also gutes Muthes zusammen; der Himmel wird mich beschützen und Euch! – Laßt den Nachbar Holländer, wenn Ihr Abends in die Lichtstube geht, erzählen, wie weit es nach Basel sey, und berechnet darnach den Tag meiner Rückkunft. Wenn Ihr dann zur glücklichen Stunde in das Thal hinunter schaut, und es kömmt von ferne einer mit fröhlichen Schritten einhergegangen, und dir das Herz klopft, Marie, so ist es dein Getreuer!



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