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Eros


Seufzer

Ich blinder Erdmolch,
Trauer im Gestirn,
Mein Herz ist zerknittert,
Ich trag ein Hirn.

Tinte ist bitter,
Leben ist süß.

 

Nächtliches Elend

Wogentanz und Tannenduft
Singen in dem Abend,
Regentropfen gehen auf dem Dach.
Hinhorchend in die weiche Nacht
Sehn ich mich nach dir
Und deinen sanften Schenkeln.

Mir wird eng die Bettstatt;
Unruhige Ruhe
Auf dem Lager der Sehnsucht.

Nicht zu besänftigen den Berg meiner Gefühle!

Blick ich aus irren Lichtern?
Entfuhrst du der Stadt,
Fern meinen störenden Augen
Im Gewimmel der Bäume
Auf wohliger Wiese begraben in Lust
Dich mit andern zu wälzen?

Immer gehört dem Nahen das Weib,
Nicht flieht das Wasser den trinkenden Ochsen,
Wenig bedeutet das gierige
Sträuben eines Mädchens.

Stürzt ineinander!
Längst lieb ich den Tag,
Der mich dem Tag entträgt.

 

Schmerz

Gott, du alter Epimethide,
Warum hast du deinen Zahn
In mich gebohrt?

Immer noch, immer noch
Umringt mich die Wehmut,
Endlos dröhnen die Klagen,
Gedenk ich langsam zerfallender Zeiten
Und der unersättlichen Schenkel,
Die mich nicht sättigen wollen.

Die Dinge sind lieb und wollen mich trösten,
Die Bäume grünen aufs Neue,
Unermüdlich tickt die treue Uhr mir die Zeit
Und nächtlich besuchen die Ärmsten der Tiere:
Alte Wanzen mein Lager,
Sich erbarmend meines Alleinseins.

Nur dies Weib hat kein Herz!
Nicht mehr glaub ich an Musen.
Nicht wiegt mein Vers:
Bemannt mit vergänglich ihr näheren Menschen
Treibt sie dahin.

Gott, noch niemals fleht ich dich an,
Nicht betet der Stolz,
Nun bitt ich:
Beschütz mein Herz vor Liebe,
Genug schon litt
Meine unsterbliche Seele.

 

Nachtgebet

Lieber Gott, ich tanze vor dir,
Alles blüht, nur ich nicht.
Schwach im Schwachen,
Kann ich nicht dem Traum entwachen:
Einmal nur anstimmen den Glücksgesang,
Sinken ins weiche Grab!

Weltwendisch, Böses kochend, schrillhaarig,
Steißwedelnd die Weiber,
Das schändliche Geschlecht der Erde,
Jede sinnt ihrem Bauch nach
Oder den Lüsten des Spiegels.

Mit meinen Füßen möcht ich, Frau,
Dein Gesicht beschreiten,
Den Dolch gut versenken
In deinen hochmütigen Nacken.

 

Nicht halten Götter sie im Falle auf

Glücklich bist Du, o Baum, denn Du bist!
Und keine Sehnsucht
Strebt aus Dir ins Andere.
Ich aber vergaß mich zu hüten
Vor dem Giftschleim der lasterzähnigen Äffin,
Vor dem wahllosen Schlund
Der unreinen Meerkatze.
In keine Nacht, in keinen Schlaf
Will ungenossen sie sich verlassen
Und ihre selige Scham.
Und Rom und Sodom,
Feil ist ihr alles um das wohlriechende
Schöntun des Schmeichlers,
Bald um den gelben
Dreck der Welt,
Um Geld.
Ein Ferkel wird ihre Brust fressen.

 

Triumphpforten aus Menschenfleisch

Ich bin ein Mensch.
So achten mich wenig
Die Frauen und Mädchen.

Eintauchen darf ich die schwarze Feder
Ins öde Tintenfaß der Berühmtheit.
Doch unbeschreiblich sind mir die Leiber.
Jede haarige Ziege dünkt sich zu kostbar.
Fliegen begatten sich auf meiner Nase.

