Friedrich Gerstäcker
In der Südsee
Friedrich Gerstäcker

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

5.

Die Leute, die aus dem freundlichen Gesicht des Alten neuen Mut schöpften, erwiderten den Gruß rasch, und dieser fuhr, den Kopf dabei langsam auf und ab neigend, einer in Bewegung gesetzten Pagode nicht ganz unähnlich, fort.

»Ich habe euch rufen lassen, Freunde, um mit euch ein ernstes Wort über euch und eure Zukunft zu sprechen. Du da vorn, wie heißest du gleich? – verstehst ja wohl unsere Sprache genug, den anderen wieder zu erzählen, was ich dir gesagt habe?«

»Mac Kringo heiße ich,« erwiderte der also angeredete Schotte, indem er den Kopf etwas neigte. »Rede nur, Toanonga; ich verstehe alles, und es soll kein Wort davon verloren gehen.«

»Gut, Freund – desto besser. So passe wohl auf, denn es kommt für euch viel darauf an, daß du auch eben recht verstehest.

Du weißt, unter welchen Umständen wir euch auf diese Insel zurückbekommen haben. Es war nicht unser Wunsch, und wir hätten euch lieber in eurem großen Kanoe fortsegeln sehen. Du weißt auch, daß ihr oder euer Kapitän – das bleibt sich gleich, denn ihr gehörtet zusammen und standet einander bei – mir hier, der ich euch alle freundlich aufgenommen, ein großes Leid antun wolltet. Das war eure Dankbarkeit, ich will euch das aber nicht so übelnehmen, denn ihr Papalangis wißt es vielleicht nicht besser, und wenn ihr erst einmal eine Zeitlang zwischen uns gelebt habt, werdet ihr schon gescheitere und bessere Menschen werden. Trotzdem nun hat der wackere und tapfere Tai manavachi, während er eurem bösen Kapitän mitten im Sturm seine Braut wieder abnahm, euch, seine Feinde, die ihr verunglückt waret, aus dem Meer gerettet und ans Land gebracht, und euch auch weiter nicht das geringste Leid zugefügt. Er hat eurem Kapitän versprochen, euch ungestraft ziehen zu lassen, wenn er Hua, die damals noch in eurem Kanoe war, kein Leid zufügen wollte, und da euer Kapitän sie darauf freiließ, glaubte er auch an euch sein Wort halten zu müssen. Tai manavachi ist ein großer und edler Häuptling, und sein gegebenes Wort war heilig. Die Hotuas hatten es gehört, und er wußte, daß er es nicht brechen durfte. So – sag' jetzt deinen Freunden erst einmal, was ich mit dir gesprochen.«

Mac folgte dem Befehl und übersetzte den übrigen die kurze und einfache Rede. Die Matrosen hörten ihm aufmerksam zu, bis ihn Legs endlich unterbrach und ausrief:

»Schon gut, schon gut, das ist eine alte Geschichte, und das meiste davon wissen wir schon. Er soll uns ein frisches Garn spinnen. Hol' der Böse die Salbadereien!«

»Nur Geduld, Mate!« rief aber auch Jonas; »wenn einer ein Schiff vom Stapel lassen will, muß er erst sehen, ob alles dicht und in Ordnung ist. Er hat jetzt die Geschichte kalfatert und Masten eingesetzt und Takelwerk aufgeschlagen. Paß einmal auf, jetzt wird er die Segel setzen und 14 Knoten die Stunde gehen.«

»Haben sie alles verstanden?« fragte Toanonga.

»Alles,« sagte der Schotte, der klug genug war, den Alten soviel als möglich bei guter Laune zu erhalten, »und sie bitten dich, fortzufahren.«

»Schön,« erwiderte der alte Häuptling, zufrieden dabei mit dem Kopfe nickend. »Ich muß dir nun sagen, daß ich im Anfang gar keine Lust hatte, euch hier auf der Insel zu behalten. Ihr waret Kriegsgefangene von Tai manavachi, und ich wollte, er sollte euch mit hinüber nach Tonga nehmen. Tai manavachi hat aber ein großes Herz. Er sagte, daß seine jungen Leute sehr zornig auf euch wären, und er nicht wisse, ob er dann sein Wort halten könne, euch kein Leid zuzufügen. Überdies könnte er euch auch nicht gebrauchen und wolle nichts mehr mit euch zu tun haben.«

Sehr freundlich von Tai manavachi, dachte Mac Kringo, erwiderte aber laut kein Wort und verzog keine Miene, und der Alte fuhr nach kurzer Pause fort.

