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Balladen


Der Ritter Rokoko

Der Ritter Rokoko
Ritt auf seinem Pferd
Weit weg von Weib und Burg.
Als Ritter Rokoko von seinem Buhurt
Kam, winkte nicht sein Weib
Vom Söller mit dem roten Freudentuch
Zur süßen Furt,
Der graue Knappe
Kam nicht entgegen bis zur dürren Föhre.
Rappe, das Roß, zog scheu den Weg
Zur Burg, der tauben, todesstillen.
Der Ritter dann sprang ab
Und eilte, rufend seiner Fraue
Namen, seiner Säle Geheg
Durch, durch Todesstillen.
Und an der kahlen Mauer
Grau die Spinne sich Verhaue
Machte, ganz dem Ort gemäß,
Und das allein der Ritter sah.
Und wieder eilte hin und her
Der Ritter Rokoko,
Schon nicht mehr klagend,
Seinem Sinn gemäß,
Doch Tränenspuren viel man sah,
Wo sein rüstungswunder Fuß
Sorgend eilte hin und her.
Doch endlich, als zum ersten Mal
Ins Schlafgemach des Ritters Fuß
Trat, lag bleich, kalt und kühl
Ein Marmorstein die Frau.
Und bald lag bleich und kalt und kühl,
So sanft umschlungen mit der Frau
Der Ritter Rokoko.

 

Seemanns Lied

Es liegt eine Leiche an dem Strand,
Matrosen trugen sie hin.
Wer war die Leiche an dem Strand?
Matrosen trugen sie hin.

Es kam eine Möwe an den Strand,
Sie legte das Haupt tot hin.
Wer war die Möwe an dem Strand?
Sie legte das Haupt tot hin.

Es kamen zwei Möwen an den Strand,
Und nahmen Flaum für ihr Nest.
Es kam ein Matrose an den Strand,
Der gab den Beiden den Rest.

Er briet die Beiden am Feuer sich,
Und nahm dem Toten den Ring.
Er sang ein Seemannslied vor sich,
Und brachte den Kindern den Ring.

Es liegt eine Leiche an dem Strand
Es kam die Flut, sie stieg.
Sie nahm die Leiche von dem Strand,
Es stieg die Flut und stieg.

Was liegt die Leiche an dem Strand?
Sie kam ins Grab.
Sie richten einst auch uns an dem Strand,
Ihr Möwen, ein Seemannsgrab!

 

Fischgericht

Herr Stockfisch und Miß Kabeljau
Die liebten sich gar sehr,
Er macht die Jung- zur Ehefrau,
Verließ sie dann nachher.

Und schwamm umher im Wasser blau
Und pflegte sich die Schuppen,
Manch Stockfischfräulein seufzte »Tschau«,
Tat traurig dann nachglupen.

O Rogen seiner Schneidigkeit!
Jede Altfer doppelt laichte,
Es war kein Haistockthunschwertwalfisch
Weit und breit,
Der ihm das Wasser reichte.

Es verflutet die Flut, die Ebbe, Sir, auch,
Und oft kommt Tabes dorsalis.
Drum sei, o Dorsch, kein Lebebauch,
Sonst kriegst du auch: Tabes dorsalis.

In Schwanz fuhr ihm ein schlapper Geist,
Der ihn frumb grübelnd nachhause
Mit Eilschiffsgeschwindigkeit gondeln heißt –
Zur alten Kabeljause.

Doch als du kamst zuhause an,
O Stockfischulysseus,
Da hieß deine Frau Dorsch-Leberthran –
Wies keusch dem Lebegreis den Steiß.

Wild schwamm er zu Akrania,
Dem schlauen Advokaten,
Verklagt sie auf Polyandria
Und blechte motz Dukaten.

Salzamtmann Leviathan, der verjährte Mann –
Das Fischgericht kopfwackelte gar sehr.
Sei ihm das Wasser leicht:
Von seiner Wasserleiche zu träumen begann,
Auf Selbstmord jach Don Stockfisch sann,
Er stürzte sich ins Meer!

 

Smaledumen

Smaledumen, der Held, durchritt den im
Herbstfeuer rotbraun brennenden Wald,
Unten wand sich besiegt der durchmessene
Fluß, die silberne Blindschleich.
Aber gallig schwarz anlief seine weiße
Wendeding-Lanze und krächzte:
»Du verliegst!

