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III.

Der Garten hinter dem Hause der Wohnung Walter's war ziemlich groß und nur durch einen niedrigen Zaun vom Parke getrennt, während eine Hecke von Ginstersträuchen ihn von dem Garten der Wohnung Karl's abgrenzte. Auch in dieser Hecke befand sich eine Thür, die den Verkehr der Nachbarn gestattete, der dem Badeleben seinen eignen Reiz verleiht. Die Leute finden sich zusammen, denn ein Jeder fühlt das Bedürfniß nach dem Umgang mit Andern, und die Menschen, nicht die Einrichtungen sind daran schuld, wenn aus einem solchen Verkehr nichts wird.

Somnitz hatte ziemlich einsam gelebt, da ihn der Ton des Badelebens dieser Saison abgeschreckt, Umgang zu suchen; als aber die Freunde jetzt in den Garten kamen, sich dort einen gemüthlichen Frühstücksplatz zu suchen, wurden sie von einem Herrn angeredet, der vor einem gedeckten Tisch unter schattigem Laubbach saß.

»Guten Morgen, meine Herren,« sagte er, »aber jener Theil des Gartens, dem Sie sich zuwenden, ist mit Beschlag belegt, suchen Sie einen hübschen Platz und ist Ihnen gemüthliche Gesellschaft willkommen, so werde ich mich freuen, wenn Sie sich dieses Tisches mit mir bedienen wollen.«

Der Mann, der so zuvorkommend sprach, hatte etwas Joviales in seinem runden wohlgenährten Antlitz, im Allgemeinen ein ziemlich nichtssagendes Gesicht, aber kluge, bewegliche Augen, die scharf und rasch zu beobachten schienen. Er war etwa im Anfang der Vierziger, trug eine Perrücke und einen Schnurrbart, welcher Letztere ihm das Aussehen eines Militairs gab, was durch eine steife und hohe Halsbinde noch erhöht wurde.

Die Freunde nahmen das Anerbieten an und stellten sich dem Fremden vor, worauf dieser zu ihrer nicht geringen Ueberraschung sich als denjenigen bezeichnete, von dem der Wirth so eben gesprochen und den sie, nach dem, was sie gehört, sich als einen jungen, neugierigen, wohl auch blasirten Menschen gedacht.

Walter schien unangenehm berührt, als er den Namen hörte, er haßte die Lauscher und Schwätzer, Somnitz dagegen war eine Bekanntschaft willkommen, mit der er über die Hausbewohner sprechen konnte.

»Sie sagten, jener Theil des Gartens sei mit Beschlag belegt,« begann er das Gespräch, »haust dort ein Riese oder ein Zwerg, und welche Strafe trifft den Uebelthäter, der den Bann durch bricht?«

»Die Verlockung dazu ist groß genug,« versetzte Hallborn in demselben scherzenden Tone, »denn es lassen sich dort Feen blicken, freilich aber auch ein grimmer Wächter, der das Paradies hütet.«

»Wohl der Herr Steinert? Nach der Kurliste wohnt hier nur ein Herr mit Familie.«

»Der Herr nennt sich Steinert und Rittergutsbesitzer,« antwortete Hallborn in einem Tone, der Walter aufmerksam machte.

»Sie betonen das ›nennt sich‹ eigenthümlich?« fragte er.

»Habe ich es betont, so mag's dabei bleiben. Der Mann sieht nicht aus wie ein Rittergutsbesitzer und Landmann, doch was thut das! Im Bade zieht man die Flagge auf, unter der man erkannt und behandelt sein will.«

»Wenn dieser Grundsatz gilt,« entgegnete Somnitz, den der Ton Hallborn's befremdete, »so dürfte Vorsicht bei Wahl der Bekanntschaften zu empfehlen sein.«

»Gewiß,« sagte Hallborn und er heftete seinen Blick mit einem eigenthümlichen Ausdruck auf Somnitz, »besonders wenn man Ihren Titel führt, Herr Staatsanwalt.«

Somnitz wechselte die Farbe, es war ihn als habe Hallborn seine Gedanken errathen.

