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Ein Mäusepaar sah einem freudigen Ereignis entgegen.
»Geh hin,« sprach die Mäusin zum Mäuserich, »und kundschafte, ob du irgendwo einen fetten Ort findest, der mich mit meinen kleinen Mäuslein lange gut ernähren wird.«
Der Mäuserich drückte ihr einen Kuß auf die Schnauze und begab sich auf die Reise. »Daß du nicht zu lange ausbleibst,« sagte sie noch, »und gehe ja nicht in die Falle.« »Nein, nein, ich komme gleich wieder,« sprach er.
Er kletterte und rutschte durch alle Engpässe und Fluren des Hauses Nr. 96 empor, schließlich roch und duftete es in der dritten Etage bei Stanges nach einer Unmenge schöner Blumen, dem reichen Abfall von Küche und Tisch, der überall zerstreut lag. Freudig erglänzten Mäuserichs Augen, hier wollte er seine Traute herbringen, damit sie die Kleinen zur Welt brächte.
Schleunigst wollte er umkehren und seiner Frau von dem Lande künden, damit sie mit ihm herzöge. Wie's aber so geht, an einem Punkte dieser Landschaft blieb er stehen, um sich noch einmal umzuschauen. Da floß ein rauschendes Wasser, das gurgelnd in die Untiefe kollerte. Auch fiel ein helles Licht neben ihn. Er verkroch sich in den Schatten, da sah er eine Riesengestalt vor sich, die schnell wieder verschwand.
Er zitterte über diese Erscheinung und blieb in stillem Bangen sitzen, ob hier wirklich so gute Stätte sein würde. Während ihm alles übrige recht wohl gefallen hätte, hier war es wild romantisch; das grelle Licht und die tosenden Wasser. Endlich wollte er wieder fürbaß gehen und seiner Frau Meinung darüber hören, aber da erschien wieder die Riesengestalt, und es hielt ihn fest in Angst und Bangen.
Nun zog aber, wie von Zephyrdüften gefächelt, plötzlich ein süßer Duft um seine Nase. Bald stellte er fest, daß hier in der Nähe das ihm bis jetzt verborgen gebliebene Eden liegen mußte. Als die Riesengestalt auch diesmal glücklich wieder verschwand, wurde er beherzt und neugierig, dem Ursprung des Duftes nachzuziehen.
Wohl überkam ihn ein Gefühl, als hörte er die Worte, die seine Traute beim Abschied zu ihm gesprochen hatte, »Artur, gehe mir ja nicht in die Falle, gelt, geh mir nicht in die Falle, passe gut auf.« »Nein, nein, was denkst du, ich gehe doch nicht in die Falle,« hatte er dann gesagt. Komisch, daß er's jetzt im schönsten Augenblick so sehr lebhaft dachte. Er machte eine die jetzige Wirklichkeit klarstellende Bewegung, indem er den Kopf durch die beiden Vorderfüße strich. Und da stieß er auch schon an etwas, ganz leis, das ein großer Speck war, das war es, ja, der Speck hypnotisierte ihn, es schauerte ihn, es knickte und klatschte, er wollte den Schwanz einziehen. Das ging nicht, er stürzte zu Boden und hörte das tosende Wasser. So lag er eine Weile gerade ausgestreckt mit eingeklemmtem Schwanz, ganz unbewußt. – – –
Da erschien wieder die Riesengestalt, er wendete nicht den Kopf nach ihr, denn jetzt erkannte er sie, sie hatte ihm das Unglück gebracht. Es war Frau Stange, die gerade ins Bad steigen wollte.
Frau Stange drehte den Wasserhahn ab, das Tosen verstummte.
Der Mäuserich fühlte sich angehoben wie auf schwankendem Aeroplan. Frau Stanges Stimme gellte schrill: »Die Maus, die Maus, ich hab sie, ich hatte mich doch nicht getäuscht, es war eine Maus.«
Und ein Haufen kleinerer und größerer Riesengestalten kam. Frau Stange warf ein Badetuch um sich. Ein Geschrei und Lärmen wurde, es ging in die Lüfte gehoben durch Räume und Hände, Augen, Brillen, bis wieder ein Stillstand kam. Da sah sich der Mäuserich umgeben von Tellern und Tassen, in seiner Nähe sah er eine blaue Flamme, worauf ein Kessel mit Wasser kochte.
