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Die Frau des Bürgermeisters

Als ich auf meiner Reise von Holland nach Deutschland in Köln ankam, wo die Franzosen gerade in Winterquartier lagen, war der erste Mensch, der mir in meinem Gasthofe begegnete, Graf von Lastic, ein Neffe der Madame d'Urfé, welcher mich äußerst liebenswürdig aufnahm und mich in die Gesellschaft einführte. Nach dem Mittagessen überredete mich der Graf, mit ihm und seinem Freunde, von Flavacour, einem höheren Offizier, ins Theater zu gehen. Da ich überzeugt war, daß man mich einigen Damen vorstellen werde, und da ich eine gute Figur spielen wollte, so verwendete ich mehr als eine Stunde auf meinen Anzug. Ich saß in meiner Loge einer hübschen Frau gegenüber, welche mich mehrmals ansah. Es bedurfte dessen nicht, um mich neugierig zu machen, und ich bat Herrn von Lastic, mich zu ihr zu führen, was er mit dem besten Anstande tat. Er stellte mich zunächst dem Grafen Kettler vor, Generalleutnant in österreichischen Diensten, der sich im französischen Hauptquartiere aufhielt, wie der französische General Montacet im österreichischen. Sodann wurde mein Name der Dame genannt, deren Schönheit mir beim Eintreten in die Loge aufgefallen war. Sie empfing mich mit anmutigem Lächeln, befragte mich über Paris, Brüssel, wo sie erzogen war, und schien meine Antworten nicht im geringsten zu beachten, da meine Spitzen und Kleinodien ihre Aufmerksamkeit fesselten. Indem wir von diesem und jenem sprachen, wie Leute, die sich zum ersten Male sehen, fragte sie mich mit einem plötzlichen, obwohl höflichen Übergang, ob ich die Absicht habe, mich lange in Köln aufzuhalten. »Ich denke morgen in Bonn zu Mittag zu speisen.« Diese Antwort, die ich ebenso gleichgültig gab, wie sie gefragt hatte, schien sie zu reizen. Ich betrachtete das als ein gutes Vorzeichen. Der General stand bei diesen Worten auf und sagte: »Ich bin sicher, daß Madame Sie bewegen wird, Ihre Abreise zu verschieben, und ich werde mich sehr darüber freuen, wenn ich dadurch das Vergnügen erhalte, Ihre fernere Bekanntschaft zu machen.« Er verbeugte sich, entfernte sich mit Lastic und ließ mich mit der entzückenden Schönheit allein. Es war die Gemahlin des Bürgermeisters, welche der General Kettler fast nie verließ. »Täuscht sich der Graf nicht,« sagte sie mit einladendem Tone, »wenn er mir eine solche Macht zuschreibt?« »Ich glaube es nicht, Madame, aber er könnte sich wohl täuschen, wenn er glaubt, daß Sie diese Macht geltend machen wollen.« »Sehr gut! Sehr gut, wir müssen ihn also anführen, wäre es auch nur, um ihn zu strafen, daß er vorlaut gewesen.« Ich fand diese Sprache so neu, daß ich etwas dumm aussah. Ich mußte mich sammeln. Durfte ich erwarten, in Köln etwas der Art zu finden? Die Bezeichnung ›vorlaut‹ fand ich köstlich, den Gedanken, ihn zu ›strafen‹, sehr richtig und den Ausdruck ihn ›anführen‹ ganz herrlich. Ich dachte mir, daß es Unsinn wäre, die Sache ergründen zu wollen, und eine ergebene und dankbare Miene annehmend, neigte ich mich bis auf ihre Hand, welche ich auf eine achtungsvolle und gefühlvolle Weise küßte, die ihr aber doch zeigte, daß es nicht schwer sein würde, mich menschlich zu stimmen. »Sie werden also bleiben, mein Herr, und das ist sehr liebenswürdig von Ihnen; denn wenn Sie morgen reisen, könnte man glauben, Sie hätten sich hier nur gezeigt, um uns ihre Geringschätzung erkennen zu lassen. Der General gibt morgen einen Ball, und ich hoffe, daß Sie mit uns tanzen werden.« »Wenn ich hoffen darf, Madame, daß Sie sich für den ganzen Ball mit mir engagieren.« »Ich verspreche nur mit Ihnen zu tanzen, bis Sie ermüdet sein werden.« »Sie werden also nur mit mir tanzen.« »Woher haben Sie aber die Pomade, nach welcher die ganze Luft duftet? Ich habe sie gerochen, sobald Sie in den Saal getreten sind.« »Ich habe sie aus Florenz kommen lassen, und wenn Sie Ihnen unangenehm ist, werde ich sie nicht mehr gebrauchen, Madame.« »Tun Sie das ja nicht; das wäre ein wahrer Mord. Ich würde glücklich sein, wenn ich mir ebensolche verschaffen könnte.« »Und ich würde mich außerordentlich glücklich schätzen, wenn Sie mir erlaubten, Ihnen morgen früh einen kleinen Vorrat zu schicken.« Die Tür öffnete sich, als ich diesen Satz vollendet; der General kam zurück, und so war sie verhindert, mir zu antworten. Ich stand auf, um wegzugehen, aber der Graf sagte zu mir: »Ich bin sicher, daß Madame Sie zu bewegen gewußt hat, Ihre Abreise zu verschieben, und bei mir zu Abend zu speisen und zu tanzen.« »Sie hat mich hoffen lassen, daß Sie mir diese Ehre erweisen würden, und daß ich die Ehre haben würde, die Kontertänze mit ihr zu tanzen. Wie ist da zu widerstehen, Herr General?« »Sie haben recht, und ich bin Madame verbunden, daß Sie sie zurückgehalten hat. Ich werde die Ehre haben, Sie zu erwarten.« Ich verließ die Loge verliebt und beinahe glücklich in meiner Hoffnung. Meine glückliche Pomade war ein Geschenk meiner teuren Esther, die ich in Holland geliebt hatte, und ich bediente mich ihrer zum ersten Male. Das Kästchen enthielt vierundzwanzig Töpfe von herrlichem Porzellan. Am nächsten Tage packte ich zwölf davon in ein elegantes Kästchen, welches ich mit Wachsleinwand umwickelte und ihr versiegelt, ohne Billett, zuschickte, als ob es von einem Kommissionär abgesendet worden wäre. Den Morgen durchwanderte ich mit einem Lohnbedienten Köln. Ich besichtigte alle architektonischen Wunder dieser alten Stadt, und ich lachte von ganzem Herzen, als ich das von Ariost so sehr gefeierte Pferd Bayard mit den vier Haimonssöhnen sah. Ich speiste bei Herrn von Castries, und sämtliche Gäste waren sehr erstaunt, daß der General Kettler selbst mich zu seinem Balle eingeladen, da er auf seine Dame sehr eifersüchtig war, welche seine Bewerbungen nur duldete, weil sie ihrer Eigenliebe schmeichelten. Der teure Graf stand schon in einem gewissen Alter, war von wenig angenehmer Figur, und da seine unbedeutenden geistigen Eigenschaften, das, was ihm physisch fehlte, nicht aufwogen, so war er sehr wenig geeignet, Liebe zu erwecken. Trotz seiner Eifersucht mußte er sich's gefallen lassen, daß ich bei Tische neben seiner Schönen saß und die ganze Nacht mit ihr plauderte oder tanzte. Es war eine köstliche Nacht, und ich kehrte so verliebt in meine neue Bekanntschaft nach Hause zurück, daß ich nicht mehr an die Abreise dachte. In einem erregten Augenblick wagte ich, dreist gemacht durch unsere Unterhaltung, ihr zu sagen, wenn sie mir ein Stelldichein verspreche, wolle ich mich verpflichten, den ganzen Karneval in Köln zu bleiben. »Und was würden Sie sagen,« entgegnete sie, »wenn ich Ihnen das Versprechen gäbe und es nicht hielte?