»Da ihm aber nach unseren Gesetzen nun das Recht über euch zusteht, so haben wir, die Egis des Landes, uns die Sache überlegt, euch ihm abgekauft und beschlossen, euch hier auf Monui zu behalten.«

» Abgekauft?« rief Mac Kringo erstaunt.

»Ja, Freund,« sagte der Alte, ganz unbefangen und freundlich dabei lächelnd, » abgekauft. Nicht etwa ich, denn ich wüßte nicht, was ich mit euch anfangen sollte, sondern die Egis, und zu welchem Zwecke, will ich dir gleich auseinandersetzen, wenn du den übrigen erst meine Worte erklärt hast.«

Mac Kringo tat das diesmal schnell genug, denn die Nachricht hatte ihn selber überrascht, Legs aber rief lachend aus:

»Da hätte ich den Alten für gescheiter gehalten. Wer uns kauft, ist bös angeführt, denn ich will verdammt sein, wenn ich nicht selbst mein eigener Herr sein möchte.«

»Und was wollen sie da mit uns machen?« fragte Spund erschreckt; »da sollen wir wohl arbeiten?«

»Bah!« lachte Jonas; »die Arbeit, die die faulen Burschen hier zu verrichten haben, könnte man recht gut vor dem Frühstück fertigbringen, ehe der Kaffee kalt wird; – Lumpenvolk das, einen weißen Christenmensch zu kaufen! Aber soviel weiß ich, daß ich mich schon dumm genug anstellen werde.«

»Und dazu brauchst du dich auch gar nicht zu verstellen,« brummte Lemon. »Soviel ist aber sicher, und Legs hat recht, ich hätte die Rothäute auch für gescheiter gehalten, als daß sie Kerle wie Spund und Pfeife kauften.«

»Na, sei du nur –«

»Ruhig!« unterbrach aber Mac Kringo die Kameraden; »ist das jetzt eine Zeit zum Necken? Hört erst, was der Alte weiter zu sagen hat, nachher können wir darüber reden.«

» Was sagen sie?« fragte Toanonga.

»Sie lassen dich nur bitten, fortzufahren,« erwiderte Mac Kringo.

»Gut, sehr gut,« nickte der Alte wieder, während jetzt besonders die Frauen unter den Zuhörern sich vordrängten, als ob sie kein Wort von dem verlieren wollten, was da verhandelt würde. »Die Egis haben euch also, wie ich dir schon vorhin erzählt, gekauft, und eigentlich blieb ihnen nichts anderes übrig; denn was sollten wir mit euch machen? ihr habt keinen Tabak, keine Glasperlen, keine Beile, kein Zeug, für das wir euch zu einer weiten Seefahrt ausrüsten könnten, und ihr werdet doch wohl einsehen, daß wir euch das nicht auch noch obendrein schenken können, weil ihr eines Egi Tochter habt entführen wollen und dabei verunglückt seid.«

»Aber wir können uns vielleicht selber ein Boot bauen oder ein Kanoe aushauen,« unterbrach ihn jetzt Mac Kringo, dem der Gedanke nicht recht behagen wollte, den roten Gesellen käuflich überlassen zu sein.

»Womit?« fragte ihn aber ganz trocken der Alte. »Habt ihr selber Beile? Habt ihr Segel und Ruder? Habt ihr Proviant? Nein, Freund; wir haben schon Schaden genug durch euch gelitten und wollen jetzt auch einigen Nutzen aus euch ziehen.«

»Aber was sollen wir tun?« fragte der Schotte ungeduldig.

