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Das neue System.

(Diplomatisches Vorspiel des siebenjährigen Krieges.)

Um die veränderte Stellung, welche Oesterreich durch Kaunitzen's Bemühungen in der Reihe der europäischen Mächte einnahm, vollständig würdigen zu können, ist – neben der Erinnerung an mehreres bereits zu Ende des vorhergehenden und zu Anfang dieses Buches Angeführte – ein Blick auf und in die Verhältnisse einiger Höfe und über den atlantischen Ocean hin nöthig.

Die Antipathie Marien Theresien's gegen Friedrich II. und gegen die in so unglaublich rascher Zeit gewonnene und befestigte physische und moralische Bedeutung Preußens fand am sächsischen und am russischen Hofe den lebhaftesten Anklang, an beiden aus persönlichem Haß gegen den geistreichen König, welcher das Verderbniß, das ebenso in Dresden, wie in Petersburg herrschte, die Lakaiennatur Brühl's, wie die brutale Verworfenheit der russischen Machthaber verachtete und seiner Verachtung unverholen durch beißenden Spott Luft machte. Brühl, dadurch auf's Aeußerste erbittert, vergaß keinen Augenblick den Gedanken, sich an jenem dafür zu rächen, und versäumte nichts, um den ohnehin bestehenden Haß der Höfe gegen Friedrich noch zu schüren. Nicht zu bezweifeln ist, daß auch der Haß der Pompadour gegen Friedrich II. darin seinen Grund hatte, daß der Letztere seine Verachtung gegen die allmächtige Maitresse offen an den Tag legte. Ein Beweis dieser Gesinnung war, daß, während sich Maria Theresia so tief herabließ, der Pompadour schmeichelhafte Briefe zu schreiben, der preußische Gesandte am französischen Hofe der einzige von allen fremden Ministern war, welcher – auf ausdrücklichen Befehl seines Monarchen – die Pompadour nicht sah; auch hatte Friedrich II. (1754) den Antrag zurückgewiesen, das Fürstenthum Neufchatel gegen eine Entschädigung mit allen Einkünften auf Lebenszeit der Pompadour zu überlassen, welche dann in den Fürstenstand erhoben werden sollte! Was nun Rußland betrifft, so hatte es bekanntlich schon unterm 2. Juni 1746 ein Bündniß mit Oesterreich geschlossen zu dem Zweck gegenseitiger Hülfeleistung im Fall eines Angriffes, mit der geheimen Verabredung, daß Rußland Marien Theresien zur Wiedereroberung Schlesiens behülflich sein solle, sowie Friedrich einen Krieg mit Oesterreich, Rußland, Sachsen oder Polen beginnen und somit den Dresdener Frieden verletzen würde. England und Frankreich standen einander drohend gegenüber; der alte Nationalhaß hatte diesmal eine Streitigkeit über die Gränzen der nordamerikanischen Colonien beider Mächte zum Anlaß eines neuen Ausbruches bekommen. Frankreich, im Besitz Canada's und Louisiana's, beanspruchte nämlich auch den des Stromgebietes des Mississippi und des Ohio, wogegen England protestirte; außerdem wollte das Letztere die bisher noch von keiner europäischen Macht als Eigenthum beanspruchten Inseln St. Lucia, St. Vincent, Tobago und Dominica ausschließend besitzen, und endlich lagen beide Mächte im Streit über die Gränzen Neuschottlands (Akadiens), welches Frankreich durch den 12. Artikel des Utrechter Friedens »ganz und gar innerhalb seiner alten Gränzen« an England abgetreten hatte. Der Aachener Friede bestimmte, daß »Alles auf den Fuß wie vor dem Kriege gestellt werden sollte«, und daraufhin forderte England die Anerkennung seiner Oberherrschaft bis an den Lorenzstrom. Eine Streitigkeit zwischen einer privilegirten englischen Handelsgesellschaft, der »Ohio-Kompagnie«, mit den Franzosen über den ausschließlichen Handel mit den Indianern veranlaßte den Ausbruch von Feindseligkeiten; die Franzosen legten zur Behauptung des Landes am Ohio und Mississippi eine Kette von Befestigungen an, um die Fortschritte der Engländer abzuhalten und die Letzteren ganz nach der Küste zurückzudrängen. Diese Streitigkeiten, welche für das Interesse Deutschlands ganz ohne irgend einen Belang gewesen wären, wenn deutsche Fürsten nicht ihre Unterthanen an fremde verkauft hätten, sollten nun auf deutschem Boden, durch Deutsche wider Deutsche ausgekämpft werden, weil – Maria Theresia Schlesien wiederhaben wollte. Das neue System der europäischen Politik gab hiebei den Ausschlag. Wie Maria Theresia ganz Europa gegen Preußen zu bewaffnen suchte, so wollte England seinerseits ganz Europa gegen Frankreich