Schon lähmt mich der Rost.
Was nützt mir die Klage
Vor dem Katheder Gottes!
Zu hart werd ich befunden auf Erden,
Die Mädchen verlassen mich.

Armer Oleander muß vor den Bierstuben
Karg auf dem Stein
Garten sein.

 

Warum?

Mich ekelt ihrer Schminke weißer Ruß –
Ich falle tief von Kuß zu Kuß.
O Schleimgewächs aus Arsch und Puder,
Warum zerknie ich mich vor einem Luder?

Edel wuchs ich Knabe heran,
Weib verdarb mich rasch zum Mann,
Samen eitert zur Euterbrust,
Nasser Schraubstock wird höchste Lust.
O unheiliger Wollustwust,
Diener des Lichts
Wird Anbeter des Nichts!

Einsam, Trauer, Wand und Mauer,
Tisch, Stuhl, Bett und ewige Uhr,
Wirre Schauer ohne Dauer,
Liebe, Haß und eine Hur!
Warum die nur, warum die nur?

 

So schneit auf mich die tote Zeit

Hofft nichts von mir.
Ich habe niemals Sonne gehabt,
Ich habe den Steinen mein Lied geklagt.
Ich hoffte Glück vom Tier.

An mir vorüber sprang
Wunsch rasseloser Dirnen,
Und nie klang mir das deutsche Wort:
Ich liebe dich!
Sie recken dem Filou die grundlos eiteln Stirnen,
Boshaft gähnt mich das Weib an:
Ich betrübe dich.

So schneit auf mich die tote Zeit.
Und sind wir schon beisammen –
Mein Sehnen darf erlahmen:
Sie wahrt, bei mir um ihren Leib besorgt,
Mit plötzlich keuscher Eile
Des Anstands lange Langeweile,
Weib wird Zeit.

 

Palinodie

O ihr wassergleich leuchtenden Augen,
Warum sollen Taten des Hasses geschehn?
Besser ist linde Verschämtheit
Und göttliches Schmausen der Wurst.

Ach, noch durchschreit ich tote Bordelle,
Beweine das Fleisch der schuldlos
Geschlachteten Kühe.
O fände sie heim und würde mir!
Wild entströmte mir überirdischer Samen,
Erfreut über all die schwellenden Dinge.

Glück singt mir der Wolken Strom,
Lust formt sich zum Freudendom,
Süß berg ich meinen Leib,
Zeit wird Weib.

 

Am Scheideweg

Am frühen Bach
Oder im Amseldunkel
Nie tönt mir die Schalmei,
Sie lädt wohl euch zur süßen Stunde,
Mir ward der schwarze Fluch: das Buch,
Einerlei.

Am Abend, wenn der Andere
Hinsinkt in meine Geliebte,
Glimmt mir nur die einsame Freude des Schlafs.

Ich lechze nach der zweiten Seele –
Wie lange schon!
Wie, wie sehn ich mich
Hinweg aus meinem Schatten!

O quälendes Geunk in mir versunkener Unken!
Ich will Gott sein,
Ein heiter Erden speiender Berg,
Oder – bewußtlos: ertrunken
Abendlich vergleiten im Schein
Eurer glückfunkelnden Dschunken.

 

Abschied

Die mich liebte,
Da ich trog,
Trügt mich nun,
Da ich sie liebe.

Wütend heut
Und morgen träg
Hab ich es getragen.
Weiß mein Leib
Keinen Weg,
Hast längst, Seele,
Mich enttragen.

Ich bin der Raum,
Ich bin die Zeit,
Und bis zum nächsten Tod ist weit.

 

Verwaist

Ich habe viel Unglück genossen,
Einsamer treibt schon mein Schiff.
Mir stirbt selbst der Entfernte.

Stets auch ist Trauer um sie,
Die Tränenumhüllte,
Der oft mein Bruder dahinschwand,
Nun folgte den Knaben der gütige Vater.
Immer verfolgt mich ihr Antlitz,
Leidgestirnt und fahl
Wie die verblichene Witwe des toten Kriegers,
Tränen blutend ins Tuch.
Ihr löste ein minderer Gatte
Den Gurt, den tiefen;
Nachtbeschmierte Fratzen nahm er
Gern in den Arm.

