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Ba Ronga

Motikatika

Da Motikatika noch im Mutterleib lag, hörte seine Mutter auf, irgendwelche Nahrung zu nehmen. Sie aß nicht mehr, sie trank nicht mehr, sie kleidete sich nicht mehr.

Ihr Gatte frug sie: »Meine Gattin, was hörtest du auf, zu essen?« Sie antwortete: »Weil mein Herz wilden Honig begehrt.« »Wo werde ich ihn finden«, sagte der Mann.

Also ging er zu suchen und brachte ihn. Sie verweigerte, ihn zu nehmen und sprach: »Der Honig, den du fandest, es sind Bienen in seinen Waben. Ich begehre ganz reinen Honig.« Er kehrte zurück zur Suche nach anderem Honig und bot ihn ihr. Seine Gattin sagte ihm: »Diesmal ist, was du fandest, ganz voller Ameisen, ich will es nicht.« Er ging von neuem aus und fand in der Erde ein Wespennest, das er seinem Weibe brachte. Das wollte sie noch weniger. »Es ist Erde darinnen«, sagte sie. Endlich konnte er den Honig, den sie begehrte, finden; da waren nicht Bienen, nicht Ameisen, nicht Erde darin, ihn zu verderben. Wirklich kam er zu einem See, der enthielt gezuckertes Wasser; er schöpfte daraus, kam zurück und gab ihr davon. Sie nahm es, freute sich und aß; dann kleidete sie sich und trank vom Wasser.

Ihr Gatte sprach zu ihr. »Da du mich also plagtest, will auch ich nichts mehr essen und kein Wasser mehr trinken.« Das Weib sprach ihm: »Was klagst du?« Erwiderte er: »Ich möchte Wasser.« Sie nahm ihren Krug und ging schöpfen. Ihr Mann verweigerte es und sagte: »Ich will nicht, du schöpftest aus einem See, worin Schilf und Kröten sind.« Sie ging ein zweites Mal und schöpfte in einem anderen See. Der Gatte sprach: »Ich will nichts davon, das Wasser schmeckt nach Binsen.« Sie ging von neuem, schöpfte anderswo und brachte es. Er sprach: »Ich will nichts davon. Es schmeckt nach haarigem Schilf. Ich will Wasser, das nach nichts schmeckt, das nicht schmeckt, nicht nach Schilf, nicht nach haarigem Schilf, noch nach Binsen, noch nach Kröten; reines Wasser, ganz reines.«

Sie nahm ihre Kanne und ging wieder. Sie umschritt alle Seen, woraus sie geschöpft, und fand einen, worin nichts wuchs. Sie kam, tauchte ihren Krug in den See und füllte ihn; da sie ihn aufhob, schmeckte sie das Wasser. Aber das war nicht Wasser, das war Honig. Sie spürte den Geschmack im Munde und dann in ihrem Magen; dann trank sie den ganzen See. Alles Wasser verschwand. Da sprach der Herr des Wassers, Chituluklumukumba, der Oger, der auf dem Grund wohnt: »Siehe, da fühle ich die Strahlen der Sonne, die mir meine Schultern durchbohren.« Er schaute und erblickte die Frau, die ohnmächtig zu sein schien, da ihr ganzer Körper von Wasser überschüttet war; er sprach zu ihr:

»Ah, Stück von einem Weib, ich muß dich töten, damit all mein Wasser, das du genommen, mir wieder herauskomme. Wer sagte dir, du solltest mein Wasser trinken?« Sie antwortete:

»Mein Gatte hat mich geschickt.«

»Dein Gatte hat dir nicht befohlen, all mein Wasser zu trinken.«

»Mein Vater«, sprach das Weib, »schau mich. Töte mich nicht, und ich will dir das Kind geben, das in mir ist.«

»Wann wirst du es gebären?«

»Komme übermorgen zu mir, da werde ich es gebären. Du wirst es erkennen, denn ich will ihm die Haare scheren, an beiden Schläfen. An seinen Hals will ich weiße Perlen hängen. Sein Name wird sein: Motikatika. Es wird sprechen, das bin ich, und du wirst es fressen.«

