Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Achtzehnte Nacht.

Die Geschichte vom Lumpchen.

Wieder kam eine Nacht, da mir die Liebe nahte und aus alten Erinnerungen eine Begebenheit erzählte, die auch ich nicht vergessen werde meine Tage. Nur eine kleine, unscheinbare Geschichte war es, aber sie ist mir im Herzen geblieben. Ich will versuchen, freundlicher Leser, so gut es gehen mag, ob ich sie dir wiedererzählen kann und will noch einmal hier die atmende Liebe beschwören und zu dir sprechen lassen, so wie sie damals zu mir gesprochen hat.

Es war vor etwa dreißig Jahren. Da lebte hier im Viertel in einer stillen Gasse, irgendwo hoch droben in einem Giebelstübchen, ein alter Mann. Ein Sonderling, von dem bis zu jenem letzten Abend im späten Herbste einmal, da er fortging und nicht wiederkam, niemand erfahren hat, wer er eigentlich war. Seine Erscheinung hatte nichts eigentlich Auffälliges, und doch reizte sie die Neugier. Jene stille Linie, das ewige Menschenmal des Leides, unser aller geheimes Bruderzeichen, lag deutlicher als sonst bei uns in den verwitterten, verbitterten Zügen; aber wenn er einmal lächeln mußte, trat darin der Ausdruck einer unendlichen Güte überraschend hervor.

Von seinem Leben sah und hörte man so gut wie nichts. Was aber allen Leuten und Nachbarn, die je in seines Stübchens schiefe Fenster geblickt oder jemals an seine Tür geklopft hatten, ins Auge fiel, das war die Wahrnehmung, daß er wohl ein großer Tierfreund sein müsse. Dafür zeugte ein freifliegendes kleines Gesindel von Kanarienvögeln, deren bisweilen nicht weniger als elf in der Stube herumsausten, während der zwölfte Vogel, wie die lieben Nachbarn meinten, dem Alten im Kopfe pfeifen müsse! Von dem Liebling unter diesen elf Vögeln, dem armen Lumpchen, wird euch jetzt meine Geschichte erzählen.

Wie der Alte – nennen wir ihn einfach, nach seinem Vornamen, Peter! – noch jünger war, wohnte er einmal bei einer Frau, die eines Morgens vom Marktgange Lumpchen mit nach Hause brachte. Damals war es ein schlankes, behendes Vöglein und kaum flügge geworden. Da die Frau nicht rechte Zeit fand, sich viel mit dem Tierchen zu befassen, so bemühte sich um seine Zuneigung um so eifriger unser alter Freund. Er, der nicht Vater noch Mutter kannte, weder Kind noch Weib wußte, der keinen Bruder, keine Schwester die seinen nannte und nicht einmal die Treue gefunden hatte in einem Freundesherzen, der nun vergrämt und verfremdet, sich mitten im wirbelnden Leben der Weltstadt der Einsamkeit ergeben hatte und fast ein menschenscheuer Sonderling geworden war: dieser starke Mann mit dem hilflosen, liebesuchenden Kinderherzen klammerte sich an ein Geschöpfchen, dessen Leben nicht mehr war als ein Hauch. Alle Zärtlichkeit, die die Feindseligkeit seines Lebens in ihm zurückgedrängt hatte und aufgespart seit langen Jahren, wurde nun wieder lebendig in ihm und erfüllte, wenn er auf das Tierchen einsprach, jedes seiner Worte mit Wärme. Und wenn, geneigten Köpfchens dabei, Lumpchen auf seiner Stange saß, und die frischen, klugen Augen des Tieres ihn unverweilt anguckten und dabei glänzten wie zwei schimmernde Schwarzbeeren im Walde, da hatte Peter das Gefühl, als müsse in dem kleinen Körper ein Seelchen wohnen, das ihn verstand, das lauschend und erstaunt seine Liebe wiederfühlte.

Bald war der Vogel so zutraulich geworden, daß er Petern aus der Hand fraß und seines Herrn unzertrennlicher Begleiter schien, so wie sich ihm nur die Tür seines Käfigs öffnete. Seine Lieblingsplätzchen waren Peters Schultern, bald die linke, bald die rechte. Von diesem bevorzugten Sitze, der sich auch äußerlich bald genug als Lumpchens Residenz kenntlich machte, unternahm er zur Erweiterung seiner Ortskenntnisse hin und wieder allerhand Entdeckungsflüge. Besonders noch wendete er seine Gunst der Ofenspitze zu und der Höhe der Vorhangstange, wo er gleichfalls die deutlichen Beweise seines Wohlbefindens der betrübten Wirtin hinterließ.

Erstaunlich war der Gehorsam des Tieres. Wenn Peter »Lumpchen!« rief, gleich war er da. Wo er auch sein Lied gerade sang – gleichviel, das Wort »Lumpchen« in Peters Munde übte eine Macht auf das Tierchen, gegen die es keinen Widerstand besaß. Wie ein Blitz kam er dann herabgeschossen, der kleine Kerl, und zwar meist auf Peters rote Nase. Aber auch ein bereitgehaltener Finger, die Hand, die Brust, ja selbst der dichte Urwald auf Peters Haupte wurde gern zur Stätte einer vorübergehenden Niederlassung erkoren, nicht immer, wie gesagt, ohne eine nicht mißzuverstehende Kundgebung dabei. Der Leser wird es mir ja verständnisvoll nachfühlen, wenn hier der geschichtlichen Treue zuliebe auch Lumpchens kleine Schwächen nicht verschwiegen bleiben. Auch ein Vogeldasein untersteht eben gewissen Bedingungen der Natur, die man sonst geneigt ist das Allzumenschliche zu nennen! Und Lumpchen, so bemerkenswert seine Vorzüge auch im übrigen waren: hierin besaß er doch nicht den mindesten Ehrgeiz, und, entsprechend seinem Appetite, hielt er sich sogar in diesem Punkte weit entfernt, von seinesgleichen eine Ausnahme zu bilden. Darüber möcht' ich keinen Zweifel aufkommen lassen. Für das bißchen Unbequemlichkeit, das er allerdings mit seinen kleinen Sünden hin und wieder Petern verursachte, hielt sich dieser aber schadlos an Lumpchens Liebe.

Ja, das war es, ihr möcht es mir nun glauben oder nicht! In diesem warmen gelben Körperchen schlug ein kleines Herz, das Zeit seines klipperkleinen Lebens geliebt und gelitten hat. Es kam soweit, und zwar ohne jede Abrichtung, nur durch Neigung und Dankbarkeit des Tieres für seinen gütigen Herrn, daß nicht nur Peters Stimme, daß schon sein Blick genügte, um dies Tröpflein Sonne in einen Pfeil zu verwandeln, der risch, rasch auf ihn niederfuhr und ihm den Mund küßte mit seinem Schnäbelchen.