Zu viel des Bades im Meer der Schmerzen!
Einkreisen uns die Kirchhofswege,
Aufhält noch Gesang der Grabvögel
Auf kahleren Bäumen,
Dann geht es
Zur Zypresse hinab.

 

Der Trost stets nur beim Tröster bleibt

Ist es die Nacht, die sich schon nieder neigt,
Zerreißt mich bald mein wildes Herz?
Vom Tode sprach ein weißes Haar.
Nicht halten Götter ihn im Gange auf.

Die Uhr zu schlucken und ewig zu werden,
Gelang keinem.
Darum leid ich der Liebe Leid,
Drum glaub ich an ein Mädchenkleid,
Zerbrösle dumpf die gute Zeit.

Verliebt in zart tanzenden Gang,
Witternd weiße Ruh, Gefilde köstlicher Haut –
Sang ich: »Wenn ich deine Augen fang,
In deinem Schoße schlaf ich lang.«

Durchtön ich im Sonnenfieber
Die kriegentmenschten Donauauen,
Gern strauchelnd auf dem müheschweren Weg
Von einem Walde weiß ich schön zu träumen,
Der Regen naht mit nasser Stirn,
Leuchtkäfer irrlichtern zickzack
Durch die duftende Luft.

Umspinnt mich dann mit altem Tag
Die steinerne Stadt
Zerrinn ich in Trauer:
Der Trost stets nur beim Tröster bleibt,
In Frauen, Sonne, Wald, Leuchtkäfern.

 

Klage

Aufstöhnt das müdgehetzte Herz
Des entwaldeten Uhu:
Ach, Hüftenberg und Nacht und Haar
Entschleicht entschleiert. Des Wunders bar
Vorüberregnet Jahr ins Jahr.
Welk duftet mir der Zeiten Heu:
Der Rauschebäume Wiegeflut,
Neugeboren Gras im Taugesang,
Magd im Mai,
Blitzwolkengang,
Der Donner Schrei,
O Wiederkunft und Einerlei,
Schnee der grauen Seele.

 

Blond

Ich verfluche den Tag, da ich dich sah,
Den Tisch, der dich speiste,
Deiner Haare blonden Gesang,
Das Bett, das dich trägt,
Den Mann, der dir dient.

Übler Geschmack in meinem Mund,
Meine Seele erbleicht unter weißem Belag.

Der Sturm, der Gestade zerwirft mit Wellen,
Tötet mich nicht, tötet dich nicht.

Schweißachsel und verfluchte Scham
Reckt den Steiß in die Welt.

 

Rat

Mädchen, die aus ihren Schenkeln ein großes
Geheimnis machen: Gelüste,
Frauen, die ihre Welt, ihre Backenbrüste
Liebenden hehlen,
Sag ich dies:
Morgen ist all das altes Gerümpel,
Das junge Lustwäldchen stechendes Heu.

Huren, klappert nicht mit der Jungfernhaut,
Gebet dem Bettler, nicht nur den Verführern.
Sonst – bittet ihr einst, wird euch Verzweiflung
Und kein Selbstmörder stürzt sich in eueren
Abgrund.

Ich weiß nicht, ob Keuschheit frommt
Und Treue,
Ich weiß nicht, ob Wollust frommt
Und lächelnde Kenntnis des Lasters.
Es schmerzt der Gottesbiß des Gewissens
Und wie Natternstich schwärt
Der versäumte Abend im Fleisch.

Aber – schenken ist besser als Spröde,
Und im gespendeten Kuß
Ruht die gute Seele der Mutter.