bewaffnen und rechnete dabei, im Hinblick auf die Unterstützung, welche es Marien Theresien während des österreichischen Erbfolgekrieges hatte angedeihen lassen, auf die Hülfe Oesterreichs, wogegen nun Maria Theresia keineswegs geneigt war, die Durchführung ihrer eigenen Angelegenheit einer ihr ganz und gar ferne liegenden Sache aufzuopfern, was man wieder von Seiten Englands als Undankbarkeit betrachtete. Es kamen eben die beiden Zwecke in die Collision, welche der Natur der Sache nach von vorneherein unvermeidlich gewesen war. Indem Oesterreich hiebei konsequent die Erreichung seines Zieles im Auge behielt, konnte es nicht anders, als sich immer mehr von England trennen und, wozu Kaunitz so geschickt Alles vorbereitet hatte, sich näher an Frankreich schließen; es wollte aber das Erstere nicht völlig aufgeben, bevor es sich des Letzteren nicht völlig versichert hatte; daher war die äußerste Vorsicht, ein Verhehlen der eigentlichen Absicht nöthig, welches uns mehr als einmal verletzen muß, weil es haarscharf an Zweideutigkeit gränzte, ein Temporisiren, weil man sich vollkommen rüsten wollte, bevor man offen ausspielte, und weil man es für unumgänglich nothwendig hielt, nicht den ersten Schlag der Offensive zu thun, um fort und fort in der öffentlichen Meinung, wie auf den Grundlagen der Diplomatie, den Vortheil des angegriffenen, also des im Recht gekränkten Theils für sich behaupten zu können. Lange genug setzte Friedrich II. durch seine beharrliche Neigung, den Frieden zu erhalten, Marien Theresien in Verlegenheit. Auf's Zweideutigste benahm sich bei dem großen Spiele Rußland, wohin zahlreiche englische Gelder (zur Bestechung der Machthaber) flossen, und welches lange Zeit hindurch den Schein der Willigkeit zum Bündniß mit England wenigstens nicht zerstörte, wiewohl es schon längst mit Oesterreich im Reinen war. Um in Frankreich den Abschluß des neuen antinationalen Systems durchzusetzen, welcher den triftigsten Beweis liefert für die dort überhand genommene gänzliche Korruption und Anarchie, mußte die Maitresse ihre Kreaturen an's Ruder des Staates bringen; und ein in Staatsgeschäften unerfahrener Abbé, (später ward er freilich Kardinal) Bernis, der, außer einem geringen Talent für Gelegenheitsgedichte, keines, wohl aber das Verdienst besaß, daß er jenes Talent einst zur Abfassung von Billets benützt hatte, um der weiland Frau von Etioles die galanten Briefe Ludwigs XV. zu beantworten und ihr dadurch zur Ehrenstelle einer königlichen Maitresse zu verhelfen, – dieser Bernis begann den Abschluß des durch Kaunitz vorbereiteten österreichisch-französischen Bündnisses mit Kaunitzen's Nachfolger, dem Grafen Georg Adam von Stahremberg, auf Babiole, einem Landhause der Pompadour, im September 1755. Wie so ganz und gar dies neue System in Frankreich nur von der allmächtigen Maitresse verwirklicht wurde, und weßhalb, – das zeigte sich bald nach dem Ausbruch des Krieges dadurch, daß die Kreaturen der Pompadour an die Spitze der Geschäfte traten, Bernis als Minister, der Herzog von Choiseul als Gesandter am Wiener Hofe, die Herzoge von Richelieu und Soubise auf dem Kriegsschauplatze. Welcher schneidende Kontrast: solche Triebfedern, die Hebel der gemeinsten Immoralität einerseits, – und der wohlbegreifliche Wunsch der tugendhaftesten Maria Theresia andererseits: das ihr durch Waffengewalt entrissene Eigenthum kühn eben auch durch Waffengewalt wieder zu gewinnen. Indem Maria Theresia sich an den Besitzstand durch die neuen Friedensschlüsse nicht gebunden fühlte, indem sie diese Letzteren bloß als ihr abgezwungene, und somit nicht rechtskräftige betrachtete, handelte sie allerdings (wie ein neuerer Geschichtschreiber ganz richtig bemerkt) nach keiner andern Rechtsanschauung als Preußens König im Befreiungskriege; aber darin ist der Unterschied, daß in ihrem Falle die Sache der Dynastie nicht zugleich Sache des Volkes war, daß Schlesien im Ganzen nicht mehr österreichisch sein wollte, weil es die Vortheile empfunden hatte, welche ihm die preußische Herrschaft brachte.

Nach dieser allgemeinen Betrachtung folge nun eine kurze Geschichte der diplomatischen Verhandlungen, nach den englischen Gesandtschaftsberichten. Bei Coxe und Raumer, (»König Friedrich II. und seine Zeit«) welcher den Ersteren ergänzt; Manches wörtlich.