»Mein Herr,« sagte er, »wenn ich diese Bemerkung mit der Person zusammenbringe, von der wir so eben gesprochen, ist sie für dieselbe nicht schmeichelhaft.«

»Ich sprach im Allgemeinen und will Niemand kränken, aber freilich auch nicht schmeicheln. Der Herr, der den halben Garten für sich gebraucht, hat nichts, was für ihn einnehmen könnte, und doch sind seine Töchter Engel.«

»Sie urtheilen streng,« sagte Walter, der Hallborn mit forschender Neugier beobachtete, »und wenn Sie sich nur von dem persönlichen Eindruck bestimmen lassen, und nicht besondere Gründe haben, Herrn Steinert für das zu halten, was er sein will, so könnte ich fast dessen Partei ergreifen, und wenn Sie mir nicht gesagt hätten, daß Sie Rentier seien, so würde ich Sie für einen Militair halten.«

»Fehlgeschossen, aber doch nicht ganz ins Blaue. Ich war Soldat wie Jeder, der in Preußen lebt und gesunde Glieder hat, aber mein militärisches Aussehen ist eine Maske. Ja, meine Herren,« fuhr er fort, als er bemerkte, daß die Freunde ihn befremdet anschauten, »es ist eine Maske und es ist keine gewöhnliche Zudringlichkeit, die mich Sie anreden ließ. Ich weiß es, daß Sie, Herr von Somnitz, einen Freund, der Arzt ist, erwarteten, und da die Wohnung für denselben auf längere Zeit gemiethet ist, sehe ich, daß Sie hier bleiben werden, und wären Sie nicht in den Garten gekommen, so hätte ich Sie aufgesucht. Sie sind überrascht, Sie fragen sich, ob Sie aufstehen und mich der eigenen Gesellschaft überlassen sollen? Ich bitte, gedulden Sie sich noch einen Moment. Ein Jurist und ein Arzt sind Personen, denen man in sehr verschiedenen Lagen Vertrauen schenkt und die gewissermaßen verpflichtet sind, ein solches Vertrauen anzunehmen – nun wohl, meine Herren,« bei diesen Worten senkte sich die Stimme Hallborns zu leisem Geflüster, »ich erwarte in jedem Falle die strengste Diskretion, selbst wenn Sie mir Ihre Hilfe verweigern, ich bin Criminalbeamter und nicht als Kurgast in diesem Ort, obwohl ich schon das Wasser trinken muß, um meinen Charakter zu verbergen.«

Walter schien etwas Aehnliches geahnt zu haben, denn er schien nicht besonders überrascht, schwer aber war es, die Gefühle zu beschreiben, die Somnitz in diesem Augenblick bestürmten und wogend seine Seele überflutheten, – ein Criminalbeamter auf der Spur des Verbrechers, und wer anders konnte das Opfer sein, als der, den Hallborn belauscht – wer anders als der Vater dieser schönen Mädchen, der Mann, dessen Anblick in ihm die furchtbarste Erinnerung seines Lebens erweckt!

Und Hallborn forderte Vertrauen, vielleicht Rath und Hilfe! Somnitz erbebte, seine Amtspflicht gebot ihm, überall, selbst im Auslande, einem Criminalbeamten Rede zu stehen, wenn nicht ihm Hilfe zu leisten. Durfte der Ankläger des Staates über einen Argwohn schweigen, wenn derselbe der Criminaljustiz den Weg erleichtern konnte?

»Herr Hallborn,« sagte er, noch wie benommen von dem Schrecken, »ich bin hier nicht Beamter, sondern Kurgast, und würde mich nur ungern der peinlichen Verpflichtung unterziehen, die jeder Ehrenmann der Criminaljustiz gegenüber hat. Sind Sie von der hiesigen Regierung autorisirt, eine Untersuchung einzuleiten?«

