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Nur voran, mein rotglänzender Renner, mein Lied, nur voran!
Gib die Mähne, die rauhe, nur her; in den Sattel hinan,
+ + + + + + Ungezügelter, will ich mich schwingen;
Dann mit Lust bei dem rasenden Lauf durch den Staub, und mit Schlägen
Den Blitz aus dem Steine gelockt, und dem Sturme entgegen,
+ + + + + + Wo uns Ströme wildbrausend erklingen!
Italische Rößlein sind sauber gekämmt und manierlich,
Die Gänge und Plätze im Garten, so weich und so zierlich,
+ + + + + + Sind die Bahn, die sie kämpfend betreten;
Da tummeln sie tapfer sich um vor den Augen der Schönen,
Und lustig im Blumen- und Bänderschmuck tanzen die Mähnen
+ + + + + + Zu dem fröhlichen Takt der Trompeten.
Aber wenn sie von ferne den Staub unsres Rittes erschauen,
Da krümmt sich ihr Hals, und sie scheinen zu grinsen und kauen
+ + + + + + Am Gebisse, als riefen sie: Halt! –
Doch die Stute, die schwer dort mit Riemzeug und Sattel bedeckte,
Die mühsam am Wege nur hinschleppt die lange, gestreckte,
+ + + + + + Von den Jahren verzehrte Gestalt,
Der scharrenden Rosse gedenkend, des Stalls und der Freude
An Wärme und Rast und im Tale der herrlichen Weide:
+ + + + + + Sie hats mit Entsetzen gesehn.
Und wir rennen durch Wüsten, allein unter himmlischen Sternen,
Gleich verzauberten Rittern, in nahe und winkende Fernen,
+ + + + + + Ein verschleiertes Lieb zu erspähn.
Voran, nur voran, mein rotglänzender Renner, – wir jagen
Noch fort, o mein mutiger Freund, – siehst du Tempel nicht ragen,
+ + + + + + Die in parischem Marmor uns blinken?
Und siehst du, mein Freund, nicht Angelika lächelnd dort stehen
Und den Schleier am Himmel als leuchtenden Streifen verwehen?
+ + + + + + Oh, wie Freiheit und Ruhm uns noch winken!
O Ruhm, seit den Tagen der Jugend verhüllt' ichs mit Schweigen
Im stolzen Gemüt, wie glühend mein Herz dir zu eigen.
Es fuhr wie ein Blitz aus dem Marmor, so kalt und so klar,
In die Brust mir von hohen, mit Lorbeer umwundenen Stirnen,
Und den Mai vergaß ich, den Tanz und die fröhlichen Dirnen,
Und die weißen Schultern, aufleuchtend aus goldenem Haar.
Und gegen das alles, was nah und verlockend im Leben
Mir winkte, erschien mir ein stürmisches schmerzlich Erbeben,
Der luftige Kuß einer fernen Zukunft, Gewinn!
Du grausames Erzbild auf schroffem Gestein: deine Nähe
Erreichen nur Große und sinken erschöpft auf der Höhe
Mit erkalteter Stirn an der eiskalten Schulter dir hin:
Und zu stärkeren Schlägen für menschliches Hassen und Lieben
Ward das Herz in der Brust mir mit feuriger Strenge getrieben
Durch das Recht und die Freiheit: die letzten aus Göttergeschlecht;
Und ich meinte dem neuen Italien den Sänger zu bringen,
Dem die Strophen gleich sausenden Schwertern gen Himmel erklingen,
Und des' Flammenlied Wälder verzehrte, – so schien es mir recht.
Ach, leicht kommt der Reim an die harten Muskeln geflogen!
Vor stürzte, um donnernde Waffe die Faust gebogen,
Einst Camille Desmoulins – ein adliger Pardel –, es fällt
Die Bastille. Und durch den stierarmigen Danton erfüllte,
Als er dir, Republik, den jungfräulichen Busen enthüllte
Und dich Völkern gezeigt, Amazone, dein Anblick die Welt.
Uns nützen nicht Kämpfe! Du fielst, o Mameli, vom Singen
Zum Schlachtfeld geeilt, und am strahlenden Himmelslicht hingen
Die Augen, die blauen noch; blühend zu Boden gestreckt,
Die Blume der Treue im Antlitz. Und als im Ermatten
Blondlockig das Haupt du geneigt, da lag es im Schatten
Des Sternbildes Roma und mit den drei Farben bedeckt.
Und über die Züge, die bleichen, zum Tode bereitet,
Hast du Republik noch die heiligen Arme gebreitet,
Von den römischen Hügeln herab nach dem westlichen Schein.