« »Ich würde mich nur über mein Schicksal beschweren, aber Sie nicht anklagen, sondern sagen, daß es Ihnen unmöglich gewesen.« »Sie sind sehr gütig; bleiben Sie also bei uns.« Am Tage nach dem Balle stattete ich ihr meinen ersten Besuch ab. Sie empfing mich sehr gut und stellte mich ihrem Manne vor, einem braven Manne, der weder jung noch schön, aber sehr zuvorkommend war. Als sie eine Stunde darauf den Wagen des Generals kommen hörte, sagte sie schnell zu mir: »Wenn der Graf Sie fragt, ob Sie nach Bonn auf den Ball des Kurfürsten gehen wollen, so antworten Sie ihm ja.« Als der General gekommen war, entfernte ich mich unter den üblichen Höflichkeitsbezeugungen. Ich wußte nicht, ob der Kurfürst oder sonst jemand einen Ball gäbe. Da aber ein Vergnügen in Aussicht stand, so erkundigte ich mich danach und erfuhr, daß der ganze Adel von Köln eingeladen war. Es war ein Maskenball und es hatte daher jeder Zutritt. Es stand also bei mir fest, daß ich hingehen würde, denn meiner Ansicht nach hatte ich den Befehl dazu bekommen, und auf alle Fälle durfte ich, da die liebenswürdige Dame auf dem Balle erscheinen wollte, ein glückliches Zusammentreffen hoffen; da ich aber soviel wie möglich unbekannt bleiben wollte, so versprach ich mir, allen, die mich fragen würden, zu sagen, daß besondere Gründe mich am Erscheinen hinderten. Es traf sich nun, daß der Graf mir die Frage in Gegenwart seiner Dame vorlegte, und ohne Rücksicht auf ihren Befehl, eine bejahende Antwort zu geben, erwiderte ich, meine Gesundheit gestatte nicht, mir dieses Vergnügen zu verschaffen. »Sie sind weise, mein Herr,« sagte der General, »wenn es sich um die Gesundheit handelt, muß man alle Vergnügungen zu opfern verstehen.« Ich denke jetzt wie er; damals dachte ich anders. Am Tage des Balles gegen die Abenddämmerung fuhr ich mit dem Postwagen ab, in einem Anzuge, welchen niemand in Köln kannte und mit einem Kistchen, in welchem zwei Dominos enthalten waren. Ich begab mich eiligst nach Bonn, nahm hier ein Zimmer, wo ich meinen Domino anzog, während ich den andern in der Kiste verschloß, und ließ mich sodann in einer Sänfte an den Hof bringen. Ich trat ohne Schwierigkeit ein, und allen unbekannt, sah ich alle Kölner Damen, welche unmaskiert waren, sowie meine Schöne, welche an einer Pharaobank saß und mit je einem Dukaten pointierte. Ich sah mit Vergnügen, daß der Barbier der Graf Verita war, ein Veroneser, welchen ich in Bayern kennen gelernt. Er stand im Dienste des Kurfürsten. Seine kleine Bank überstieg nicht fünf bis sechshundert Dukaten, und die Zahl der Pointeurs, sowohl Männer wie Frauen, belief sich auf höchstens zwölf. Ich stellte mich neben eine Dame und der Bankier überreichte mir ein Buch und gab mir die Karten zum Abheben. Ich entschuldigte mich mit einer Handbewegung, und meine Nachbarin hob ungebeten ab. Ich setzte zehn Dukaten auf eine Karte und verliere viermal hintereinander. In der zweiten Taille spielte ich mit demselben Unglück. Da in der dritten niemand abheben will, so bittet man den General, welcher es annimmt, da er nicht spielt. Ich hatte den Gedanken, sein Abheben könnte mir günstig sein, und setzte daher fünfzig Dukaten auf eine Karte; ich gewinne; ich mache Parole und in der zweiten Taille sprenge ich die Bank. Alle sind neugierig, man blickt mich an, man verfolgt mich, aber ich ergreife einen günstigen Augenblick und mache mich aus dem Staube. In meinem Zimmer angelangt, lege ich hier mein Geld ab, wechsle mein Kostüm und kehre zum Ball zurück. Ich finde den Spieltisch von neuen Kämpfern umringt und einen andern Bankier mit vielem Gold; da ich aber nicht mehr spielen wollte, so hatte ich mir wenig Geld mitgenommen. Ich mische mich in alle Gruppen und überall vernehme ich die Neugierde, zu erfahren, wer die Maske gewesen, welche die erste Bank gesprengt. Da mir nichts daran gelegen war, die Neugierigen zu befriedigen, so spüre ich rechts und links umher und entdecke den Gegenstand meiner Nachforschungen, welcher sich mit dem Grafen Verita unterhält; ich nähere mich ihnen und höre, daß sie von mir sprechen. Der Graf sagte zu ihr, der Kurfürst wolle wissen, wer die Maske wäre, die seine Bank gesprengt, und der General Kettler habe geantwortet, es könnte wohl ein Venetianer sein, der seit etwa acht Tagen in Köln angekommen. Meine Dame sagte, sie glaube nicht, daß ich es sei, denn sie habe mich sagen hören, meine Gesundheit erlaube mir nicht, auf den Ball zu kommen. »Ich kenne Casanova,« sagte der Graf, »und wenn er in Bonn ist, wird der Kurfürst es erfahren, und er wird nicht abreisen, ohne daß er ihn gesehen.« Ich sah voraus, daß man mich nach dem Balle leicht würde entdecken können; aber ich forderte den scharfsinnigsten heraus, mich bis dahin ausfindig zu machen. Das würde mir gelungen sein, wenn ich klug gewesen wäre, aber man arrangierte die Kontretänze; und da ich Lust zu tanzen bekommen, so engagierte ich mich, ohne zu bedenken, daß ich genötigt sein würde, die Maske abzunehmen. Dies begegnete mir, als ich nicht mehr zurücktreten konnte. Als meine schöne Dame mich sah, sagte sie zu mir, sie habe sich getäuscht, sie würde gewettet haben, daß ich jene Maske wäre, welche den Grafen Verita gesprengt. Ich erwiderte, ich wäre soeben erst angekommen. Als der Graf mich am Ende des Kontertanzes bemerkte, kam er auf mich zu und sagte: »Mein teurer Landsmann, ich bin sicher, daß Sie mich gesprengt haben; ich wünsche Ihnen Glück dazu.