Selbst Petern war die Macht, die er auf das Geschöpfchen übte und die er als einzig in ihrer Stärke und Art fühlte, unerklärlich, und es ward ihm anfangs, wenn ihn des Tieres Seele aus den glänzenden Wachholderbeeraugen so zärtlich anschaute, fast unheimlich vor ihm selber, denn er sagte sich, daß es vielleicht eine dämonische Suggestion sei, die hier von ihm ausgehe auf ein hilfloses Wesen. Aber ist nicht schließlich jede Liebe eine Dämonin? eine waltende Macht, deren Wurzeln sich verlieren in den letzten Gründen des Urrätsels? Wär' es tatsächlich nur eine Suggestion gewesen und nicht der freie Trieb des Tieres, so würde es sich doch andrerseits, sagte sich Peter dann wieder, einem aufgedrängten Einflusse zu entziehen gesucht haben in den Stunden und Augenblicken, wo das Ausströmen nachließ oder gänzlich unterbrochen war. Aber hiervon war nichts zu bemerken. Im Gegenteile suchte der Vogel Peters Gesellschaft, wo und wann er nur konnte. So kam er nicht selten, wenn Peter ruhig am Tische saß und seine Briefe schrieb, zu ihm herabgeflogen und pflanzte sich ihm gegenüber vor dem Briefbogen wie eine Schildwache aus dem Däumlingslande auf, die mit ihren klugen Äuglein den Ausdruck seines Gesichtes oder die Bewegungen seines Armes beim Schreiben genau zu verfolgen schien. Wehe nun aber, wenn einmal Peters Auge dabei zu ihm aufblickte! Dann war kein Halten mehr mit dem kleinen Aufpasser im gelben Röckchen! Husch, husch, ging es gleich über die nasse Schrift hinweg auf des Schreibenden Mund und Nase zu, daß die Geheimnisse unsres guten Peter auf Lumpchens Schwanzfedern eine nicht beabsichtigte Offenbarung fanden. Mancher Briefbogen ist Petern auf diese Weise von dem kleinen Ungestüm verziert worden.

Aber auch entschiedene Abneigungen machten sich in dem Tierchen bemerkbar, und namentlich dem sogenannten schöneren Geschlechte gegenüber schien Lumpchen ein unverkennbares Mißtrauen zu hegen. So wollt' er z. B. von Peters Stubenwirtin ganz und gar nichts wissen und er rückte vor ihr aus, sobald sie nur auf der Bildfläche erschien. Peter, der mit dem ewig Weiblichen ja wohl seine Erfahrungen hinter sich haben mochte, nannte ihn daher immer »seinen kleinen Philosophen«. Jedenfalls war Lumpchen ein Menschenkenner, daran war gar nicht zu rütteln. Und wem er sein Zutrauen schenkte, dem konnte und mochte auch Peter glauben.

Soweit also war es mit der gegenseitigen Zuneigung unsrer beiden Freunde gediehen, als der Frühling ins Land kam, der erste ihrer Kameradschaft. Er brachte Petern angesichts der geschlossenen Winterfenster in Verlegenheit, wie ers jetzt, wo draußen Licht, Luft und Sonne lockten, die Läden, die Fenster aufzustoßen, mit der dem Vogel bisher gewährten Freiheit halten sollte. Schließlich siegte die Liebe zu dem Tiere und die Hoffnung auf seinen Gehorsam.

Eines Morgens saß Peter am Schreibtische so vertieft in seine Arbeiten, daß er Lumpchens völlig darüber vergessen hatte. Durch das eine, weitgeöffnete Fenster flutete warm die sonnendurchgoldete Frühlingsluft herein. Plötzlich erinnert sich Peter des Vogels und er findet ihn nicht, wo er auch sieht und sucht. Weder in der Stube, noch draußen am Dachrand, noch im Garten unten war eine Spur von Lump zu erblicken. Peter ging die Straße entlang, die von den letzten Häusern der Vorstadt hinunter nach dem Flusse führt. Und richtig, ein Vorübergehender hatte auch den Ausreißer gesehen und beobachtet, wie er nach der Uferwiese flog. Peter beschleunigte seine Schritte und kaum war er mittenwegs auf dem schmalen Pfade, der in der Richtung nach dem Wasser hin die Wiesen durchschneidet – wen erblickt er da? mein Lumpchen! Kreuzfidel hüpfte er im Grase herum. »Na, warte, Kerlchen, dich krieg' ich schon! – Lumpchen! Strick du! willst du gleich kommen?« rief Peter. Da wendet der kleine Strolch ein wenig das Köpfchen, drückt sein Kehlchen heraus und schmettert ein Lied in die goldene Morgenluft, so schön wies Peter noch gar nicht von ihm gehört hatte. »Lumpchen!« ruft er jetzt noch einmal, nur leiser, als der Vogel sein Lied geendet hatte. Und sieh, wer kommt im Grünen jetzt angehüpft, ganz harmlos und vergnüglich, als wär sein Gewissen das unschuldigste der Welt? – mein Lumpchen! Hüpft von Blume zu Blume, bis er ganz nahe herangekommen ist. Ruhig ließ er sich von Petern aufnehmen und rücklings auf den Handteller legen. Mit erhobenem Zeigefinger verdeutlichte ihm sein Herr eine kleine Standrede, der Lumpchen seine volle Aufmerksamkeit zu schenken schien. »Piep, piep!« antwortete er und flog wie immer Petern auf die Schulter. So trug ihn auch sein Herr nach Hause.

Um dem Bürschchen eindringlich zu machen, daß derartige Entdeckungsflüge nicht gestattet sind, entschloß sich Peter, ihm auf frischer Tat eine kleine Strafe zu erteilen. Das brachte er nicht über sich, dem Tiere die gewohnte Freiheit zu entziehen und so wollte er lieber eine einmalige Härte anwenden, von der er aber erhoffte, daß sie dem Vogel die Nachteiligkeit seines Forschungsdranges ins kleine Gedächtnis prägen werde. Er beschloß also Mätzchen auf drei volle Stunden ins Dunkle hinter den Schrank zu stellen, und dann drei ganze Tage lang mit seinem guten Kameraden kein Sterbenswörtchen zu sprechen. Allein kaum eine Stunde war verronnen, als Peter sein Lumpchen schon wieder hervor holte; er hatte in dieser Zeit nicht weniger gelitten, als das arme Geschöpf. Nun wollt' er wenigstens die Aufgabe des Schweigens durchführen und tatsächlich hielt ers einen ganzen Tag so aus. Ohne einen Laut von sich zu geben, brachte er zu den festgesetzten Stunden dem Tiere sein Futter, Trink- und Badewasser. Aber nichts rührte Lumpchen an. Wie ein armer Sünder saß er stille, traurig auf der untersten Stange und ließ das Köpfchen hängen, er wagte nicht seinen Herrn anzugucken. Da würgte es unsern Peter in der Kehle, das konnt' er doch nicht länger ansehen! »Lumpchen!« rief er »mein Lumpchen! wollen wir wieder gute Freunde sein?« Da hättest du unser Lumpchen sehen sollen! Wie toll geworden vor Freude, kam er auf Petern zugeschossen, flatternd und schlagend mit den Flügeln und versuchte sein Köpfchen in wilder Hast durch das Gitter zu zwängen, Petern entgegen. Sicher würde er sich in den Stäben erwürgt haben oder wär' eingegangen vor Erregung, wenn Peter ihn nicht herausgelöst und ihm das arbeitende Herzchen beschwichtigt hätte.

