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Gemälde von W. Gorgé
Wenn die Arbeit am «Bärndütsch» bis zum Bande « Ins» dem Bau eines Hauses glich, wo in gleichen Zeitabständen ein Stockwerk nach dem andern in Angriff genommen und fertiggestellt werden konnte, so erinnert die Entstehung der drei letzten Bände mehr an die Arbeit eines Landwirts, der auf dem einen Feld die Ernte schneidet und gleichzeitig auf dem andern die Wintersaat bestellt.
Als der Verfasser des Werkes im Oktober 1919 nach Saanen übersiedelte, war es seine erste Aufgabe, den 1916 in der Handschrift vollendeten Band «Twann» und hernach den in den Jahren 1916-1919 geschriebenen Band « Aarwangen» für den Druck aus- und umzuarbeiten. Nebenher aber ging, vom Reiz und der Fülle des neuen Lebenskreises herausgefordert, die vorbereitende Erkundungs- und Sammelarbeit für den Band «Saanen». Wenn dieser Band also schon zwei Jahre nach der Veröffentlichung von « Aarwangen» erscheint, so hat er nichtsdestoweniger sieben bis acht Jahre Zeit gehabt, zu reifen. Wer mit der Saaner Mundart und ihrem Reichtum an sprachgeschichtlichen und volkskundlichen Merkwürdigkeiten einigermaßen vertraut ist, wird es verstehen, daß die Überfülle des Stoffes dem Bearbeiter die meiste Mühe bereitete und daß es ihn schwere Überwindung kostete, ganze Abschnitte seines Planes, wie z. B. eine quellenmäßig gefaßte Geschichte des Saanenlandes, dem von Anfang an festgesteckten Umfang des Bandes zu opfern.
Solche Opfer kamen, wie die an mehreren Abschnitten vorgenommenen Kürzungen, der Ausarbeitung anderer Teile zugute, die unter der Mitwirkung einheimischer Sachkenner und Fachleute zu größerer Knappheit und Gediegenheit gelangten. Unter den treuesten Mitarbeitern am Bande «Saanen» ist vor allem Herr Robert Marti-Wehren zu nennen, der als erster Korrektor der Handschrift und als letzter Korrektor des umgebrochenen Drucktextes mit der Arbeit auf allen Stufen ihres Werdegangs vertraut und wie kein Zweiter verwachsen war, dem deshalb auch die so zeitraubende Verteilung IV der Abbildungen auf den Text leichter gelang als jedem andern. Ihm verdankt der Buchschmuck des Saanenbandes neben der Gediegenheit der Auswahl wertvolle photographische Beiträge und eine geschichtlich und sprachwissenschaftlich lehrreiche Flurnamenkarte von Saanen. In Verbindung mit ihm hat Herr Seminarlehrer Dr. Arnold Jaggi den ausgezeichneten Abschnitt über Volksglauben, sowie einige andere Stücke, die seinen Namen tragen, beigesteuert. Für Herren Dr. Friedli war er außerdem ein unschätzbarer Begleiter auf seinen Fußwanderungen, ein Ortskundiger, der auf jeden Quadratfuß des Saanenlandes seinen Fuß gesetzt zu haben schien und dem es daher zu verdanken ist, wenn auch der Band «Saanen» — wie sein Verfasser gerne rühmt — «mit de Beine gschriben isch».
An der Durchsicht des Textes beteiligte sich in regelmäßigen Zusammenkünften ein Kreis sprach- und fachkundiger Lehrer: die Herren Arnold und Alfred v. Grünigen, Ernst Frutschi in Turbach, Karl Romang in Lauenen, Arnold Seewer in Gsteig und außerhalb der Lehrerschaft Herr Gemeindeschreiber Emil Haldi in Saanen. Einige von ihnen steuerten auch photographische Aufnahmen bei; andere, wie auch Herr Sekundarlehrer Eduard Schafroth in Saanen, vermittelten dem Verfasser jene anmutigen Schüleraufsätzchen, die er ohne die geringste Textänderung in Lautschrift wiedergeben konnte. Von Herrn Arnold Seewer stammt außerdem die auf strengen Fachstudien fußende Baukunde « G’mächendi».
Die Veranschaulichung des Textes durch Bilder — im ganzen etwa dreihundert — ist reicher ausgefallen als in irgendeinem der früheren Bände. Ein ganzer Stab von namhaften Künstlern hat sich in den Dienst des Werkes gestellt. Zwei von ihnen gehören seit mehr als zwanzig Jahren, seit dem Entstehen von « Lützelflüh», zu den ständigen Illustratoren: Rudolf Münger und Willi Gorgé. Herrn Münger verdanken wir überdies den größten Anteil an der Sammlung, Sichtung und technischen Bestimmung des Bildervorrats. Auch August Jäger-Engel, der unsern Lesern vom Bande « Twann» her aufs vorteilhafteste bekannt ist, hat sich durch Beiträge verdient gemacht. Neu hinzugetreten sind die in Lauenen heimischen Geschwister Ulrich Wilhelm Züricher, Gertrud und Bertha Züricher, Arnold Seewer von Gsteig, Gottfried Lanz von den Saanenmösern, Adolf Tièche von Bern und Architekt Oskar Weber von Bern. Ihnen allen schulden wir für freudige und verständnisvolle Mitarbeit herzlichen Dank; so auch Herrn Photograph Jacques Nägeli von Gstaad, der eine Reihe gediegener Aufnahmen geliefert hat.
