Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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3. September. Ich brachte diesen Tag in Schönbrunn zu, speisete bey dem Kaiser und ritt um 5 Uhr mit den Vettern Rainer und Heinrich in den Thiergarten.

4. Reiseten wir, nämlich Grf. Bombelles, Grf. Coronini und Oberst Hauslab mit dem 6 Uhr-Train nach Ollmütz, wo wir nach 1 Uhr anlangten. Dando empfing uns im Bahnhofe und führte uns in sein Haus, wo Grf. Bombelles und ich wohnten, während die beyden andern Herrn im Gasthause zum Goliath abstiegen. Um 2 Uhr speiseten wir beym Dando mit dem FML Lauer (Festungskommandant), einigen Stabsofficieren und dem Kreishauptmann Merquentin. Nachmittag ritt ich mit Dando auf einem Schimmel, der ihm gehört, in das Lager, was eben eine halbe Stunde von Ollmütz aufgeschlagen wird. Beim hinreiten ging der Braun, den Dando ritt, mit ihm durch, blieb aber zum Glücke bald stehen, so daß Dando abspringen konnte. Abends tranken wir bey Dando Thee.

5. Um 8 Uhr Frühe kam der Hauptmann Gissel vom Sappeur-Corps zu mir, mit welchem ich bis 9 Uhr theoretischen Unterricht nahm, worauf wir zu den Übungen dieses Corps auf dem Tafelberge fuhren. Um 1 Uhr speiseten wir mit mehreren Herrn der Garnison. Nachmittage gingen wir wieder zu den Sappeurs, Dando auch, und von dort ritt ich mit Dando auf einem Braun desselben mit einem Umwege Nachhause.

6. Sonntag. Um 8 Uhr war Kirchenparade der Garnison auf dem Platze. Nach der Messe defilirte alles. Dando reisete um halb 3 Uhr nach Wien. Wir speiseten wie alle Tage mit einigen Herren der Garnison.

Nachmittage ritt ich in der Umgegend spazieren und ging dann in das schlechte Theater.

7. Vormittage war ich wieder bey den Sappeurs. Nachmittage wurde die fliegende Sappe gearbeitet, worauf ich die Werke auf dem Tafelberge und einige Bastions der Stadt besah.

8. Maria Geburt. Nachdem wir mit Dando, der sehr frühe aus Wien kam, die Messe gehört hatten, fuhr ich mit den Herren in 3 Stunden nach Kremsier zum Erzbischofe von Ollmütz, bey dem wir ein glänzendes Diner einnahmen. Vor und nach dem Eßen sahen wir die schönen Gärten und alle Merkwürdigkeiten des Schloßes an und kamen erst um &frac12; 10 Uhr Abends nach Ollmütz zurück.

9. Von 8 bis 9 Uhr nahm ich mit dem Lieutenant Beck des Mineur-Corps theoretischen Unterricht in den Mineur-Arbeiten. Dann ritt ich auf der polnischen Straße meinem Regimente entgegen, welches ich dann in das Lager einführte. Ich wohnte dann noch dem Einrücken der Regimenter Haynau-Infanterie und Auersperg-Cuirassiere bey. Nach Tische ging ich auf den Exercier-Platz der Mineurs, der sich auf dem Tafelberge befindet, wo ich den Arbeiten dieses Corps beywohnte, von wo ich Abends zum Dando nach Holitz fuhr. Er wohnt nämlich zur Zeit des Lagers in diesem Dorfe, welches an das Lager anstoßt.

den 1. November 1846.

Seit dem 9ten September habe ich nichts geschrieben. Das wichtigste in dieser Zeit war: Ich sah in Ollmütz noch von dem Mineur-Corps drey Minen und drey Foucassen sprengen, kommandirte am 12ten (September) mein Regiment und fuhr noch denselben Tag auf der Eisenbahn nach Wien. Hier hatte die Concentrirung auch schon angefangen. Am 15ten (September) war ich bey einer Parade aller versammelten Truppen vor dem Kaiser.

Der Großfürst (Michael von Rußland) war schon in Wien, als ich ankam. Die Brüder kamen am selben Abend mit mir aus Ischl, die Großfürstinn (Helene) einige Tage später eben daher, und noch etwas später Papa, Mama und der kleine Ludwig. Die Großfürstinn blieb krank hier liegen, und deßwegen ist die ganze Großfürstliche Familie noch hier.

Am 26ten September kam der Prinz (Georg) von Preußen mit der ganzen Bundesinspektion hier an, nachdem er bereits die böhmischen und mährischen Truppen inspicirt hatte. Er blieb bis gegen 10ten Oktober hier.

Am 28ten war ich bey einer Parade, die vor ihm abgehalten wurde. Es waren zwey große Diners bey Hofe.

Der Prinz von Salerno kam auch zu dieser Zeit aus Paris hier an. Am 24. und 26. Oktober hatten wir schriftliche, und am 27. 28. und 29. hatten wir mündliche Prüfungen. Am 31ten war ich mit Papa in Holitsch auf der Fasanenjagd, wo 2623 Stücke geschoßen wurden, von denen ich 175 erlegte.

2. Zogen wir von Schönbrunn in die Stadt, nachdem schon alle Glieder der Familie früher herein gekommen waren. Mit der Winter-Eintheilung begann ich mehrere neue Studien, nähmlich: Jus, Physik, Chemie und Fortifikation. Der Palatinus war im Oktober auf den Tod krank, doch geht es ihm jetzt beßer, so daß Stephan, der die ganze Zeit dort war, schon am

3. hier ankam. Onkel Karl und Wilhelm waren auch, so lange es dem Palatinus schlecht ging, in Ofen. Karl Ferdinand ist auch von Prag hierher zum Namenstage seines Vaters gekommen.

12. Wurde Wilhelm in der Kirche am Hof zum deutschen Herrn geschlagen. Es war eine recht hübsche Ceremonie. Am selben Tag reisete noch Karl Ferdinand nach der Funktion über Maissau, wo er auf die Jagden geht, nach Prag.

15. Sonntag. Der Großfürstinn Marie geht es sehr schlecht, so daß man fürchtet, daß es nicht mehr lange dauern wird.

19. In der vorigen Nacht starb die Großfürstinn Marie. Ein Glück für sie, daß sie von so vielen Leiden erlöset ist.

21. War ich mit auf der Jagd Onkel Ludwigs in der Fasanerie in Schönbrunn. Um 7 Uhr Abends wurde der Leichnam der Großfürstinn aus der Vorstadt in die russische Capelle in der Wallfischgasse geführt, wo wir Erzherzoge den Zug erwarteten, und wo die Einsegnung statt fand.

23. Gingen wir alle und die Kaiserinn Mutter zu einem Gottesdienst in der russichen Capelle, wo die Großfürstinn ausgesetzt ist.

24. Reisete Abends der Großfürst Michael nach Rußland ab.

27. Kam der Großfürst Thronfolger von Rußland hier an, um seine Tante zu besuchen.

29. War Familiendiner mit dem Thronfolger.

30. Kam er Abends zur Mama zum Thee.


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