»Herr Staatsanwalt,« erwiderte Hallborn lächelnd, »Sie wissen sehr wohl, daß der Criminalbeamte wie ein Wilddieb auf allen Territorien sagt, ich bin aber meiner Sache noch nicht so sicher, um mir die Hilfe der österreichischen Polizei zu sichern, ich habe nur eine Vermuthung, eine Witterung, wie's der Jäger nennt, und würde mich freuen, wenn ich mich täusche, denn ich bin zuerst Mensch und dann Criminalist. Glauben Sie mir, es ist hart und bitter, auf eine Menschenjagd gehen zu müssen, wenn man nicht nur den Verbrecher vor sich sieht, sondern edle und gute Menschen, die an ihm hängen und deren Lebensglück man vernichtet, wenn man die Hand auf seine Schulter legt. Und nun der Gedanke, daß man sich doch täuschen könne, daß die Beweise lügen! Wo einmal der Criminalbeamte die Hand auf einen Mann gelegt, ist ein Schatten auf seine Ehre geworfen, der nimmer ganz verschwindet und trotz aller freisprechenden Urtheile ihn dem bösen Leumund preisgiebt. Das fühle ich als Mensch und das erschwert mir meine Pflicht, und nicht als Criminalist, sondern als Mensch erbitte ich mir den Rath und das Vertrauen des Juristen und des Arztes. Der Blick eines Staatsanwalts ist gewöhnt, in das Innere des Menschen zu schauen, und das wäre ein schlechter Arzt, dem diese Kunst abginge. Sehen Sie sich die Töchter des Herrn Steinert an, betrachten Sie die kranke, schwergebeugte Frau und Sie werden sich erklären können, warum ich vielleicht auf Kosten meiner Pflicht zu vertrauensvoll, zu zaghaft bin, – aber ich bringe es nicht über's Herz, ohne die gewissesten Beweise den Frieden dieser Frauen zu vernichten, während ich wohl das Recht hätte, durch ein brutales Einschreiten, zu dem eine einzige direkte Frage genügt, mir klares Licht zu verschaffen.«

Hatte der Ton, den Hallborn anfänglich gewählt, die Freunde unangenehm berührt, so waren sie durch diese aus warmem, fühlendem Herzen kommende Erklärung völlig gewonnen. Es ist selten, daß ein herzlich gegebenes Wort ganz ohne Wiederklang zu finden, vertönen sollte, in den meisten Fällen wird es warme Aufnahme finden, und ließe man sich durch diese Erfahrung leiten, so würden alle unsere Verhältnisse sich behaglicher gestalten. Die falsche Scham, seine innerste Empfindung und ein warmes Gefühl anders als vor Freunden zum Ausdruck zu bringen, giebt den schon kalten Formen des geselligen Lebens einen eisigen Hauch, es sind maskirte Schauspieler, die sich einander nach abgekarteten Regeln nähern und nicht Menschen. Hallborn hatte die Maske abgelegt und der Mensch in ihm fand ein Vertrauen, daß man dem Criminalisten nicht geschenkt hätte.

»Herr Rath,« erwiderte Somnitz in völlig verändertem Tone, die Hoffnung, die Sie aussprechen, macht eine Pflicht angenehm, die sonst Jedem, selbst einem Staatsanwalt, peinlich ist. Ich weiß gewiß Ihre Gefühle zu würdigen, denn es ist ja mein Amt, auf das von der Criminalpolizei gelieferte Material die Anklage zu gründen und sie aufrecht zu erhalten, selbst wenn ich persönlich Theilnahme oder Interesse für den Angeklagten fühle. Ist es indiscret, wenn ich frage, welches die Natur des Argwohns ist, den Sie gegen Herrn Steinert hegen? Sie haben mich dadurch besonders neugierig gemacht, daß Sie nicht allein den Rath eines Juristen, sondern auch den eines Arztes wünschten.«