Von da ab hat Lumpchen – mit einer einzigen Ausnahme, wo ihn nicht ein ungewisser Freiheitsdrang, sondern die Sehnsucht nach seinem Herrn davontrug – keine weiteren Abenteuerfahrten unternommen. Das fernste Ziel seiner Ausflüge war in Nachbars Garten der große Akazienbaum, unter dessen schattengrünen Verstecken er sich ein Lieblingsplätzchen ausgesucht hatte und woher er, ohne besondre Ermahnung, immer wieder heimkehrte.

Es war Monate später, im tiefen Winter, als Peter auf mehrere Wochen verreisen mußte. Mit schwerem Herzen nahm er von seinem guten Kameraden Abschied, nachdem er der Wirtin noch alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln und Pflichten gegen den kleinen Burschen nachdrücklich eingeschärft hatte. Seine Geschäfte in der Ferne nahmen ihn so in Anspruch, daß ihm die Trennung von dem Tiere in der ersten Zeit gar nicht so sehr fühlbar wurde. Der Tag seiner Abreise war schon nahe herangekommen, als ihn mit einem Male – er wußte selber nicht wie es kam – die Sehnsucht nach Lumpchen mit aller Gewalt überfiel. Eine unerklärliche Angst stieg ihm auf, als müsse daheim etwas passiert sein. Nicht einen Tag mehr hielt es ihn in der alten Heimat: er packte seine Siebensachen und noch am selben Abend brach er auf. Bis zur nächsten Bahnstelle unten im Tale waren es zwei gute Wegstunden mitten durch den Hochwald. Als er grade den Gipfel des Gebirges erreicht hatte, versank hinter den Hügeln der Ferne im Winterfrost der glutentaumelnde Sonnenball, als wären seine Riesenadern rotrollender Säfte voll. Und über das Wipfelmeer der Tiefe, Haldeneis und Schneefelder fielen die letzten Feuer.

»Ach, wie bist du Erde so herrlich und schön, und im Grenzenlosen all dieser Herrlichkeit, du, mein Lumpchen auch! ... wie hab' ich dich lieb!« so stammelte Peter ganz fassungslos, mit weitgebreiteten Armen.

»Armes Tier, was mag in deinem Hirnchen vorgegangen sein, da du mich so lange nicht mehr erblickt hast! Wie wirst du dich gegrämt haben um deinen Kerkermeister! Ob dir wohl in deinem Herzchen ein dunkles Gefühl mag dämmern, daß ich wiederkommen müsse –? O, wenn ichs wüßte! Das Licht ewiger Sterne leuchtet in deinen Augen, nicht anders wie in den meinen, sind sie nicht auch sonnenhaft? ...«

So quälte und tröstete sich der gute Junge auf dem ganzen Wege. Was der Oberflächlichkeit der meisten, die sich nicht die Mühe geben, über die Rätsel der Tierseele nachzudenken und das Tier zu belauschen in seinen innersten Regungen, als ein müßiges Hirngespinst erscheinen mag, war Petern, der sein Lumpchen innen und außen kannte, der am Ausdruck des Auges, am Klange des Stimmchens, an der Haltung oder Bewegung der Flügel, des Augenlides, ja selbst der Stirnfederchen und an manchen anderen Zeichen mehr, seine Erregungen und schlichten Gefühle meist sicher erkennen konnte: das war für ihn einfach eine Gewissensfrage. Peter kannte das Tier, vielleicht besser als sich selber, und er mußte es so hochstellen, weil es ihn nicht verdroß, zu ihm in seine kleine Welt herabzusteigen.

Lange schon war der Mond aufgegangen und hatte im weiten Tannicht seine Silbernetze ausgespannt, als unten im Tale die ersten Lichter des Bahndörfchens aufschimmerten. Bald darauf saß Peter im Nachtzuge nach der Stadt, der ihn seinem Liebling entgegentrug.

Mit dem anbrechenden Morgen traf er wieder zu Hause ein. »Wo ist Lumpchen?« war seine erste Frage an die Wirtin.

»Lumpchen ist nicht hier.« – – –

Peter stand da, wie zur Steinsäule erstarrt. Einen Augenblick dann schien es, als wollte in ihm sein alter Jähzorn ausbrechen. In diesem Zustande war er zu allem fähig. Tonlos, drohend, mit heiserer Stimme, als wär' ihm der Schlund zum brennenden Köcher geworden, stieß er einen Sturm von Fragen hervor. Erst die Tränen der Frau begannen seinen Zorn zu schmelzen. Sie erzählte, daß der Vogel nach seines Herrn Abreise völlig wie verwandelt war. Er sang nicht, er fraß nicht und saß den ganzen Tag wie teilnahmlos auf der Stange. Wenn ihm der Käfig geöffnet wurde, flog er unausgesetzt gegen die vereisten Fensterscheiben und stieß sich mehrmals das Köpfchen blutig. Seit drei Tagen aber war er verschwunden. Vermutlich war einmal die Tür nicht geschlossen worden, und Lumpchen hatte durch Flur oder Küche einen Weg ins Freie gefunden.

Peter konnte nicht hoffen, daß er ihn wiedererlangen würde. Dennoch wollt' er wenigstens einen Versuch machen, den Verbleib des Vogels auszukundschaften, und wirklich – er hatte Glück! Schon am nächsten Tage erfuhr er von Kindern auf der Straße, daß aus Numero »Acht« ein kleiner Junge ein fast erstarrtes gelbes Vögelchen im Schnee aufgelesen und nach Hause getragen hatte. Es war drei Häuser weiter im Keller. Nun hatte Peter ihn bald! Er wars – Lumpchen!

Peter lohnte den Eltern des Knaben reichlich und nahm das geschwächte Tier, das zum Erbarmen aussah, mit sich. Daheim richtete er eine Pappschachtel zu, füllte sie mit Watte und Flickchen aus und packte Lumpchen mitten hinein. Dann stellte er ihn, ganz weit voran, in die offene, warme Ofenröhre und besuchte den kleinen Patienten aller Viertelstunden. Es dauerte auch gar nicht solange, als der kleine Kerl wieder etwas mobil wurde, piepste und aus seinem warmen Neste herauszukrabbeln versuchte. Hatte er schon drüben bei den fremden Leuten in seinem elenden Zustande vergebliche Versuche gemacht, zu seinem Herrn, den er sofort erkannte, hochzufliegen, so gab es jetzt ein Freudenfest des Wiedersehens! Und nun verschmähte er auch die Leckerbissen nicht, die ihm Peter sogleich bereitet hatte. So waren noch kaum drei Tage vergangen, bis sich Lumpchen wieder erholt hatte und seine alte Lebensführung von neuem aufnahm. Er war damals noch ein hoffnungsvoller Jungvogel unter seinesgleichen und zählte erst wenige Lenze.