 

Viola

Das Haar der blonden Viola
Hüllte mich nicht in das Glück,
Das Aug der blauen Viola
Nicht sah es mich, es ist blind,
Am Ohr der zarten Viola
Knuspert ein Andrer sich süß,
Der Zahn der harten Viola
Zerbeißt meinen Tag, meine Nacht,
Die Lippen der lieben Viola
Labten nicht meinen Durst,
Der Mund des Veilchens Viola
Nicht gab er mir seinen Kuß,
Die Brust der weißen Viola
Nicht stillte sie meinen Mund,
Die Hand der kargen Viola
Die Schenkel der armen Viola
Nicht nahmen sie mich in ihr Land,
Der Schoß der unbekannten Viola
Schloß sich nicht um mein Fleisch,
Der Fuß der schweren Viola
Zertritt mein Herz, das weh schlägt,
Den Strumpf streift für Viele Viola,
Nur nicht für mich von dem Fuß,
Der Schuh der kleinen Viola,
Er findet mir nicht ins Haus,
Die Kater der Wildkatze Viola
Bekommen mehr Liebe als ich,
Die Zeit der schnellen Viola
Gehört nur in Abfällen mir,
Die Nacht der fernen Viola
Weiß nichts von meiner Nacht,
Der Schlaf der fremden Viola
Träumt nie, warum ich noch wach,
Das Bett der bleichen Viola
Schläft einsam seidenen Schlaf,
Die Haut der charmanten Viola
Altert vor Wein und Belag,
Dein Hirn hurt, o Viola,
Ins Unglück noch deinen Leib,
Dein Leib, dein einziges Kleid, o Viola,
Wälzt sich von Leid zu Leid,
Nur Liebe gibt dir, o Viola,
Die seligen Wellen der Lust,
Die Lust wird dir, o Viola,
Nie ohne Sehnsucht der Seele,
Deine Seele fällt, o Viola,
Wenn du dich nicht änderst,
Zugrund.

 

Die Wilde

Du brachst ein ins Männermagazin
Und vergewaltigtest zwanzig.
Es verbluteten ihre Lenden,
Das starb zu deinen Füßen
Oder sie wiederkäuen im Schlaf,
Begattet von Schwiegermüttern des Lebens,
Erinnern an deinen Tanz.

Dein erster Blick nahm meine Seele,
In Trunkenheit flog sie, Schwarze, dir zu,
Lösche sie aus oder zünd sie an –
Ich bin dein, was du auch tust.

Meine Sehnsucht warb um dich
Still wie die Himmelsträne des Sees.
Dein Blick gab mir gern deinen Mund,
Mich betäubt seine Reife,
Mich füllt seine Frucht,
Sein Lieblingsgast sei meine Zunge.

Dein Ohr hab ich gegessen,
Dein Aug hab ich getrunken,
Irgendwann bin ich in dich versunken –
Schenk mir die zwei Härchen
Auf deinem Wärzchen!

Ich pflügte Jungfrauen mit dem Jungfernpflug
Und lacht ihrer Liebe, weil sie zu arm ist.
Ich liebe die Lebensgeizigen nicht,
Ich liebe die wilden Schenkelspiele des Todes.

In deinen Weinwäldern will ich verwildern,
Meinen letzten Morgen verbrenn ich dir,
Einmal noch lodert er donnernden Brand:
Deinem Altar
Weihrauch und feurige Asche.

Töte mich –
Wie ein Adler umschwingt dich meine Seele,
Weht dir Glück zu:
Mit Abendwimpern selige Nacht.

Lebe mit mir.

Ich liebe dich, weil du errötest.
Ich liebe dich, du verströmender Mittag!
Ich liebe dich,
Deinen Kopf, deine Hand, deine Brust,
Deinen Fuß, deinen Schoß
Liebe ich, liebe ich.

 

Nachts

Der Tod ist Scheidemünze, nicht das Geld.
Die Falltür süß? Das arme Frauenzimmer!
Der dunkle Spalt schenkt dunkle Welt,
Lischt sie für immer hin – o erster
Freudenschimmer.

 

Ausgesetzt

Der Mond bespuckt
Den blaßgrauen Jüngling
Mit sterbendem Licht.

Das Frühlingsmädchen zeigt
Ihre Schenkel
Dem Spiegel
Und haucht
Zu ihrer einsamen Scham:
Wann?

Ihr Götter in Himmeln der Überwelt,
Ihr Menschen in Urwäldern irdischer Natur!
Die todeswürdige Erde
Gebiert zu viel Wesen,
Kinder schluchzen verlassen
Am Wildstrom des Lebens.

 

Anruf

Für J. S.