« »Ich würde mir selbst Glück wünschen, wenn ich es wäre.« »Ich bin meiner Sache sicher.« Ich ließ ihn reden und lachte; nachdem ich sodann einige Erfrischungen am Büfett eingenommen, fuhr ich fort, zu tanzen. Zwei Stunden darauf kam der Graf lachend wieder und sagte: »Sie haben in diesem und diesem Hause, in diesem und diesem Zimmer ihr Kostüm gewechselt. Der Kurfürst weiß alles, und um Sie für diesen Betrug zu strafen, hat er mir befohlen, Ihnen zu sagen, daß Sie erst morgen abreisen dürfen.« »Er wird mich also verhaften lassen?« »Warum nicht, wenn Sie sich weigern, morgen bei ihm zu Mittag zu speisen.« »Sagen Sie Seiner Hoheit, daß ich in solchen Fällen gelehrig bin und seinen Befehlen nachkommen werde.« Er reichte mir die Hand und entfernte sich. Ich versäumte diese Stunde nicht; als mich aber der Graf vorstellte, spielte ich einen Augenblick eine ziemlich traurige Figur, denn der Kurfürst war von fünf bis sechs Höflingen umgeben, und da ich ihn nie gesehen, suchte ich einen Geistlichen, dem meine Augen nirgends begegneten. Er bemerkte meine Verlegenheit und beeilte sich ihr ein Ende zu machen, indem er in schlechtem Venetianisch zu mir sagte: »Ich bin heute im Kostüm des Großmeisters der deutschen Ritter.« Trotz seines Kostüms machte ich vor ihm die übliche Kniebeugung, und als ich ihm die Hand küssen wollte, hinderte er dies, indem er die meinige freundschaftlich drückte. »Ich war in Venedig,« sagte er, »als Sie unter den Bleidächern saßen, und mein Neffe, der Kurfürst von Bayern, hat mir mitgeteilt, daß Sie sich nach Ihrer glücklichen Flucht einige Zeit in München aufgehalten haben; wären Sie nach Köln gekommen, so würde ich Sie festgehalten haben. Ich hoffe, daß Sie uns nach Tische eine Erzählung Ihrer Flucht geben, daß Sie zum Abendessen bleiben und an einer kleinen Maskerade teilnehmen werden, auf der wir uns amüsieren wollen.« Ich verpflichtete mich zum Erzählen, vorausgesetzt, daß er die Geduld hätte, mich bis zum Schlüsse zu hören, und zeige ihm zugleich an, daß die Erzählung zwei Stunden dauern würde. »Man langweilt sich nicht, wenn man sich vergnügt«, hatte er die Güte zu sagen. Während des Essens sprach der Fürst fortwährend in venetianischer Sprache mit mir und sagte mir die angenehmsten Sachen. Er war ein heiterer, jovialer, gutmütiger Mann. Als wir von Tische aufgestanden waren, bat er mich, meine Erzählung zu beginnen. Ich war erregt, und zwei ganze Stunden hindurch hatte ich das Vergnügen, die glänzendste Gesellschaft zu unterhalten. Das Interessante dieser Geschichte liegt in der wahrhaft dramatischen Situation; aber es ist unmöglich, ihr schriftlich das Feuer zu geben, welches sie durch einen guten Vortrag erhält. Der kleine Ball des Kurfürsten war sehr angenehm. Wir waren alle als Bauern kostümiert, und die Kleider wurden uns aus der Privatgarderobe des Kurfürsten geliefert. Es wäre lächerlich gewesen, andere Kostüme anzulegen, da der Kurfürst selbst in einem solchen kam. Die Damen hatten sich in einem anstoßenden Salon angekleidet. Der General Kettler war von der ganzen Gesellschaft am besten verkleidet, denn er war Bauer von Natur. Meine Dame war zum Entzücken. Man tanzte nur Kontertänze und Allemanden. Es waren vier oder fünf vornehme Damen da; die andern, welche mehr oder weniger hübsch waren, gehörten zur Privatbekanntschaft des Fürsten, welcher sein ganzes Leben lang großer Liebhaber des weiblichen Geschlechts war. Zwei dieser Damen konnten die Furlane tanzen, und es machte dem Kurfürsten ein außerordentliches Vergnügen, uns sie tanzen zu sehen. Es gibt keinen leidenschaftlicheren Tanz als diesen venetianischen. Er wird von einem Herrn und einer Dame getanzt, und da die beiden Tänzerinnen sich ablösten, so tanzten sie mich beinahe tot. Es wurde bald darauf ein Tanz getanzt, wo man bei einer gewissen Tour die Tänzerinnen ergreift und umarmt; ich war nicht zurückhaltend und fand jedesmal Gelegenheit, meine Schöne zu umarmen, was ich mit großem Feuer tat, worüber der Kurfürst laut lachte, während der General beinahe vor Ärger platzte. Während einer Pause fand dieses so reizende und originelle Weib Gelegenheit, mir heimlich zu sagen, die Kölner Damen würden am Mittag des nächsten Tages abreisen, und es könnte mir zur großen Ehre gereichen, wenn ich sie zum Frühstück in Brühl einlüde. »Schicken Sie einer jeden ein Billett mit dem Namen ihres Kavaliers und vertrauen Sie sich dem Grafen Verita an, welcher alles aufs beste besorgen wird, wenn Sie ihm sagen, Sie wollten es so machen, wie der Prinz von Zweibrücken es vor zwei Jahren gemacht hat. Verlieren Sie keine Zeit. Rechnen Sie auf etwa zwanzig Personen und bestimmen Sie die Stunde. Sorgen Sie besonders dafür, daß Ihre Einladungsschreiben um neun Uhr morgens verteilt sind.« Alles dies wurde von ihr mit einer erstaunlichen Schnelligkeit vorgebracht, und ich, der von der Herrschaft, welche diese Frau über mich auszuüben glaubte, beinahe bezaubert war, ich dachte nur daran, ihr zu gehorchen, ohne zu fragen, ob ich es solle. Brühl, ein Frühstück, zwanzig Personen, wie der Prinz von Zweibrücken, Billetts für die Damen, der Graf Verita, ich war so gut unterrichtet, als ob sie ihren Plan eine ganze Stunde lang auseinandergesetzt hätte. Ich mache mich in meinem Kostüm als Bauer auf den Weg und bitte einen Pagen, mich in die Gemächer des Grafen Verita zu führen, welcher lachte, als er mich in diesem Anzuge erblickte. Ich trug ihm mein Anliegen mit einer diplomatischen Wichtigkeit vor, welche ihn vollends in gute Laune versetzte. »Ihre Sache ist leicht«, sagte er, »sie kostet mir nur die Mühe, ein Billett an den Haushofmeister zu schreiben, und das werde ich augenblicklich tun; aber sagen Sie mir, wie viel Sie ausgeben wollen.« »So viel wie möglich.« »Sie wollen sagen so wenig.« »Nein, durchaus nicht; so viel, denn ich will die Gesellschaft auf eine prachtvolle Weise bewirten.« »Sie müssen jedoch eine Summe bestimmen, denn ich kenne meinen Mann.« »Nun wohl, zwei-, dreihundert Dukaten; ist das genug?« »Zweihundert. Der Prinz von Zweibrücken hat nicht mehr ausgegeben.