Ob dies ihn betraf –?
Es überkam ihn ein Zustand von Wursthaftigkeit, er begann sich seine Lage anzusehen. Allerdings, er war in die Falle gegangen. Da heraus kommen! Er biß um sich, das war harter Draht, so ging's nicht. Sein Schwanz war freigemacht, offenbar von Frau Stange selber. Vielleicht konnte er auch hoffen –! Er setzte sich recht timid hin und wartete, er gab sich als einen, der nicht auf drei zählen kann, dem man ruhig die Zellentür öffnen könnte, der selbst dann nicht entflöhe aus der süßen – verwünschten – Nähe des Speckes jener dummen Sau.
Frau Stange kam von neuem auf ihn zu, er sah sie recht treuherzig an und putzte sich sogar. Frau Stange lächelte ihm zu. Oh, wie er jetzt hoffte und an seine Traute, an dieses Wiedersehen dachte!
Aber bald verlor er wieder die Hoffnung, Frau Stange löschte die Flamme aus, hob den Kessel vom Herd und schrie laut: »Wer will noch einmal die Maus sehen!« Es lärmte und gröhlte ein Haufen daher, ein Eimer wurde auf den Boden gesetzt, der Kessel wurde hineingeschüttet, es qualmte und dampfte. Die Stimme: »Tötet das süße Mäuslein nicht!« wurde überhört. Dem Mäuserich krampfte es das Herz; »wenn das ihn betraf – o Traute!«, währenddem ihm viele vergnügte Gesichter Liebesworte zuflüsterten: »du süßes Mäuschen.« Ach, beim Blick in den Dampf des Eimers auf dem Boden mißtraute er dieser Liebkosung der Riesen.
Wahrhaftig, es galt ihm, es ging in den Abgrund, er fühlte die Nähe des heißen Pfuhls, kletterte verzweifelt in die oberste Ecke der Falle, ein Pfiff entrang sich ihm »Traute süße«, ein kalter Ruck, und ein glatter Leichnam wurde aus dem heißen Sud gezogen.
Wie abscheulich! alles schüttelte sich in Grausen vor dem, welchen man soeben noch süßes Mäuschen genannt hatte.
Die Klappe der Falle wurde geöffnet und Arturs Kadaver aus der dritten Etage in den Hof geschleudert, nächsten Morgen beim Kehren vom Portier – mit einem Fluch gegen oben – gefunden, mit einer Zange in den Müllkasten getragen, wo er sein Grab fand.
Frau Stange badete selbige Nacht ihren Lebensnam, schneeweiß, gedachte beim Erinnern an die Maus nur der einzigen Interessantheit, daß am Leichnam die Maus deutlich als Mann zu erkennen war, um den es immerhin schade war.
* *
*
Die Mäusin grämte sich, warum Artur nicht zurückkam. Spätestens um zehn sollte er wieder da sein, weil man das Haus schloß.
Sie fühlte schon die zwanzigbeinigen Stöße der Kleinen in ihrem Bauch, und es hatte not, bald das Nest zu finden. Trübselig hing sie den Kopf. Die letzten Straßenbahnen rollten schon vorüber, er kam nicht.
Sie konnte ja nicht ahnen, daß ihr schöner Mann nicht allzu weit von ihr in so schaudervollem Ansehen auf dem Hofpflaster lag. Aber da ihm doch irgend etwas zugestoßen sein mußte, machte sie sich schließlich auf, ihn zu suchen.
Leicht fand sie den Weg, den er hingegangen war, an vielen Orten hatte er ein Exkrement als Wegzeichen und Andenken hingesetzt. Mit Freuden passierte sie immer wieder so eine Stelle, wo etwas von ihm lag. So war er also doch so weit gekommen! Da fand sie ihn vielleicht noch, am Ende hatte er sie bloß geschwind aus Freßsucht, die sie an ihm kannte, vergessen. Irgendwo hockte er und schlemmte! Immer mehr vermutete sie dies, und ihre Sorge, er könnte in die Falle gegangen sein, schwand.
