Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

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1. October. Um 7 Uhr verließen wir Laibach und fuhren nach Cilli, wo wir von dem Kreishauptmanne und dem Hauptmanne Pflug von Kynsky-Landwehr, Kommandant des Landwehrbataillons, und einer sehr schwachen Compagnie empfangen wurden. Wir speiseten mit den beyden Herrn und reiseten nach Tische nach Marburg, welches wir erst um 8 Uhr erreichten, und wo wir vom Kreishauptmanne, dem Major vom 3ten Bataillon Kynsky, einer Menge Civile und Militärs und einer Compagnie empfangen wurden. Der Grf. Bombelles fand daselbst seine Tochter Louise, welche mit ihrer Cousine Marie nach Parma reiset.

2. Um halb 7 Uhr reiseten wir ab, sahen außer(halb) Marburg die Eisenbahnbrücke über die Save, welche noch in der Arbeit ist, weiter noch einen Tunnel und erreichten Gratz um 1 Uhr. Der Gouverneur, die FML Hainau und Spanochi und alle Generäle und Stabsofficiere empfingen uns. Eine Compagnie von Kynsky-Grenadiere war vor dem Gasthofe zum wilden Manne aufgestellt. Gleich nachdem wir abgestiegen waren, kamen die Tante Marie Louise, welche auf der Rückreise nach Parma hier ist, und der Onkel Johann zu uns. Wir speiseten um 2 Uhr mit der Tante Louise beym Onkel Johann, sahen nach Tische mit ihm sein neues, noch nicht bezogenes Haus an und gingen mit ihm und seinem Sohne auf den Rosenberg, wohin die Tante Louise mit der Baronin Brandhof gefahren war. Um halb 7 Uhr gingen wir in die Oper Czar und Zimmermann, wohin auch die Tante Louise und der Onkel Johann kamen.

3. Wir verließen Gratz mit dem halb 8 Uhr Train und fuhren, vom Gouverneur Grfn. Wickenburg begleitet, nach Bruck, wo wir die Eisenbahn verließen und in unseren Wägen nach Seewiesen fuhren, wo wir mit dem Gouverneur und einem Kreiskomissaire um 2 Uhr speisten.

Wir fuhren nun durch schöne Gebirge über den Brandhof, den wir besahen und über das Gußwerk bei Mariazeil, welches wir auch in Augenschein nahmen, nach Mariazell, wo wir vom Kreishauptmanne von Brück und vom Prälaten von St. Lambrecht empfangen wurden. Wir gingen, obgleich es schon halb 8 Uhr war, in die Kirche, wo eine lange Litaney war, und supirten dann mit dem Gouverneur und dem Kreishauptmann.

4. Mein Namenstag. Wir gingen um 8 Uhr in die Kirche, wo uns der Prälat von St. Lambrecht am Gnadenaltar eine Messe las. Darauf besahen wir die reiche Schatzkammer und stiegen dann eine Stunde lang, vom hiesigen Bezirkskomissair geführt, mit dem Grafen Wickenburg auf die Bürgeralpe, von welcher eine hübsche Aussicht ist. Auf dem Rückwege machten wir einige empletten und speiseten mit dem Grafen Wickenburg, dem Prälaten von St. Lambrecht und dem Kreishauptmanne. Um halb 2 Uhr verließen wir Mariazell und den Grafen Wickenburg und fuhren über Annaberg nach Lilienfeld, wo wir im Stifte abstiegen und mit dem Prälaten, dem Prior, dem Kreishauptmann von St. Polten und einem Kreiskomissair supirten.

5. Sonntag. Um 5 Uhr las uns der Prälat die Messe, und um 6 Uhr verließen wir Lilienfeld und fuhren über Altenmarkt, von wo die beiden ersten Wägen Hofpferde bis Schönbrunn bekamen, durch die Brühl nach Mödling, wo eine Compagnie von Wasa ausgerückt war. Um 12 Uhr waren wir in Schönbrunn, wo wir die Mama, den kleinen Ludwig, die Großmama, Kaiser und Kaiserin und den Onkel Ludwig fanden. Papa ist schon den ganzen September in Mähren. Um 2 Uhr speiseten wir beim Kaiser, wo auch die Herzogin von Berri, die für 8 Tage im Stöckel wohnt, der Herzog von Lucca samt Sohn der Herzog Bernhard von Weimar mit seinem hiesigen Sohne Gustav eingeladen waren.

