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Die Morgensonne beschien gerade die Spitzen der hohen Zypressen, als ein etwas klappriges, vom Besitzer des Hotels gesteuertes Auto den Weg zum Flußufer hinabgeholpert kam und außer Felicia und Anthony auch ein Dutzend Benzinkannen bei Palmers Shack ablud.
McBrayne befand sich bereits an Bord und schmauchte sein Pfeifchen und überholte den Motor. Er war sehr guter Laune. Auch roch er wie gewöhnlich nach Whisky. Wo er den her hatte, mochten die Götter wissen. Jedenfalls aber schien er ganz nüchtern und tatendurstig und begrüßte Felicia in höflichster Weise.
»Tut mir leid, daß Sie so lange allein bleiben mußten, Mac«, sagte Kirkpatrick. »Die Eigentümerin hatte gestern keine Lust zum Aufbruch. Wir wollen uns daher ein wenig beeilen. Wo steckt denn Cassady?«
»Der Mechaniker? – Der hat sich verrollt mitsamt der Polizei«, brummte McBrayne. »War 'n gutes Kerlchen und dankt Ihnen ooch noch schön for de gute Behandlung. Nötig ham wer 'n ja nich mehr. – Nu brauchen wir der Maschine nur noch 'n bißchen wat in 'n Hals zu gießen, denn kann de Reise losgehn.«
Zwanzig Minuten später war das Rennboot unterwegs. Felicia hatte es sich bequem gemacht und überließ sich ganz der Führung ihres Schiffers.
»Der arme Hick!« Felicia lachte. »Ich vermute, er wird sein Teil abbekommen haben. Es muß ja eine erfreuliche Nacht für ihn gewesen sein.«
»Ach, auf diesen Gentleman kommt mir's ja wenig an. Der Mann, der hinter ihm steht, ist mir viel wichtiger.«
»Ich bin überzeugt, daß es der Bursche ist, den ich damals auf der ›Armentic‹ verprügelte. Ricardo nannte er sich.«
Felicia nickte. »Ganz meine Meinung. Du wirst ihm aber nie etwas nachweisen können, so lange Sinclair, der völlig in seinen Klauen ist, reinen Mund hält. Und das wird dieses Bürschchen schon aus purer Angst tun.«
»Ricardo?« mischte sich McBrayne ein. »Kenn' ich nich. – Wat is dat für 'n Mensch?«
Das Fahrwasser bot nun gar keine Gefahren mehr, und man durfte hoffen, in einer knappen halben Stunde die Barre und das offene Meer zu erreichen. Das hinten angehängte Dingi aber begann derart zu bocken und zu springen, daß für die Nußschale die Gefahr des Kenterns bestand.
»Entweder wir müssen Ballast hinübergeben, damit es ruhiger liegt, oder loswerfen«, rief Kirkpatrick. »So jedenfalls wird es auf die Dauer unerträglich.«
»Machen Se keine Geschichten!« rief McBrayne erschrocken und stieg eilends in sein gefährdetes Dingi hinüber, nachdem er es mit einigen kräftigen Griffen längsseit gezogen hatte.
Der Obermaschinist gab gerade das erforderliche Gewicht ab und fortan lag das kleine Boot trotz vermehrter Fahrt ganz gut.
Felicia blickte rückwärts und lachte vergnügt. Das Bild war auch wirklich zu schön! Mac hielt die unvermeidliche Flinte fest im Arm, mit einer Hand kramte er in einem Kästchen und zog schließlich eine Whiskyflasche hervor, mit der er dann eingehende Zwiesprache hielt.
»Der alte Spitzbube! – Also deswegen war's ihm so um das Bootchen zu tun!« rief Anthony. »Möchte wirklich wissen, wieviel Stoff er aus die Seite gebracht und wo er ihn überall verstaut hat.«
Anthony umspannte fester das Steuerruder, denn man näherte sich den Engen, die man vor zwei Nächten passiert hatte. An sich war die Durchfahrt dank der erheblichen Wassertiefe einfach. Man mußte nur wegen der von beiden Seiten näher herantretenden buschbestandenen Ufer etwas aufpassen. Plötzlich zeigte sich keine zwanzig Meter weit voraus, quer vor dem Bug ein dunkler Streifen, den Anthony zunächst für ein Exemplar des »Schwimmenden Mocassins«, jener giftigen Wasserschlange hielt, die hier ziemlich häufig angetroffen wird. Aber bereits in der nächsten Sekunde erkannte er in tödlichem Erschrecken seinen Irrtum. – Ein Seil war über die Enge gespannt!
Felicia, die Anthonys starrem Blick gefolgt war, schrie auf. An ein Abstoppen war ebenso wenig mehr zu denken, wie an die Möglichkeit des Ausweichens. Mit einer Stundengeschwindigkeit von zwanzig Seemeilen zischte der »Runner« über das tückische Hindernis, das sich knirschend am Kiel rieb und in der rasend herumwirbelnden Schraube verfing. Ein fürchterlicher Ruck – ein Aufbäumen des gefangenen Bootskörpers – dann wurde das Schiff zur Seite gerissen und kenterte. Während die beiden Insassen ins Wasser geschleudert wurden, ging das durch den kräftigen Motor beschwerte Rennboot wie ein Stein unter.
Mit langen Sprüngen kam ein schreiender Mann das Ufer entlang gelaufen, der in der Rechten eine Pistole hielt. Gleichzeitig schoß ein von vier Ruderern getriebener Kahn aus einem seitlichen Versteck hervor und hielt auf die Schiffbrüchigen zu, die in dem von ausfließendem Öl durchsetzten, aufgewühlten Wasser um ihr Leben rangen.