Von da ab flossen Mätzchens Tage behütet und gleichmäßig dahin, und während sein Herr von der Brandung des Lebens hier und dort böse herumgeworfen wurde, vergingen ihm die Jahre in ausgebreiteter Annehmlichkeit. –

So hatte ers, immer in treuer Kameradschaft mit seinem Herrn, bereits auf neunzehn Sommer gebracht, für seinesgleichen ein außerordentliches Alter, als in seinem Leben eine Wendung eintrat, die bis zum tragischen Ende des armen Lumpchens eine lange Kette der Leiden für ihn einleitete.

Peter war damals nach einem stillen Heidedorfe übergesiedelt, das, im Rücken vom Wald umfriedet, mit der Brust an einem blauen, grünumrauschten See gebettet lag. Er nannte ihn gern den Glimmerglassee, in der Erinnerung an die längstverrauchte Wildtöterromantik seiner Knabenjahre. Und die geheimnisvollen sieben Inseln des Sees, deren gleich grünen Mauern dicht schirmende Ufergezweige wie hängende Gärten im Glanz der Fluten weideten, schienen ihm manchmal, wenn er im Boote in stillen Buchten lag, voller Musik und goldenen Klanges zu sein. Hier fühlte er sich glücklich! Leider hatte er noch immer viel in der Stadt zu tun, die von hier aus nur umständlich in einigen Stunden zu erreichen war. Ganze Tage lang blieb er daher seiner Waldbehausung fern, und so fand er nicht mehr die Zeit, sich in dem selben Maße wie früher dem Tiere zu widmen. Um nun Lumpchen etwas Unterhaltung zu verschaffen und ihm über die Einsamkeit hier draußen leichter hinwegzuhelfen, gedachte ihm Peter eine kleine Gefährtin zu geben, die Leid und Freuden mit ihm teilen konnte. Eines Tages, als er wiederum in der Stadt war, besuchte er eine Vogelhandlung und ließ sich an einen großen Käfig führen, darin sich lauter heiratslustige Weiblein befanden. Zwei Tierchen darunter erweckten mehr als die anderen Peters Aufmerksamkeit. Das eine, augenscheinlich ein ganz junges Fräulein noch, war das schönste unter allen seinen Gefährtinnen, elegant und behend wie keins von ihnen; das andre dagegen schien leidend zu sein, es hatte am Hals eine kahle Stelle, und die nachlässige Haltung seiner Flügel, die fächerartig herabhingen, machte den Eindruck der Müdigkeit und Schwäche. Dafür aber hatte es ebenso schöne und fast noch größere Augen wie der andre Vogel, und diese Augen, als wären sie magnetisch gebannt, waren unverweilt auf Peter gerichtet.

Es ist etwas Merkwürdiges mit dem Einflusse, den das Auge der Kreatur hat. Der Strahl, den es entsendet in das Auge des Menschen, ist wie eine Brücke zu ihm, ein Faden der geheimnisvollen Urverbindung von Wesen zu Wesen. Peter mußte sich einen förmlichen Ruck geben, um von dem Blick des Tieres loszukommen: er entschied sich für den jungen, gesunden Vogel und nahm ihn sofort mit. Auf dem langen Wege nach Hause, der durch tiefen Wald führt, mußte er doch sonderbarerweise immer wieder zurück an den kranken Vogel in der Stadt denken. Dann wieder überlegte er sich hin und her, ob er Lottchen, wie er das Mätzchen aus der Handlung zu nennen beschloß, noch heute nacht in Lumpchens Bauer setzen sollte oder erst am andern Morgen. Nur ungern störte Peter die Ruhe seines kleinen Freundes. Er war in diesem Punkte recht zart und rücksichtsvoll, so derb er auch sonst sein konnte den Menschen gegenüber. Der Schlaf war ihm etwas Geheiligtes auch beim Tiere, und wenn die Nacht kam, ging er auf leisen Sohlen, damit Lumpchen nicht erwachen möchte. Sein Standpunkt war der, daß es eine Befriedigung gebende Pflicht sei, die Leiden des Geschöpfes mit dem Maßstabe des Menschlichen zu messen und nach Möglichkeit dem Tiere Qualen zu ersparen, die uns doch am eigenen Fleisch und Leibe wehe tun. Ja, das Verhältnis des Menschen zum Tiere erschien ihm gradezu als eins der höchsten und sichersten Wahrzeichen für die Kulturhöhe eines Volkes, und er bedauerte es lebhaft, daß eine rückständige Gesetzgebung in der barbarischen Anschauung, daß das Tier nur eine »Sache« sei, diesem, jeder Blutlaune und Willkür gegenüber, nicht einmal das Urrecht auf sein Leben gewährt.

Unter solchen und ähnlichen Gedanken war ihm der Weg geschwunden, und es schlug vom andern Ufer des Sees herüber gerade Mitternacht, als die ersten Häuschen seiner Waldstätte im Mondlicht auftauchten. Ganz am Ende der Siedelung, dort wo sich um die sieben Inseln Fluß und See feucht vermählen, lag die »Vogelweide«, wie er seine Behausung mit Vorliebe nannte. Denn auch allerhand Vögel des Waldes, Finken, Drosseln, Ammern und Meisen, waren hier seine täglichen lieben Gäste, die immer ein gedecktes Tischlein fanden.

Peter war mit Rücksicht auf Lottchen nun doch zu der Entscheidung gelangt, die Tiere sogleich zu vereinigen. Lumpchen, der wohl manchen Sperling schon und manchen Wildvogel, aber seit Menschengedenken kein fliegendes Wesen mehr der eigenen Art mochte gesehen haben, war sozusagen sprachlos vor Erstaunen. Um so weniger hatte Lottchen die Sprache verloren: sie plapperte, wie es so bisweilen weibliche Art sein soll, auf gut kanarienwälsch in einem zu und konnte sich gar nicht genug tun; schließlich schien ihr aber doch dieses einseitige Parlieren etwas dumm und langweilig vorzukommen und so wechselte sie denn kurz entschlossen die Taktik und ging nun gleich aufs Ganze. Zutraulich rückte sie näher und näher an Lumpchen heran, allein sie fand keine Gegenliebe! Von solchen Vertraulichkeiten schien Lumpchen nichts zu halten: weit sperrte er den Schnabel auf. Hier zeigte sich nun freilich auch die zweite Natur des sanften Sirenchens. Resolut wie die Weiblein mitunter sind, ging sie zum Sturmangriff über und trieb das arme erschrockene Lumpchen von seiner altangesessenen Stange herunter in einen Winkel des Bauers auf das Altenteil. Da saß nun der arme Kerl und piepte zum Steinerweichen, als wollt' er damit ausdrücken: »Ach, lieber Herr, warum auf meine alten Tage noch dieses Kreuz auf mich?« Das Verlöschen der Lampe machte allem Kummer ein Ende. Und als Peter, von Neugier und Mitleid geplagt, nach einem Viertelstündchen das Bett wieder verließ und mit einem Wachshölzchen den Schauplatz dieser Kämpfe nochmals beleuchtete, da saßen die kleinen Übeltäter, der eine in der einen und der andre in der andern Ecke, zu Kugeln aufgeplustert und die Köpfchen unterm Flügel.

