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Himmlische und irdische Liebe

Entschieden! Man hatte sich in manchem eine falsche Vorstellung von dem Kriege gemacht. Namentlich von der Berührung mit dem weiblichen Geschlecht im Feindesland hatte man ganz etwas anderes erwartet. Man trug sich mit Erinnerungen und Geschichten aus früheren Kriegen herum, die offenbar nur auf dem Papier und nie in Wirklichkeit vorgekommen waren. Scheuer unterwürfiger Empfang durch die Frauen des verjagten Feindes, tiefste sklavenhafte Demut vor dem kühnen Sieger, die sich nach und nach mit weiblicher Bewunderung für ihn vermischte, bis endlich diese Bewunderung in fessellose Liebe zu dem heldenhaften Eroberer ausschlägt und eine rasende, unwiderstehliche Genußgier das überwundene Weib unter herrlichem inneren Widerstreben in die Arme des siegreichen Kriegers treibt, der wie ein Satrap, ein Sultan die Huldigungen der feindlichen Weiberschar je nach Laune in Anspruch nimmt.

So ungefähr hatte es einem vorgeschwebt, umschimmert von dem lockenden vielfarbigen Glanz der abwechslungsreichsten Abenteuer.

In Wirklichkeit war es mit dieser erhofften romantischen Seite des Krieges höchst traurig bestellt. Wenigstens in den meisten Gegenden, welche von den deutschen Truppen besetzt gehalten wurden. Die Weiber, die man zu sehen bekam und die sich mit den Feinden einließen, waren meist so schauerlich, daß es einen durchaus nicht gelüstete, einen Angriff auf ihre ungeschützte Tugend zu eröffnen. Es waren käufliche Kreaturen, deren wohlfeile Reize viel zu gefährlich waren, um sich ihrer, wenn auch noch so vorübergehend, erfreuen zu mögen. Ja, es gab Leute, die sie deshalb geradezu als die fürchterlichste Waffe des Feindes bezeichneten. Die besseren Frauen, die überhaupt noch im Lande waren, gingen kaum aus ihren Häusern heraus, in denen sie unnahbar wie die Türkinnen im Serail lebten. Wenn sie einmal zum Vorschein kamen, so waren sie dicht schwarz verschleiert, daß man nicht wußte, ob sie achtzehn oder achtzig Jahre alt waren, und hatten eins oder mehrere Kinder bei sich, denen eingeschärft war, nicht die mindeste Notiz von den fremden Soldaten zu nehmen und an ihnen so gleichgültig vorüberzublicken, wie sie dies von ihren Müttern sahen.

»Eine blödsinnige Zucht, diese Weiber hier!« klagten die enttäuschten deutschen Leutnants oft einander ihr Leid. »Sie tun noch immer so, als ob wir die Geduldeten hierzulande wären.« Namentlich im Winter hatte man auf etwas Anschluß gehofft. An den frühen grauen Abenden, die der endlos langen Nacht voraufgingen. Wenn man dann durch die öden gleichmäßigen Straßen der französischen Provinzstädtchen bummelte, in denen man einquartiert war, dreizehn Stunden Finsternis von vier Uhr abends bis sieben Uhr morgens vor sich und als Hauptgenuß vor dem Schlafengehen eine Sauferei oder einen Skat in Aussicht, ach, da sehnte sich oft der schneidigste Eisenfresser nach einem Stündchen Unterhaltung mit irgendeinem weiblichen Wesen statt mit dem Regen, diesem langweiligsten aller Gesellschafter, der immer dasselbe trostlose Zeug einem um die Ohren klatschte. Und wenn man wirklich glücklich einmal ein Abenteuer mit einer Frau hatte, dann war es ein so merkwürdig trauriges, wie es einem Leutnant Panizza in Longwy passiert ist.