Hast zur Strecke gebracht die große Anzahl
Der Schenkelbusen, blondverzückten Stimmen.
Eines dieser klaffenden Schenkelpaare
Wird dich durch einen Sohn
Zum Schweigen bringen.
Aber wozu bei den sanfthaarigen Mädchen
Ruhig wartend die Nächte abliegen,
Bis dich einspinnt ein greiser
Großvaterbart?«
Anzürnt Smaledumen, der Held,
Seine Wendeding-Lanze:
»Mißgönnst mir die Freuden der Strecke?
Mögest zerbersten in Flammen,
Wissendes Holz! Auch ich weiß:
Mädchen sind da, beschlafen zu werden,
Rinder sind da, getrieben zu werden,
Männer sind da, getötet zu werden!«
Sprach's und sandte die Wendeding-Lanze
Nach einem ihn kalt überschattenden Baume.
Und er tötete ihn
Und beraubt ihn der Rüstung, der Rinde,
Hüllte sich strafend in sie
Und aß aus den Borken die Käfer.

 

Der Kriegsgott

Heiter rieselt ein Wasser,
Abendlich blutet das Feld,
Aber aufreckend
Das wildbewachsene Tierhaupt,
Den Menschen feind, zerschmetter ich, Ares,
Zerkrachend schwaches Kinn und Nase,
Türme abdrehend vor Wut, eure Erde.
Lasset ab, den Gott zu rufen, der nicht hört.
Nicht hintersinnet ihr dies:
Meine Unterteufel herrschen auf Erden,
Sie heißen Unvernunft und Tollwut.
Menschenhäute spannt ich
An Stangen um die Städte.
Der ich der alten Burgen wanke Tore
Auf meine Dämonsschultern lud,
Ich schütte aus die dürre Kriegszeit,
Steck Europa in den Kriegssack.
Rot umblüht euer Blut
Meinen Schlächterarm,
Wie freut mich der Anblick!
Der Feind flammt auf
In regenbitterer Nacht,
Geschosse zerhacken euere Frauen,
Auf den Boden
Verstreut sind die Hoden
Euerer Söhne
Wie die Körner von Gurken.
Unabwendbar euren Kinderhänden
Köpft euere Massen der Tod.
Blut gebt ihr für Kot,
Reichtum für Not,
Schon speien die Wölfe
Nach meinen Festen,
Euer Aas muß sie übermästen.
Bleibt noch ein Rest
Nach Ruhr und Pest?
Aufheult in mir die Lust,
Euch gänzlich zu beenden!

 

Der Waldesalte

Aus schwarzem Gebirg wuchs er hervor,
Sein Scheitel zerfetzte die Sonne,
Die versandenden Meere ging er hindurch
In eisernem Trott,
Von Speeren umhaart,
Der Rächer, der Waldesalte.
Ausbrach er Gebrüll:
»Nicht ehrtet ihr das grüne Haus,
Darin sich Nachtigallen wiegten.
Es hat die Seele keinen Bosporus noch Vogesen.
Zweitausend Jahre lagen brach.
Noch nicht seid ihr Christen.
Ihr stochert frech mit einem Span
Vom Kreuz den Zahn.
So haben Kraft und heben
Die grauen Heerwürmer
Ihre blindgeborenen Schlünde.
Ihr tröstet euch
Mit der streichelnden Henkersmahlzeit:
Eure Weiber, die Säue Gottes,
Pflegen Wunden, schicken die blassen
Krieger vom Mordfeld zum Mordfeld.
So bin ich euch der Weihnachtsbaum
Des roten Zimmermanns von Beth Lechem!«
Seine Haare starrten:
Eisweiße Mastbäume,
Und spießten, umblutete Spieße,
Die nachtgeschlagenen Heere.
Kläglich blökten Kanonen.

 

Die Ente ist gut

Straße kreischt ihr Geldgeschrei.
Mit Geruder, Kropffetthals
Kommt ein Häuferl Gänseschmalz –
Marktweibs Stimme birst entzwei:

»Hat man sowas schon gehört?
Aus der Auslag, durchgebraten!
Brennt mir durch die beste Ente,
Primafett, schwer sechshalb Kilo!«

Fern schon die verklagte Enten-
Alte auf dem »Jungen« ihrer
Füße eilt zum Darbe-Knaben,
Stillen Hungerer zu grüßen:

»Ich bin eine transzendente
Ente« schwacher Atem stöhnte.
»Hinterm Auslagfenster wartend,
Meine reine Leberseele

Las des Zauberbuches Titel:
Fürst Kropotkins ›Gegenseitige
Hilfe bei Menschen und Tieren‹.
Und so lief ich, dich zu bitten –

Lieber, magst du mich nicht essen?
Eines Reichen Zahn verletzt mich!«
Sprach verklärt zur Entenmutter
Tränen leuchtend der Beschenkte:

»Wär doch ich dir, gute Ente,
Zarte Erd entweder oder
Großer Wunderregenwurm!
Nimm in mir die grüne Gerste,

Jungen Frühlingssaft der Wiesen!
Tiefes gründelnd in den frischen,
Kieselhohen Rieselquellen
Überirdisch trug dich letzter,

Blauer Schwung der Himmelsflügel!«
»Ach, ich Federvieh bin nur die
Watschelheid, die Mastherzente
Aus dem Pritschelbächlein Jahreck.