Auch am anderen Morgen wollte sich das Mißtrauen zwischen den beiden nicht legen. Wir wissen, daß sich Lumpchens Umgang mit den Frauen von alters her nicht ganz auf der Höhe seiner guten Erziehung hielt. Mag es nun sein, daß dieser bedenkliche Mangel einem Vogelfräulein gegenüber noch lebhafter zum Ausdruck kam als im Verkehre selbst mit den schönsten und tugendhaftesten Musterwesen der Gattung homo sapiens – genug, sie war da, diese Schwäche, und machte sich bemerkbar, und so mußte eben damit gerechnet werden. Auch Peter überzeugte sich von der Notwendigkeit der Trennung der Tiere. Sollt' er nun beide aber zur Einsamkeit verurteilen? Nein, das wollt' er nicht! Das schmucke Lottchen sollte einen Gefährten erhalten, der für die Pflichten eines Ehegemahls etwas mehr Verständnis hatte, und auch mit Lumpchen sollte wenigstens noch ein Versuch gemacht und ihm ein Weibchen von sanfteren Sitten zugetan werden. Peter erinnerte sich des Vogels, der ihn gestern so lange angeblickt hatte, und die Kraft dieses Blickes wirkte jetzt plötzlich so seltsam stark in ihm, daß er sich noch am selben Tage aufmachte und den Vogel holte. Außerdem kaufte er noch einen jungen feurigen Hahn und einen zweiten, großen Flugbauer.

Am andern Morgen brachte Peter die Tiere zusammen, alle in dem neuen Bauer. Nun waren es Liese, Lotte, Lump und Liedrian!

Peters Hoffnung, daß sich Liedrian zu Lotten und zum Lumpchen Liese finden werde, ging in Erfüllung; aber die beiden Hähne, Jugend und Alter, stimmten nicht zusammen. Liedrian, obwohl er seiner Lotte wegen ja nicht die mindeste Ursache hatte, auf Lumpchen eifersüchtig zu sein, setzte gleichwohl derart dem armen Burschen zu, daß Petern nichts weiter übrig blieb, als die Paare zu trennen. Er nahm Lumpchen und Liese in den alten Bauer und ließ Lotte und Liedrian im neuen. Es dauerte gar nicht lange, da war das junge Pärchen miteinander einig. Eines Abends hörte Peter aus dem großen Bauer ein unendlich feines und zartes Gezwitscher ertönen, das war Liedrians Brautwerbung und Erhörung. Für ein Nestkörbchen in der Ecke des Käfigs und eine Raufe mit Watte und Scharpie daneben hatte Peter schon Sorge getragen, und so konnt' er am andern Morgen mit Freude wahrnehmen, wie beide Vögelchen zu Neste trugen. Lumpchen saß im Nachbarbauer aufmerksam auf seinem Hochsitze und verfolgte das Liebestreiben nebenan unverwandt mit seinen klugen Augen. Lieschen sah auch alles und fing nun an, sich ebenfalls nach ein bißchen Liebe zu sehnen, wer kann es ihr verdenken? Leider nur hatten ihre unzweideutigen Bemühungen darum geringen Erfolg! Lumpchen, in seinen gesetzten Jahren, war ersichtlich nur noch für die Gefühle des Wohlwollens und der aufrichtigen Freundschaft zu haben. Ganz abgesehen davon, daß ihm eine gewisse Schwerfälligkeit, die Folge seiner stattlichen Leibesfülle, schon rein äußerlich die Rolle des stürmischen Liebhabers nicht mehr so recht gestattete, so darf man wohl annehmen, daß der Reif der Jahre das innere Jugendfeuer auch in einem Vogelherzen auf die wohltemperierten Grade einer mehr platonischen Gesinnung herabdämpfen wird. Unserm Lumpchen wenigstens erging es so. Wem bis in die Jahre, wo das Leben köstlich wird, die Liebe noch nicht begegnet ist, der wird sie, wenn sie dann noch kommt, schwerlich mehr verstehen. Einen gewissen guten, dunklen Willen zum Tausendsasa schien Lumpchen ja hin und wieder zu bekunden: er schnäbelte sich mit Lieschen in allen Ehren, er trug ihr ab und zu einen Leckerbissen zu und stopfte ihn säuberlich – so daß sie vor Freude zitternd mit den Flügeln schlug – in ihr weitgeöffnetes Schnäbelchen, er pickte ihr hin und wieder sogar eine haftende Futterhülse von ihrem Federkleid oder den Füßchen weg, er ließ es überhaupt an allen den kleinen ritterlichen Aufmerksamkeiten dieser und jener Art nicht fehlen – aber damit hatte es auch sein Bewenden: die Grenze einer gewissen reputabeln Wohlanständigkeit zu überschreiten, war Lumpchen nicht mehr vergönnt.

Inzwischen waren im Nachbarbauer schon vier blaugrüne gesprenkelte Eier angekommen, und eines Morgens lag auch noch ein fünftes Eichen auf dem Rand des Nestes. Wie es die beiden Vögel dort hinaufgebracht hatten und aus welchem Grunde, konnte sich Peter nicht erklären. Vielleicht war für das fünfte Ei kein Platz mehr im Neste, und es hinderte die Henne beim Brutgeschäft.

»Soll das Ei umkommen?« dachte Peter bei sich, »da willst dus doch lieber der Liese zum Brüten geben, damit auch sie die Mutterfreuden kennen lernt.« Schnell füllte er das Nestkörbchen in Lumpchens Bauer, das noch im rohen lag, mit Watte aus, machte eine Höhlung und legte das Eichen hinein. Es dauerte gar nicht lange, da saß schon die Liese auf dem Rand des Nestes, und nach einigen weiteren Augenblicken hockte sie schon drinnen und begann ihre Lebensaufgabe als getreue Pflegemutter.

Nach etwa vierzehn Tagen waren die Jungen ausgeschlüpft und guckten naiv in die Welt hinein. Drei Hähnchen und ein Fräulein im großen Bauer, und das Nesthäkchen in Liesens Neste. Lumpchen half getreulich sein Pflegehähnchen füttern, und als es anfing sich auf die eigenen Beinchen zu stellen, saß unser kleiner Philosoph im Federkleide bald wieder oben auf seiner Lieblingswarte, wiegte das kluge Köpfchen und betrachtete, gemächlich auf der Stange liegend, die zwitschernde, piepsende, hüpfende Welt da unten mit beschaulicher Anteilnahme.

