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Aus den neuen Reimen (1861–1887)

An den Reim

Reim, dich grüß ich! Dich zu finden,
Schön zu binden
Sucht der edle Troubadour;
Doch du sprühst und glühst als helle
Sprudelquelle
Aus der Brust des Volkes nur.

Wenn in wilden Tanzeswogen
Du entflogen,
Zwischen Kuß und raschem Schwung,
Schweben wie zwei Seufzer leise
Durch die Kreise
Hoffnung und Erinnerung!

Wies am Abend widerhallend,
Kräftig schallend
Aus der Mäher Kehlen drang,
Wenn zu gleichem Schritt und Tritte,
Nach dem Schnitte
Rings vom Sang das Feld erklang!

Mit des Sturmes rauhem Munde
Trugst du Kunde
Von des Siegers Ruhm umher,
Als auf Eisenschilde mutig,
Krachend, blutig
Traf der stoßgeübte Speer.

Rolands Schwert in Kampfeswettern
Jäh zerschmettern
Hörtest du bei Ronceval,
Hörtest, wie sein Horn erdröhnte:
Bang durchtönte
Dort sein Hülferuf das Tal.

Wo Babiéças schwarze, harte
Mähne starrte,
Folgtest du dem kühnen Ritt,
Und es klang bei Fahn und Lanze
Die Romanze,
Hoch zu Roß, vom tapfern Cid.

Spültest in den klaren, schnellen
Rhonewellen
Aus dem Haar den Staub der Schlacht;
Wettgesang mit Nachtigallen
Süß erschallen
Hört Tolosas Blütenpracht.

Eh Rudellos Schiff die Wogen
Kühn durchzogen,
Knüpftest du den Liebesbund;
Und den heißen Kuß, des Toten
Letzten Boten,
Drücktst du auf der Gräfin Mund.

Kehre wieder! Dante küret
Dich und führet
Dich zu andern Ufern schon;
Durch der Hölle Graus zur Gnade,
Ewge Pfade
Auf, hinan zu Gottes Thron!

Heil dir, Königin der Töne,
Latiums schöne
Herrscherin im Versgebiet!
Ein Rebell kommt dich zu grüßen,
Der zu Füßen
Frei der jüngst Bekämpften kniet.

Reim, du Stolz und Ruhm der Ahnen,
Ihre Bahnen
Ehrend, biet ich Gruß und Heil!
Gib zur Liebe mir voll Güte
Eine Blüte,
Und zum Hasse einen Pfeil!


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