Fern den Flüssen, ferner Strömen
Schnattert ich im Schall der Frösche.
War wohl nicht zum Meer geboren,
Zum Urlicht der Welterlösung.

Ausgebrütet, Neues brütend
Ward gestopft ich, abgekragelt
Von der Tödin-Hexe Ritschet,
Der Zusammenkratzerin.

Nimm vorlieb mit mir. Ich komme
Ohne Gurken. Hab, ich Arme,
Ach, ein Ölblatt nur im Schnabel –
Ewigen Friedens einen Gruß!«

 

Kimpink

Ich: Kimpink, Poseidons sausender Sohn,
Ich singe meinen urewigen Strom,
Die ehern berstenden Wellen,
Den manischen Mond,
Stern ertrinkend im Frührot,
Waldhaufen getürmt auf den Hängen
Und die wirren Bergwiesen.

O ihr blauen Wachauen der Donau,
Gelb grüner Fluß,
Ihr Argonautengeister, gelagert am Ister,
Vetter Achilleus, Schattenläufer, Ephebe,
Gleitend über die Trauminsel Leuke.

Blanker Aal, du mein Strom,
Gestreckt vom Weingebirg ins Schwarzmeer –
Ich liebe dein Wasser,
Ich liebe dein Land.

Grüne Uferbüsche hat die Böschung,
Kinder atmen den wehenden Wind,
Marillenwangen spielen um Kürbiskerne,
Große Sandbauten geschehn am Strand.

Wenn ich die Wellen durchschnelle,
Reitend auf dem schnellsten der Welse,
Hechtschneller als ein spurtender Achter –
Um den Hals die Schaumkrause mir Flutfürsten
Zujauchzt.

Wenn eidotterrot die kleine Großsonne
Durchscheint durch die Rauchsäule des
Dampferschornsteins –
So rag auch ich in die Luft:
Mich labt's,
Am linden Gelände der Lenden zu landen,
Beruhend einer Nymphe elegische Glieder.
Im Binsenröhricht stöhnt die verlaßne Dryade:
Mein Anker torpediert eine Czechoslowakin,
Die brusttoll zur ewigen Amme unter mir
Blüht im Obstboot auf Maschanzkeräpfeln.

Weh, daß auch euch Sterblichen
Strahl entstürzt des Lebens –
In neun wild wachsenden Monden
Hinfällig ein Same sich zur Sonne krümmt.
Zigarettenkurz euer Tag verraucht
Wie Tabak in der Pfeife,
Die der steinerne Tod lakonisch ausklopft.

Mit meiner blauen Wal-Otter spielend,
Nicht reck ich die schuppige Faust
Gegen das mühselige Floß im reißenden Fluß,
Gegen den unermüdeten Ruß
Der Menschen laichenden Städte.
Forellen im Sumpf –
Nicht kennt ihr den Sturmsee!
Eisweisheit quakend wie die alten Frösche,
Wohnend im Argwohn,
Traurig ist eure Nacht.
Ich lache Winterorkane
Über eure Klöster und Krane,
Baggermaschinen und Dampfvulkane.
Unter den rabenumschwärzten
Raubritterruinen
Blitzt mein Indianerkanu,
Wenn längst eure Knochenmontur klafft.

O meine Wälder,
Wild durchheult von Manen-Barbaren,
Germanen, erschlagen vom Bierkrug –
Mit den Stromwellen
Reißt's mich vorbei an euern scheuen Kapellen,
Nachts erleuchtet von Sylphen,
Umtanzt von den heiligen Elfen Mariä.
Irrlichter bewimmern den Weg.

Tauregen fällt: der Weiher des Weizens.
Die grauen Dämmerungsreiher des Stromes
Umflattern nachttappend,
Krieg kreischend den hohlen Baum,
Behaust vom Eier saufenden Bartzwerg.
Nicht feit dem Bienenkönig die Flucht
Sein Zaubergürtel aus Schilfschlangenhaut.
Vergebens verschwimmt er
Vor dem Zickzack der Schnäbel,
Reitend auf Nebelrehen.
Schwarzbraun gesengt von der endlichen Sonne,
Das graue Haar verfilzt, beblutet,
Stirbt er in die Zille der Rettungsgesellschaft.
Ein altergeblendetes Uferbaumtier,
Schwimmhäute im Gefinger der Zehen,
Verhungernd nach dem Gewölk greift;
Dann klagt's sich, ihm die Totenklage.