Das Kind in seinem Schlupfwinkel platzte vor Lachen und sagte: »Diese Frau hat eine Dummheit gesagt. Warum sollte man mich essen? Ich bin es doch nicht, der sie zum Wasser geschickt hat.« Der Oger sagte der Frau: »Es ist gut, kehre nach Hause zurück.« Die Frau gab das ganze Wasser zurück, das machte von neuem einen See. Sie schöpfte daraus in ihren Krug und gab es ihrem Mann. Der sprach: »Gut so, wirklich, das ist Wasser, wie ich es begehrte.«

Die Nacht verging. Am Morgen sprach die Frau von alldem nichts. Den anderen Tag brachte sie das Kind zur Welt. Sie schor ihm den Kopf, hing ihm die Perlen um und sagte: »Ich gehe aufs Feld, bleibe hier mein Sohn, bleibe im Haus.« Sie hatte ihm nicht die Brust gereicht. Das Kind antwortete: »Es ist gut so.«

Doch das Kind war zur Welt gekommen mit Wahrsageknöchelchen, ohne daß die Mutter es wußte. Er warf, das Los zu befragen, betrachtete sie und sprach: »Dies Knöchelchen hier ist mein Vater, dieses meine Mutter, das dritte ist der Oger, der mich fressen will. Dies, das bin ich ...«

Die Knochen rieten ihm, alle kleinen Kinder des Dorfes zusammenzurufen. Er schor sie alle, wie er geschoren war, und hing ihnen Perlenschnüre um. Der Oger kam und rief mit lauter Stimme: Motikatika.

Alle Kindlein antworteten im Chor: »Ich, ich.«

Er sagte: »Aber ich rufe: Motikatika.«

»Wir alle sind Motikatika.«

Der Oger setzte sich; denn er fürchtete, die Kinder anderer Leute zu essen. Die Mutter des Kindes kam vom Feld zurück. Er sagte ihr: »Ich habe Motikatika nicht gesehen.«

Erwiderte sie: »Riet ich dir nicht, bei deinem Kommen den Namen zu rufen?«

»Ich rief ihn«, sagte der Oger, »doch viele antworteten: ich, ich.«

Die Frau bereitete Mais und wollte ihm davon geben.

»Nein«, sagte er, »ich will das Kind essen und dann heimkehren.«

»Ach, mein Vater«, sprach sie, »gedulde dich. So ich dir Mais koche, will ich ihn rufen, und du sollst ihn hier in der Hütte fressen.«

Sie rief ihn ins Haus hinein. Der Mais kochte; bevor sie ihn umrührte, nahm sie eine Handvoll und trug sie ins Haus. Dann rief sie »Motikatika.«

Der antwortete: »So ist's, man kommt.« Er ging hinter das Haus und warf seine Knöchelchen. »Hier mein Vater, das meine Mutter, und hier noch der Oger, der mich fressen will«, kurz die Knöchelchen sagten ihm, sich in eine Maus zu verwandeln. Also tat er, und der Oger konnte ihn nicht fressen.

Das Weib sagte ihm: »Morgen werde ich ihn auf das Feld schicken, mir Bohnen zu pflücken. Dort wirst du ihn finden und fressen.« In der Tat ging er mit einem Korb, die Bohnen darein zu legen; doch auf dem Weg warf er seine Knöchelchen, die sagten ihm, verwandle dich in einen Brummer und sammle das Gemüse. Der Oger wollte den Brummer jagen, doch wußte er nicht, daß dies Motikatika war.

Er beklagte sich bei der Mutter, sie habe ihn getäuscht.

Die sagte ihm: »Gut, komme den Abend wieder, in der Nacht. Du wirst ihn hier unter dieser weißen Decke finden. Du wirst ihn forttragen und verschlingen.«

Den Abend befrug das Kind das Los, das sagte ihm:

»Nimm die Decke deines Vaters und bedecke ihn mit der deinen, die weiß ist.« Er gehorchte. Der Oger kam an, griff den Vater Motikatikas, nahm ihn mit sich und aß ihn. Da weinte die Frau sehr um den Gatten. Aber Motikatika sagte: »Das war nur recht, daß es so geschah und dein Mann gegessen war; denn nicht ich habe dich zum Wasser geschickt, sondern er, der Vater.«

Sikulume

Es geschah, daß Mazinga die Frauen heiratete. Alle hatten Kinder, aber die erste der Frauen hatte keine. So ward sie ins Lächerliche gedreht durch die anderen Frauen. Selbst ihr Gemahl spottete ihrer und sagte noch nicht einmal, daß sie nichts sei.