Als nach der Zeit der zweiten Brut, die Lotten und Liedrian weiteren Segen brachte, auch die Wochen der Mauser vorüber waren, zeigte es sich, daß Lumpchen, sonst der beste und fröhlichste Sänger, wohl infolge der Jahre sein Lied verloren oder vergessen hatte – er sang nicht mehr. Sonst aber war er immer noch jungen Herzens, rüstig und gesund und nahm sogar noch täglich sein kaltes Bad, frisch wies vom Brunnen kam. Peter, der selbst ein Freund des Wassers war und sich in seine Stube anstatt des bescheidenen Kruges immer gleich einen vollen Eimer des klaren Elementes stellen ließ, achtete darauf, daß es auch seinen Tieren an Ordnung und Reinlichkeit nicht fehlte. Viermal täglich – im Winter dreimal – gab es Frischwasser zum Trinken und zum Baden; trotzdem entbrannte bisweilen ein wahrer Kampf unter dem kleinen Gesindel, wer der erste sein sollte, der in die große, weiße Badeschüssel hinabtauchte. Diese Eifersucht verschlimmerte sich noch, als nun nach den Tagen der Mauser Lumpchen und Liese nebst Nesthäkchen wieder in den großen Flugbauer zu den andern Vögeln gebracht wurden. Namentlich aber war jetzt Lumpchen der Störenfried! Das Getriebe, Getreibe in dem Bauer schien ihm, der zeitlebens die Ruhe und Einsamkeit gewöhnt war, nun doch etwas zu bunt zu werden, und so zeigte er sich bisweilen durchaus nicht von seiner liebenswürdigsten Seite. Mit den jungen Bürschlein hatte er ja Nachsicht und Liebe: mit Lotten aber und Liedrian, dem Ruppigen, wollt' er sich schlechterdings nicht verstehen. Wenn sie nur in seine Nähe kamen, spreizte er schon die Flügel und sperrte das Schnäbelchen auf, so sehr es nur ging. Dann erschien er mit seinen 19 Jahren wie ein streitbarer Vogeljüngling und Held von kaum so vielen Monaten. Alles Zureden Peters, alles Begütigen war umsonst. Lumpchen ließ nicht ab, oder er saß nachdenklich oben in seinem Winkel und dachte an vergangne Zeiten. Früher, da hieß es immer Lumpchen und Peter, Peter und Lumpchen – ach, wie anders war das geworden! Jetzt waren auch ein Liedrian und eine Lotte da und alle die anderen, und alle hatten sie einen Teil der Liebe weggenommen, die die vielen langen Jahre lang Lumpchen ganz allein besessen hatte. Jetzt ging die Weise anders – Liese, Lotte, Lump und Liedrian! Armer, kleiner Kerl, nicht nur Menschenschicksal kann tragisch sein, auch ein armes Lumpchen, das nur ein Hauch des lieben Gottes ist, fühlt seines Lebens Traurigkeit im klopfenden Herzchen!

Petern, der, wie wir wissen, leicht zum Jähzorn neigte, begann die Geduld zu reißen. Eines Tages, als Liedrian wieder einmal Lumpchen vom Futternapfe wegbiß, und nun Lumpchen, empört wie nie zuvor, den Gegner annahm, so daß sich ihm von einem Blutstropfen das Gelb einer seiner Flügelfedern leicht rötete, da packte plötzlich auch Petern blinde Wut, und er ließ sich zu einer Handlung hinreißen, die uns befremden muß, die gewiß auch weniger in seinem Charakter als in seinem Temperamente lag, die wahrheitsgemäß aber doch nicht verschwiegen werden darf. Es war eine Roheit ohnegleichen und eine Ungerechtigkeit dazu! Mit einem schnellen Griffe hatte er seinen guten kleinen Freund gefaßt: »Lumpchen, ich muß dich auf der Tat strafen, damit dus endlich merkst!« und nahm das arme Tier und tauchte es blitzschnell – dreimal hintereinander – im tiefen Wassereimer unter! Als Lumpchen verzitternd auf seiner Hand lag und mit ersterbenden Blicken ihn nur noch anblinzelte, da fiel es Petern von den Augen wie Stein aufs Herz, und es war ihm, als ging ihm jäh ein Messer mitten durch die Brust hindurch. »Ich Mörder, ich Mörder!« stammelte er, »was hab' ich mit dir gemacht, mein armes Lumpchen!« Ein Schauer lief ihm durchs Mark hinab. Er nahm das Tier, trocknete ihm die Federn ab und bedeckte das bebende Klümpchen – ein Leib wars kaum zu nennen! – mit seinem warmen Munde. Dann rieb und strich er den Vogel behutsam mit den Fingern und setzte ihn in die Sonne. Langsam erholte sich auch Lumpchen, aber sein Wesen schien eine Veränderung erlitten zu haben, er blieb scheu und gedrückt und kam nicht mehr zu seinem Herrn.

Peter schämte sich und wagte lange keinem Menschen ins Auge zu blicken, es war ihm, als müßtens ihm die Leute ansehen, daß er etwas Schlechtes getan habe. Ja, er fühlte seine Tat gradezu wie ein schweres Vergehen, ein Verbrechen an der Kreatur, an Gott und sich selber begangen. Denn das empfand er in der Tiefe: Gott ist im Tier, und Gott ist im Menschen! Drum, wer einem Tiere wehetut und es töten muß in seiner Qual, sollte der nicht wissen wenigstens, daß er diese Schmerzen Gott erweist? Gott und sich selber auch?! Wer nun gar ein Tier hintilgt heimtückisch und die Augen seiner Hilflosigkeit auslöscht als ein Mörder, ein Mörder, der nicht besser wie jeder andere ist: müßt' es der in seiner Kainsseele nicht ahnden als ein Gottestöter? ein Verbrecher an der urmütterlichen, ewigen Liebe –?! Mit solchen Gedanken und Grübeleien bedrückte sich Peter noch tage- und wochenlang.

In der Nacht, die jenem Vorkommnisse unmittelbar folgte, hatte er spät erst einschlafen können. Als er am vorgerückten Morgen, an allen Gliedern taub und zerschlagen, erwachte, war sein erster Gedanke Lumpchen! Mit tausendfacher Zärtlichkeit wollt' ers wieder gut machen an dem Tierchen und seine Liebe zurückgewinnen. Zuerst freilich scheute er sich fast, Lumpchen nur anzusehen. Was mochte in der verschüchterten Seele dieses Tieres vorgehen! Sollt' in ihr wirklich nicht ein dunkles Gefühl von der Untreue und Grausamkeit des Menschen dämmern? Hatte sie nicht auch ihren Glauben gehabt, den Glauben an ihren gütigen Herrn? Neunzehn Jahre der Zärtlichkeit und Liebe, und nun auf einmal diese Tat! Das Gedenken daran wirkte wie lähmend auf Peter und nahm ihm die Unbefangenheit des Herzens. So kam es, daß er tagelang, so sehr es ihn trieb und drängte, doch nicht den alten Ton der Liebe zu dem Tierchen wiederfinden konnte, oder auch nicht wagte ihm seine Liebe zu äußern, weil er sich schämte vor ihm und fürchtete, es müsse sein Wort nach dieser Tat in die Seele des Tieres schrillen wie mit einer Heuchlerstimme.