Wie sie hoch oben bis zur dritten Etage gewandert war, verloren sich des Liebsten Spuren in der Ebene. Mit einer gewissen ehrfürchtigen Scheu trat sie in das Land ein, wo sie ihn bei leckerem Mahle zu finden ganz bestimmt hoffte.
Sie fand bald viele Plätze, wo er gewesen war. Aber ihn selbst fand sie nirgends. Sie pfiff ihm in dünnem, nur seinem Ohr vernehmlichem Ton. Da wuchs ihre Sorge wieder, da gar nie eine Antwort erfolgte.
Besonders an einer Stelle, wo sie jetzt ankam, befiel sie tiefe Angst. Da bog ein Wasserrohr ab in die Wand, da lagen Haare, wie er sie hatte. Eine getrocknete winzige Pfütze, als wenn er hier nach ihr geweint haben müßte.
Sie wimmerte, daß ihre zappelnde Brut in ihr bebte, hastete unruhig herum, ging gedankenlos an allen Schönheiten und Verlockungen vorbei, trübe den Kopf hinabhängend.
Schließlich gab sie's auf, ihn zu suchen. Sie mußte sich ein Nest zurichten an einem Ort, wo sie niemand vermuten und stören konnte. Dazu erwählte sie sich einen großen Schrank. Mit fieberhaftem Eifer begann sie ein Loch in den Schrank zu nagen, dann wollte sie innen irgendeine Rocktasche benutzen, um in ihr das Wochenbett durchzumachen.
Das Loch gedieh erfreulich rasch, und sie konnte hoffen, in zwei Nächten freien Eingang zu haben.
Plötzlich fiel ein Lichtschein an ihr vorüber, und sie wurde ganz still. Es liefen schwere Tritte wie von Riesen, dann wurde die Schranktür laut knarrend geöffnet. Das Licht erlosch wieder, und sie wollte gerade das Nagewerk fortsetzen, als eine süße Speckluft sich um sie legte und sie umkreiste.
Da war eine Falle hingestellt worden!
Woher sonst sollte auf einmal der Speck kommen?!
Sie horchte gespannt und hörte nun flüstern.
Herr Stange sagte zu Frau Stange: »Ich glaube, daß sie so nicht in die Falle geht, das merkt sie. Es war für die Katze, extra in die Küche zu gehen, den Speck anzubrotscheln, die Falle zu stellen, nur um sich kalte Füße zu holen.«
Aber obgleich Traute auf der Hut war, so bangte sie doch vor der Gefahr, denn ob sie vom Geruch weglief oder ihm entgegen, vermochte sie nicht zu unterscheiden. Eines wußte sie jetzt, dieser Duft war ihres armen Mannes Verhängnis geworden.
Mit Enttäuschung sah die gespannte Mausefalle unter Frau Stanges Schrank hinab, als sagte sie: »Gott, kommst du nicht endlich.« Die Falle stand offenbar hier nicht richtig, sie blieb leer.
Im Stangeschen Haushalt irrte nun Traute, wohl reichlich Nahrung, aber schlechten Unterschlupf findend, umher. Kein Mensch bemerkte unter Tags ihre schwangere Anwesenheit, die sonst im Leben mit so viel Anstoßen und Naserümpfen schleunigst an holden Repräsentantinnen bemäkelt wird. Trotz dieser Ungestörtheit wurde es der irrenden Traute immer verzweifelter zu Mut. Die Kleinen in ihr wollten gar nimmer Ruhe geben, oft fiel sie geschwinde hin. Es wurde Zeit zum Neste.
Herr Stange setzte sich der Küche gegenüber gerade an den Tisch und feierte Halbmond, indem er in der dunklen Seite saß und die Küche erleuchtet war. Er dachte so gut wie nichts, sah vielmehr ins Helle. Seine Frau näherte sich ihm tastbar, es wäre vielleicht zum Kusse gekommen.