»Herr von Somnitz, ich will Ihnen dies erklären, so gut ich es vermag ohne über die Sache selbst Aufklärung zu geben. Wenn ich mit dieser letzteren noch zögere, so ist das keineswegs Mangel an Vertrauen auf Ihre Diskretion, sondern Schonung für den Mann, um den es sich handelt. Ein hingeworfener Verdacht erweckt schon Vorurtheile, giebt man ihm eine bestimmte Gestalt, so ist dem Argwohn die Bahn gebrochen und das Urtheil nicht mehr völlig unbefangen. Gestatten Sie daher, daß ich nur den Wunsch andeute, den mich Ihre Bekanntschaft suchen ließ. Es ist irgendwo ein Verbrechen begangen worden, das die Kriminalpolizei in Bewegung setzt. Man verfolgt die Spuren nach allen Richtungen hin und auffallender Weise ziehen sich mehrere Fäden in ein Haus, dessen Besitzer derart situirt ist, daß auf den Beamten, der es wagte, dort einen Verdacht laut werden zu lassen, eine schwere Verantwortung ruhen würde. Es erscheint dem Beamten, der die Untersuchung leitet, unwahrscheinlich, ja, fast unmöglich, daß ein reicher, glücklicher und von seinen Mitbürgern geachteter Familienvater in Beziehung zu der Angelegenheit stehen könne, aber die Spuren verlieren sich entweder ganz oder ziehen sich eben, freilich in kaum erkennbarer Gestalt, zu ihm. Nehmen Sie nun an, daß der Kriminalbeamte ein Gewissen hat und nicht dem Diensteifer die Ehre eines Unschuldigen opfern mag, daß er, vor jenem Hause angelangt, sich scheut, die Schwelle zu betreten, daß er seine Forschungen von Neuem beginnt und wieder auf die Stelle kommt, wo das Gefühl ihm das weitere Forschen verbietet. Nehmen Sie ferner an, daß der Beamte, der sich scheut, den Frieden des Hauses zu stören, mit verstohlener Neugier hineinschaut und daß seine Zweifel dadurch vermehrt werden, daß er unschlüssiger wird, als er es je gewesen. Auf der einen Seite erhält der Argwohn Nahrung, auf der andern erscheint ihm der Verdacht widersinnig und lächerlich. Der Mann ist, wie gesagt, reich, angesehen und ein beneidenswerther, glücklicher Vater, es erscheint wie Wahnsinn, ihm zuzumuthen, daß er an einem Verbrechen betheiligt sein könne, welches der Fluch unredlichen Erwerbes ist, welches Leute begehen, die im Kampfe mit der Noth ihr Leben, ihre Freiheit, ihre Ehre an einen kleinen Vortheil wagen. Erwägen Sie aber andrerseits, daß alle Spuren der That sich zu diesem Manne hinziehen, wenn auch so schwach, daß der Argwohn selber darauf keine Beweise stützen könnte, daß aber ferner allerlei sonderbare und auffällige Umstände zusammentreffen, die die Aufmerksamkeit eines Criminalisten erregen müssen. Unter dem Vorwande der Jagdliebhaberei entfernt sich der Mann oft aus dem häuslichen Kreise auf längere Zeit und es gelingt dem Beamten nicht, seiner Spur zu folgen, da er sich scheut, Argwohn durch diese Verfolgung zu erregen und die äußerste Vorsicht bei der Nachfrage gebraucht. In dem Wesen des Mannes ist etwas Unheimliches, man glaubt wilde Leidenschaften zu erkennen, aber diesem Eindruck widerspricht der glückliche Frieden seines Hauses, während andrerseits wiederum auf der Frau eine schwere Sorge zu lasten scheint. Der Beamte sieht überall Widersprüche – nimmt er an, daß die Frau als die natürliche Vertraute des Mannes ein schweres Geheimniß verbirgt und von unruhiger Sorge gequält wird, so muß er sich doch auch sagen, daß der Schatten eines solchen Kummers die Heiterkeit des Lebens der Kinder trüben müsse, sie ahnen, was man sie nicht errathen lassen will. Der Beamte kommt endlich dahin, sich zu sagen, daß er entweder die ganze Untersuchung aufgeben oder das Geheimniß dieses Mannes ergründen muß. Er beschließt das Letztere zu thun, aber in der schonendsten Weise und begiebt sich als Kurgast in dasselbe Bad, in welchem Jener Erholung sucht. Er beobachtet den Mann und sein Argwohn wird durch auffallende Momente derart bestätigt, daß nur das Interesse für die Familie und die Furcht, trotz aller bedenklichen Anzeichen irre zu gehen, ihn abhält, den entscheidenden Schritt zu thun, der unzweifelhaft Aufklärung verschafft, aber auch die Ehre des Mannes mit einem untilgbaren Verdacht belastet. Der Mann erhielt Briefe, die ihn in ungeheure Aufregung versetzen und der Beamte müßte kein Criminalist sein, wenn er in dem Charakter dieser Erregung nicht alle Merkmale eines schuldbeladenen Gewissens, der Furcht des Verbrechers vor dem Gericht erkennen sollte. Da er jedoch noch keine Beweise hat und diese nur durch gewaltsames Einschreiten erhalten kann, frägt er sich, ob er sich in seinen Wahrnehmungen nicht getäuscht und ob sein Argwohn demselben nicht eine falsche Ursache untergeschoben – es giebt ja auch eine Geisteszerrüttung, die den Kranken vor Gespenstern zittern läßt und ihn zum Opfer eingebildeter Sorgen macht. Ein Arzt allein kann mir hierüber Aufschluß geben; erklärt er den Mann für krank, so zerfällt mein Argwohn und alles was meinen Verdacht begründet, ist durch den Wahnsinn Steinert's erklärt, ich verstehe dann auch die Sorge der leidenden Frau, die sich mit unendlicher Liebe für ihn opfert. Ist er dagegen nicht mit einer fixen Idee behaftet, ist er nicht wahnsinnig, dann frage ich Sie, Herr von Somnitz, sobald Sie ihn kennen gelernt haben werden, ob es gewagt ist, ihn für einen von den Menschen zu halten, welche aus Hang zu abentheuerlichem Leben, aus Neigung für den Kampf mit dem Gesetz und für das Spiel mit der Gefahr auf eine Bahn gerathen, die zum Verbrechen führt. Es giebt solche Leute, sie sind Spieler in den Bädern, Wilddiebe in den Forsten, das Wagniß hat für sie einen größeren Reiz als der Gewinn, und naht ihnen die Gefahr, so scheuen sie kein Mittel, kein Verbrechen, ihr zu entrinnen. Sie werden hiernach meine Bitte errathen, es ist Ihr Urtheil, meine Herren, welches mich – wenn nicht unerwartete Aufschlüsse kommen sollten, bestimmen könnte, abzureisen oder einzuschreiten. Sie, Herr Doktor, wohnen hier im Hause, Sie, Herr von Somnitz, sind der Nachbar, es ist also kein großer Dienst, den ich erbitte, und ich denke, die Sache wird für Sie auch nicht ohne Interesse sein.«