Sie ging fort und begegnete einer Taube. Da sie weinte, frug die Taube:

»Was weinst du, Mutter?«

»Daß ich verfolgt bin, weine ich, man spottet meiner, daß ich nicht Kinder habe, man sagt, ich sei nicht Frau.«

Die Taube sprach zu ihr:

»Verlangt dich danach, ein Kind zu haben?«

»Ja«, antwortete sie.

»So kehre nach Hause zurück.«

Der Vogel gab ihr Bohnen, Mais und Erbsen. Er gab ihr noch einen Büschel Dorn und sagte:

»Wenn du nach Hause gekommen bist, wirst du dies alles kochen; wenn es gar ist, schütte es in deinen runden Korb. Dann durchbohre die Körner mit einer Nadel und iß eines nach dem anderen. Wenn du beendet hast, stelle die Schüssel verkehrt zur Erde gegen die Mauer deiner Hütte, und du wirst schauen, was geschehen wird.«

Da die Frau zurückgekehrt war, tat sie wie befohlen. Sie sah nun, daß sie schwanger war. So war ihr auch gesagt, daß, wenn sie schwanger wäre, sie jeden Tag sprechen müsse: »Du Kind in mir, sprich nicht.« Selbst, wenn es geboren sei, müsse sie fortfahren also zu sprechen. Also sprach sie alle Tage: »Du Kind, das du in mir bist, sprich nicht.« Und da es geboren war, fuhr sie fort, ihm zu sagen: »Kind, das du gehst, sprich nicht.«

Da es groß geworden war, ging es mit seinem Vater zur Arbeit; er hatte auch einen Sklaven, den man ihm gegeben hatte, denn man hatte sich gesagt: »Ob er auch stumm ist, wir wollen ihm einen Sklaven geben.«

Eines Tages folgte der Sklave den Leuten, die arbeiten gingen. Da sie hackten, sah er Vögel vorüberfliegen. Da sprach Mazinga, der Vater, zu seinen Söhnen. »Ich als Junge, ich hätte die Vögel gejagt.« Sie kehrten nach Hause zurück, und den anderen Tag gingen sie arbeiten. Vögel strichen von neuem vorüber. Mazinga sagt: »Ich, o einst hätte ich diese Vögel gejagt.« Sie kehrten nach Hause; und da sie angekommen waren, sprachen sie zu ihren Müttern: »Bereitet uns Speisen für den Weg.« Da diese bereitet waren, berührte Sikulume seine Mutter und wies ihr die Speisen und die Brote und bat sie, ihm Bier zu brauen und ihm ein Brot zu backen. Seine Mutter braute und buk ihm ein Brot. Da sagte ihm sein Vater: »Eh was, glaubst du vielleicht, du seist ein großer Knabe geworden, fähig zu reisen!«

Da befahl Mahumana, der Knabe, der ihnen als Häuptling gesetzt war, seinen Brüdern, sich auf den Weg zu machen. Sie brachen auf, und Sikulume und sein Sklave folgten. Seine Brüder kamen und schlugen auf seine Kalebasse voll Bier, sie spaltete sich; er ging, aber das Bier floß.

Da sie ankamen, traten sie in das Geröhr und töteten die Vögel. Den Abend gingen sie davon und rupften diese. Aber der Himmel begann mit Macht zu schelten.