»Das wirst du gleich hören,« lautete die ruhige Antwort des Alten. »Die Egis haben euch allerdings gekauft, aber mit Gütern, die dem Lande selber gehören, deshalb können sie auch nicht und wollen sie nicht eure Dienste für sich in Anspruch nehmen. Krieg haben wir jetzt nicht; wir leben mit allen benachbarten Inseln in Frieden, und Tai manavachi ist unser mächtiger Bundesgenosse geworden. Wäre das nicht der Fall, so würden wir euch vielleicht in unseren Kanoes verwenden können, deren Behandlung ihr bald lernen würdet. Überhaupt seid ihr Weiße entsetzlich unwissende Menschen, für die es ein großes Glück ist, daß sie nach unserer Insel gekommen sind – ihr könnt nicht einmal Fische fangen. Doch das alles werdet ihr wohl nach und nach begreifen, wenn ihr erst einmal selber für euch und die Euren sorgen müßt.«

»Wenn wir das aber alles nicht können und verstehen,« brummte Mac Kringo, »was wollt ihr denn mit uns machen?«

»Du bist entsetzlich ungeduldig,« sagte Toanonga, »ich war ja eben im Begriff, dir das zu erklären. Vor allen Dingen wollte ich dir nur erst begreiflich machen, daß wir uns den Kopf zerbrochen haben, euch eine ordentliche Stellung hier anzuweisen, und ich selber habe da endlich einen Vorschlag gemacht, dem die anderen Egis nach reiflicher Überlegung beigepflichtet sind. Unser Entschluß deshalb ist der folgende. Auf Monui leben seit unserem letzten Krieg im vorigen Jahre einige Frauen ohne Männer. Diese haben also auch niemanden mehr, der für sie sorgt, und mußten deshalb von den Egis oder vielmehr von dem Lande selber erhalten werden. Unter unseren Einwohnern hat sich aber bis jetzt noch niemand gefunden, der sie wieder heiraten wollte; der Männer sind auch durch die vielen Kriege weniger geworden, und diese Frauen begannen für uns eine Last zu werden.«

Mac Kringo hatte die Einleitung in immer wachsendem Staunen angehört, denn er begriff gar nicht, was ihre Verhältnisse mit denen der Witwen auf Monui zu tun haben könnten. Ebenso wußte er recht gut, daß in diesem gesegneten Lande niemand dem anderen zur Last sein konnte, denn wo die Leute ebenso genügsam von Brotfrucht und Wasser oder Kokosnüssen lebten, und von allem diesen übrig genug für sämtliche Bewohner war, konnte auch von keinem Nahrungsmangel die Rede sein. Er schüttelte deshalb ungläubig mit dem Kopf und sagte:

»Hatten sie denn keine Brotfrucht, die sie essen, keine Fische, die sie fangen konnten?«

»Du verstehst mich nicht,« erwiderte ruhig Toanonga. »Zu essen haben sie allerdings genug, Dank den Hotuas, die unsere Inseln mit allem reichlich gesegnet haben. Frauen verlangen aber nicht bloß zu essen, sie müssen auch einen Beschützer haben, denn sie fürchten sich, allein in ihren Hütten zu wohnen. Wir haben ihnen deshalb bis jetzt ein großes Haus eingeräumt, in dem sie zusammen leben konnten, aber sie wollten sich dort nicht miteinander vertragen. Sie haben sich gezankt und Streitigkeiten untereinander angefangen, die dann von den Egis wieder geschlichtet werden mußten, und es ist kein Friede zwischen ihnen geworden.«

»Segne meine Seele,« knurrte Lemon, »das ist ein langer Palaver, und mir schlafen die Beine schon ein. Was sagt er, Lord Douglas?«

»Pst – warte nur noch einen Augenblick,« beschwichtigte ihn der Schotte, der zu begreifen begann, was man von ihnen verlange, und ein heimliches Lachen kaum unterdrücken konnte.

»Damit das anders werde,« fuhr Toanonga langsam und bedächtig fort, »haben wir euch ausersehen, und eurem Schutz sollen diese Frauen übergeben werden.«

Mac Kringo glaubte noch immer, der Alte wollte sich einen Spaß mit ihnen machen; dazu aber sah er doch viel zu ernsthaft aus, und er fragte jetzt, immer noch seinen Ohren nicht recht trauend:

» Wir?«

»Ja, ihr,« erwiderte Toanonga, gravitätisch mit dem Kopfe nickend. » Ihr sollt sie heiraten, dann zieht jeder wieder in ein besonderes Haus, und der ewige Skandal hört einmal auf. Es ziemt sich auch nicht, daß die Frauen die Felder bestellen, gumala und ufi darin zu ziehen. Das ist des Mannes Sache, und ihr werdet das fortan übernehmen. Du weißt jetzt unseren Willen und wirst ihn deinen Freunden mitteilen. Hast du mich verstanden?«

»Gewiß,« rief Mac Kringo rasch und mußte an sich halten, daß er nicht gerade hinauslachte, denn die Sache kam ihm doch zu komisch vor.