Er ging an einem solchen finstern Winterabend, an dem der Regen sich mürrisch mit einem weichen Schnee paarte, der in der Luft schon schlaff mit ihm zerschmolz, von seinem Dienst nach Hause. Da bog vor ihm aus der Nebenstraße, die vom Bahnhof führte, eine Frau auf seinen Weg. Eine große, schön gewachsene Dame, wie es schien. Sie ging unter einem Regenschirm, den sie zusammen mit einem kleinen Handkoffer in der Rechten hielt. Wie man an ihrem schwarzen Hut sah, an dem ein Halbschleier hing, war sie in Trauer. Freilich in einer etwas zusammengestückelten Trauertracht. Denn an dem grünen Gummimantel, den sie trug, deutete nur eine breite Krepparmbinde auf ihren Schmerz. Infolge des Schmutzes auf der Straße und dem Trottoir hob sie ihren Mantel ziemlich hoch, so daß man darunter ihre grauen Tuchstiefel bemerkte sowie darüber die allerdings vorzüglich zu ihnen gestimmten grauseidenen Strümpfe, die ein paar nicht eben dünne lange Beine umspannten. Sei es, daß der angenehme Anblick dieser Beine oder der glückliche Zusammenklang von Grau und Grau Leutnant Panizza wohlgefiel. Er entschloß sich jedenfalls, diesen beiden Füßchen, die wie ein paar Tauben vor ihm hertrippelten, eine Weile zu folgen. Es war schon ziemlich dunkel. Und man verlor die beiden Füße jedesmal aus den Augen, wenn sie aus dem Lichtkreis der Laternen gerieten, die gleichgültig wie Leute, die das Straßenbild schon ein paar Dutzend Jahre gesehen haben, auf das nasse Pflaster blinzelten.

Die Dame schien zu merken, daß ihr einer nachging. Denn sie beschleunigte ihre Schritte in auffälliger Weise. Auch drehte sie sich, als sie um eine Ecke bog, ein klein wenig um. Allerdings nicht mehr, wie es Frauen von ziemlich festen Grundsätzen geziemt. Gleich vor dem dritten Haus dieser Straße blieb sie stehen. Leutnant Panizza, der wohlbedachterweise auf der ihr gegenüber liegenden Seite ging, tat so, als ob er langsam weiter lustwandeln wollte, während er in Wahrheit sie und das Haus, zu dem sie gehörte, scharf beobachtete. Da wandte sich die Dame ausdrücklich nochmals nach ihm um und sah ihn mit einem kurzen, aber so herausfordernden Blick an, daß er ihr entweder folgen oder den spröden Ritter der tugendhaften Enthaltsamkeit spielen mußte. Er entschied sich für das erstere.

Die Tür stand noch offen. Er trat in das düstere kalte Haus, das ihn mit einem feuchten Hauch anwehte. Aber Leutnant Panizza hatte keine Furcht. Er war vor dem Krieg vier Jahre in Frankreich gewesen und fühlte sich ganz wie zu Hause dort. Indem er der Verführerin nachstieg, kam es ihm vor, als ob hinter der Glastüre, die zu der Wohnung im Erdgeschoß führte, eine Gestalt gestanden hätte. Doch achtete er nicht weiter darauf, da ihn die Verfolgung seiner Dame ganz in Anspruch nahm. Auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks holte er sie ein. »Warten Sie! Ich wohne auf dem zweiten«, flüsterte sie, indem sie den Kopf ein wenig zu ihm neigte, aber sogleich weiterstieg. Ihre hastige, ein wenig heiße Stimme verlockte ihn nur noch mehr zu diesem Abenteuer.

»Einen Augenblick!« sagte sie oben, indem sie ihn in ein mattbeleuchtetes Eßzimmer eintreten ließ, in welchem ihm nichts weiter auffiel, als daß man offenbar von einer Wand ein großes Bild heruntergenommen hatte, was man an dem dunklen Flecken an der Tapete wahrnahm. Sie selbst ging in die Stube nebenan, wo er sie mit ein Paar Kindern, offenbar den ihrigen, sprechen hörte, was ihn nicht sehr angenehm berührte. Nach kurzer Zeit kam sie zu ihm zurück. Sie hatte indessen ihren Hut und Mantel abgelegt und sich frisch gepudert und parfümiert. Aber nur ein klein wenig. Ein herber Farenduft wehte von ihr her. Es war in der Tat eine schöne Person, eine jener entzückenden hohen Blondinen, die in wenigen, aber vortrefflichen Exemplaren über Frankreich verstreut sind. In der linken Hand, an der sie einen Ehering trug, hielt sie ihr duftendes Spitzentüchlein, während sie mit ihrer Rechten ein paar trotzige blonde Locken leicht hinter ihre Schläfe zurückstrich. »Mein Herr Offizier!« begann sie in einem etwas gekünstelt freien Ton: »Würden Sie bereit sein, mir fünfzig Francs zu überlassen?«