Da sprach Sikulume seinem Sklaven: »Wir wollen sehen, was sie tun werden.« Jener freute sich, da er hörte, daß sein Herr zu sprechen begann. Sikulume sagt ihm: »Schweige, willst du nicht meinen Tod; denn sie werden dir sprechen: Was tanzest du vor Freude?«

Ein starker Schauer fiel. Die Diener Muhamanas stellten sich unter einen Baum. Da die anderen zu Sikulume kamen, denn da wo er stand, regnete es nicht, befrugen sie den Diener und sprachen zu ihm: »Eh Freund, was tanzest du also?« Da stieß er sich in den Fuß einen Dorn, und da sie ihn frugen, antwortete er: »Eh, warum ich tanze? Freunde, eben weil ein Dorn in meinen Fuß drang, der hier. Ihr tätet wohl, ihn mir herauszunehmen.«

Da ging Sikulume seinen Bruder zu fragen: »Wo werden diese Leute schlafen? Die Vögel wohl waren entfedert, doch Feuer sehe ich nicht.« Da schrie einer der Sklaven: »Ich bin der Mann des Sikulume, des Sperlingstöters.« Und ein zweiter sprach ebenso: »Ich bin der Mann des Sikulume, des Sperlingstöters.« Alle sprachen gleicherweise. Sie verließen den Häuptling, mit dem sie gekommen waren und dem sie vertraut hatten.

Aber Sikulume sprach: »Nicht bedarf ich der Diener, ich habe einen, der genügt mir.« Doch er konnte sie nicht hindern, sich ihm anzuschließen.

Da begann er eine Hütte zu bauen. Er nahm ein Schilfrohr, und das Rohr war eine Palisade. Er nahm ein Band, und dies Band wurde ein Dach. Er nahm eine Lehmkugel, warf sie in die Höhe und tünchte die ganze Mauer; dann nahm er eine Binse, warf sie und die Binse wurde zu zahllosen Matten. Er nahm eine Kohle, warf sie in die Hütte, sieh, da war ein Feuer entfacht. Sie traten ein, wärmten sich und fuhren fort, die Vögel zu entfedern.

Sikulume sprach zu ihnen: »Schneidet die Köpfe der Vögel und laßt sie hier.« Sie taten also. Da sie eingeschlafen waren, nahm Sikulume die Vögelköpfe und legte sie rings um die Hütte.

Während der Nacht trug ein Oger Speise herbei, der sang:

»Mann mit dem einen Bein, geh immerzu.
Das Menschenfleisch wird bald fortgehen.
Wir wollen es suchen, geh immerzu.«

Da er zur Hütte kam, aß er die Vogelköpfe und machte: »Crac, ich eß einen Kopf. Crac, ich eß einen Vogel.« Da er geendet hatte, sie zu schlingen, sprach er: »Uf, ich kann heimkehren, uf ich kann heimkehren. Wenn ich Mahumana gefressen habe, wenn ich noch Sikulume gefressen habe, den Sperlingstöter, werde ich fett, werde ich fett bis zum Zeh.«

Da der Oger gegangen war, befrug Sikulume die Diener und sprach: »Wer gab euch die Speise, die ihr esset?« Sie antworteten: »Du.«

»Nein, wo hätte ich sie gefunden; nicht ich gab sie, euch nährte der Oger.« Sie weigerten, es zu glauben, und er sagte ihnen: »Wohl, ihr selbst sollt es sehen.«

Den Abend, da Sikulume den Oger kommen sah, er hatte ihnen eine Schnur an die Zehe gebunden, zog er an der Schnur. Sie erwachten und hörten den Oger die gleichen Worte wie den vergangenen Abend singen:

»Wenn ich Mahumana gefressen habe, wenn ich noch Sikulume gefressen habe, den Sperlingstöter, werde ich fett, werde ich fett bis zum Zeh.«

Da begannen sie zu fürchten und sprachen: »Kehren wir heim.« Er sprach zu ihnen: »Was fürchtet ihr euch? Habt keine Furcht. Bleibt nur und endet das Werk, das zu tun ihr hierherkamt.« In der Morgenröte gingen sie wieder die Vögel jagen; dann kamen sie zurück. Da sie die Federbüschel gemacht hatten, sprach Sikulume in der Nacht: »Bereitet euch zu fliehen, kehren wir nach Hause.« Sie brachen also am frühen Morgen auf.