Dürenstein und Löwenherz –
Ihr schwandet hin wie Wachs und Erz.
Rochenaug und Haifischzahn
Sind mir ewig untertan.
Menschen sterben,
Strom ist Ring,
Die Gottwoge Wasser
Bin ich: Kimpink.

 

Alexander

Iskandar von Kandahar,
Iskander zu Samarkand,
Isfendiar der Dulkarnaïn,
Der Herr der wilden Hörner,
Der Feind der ungeschlachten Nacht
Aufhob sich von der Erde.
Sein Antlitzlicht fuhr hoch zum Strahl
Der Sonne – Gruß, Beschwerde:

»Mein Freund, der Held der Blume Morgenrot
Sank hin mir in den schwarzen Tod.
O Wasser, Wasser, Wasserfall!
Mich überschwemmt der Zeiten Schwall.
Nacht sang mir meine Nachtigall
In einem tiefen, tiefen Tal.
O Welt, wie bist du gesterngelb:
Die schönste Blume gartenschön
Wohl tausend, tausend, tausendmal
Starb in Erde.«

»Ich Sonne muß auch untergehn,
Wir Sterne sterben Auferstehn.
Das Angesicht: Gott schau ich nicht,
Wir sind totkleine Bilder,
Die seines Schattens Affenhand
Erschöpfend schuf: Euch Licht.
Dulkarnaïn in Maweralnaher,
Wildes Zweihorn im Zweiströmesand,
Mein Held du im Wehwinterland –
Der rote Herbst, das weiße Eis
Und ewig grün das Paradeis,
Der Wolken Himmel, Feuers Glut,
Des Abends Stille tiefer ruht.
Der Seele Pracht,
Der Rache Macht,
Ein Gras im Wald –
O ewig flüchtende Gestalt!
Bevor ich diese Sonne war,
Flog ich dahin: ein lichter Aar,
Ein weißer Adler wunderbar.
Erstarrt bin ich zur Leuchte nun,
Ach, lösch mich aus, ich bitt dich drum.«

Iskandar auf Samarkand
Ertrank an dieses Bittermeeres Wüstenstrand.
Auf meine Schulter setzte sich
Sein Seelvogel und letzte sich.
Der Schinder sah ihn ohne Schwingen da,
Stahl den fliehenden Padischah
In einen Käfig menschennah.
Gram sitzt der Vogel und weint stille
Augen in unsre Tränenhülle.

 

Bernal Diaz del Castillo

Bernal Diaz del Castillo
Abschied nahm vom lieben Leben.
Seiner Haare rote Wolke
Schrillt im Wind, dem irren, unter
Der Gewitter Wolkenwust.
Seine Stimme schnaubt im Sturm:

»Spielte gern mit Stern und Tier.
Ackersmann war ich einst Fluren –
Wurde satt der Saatkartoffel.
Mutter Gottes starb zum Himmel,
Lebend traf ich nur Urhuren;
Ihnen hielt ich Hahnentreue.
Als sie mir das Herz zerstampften,
Würgte ich die bittre Venus.

Morgenblüte, Frühlingsvogel
Schwandet mit dem Strand, dem andern.
Hier ward ich den Negerkindern
Donnerbart, der Gott des Landes.
Doch auch hier auf meinen Spuren
Weißer Hund: der Mönche Herden,
Höllenhelden, Menschenfänger.
Brät mein Neger sie im Dickicht –
Neue heulen von den Schiffen,
Nehmen Gold und geben Worte,
Jagen Sklaven, quälen Seelen:
Zauberwelt stürzt ein, vernichtet.
Kraft der heilig hohen Sonne –
Blend die Teufel, jäher Strahl!

Ich auch richte mich mit letztem
Feuer. Brennend krachen meine
Burgen in Stromes Wasserwildnis.
Meine Seele weiß ihr Böses,
Strafe traf das Fleisch, ich knecht es,
Lernt, im Frühling einsam sein.

Aber müd bin ich der Hütte
Meiner Trauer, müde aller
Felsen, Wälder, Nahrungsfelder.
Länder ihr mit euern Flüssen,
Städte, Wiesen, Berg und Tal –
Euch grüß ich zum letzten Mal.
Armes Ich, wo gehst du hin?
Eh ich alt und krank und blind am
Stabe wank und sink, hilf mir,
Klippenweg, aus deinen Meeren,
Ewigkeit!«
Der Ritter Bernal
Diaz del Castillo schoß
Sich die Kugel durch den Kopf.

