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Während das Banditenauto, in das man Tilton hineingezwungen hatte, um ihn »mit auf eine Fahrt« zu nehmen, von dem anderen Auto mit seinen beiden Insassen verfolgt wurde, schritt der Mann, der sich kurz vorher von dem einen getrennt hatte, auf das Brownsche Haus zu.
Er war im Begriff, zu klingeln, als er bemerkte, daß die Tür nicht verschlossen war, sondern nur angelehnt stand.
Das überraschte ihn. Er griff in seine Tasche, nahm einen Revolver heraus, um auf alle Fälle gerüstet zu sein, und stieß sie vorsichtig weiter auf. Sein Blick fiel in den Parlor, der leer war. Durch die hintere Türe aber schien ein gedämpftes Licht von dem oberen Stockwerk zu kommen.
Eine Weile horchte er.
Kein Laut war zu vernehmen.
»Hello!« rief er in das Haus hinein.
Als keine Antwort erfolgte, trat er vorsichtig ein, schloß die Tür hinter sich und leuchtete dann mit einer elektrischen Taschenlampe in alle Winkel des Raumes, um sich zu versichern, daß hier niemand verborgen war.
Niemand war zu entdecken, auch in den anderen ebenerdigen Zimmern nicht. Das Haus schien völlig verlassen zu sein. Als er sein Nachsuchen, das kaum eine oder zwei Minuten in Anspruch genommen hatte, unten beendet, stieg er die Treppe hinauf. Sein erster Blick galt dem Zimmer, aus dem, wie er jetzt bemerkte, das Licht kam und fiel hier auf den Mann, der gefesselt und geknebelt auf dem Stuhle saß.
Sofort ließ er Lampe und Revolver in seine Tasche gleiten und machte sich daran, ihn aus seiner Fesselung zu befreien.
»Sie sind Mr. Brown«, versetzte er. »Ich habe Sie auf der Polizeistation gesehen.«
Brown holte erst ein paar tüchtige Atemzüge, rieb dann seine Handgelenke, in die die Drahtfessel tief eingeschnitten hatte und sagte:
»Ich kann mich nicht erinnern –«
»Natürlich nicht«, unterbrach ihn der andere. »Hab mich auch nicht sehen lassen. Ich bin Detektiv Fisher. Sobald Sie gegangen waren, wurde ich mit zwei Kollegen abgeordnet, Ihr Haus zu beschatten. Es ist immer die erste Maßnahme der Polizei, wenn sie Spuren sucht, dort zu beginnen, wo das Verbrechen begangen wurde. Das ist immer richtig und darf niemals versäumt werden, auch wenn es manchmal zu nichts führt. Well, hier führte es zu was. wir sahen, daß ein Mann Ihr Haus betrat und gleich darauf von zwei anderen in ein Auto geschoben wurde, das inzwischen vorgefahren war. Es sah ganz aus wie eine neue Entführung, wer war der Mann? Erzählen Sie schnell alles, was Sie wissen.«
Und Brown erzählte ihm seinen eigenen Überfall und dann den Trick, mit dem man Tilton in die Falle gelockt hatte. Nur die Gründe verstand er nicht.
»Kannten Sie die Banditen, oder können Sie mir wenigstens eine Beschreibung von ihnen geben?«
»Sie waren mir ganz unbekannt, aber eine genaue Beschreibung kann ich Ihnen geben, denn ich habe sie mir genau angeschaut«, antwortete Brown, indem er schwerfällig von dem Stuhle aufstand und seine Leine zu strecken begann.
Darauf beschrieb er die beiden Männer.
Der Detektiv schüttelte den Kopf.
»Den jungen Kerl kenne ich nicht, um so besser aber den älteren. Gar kein Zweifel nach Ihrer Beschreibung. Dachte doch, daß er mir bekannt vorkam. War meiner Sache nur nicht sicher, da wir zu entfernt standen. Es ist Rex Dunn, einer von Piggy Donnovans Gang. Er hat sogar ein paar Jahre hier in Salinas gewohnt und wir hatten ihn auch ein paarmal im Gefängnis. Leider nur immer wegen kleiner Sachen. Welche Dreistigkeit, hier etwas zu unternehmen, wo ihn doch eine ganze Anzahl Detektive und auch andere Leute kennen. Diese Kerle riskieren sonst was. Ich weiß übrigens, wo er in Chikago wohnt, denn ich habe ihn im Auge behalten. Bei einem Manne von Piggy Donnovans Gang lohnt sich das immer. Er wohnt in Stelton Lane in Chikago, in einem Absteigequartier, das im ersten Stock einen Wahrsagesalon beherbergt. Fein, daß Sie ihn mir so gut beschreiben konnten. Das klärt die Sache schon halb auf. Wir haben jetzt das Absteigequartier zu beobachten und Piggy Donnovan zu suchen. – Sie haben einen Fernsprecher im Hause, ich sah ihn, als ich hereinkam. Darf ich ihn benützen? Ich möchte mit dem Chef sprechen und ihm sagen, daß er sich sofort mit der Polizei in Chikago in Verbindung setzt.«
»Damit Piggy rechtzeitig gewarnt wird?«
»Unsinn. Die Polizei in Chikago ist nicht so schlimm, wie man glaubt. Und unser Chef kennt die Stellen, die sicher sind, ganz genau; darauf können Sie sich verlassen.«
Damit eilte er die Treppe wieder hinab, ließ sich mit der Polizeistation verbinden und hatte ein langes Gespräch mit dem Chef.
»Gewiß, Chef, ich halte es auch für geboten, daß die Polizei in Chikago eine Anzahl Leute nach der Stelton Lane schickt«, sagte er zum Schlusse. »Nur sollte es schnell geschehen, bevor die Kerle mit Tilton dort eintreffen – vorausgesetzt, daß das überhaupt ihr Ziel ist. Uzzel und Babcock sind hinter ihnen her und wenn mich nicht alles täuscht, werden wir auf diese Weise auch erfahren, was mit dem Mädchen geschehen ist.«
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So kam es, daß, als der Banditenwagen in die Stelton Lane einbog und dort vor Piggy Donnovans Hause zum Halten kam, aus benachbarten Torwegen und dunklen Ecken ein halbes Dutzend Gestalten mit Revolvern in den Händen herbeisprangen und die beiden Banditen umringten. Gleichzeitig wurde am Ende der Straße ein anderes Auto sichtbar, das sein Führer ebenfalls sofort zum Halten brachte, als er sah, daß das vor ihm zum Stillstand gekommen war. Zwei Männer sprangen heraus und eilten mit ihren Revolvern ihren Kollegen zu Hilfe.
»Hände hoch!«
Überrascht, aber ohne sich einen Augenblick lang zu besinnen, denn sie kannten die Gefahr, die in einer Zögerung lag, gehorchten die Banditen, als sie kaum ausgestiegen waren und im Begriff standen, ihren Gefangenen ebenfalls zum Aussteigen zu veranlassen.
Irgend etwas war schief gegangen und ihr Vorhaben fehlgeschlagen. Well, man kann nicht erwarten, daß alles immer glatt geht. Unglückliche Zufälle lassen sich nie ausschalten und man muß die Unannehmlichkeiten dann eben mit in den Kauf nehmen. Daß sie sich nicht zu lange ausdehnten, dafür würde ihr Anwalt schon sorgen.