Der Wiener Hof suchte, unbeschadet aller ernstlichen, unverrückt nach einem und demselben Ziele hinstrebenden Operationen Kaunitzen's, den Schein zu behaupten, daß er das alte System aufrecht erhalten wolle, selbst als die Mißhelligkeiten wegen der römischen Königswahl Josephs und wegen des Barrierenvertrags eingetreten waren. Kaunitz ließ 1754 Worte fallen über das gefährliche Streben der Franzosen nach allgemeiner Herrschaft und über die Nothwendigkeit: ihnen auf alle Weise entgegenzutreten. In demselben Jahre drang er äußerst lebhaft darauf, daß England seinen Bund mit Rußland zu Stande bringe, unzweifelhaft ein Versuch, denselben gegen Preußen zu benutzen. Im darauffolgenden Jahre 1755 wurden die Aufforderungen Englands an dem Wiener Hof, in Bezug auf Oesterreichs Partheinahme für das Erstere gegen Frankreich, immer dringender; der englische Staatsrath wollte sich mit Kaunitzen's allgemein gehaltenen Versicherungen nicht mehr begnügen und verlangte eine bestimmte Erklärung über die Truppenzahl, welche Maria Theresia zur Vertheidigung der Niederlande und Hannovers im Fall eines französisch-preußischen Angriffes stellen würde. Unterm 16. April 1755 erklärte nun Maria Theresia in einer Denkschrift, daß sie ihre Truppen nicht aus Böhmen entfernen könne, ohne ihre Erblande und selbst ihre Hauptstadt gegen Preußen zu entblößen; sie könne nichts weiter thun, als die Truppenzahl von 25,000 Mann für die Niederlande vervollständigen; würden sich mit diesen die bedungenen 10,000 Mann Engländer und 6000 Holländer, sowie die hessischen Truppen vereinigen, so würde man sowohl Frankreich, als auch mit den durch Russen verstärkten österreichischen Truppen Preußen kräftigen Widerstand leisten können; demgemäß stellte sie den Antrag: England möchte 60,000 Russen in Sold nehmen und die Subsidienverträge mit Kursachsen, Kurbayern und Hessen erneuern. Auf diese letzteren Vorschläge erklärte nun der englische Staatsrath sich bereit einzugehen, verlangte jedoch, daß Maria Theresia eine Verstärkung von 25,000 bis 30,000 Mann (ungerechnet die Besatzung Luxemburgs) nach den Niederlanden schicken (weil der Beitritt Hollands nicht anders zu erwirken sei) und zum Schutze Hannovers für den Fall eines preußischen Angriffes ein Heer zusammenziehen sollte. Als nun aber der englische Staatssekretär Holderneß sich nach Belgien begab, eröffnete ihm der Generalgouverneur desselben, Prinz Karl von Lothringen, die österreichischen Truppen dortselbst wären nur 20,000 Mann stark und die Besatzung Luxemburgs allein erfordere davon 7000; außer den Barriereplätzen sei kein fester Ort haltbar, und er könne sich nur zur Deckung der am meisten bedrohten holländischen Gränzpunkte verstehen. Holland dagegen hatte seine Truppen zurückberufen und wünschte sich durch einen Neutralitätsvertrag sicher zu stellen. Somit mußten Belgien und Holland einem französischen Angriff bloßgestellt bleiben, was der englische Staatsrath dem Wiener Hofe bemerkbar zu machen nicht ermangelte.