Einmal abends aber konnt' er doch nicht länger an sich halten, er trat an den Bauer heran. Lumpchen saß scheu in seiner Ecke und blickte nicht auf. Auch als sein Herr öffnete und die Hand nach ihm streckte, blieb er und rührte sich nicht. Da nahm ihn Peter heraus, liebkoste und streichelte ihn und sprach mit zärtlicher Stimme leise auf ihn ein, als ob er ihn verstehen müsse: »Sei wieder gut, mein Lumpchen!«

Dieser warme Klang der Güte verfehlte schließlich doch nicht seine Wirkung. Das Tier wurde aufmerksam und hörte auf die Stimme seines Herrn, die so schon lange nicht mehr zu ihm gesprochen hatte. Und als Peter Tag um Tag nicht nachließ mit tausend kleinen Zärtlichkeiten und guten Worten für das Tier, da fing es wieder an zutraulich zu werden, und schließlich wars doch vergessen und alles wieder beim alten! Eine Wirkung allerdings ließ das Vorkommnis dauernd zurück: Lumpchen hat sich nie wieder gerauft und gebissen! Er war von Stund an ein guter, verträglicher Kamerad. Ja, als nach einiger Zeit Liedrian wieder einmal den Spielverderber spielte, da würdigte ihn Lumpchen als der Klügere gar keines weiteren Blickes, sondern wendete sich nur, in unverhohlener Entrüstung, an seinen Herrn: piep, piep, piep, piep! als wollt' er sagen: ich nicht, der dort ist der Störenfried!

Ja, er hatte einen guten Charakter, der kleine Kerl, und war schließlich doch nicht unversöhnlich! – Wenige Wochen später siedelte Peter wieder nach der Stadt über und mietete sich in der eingangs erwähnten Dachwohnung einer stillen Seitengasse ein Stübchen nach seinem Herzen.

Hier erkrankte Lottchen und starb ganz plötzlich. Eines Abends, nachdem sie ohne erkennbare Ursache schon einige Tage nicht mehr recht gefressen hatte, fand sie ihr Herr, nicht wie gewöhnlich oben auf ihrer Stange sitzend, sondern unten in eine Ecke des Käfigs geduckt. Die Lampe brannte schon, und als Peter wie gewöhnlich den Bauer verhängen wollte, wendete Lotte ein wenig den Kopf zu ihm und traf sein Auge nochmals mit einem vollen Blicke; dann richtete sie – Menschenkindern müßt' es wohl unvergeßlich bleiben! – einen langen, letzten Blick hinauf zu ihren Jungen, die, schon aufgeplustert zum Schlafe und eins ans andre gedrängt, oben auf der Stange saßen neben dem leeren Platz der Mutter. Am anderen Morgen lag diese in der Ecke unten und war tot. –

Von da ab schien es mit dem Stern der armen Mätzchen vorbei zu sein, es war, als ob Lumpchens trauriges Ende seine Schatten schon voraus würfe. Auch mit der kranken Liese ward es täglich schlimmer. Sie verlor am Kopf und Leibe immer mehr die Federn und konnte ihre Blößen nicht mehr decken. Auch war sie schon so schwach geworden, daß sie sich nachts nicht mehr sicher auf der Stange fühlte und als Schlafplatz den Futternapf aufsuchte, bis ihr dann Peter ihr warmes Nestkörbchen zurückgab. Den Bauer verließ sie schon seit Wochen nicht mehr, außer wenn ihr Herr sie holte und heraushob an die Sonne.

Es war an einem warmen schönen Tage im Spätherbste, als sich ihr und Lumpchens Schicksal erfüllen sollte. Vom leichtbewölkten Himmel schien nach einem gelinden Morgenregen die liebe Sonne so wohltätig herab auf die eratmende Brust der Erde, daß unser alter Peter dachte, auch noch einmal dem kranken Lieschen ihre Labung zu gewähren. Er nahm sie also behutsam aus dem Bauer heraus und setzte sie in einen Schatten gebenden Blumentopf, in die breite, vergitterte Dachrinne vors Fenster. Er konnte das ruhig wagen, da es in der ganzen Nachbarschaft keine Katzen gab. Futter und Wasser stellte er daneben und gab ihr Lumpchen zur Gesellschaft mit. Er sah noch, wie sein Liebling getreulich seine Pflicht erfüllte und die besten Körnchen und Eibrocken aufpickte, um sie der kranken Freundin zu bringen. Er bettelte und bewegte so lange die Flügel, bis Lieschen wirklich den Schnabel öffnete und ihm von seinen Gaben ein wenig abnahm. Dann hatte Peter eine Besorgung vor und mußte auf einige Zeit das Haus verlassen.

Als er zurückkam, hörte er, was inzwischen geschehen war. Um die Stunde, wo von den Fenstern die Sonne weicht, war die Tochter der Wirtin gekommen und hatte, wie ihr geheißen, Lieschen wieder in den Bauer in ihr warmes Nestbett gesetzt, während Lumpchen noch draußen im Dachgärtchen ein wenig dem süßen Nichtstun oblag. Augenblicklich saß er grade auf dem Bord der Regenrinne und neigte bedächtig das Köpfchen, als unglücklicherweise Nachbar Schusters Hänschen unten in seinem Bauerchen vor der Kellertreppe ein lustig Lied zu schmettern begann. Nun muß man wissen, daß Schusters junges Hänschen Lumpchens begönnter Schützling war und daß die beiden schon seit einigen Wochen sozusagen eine dicke Freundschaft verband. Schon etliche Male war Lumpchen hinuntergeflogen zum Hänschen und hatte sichs geraume Zeit auf dem besonnten Dache des kleinen Holzbauers gut sein lassen. So war Lumpchen der ganzen Nachbarschaft längst ein guter Bekannter geworden, und Hunderte von Händen breiteten sich schützend über ihn. Die Vorübergehenden, die neugierig stehen blieben und das kleine gelbe Wunder angafften, schienen ihn dabei ebensowenig zu bekümmern wie Hänschen, seinen Freund, der immer durch erfreutes Piepsen seine gastfreundliche Gesinnung zu erkennen gab. So war Lumpchen auch heute hinuntergeflogen zum Hänschen und saß, unerschüttert von dem Kommen und Gehn der Gasse, vor dem Kellereingang auf Gevatter Nachbars Bauer, als aus der Quergasse vier junge Burschen um die Ecke bogen. Da das Mädchen oben hörte, wie einer von ihnen lachend sagte: das ist ein guter Fang für uns! blieb sie am Fenster und rief hinunter zu den Vieren sie sollten ja den Vogel unbehelligt lassen, denn er sei ganz zahm! Im nächsten Augenblicke lag aber schon der Hut des einen über dem armen Lumpchen, und mit einem schnellen Griffe hatte er sich des Tierchens bemächtigt. Das Mädchen stürzte mehr als daß sie lief, die Treppen hinunter und rannte den Räubern nach – allein vergebens, sie fand sie nicht mehr. Kein Freund war nah gewesen, kein Nachbar, der es bemerkt hatte! Weinend kam das Mädchen wieder nach Hause – ohne Lumpchen! ...

Im Stübchen war die Sonne gestorben. Selbst Suschen ging betrübt, der Wirtin Jüngstes. Klagend lief sie vors Fenster, die Kleine, und rief hinauf in ihrer kindlichen Sprache: »Lummschen, wo bin Sie? Lummschen, wo bin Sie?« – aber kein Lumpchen, das Antwort gab. – Peter, als er dies hörte, war fassungslos. Nach langer Zeit erst gewann er die Kraft zu einem Entschlusse. Nun handelte er schnell und gab bei drei gelesenen Zeitungen Anzeigen auf, in denen er für die Wiedererlangung des Tieres eine ansehnliche Belohnung aussetzte. Auch an allen Säulen der Stadt rief er nach seinem Lumpchen. Als er am Abend heimgekehrt, müde in einen Stuhl sank und seine Mätzchen zählte, die – bis auf das kranke Lieschen im Korbe – alle nebeneinander auf der Stange brüderlich schliefen, nur Lumpchen nicht darunter – da ward ihm weh ums Herz ...