Sikulume hatte seinen Federbusch an der Tür der Hütte zurückgelassen. Aus Absicht hatte er ihn vergessen, da er aufbrach. Sikulume redete also zu seinen Dienern: »Ich ließ meinen Federbusch; mit wem von euch werde ich zurückkehren, ihn zu suchen?« Alle schrien: »Wir haben Furcht zu gehen.« Einer von ihnen sprach: »Ich habe einen Ochsen, ich will ihn dir zu Hause geben.« Ein anderer: »Ich habe eine Schwester, ich will sie dir geben.« Ein anderer: »Nimm nur mein Weib.« Ein anderer: »Ich habe Ziegen, ich will sie dir zu Hause geben.« Da sprach er zu ihnen: »Da ihr es verweigert habt, mit mir zu gehen, hört. Wenn ihr euch auf den Weg begebt, so nehmt den Weg zur Linken, nehmt nicht den zur Rechten. Wenn ihr den Weg zur Rechten nehmt, werdet ihr sehen, daß ihr ein großes Dorf findet.« Sie brachen also auf, und da sie etwas gegangen waren, nahmen sie den zur Rechten, kamen und sahen das große Dorf. Da fürchteten sie und sprachen: »Es ist wahr, was Sikulume uns gesagt. Gehen wir zurück.« Sie gingen wieder zurück bis zu der Stelle, wo sie sich von Sikulume getrennt hatten.

Sikulume frug seinen Diener: »Willst du mit mir kommen oder fürchtest du dich?« Sein Diener antwortete ihm: »Werde ich die Stirn haben, dich im Busch zu verlassen, da ich im Hause immer dein Diener war? Seit der Geburt war ich dein Sklave. Gewiß will ich mit dir gehen.«

Da sie ankamen, fand Sikulume viele Oger in der Hütte, denn sie waren gerufen von dem, der den Jünglingen Nahrung gegeben hatte. Darunter war eine alte Ogerin, die saß bei der Scheidewand der Hütte. Die Oger waren dabei, den Federbusch einer dem anderen aufzusetzen und sprachen:

»Tontschi, Tontschi, gib ihn mir.«

Da waren Kleine, die sprachen mit Kinderstimme:

»Tontschi, Tontschi, gib ihn mir.«

Und andere, Alte, die sprachen mit zerbrochener Stimme:

»Tontschi, Tontschi, gib ihn mir.«

Die Alte sagte auch:

»Tontschi, Tontschi, gib ihn mir.«

Die einen sprachen: »Gebt sie ihr nicht.« Die anderen: »Gebt sie ihr.« Zum Schluß gaben sie ihr den Büschel.

Sikulume hatte sich hinter der Mauer versteckt. Er riß ihn der Alten aus den Händen, ohne daß sie es wahrnahm, da sie sehr alt war, und floh. Da frugen sie die Alte: »Wo ist der Federbusch?« Sie antwortete: »Man machte süt.« Sie frugen sie von neuem: »Man machte süt«, sprach sie.

»Sie gibt vor, man habe ihn ihr genommen«, sagten sie; »laufen wir hinter unserem Stück Fleisch her.«

Da kam Sikulume bei seinen Kameraden an und sagte ihnen: »Warum verließt ihr den Weg, den zu nehmen ich euch empfahl? Was habt ihr gefunden?« »Wir sahen nichts«, sagten sie.

Die Oger verfolgten ihn und sangen:

»Unser Fleisch ist gegangen, gehen wir immerzu. Geht, holen wir es, gehen wir immerzu.«

Tatsächlich faßten sie Sikulume. Er sagte ihnen: »Gut, stellt euch in Reihe auf.« Sie stellten sich in Reihe. Da begann er dies Lied zu singen: »O in diesem Land, in diesem Land ist es nicht Brauch, Menschen zu essen.«

Die Oger sangen nach:

»O in diesem Land, in diesem Land ist es nicht Brauch, Menschen zu essen.«

Doch schrien einige: »Sollen wir unser kleines Stück Fleisch lassen?« Andere antworteten: »Lassen wir ihn gehen, da wir dies Lied erlernten; dies genügt, und wir werden es anderswo beim Essen singen.«

Da die Oger gegangen waren, gingen auch die jungen Leute und kamen in das große Dorf. Die Leute der Gegend kamen, sie zu begrüßen. Sie aber antworteten nicht. Da sprach ein altes Weib: »Willkommen, meine Herren.« Sie antworteten: »Ji, Ji.« Die anderen schrien. »Halt, sie antworten nur, wenn eine Alte sie grüßt.« Sie wünschten ihnen von neuem Guten Tag. Sie aber schwiegen. Die Dorfleute sagten der Alten: »Beginn wieder, Großmutter.« Sie begann von neuem und sprach: »Heil, meine Herren.« Sie machten Ji, Ji.