Die reiche Ausstattung des Bandes «Saanen» mit farbigen Bildern wurde durch verdankenswerte Geldbeiträge der Gemeindebehörden von Saanen, Lauenen und Gsteig wesentlich erleichtert.
Schwer aufzuzählen und namhaft zu machen wären alle die gelegentlichen Mitarbeiter, die Herrn Friedli während seines achtjährigen Aufenthaltes in Saanen selbst und während eines kürzeren in Gsteig, Lauenen und Abländschen durch sprachliche und fachliche Auskünfte, durch lebhafte Anteilnahme und Gastfreundschaft erfreut haben, wie die Familie Seewer in Gsteig, das Geschwister-Kleeblatt Züricher auf dem Hübi in Lauenen, die Pfarrhäuser in Saanen, Abläntschen usw.
Nicht vergessen sei die tägliche und immer gleich gut geleistete Mitarbeit von Fräulein Martha Frey aus Langenthal, die seit April 1923 Herrn Dr. Friedli als Sekretärin zur Seite steht.
Das gleichmäßig rastlose Gelehrtenleben des Verfassers, der trotz hohem Alter und geschwächtem Augenlicht täglich seine sieben bis neun Stunden Arbeit leistet, wurde durch zwei Ereignisse unterbrochen, die wir nicht unerwähnt lassen können, ein trauriges und ein freudiges. Am 1. November 1925 starb in Bern Herr Dr. Alexander Francke, der Verleger des «Bärndütsch». An ihm verlor Herr Friedli einen der ersten und treuesten Freunde seines Lebenswerkes, einen Verleger, der von allem Anfang an und auch in der ungünstigsten Zeitlage den idealen Sinn bewährte, ohne den ein Unternehmen von solchem Zuschnitt und von so unsicherem Ertrag nicht zu verwirklichen und durchzusetzen war. Ohne diesen Mann, diesen eingewanderten Schleswig-Holsteiner, wäre das «Bärndütsch» wohl nur ein schöner Traum geblieben. Nun steht es da als Denkmal seines Wagemutes und seiner Liebe zur neuen Heimat.
Das freudige Ereignis, dessen wir zu gedenken haben, ist der am 14. Dezember 1926 gefeierte achtzigste Geburtstag des «Bärndütsch»-Verfassers. Es war Herrn Dr. Friedli vergönnt, diesen Tag in körperlichem Wohlsein und geistiger Frische zu begehen und aus unzähligen Glückwunschschreiben und Geschenken die Verehrung und Dankbarkeit zu lesen, die ihm von Hoch und Niedrig entgegengebracht wird. Unter den Glückwünschenden befanden sich auch die bernische Unterrichtsdirektion, die philosophische Fakultät I der bernischen Hochschule, der bernische Synodalrat, die bernische Vereinigung für Heimatschutz, die «Bärndütsch»-Kommission. Der «Anzeiger» von Saanen brachte sein Bild und eine von Dr. A. Jaggi verfaßte Lebensbeschreibung. Auch mehrere bernische und andere schweizerische Zeitungen ehrten den Jubilar durch Aufsätze und Glückwünsche. Besonders zu Herzen ging ihm ein von den Schülern im Ebnit gebrachtes Ständchen.
Es war nur ein Tag. Am andern Morgen saß der Unermüdliche, dem der geschenkte Lehnstuhl vorläufig ein unnützes Möbel schien, schon wieder an seiner Arbeit. Auch nach Vollendung des Saanenbandes wird er sich schwerlich eine Ausspannung gönnen. Zu seinem Arbeitsplan gehört noch VI ein Schlußband, der, anders angelegt als die bisherigen Bände, den Besitzern und Benutzern des Werkes, vor allem den Fachleuten, das mühsame Nachschlagen und Aufsuchen von Wörtern und fachlichen Auskünften in den verschiedenen Bänden erleichtern soll; ein Gesamtregister also, nach Sachgruppen geordnet, neu in seiner Art.
Möchte auch über diesem letzten Bande ein guter Stern walten!
Im Auftrag der Direktion des Unterrichtswesens des Kantons Bern:
die mit der Leitung des Unternehmens betraute Kommission:
Dr. O. v. Greyerz, Präsident.
Prof. H. Türler, Sekretär.
Dr.
Felix Balsiger, Gymnasiallehrer.
Bern, im September 1927.