6. Wir hatten noch keine Lectionen und aßen um 5 Uhr. Abends ging Mama in ein Konzert bei der Kaiserin.

7. Fingen die Lectionen an. Wir fuhren um 3 Uhr zur Tante Amelie und zum Grafen Ledochowski, den wir ziemlich gut fanden.

8. Papa kam um 12 Uhr aus Mähren und Schlesien an. Er ist recht wohl. Nun ist zu meiner großen Freude die ganze Familie beisammen.

9. War hier Theater´, 10. Wir fuhren um 12 Uhr zum Erzherzog Maximilian (von Modena-Este).

11. Speisete der Graf Ledochowsky bey uns.

12. Sonntag. Wir speiseten beym Kaiser. Um halb 6 Uhr kamen die Metternich, die Falkenhayn, die Bombelies, Franzi Coronini und Maxi Gorizutti zu uns. Wir wollten ein kleines Feuerwerk in der Schweitz geben, welches aber wegen schlechtem Wetter nicht stattfinden konnte, wir spielten also nur und gutirten dann.

13. Waren wir bey der Tante Marianne in Hetzendorf.

15. Ich speisete bey dem Kaiser, weil der Großherzog von Oldenburg, der auf der Rückkehr von Venedig sich in Wien einige Tage aufhält, mit seinen beyden Kindern da speiset.

16. Ich exerzirte um 2 Uhr zum zweyten Male seit unserer Rückkehr mit zwey Fußgeschützen. Albert kam in Uniform unversehens dazu. Ich habe Montag das Jäger-Abrichtungsreglement mit dem Hauptmanne Kappler vom 3ten Bataillon angefangen und habe schon einmal im Zuge eingetheilt auf der Reitschule exerzirt.

Heute kamen, wie alle Donnerstage, die Knaben. Ich ging hier in das Theater, zu welchem auch die Oldenburgischen eingeladen waren.

17. Ich exerzirte im Zuge auf der Reitschule mit Jägern.

19. Sonntag. Wir speiseten beym Kaiser, wo auch die Karlischen und der Herzog von Lucca mit seinem mit der Mademoiselle de Berry verlobten Sohne aßen.

20. Wir besahen einige neue unbedeutende Thiere, welche in der Menagerie zu sehen sind.

21. Gestern und heute zum letzten Mahle exerzirte ich mit 2 Cavallerie-Geschützen. Darauf gingen wir in den Berggarten, wo ich einen ausgelaßenen Fuchsen und dann in der Fasanerie einige Kaninchen und 1 Repphuhn schoß.

25. Wir hatten eine kleine Jagd in Hetzendorf mit den Bombelies.

26. Sonntag. Onkel Ludwig speisete um 2 Uhr bey uns, und darauf fuhren wir mit ihm in den Prater, wo auf der Feuerwerkswiese ein Ballon stieg. Ein gewißer Lehmann flog recht gut in einem kleinwinzigen Korbe in die Höhe und verschwand bald in den Wolken.

27. Die Großfürstinn Helene von Rußland mit ihren beyden Töchtern Marie und Katherine kam heute Abend aus Italien an und ist im Gasthofe zum Erzherzog Karl abgestiegen.

28. Wir fuhren, ich in Uniform, mit Papa und Mama um 12 Uhr zur Großfürstinn, die wir fanden. Um halb 3 Uhr war Diner beym Kaiser mit der Großfürstinn und ihren beyden Töchtern.

30. Alle diese Tage und heute zum letzten Male hatte ich den Jägerzug kommandirt. Um 2 Uhr verließen wir Schönbrunn und zogen zu Fuße in die Stadt. Um 8 Uhr kamen die Großfürstinn mit ihrer älteren Tochter, die Jüngere hatte Zahnschmerzen, die Karlischen und Albert mit seiner Frau zur Mama zum Thee.

31. Hier in der Stadt eßen wir um 4 Uhr. Die Lektionen sind von halb 7 bis ¼ auf 9, von 9 bis 12, von 12 bis 2 Reiten oder Spazieren gehen, von 2 bis 4 Lektionen und von halb 6 bis 8 wieder Lektionen.


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