Wiewohl nun die Verhältnisse zwischen England und Oesterreich sich dergestalt immer schroffer und spitzer ausbildeten, spielte Kaunitz seine Rolle ganz auf die alte Weise fort. Im Mai d. J. äußerte er den Wunsch, daß sich England und Frankreich vergleichen möchten, und versicherte im Namen seiner Monarchin, »daß sie ihre Interessen von jenen des Königs von England für unzertrennlich halte«, oder vielmehr, »daß diese ganz dieselben seien«; Maria Theresia sei überzeugt: »ihre Sicherheit sei allein in der ihrer Verbündeten, und insbesondere Englands zu finden«; demnach sei sie entschlossen, »ihre Verpflichtungen nicht bloß nach dem Buchstaben, sondern nach dem Sinne der Verträge zu erfüllen und alle Kräfte auf's Aeußerste zu diesem Zwecke anzustrengen.« In Bezug auf die von England so dringend geforderten Unterstützungsheere in Belgien und Hannover wurde als erste Bedingung festgestellt, daß Maria Theresia zuerst durch Rußland gegen Preußen gesichert sein müsse, wie denn Kaunitz noch ausdrücklich bemerkte, daß England Marien Theresien nicht bloß als seine Verbündete gegen Frankreich, sondern auch gegen Preußen betrachte. England hingegen, seiner fruchtlosen Bemühungen müde werdend, erklärte am 31. Mai, daß es nicht im Einvernehmen mit Oesterreich wirken könne, wenn Maria Theresia die an sie ergangenen Forderungen nicht definitiv annehme, und »Europa's ganzes Staatensystem werde zu Grunde gehen.« In seiner Erwiederung suchte sich der Wiener Hof wider den indirekten Vorwurf der Undankbarkeit gegen England dadurch zu rechtfertigen, daß er hervorhob, wie einerseits Oesterreich den Beistand der Seemächte mit dem Blute seiner Völker erkauft, und wie anderseits seine Bundesgenossen bei dem freundschaftlichen Verhältniß mit Oesterreich sich neue Quellen von Reichthümern geöffnet hätten; er hob zugleich hervor, daß Maria Theresia »noch nie die Freude gehabt habe, zu sehen, daß ihre Bundesgenossen ihren Absichten Gerechtigkeit wiederfahren ließen.« In ihrem Ultimatum erklärte sodann Maria Theresia sich zur Unterhaltung von 25,000 Mann in den Niederlanden bereit (die Besatzungen von Namur und Luxemburg in diese Zahl nicht einbegriffen), aber unter der Bedingung, daß England 20,000 und Holland wenigstens 6000 Mann stellten; außerdem sollte der König von England die Anzahl der Hülfstruppen, die er Marien Theresien senden wolle, angeben, sobald als möglich Subsidienverträge abschließen, die russischen Truppen in englischem Gold zum Schutze Oesterreichs gegen Preußen verwenden und alles aufbieten, um eine von Italien her etwa drohende Gefahr unmöglich zu machen. Bei Erfüllung dieser Bedingung, und sowie 20,000 Mann englische Truppen nach Belgien marschirten, sollten die österreichischen desgleichen thun. Bevor dies Ultimatum in Hannover ankam (der König von England hatte sich in sein deutsches Kurfürstenthum begeben), verlangte der englische Gesandte in einer dem Wiener Hof übergebenen Denkschrift eine unumwundene Erklärung: »ob Maria Theresia, im Falle eines Angriffs von Frankreich oder seinen Bundesgenossen auf Hannover, zum Schutz dieses Kurfürstenthums Truppen, und wie viel sie senden, endlich: wann diese Armee aufbrechen würde, um sich mit den englischen und hannöverschen Truppen zu vereinigen«? Diese kategorische Frage wurde durch die Bemerkung verschärft: England würde aus der Zahl der österreichischen Hülfsvölker und aus dem Eifer, womit man sie stellte, die Gesinnungen des Wiener Hofes erkennen, »welchem ebensowohl Dankbarkeit als Oesterreichs eigener Vortheil die Nothwendigkeit: England beizustehen, fühlbar machen müsse.« In der Antwort auf diese Denkschrift bezog sich Kaunitz lediglich auf das dem englischen Gesandten zugestellte Ultimatum, und erklärte, daß sich seine Monarchin jeder Auskunft über die in der Denkschrift enthaltenen Fragen so lange enthalten müsse, als sich der König von England über die Punkte des Ultimatums nicht erklärt habe. Hierauf erklärte denn der Letztere, er wolle sich mit dem Hause Oesterreich in keinen Federkrieg einlassen. Was das Verhältniß Oesterreichs zu Frankreich betrifft, so hatte der englische Minister von der ersteren Macht auch hierüber Auskunft verlangt, und (nach einem Bericht vom 27. Juni 1755) von Kaunitz folgende erhalten, welche ganz dem bisherigen Benehmen des klugen Diplomaten entsprach. Kaunitz erklärte nämlich, daß Frankreich seine Friedensliebe rühme, sich über England ungünstig auslasse und den Wiener Hof wider dasselbe einzunehmen suche; »er (Kaunitz) kenne jedoch den französischen Hof zu gut, als daß dessen kleine Künste ihn täuschen könnten«; »wir haben« (sagte er ferner), »obwohl geheime, doch wirksame Maßregeln ergriffen und alles so vorbereitet, daß wir, im Falle es nöthig ist, ohne Verlust eines Tages in's Feld rücken können«, worin eigentlich eine reservatio mentalis in Bezug auf Schlesien enthalten war, während England sich die Erklärung in Bezug auf einen Krieg in Belgien auslegen sollte.

Nun wurden die diplomatischen Anfragen und Erwiederungen seltener; England, welches plötzlich klar sah, um was es sich eigentlich handle, und welches sich überzeugte, daß es von Marien Theresien keinen Beistand gegen Frankreich zu erwarten habe, wenn es sich nicht mit ihr gegen Preußen zur Wiedereroberung Schlesiens verbinde (was es unter den bestehenden Verhältnissen für Wahnsinn erklärte), – England schickte sich nun an, zu handeln und sich enger an Preußen anzuschließen, wozu auch Friedrich II. aus mehrfachen Rücksichten bestimmt wurde, – einmal, weil er die Absichten Oesterreichs durchschaute, zweitens weil er wohl wußte, daß er vereinzelt dastand, indem ihm von Rußland her Gefahr drohte, ohne daß er sich auf Schweden als auf einen Gegenhalt verlassen konnte, und indem Frankreich wieder nur geringen Eifer bezeigte, sein Bündniß mit Preußen zu erneuern, welches im Mai 1756 zu Ende ging; – er wollte den Frieden in Europa erhalten, weil er mußte.