Du bist so rein,
Daß du keine Seele hast.
Du hast keine Seele,
[So] rein bist du.

Noch nicht errötet dein Tag,
Du silberner Sonnenaufgang!
Kalt und klar,
Nüchternes Wasser
Schwingst du blond in das
Rauschen des tanzenden Meeres,
Eisgekühlte Tochter
Der champagnerschaumgeborenen
Aphrodite.

Auf den menschenumbrandeten
Tischen des Ballsaals
Schlafen andere Rheinweine und Schnäpse,
Mögen sie alt werden!
Ich tränke lieber im Meer
Einen Tropfen heiliges Wasser
Von deiner Brust weg,
Dann wär ich besoffen!

O, wär ich eine Schwalb!
In deine Kniekehle
Zwitscherte ich
Mein süßestes Lied,
Ich nipp an dir,
Indem ich dich anseh.
Allerhand Haare
Möcht ich gern kämmen,
Deine Pole sind noch unentdeckt,
Nabel der Erde.

Gib mir die Brust!
Ich bin kein Baby
Und brauch doch deine
Ganze Zärtlichkeit.

Der liebe Gott ist tot,
Es bleibt uns nur
Der Gott der Liebe.

 

Erinnerung

Du Erste,
Die Du in den Tagen und Nächten
Der trunkenen Jugend
Mit mir das neue Liebesspiel spieltest,
Wo bist Du?
Lebst Du
Oder ruhst Du im Fluß?
Verblasen hat die Zeit mir allzufrüh
Dein sanftes Antlitz.
In der Nacht des barbarischen Ozeans,
Verworfen von unvordenklichen
Wellen des Sturms,
Keucht ich über dem Abgrund.
Da triebst Du auf den Wogen des Alps
Durch Sorgentrümmer zu mir
Im Äther des Traums.
Du schliefst auf den Wolken des Frühlings,
Verklärt gebettet in des Windes weiße
Himmelspfötchen.
Die Wölkchen wuchsen wie gewitternd
Zu schwarzen Wirbeln
Und verbargen Dich mir.

Vor fünfundzwanzig Jahren schied uns
Der fremde Urwald: Welt!
Nun sah ich Dich wieder,
Treu nur im Traum.
Rasch nagen die Würmer das Fleisch
Unserer Liebe,
Tief ruht sie im Fluß,
Im Blitz nur
Schwanken Leichen empor.

 

Silberne Hochzeit

Mein Goderl liebt dich ohne Reu.
Gestatte, daß ich noch ein wenig sauge.
Bist du auch meinen Warzen treu?
Schau mir ins Hühnerauge!

 

Lust

Kleine Mädchen, heiße Weiber,
Jungfrauen, Bordelle, Angst vor Bazillen,
Ekstasen in Betten, gemeinsames Bad –
Umarmte besang die Brandung des Meeres.
Ich streichelte Fell der Kaninchen
Weiß und weich. Hart war das Jungfleisch.
Ich kenne die Wahrheit des jungen Genies
Und ich kenne die Lügen
Der alten Komödiantin.
Ich weiß, wie die Brüste, die Ohren, der Pipi,
Der Arschi, der Hatschi, der Gstanzi
Schmecken und allerlei Endkampf der Lust.
Noch riech ich den Schweiß der Zigeunerin,
Ich erinner mich gern
Der Notdurft einer Wilden.
Stasi erscheint mir, Ekstasi
Und mancherlei Mizzi.
Hoffentlich ärger ich mich nicht im Sterben,
Daß ich bei der Rožena nie schlief.
Aber heut interessiert mich gar nichts
Und ich denke nicht einmal daran,
Dies Gedicht zu beenden.
Höchstens wag ich zu sagen:
Die Menschen schmecken einander –
Kaum ein Zeichen guten Geschmacks.