« Er begann das Billett zu schreiben und gab mir das Wort, daß alles bereit sein sollte. Ich verlasse ihn, und mich an einen sehr flinken italienischen Pagen wendend, sage ich, ich würde dem Kammerdiener, der mir sogleich die Namen der nach Bonn gekommenen kölnischen Damen und der sie begleitenden Kavaliere liefere, zwei Dukaten geben. Ich wurde in der Zeit von noch nicht einer Stunde zufriedengestellt, und ehe ich den Ball verließ, meldete ich meiner Dame, daß alles nach ihrem Wunsche geschehen werde. Ehe ich mich niederlegte, schrieb ich achtzehn Billetts, und am folgenden Tage brachte sie ein Lohndiener vor neun Uhr an ihre Adressen. Um neun Uhr nahm ich Abschied vom Grafen Verita, der mir im Namen des Kurfürsten eine herrliche goldene Dose, mit seinem Porträt als Großmeister des deutschen Ordens, welches in Diamanten gefaßt war, übergab. Ich war sehr gerührt von diesem Zeichen des Wohlwollens und sprach den Wunsch aus, Seiner Hoheit vor meiner Abreise zu danken; aber der liebenswürdige Landsmann sagte, ich könne warten, bis ich auf der Reise nach Frankfurt durch Bonn käme. Um ein Uhr sollte das Frühstück stattfinden; um zwölf Uhr war ich schon in Brühl, einem Lusthause des Kurfürsten, welches außer dem Ameublement nichts bemerkenswertes darbietet. Es ist eine dürftige Kopie von Trianon. Ich fand in einem schönen Saale einen für vierundzwanzig Personen gedeckten Tisch, vergoldetes Tischgeschirr, Damasttischzeug, herrliches Porzellan und auf dem Büfett viel massives und vergoldetes Silbergeschirr. An einem Ende des Saales standen noch zwei Tische, welche mit Zuckerwerk und den besten europäischen und fremden Weinen besetzt waren. Ich kündigte mich als den Amphitryo des Tages an und der Küchenmeister versicherte mir, daß ich zufrieden sein würde. »Das Ambigu,« sagte er, »wird nur aus vierundzwanzig Schüsseln bestehen, aber Sie werden vierundzwanzig Schüsseln englischer Austern und ein herrliches Dessert haben.« Als ich eine große Menge Bediente sah, sagte ich, diese wären nicht nötig; aber er bemerkte mir, sie würden gebraucht, da die der Gäste nicht zugelassen würden, und er fügt hinzu, ich möge deshalb nicht besorgt sein, da die ganze Bedienung diesen Gebrauch kenne. Ich empfing sämtliche Gäste am Kutschenschlag und bekomplimentierte sie, indem ich sie wegen der Kühnheit, sie eingeladen zu haben, um Verzeihung bat. Punkt ein Uhr wurde aufgetragen und ich konnte mich an dem Erstaunen weiden, welches ich in den Augen meiner Dame las, als sie sah, daß ich so prachtvoll wie ein Reichsfürst bewirtete. Sie wußte, daß niemand bezweifeln konnte, daß sie der unmittelbare Gegenstand dieses Aufwandes war, aber es war ihr lieb, daß ich sie nicht vor den andern auszeichnete. Es waren vierundzwanzig Kuverts gelegt, und obwohl ich nur achtzehn Personen eingeladen, waren doch alle Plätze besetzt. Es hatten sich also drei Paare eingedrängt, aber diese Beeiferung war mir angenehm. Als galanter Kavalier wollte ich mich nicht setzen und bediente die Damen, von einer zur andern gehend, dabei die ausgewählten Stücke essend, welche sie mir um die Wette reichten, und dafür sorgend, daß alle befriedigt wurden. Die Austern gingen erst bei der zwanzigsten Flasche Champagner aus, und als das Frühstück begann, sprachen infolgedessen alle durcheinander. Dieses Frühstück hätte für ein herrliches Mittagessen gelten können, und ich bemerkte mit Vergnügen, daß kein Tropfen Wasser getrunken wurde, denn der Champagner, Tokaier, Rheinwein, Madeira, Malaga, Cyperwein, Alicante und Capwein vertragen solches nicht, und diese wurden allein vorgesetzt. Ehe das Dessert aufgetragen wurde, erschien eine ungeheure Schüssel Trüffelragout. Ich riet, Maraschino dazu zu trinken, und die Damen, welche diesen nach ihrem Geschmack fanden, tranken ihn wie Wasser. Das Dessert war wirklich ausgezeichnet. Man erblickte hier die Porträts aller europäischen Fürsten. Alle überhäuften den Küchenmeister mit Komplimenten, und dieser, der in seiner Eigenliebe geschmeichelt war und den Liebenswürdigen spielen wollte, sagte, die Sachen ließen sich in die Tasche stecken, und es nahm ein jeder nach Belieben. Der General, welcher trotz seiner Eifersucht und der Rolle, welche er mich spielen sah, die Wahrheit nicht erriet, sagte: »Ich wette, daß der Kurfürst uns diesen Streich gespielt hat, um das Fest zu vervollständigen. Seine Hoheit hat das Inkognito bewahren wollen, und Herr Casanova hat seine Rolle vortrefflich gespielt.« Diese Naivität brachte die ganze Gesellschaft zum Lachen. »Herr General,« sagte ich, »wenn der Kurfürst mich mit einem solchen Befehle beehrt hätte, würde ich ohne Zweifel gehorcht haben, aber ich hätte mich gedemütigt gefühlt. Seine Hoheit hat mir eine weit größere Gnade erwiesen. Sehen Sie,« und ich reichte ihm die Dose, welche zwei- oder dreimal um den Tisch wanderte. Als wir geendet hatten, standen alle auf, verwundert, daß sie drei Stunden bei Tische gesessen, obwohl alle das Vergnügen gern noch verlängert hätten; aber endlich mußten wir uns doch trennen, und nach tausend schönen Komplimenten machten wir uns auf den Weg, um noch zur Theaterzeit anzukommen. Ich kam früh genug in Köln an, um das kleine Stück zu sehen, welches die französischen Schauspieler aufführten, und da ich keinen Wagen hatte, ließ ich mich in einer Tragchaise ins Theater tragen. Hier fand ich den Grafen von Lastic allein mit meiner Schönen. Ich betrachtete dies als eine gute Vorbedeutung und begab mich zu ihnen. Als sie mich erblickte, sagte sie mit traurigem Ton, der General sei so krank, daß er sich habe zu Bett legen müssen. Als Herr von Lastic sich einige Augenblicke darauf entfernte, gab sie den angenommenen traurigen Ton auf und machte mir mit unendlicher Grazie tausend Komplimente, welche mein Frühstück hundertmal aufwogen. »Der General«, sagte sie, »hat zu viel getrunken; er ist ein häßlicher und neidischer Mensch und hat die Bemerkung gemacht, daß es Ihnen nicht zustehe, uns wie ein Prinz zu bewirten. Ich habe erwidert, daß Sie uns vielmehr wie Prinzen und als echter Kavalier, die Serviette unter dem Arme, bedient hätten. Er hat mich geschimpft, weil ich Sie verteidigt.