»Gewiß nicht,« erwiderte Walter, Hallborn die Hand reichend, »ich verspreche Ihnen ein offenes Urtheil, sobald ich ein solches gewonnen.«

»Und ich desgleichen,« sagte Somnitz, verstohlen einen Blick mit Walter wechselnd, »ich werde den Mann aufmerksam beobachten und nach dem, was ich von dieser Stunde ab bemerke, mein Urtheil fällen.«

Walter verstand die Reserve, welche Somnitz nur für ihn verständlich in sein Versprechen legte und nickte ihm beifällig zu, denn er fühlte, daß der Argwohn, den sein Freund schon vor dieser Eröffnung gegen Steinert gehegt, nur geäußert werden durfte, um den Criminalisten zum rücksichtslosen Einschreiten zu bestimmen.

Die drei Herren sprachen noch mit einander, als plötzlich die beiden jungen Mädchen von der rechten Seite des Gartens hinaus in den Gang traten, der den Garten in zwei Hälften theilte und zu dem Parkthore führte.

Die Jüngere bemerkte die neuen Gäste und sie mußte den Fremden erkennen, der sie heute Morgen belauscht, denn eine glühende Röthe bedeckte ihr Antlitz und verwirrt erwiederte sie mit leichter Verbeugung den Gruß, den Somnitz auf gut Glück wagte. –



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