»Was will er?« fragte aber jetzt auch Spund, der sich vor Neugierde kaum lassen konnte.

»Nun, Meßmates,« redete da Mac Kringo die Kameraden an, indem er sich gegen sie wandte und so ernsthaft wie nur irgend möglich dabei auszusehen versuchte, »jetzt ist die Bombe endlich geplatzt, und soviel kann ich euch vorderhand sagen: gehängt werden wir nicht

»Aber was ist's? – was will das alte dicke Rotfell? – wozu haben sie uns gekauft?« fragten die übrigen durcheinander.

»Ja, es ist freilich was Erschreckliches,« schmunzelte Mac Kringo, indem er die ziemlich abgerissene Schar vor sich überblickte, »und wenn man euch hier nacheinander ansieht, sollte man eigentlich kaum glauben, daß ihr recht dazu passen würdet.«

»Na, zum Teufel, Lord Douglas,« rief jetzt aber auch Jonas, dem bei der langen Vorbereitung schon ganz unheimlich zumute wurde – »so schieß einmal los! Was sollen wir denn tun?«

»Wir sollen heiraten,« antwortete Mac Kringo mit einem so ernsthaften Gesicht, als ihm das irgend möglich war; die fünf Seelen brachen aber in ein schallendes Gelächter aus, das merkwürdigerweise auch die als Zuschauer umherkauernden Indianer anstecken mußte. Was sich wenigstens an jungen Männern dort hinzu gedrängt, stimmte plötzlich aus vollem Herzen in das Lachen mit ein, und die bis zu diesem Augenblicke noch so ernste Ratsversammlung schien in diesem Ausbruch unerwarteter Fröhlichkeit ihren ganzen Respekt zu verlieren.

Da hob Toanonga den Arm empor, und während die Insulaner augenblicklich schwiegen, fühlten selbst die Seeleute, daß sie den alten Häuptling, in dessen Gewalt sie sich doch nun einmal befanden, nicht ärgerlich machen durften.

»Hast du deinen Freunden gesagt, was ich dir mitgeteilt?« fragte der Alte – »und weshalb lachen sie?«

»Sie freuen sich, daß du so gnädig mit ihnen verfahren willst,« erwiderte Mac Kringo, rasch gefaßt. »Es gefällt ihnen hier auf der Insel, und sie wollen gern bei euch bleiben. Die Hauptsache freilich, daß du uns jetzt die Frauen zeigest, die wir nehmen sollen, damit wir unsere Wahl treffen.«

»Es ist gut – das hat noch Zeit,« erwiderte der Häuptling. »Vor allen Dingen möchte ich erfahren, wer ihr eigentlich selber seid.«

» Wir?« sagte Mac Kringo erstaunt – »nun, Seeleute.«

»Ja – das weiß ich,« erwiderte Toanonga, »denn ihr seid alle auf dem großen Kanoe gekommen. Aber ich weiß auch, daß ihr auf euren Kanoes verschiedene Beschäftigungen habt. Euer Kapitän hat mir erzählt, daß es Unterhäuptlinge darauf gibt, dann aber auch Leute, die das Holz bearbeiten und Boote machen, solche, die große Fässer arbeiten, solche, die Eisen hämmern, solche, die mit Tauen und Segeln umzugehen wissen, und so weiter; was seid ihr also? Was bist du gewesen?«

» Ich?« erwiderte Mac Kringo, der recht gut einsah, daß er sich hier in den Augen der Eingeborenen, ohne daß seine Kameraden das geringste davon zu erfahren brauchten, einen höheren Rang und dadurch mehr Ansehen geben konnten, » ich war ein Unterhäuptling.«

»Das habe ich mir gedacht,« sagte Toanonga, »und die anderen?«

»Hm,« brummte der Schotte, »das mögen sie dir lieber selber sagen,« und sich dann zu den Kameraden wendend, übersetzte er ihnen rasch, daß der Alte ihren Stand an Bord zu wissen wünsche.

»Nun, ich bin Böttcher!« rief Spund.