« »Warum geben Sie ihm nicht den Abschied, Madame? Ein Bauer, wie er, ist nicht geeignet, einer so ausgezeichneten Schönheit zu dienen.« »Es ist zu spät, mein Freund. Eine Frau, welche Sie nicht kennen, würde sich seiner bemächtigen. Ich würde mich verstellen müssen, und das würde mir unangenehm sein.« »Ich begreife das vollkommen. Warum bin ich nicht ein großer Fürst? Einstweilen erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich weit kränker als Kettler bin.« »Sie spaßen hoffentlich.« »Durchaus nicht; ich spreche sehr ernsthaft, denn die Küsse, welche ich so glücklich war, Ihnen auf dem Balle zu rauben, haben mein Blut entflammt, und wenn Sie nicht die Güte haben, mir das einzig mögliche Heilmittel zu bewilligen, so werde ich mein ganzes Leben lang unglücklich sein.« »Schieben Sie Ihre Reise auf. Ich denke an Sie, glauben Sie es mir, und ich will Sie nicht betrügen; aber die Gelegenheit ist schwierig.« »Wenn Sie heute abend nicht Ihren Wagen und wenn ich den meinigen hätte, könnte ich Sie in allen Ehren nach Hause bringen.« »Seien Sie still. Sie haben keinen Wagen, und ich muß Sie nach Hause bringen. Die Idee ist reizend, mein Freund, aber es darf nicht so aussehen, als ob die Sache unter uns verabredet wäre. Sie werden mich zu meinem Wagen führen; ich werde Sie fragen, wo der Ihrige ist, und Sie werden mir antworten. daß Sie keinen haben, ich werde Sie einladen, in den meinigen zu steigen und Sie nach Ihrem Gasthofe bringen. Es sind nur zwei Minuten, aber es ist doch immer etwas, bis sich etwas besseres bietet.« »Ich antwortete nur mit einem Blicke, in welchem sich die Trunkenheit aussprach, in die mich die Hoffnung des Glückes versetzte.« Das sehr kurze Stück schien mir ein Jahrhundert zu dauern. Endlich ließ man den Vorhang nieder, und wir gingen hinaus. An ihrem Kutschenschlage stellte sie die verabredeten Fragen, und als ich erwiderte, daß ich keinen Wagen habe, sagte sie: »Ich fahre nach dem Hause des Generals, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen, und wenn es Ihnen nicht zu langweilig ist, könnte ich Sie auf der Rückfahrt nach Hause bringen.« Die Erfindung war köstlich; wir mußten zweimal durch diese lange schlecht gepflasterte Stadt fahren, und diese Fahrt gab uns etwas mehr Zeit. Unglücklicherweise war der Wagen halb offen und bis zur Hinfahrt schien uns der Mond ins Gesicht. Ich konnte diesen damals nicht als das schützende Gestirn der Liebenden betrachten. Wir taten was wir konnten, im Grunde aber fast gar nichts, und dieses Spiel setzte mich in Verzweiflung, obwohl meine köstliche Partnerin ihr möglichstes tat, um die Sache zu vervollständigen. Zum größten Unglück drehte der Kutscher, der neugierig und frech war, zuweilen den Kopf um, wodurch wir genötigt wurden, unsere Bewegungen zu mäßigen. Die Schildwache sagte dem Kutscher, Seine Exzellenz sei für niemand sichtbar, und freudig schlugen wir den Weg nach unserem Gasthof ein, denn nun hatten wir den Mond im Rücken und die Neugier des Kutschers war uns weniger hinderlich. Es ging etwas besser oder vielmehr etwas weniger schlecht als auf der Hinfahrt, aber es schien mir, als ob die Pferde Flügel hätten; da ich aber das Bedürfnis fühlte, mir den Kutscher für den Fall einer Wiederholung günstig zu stimmen, so gab ich ihm beim Aussteigen einen Dukaten. Abgemattet und unglücklich, obwohl verliebter als je, kam ich nach Hause, denn meine Schöne hatte mich überzeugt, daß sie nicht passiv war und daß sie das Vergnügen mit ebensolchem Feuer genoß, wie sie es gab. In dieser Lage faßte ich den Entschluß, Köln nicht eher zu verlassen, ehe ich nicht mit diesem wahrhaft göttlichen Weibe die Schale der Wollust bis auf den Boden geleert; und dies konnte meiner Ansicht nach noch nicht eher der Fall sein, als bis der General die Stadt verlassen. Am nächsten Tage ging ich ins Hotel des Generals, um mich einschreiben zu lassen; aber er empfing, und man ließ mich eintreten. Meine Dame war zugegen. Ich richtete an den General ein den Umständen angemessenes Kompliment, aber der grobe Österreicher beantwortete es nur mit einem ziemlich kalten Kopfnicken. Viele Offiziere standen im Zimmer, und vier Minuten darauf machte ich eine allgemeine Verbeugung und ging ab. Dieser Bauer hütete drei Tage lang das Zimmer, und da meine Dame nicht ins Theater kam, so war ich des Glückes, sie zu sehen, beraubt. Am letzten Tage des Karnevals lud Kettler eine große Gesellschaft zum Abendessen ein, auf welches ein Ball folgen sollte. Als ich der liebenswürdigen Dame in ihrer Loge den Hof machte und sie einen Augenblick allein fand, sagte sie zu mir: »Sind Sie zum Abendessen des Generals eingeladen?« »Nein,« erwiderte ich. »Wie?« versetzte sie unwillig, »Sie sind nicht eingeladen? Sie müssen nichtsdestoweniger hingehen.« »Haben Sie die Sache auch wohl bedacht, Madame? Ich werde Ihnen in allem, nur nicht hierin gehorchen.« »Ich weiß alles, was Sie mir sagen können; aber Sie müssen kommen. Ich würde mich für entehrt halten, wenn Sie nicht beim Essen erschienen. Wenn Sie mich lieben, werden Sie mir diesen Beweis Ihrer Zärtlichkeit und ich darf sagen Ihrer Achtung geben.« »Sie fordern es; ich werde es tun. Aber wissen Sie auch, angebetetes Weib, daß Ihr Befehl mich in die Lage bringt, das Leben zu verlieren oder ihn zu töten, denn ich bin nicht der Mann, einen Schimpf ruhig hinzunehmen.« »Ich fühle das alles,« sagte sie. »Ihre Ehre liegt mir ebenso sehr und sogar mehr als die meinige am Herzen; aber es wird nichts kommen, und ich nehme alles auf mich. Sie müssen hingehen, versprechen Sie es mir jetzt, denn mein Entschluß ist gefaßt. Wenn Sie nicht hingehen, gehe ich auch nicht hin, aber dann können wir uns auch nicht wiedersehen.« »Ich werde hingehen, rechnen Sie darauf.