Aber Herr Stange stand auf mit Empörung: »Soeben lief in aller gemütlichen Frechheit langsam eine riesengroße Maus von der Eimerbank zum Abwaschschrank, es ist doch unerhört! Wir haben jetzt also richtig Mäuse. Nicht mehr ausnahmsweise eine Maus, nein, ›Mäuse‹ haben wir!« Frau Stange schlug entsetzt an ihre Brust.
Man lief zur Falle und präparierte den Speck. Mit Jägergenie stellte Herr Stange die Falle auf »den Wechsel« der Maus. Da mußte sie in Sekunden gefangen sein!
In der Küche roch es zufällig sehr stark nach verbranntem Pflaumenkuchen, daß jeder andere Geruch darin ersticken mußte.
Frau Stange bezweifelte darum die Wirkung des Specks, aber Herr Stange hielt daran fest: »Mit Speck fängt man Mäuse.«
Die Falle stand.
Die Rettung des verbrannten Pflaumenkuchens nahm alle Hände sodann in Anspruch.
Es mußte verhext sein, es schnappte und klappte, es schien kein Augenblick. Die Maus mußte direkt auf den Speck gewartet haben.
Herr Stange frohlockte mit hocherhobener Jagdtrophäe, die zur schweren Hälfte aus der Falle heraushing.
Die Gefangene ächzte: »Verfluchter Pflaumenkuchen, der mir die Witterung genommen hat!« Aber mit Speck fängt man Mäuse, frohlockte der Jäger, hab ich's nicht gesagt?!
Im Glücke seiner Einfalt befreite er durch leises Anheben der Klappe die Maus – die eine Kapitalmaus war – aus ihrer Schmerzenslage und Traute huschte vollends in den Käfig hinein.
Frau Stange, welche durch ihre Kunst im Pflaumenkuchenbacken eigentlich die Schuldige an der Maus Schicksal geworden war, hatte den Pflaumenkuchen vom Blech gelöst und eilte nun herbei.
Traute und Frau Stange sahen sich an. Mit einem Blick – –!
Er hieß: »Wir sind schwanger.«
Eine Maus, die Junge kriegt, ist es, erhob sich ein Jubel. Die sperrt man diesmal ein! Die Kinder freuten sich schon der jungen Mäuslein. Und man wünschte nur den getöteten Mäuserich wieder zurück! Hätte man ihn nicht getötet, jetzt hätte man die schönste Familie Maus beieinander.
Traute schien zu verstehen und hockte mit ihrem dicken Leib in der Falle.
Es war am dritten Tage, nachdem sie ihren Mann verloren hatte.
Frau Stange sah recht oft und innig zu ihr in die Falle: »Dein armes Männel erlebt deine Freude an deinen Kinderchen nicht mehr.« Es wurde den beiden Frauen recht weh ums Herz und sie schlossen schnell Freundschaft.
Traute ließ die Zuckungen ihres Leibes beobachten und ließ ausrechnen, wie lange es ungefähr noch dauern werde.
In einem alten Einmachglas, das mit einem durchlochten Bohnerwachsdeckel zugedeckt war, stand sie schließlich mitten auf dem Tisch beim Abendbrot, Frühstück, Mittagessen.
Zum Schein freute man und ergötzte sich an ihren reizenden Bewegungen, in Wahrheit warf man gierige Blicke auf den Bauch der Gefangenen, ob's bald losginge.
Traute bekam die besten Sachen kredenzt, aber sie nahm außer einem kleinen Bröckelchen mit Milch keine Nahrung zu sich. Ein Extra-Aufzug für Milch, der ins Glas gearbeitet wurde, machte nicht einmal Eindruck auf sie. Dann drückte sie oft so eigentümlich, als müßte sie husten, saß immer trübseliger und zwinkerte mit den Augen.
Frau Stange ließ kein Auge mehr von ihrer Gefangenen, sie zweifelte nicht, daß die Maus in Wehen lag.
Und es fügte sich, daß man zu Tische saß und die Tischgenossin im Glas das erste Junge zutage förderte. – Gerade, wie wenn eine Katze auf einem Sandhaufen sitzt und – – –! war der Anblick. »Das geht aber einfach,« rief Frau Stange.
