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So bereitwillig der Kinderfreund Manzow in jener Nacht vor dem Urteilsspruch die Vertreter der Bauernschaft gefunden hatte, seinen Sekt zu trinken, so unnachgiebig waren die Herren in ihren Forderungen gewesen. Aber was damals in der Auktionshalle nachts beim Kerzenstummelscheine noch ganz unmöglich erschienen war, heute war es schon irgendwie diskutabel geworden.
»Aber zehntausend Mark, meine Herren, das ist ja Wahnsinn.«
»Warten wir also noch ein bißchen«, sagt Henning, »es muß ja nicht heute sein.«
»Und wenn Sie morgen verknackt werden?«
»Dann ist es auch noch so. Glauben Sie, die Bauern heben den Boykott auf, wenn wir ins Kittchen müssen?«
»Ich gebe auch zu bedenken«, äußert sich der Justizrat, »daß außer der eigentlichen Zahlung von zehntausend Mark, mit der die Prozeßkosten auch nicht annähernd abgegolten sind, eine ganze Anzahl verletzter Bauern entschädigt werden muß. Da ist Herr Henning, für sein Leben verkrüppelt, da sind Bauern, die Stockschläge erhielten, da ist Banz ...«
»Der hat ja einen Polizisten niedergeschlagen!«
»Und? War er nicht in Notwehr?«
»Also sagen Sie Ihr letztes Wort.«
»Fünfunddreißigtausend. Alles in allem.«
»Das ist ja Wahnsinn.«
Henning trinkt und erklärt: »Warten wir doch noch. Es muß ja nicht heute sein.«
»Meine Herren, nennen Sie mir irgendeine Zahl ...«
»Hundertdreiundzwanzigtausend«, schlägt Stuff vor.
»Aber wollen Sie denn gar nicht nachgeben?«
Mit der Zahl der geleerten Flaschen steigen die Aussichten auf Einigung. Gegen vier Uhr morgens wird auf einem Hotelbriefbogen ein vorläufiges Abkommen unterzeichnet:
Erstens: Ehrenvolle Rückgabe der Fahne durch einen prominenten Bürger der Stadt.
»Bist du nicht! Bist du nicht!« lallt hartnäckig Stuff zu Manzow.
Zweitens: Zahlung von fünfundzwanzigtausend Mark innerhalb zwei Wochen.
»Teuer seid ihr Brüder. Die reinen Räuber. Aber ich schmeiße die Sache schon.«