Als die Sonne gesunken war, zeigte man ihnen eine große Hütte, darin zu schlafen. Sie schlugen es ab, einzutreten; man führte sie nun in die der Alten. Sie willigten ein.

Den Abend taten sich die Leute zusammen, ihnen Speise zu bringen. Sikulume nahm ein wenig von allem, bot es seinem Hund, der ihn begleitete. Sie gossen die Speisen auf den Boden. Die Alte brachte ihnen Gerste, kochte den Brei und gab ihnen den. Sikulume nahm davon, gab dem Hund. Der aß. Da aßen sie auch. –

Da die Nacht gekommen war, sagten die Dorfleute ihren Töchtern: »Vergnügt euch mit den Freiern, die gekommen sind.« Die gingen und schliefen mit ihnen in der Hütte. Sikulume aber nahm die Decke eines Mädchens und deckte sich damit zu. Da die Dorfleute die Jünglinge nachts töten wollten, suchten sie Sikulume, ihn zu erschlagen; da mordeten sie die eigene Tochter, aber wurden dessen nicht gewahr.

Der Häuptling des Dorfes hatte den andern Tag darauf seine Leute gerufen, sein Feld zu bestellen. Da alle bei der Arbeit waren, sagte Sikulume der Alten: »Willst du Zuckerzeug?« Die Alte erwiderte: »Ja.« Da buken sie Mehl, mischten es mit Tabak, Hanf und anderen Drogen und gaben es ihr. Da sie aß, sagte sie: »Hier ein Stück«, und gab es dem Mann, ihrem Sohn. Noch eins, das gab sie der Frau, der Schwiegertochter; und noch eins, das gab sie dem Enkel. Sie fügte hinzu: »Da essen sie, schwatzen und lassen mir nichts.« Sie sagten nun: »Iß allein, Großmutter.« Da sie gegessen hatten, waren sie trunken. Da sagte Sikulume seinen Sklaven: »Nehmen wir alles Vieh und gehen wir.« Also sammelten sie die Herden des Landes und gingen.

Der Sklave des Häuptlings sprach: »Man möchte sagen, man sähe dort unten Staub von Ochsen aufgewirbelt.« Die Leute antworteten: »Das ist nicht Staub von Ochsen, das ist Staub von Arbeitern.«

Wieder sprach er: »Man möchte sagen, das ist Staub von Ochsen da unten. Man antwortete ihm: »Aber nein, die Ochsen sind im Dorf mit den Leuten, für die wir arbeiten.«

Indessen, da er fortfuhr, die gleiche Sache zu behaupten, sagte der Häuptling dem Sklaven: »Geh nachschauen, daß es ein Ende hat; du störst uns bei der Arbeit.«

Wirklich ging er nachzusehen, und auf dem Weg begegnete er der Alten. Er fragte sie: »Wohin gehst du?« Sie konnte nicht antworten, nahm ein wenig Erde und warf es in die Luft. Sie hatte sich die Knie ganz aufgeschunden. Da er ankam und sich im Dorf umschaute, sah er die Ochsen nicht. Er ging, es seinen Leuten zu sagen, die kehrten zurück.

Da sprach ihr Häuptling: »Leute Monombelas; unser kleines Stück Fleisch ist gegangen. Mit dem kleinen Korb, mit dem kleinen Messer.« Sie begannen die Verfolgung. Da ließ Monombela, ihr Häuptling, einen Sturm losbrechen, jene aufzuhalten. Sikulume sprach seinen Dienern: »Bergt euch unter den Ochsen.« Sie begannen die Flucht. Da Monombelas Leute zur Stelle kamen, sahen sie, daß Sikulume und seine Leute entkommen waren. Sie sprachen: »Ah, hier waren sie.« Sie begannen wieder hin und her zu laufen. Sikulume ließ einen Fluß aufströmen und durchschritt ihn mit Dienern und Ochsen. Da die Verfolger anlangten, schrien sie den Flüchtlingen zu: »Wie konntet ihr durchschreiten?«

»Hier durch, an diesem Seil.« Er warf ihnen ein Seil zu, das sie griffen. Da er sie inmitten der Strömung sah, ließ er das Seil fallen, und sie wurden vom Bach weggerissen.