« Da Herr von Castries kam, so verließ ich die Loge und ging ins Parterre, wo ich zwei sehr schmerzliche Stunden verbrachte, da ich die Folgen des ungewöhnlichen Schrittes, welchen diese Frau mir zumutete, voraussah. Da ich jedoch entschlossen war, mein Versprechen zu halten, so groß war die Macht, welche diese Schönheit über mein ganzes Wesen hatte, war ich darauf bedacht, mich so gut wie möglich aufzuführen, umsoweit es anging, das Unrecht, dessen man mich beschuldigen würde, zu vermindern. Nach dem Ende der Komödie ging ich zum General; ich fand hier nur fünf oder sechs Personen. Ich näherte mich einer Stiftsdame, welche die italienische Poesie sehr liebte, und verflocht sie ohne Mühe in eine interessante Unterhaltung. Eine halbe Stunde darauf war der Saal gefüllt, und meine Dame kam zuletzt mit dem General. Da ich mit der Stiftsdame beschäftigt war, so rührte ich mich nicht vom Fleck, und Kettler bemerkte mich nicht, da meine Dame, welche sehr aufgeweckt war, ihm nicht Zeit ließ, die Gäste zu prüfen; bald entwickelte sich am andern Ende des Saales ein Gespräch. Eine Viertelstunde darauf wurde gemeldet, es sei serviert. Die Stiftsdame steht auf, nimmt meinen Arm, und wir setzten uns beide nebeneinander, noch immer von Literatur sprechend. Aber nun kommt die entscheidende Wendung. Als alle Plätze besetzt waren, fand sich's, daß ein Herr, der eingeladen war, keinen Platz und kein Kuvert hatte. »Aber das ist ja unmöglich,« sagte der General mit erhobener Stimme, und während man die Stühle zusammenrückte, um ein Kuvert einzuschieben, mustert der General die Gesellschaft. Ich tat so, als ob ich dies alles nicht beachte; als er aber zu mir kam, sagte er laut: »Mein Herr, ich hatte Sie nicht einladen lassen.« »Das ist wahr, Herr General,« entgegnete ich ehrfurchtsvoll; »aber ich habe, und wohl mit Grund, angenommen, daß es nur aus Vergeßlichkeit unterblieben sei, und ich habe geglaubt. Eurer Exzellenz meine Aufwartung machen zu müssen.« Als ich dies gesagt, begann ich wiederum ein Gespräch mit der Stiftsdame, ohne jemand anzusehen. Das tiefste Schweigen herrschte vier oder fünf Minuten lang, aber die Stiftsdame sprach sehr angenehm, und ich stellte ihre Äußerungen in ein glänzenderes Licht, indem ich sie den andern Gästen zuschickte, so daß bald die ganze Gesellschaft heiter gestimmt wurde, mit Ausnahme des Generals, welcher schmollte. Daran lag mir wenig, aber meiner Eigenliebe lag daran, ihn umzustimmen, und ich lauerte auf den Augenblick, wo ich dieses Wunder würde zustande bringen können. Die Gelegenheit zeigte sich beim zweiten Service. Als Herr von Castries die Dauphine lobte, sprach man von ihren Brüdern, dem Grafen von der Lausitz und dem Herzoge von Kurland; sodann kam man auf den Fürsten von Biron, ehemaligen Herzog, welcher sich in Sibirien befand, und man verbreitete sich über seine persönlichen Eigenschaften. Als einer der Gäste äußerte, sein ganzes Verdienst habe darin bestanden, der Kaiserin Anna gefallen zu haben, bat ich ihn um Verzeihung und fügte hinzu: »Sein größtes Verdienst ist, daß er dem letzten Herzog Kettler treu gedient, der ohne den Mut dieses jetzt so unglücklichen Mannes all sein Gepäck während des Krieges verloren haben würde. Infolge eines heroischen Zuges, der von der Geschichte aufbewahrt zu werden verdient, schickte ihn Kettler an den Petersburger Hof, aber Biron bewarb sich nicht um das Herzogtum. Er wollte sich nur die Grafschaft Wartenberg sichern, denn er erkannte die Rechte des jüngsten Zweiges des Hauses Kettler an, welches ohne die Laune der Zarin, die durchaus einen Herzog aus ihrem Lieblinge machen wollte, jetzt herrschen würde.« Der General, dessen Gesicht sich während meiner Erzählung aufgeklärt hatte, sagte mit dem huldvollsten Tone, der ihm zu Gebote stand, zu mir, er habe nie jemand so unterrichtet gefunden wie mich und fügte mit dem Tone des Bedauerns hinzu: »Ja, ohne diese Laune würde ich jetzt noch herrschen.« Nach dieser bescheidenen Erklärung lachte er laut auf und schickte mir eine Flasche Rheinwein von ausgezeichneter Qualität, und während des ganzen übrigen Teiles des Abendessens richtete er das Wort nur an mich. Ich freute mich innerlich über die Wendung, welche meine Angelegenheiten genommen hatten, aber doch weniger als über die Befriedigung, welche ich in den Augen meiner Dame las. Man tanzte die ganze Nacht, und ich verließ meine Stiftsdame nicht, welche übrigens eine reizende Frau war und zum Entzücken tanzte. Ich erlaube mir mit meiner Dame ein einziges Menuett zu tanzen. Gegen Ende des Balles fragte mich der General, um seiner Grobheit die Krone aufzusetzen, ob ich mich zur Abreise anschicke; ich antwortete, ich würde Köln erst nach der großen Revue verlassen. Ich legte mich zu Bett, erfreut, daß ich der Frau Bürgermeisterin den größten Beweis meiner Liebe gegeben, und dankbar gegen das Glück gestimmt, welches mir so behilflich gewesen, den plumpen General zur Vernunft zu bringen, denn Gott weiß, was ich getan haben würde, wenn er sich so weit vergessen hätte, mich zum Aufstehen vom Tische aufzufordern. Das erstemal, wo ich die Schöne sah, sagte sie, sie habe Todesschauer gefühlt, als sie ihn sagen gehört, er habe mich nicht eingeladen. »Es ist sicher,« fügte sie hinzu, »daß er nicht dabei stehen geblieben sein würde, wenn Sie ihm nicht durch den Adel Ihrer Entschuldigung Einhalt geboten hätten; hätte er noch ein Wort gesagt, so stand mein Entschluß fest.« »Und welcher?« »Ich wäre aufgestanden, hätte Ihnen die Hand geboten, und wir wären zusammen weggegangen. Herr von Castries hat mir gesagt, daß er ebenso gehandelt haben würde, und ich glaube, alle Damen, welche Sie nach Brühl eingeladen, würden unserm Beispiele gefolgt sein.« »Doch würde die Sache nicht dabei stehen geblieben sein, denn ich würde auf der Stelle Genugtuung gefordert haben, und hätte er sie mir verweigert, so hätte ich ihm meinen Degen in den Leib gestoßen.« »Ich sehe das wohl ein, aber ich bitte Sie, zu vergessen, daß ich Sie dieser Gefahr ausgesetzt. Ich meinerseits werde nie vergessen, was ich Ihnen schuldig bin und werde Sie von meiner Dankbarkeit überzeugen.