Während nun Rußland die Vollziehung seines Vertrages mit England verzögerte, beschleunigten Friedrich II. und Georg II. den Abschluß eines Schutzbündnisses zwischen Preußen und England, welches am 16. Januar 1756 zu Stande kam. Der betreffende Traktat von Whitehall enthielt folgende Punkte: 1) der Traktat von Westminster, durch welchen das Haus Brandenburg dem Hause Hannover die britische Thronfolge garantirte, wurde bestätigt, 2) Georg II. verzichtete zu Gunsten Friedrichs II. auf alle Rechte und Ansprüche auf Ostfriesland, 3) Friedrich II. verpflichtete sich zur Erstattung des Restes der Hypothek der englischen Nation auf Schlesien, 4) er verband sich, auf alle Maßregeln Englands zur Erhaltung des europäischen Friedens und zur Abhaltung fremder Truppen von Deutschland einzugehen, 5) er nahm die Garantie der Generalstaaten für das Haus Hannover über sich, wogegen Georg II. seinerseits seine besondere Garantie für die von Friedrich II. erworbenen schlesischen Lande in bester Form erneuerte. Zwei geheime Artikel betrafen die Ausnahme der österreichischen Besitzungen in Belgien und Italien von der Garantie und die Verpflichtung Englands zur Entschädigung der preußischen Handelsleute für nicht wiedererstattete Prisen, welche ihnen die Engländer im vorigen Kriege abgewonnen hatten, im Betrag von 200,000 Pfund Sterling. –

Diesen Vertrag hoffte man sowohl vor dem Wiener als auch vor dem Petersburger Hofe um so leichter zu rechtfertigen, als der Zweck desselben bloß die Erhaltung des Friedens betraf, den ja jede der Mächte auch wieder als ihren obersten Zweck hinstellte. Rußland gegenüber wurde erklärt, daß Oesterreich durch den Vertrag von Whitehall nun gegen Preußen auf's Zuverlässigste (besser als durch Gewaltmittel) gesichert sei, und daß demnach nunmehr (in Bezug auf Oesterreichs frühere Erklärung) kein Hinderniß mehr im Wege stehe, daß es sich für England thätig verwende. Wie sehr man sich nun über Rußlands wahre Gesinnungen täuschte, ergab sich bald daraus, daß die Kaiserin, als sie den russisch-englischen Vertrag vom 30. September 1755 vollzog, noch die wichtige Bedingung beisetzte, daß derselbe nur für den Fall gelte, wenn der König von Preußen die Staaten des Königs von England oder seiner Bundesgenossen angreife, unter welchen letzteren natürlicherweise auch Oesterreich mitverstanden wurde.

Was die Aufnahme des Vertrages von Whitehall am Wiener Hofe betraf, so ahnte der englische Minister Keith, welcher sich alle Mühe gab, darzuthun, daß jener Vertrag nichts Feindseliges gegen Oesterreich enthielte, sondern bloß zur Erhaltung des Friedens dienen solle, nicht im Mindesten, welche Freude sich hinter der kalten Höflichkeit in Kaunitzens Antworten verbarg; – »er habe nie geglaubt, daß der König von England durch den preußischen oder einen andern Vertrag die Verpflichtungen schwächen wolle, welche er durch frühere Verträge gegen seine alten Verbündeten übernommen habe,« bemerkte Kaunitz das erste Mal (7. April), und später (im Mai): »die Kaiserin könne nicht verhehlen, daß die Beschränkung der Neutralität auf die deutschen Länder sie ein wenig überrascht habe, weil sie sich anderwärts in sichtlicher Gefahr befände; doch wünsche sie dem Könige von England alles mögliche Gute, und daß man aus dem Vertrage (besonders für das Kurfürstenthum Hannover) all den Vortheil ziehen möge, welchen man erwarte.« Schärfere Ausdrücke mußte der englische Gesandte am russischen Hofe hören; er erfuhr, daß sich der Wiener Hof über Georg II. beklage, welcher Oesterreichs Interesse dem Könige von Preußen aufgeopfert habe; diesem Vorwurf kam noch die durch eine Schrift verbreitete Nachricht zur Unterstützung sehr gelegen, daß der König von Preußen mit dem Herzog von Nivernois unterhandle (Ludwig XV. hatte Diesen im Dezember 1755 nach Berlin geschickt, um sich über die wahren Absichten Englands und Preußens genau zu erkundigen. Der Grund der Sendung Nivernois' war die Unschlüssigkeit der Kommission, welche Ludwig XV. zur Begutachtung eines österreichischen Bündnisses niedergesetzt hatte, weil er, nach der Zusammenkunft in Babiole, den Widerstand von Puisieux, Saint Severin und Saint Florentin im Staatsrath befürchtete. Ausdrücklich erklärte nun Ludwig XV. an Kaunitz: er wolle sich vor dem Abschlusse über die wahren Absichten Preußens und Englands erkundigen. – Nivernois sollte dem König von Preußen die Souverainetät über die Insel Tobago antragen als Preis für die Erneuerung des Bündnisses mit Frankreich, – ein Anerbieten, welches Friedrich II. sehr lächerlich fand. Obwohl nun Friedrich II. dem Herzog von Nivernois zur besten Antwort den Vertrag mit England gezeigt hatte, so wies man doch anderseits auf die Möglichkeit hin, daß diese Unterhandlung Friedrichs mit Nivernois nicht ohne Wissen Englands geschehen, und unterstellte: »Friedrich II. trachte nach der Rolle eines Vermittlers, nach Ehre und Zuwachs an Land.« Der Wiener Hof warf sogar die Andeutung hin, daß er unter solchen Umständen wohl genöthigt werden möchte, sich nach anderen Verbündeten umzusehen.