Auch ein zweites Mal tat er das Gleiche. Da sagten sie: »Nun sind wir fast alle tot. Kehren wir zurück.« Aber Monombela schrie zu Sikulume: »So du nicht zum Elefant werden willst, nicht zum Büffel noch zu einem anderen Tier, so verwandle dich in ein Zebra.«

Sikulume wurde wirklich ein Zebra, und galoppierte weg: hua, hua, hua.

Da die Leute Monombelas heimgekehrt waren, fanden sie das Mädchen tot und fraßen es.

Da Sikulume in ein Zebra verwandelt war, griff der Diener seinen Schwanz, und das Zebra lief und kam auf dem Dorfplatz an. Der Diener sagte seiner Mutter: »Koche Wasser, daß es siede.« Dies goß er auf das Tier, das wieder ein Mensch wurde. Sikulume nahm die Ochsen und ging zu den Herden seines Onkels von der Mutter her.

Da die Brüder kamen, sprachen sie zum Vater: »Wirklich, Sikulume hat uns gerettet.« Die Sklaven sprachen zu ihm: »Wir haben es dir gesagt, daß wir bei unserer Rückkehr bezahlen.«

Aber er sagte ihnen: »Gebt mir nichts, es ist ganz natürlich, daß ich euch rettete, euch, die Kinder meines Vaters.« Sikulume nahm also seine Ochsen und wohnte bei seinem Onkel.

Sein Vater wollte ihm folgen, aber Sikulume sagte: »Nicht wahr, du sagtest, du habest keinen ziemlichen Sohn gezeugt, vielmehr einen Toren. Ich will nicht mit dir wohnen.« Indes entschuldigten sie sich, und der Vater sagte: »Ich wußte nicht, du seiest ein Kind wie die anderen«; da willigte Sikulume darin, mit ihm zu bleiben.

Nach der Rückkehr gab man Sikulume die königliche Gewalt über die Gegend. Sein Sklave empfing ein Stück Land. Sein Vater führte nicht mehr die Palaber, sie wurden von Sikulume geführt, der seinem Vater mitteilte, wenn er sie geordnet hatte. Seine Brüder gingen und wurden als Häuptlinge kleiner Länder eingesetzt. Das gleiche geschah auch mit Matoman, von dem man gesagt hatte: »Er ist ein Häuptling.« Er wurde einem kleinen Lande vorgesetzt.

Nuahungukuri

Ein Mann mit Namen Nuahungukuri nahm eine Frau; doch er hatte seine Hütte nicht neben anderen Leuten erbaut. Er führte sie zu sich, abseits. Er war ein Menschenfresser.

Eines Tages verriet er sich, er tötete sie. Er aß ein Teil ihres Fleisches, das Bein legte er zur Seite. Dann wanderte er, sprach: »Ich will zu den Eltern meines Weibes.«

Da er noch auf dem Wege war, begann ein Vogel zu singen:

»To, to, Hi. Ach meine Mutter.
Nuahungukuri hat den Himmel verzaubert.
Du sahst es wohl, Vogel.
Er tötete sein Weib, schnitt in Stücke ihr Fleisch, o Himmel.
Er sagt, das ist Elenfleisch.
Du sahst es wohl, Himmel. Du sahst es wohl.«

Da Nuahungukuri ihn hörte, verfolgte er ihn; griff und tötete ihn. Doch er auferstand. Der Mann setzte seinen Weg fort. Der Vogel ging mit ihm, immer singend, bis er in das Dorf der Frau kam.

