|
Ein liebes Buch hält meine Hand,
Darin ein herrlicher Poet,
Was er an seltnen Schätzen fand,
Aus reicher Fülle um sich sät.
In allen guten Tönen sang
Der gottbegabte Liedermund
Und führte mich im Eifergang
Gleich um ein ganzes Erdenrund.
Und führte mich durch tiefes Tal
Und über hohen Zackenschroff,
Durch manchen freudenhellen Saal
Und Gärten, wos von Düften troff.
Und meinem wackern Schweizersmann,
Den sie auf Gottfried einst getauft,
Hab ich ein feurig Ruhmgespann
In eitel Dankbarkeit gekauft.
Doch neben mir am Tischchen steht
Mit Stift und einem Briefpapier
Ein freilich kleinerer Poet,
Drei Käse hoch, vielleicht auch vier.
Der malt in Runen wundersam,
Was seine junge Seele träumt,
Und wenn die Schrift zu Rande kam,
Beschreibt den Tisch er ungesäumt.
Auf einmal zerrt er mich am Rock,
In Anstandsformen nicht genau,
Und reicht mir seinen Schreibestock:
Papa, ach bitte, ein Wauwau!
Und läßt nicht nach und quält und rührt,
Bis ich in ungeübtem Tun
Den Stift aufs weiße Blatt geführt,
Halb wards ein Hund und halb ein Huhn.
Papa, ein Pferd. Papa, ein Hahn.
Er will das ganze Tierreich sehn,
Und sieht in seinem schönen Wahn
Die Schöpfung neu durch mich entstehn.
Doch bald, so schwerer Kunst erlahmt,
Leg ich das Blatt in seine Hand,
Und selig hat er nachgeahmt,
Was dort an krausen Wundern stand.
Ich aber greif aufs neu zurück
Nach meines Zürchers Perlenschrein.
Hier Meisterstück, dort Kinderglück,
Poeten groß, Poeten klein. |