»Aber gewiß, gnädige Frau!« sagte Leutnant Panizza kurz entschlossen, indem er noch einen Blick über ihre schlanke Gestalt warf und an ihre grauseidenen Strümpfe dachte.

»So haben Sie die Güte, das Geld dorthin zu legen! Auf jene grüne Malachitschale auf dem Buffet, wenn ich bitten darf!«

Leutnant Panizza tat nach ihren Worten, als hätte er einen dienstlichen Befehl auszuführen.

»So, mein Herr!« fuhr sie fort, und ihre Stimme bekam etwas stark Theatralisches, was Leutnant Panizza, der an Franzosen und Französinnen gewöhnt war, nicht unangenehm auffiel.

»Sie können jetzt über mich verfügen. Ich bin Ihr Eigentum. Sie haben mich gekauft. Aber ehe Sie mich, das heißt meinen Körper, hinnehmen, hören Sie meine Geschichte:

Ich bin die Witwe eines französischen Kapitäns. Mein Mann ist in den ersten Schlachten gefallen. Er hat mir zwei Kinder hinterlassen, ein Mädchen von zwölf Jahren und einen jüngeren Knaben. Sie wohnen hier bei mir. Wir sind völlig mittellos. Die Bank, auf der wir ein Guthaben hatten, ist zerstört. Meine Barschaften sind verzehrt. Von allen Verbindungen bin ich abgeschnitten. Nicht einmal Trauerkleider kann ich mir anschaffen, sondern muß herumlaufen wie eine Abenteurerin. Meine Verwandten, von denen ich soeben wieder angereist kam – sie wohnen hier in der Nähe –, haben mich weggejagt. Sie hätten selbst nichts zu beißen. Seit drei Tagen hungre ich buchstäblich mit meinen Kindern, die krank geworden sind vor Erschöpfung.

Ich will Ihnen zu Willen sein, mein Herr. Ich will es des Geldes wegen, das dort liegt. Ich will es für meine Kinder, für die Kinder meines Mannes, die ich über alles liebe. Aber, wenn Sie noch ein Herz haben, Herr Offizier, wenn Sie das Elend einer verlassenen Frau rühren kann, wenn Sie Mitgefühl empfinden für das Weib eines in Ehren Gefallenen, der einst den gleichen Rang hatte wie Sie, so verlangen Sie dieses Opfer nicht von mir. Ich bitte Sie inständigst bei dem teuren Andenken Ihrer Mutter, ja, bei der Erinnerung an Ihre eigene Fran – Sie haben eine, ich merk' es an Ihrem Schweigen! –, die in Ihrer Heimat vielleicht ein gleiches Schicksal wie mich hätte treffen können, wenn Gott mit unsern Truppen gewesen wäre, schonen Sie mich, schonen Sie meine Ehre!«

Es hätte nicht mehr dieses letzten Aufrufs, der ihm etwas peinlich war, bedurft, um Leutnant Panizzas Herz weich zu stimmen. Sie hatte das alles mit solch edlem Anstand und solch innerer Wahrhaftigkeit gesprochen, daß es ihm ganz unmöglich war, nicht auf der Höhe der Situation zu bleiben.

»Aber gewiß, gnädige Frau! Versteht sich ganz von selbst. Bin Kavalier«, stammelte er, noch etwas überrascht über den unvorhergesehenen Ausgang dieser Liebessache.