Da er ankam, sprachen sie: »Kommt. Heute wollen wir Fleisch schmecken.« Man ließ ihn in die Hütte eintreten, sie nahmen Platz. Der Vogel schwang sich auf den strohernen First und begann wieder zu singen:

»Tototi, Tototi. Ach meine Mutter.
Nuahungukuri hat den Himmel verzaubert.
Er tötete sein Weib; schnitt in Stücke ihr Fleisch ...«

Die Schwiegereltern sprachen einer zum anderen: »Lauscht, lauscht, was hört man von draußen.« Nuahungukuri hatte keine Scham, er ging heraus, jagte den Vogel und tötete ihn von neuem. Aber der auferstand ein zweites Mal und begann wieder zu singen.

Seine Schwiegereltern begannen zu denken; sie sagten sich: »Unsere Tochter ist nicht mehr da. Sie ist von Nuahungukuri getötet.« Sie sperrten ihn in die Hütte, gleichwohl entkam er, floh und lief weit.

Dukuli, der Hyänenmann

Ein Mann mit Namen Dukuli ging in das Dorf des Nuamatchakammbe, junge Mädchen zu sehen und zu heiraten. Eltern willigten ein und gaben ihm eine Frau. Die Freundinnen gingen zum Eheversprechen. Sie traten mit ihren Müttern aus den Hütten und begannen, die Speisen zu kochen. Da sie diese herbeitrugen, ging Dukuli fort in den Wald. Dort begann er zu singen und rief seine Freunde, die Tiere, damit er sie esse. Er sprach:

Eüe, Eüe, was soll ich singen. Ich Dukuli Duku.
So ich dich erwische, ich dich greife,
Ich, ich wechsle, wechsle dir die Farben. Hiyaya.
Aufgepaßt.

Das Lied gefiel den Gazellen; die kamen. Dukuli packte und verschlang sie. Das getan, verließen Dukuli und seine Freunde (Hyänen wie er) den Wald und kehrten zurück in das Dorf der Schwiegereltern.

Doch die jüngste Tochter des Herrn der Vermählung hatte sich verborgen; da die anderen in den Wald gegangen waren, zu singen und sich in Hyänen zu verwandeln.

Die jungen Leute nahmen Urlaub bei den Schwiegereltern. Die Mädchen begleiteten sie und überschritten mit ihnen den Fluß. Dann nahmen sie Abschied.

Doch die Burschen antworteten: »Gehen wir alle zusammen in das Haus, morgen geleiten wir euch zurück.« Also gingen sie weiter mit ihnen, bis sie in ihr Dorf gekommen waren. Aber sie fanden dort keine Hütten. Da war wildes Land, und es gab nichts als Erdlöcher.

Da trafen sie das alte Hyänenweib, das hatte noch etwas von Güte, das wollte ihnen die Wahrheit sagen. »Meine Schwiegertochter«, begann sie, doch wußte sie nicht, wie ihnen das Ding berichten. –

Da zogen die Burschen sich zurück, sprachen: »Wir gehen zu Nacht speisen.«

Da sagte sie ihnen: »Meine Töchter, geht, kehrt nach Hause zurück. Meine Söhne sind Menschenfresser.« Da rannten die Mädchen weg, eilten und trafen am Fluß den Laubfrosch. Sie baten ihn, wegen des Wassers: »Woher kommt ihr, Kinder?« »Wir kommen von den Dukulileuten.«

»Wie konntet ihr euch retten, da Dukuli ein Menschenfresser ist?«

Antworteten sie: »Wir werfen uns vor deine Füße, laß uns über das Wasser gehen. Wir vermögen es nicht allein, wir sind nur Kinder.« –

Laubfrosch nahm ein Floß und setzte sie über. Da sprach die Jüngste zu ihren Schwestern: »Heh, da, Dukuli. Ich will das Lied singen, kraft dessen er sich in eine Hyäne verwandelt.

Eüe, Eüe. Was soll ich singen, ich Dukuli Duku
So ich dich erwische, greife ich dich.
Ich, ich wechsle die Farben.
Hiyaya. Aufgepaßt.

So verwandelte er sich in eine Hyäne.« Er fragt Laubfrosch: »Sahst du meine Leute?« Erwidert sie: »Ich sah sie.«

»Gib sie mir wieder«, sagt er.

»Oh, da unten sind sie, ganz unten.« Dukuli erzürnte sich mächtig. Er wollte den Laubfrosch töten; doch der glitt in das Wasser zurück.


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