Und noch war das Maß nicht voll. Wie er so betrübter Seele vor seinem Tische saß, erweckte ihn plötzlich ein schweres, ungewisses Flattern in der Luft und ein leises Aufschlagen zu seinen Füßen. Als er sich bückte, wars das kranke Lieschen. Mit dem Aufgebote der letzten Kraft war es aus dem Bauer gekommen – seit Wochen zum ersten Male wieder! – um bei ihrem Herrn zu sterben. Er nahm es schonend auf, das Tier, und nach wenigen Augenblicken starb es in seiner Hand. – Da ward es Petern wohl hell und dunkel im Auge, und er barg das Haupt in seinen Händen. –

Am andern Morgen in der Frühe brach er auf. Von Straße zu Straße, von einer Vogelhandlung zur anderen begann er zu pilgern, zu forschen und fragen, ob ein alter, nicht mehr singender Hahn angeboten worden sei. Überall dieselbe Frage, überall dieselbe Antwort. Wie ein armer, alter Gaul, hinter dessen Elend die Peitsche geht, hetzte er hin und her, her und hin, von einem Ende der Stadt zu dem anderen. »Lumpchen, wo bist du –? Lumpchen, wo bist du?!« Dieser einzige Klang seiner Seele: immer ging er mit ihm und hallte vor ihm, neben ihm, gassenauf und gassenab, straßenlang und straßennieder ...

Am späten Nachmittage gelangte Peter in einer nicht gut berüchtigten Gegend der Stadt auf einen großen belebten Platz, auf dem er eine Vogelhandlung wahrnahm, die auf der Liste, die er sich gemacht hatte, gar nicht verzeichnet war. Hastig stieß er sein Anliegen zum zehnten und so vielten Male hervor. Der Ladeninhaber sah ihn an von oben bis unten. Dann sagte er: »Ja, Herr, gestern um die Mittagszeit etwa sind hier vier junge Leute gewesen, mit dem Vogel, den Ihr mir beschreibt. Sie hatten ihn in einem ganz kleinen Holzbauer und fragten, ob es ein Hahn sei. Als ich ihnen sagte, das wohl, aber es ist schon ein sehr, sehr alter Herr, der schwerlich noch singen wird, da machte der Jüngste unter ihnen eine Handbewegung und ließ seinen Lippen ein Wort entgehen, das für das Leben des Tierchens wenig Hoffnung giebt.

Peter ging. Er hatte kein Vertrauen mehr. Aber er wollte doch die gefundene Spur verfolgen bis zu ihrem Verschwinden. In die nächste Straße waren die Burschen hineingegangen. Peter nahm denselben Weg wie sie und fragte von Haus zu Haus, von Hof zu Hof, alle Kinder, die spielten, alle Frauen, die vor den Türen standen und schwatzten, alle Müßiggänger, die Maulaffen hielten, ob sie nicht tags zuvor die Viere mit seinem Lumpchen gesehen hätten. Immer und immer wieder war ein Kopfschütteln die Antwort oder ein kurzes Nein; endlich aber schien es doch noch einen Augenblick als sollt' er Glück haben! Vor dem Torwege eines der letzten Häuser dieser Straße, dort wo das Häusermeer zum Ende reicht und an unbebautes Land stößt, ward ihm Auskunft über sein Lumpchen. Zwei etwa zwölfjährige Knaben und einige kleinere Kinder hatten gestern nachmittag die vier Burschen mit dem Vogel gesehen, und eine junge Arbeiterfrau bestätigte aus ihrer eigenen Anschauung alles, was ihm die Kleinen erzählten. Als die Viere das letzte Haus erreicht hatten, waren sie schimpfend stehen geblieben und hatten das arme Lumpchen aus seinem Käfig gerissen. Und dann ist es geschehen, das Unmenschliche! Da haben sie ihn an die Wand geworfen ... er war ihnen nicht das Futter wert! ...

* * *

Armes Lumpchen, daß das dein Ende war! – Meine Erzählerin hatte sich hier unterbrechen müssen, und es dauerte lange, bis sie die Fassung fand, noch das letzte, wenige hinzuzufügen. »Es sei mir,« sprach sie, »erspart zu schildern, wie Peter diese Nachricht aufgenommen hat. Nur eines, mein Freund, will ich dir noch sagen. Er fühlte in diesen Augenblicken das Regen, das Erwachen einer Macht in seiner Brust, die er nie in sich geahnt hätte, die fähig war, ihn zu einem Mörder zu machen! In einem seltsamen Tone, so wie ich nie noch einen Menschen habe sprechen hören, und mit einem merkwürdigen Blicke seiner tiefen Augen, einem Zucken der Mundwinkel, so wie ich nie gesehen, nie vergessen werde, hatte er geforscht, die Wohnung jener zu erfahren. Allein das Schicksal wollte es nicht – zu seinem Besten! So wankte er, ein armer Mensch, nach Hause. Stumm – tränenlos. Allein in der Nacht – die Nachbarn haben es gehört – da ist des Alten Jammer ausgebrochen. »Wie haben sie dieses Tier töten können, dieses hilflose Tierchen, mein Lumpchen!« –

Und als der Morgen graute, da ward es stille im Stübchen, nur die Vögel sangen wieder. Und als es Mittag ward und Abend ward und Nacht und wieder Morgen ward und es war noch immer stille drinnen, da haben die Nachbarn die Tür erbrochen – allein sie fanden die Stube leer, bis auf die Vöglein, die sangen. Das Bett lag zerwühlt, die Kissen durchweint ... Peter aber war nicht mehr da – niemand hat den Alten wiedergesehen ...

Jesus in der Wüste.

Und es begab sich, daß, erwacht,
Sein Geist entwich um Mitternacht.
Zu fernen Inseln rollten schwer
Gedankenfluten, tief wies Meer.
Und tiefer noch, ins Sternenrund,
Zu aller Dinge letztem Grund
Sank seine Seele.

Da kehrt' ihm – inselfernenher –
Urflutend ein Gedankenmeer,
Und füllte seine Seele ganz:
Die Flut mit Flut, den Glanz mit Glanz.
Und seiner Seele Wiederkehr
Versank in sich, das Meer im Meer –
O welch ein Sehnen!

Und sieh! Der Menschensohn sah Gott.
Und Gott war Er und Er war Gott.
Und jedes Zuges Bruderspur:
Die menschgewordne Gottnatur. –
Da sank sein Haupt, ach, trank sein Blick,
Sank in den ird'schen Thau zurück
Betränter Zeiten. –

So ward ein Rätsel offenbar
Dem Heiland, der da ist und war.
Die Menschen doch – oh Hohn, oh Spott! –
Die machten Ihn zum Zaubergott
Und schlugen Seinen Geist ans Kreuz:
Da blutet er, ein Trost des Leids,
Und weint noch heute ...


 << zurück weiter >>