Das Letztere eben hatte er nun aber bereits gethan, und allen diesen kleinen Schauspielerkünsten der Diplomatie lag kein anderer Zweck zu Grunde, als: Zeit zu gewinnen, um die mit Frankreich eingeleitete Sache glücklich zum erwünschten Abschluß bringen zu können; nichts konnte dem Wiener Hofe willkommener sein als eben dieser preußisch-englische Vertrag, durch dessen Abschluß nun Oesterreich gleichsam gezwungen zu sein schien, das alte System aufzugeben, nachdem Kaunitz meisterhaft den Schein zu behaupten gewußt hatte, als wolle er dasselbe aufrecht halten. Nach der (oben erwähnten) Zusammenkunft zwischen Bernis und Stahremberg zu Babiole (im Sept. 1755) und einer zweiten zu Luxemburg, woselbst der Plan eines französisch-österreichischen Bündnisses entworfen und erörtert worden war, trat der Abschluß des englisch-preußischen ein, und der jenes ersteren wurde nun dadurch beschleunigt. Zu den ursprünglichen Bedingungen desselben gehörte eine gegenseitige Garantie für die beiderseitigen Besitzungen in Europa und für die preußischen Länder; den letzteren Punkt bewilligte Maria Theresia nicht ohne vorhergegangene lange Gegenvorstellungen; als die Nachricht von dem englisch-preußischen Bündnisse eintraf, benützte dies der österreichische Gesandte, um den beanstandeten Punkt im Interesse seiner Monarchin durchzusetzen.

So weit war die Sache gereift, als sie denn im österreichischen Staatsrath zum Abschluß kommen sollte, und – noch wußte Marien Theresien's Gemahl nichts davon! Erstaunt, entrüstet schlug Franz I. bei der Nachricht von einem Bunde Oesterreichs mit Frankreich auf den Tisch, rief: »Ein solches Bündniß ist unnatürlich und soll nicht statt haben,« und verließ den Sitzungssaal. Marien Theresiens Beifall entschied die Zustimmung der übrigen Mitglieder des Staatsrathes, und auch Franz I. gab dann die seinige.

Am 1. Mai 1756 fand der Abschluß des Traktats von Versailles zwischen Frankreich und Oesterreich statt; er hieß: »Neutralitäts-Convention und Defensiv-Traktat der Einigung und Freundschaft, zwischen Maria Theresia einerseits und Ludwig XV. anderseits, für beide Monarchen und deren Erben, Nachkommen, Königreiche, Staaten, Provinzen, Länder, Unterthanen und Vasallen ohne alle Ausnahme.« Sie erneuerten den westphälischen Frieden und alle seither abgeschlossenen Friedens- und Freundschaftstraktate und garantirten sich wechselseits alle beiderseitigen Besitzungen, und Oesterreich verband sich, im Angriffsfalle die französischen Besitzungen in Europa (mit einziger Ausnahme des damals ausgebrochenen Krieges zwischen Frankreich und England) Am 17. Mai 1756 erklärte England an Frankreich, am 9. Juni das Letztere dem Ersteren förmlich den Krieg.; Frankreich verband sich, die Besitzungen Marien Theresiens (ohne Ausnahme) zu beschützen durch eine Armee von 24,000 Mann, welche in 6 Wochen oder höchstens 2 Monaten marschfertig sein sollte. Maria Theresia behielt sich (im 8. Artikel) vor, die übrigen Mächte zu diesem »rein-defensiven Traktat« einzuladen. Dieser Letztere erklärte übrigens deutlich genug die entschiedene Neigung Marien Theresiens zum Krieg, (während Friedrichs II. Friedensliebe damals eben so gewiß war) und ließ nicht minder deutlich das Motiv erkennen, welches sie dabei bestimmte. So war denn das »neue System,« die Frucht jahrelanger diplomatischer Künste, fertig und unwiderruflich, und Maria Theresia hatte demnach denselben Weg eingeschlagen, wie weiland Karl Albrecht von Bayern, nur mit dem Unterschiede, daß jener sich vor dem stolzen Frankreich gedemüthigt hatte, um den Titel eines deutschen Kaisers zu erlangen, und daß die deutsche Kaiserin Maria Theresia sich herabgelassen hatte, an die – Pompadour zu schreiben, um ihr entrissenes Erbland Schlesien wieder zu erobern; der Zweck schien ihr das Mittel zu heiligen. Ihr Gemahl fühlte und dachte diesmal deutscher als sie, aber er war zu schwach, seine Gefühle, seine Ansichten zu behaupten und durchzusetzen. Selbst ihr Beichtvater mißbilligte das neue System, und der Erzherzog Joseph fragte seine Mutter wiederholt: »ob sie sich denn sicher glaube, indem sie Frankreich traue, das sie so oft betrogen hätte?« Nicht blos am Hofe, sondern auch in den weitesten Kreisen des Publikums herrschte große Mißstimmung. Nicht ohne Interesse ist's, die diplomatischen Hin- und Widerreden zwischen den österreichischen und britischen Staatsmännern über das verhängnißvolle Bündniß zu belauschen. Von Seiten des Wiener Hofes wurde bis zum letzten Augenblick eine Sprache geführt, welche in der Diplomatie erlaubt ist, weil eben der Zweck das Mittel heiligt; – Schattenparthieen, welche nicht verheimlicht werden dürfen! Man höre!

