Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
In einer der dürftigen Gemeinschaftsküchen der Umgebung nahmen sie das Mittagessen.
Inmitten abgezehrter Mittelständler und halbverhungerter geistiger Arbeiter saßen sie.
Als sie nach zwei Uhr nach Hause kamen, berichtete der Portier:
»Ein elegantes Auto hat eine ganze Reihe von Koffern und Körbe für die Baronesse abgegeben. Sie haben im Zimmer nicht Platz gehabt – ich habe sie einstweilen am Gang aufgestapelt.«
Leo verfärbte sich.
Marianne wollte zuerst einen Freudenschrei: »Meine Sachen!« ausstoßen, beherrschte sich dann aber und meinte nur kleinlaut:
»Wir können ja die Sachen wieder zurückschicken ... Allerdings, ein bißchen Wäsche hätte ich schon nötig ... und vielleicht einen Mantel ...«
»Es sind deine Sachen – und ich habe kein Recht, von dir zu verlangen, daß du sie meinetwegen zurückschickst, wo ich dir doch keinen Ersatz bieten kann ...«
Und so behielt Marianne die Sachen und begann sie wieder schüchtern zu tragen – obwohl sie nicht ganz modern, sondern die Mode des vergangenen Jahres waren ... Aber wer ist so streng?!
Auch die Depotscheine über ihre Pelze waren vorhanden – alles bezahlt ... und auch der ganze Schmuck.
Sie wagte nicht, die Kassette zu öffnen. Sie vergrub sie ganz tief am Grunde eines Koffers.
Drei Tage lang wartete Kalmar, ob die Koffer zurückkämen – oder der Schmuck wenigstens ... Aber nichts rührte sich. Er war zufrieden.
Der Versuch der Verführung war geglückt!
Die Zeit würde das übrige tun ... Er braucht bloß auf den Tag des Reifwerdens zu warten.
»Es wird mein süßester Triumph sein, diesen weichen, roten, üppigen, widerspenstigen Mund zu küssen und zu wissen: Jetzt bist du die Meine!«
Und im Vorgefühl dieses Augenblickes schloß er die Augen und lehnte sich in den Sessel zurück.
Das Telephon rasselte ... Interurban – Berlin.
»Hier Kalmar!«
»Hier Jacques Zinner. Der Petroleumkonzern kommt zustande. Wir haben die Majorität und können den Marktpreis diktieren. Morgen soll sich die Dobrovic-Gesellschaft offiziell konstituieren. Die polnischen Herren sind schon da. Es wäre gut, wenn Sie auch kämen.«
»Morgen früh bin ich auch in Berlin! Gemacht!«