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Daheim Daheim, daheim! Nach so viel Wandertagen,
Nach so viel Nächten, wo ich sturmverschlagen
Schlaflos im Schiff ersonnen meinen Reim,
Nach Frost und Glut auf öden Felsenstiegen,
Nach ew'ger Hast – o welche Zauber liegen
In diesem kleinen Wort: Daheim!
Nun knattert im Kamin mit raschem Schimmer
Die Flamme schon; mein holzgetäfelt Zimmer
Erdämmert rosig. Müßig schau ich zu.
Der Armstuhl hier mit den gewundnen Füßen,
Die alten Bilder – alles will mich grüßen
Mit einem Hauche tiefer Ruh;
Die Bücher dort, die mir mit goldner Kunde
Hinweggetäuscht so manche schwere Stunde,
Der Hausrat, den die Mutter noch gewählt,
Die Wanduhr selbst, die mit verhaßtem Schlage
Mich oft ins Bett trieb, wenn die schönste Sage
Die blonde Schwester mir erzählt;
Und hier das Fenster! Ja, das sind die Straßen,
Wo wir einst spielten, wo wir abends saßen
Zur Sommerzeit, vom Lindenduft umwebt;
Dort stehn die Türme, dort aus Stein gebacken
Die schwarzen Giebel, hinter deren Zacken
Der Mond die Silberscheibe hebt.
Und durch die Dämmrung flatternd das vertraute
Geschwätz der Mädchen, die bekannten Laute,
Nach denen sich so oft mein Herz gesehnt,
Wenn ich, indes der Beifall stürmisch rauschte,
Mit halbem Ohr der fremden Weise lauschte,
In einer Loge Samt gelehnt.
Ach alles, alles, – hell ins Auge schießen
Die Tränen mir; sei's drum, sie mögen fließen!
Was lächelt ihr? – Laßt mich, ich bin ein Kind.
Ihr aber, nie entflohn aus eurem Ringe,
Ihr wißt es nicht, wie lieblich diese Dinge
Nach jahrelangen Fahrten sind.
Ihr wißt auch nicht, wie selbst am Starren, Toten
Vom Geiste, der darüber einst geboten,
Ein Schimmer hängen bleibt, ein irres Licht;
Wißt nicht, wie in Geräten, Häusern, Bäumen
Wohnt eine Stimme, die gleichwie aus Träumen
Der eignen Jugend zu euch spricht;
Noch wißt ihr, daß am Born in Waldes Mitten,
Wo ihr mit eurem Mädchen sonst geschritten,
Am Eichbaum, drein ihr eure Namen schriebt,
Euch noch nach Jahren, einsam hingetrauert,
Wie Rosenduft ein leiser Hauch umschauert
Der Liebe, die ihr einst geliebt. |