Kaiser Franz Josef von Österreich
Tagebücher
Kaiser Franz Josef von Österreich

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Den 13. April erkrankte ich am Scharlach; ich laße diese Periode ganz aus, da ich in derselben nicht schreiben konnte. Am 19. (April), wo es mir schon recht gut ging, kam der Grf. Coronini aus Görz, man hatte ihn mittelst Stafette holen laßen. Am 21. (April) stand ich auf, und nun beginne ich mein Tagebuch wieder am

1. May. Den 22. (April) ist der Onkel Karl mit dem Bräutigam Albert nach München. Die Hochzeit findet heute um 12 Uhr statt. Ich mahle jetzt mit dem Herrn Cibulz Körper nach der Natur, und da ich täglich zwey Stunden habe, so geht es sehr schnelle, und ich mache viele Körper. Auch die Herrn Löschner und Fränzl kommen, da sie nicht mit den Brüdern in Berührung kommen. Diese sind gleich, wie ich krank wurde, in die Zimmer unter uns gebracht worden. Auch Hetzi befindet sich daselbst.

Heute geben Papa und Mama dem Hofe ein Diner im Pratergarten um halb vier Uhr. Ich glaube, und mein Inneres sagt es mir, daß ich während der Krankheit ziemlich brav war. Wie viel Dank bin ich dem Baron Gorizutti und, als dieser durch den Grfn. Coronini abgelöst wurde, dem letzteren schuldig für ihre gute Pflege.

2. Gestern war in München die Hochzeit des Albert mit Hilde.

3. Dr. Türkheim kömmt jetzt seltener. Mir geht es immer beßer. Was mich sehr freut, ist, daß Grf. Coronini mir das Zeugnis gab, daß er recht zufrieden mit mir ist.

4. Ich sehe Maxi öfters auf eine Zimmer-Distanz. Ich unterhalte mich recht gut. Ich bemerke, daß mich gewiße Sachen, die mich sonst, wo ich viel Unterhaltung habe, nicht ansprechen würden, jetzt, wo ich wenige Unterhaltung habe, sehr freuen.

5. In München sind am lten, 2ten und 3ten wegen Erhöhung des Bierpreises Tumulte gewesen, Kavallerie mußte einhauen, Landwehr ausrücken.

7. Kam Onkel Karl mit Fritz aus München an.

10. Die Karantaine wegen mir dauert schon lange, und ich sehne mich besonders nach dem lieben Hetzi.

11. Kamen Hilde, Albert und Karl Ferdinand auf der Donau an. Sehr leid tut es mir, Hilde nicht sehen zu können, sie soll hübsch, angenehm seyn.

12. Nun fangen die Feste für Hilde an, viele schöne Sachen, die ich nicht sehen kann!

Heute Empfang der Hofdamen, Familien Diner beym Kaiser. Praterfahrt, die eine der Schönsten seyd Jahren soll gewesen seyn. Empfang im Burgtheater.

13. Empfang der Dames du Palais und großer Zutritt. Empfang im Kärnthnerthortheater.

14. Kam das Regmt. Hrabovsky aus Linz, um mit Hessen-Homburg zu wechseln. Parade deswegen auf dem Glacis. Das Regiment soll schlecht aussehen. Diplomatische Corps bey Hildegarde. Großes Diner.

15. Der Namenstag der Mama und Geburtstag des kleinen Ludwig. Cibulz hatte mich für Mama gemalt, allein das Bild wurde für den l5ten nicht fertig. Es sollte die Fahrt nach Laxenburg seyn, allein wegen einem Unwohlseyn Hildens konnte sie nicht statt finden.

16. Christi Himmelfahrtstag. Gestern sah ich den kleinen Ludwig zum ersten Male von weiten wieder, auch Carl sehe ich schon seyt einigen Tagen.

19. Sonntag. Kam Dr. Türkheim wie bisher, immer zwey Mahl in der Woche, und bestimmte, daß ich morgen baden und dann aus der Karantaine kommen könnte. Dieß freute mich einerseits, nehmlich weil ich wieder die Brüder sehen könnte, andererseits aber thut es mir leid, dieses stille Leben mit Papa, Mama, Grf. Bombelles und meinem theuren Grfn. Coronini, diese angenehmen Zeichenstunden mit Cibulz aufgeben zu müßen, um in die rauschende Welt hinauszugehen, um mich strengeren Studien in die Arme zu werfen. Leider reist Grf. Coronini auch über Morgen auf 3 Wochen nach Görz ab, und so verliere ich für einige Zeit diesen treuen Freund, diesen so sicheren Führer, gerade in einem Augenblicke, wo er mich sehr unterstützen könnte.

20. Nahm ich Abends ein Bad, welches mir recht gut anschlug. Heute war großes Hofconcert im Rittersaale.

21. Kam ich schon mit den Brüdern zusammen. Gf. Coronini reiste Abends ab. Déjeuner im Glashause.

22. Frühstückte ich bey Mama, fuhr um halb vier Uhr zum ersten Male aus und zwar in den Prater, doch jemand fehlte mir, Grf. Coronini. Viel dachte ich an ihn und an die so glückliche Zeit, die ich mit ihm verlebte. Wie viel Dank bin ich ihm für alles das schuldig, was er für mich in dieser Zeit gethan.

23. Ich höre nun beym Herrn Cibulz mit dem Körperzeichnen auf und setze das Copieren der Pläne fort, nun mit dem Pantographen.

24. Sah ich bey einem Frühstücke bey der Mama zum ersten Male Hildegarden. Sie gefiel mir gut, sie ist hübsch, hat zu dicke Wangen, eine sehr hübsche Gestalt, ist recht aimable, hat aber, finde ich, nur zu viel von der Kaiserinn Mutter, besonders das lange, starre Ansehen. Abends sah ich Fanny Elssler tanzen. Papa hatte mich hingeführt. Zum Abschiede wurde sie von einem Regen von Blumen überschüttet.

25. Fuhren wir gleich nach Tische nach Schönbrunn, Hetzi war schon um 1 Uhr dahin, Papa und Mama folgten Abends. Der Kaiser und der ganze andere Hof folgt in einiger Zeit. Onkel Karl reist heute mit seiner Familie auch nach Baden.

Als wir in Schönbrunn angekommen waren, war unser erster Gang nach dem Boulaingrain, von da auf die Schwimmschule, die zwar vorigen Herbst bedeutend renovirt wurde, deren Wasser aber so trübe wie sonst ist.

26. Pfingstsonntag. Wir waren wieder im Boulaingrain, nachdem ich mit der Mama in Hietzing in der Messe war. Wir speisten mit Herrn und Damen bey der Mama.

27. Pfingstmontag waren wir Abends mit Mama bey Guerra.

29. Ritt ich zum ersten Male wieder. Meine Lectionen sind jetzt gut, doch die Unvertragligkeit mit den Brüdern und der daraus folgende Jehzorn kömmt wieder zum Vorscheine; ach wie geht mir der Grf. Coronini ab; was wird aus mir werden, wenn einmal meine Erziehung vollendet, und ich von ihm mich werde trennen müßen!

30. Namenstag des Kaisers und des Max. Wie alle diese Tage schlechtes Wetter und Regen. Zu Tische fuhren wir in die Stadt zum Kaiser. Nachmittage kamen die Kameraden.

31. Exerzierte ich wieder zum ersten Male. Doch es war schlechtes Wetter, und wir mußten in der Gallerie bleiben. Ich bemerkte mit Freude die Strenge, mit welcher Br. Gorizutti auf gutes Exerzieren sieht.


 << zurück weiter >>