Die Maus fraß nur nach dem Ereignis die Blutteile vom Jungen ab und beleckte es. So ging es fünfmal. Es war das ›appetitlichste‹ Spektakulum im Stangeschen [Haushalt]. Den Kindern war das Ereignis durchaus so am verständlichsten, um so mehr, als die Andeutungen, daß es beim Menschen gerade so gehe, nicht fehlten.
Mit der Zeit fiel es jedoch auf, daß die Jungen sich gar nicht rührten. Man schritt zu ihrer näheren Untersuchung. Da ergab sich, daß Trautes Kleinen alle erst halb entwickelt und sie sämtlich Fehlgeburten waren.
Da schmeckte das Essen denn doch nicht mehr recht in der Nähe dieser Kindsleichen. Jedoch hielt Herr Stange es für ganz falsch, sich den Appetit verderben zu lassen, sondern erklärte vielmehr, daß dies ganz einfach »eine Frühgeburt sei, welche Erscheinung auf die Quetschung der Maus durch den Deckel der Falle zurückzuführen sei – wie bekanntlich auch beim Menschen, wenn Unglücksfälle usw. . .«
Es schmeckte nach solcher Offenbarung zwar nicht besser, immerhin konnte man wenigstens die Maus abtragen, denn die medizinische Wißbegier war vollauf befriedigt. Das Theater war für diesen Abend gänzlich überflüssig geworden.
Traute beschäftigte sich mit Aufräumungsarbeiten, die Jungen stopfte sie unter die Holzspäne, welche man ihr ins Glas gegeben hatte. Nur das Erbärmlichste von ihnen ließ sie in seinem embryonalen Aussehen an dem Rand des Glases kleben, wahrscheinlich zum Hohn der Beschauer.
Mühselig und geschwächt kletterte sie herum, so daß sie Erbarmen genug für sich erweckte, sie, die arme Mutter, nicht den Tod durch Ersäufen sterben zu lassen wie den Herrn Gemahl. Dieser Maus, die man leiden gesehen hatte, mußte die Freiheit geschenkt werden. Für sie war die Freiheit ein Recht geworden, lautete der Beschluß der menschlichen Gesellschaft.
Also gut. Fräulein Stange wurde beauftragt, den Inhalt des Einmacheglases auf die neue Rasenpflanzung der Parkstraße auszuschütten. Dreiviertel neun Uhr, es war schon Nacht geworden, stieg sie mit Wonnegefühl hinab, Jemanden, wenn's auch bloß eine Maus war, die Freiheit schenken zu dürfen.
Vom hohen Balkon schauten die andern hinab.
Jetzt schüttelte sie! Sofort rannte die Maus davon, weg von ihren Frühgeburten.
Aber was war's! – – – Eine Katze!
Niemals war sonst hier eine Katze zu sehen. Jetzt war sie da, aus dem Bauzaun herausgekommen wie von der Vorsehung hierhergesetzt, die Maus, für die voll Großmut die Freiheit präludiert war, zu haschen.
Die Katze trug die Entbundene im Maul in den Neubau hinein, ihr dort den Garaus zu machen, und so die erste Leiche dort niederzulegen.
Nur noch mit schwachen Zuckungen seufzte Traute das letzte Gedenken an die schöne Flitterzeit einst mit Artur samt den dabei gehegten Hoffnungen.
Es war vorbei.
Am nächsten Morgen zogen die Besenweiber auf, den Rasen zu kehren. Eine von ihnen klaubte das Holz, worauf die Maus geboren hatte, in ihre Schürze. Vielleicht wurde auf dieses Holz später noch ein Zuckerhase geklebt, da das Brettchen schon einmal rot war. Dann kehrte das Weib den Rasen, und die Mäusebrut spritzte vom Besen in den Rinnstein der Straße.
Herr Stange philosophierte darüber, ob es Zufall war, daß hier die Katze dem Menschenwillen in die Quere kam, oder ob die allgemeine Weltweisheit hier gescheiter gewesen sei als der Mensch. Wenn die Herzen dieser Mauseleben auch wirklich für einander schlugen, so war dieser Ausgang diesmal das Beste.