« Als ich zwei Tage darauf erfuhr, daß sie unpäßlich war, ging ich um elf Uhr morgens zu ihr, wo ich sicher war, den General nicht bei ihr zu finden. Sie empfing mich im Zimmer ihres Mannes, der mich mit dem freundschaftlichsten Tone fragte, ob ich ihnen die Ehre erweisen wolle, mit ihnen in Familie zu speisen. Ich beeilte mich, ihm zu danken und die Einladung anzunehmen, und das Mittagsmahl war angenehmer als Kettlers Abendessen. Der Bürgermeister war ein ziemlich guter Mann; er war angenehm, hatte ziemlich viel Geist und Bildung. Er liebte den häuslichen Frieden, und seine Frau, welche er glücklich machte, mußte ihn lieben, denn er gehörte nicht zu den Männern, welche sagen: Mißfalle allen, aber gefalle mir. Als ihr Mann einen Augenblick hinausging, zeigte sie mir ihr ganzes Haus. »Hier ist«, sagte sie, »unser Schlafzimmer, und hier ein Kabinett, wo ich mich auf fünf oder sechs Tage zu Bette lege, wenn der Anstand es erfordert. Hier ist eine öffentliche Kirche, welche wir als unsere Kapelle ansehen können, denn durch diese beiden vergitterten Fenster hören wir die Messe. Sonntags gehen wir auf dieser Treppe hinunter durch eine kleine Tür, deren Schlüssel ich beständig bei mir trage.« Ich war entzückt vom Anblick dieser schönen und jungen Frau, die von den Kindern einer ersten Ehe umgeben war und von ihrer Familie angebetet wurde. Am folgenden Tage hörte ich die Messe in der kleinen Kirche des Bürgermeisters. Ich hatte einen Überrock angezogen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Es war ein Sonntag, und ich sah die Schöne im Capuchon und gefolgt von ihrer Familie angekommen. Ich beobachtete die kleine Tür, welche so gut in der Mauer verborgen war, daß man ihr Vorhandensein nicht bemerken konnte, wenn man sie nicht kannte; sie öffnete sich von innen nach der Treppe zu. Der Teufel, welcher bekanntlich in der Kirche mächtiger als anderwärts ist, brachte mich auf der Gedanken, den Weg zum Genusse meiner Schönen durch diese Tür zu suchen. Ich teilte ihr am folgenden Tage in der Komödie meinen Plan mit. »Ich habe so gut wie Sie daran gedacht,« sagte sie lachend, »und ich werde Ihnen schriftlich die hierzu nötigen Instruktionen geben; Sie werden sie in der ersten Zeitung, die ich Ihnen geben werde, finden.« Wir konnten unsere köstliche Unterhaltung nicht fortsetzen, denn sie hatte eine Dame aus Aachen bei sich, welche einige Tage bei ihr bleiben wollte und die sie nicht verlassen durfte. Auch war die Loge voll von Besuchern. Ich brauchte nicht lange zu warten, denn am folgenden Tage übergab sie mir öffentlich die Zeitung, indem sie mir sagte, sie habe nichts Interessantes darin gefunden. Ich wußte, daß sie für mich sehr interessant war. Ihr Billett enthielt folgendes: ›Der schöne, von der Liebe ausgesonnene Plan unterliegt keiner Schwierigkeit, wohl aber der Unsicherheit. Die Frau schläft nur, wenn der Mann sie darum bittet, im Kabinett, was nur zu gewissen Epochen zutrifft, und die Trennung dauert nur vier oder fünf Tage. Diese Zeit ist nicht fern, aber eine lange Gewohnheit macht es unmöglich, ihm etwas vorzureden. Wir müssen also warten. Die Liebe wird Ihnen anzeigen, wann die Stunde des Glücks geschlagen hat. Sie müssen sich in der Kirche verbergen und dürfen nicht daran denken, den Mann, der sie öffnet und schließt, zu verführen, denn obwohl er arm ist, ist er doch zu dumm, um bestochen werden zu können, und er würde das Geheimnis verraten. Es bleibt nichts anderes übrig, als seine Wachsamkeit zu täuschen, indem Sie sich verbergen. Alltags schließt er die Kirche mittags, on Festtagen erst gegen Abend, und er öffnet sie unfehlbar mit Tagesanbruch. Wenn die Sache so weit ist, so brauchen Sie nur die Türe leicht aufzustoßen, denn sie wird an diesem Tage nicht verschlossen sein. Da das Kabinett, in welchem der glückliche Kampf stattfinden soll, nur eine sehr dünne Wand hat, so müssen Sie wissen, daß Sie weder ausspeien, noch husten, noch sich schnauben dürfen, denn dann wurde das größte Unglück unvermeidlich sein. Das Weggehen wird keine Schwierigkeiten haben, denn Sie gehen in die Kirche und verlassen diese, sobald sie geöffnet ist. Da der Pedell Sie nicht am Abend gesehen hat, so ist alles zu wetten, daß er Sie auch nicht am Morgen sehen wird.‹ Ich küßte tausendmal dies reizende Schreiben, in welchem sich ein so herrlicher Takt aussprach, und schon am folgenden Tage rekognoszierte ich die Örtlichkeiten; das war die Hauptsache. In der Kirche war eine Kanzel, wo mich niemand hätte sehen können; aber die Treppe führte nach der Sakristei, welche immer verschlossen war. Ich wählte also einen Beichtstuhl, welcher bei der Türe lag. Wenn ich mich da, wo der Beichtvater seine Füße hinsetzt, niederlegte, so konnte ich nicht gesehen werden, aber der Raum war so eng, daß ich anfangs zweifelte, ob ich es würde aushalten können, wenn die Türe geschlossen wäre. Ich wartete bis Mittag, um den Versuch zu machen, und tat es, als die Kirche leer war. Ich mußte mich zusammenkauern und war durch die durchbrochene Tür so wenig gedeckt, daß jemand, der in einer Entfernung von zwei Schritten vorüberging, mich leicht sehen konnte. Ich schwankte jedoch nicht, denn bei allen derartigen Abenteuern kommt man nur dann zum Ziel, wenn man dem Zufall große Zugeständnisse macht. Entschlossen, mich allen Wechselfällen des Schicksals auszusetzen, kehrte ich nach Hause zurück, zufrieden mit meiner Entdeckung. Ich schrieb zunächst alle meine Beobachtungen und meinen Entschluß auf, und nachdem ich mein Schreiben in eine alte Zeitung gepackt, übergab ich es ihr am Abend in der Loge, dem gewöhnlichen Orte unseres Zusammentreffens. Etwa acht Tage darauf fragte sie den General in meiner Gegenwart, ob er ihrem Manne einen Austrag zu geben, der nach Aachen reisen und dort drei Tage bleiben wollte. Ich hatte genug gehört, aber ein Wink von ihr belehrte mich, daß ich die Gelegenheit benutzen solle. Meine Freude war um so größer, als ich damals den Schnupfen hatte, und zum größten Glück war der folgende Tag ein Festtag, ich konnte mich also mit Anbruch der Nacht im Beichtstuhl verbergen, was mir einen mehrstündigen, höchst unangenehmen Aufenthalt ersparte. Es