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Von den Eintheilungen, deren sich die Schriftsteller zu bedienen pflegen.
In allen Gewerben, vom höchsten bis zum niedrigsten, von dem des ersten Ministers bis zu dem des Autors, giebt es gewisse Geheimnisse, die nicht leicht andern bekannt werden als den Handwerksgenossen. Unter die uns Herren von der Feder eigentümlichen rechne ich die Eintheilung unserer Werke in Bücher und Kapitel für keins der unbedeutendsten. Gewöhnliche Leser, denen jenes Geheimniß weniger bekannt ist, bilden sich ein, durch diese Kunst der Eintheilung beabsichtigten wir nur, unsere Werke zu einer viel größern Masse anzuschwellen als sie sonst haben würden. Diese leeren Stellen auf unserm Papier, die wir nur mit den Ueberschriften unserer Bücher und Kapitel ausfüllen, kommen ihnen daher vor, wie auf einer Schneiderrechnung Steifleinwand, Knöpfe und Nähseide, einzig darauf abzielend, die Totalsumme, die gewöhnlich am Ende unserer ersten Seite und auf der letzten steht, vollzumachen.
Eigentlich verhält es sich aber durchaus anders, und in diesem Fall, wie in allen Fällen überhaupt, sind wir nur auf das Beste des Lesers, nicht auf unser eignes bedacht; und in der That verdankt er jener Methode viele augenscheinlichen Vortheile. Zuförderst nemlich kann er diese kleinen Räume zwischen unsern Kapiteln als ein Wirthshaus oder Ruheplätzchen ansehen, wo er nach Belieben anhalten und ein Gläschen Wein oder sonst eine Erfrischung zu sich nehmen mag; ja unsere schönen Leserinnen werden schwerlich vermögend sein, mehr als einen Abschnitt des Tages zurückzulegen. Die leeren Blätter, die sich zwischen unsern Büchern finden, mögen hingegen als die Stationen betrachtet werden, wo man auf weiten Reisen einige Zeit auszuruhen pflegt, um sich zu sammeln, und sich das bereits Gesehene ins Gedächtniß zurückzurufen – eine Beschäftigung, die ich mir die Freiheit nehme, dem Leser ein wenig zu empfehlen; denn wie schnell auch seine Fassungskraft sein möge, so möchte ich ihm nicht rathen, durch diese Blätter zu eilig zu reisen; damit er nicht, was sonst leicht geschehen dürfte, so manche merkwürdige Naturerzeugnisse übersehe, die der Beobachtung des langsameren und bedächtigeren Lesers nicht entgehn werden. Ein Band ohne solche Ruheplätze gleicht einer unabsehlichen Wüste oder dem Meere, die das Auge und den Geist ermüden. Zweitens, was sind die über jedem Kapitel stehenden Inhaltsanzeigen anders, als (um bei demselben Gleichniß zu bleiben) eben so viele Aushängetafeln vor den Thüren der Wirthshäuser, aus denen der Leser entnehmen kann, welche Unterhaltung er zu erwarten hat. Sagt sie ihm nicht zu, so hindert ihn nichts, weiter zu reisen; denn da wir in biographischen Sachen nicht wie andere Historiker an eine strenge Verkettung der Begebenheiten gebunden sind, so können ein oder ein paar Kapitel (zum Beispiel gleich dieses, das ich jetzt schreibe) ohne sonderlichen Nachtheil fürs Ganze überschlagen werden. Uebrigens bin ich in meinen Ueberschriften so sorgfältig als möglich gewesen, da ich weder den berühmten Montaigne nachahmte, der gewöhnlich etwas ganz anderes verspricht, als er darbietet, noch gewissen Tittelblätter-Autoren, die ungemein viel versprechen, und ganz und gar nicht Wort halten.
Außer diesen mehr in die Augen fallenden Vortheilen giebt es noch verschiedene andere, die unsere Leser jener Eintheilungskunst verdanken, wenn auch die meisten zu subtiler Art sein mögen, um von Jemand, der nicht selbst der Schriftstellerzunft angehört, vollkommen gewürdigt werden zu können. Um gleichwohl einen derselben, der sich am meisten aufdringt, wenigstens zu erwähnen; – diese Methode ist auch insofern auf die Erhaltung der Schönheit eines Buches berechnet, daß man nicht so leicht Eselsohren in die Blätter macht, wozu sonst die Leser gezwungen sind, welche (mögen sie auch mit großem Eifer und Nutzen lesen) gar zu leicht vergessen, – wenn sie auch schon nach einer halben Stunde wieder zum Buche zurückkehren sollten, – wo sie stehen geblieben sind.
Diese Eintheilungen haben außerdem die Empfehlung eines hohen Alterthums für sich. Homer theilte sein großes Werk nicht allein in vierundzwanzig Bücher (ein Compliment wahrscheinlich, welches er den vierundzwanzig Buchstaben, denen er besondern Dank schuldig war, darbrachte), sondern er trug auch, nach der Meinung einiger äußerst scharfsinniger Kritiker, jedes dieser Bücher einzeln hausiren, und gab nur eins derselben auf einmal (vermuthlich auf dem Wege der Subscription) zum besten. Er war der erste Erfinder der Kunst, die so lange geschlafen hat, heftweise zu ediren; eine Kunst, worin wir es jetzt zu solcher Vollkommenheit gebracht haben, das selbst Wörterbücher in einzelne Hefte eingetheilt, und so dem Publiko dargeboten werden, ja ein Buchhändler ist auf den Einfall gerathen (»zu Beförderung der Kenntnisse« und »Erleichterung der Käufer«) ein auf diese Weise zugeschnittenes Wörterbuch sich nur um fünfzehn Schillinge theurer bezahlen zu lassen, als es im Ganzen gekostet haben wurde.
Virgil hat uns sein Gedicht in zwölf Büchern geliefert, ein Zeugniß seiner Bescheidenheit, indem er vermuthlich damit andeuten wollte, er mache nur auf den halben Werth des Griechen Anspruch; aus demselben Grunde ging unser Milton ursprünglich nicht weiter als bis auf zehn, und setzte sich erst mit dem römischen Dichter auf gleichen Fuß, als das Lob seiner Freunde ihn aufgeblasen hatte.
Ich werde mich jedoch in diesen Gegenstand nicht so tief einlassen, wie manche sehr gelehrte Kunstrichter, die mit unendlicher Mühe und Scharfsinn entdeckt haben, welche Buch-Abschnitte Verschönerungen bedürfen, und welche nur Einfachheit erheischen, besonders in Beziehung auf Gleichnisse, welche, wie es mir scheint, nunmehr allgemein jedem Buche, nur dem ersten nicht, zugestanden werden.
Ich scheide von diesem Kapitel mit der Bemerkung daß es einem Autor im Ganzen eben so ziemt, sein Buch, abzutheilen, wie einem Metzger sein Fleisch nach den Gelenken zu zerlegen, denn eine solche Beihülfe ist sowohl dem Leser als dem Verleger von großem Nutzen. Da ich mich nun hierüber ausgesprochen habe, will ich mich bemühen, die Neugierde meines Lesers zu befriedigen, der ohne Zweifel ungeduldig ist, zu erfahren, was er in den folgenden Kapiteln dieses Buchs finden wird.