Unbefriedigt durch die Antworten Kaunitzen's, welcher in Bezug auf die Unterhandlungen zwischen Oesterreich und Frankreich erklärte: »er habe ganz besondere Befehle, über diesen Punkt in keiner Weise auf Erläuterungen einzugehen,« erbat sich und erhielt Keith eine Audienz bei der Kaiserin Bei Raumer, welcher Coxe's Bericht ergänzt.. Sie fand am 13. Mai, (dem Geburtstage Marien Theresiens) statt. Freundlich empfing die Kaiserin den englischen Gesandten, welcher nun alsobald auf die Erklärung zurückkam, die er als schriftliche Verbalnote seinem Hofe schicken sollte, nämlich: wie Maria Theresia durch die Beschränkung der Neutralität auf die deutschen Lande ein wenig überrascht worden sei u. s. w., Keith bemerkte darüber, »daß diese Erklärung seinem Hofe als ein Aufgeben der alten Verhältnisse erscheinen werde.« Hierauf erwiederte Maria Theresia: »Es ist nicht meine Schuld, wenn dies der Fall ist. Nicht ich habe das alte System aufgegeben, sondern Ihr Hof hat zu gleicher Zeit das System und mich verlassen, indem er den Vertrag mit dem König von Preußen schloß. Die Nachricht von diesem Vertrage hat mich so getroffen, als hätte mich der Schlag gerührt, denn ob ich gleich von verschiedenen Orten mancherlei Nachrichten erhielt, daß solch' ein Vertrag im Werke sei, konnte ich doch niemals dahin gebracht werden, es zu glauben. Jetzt aber, nachdem es gewiß ist, betrachte ich das alte System als nicht mehr vorhanden, und deßhalb muß ich auch entschuldigt sein, wenn ich Maßregeln ergreife, die zu meiner Sicherung nöthig erscheinen.« Auf die Entgegnung Keith's, daß der berührte Vertrag das alte System keineswegs aufhebe und daß er durch die Abgeneigtheit des Wiener Hofes, den englischen Plan der Vertheidigung anzunehmen, herbeigeführt worden, sprach Maria Theresia: »Ohne auf die Gründe einzugehen, welche den König von England vermocht haben, jene Maßregel zu ergreifen, will ich Ihnen nur frei gestehen: ich und der König von Preußen, wir sind zu einander unverträglich, und keine Rücksicht kann mich je vermögen, in einen Bund einzutreten, an welchem er Theil hat;« – worauf Keith bemerkte: ein solcher Entschluß sei gegen das Interesse der Kaiserin, weil er dem König von Preußen einen Vorwand gebe und der ihn gewissermaßen zwinge, sich durch den Untergang des Hauses Oesterreich zu sichern. Nun ging er auf das Verhältniß des Wiener Hofes zu dem französischen über; die Kaiserin lehnte jedoch jede Erklärung darüber ab und bemerkte bloß: »sie vermöge nicht einzusehen, wie England verwundert sein könne, daß sie Verbindungen mit Frankreich eingehe, nachdem Ersteres ihr durch den preußischen Vertrag ein Beispiel gegeben.«