war vier Uhr, als ich mich im Beichtstuhl niederlegte, und mich so gut wie möglich verbergend, mich allen Heiligen empfahl. Um fünf Uhr entfernte sich der Küster, nachdem er seinen gewöhnlichen Umgang gemacht, und schloß die Tür. Als ich den Schlüssel sich umdrehen hörte, verließ ich mein enges Gefängnis und setzte mich auf eine Bank den Fenstern gegenüber, und als ich einige Augenblicke darauf ihren Schatten durch das Gitter hindurchschimmern sah, war ich sicher, daß sie mich gesehen. Ich blieb etwa eine Viertelstunde auf meiner Bank, sodann stieß ich die Tür auf und trat ein. Nachdem ich sie geschlossen, setzte ich mich auf die untersten Stufen der Treppe, wo ich fünf Stunden sitzen blieb, welche mir in der Erwartung des Glückes nicht lang geworden sein würden, wenn die hin- und herlaufenden Ratten mich nicht auf eine schreckliche Weise gequält hätten. Die Natur hat mir eine unbesiegliche Abneigung gegen dies kleine Tier gegeben, welches nicht eben zu fürchten ist, dessen Gestank mir aber einen sehr unangenehmen Ekel verursacht. Punkt zehn Uhr schlug endlich die Schäferstunde; ich sah den Gegenstand meiner Wünsche mit einer Kerze in der Hand erscheinen und verließ meine unangenehme Stellung. Wenn meine Leser so etwas erlebt haben, so werden sie sich eine Vorstellung von den Freuden dieser köstlichen Nacht machen können; aber die Einzelheiten werden sie nicht erraten können, denn wenn ich hinlängliche Erfahrung hatte, so war meine Partnerin unerschöpflich in Mitteln, den süßen Genuß zu erhöhen. Sie hatte für ein köstliches kaltes Abendessen gesorgt, aber ich rührte es nicht an, denn ich hatte einen andern Appetit, welchen ich nur im ununterbrochenen Genusse aller ihrer Schönheiten befriedigen konnte. Sieben ganze Stunden lang schwelgten wir, und sie schienen mir sehr kurz, obwohl wir uns keine Ruhe gegönnt hatten, außer um die Wollust mit den süßesten Reden zu würzen. Der Bürgermeister war keiner großen Leidenschaft fähig; aber sein kräftiges Temperament setzte ihn in den Stand, jede Nacht seine ehelichen Pflichten zu erfüllen; aber, mochte er es nun aus Gesundheitsrücksichten oder aus Zartgefühl tun, er suspendierte seine Rechte, so oft der Mond die seinigen an seiner Frau geltend machte, und um sich gegen jede Versuchung zu schützen, entfernte er dann seine teure Hälfte. Diesmal war die Dame nicht in diesem etwas unangenehmen Falle der Trennung. Erschöpft, aber nicht gesättigt, verließ ich sie mit Tagesanbruch und gab ihr beim Abschied die Versicherung, daß sie mich das nächstemal ebenso wiederfinden würde; ich legte mich sodann in den Beichtstuhl voll Furcht, daß der anbrechende Tag mich dem Küster verraten könne. Ich kam aber mit der Furcht davon und entfernte mich ungestört. Ich blieb fast den ganzen Tag im Bett und ließ mir ein vortreffliches Mittagessen in meinem Zimmer auftragen. Am Abend begab ich mich ins Theater, um in dem Anblick des reizenden Gegenstandes zu schwelgen, in dessen Besitz mich Liebe und Ausdauer gesetzt hatten. Nach Verlauf von vierzehn Tagen übergab sie mir ein Billett, in welchem sie mich benachrichtigte, daß sie in der folgenden Nacht allein schlafen würde. Es war ein Wochentag, und da die Kirche daher nur bis zwölf Uhr geöffnet war, so begab ich mich um elf Uhr hin, nachdem ich ein reichliches Frühstück eingenommen. Ich legte mich in meinem Verstecke nieder, und der Küster schloß die Kirche, ohne etwas gesehen zu haben. Ich hatte zehn Stunden vor mir, und wenn ich bedachte, daß ich diese teils in einem Winkel der Kirche, teils im Dunkeln auf der Treppe in Gesellschaft einer Menge von Ratten zubringen mußte, ohne auch nur eine Prise Tobak nehmen zu können, weil ich mich nicht schnauben durfte, so konnte ich die Sache gerade nicht sehr interessant finden; die Aussicht aber auf eine Belohnung erleichterte mir die Sache. Gegen ein Uhr hörte ich ein leises Geräusch und sah eine Hand ein Papier durch das Gitter auf die Treppe werfen. Ich hob es mit klopfendem Herzen auf, denn mein erster Gedanke war der, daß ein Hindernis eingetreten sei, und wenn ich um den erhofften Genuß betrogen wurde, so eröffnete sich mir die Aussicht, eine Nacht auf den Bänken der Kirche schlafen zu müssen. Ich machte es auf, und wie groß war meine Freude, als ich folgendes las: ›Die Tür ist offen. Sie werden sich behaglicher auf der Treppe fühlen, wo Sie Licht, ein bescheidenes Mittagessen und Bücher finden werden. Der Sitz ist hart, aber ich habe dem nur durch ein kleines Kissen abhelfen können. Die Zeit wird Ihnen nicht so lang werden wie mir, seien Sie davon überzeugt, aber haben Sie Geduld. Gott bewahre Sie davor, zu husten, besonders in der Nacht, denn dann wären wir verloren!‹ Wie sinnreich macht die Liebe! Ich bedachte mich keinen Augenblick. Ich ging aus die Treppe und fand hierein gutes Kuvert, herrliche Speisen, köstlichen Wein, einen Rost, Weingeist, Kaffee, Zitronen, Zucker und Rum, um Punsch zu machen, wenn ich Lust bekäme. Hiermit und mit interessanten Büchern konnte ich warten; aber ich war erstaunt, daß das reizende Weib dies alles hatte zustande bringen können, ohne von jemand aus der Familie bemerkt zu werden. Drei Stunden lang las ich, drei andere schlief ich, trank Kaffee und machte Punsch; hierauf schlief ich ein. Um zehn Uhr weckte mich mein Engel. Diese zweite Nacht war süß, aber bei weitem nicht in so hohem Grade wie die erste, denn wir waren des Vergnügens, uns zu sehen, beraubt, und die lästige Nachbarschaft des teuren Gemahls war uns bei unsern Freuden hinderlich. Wir schliefen einen guten Teil der Nacht, und am Morgen früh mußte ich vorsichtig meinen Rückzug antreten. Das war das Ende meiner Liebschaft mit dieser Schönen. Der General reiste nach Westfalen, und sie mußte bald aufs Land gehen. So schickte ich mich an, Köln zu verlassen, versprach ihr jedoch, im folgenden Jahre wiederzukommen, ein Versprechen, das ich, wie man sehen wird, nicht halten konnte. Ich verabschiedete mich bei meinen Bekannten und nahm ihr Bedauern mit.


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