»Haben Sie Dank, tausend Dank! Sie sind ein Ehrenmann vom Fuß bis zum Scheitel. Ich werde Sie nie vergessen, niemals, ich schwöre es Ihnen!« Sie reichte ihm ihre duftige Hand mit dem Ehering zum Kuß und deutete durch ein heftiges Zittern ihres ganzen Körpers an, daß er sie nach diesem Kuß, dieser letzten, äußersten, großartigen Huldigung verlassen möge. Und ehe er noch tiefer über das ganze Begebnis nachdenken konnte, war Leutnant Panizza schon wieder vor der Türe. Nicht einmal mehr gesprochen hatte man miteinander von dem Geld, das in der Schale liegen geblieben war. Es wäre doch höchst unfein und unehrenmännlich von ihm gewesen, dessen überhaupt noch mit einer Silbe Erwähnung zu tun.

Leutnant Panizza kam sich verdammt nobel vor, als er säbelrasselnd jetzt die Treppen herunterstieg. Aber auch ein wenig enttäuscht und verdrossen über dies kostspielige Abenteuer, das höchstens seinen Stolz und seine Tugend befriedigt hatte. Worum es ihm eigentlich gar nicht zu tun gewesen war. Um etwas Greifbareres, Festeres zu genießen, zündete er sich unter allerlei Gedanken darüber, ob er der hereingelegte Gemütsmensch oder der vornehme Edelmann und Beschützer der Frauenehre gewesen wäre, eine Zigarre an. Unten, als er gerade im Begriffe war, mit einer Verstimmung, die sich immer noch steigerte, das Haus zu verlassen, stieß er auf dem Flur zu seinem Erstaunen auf ein anderes Frauenzimmer. Ein kleines dickes Tierchen, das stark nach Ambra roch, und an dem er auch ohnedies unschwer die gewerbsmäßige Dirne erkannte. Sie redete ihm mit den zärtlichsten Worten zu, mit ihr zu kommen. Sie wohne gleich hier unten. Dabei wies sie auf die offene Tür im Erdgeschoß, hinter der ein rötlicher Lampenschimmer, die gewöhnliche Lockfarbe dieser Sirenen, ihm verführerisch entgegenschimmerte.

»Ach was!« sagte er ärgerlich, nicht geneigt, noch ein zweites Abenteuer an dies erste zu knüpfen, was ihm teuer genug zu stehen gekommen war.

»Nur zehn Francs, mein Herr, nicht mehr!« schmeichelte das Frauenzimmer, als ob es seine Gedanken erraten hätte. Die grauseidenen Strümpfe und der Farenduft der blonden Frau dort oben hingen ihm noch im Kopf. »Kommen Sie, schöner Offizier! Kommen Sie!« flötete die Kleine und zog ihn triumphierend mit sich in ihr überheiztes Zimmer, aus dem ein Kater aufsprang, als er die beiden eintreten sah.

Erst war der Leutnant so mißgelaunt wie nur möglich zu dieser alltäglichen platten Begebenheit, zu der sein seltenes hohes Liebesabenteuer von droben werden sollte. Aber nach und nach wurde er geneigter und interessierter für die Sache.

»Hol's der Teufel! Die Bestie verlangt auch ihr Recht, wie unser Oberst sagt!« dachte Panizza, als er sich mit der Dirne auf das breite Bett niederließ, das als Hauptmöbel die Stube in ihrer ganzen Länge ausfüllte. Er warf das Geld, das letzte, das er noch bei sich hatte, auf den Waschtisch.

Das Frauenzimmer war übrigens so liebenswürdig und reizvoll, wie man es für einen solchen Preis kaum hätte verlangen können, so daß ihn dieses zweite Abenteuer völlig für dasjenige entschädigte, was ihn das erste vermissen ließ. Er unterhielt sich infolgedessen nachher ganz zufriedengestellt mit ihr und vergaß seine Enttäuschung von vorhin, als er voll Wut und Zweifel über die Frau dort oben das Haus hatte verlassen wollen. Das Frauenzimmer reichte ihm Feuer, damit er seine indes erloschene Zigarre wieder anzündete. Plötzlich fragte sie ganz ruhig: »Du hast ihr fünfzig Francs gegeben, nicht wahr? Ich muß das wissen. Wegen der Abrechnung, verstehst du?«

Leutnant Panizza machte das verdutzteste Gesicht, das ihm zu Gebote stand.