 

Die schlimmen Kinder

O eitles Sichaufweibernwiegen,
O gutes Schonimgrabeliegen!
Abgedrängt vom Wege,
Den ich sterben muß –
Ich verirrte mich im Wald
Über der Scham
Und sank in Abgrund ohne Grund.
Wir trösteten uns unterwegs
Mit der Lust
Und kamen nicht zur Liebe.
Wir liebten, uns fielen die Sterne
Und wir fielen mit ihnen.
Wir tranken Wein:
Urin der Götter,
Wie war uns in den Weibern wohl!
Uns übergrünte
Der Freuden reicher Hain:
Wir rochen Blumen und das Haar,
Die Brüste und den Tau,
Gras und Schenkel –
Alles ging dahin!
Wir sahen die lieben Mädchen
Unserer Jugend
Zuhältern in die Arme stürzen.
Und Achsel zuckend
Der Unmittelbare kam:
Mit grauen Rosen der Tod,
Der alte Weltallwerber,
Der mondesgute Sonnvertilger,
Erdumnachter.

 

Entwandlung

Sprach zu mir,
Die Beine auseinandergebend, das Weib:

»Schön ist's, das Schicksal
Zwischen den Lenden zu zwingen,
Lockt dich nicht der Wälder Wald, der zarte,
Der sich dir offenbarte,
Lockt dich nicht das frühe Zirpen
Scheuer Grillen,
Das Seufzen jener stillen Rillen,
Die sich nie enthüllen?
Schon schwingt mit frischen Nüstern
Die Zinne sich im Traume hoch,
Schon sind die guten Fluren lüstern –«

»Geschirrt in Beischlafs Joch!
Himmel in der Hölle? O Ekel!
Wen soll ich lieben oder was?
Euch speist der Speichel aller Lippen,
Schal schmeckt mir die Zungenfrucht
Und die Brust.
Haarbüsche unter dem Arm
Und über dem Schoß –
Sie sind den Schweiß nicht wert.
Zwangsarbeit im Tümpel des Geschlechts?
Der Teufel zerreiße den phallischen
Aphrodietrich, die Hoden.
Ihr zeugt und pflanzet fort
Des Unkrauts Samen!
Fischtriefend im Geruch der Regel,
Von Haaren bewachsen,
Zum Himmel stinkt die Scham.
Liebe, Lust
Klingt nur so,
Loch ist Loch –
Wer weiß wo?!«

»Im Dämmern winken Nymphen
In ein sanftes Abendmahl,
Ziehen dich zu lieben Sümpfen –
Vergiß die Welt im Freudensaal!
Willst du nicht die schönste Hure rutschen,
Auf einem jungen Bauch dich hutschen?!
Himmelan die Türme baden,
Gastlich rings die Täler laden.
An den Buchten harter Brust
Werde du der Lust bewußt!
Willst du nicht ruhen Bein an Bein,
Bis holder Glieder starres Sein
Sich fügt zu süßem Binnenreim?«

»Immer wieder verblüht der Flieder!
Bereitest mir nur ein kurzes Heim,
Schleim grüßt den Schleim,
Ich will des reineren Todes sein!
Vom Regen laß ich mir die Hände waschen.
Mag mich ein freundlicher Stern
Heimwärts zum Himmel bald führn.
Meine weißen Haare lügen nicht.
Mergle mich aus,
Novemberschwäche des Greises,
Letzter Odem des Fiebers!«

Der schwere Engel des Todes wuchs vor mich:

»Endlich gedenkst du mein.
Du liebtest mich vor Zeiten,
Werbend um schärfste Lust.
Dann aber die Töchter erdgeborener Weiber,
Verwitterte Huren:
Die dunkeln Schluchten des Leibes,
Gerippen entstarrende Knochen,
Dem Druck nachgebendes Fleisch
Und Seligkeit heuchelnde Augen.
Wilder Zwerg im Venusberg!
Der du Weiber schwächlich zuerst,
Hernach mit meinen eisernen Fäusten
Fassend am Knöchel des Fußes,
Schleuderst zur Hölle –«

»Keine erstrahlte mir
Sanft verwandelt zum Stern!«

»Den Stürzenden barsten die irdischen Rippen!
Du Roß der Rache –
So werde, was du bist,
Auf der Erde, die dich frißt!«

Mit den Händen griff der Malmer
In meinen Staub,
Entwirbelnd verschwand ich Geraubter
Im neu ergrünenden Laub.

 


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