»Allerdings,« nickte Mac Kringo – »der hier, Toanonga, ist der Mann, der die großen Fässer macht.«

»Gut – sehr gut!« rief der Häuptling, »er mag deren hier für uns machen, Koksnußöl hineinzutun – und weiter?«

»Du, Jonas, hast dem Zimmermann ja manchmal geholfen,« redete diesen der Schotte an. »Soll ich dich als Zimmermann aufführen? die Rothäute haben nachher mehr Respekt.«

»Meinetwegen,« antwortete Jonas, »viel zu zimmern werde ich hier doch nicht bekommen.«

»Und dies, Toanonga,« sagte der Schotte, »ist der Mann, der das Holz behaut.«

»Sehr gut! Laß die zwei beiseite sitzen.«

»Nun, Lemon,« wandte sich der Schotte jetzt an diesen, »soll ich dich als Schmied vorstellen?«

»Schmied,« brummte der Matrose, »ich habe in meinem Leben keinen Hammer in der Hand gehabt.«

»Was tut das?« lachte Mac Kringo, »du wirst auch hier weder Hammer noch Amboß finden, um dadurch in Verlegenheit zu kommen.«

»Dann meinetwegen,« sagte Lemon, »solange sie kein Handwerkszeug haben, will ich wohl ihr Schmied sein, wenn sie dann nur Frieden geben.«

Toanonga wurde jetzt also auch mit dieser neuen Eigenschaft bekannt gemacht, schien sich aber über eine solche Entdeckung noch mehr zu freuen als über die anderen Handwerker. Er machte sogar Miene, von seinem Sitze aufzustehen, besann sich aber doch noch in Zeiten, daß sich das nicht recht für ihn schicken würde. Dem also entdeckten Schmied winkte er jedoch sehr gnädig mit der Hand und befahl ihm, als besondere Auszeichnung, daß er an seine Seite käme.

Lemon wußte nicht recht, was er aus der ganzen Sache machen solle, und schnitt ein bitterböses Gesicht, folgte aber nichtsdestoweniger seinem Befehle.

Fast alle Matrosen sind halbe Segelmacher, und Pfeife wurde deshalb von dem Schotten als solcher vorgestellt. Jetzt blieb also nur noch Legs für ein selbst zu erwählendes Metier, und da die Leute gemerkt hatten, daß ihnen das mehr Ansehen gab, wollte natürlich keiner mehr gemeiner Matrose sein.

»Hol's der Henker,« sagte Legs, »wenn ihr alles weggenommen habt, bleibt nichts weiter für mich übrig wie Koch. Stell' mich dem alten, runzligen Rotfell deshalb als Koch vor, Lord Douglas.«

Das geschah; diese Entdeckung schien aber die beabsichtigte Wirkung nicht hervorzubringen; denn Toanonga sah den kleinen Burschen mit einem halb mitleidigen, halb geringschätzigen Blicke an und wiederholte mehrmals das ihm von Mac Kringo genannte Geschäft des Mannes: » Tangata fe-umu, Tangata fe-umu,« wobei er den dicken Kopf von einer Schulter auf die andere warf.

»Na? steht das dem Alten nicht an?« fragte Legs, etwas bestürzt über diese augenscheinlichen Beweise des Mißfallens – »was schneidet er denn für Gesichter?«

»Laß nur gehen, Legs,« beschwichtigte ihn aber der Schotte, »ob es ihm recht ist oder nicht, bleibt sich gleich. Er weiß nun alles, was er wissen will, und jetzt, denke ich, werden uns die Frauen vorgeführt werden.«

» Ich weiß, wen ich nehme,« schmunzelte da Legs, der an das wunderschöne Mädchen dachte, das er draußen im Wasser gefunden. »Nachher kann ich's hier schon eine Weile auf der Insel aushalten. Wenn wir nur Tabak hätten!«

»Sprich mir nur nicht von Tabak,« brummte Spund, »ich bin froh, wenn ich ihn einmal einen Augenblick vergessen habe. Wie ich das Wort nur nennen höre, läuft mir das Wasser schon im Maul zusammen.«

»Hallo, da kommen die Frauen!« rief Legs, der indessen überall umhergeschaut hatte, das Mädchen von gestern unter der Schar herauszufinden, sie aber bis dahin noch nicht entdecken konnte, »na, nu wird's losgehen.«


 << zurück weiter >>