Nun bat Keith um die Erlaubniß, bloß als Privatmann sprechen zu dürfen, und es kam dann zu folgenden Reden und Gegenreden. »Mein jetziges System« (sagte Maria Theresia) »ist, mich durchaus von jedem Krieg fern zu halten; alle meine Maßregeln beziehen sich auf diesen Zweck.« Gleichwohl war schon am 18. Februar von großen Kriegsrüstungen Oesterreich's die Rede. Man vergleiche das, was zwei Monate später geschah. Als nun Keith sich äußerte, er könne an ein Bündniß der Kaiserin mit einer Macht, welche stets ihr und ihres Hauses Feind gewesen, nicht eher glauben, als bis er ihre Unterzeichnung des Vertrages gesehen, erwiederte sie: »Ich bin weit davon entfernt, französisch gesinnt zu sein, und weiß, daß jener Hof mein Feind ist; allein der Friede von Aachen und die damals, sowie vorher von mir erzwungenen Abtretungen haben mir Arme und Beine abgeschnitten und mich in eine Lage gebracht, wo ich wenig von Frankreich zu fürchten und nach dieser Seite hin zu thun habe. Vielmehr muß ich die Maßregeln ergreifen, welche nothwendig sind, das Wenige zu vertheidigen, was man mir gelassen hat.« – »Die Abtretungen,« bemerkte Keith hierauf, »seien unvermeidlich gewesen;« auch erinnerte er an Englands Abtretungen von Cap Breton im Interesse Oesterreichs. »Wie können Ew. Majestät« (fuhr er sodann fort) »glauben, durch eine Verbindung mit dem treulosen französischen Hofe Sicherheit zu finden?« – »Und warum soll ich nicht?« erwiederte Maria Theresia. Nochmals brachte jetzt Keith alle Gründe gegen einen französisch-österreichischen Bund vor, und schloß mit den Worten: »Es ist unmöglich, daß eine Kaiserin und Erzherzogin von Oesterreich sich so erniedrigen und in die Arme Frankreich's werfen sollte.« Rasch antwortete Maria Theresia: »Ich werfe mich nicht in die Arme Frankreichs, ich stelle mich ihm zur Seite. Noch ist nichts mit dieser Macht vollzogen; auch werde ich nichts wider England eingehen; aber eine Uebereinstimmung war nöthig, und ich bin überzeugt, wenn Frankreich sie annimmt, wird es sein Wort halten.« (Man erinnere sich an das Datum dieser Audienz, den 13. Mai, und an das des Vertrags von Versailles, den 1. Mai!) Nun erinnerte Keith an die pragmatische Sanktion und an Englands Verdienste um Oesterreich. Da erwiederte Maria Theresia: »Hätte Preußen nicht den Weg gezeigt, würde Frankreich mich nicht angegriffen haben; auch kam der König von England sehr spät zu meiner Vertheidigung. Ich kann mich um entfernte Landschaften wenig bekümmern, muß mich auf Vertheidigung meiner Erbstaaten beschränken und habe nur zwei Feinde zu fürchten: die Türken und die Preußen. Bei dem guten Verständnisse, was jedoch zwischen den beiden Kaiserinnen« (ihr selbst und Elisabeth von Rußland) »obwaltet, werden sie zeigen, daß sie sich vertheidigen können und selbst von diesen mächtigen Feinden wenig zu fürchten haben.«

Während Maria Theresia dergestalt ziemlich deutlich die Kaiserin von Rußland als ihre Verbündete bezeichnete, glaubten gleichzeitig England und Preußen, das Erstere mit Bestimmtheit, Friedrich II. aber nicht ohne einiges Mißtrauen, des russischen Beistandes sicher zu sein, und der Letztere schlug vor, daß sich die 30,000 Mann russischer Truppen in den Häfen Kurlands und Lievlands ein-, und in Rostok ausschiffen sollten. Wiewohl nun wirklich Truppen in Lievland zusammengezogen wurden, zeigte sich bald die wahre Gesinnung des durch österreichischen Einfluß und österreichisches Geld fortwährend bearbeiteten russischen Hofes; die Kaiserin Elisabeth erklärte dem Grafen Esterhazy ausdrücklich: »Wenn Maria Theresia von Preußen oder Frankreich angegriffen werde, wolle sie derselben mit aller ihrer Macht zu Hülfe kommen.« In der That aber brach sie ihre Verbindung mit England, um die Bedingungen jener mit Oesterreich vom Jahre 1746 aufs Genaueste zu erfüllen.

Erst am 12. Juni setzte Kaunitz den englischen Gesandten von dem zwischen Oesterreich und Frankreich geschlossenen Vertrag in Kenntniß, und berief sich zur Rechtfertigung desselben darauf, daß man ja den westphälischen Frieden zu Grunde gelegt, daß mithin von einem Umsturze der Reichsverfassung die Rede nicht sein könne.

So weit waren die Verhältnisse gediehen. Für Maria Theresia schien die größte Hoffnung eines günstigen Erfolges vorhanden, wenn sie, durch Rußland, Frankreich und Sachsen gedeckt, den Versuch zur Wiedereroberung Schlesiens machte, während Friedrich gute Gründe hatte, die Erhaltung des Friedens zu wünschen und Alles dafür aufzubieten, wenngleich ihm die feindseligen Absichten Oesterreichs und Rußlands nicht entgingen.

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