»Ich sehe! Es stimmt schon«, fuhr das Frauenzimmer im gleichen Tone fort. »Ihr seid ganz anständige Kerle, ihr Deutschen. Und sie macht ihre Sache jetzt recht gut, das muß man ihr lassen. Wir haben euch bald alle durch, euch Offiziere. Vom Obersten an. Es fehlen nur noch ganz wenige.«

»Ja. Aber – das ist denn doch – – die Höhe!« wollte Leutnant Panizza sagen. Aber die kleine Dicke unterbrach ihn. Sie hatte ein unheimliches Maulwerk, wie sich jetzt hintendrein herausstellte: »Reg' dich doch nicht auf! Du wirst doch keinen Krach aufschlagen. Mit dir kann man doch vernünftig reden. Sie hat dir die reine wahrhaftige Wahrheit gesagt, die da oben. Kein Wort ist gelogen. Du kannst dich auf der Mairie danach erkundigen, wenn du willst. Aber ich sage dir im voraus, man wird dir alles dort bestätigen, was sie dir erzählt hat: das mit ihrem gefallenen Mann ebenso wie das mit ihren Kindern und der Bank und ihren Verwandten.

Sie kam geradeaus dem Luxemburgischen, wo sie etwas für uns zu essen eingekauft hat. Wir sind seit vier Wochen zusammen. Wenn sie auch jetzt nicht mehr hungern muß dank meiner Idee, sie hat es gründlich getan, darauf kannst du Gift nehmen.

Sie hat mir so leid getan mit ihren beiden Kindern, die immer dünner wurden. Wie die Streichhölzchen sahen sie schon aus. Man konnte sie auf der Papierwage abwiegen, alle beide. Die Frau hat sich gar nicht zu helfen gewußt. Da bin ich zu ihr gegangen und hab' ihr diesen Tip gegeben. Seitdem arbeiten wir zusammen. Sie sorgt dort oben für das Höhere, für die Seele und die Gefühlsgymnastik. Und ich fange die Leute hier unten ab, damit sie nicht etwa noch nachträglich Sperenzchen machen wie du und sich beklagen, wenn sie ernüchtert werden.

Sieh, Schatz! Man muß zusammenhalten in der Not. Der Krieg ist ein Unglück für uns, für euch und für die ganze Welt. Du wirst uns beide doch nicht noch tiefer ins Elend stürzen. Ein Kavalier wie du. Das tust du nicht. Nicht wahr? Das versprichst du deinem kleinen süßen Mäuschen!«

Leutnant Panizza machte seine letzten Knöpfe zu und wußte nicht, ob er ein entrüstetes oder belustigtes Gesicht zu dieser ganzen Geschichte aufziehen sollte. Seine Augen blieben unschlüssig an dem großen Bild von Tizian haften, das an der Wand über dem Bett hing, indes er sich ganz in seinen Gedanken versunken für die Straße fertigmachte. Die Dirne, die ihn ängstlich über sein Schweigen mit ihren Blicken wie ein Spatz verfolgte, suchte sich weiter bei ihm lieb Kind zu machen. »Eine verrückte Nudel, die Frau Eugénie, die von oben, verstehst du!« plapperte sie weiter. »Sie kann sich nicht lassen vor Dankbarkeit, daß ich sie auf diese gute Idee gebracht habe. Sie hat mir das Bild dort heruntergebracht und aufgezwungen. ›Himmlische und irdische Liebe‹ soll es heißen, sagt sie. Eine überspannte Person ist das. Ich nenne es: Eugénie und Compagnie. Was meinst du dazu? Nu sag' doch ein Wort, Dicker!«

»Du hast recht«, platzte Leutnant Panizza heraus und verabschiedete sich mit einem versöhnten Händedruck von ihr: »Dein Titel ist kräftiger, aber passender für euch beide! Ihr könnt dabei bleiben.«


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