 

Quallade

Dem Quaestor Quintilian Quevedo in Querfurcht

O quarrendes Gequak, o Quadrigal!
Ein quidam, sicherlich ein quecker Querkopf –
So quisi-quasi Quedlinburger Squatter –
Quatschte mitten im Quarnero:
Am Quisisana-Quai,
Nah der Quelle des Guadalquivir,
Welche auf Quarzquadern quer durch Quebeck
Bei Quito quillt oder auch nicht,
Vor Quinquillionen Jahren
Mit einem Quagga aus dem Quattrocento,
Das sich quietschend von Quitten, Quappen –
Mit und ohne Kaul –
Ja! Quallen nur und Quargeln nährte,
Über die Quinquupelallianz,
Sowie die Qualitäten einer
Quicken Quinteronin aus dem Cinquecento
(Die im Quartalssuff qualmend mehr als ihre
Quantitativ abnorme Quote
An Quintanern und erotischen Quixoten
Ohne Quengeln und Querelen
Auf Queensland quirlte und ausquetschte, bis
Kein Quassia, kein Quecksilber der Quacksalber
Ihr von der letzten Quarantäne Qualen half)
Und über dieses quastenreichste Quasselthema:
Quousque tandem quält uns solch ein
Quodlibet von Quiproquos?

 

Jung Wikings Holmgang

Der Preußenkönig sprengt aufs Postamt,
Da war der Schalter zu,
Eitel Mettwurst verlor allhie sein Verstand –
Fahr hin in süßer Ruh!
Wer pirscht in wüster Nacht
Um sein verwildert Grab?
Herr Penismund zornzeucht
Sein Tjostblutschwert mit vielkühnem Mut,
Schnitt Wunden in seynen Barbart,
Eilf Eisbärserker rollmopsten sich schwarz
Allda,
Dies ist so Reckenart.

Grün Inge blies zum Kampf auf dem Kamm.
Was blickst du so bleich wie Käsekalk?
Erblondend ward ihr rot;
Auf der Walstatt blieb ein' Laus
Wohl tief in dem Schwamm –
Die Memmin stellte sich tot.

So rufet Trauer aus Heerhorns Bauch,
Der Skalde thrant methmüd –
Ganz Stabreimland am Bettelstab!
Weh ach zu End schier geht die Mär o auch:
Der Barde gehrt in die Bar gar prüd.

 

Die Zeitschrift geht ein

Der letzte Redakteur hieß U. N. Stern
Oder Übersatz,
Doch war für ihn auch dort kein Platz:
Raummangel schien des Blattes
Rahmen und Namen.
Er war nur Schrift- und Hühnerleiter,
Watschenmann, Faktotum und so weiter.

Mit jeder Hiobspost kamen bloß Manuskripte:
Seine zurück –
Und andre, die er nicht zu lesen liebte.
Der Geldbriefträger zöge gern
Bei Herrn Unstern
Per Nachnahme Strafporti ein –
Bald ließ er müd so aussichtslose Sachen sein.

Der letzte Redakteur
Sieht käsig, käseblättrig aus,
Als fraß er Klebestoff statt Marmelade.
Er lebt nicht, vegetiert von Butter
Auf unaktueller Leute Köpfen,
Von der Gerüchte Ohrenschmalz
Und Austauschinseraten.

Am abgesperrten Telephon entspann sich dann
Ein Hunger-, Fern- und Selbstgespräch
Mit Aschenmann, dem stillen Auslandschef:
Kein Kostverächter ist der Tod,
Er heizt mit Rezensenten ein
Und sammelt ausgediente Redakteure.

Im Gram nahm Untam oder Übersatz
Das Gift der letzten Pose
Ein: mit der Rostschere schnitt er fein
Die zarten Fransen von der Sterbehose.
Nicht ganz heiter erklomm itzt mit dem Strick
Der Schrift- die Hühnerleiter.
Er dachte: »Ab!
Druckfehler blühen bald auf meinem Grab.«

Der arme Redakteur hieß Unstern
Oder Baut-mich-ab.
Die Schicksalstante – finstres Gör –
Die moirenalte Strickmamsell und
Klapperschlang des Radionysos,
Die Nornenparze: Stenotypistin Atropos
Schnitt ihn mit seiner eigenen Schere ab.
Sein letztes Röcheln war belauscht:
Er starb ins Mikrophon.

 


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