Ich aber erblicke noch Sklaven um mich und Tyrannen,
Und über dem Haupte mir rauschen die Jahre von dannen:
Was singt der nur, murmeln sie, immer so trüb und allein? –
Ein Wiegenlied singt er den Grillen, im Hirne geboren,
Und da geht ihm die Welt und ihr reges Getriebe verloren. –
O italisches Volk, du mein Sinnen und Denken! Titan,
Gealterter, träger! – Erbärmlicher! wagt ich zu sagen,
Du klatschtest mir: Bravo! – und schmückst mit den düstersten Klagen,
Die ich sang, dir den Becher der Freude in trunkenem Wahn!
Nun voran, ungezügelter Renner beschwingter Gesänge!
Im Jagen vergaß ich das träge Geschick und die Enge
+ + + + + + Trübtrauriger Tage so gern!
Gedenkst dus, mein Fuchs? Deinen ersten frohmutigen Sprüngen
Schon wünschten die Falken hoch oben ein fröhlich Gelingen,
+ + + + + + Und es brüllte der Büffel von fern.
Und gedenkst du der Ritte am einsam toskanischen Strande,
Wo niedergebeugt auf die wolkenbeschatteten Lande,
+ + + + + + Mit der Saaten frischkeimender Pracht,
Der Ritterturm, düster gelangweilt, von dürren Gesteinen,
Zertrümmerten Städten, bewachsen mit grünenden Hainen,
+ + + + + + Den Schlummer des Todes bewacht?
Indes der Scirocco mit quälendem Gluthauch die Adern
Dem Feigengebüsche verdorrt, das aus massigen Quadern
+ + + + + + Entquillt zwischen Himmel und Meer;
Dort stieg der tyrrhenische Kaufmann hinauf und erspähte,
Ob rötlich von fern ein phönizisches Segel sich blähte
+ + + + + + Über bläuliche Meerflut daher!
Populonia dort und Roselle, gedenkst du der Orte?
Donoratikos trotzigen Turm ? Wo an schwärzlicher Pforte
+ + + + + + Ugolino einst Einlaß begehrt,
Als ihm Adler und Schild bei Meloria die Meerflut verschlungen
Und er von der Stirn, die in Dantes Inferno besungen,
+ + + + + + Sich den Helm hob, von Sorgen beschwert?
Auf der Zugbrücke grünt jetzt ein Eichbaum mit Flüstern und Rauschen,
– Oh, der lieben Erinnrung! – wie ließ sichs dem Jäger da lauschen,
+ + + + + + Der vom Grafen die Sagen gekannt,
Wenn die hungrigen Falken laut kreischten am rötlichen Himmel,
Um den treulosen Turm, und der Hund von dem luftgen Getümmel
+ + + + + + Nicht die wachsamen Blicke verwandt.
Da wuchsest du, feuriger Renner, mir größer und schöner,
Und der Stein der Pelasger, die Höhle der alten Tyrrhener
+ + + + + + Dort, waren mein einzger Altar,
Und im glühenden Schweigen des Mittags erschienen die alten
Auguren und Kön'ge, da haben wir Zwiesprach gehalten
+ + + + + + Von dem, was vorzeiten hier war.
Und es hatte das Korn, o mein Flügelroß, das dich ernährte,
In Furchen, Jahrhunderte alt, die einst mit dem Schwerte
+ + + + + + Der römische Konsul dort brach,
Alighieri geworfen, ein neuer etruskischer Seher,
Und zum dritten Mal jauchzte dein Mai, o Italia, höher,
+ + + + + + Als wieder dein Bürgertum sprach.
Es blühte bei deutscher Befehdung, bei heiligen Klängen
Und Psalmen, in freudigem Schaffen und heitern Gesängen
+ + + + + + Der Schnitter, in Arbeit und Lust;
Wer sich von den Körnern genährt, o mein Renner, dem stärken
Sich Nerven und Muskeln; zu edlen und tüchtigen Werken
+ + + + + + Treibt das Herz ihn in kräftiger Brust.
Nun leih mir den Rücken, du Roß des Apoll, dem die Flügel
Einst Götter verliehen, frei geb ich die hemmenden Zügel,
+ + + + + + Nun vorwärts, mein Tier, mit uns zwein.
Nur über die Gegner hinweg, ob sie klagend auch rufen,
Und Drachenblut färb uns mit Purpur die eisernen Hufen,
+ + + + + + Und es lacht der Aprilsonne Schein.
Der April italienischer Hügel mit Saaten und Blühen,
Der heilige Lenz, der die Seele zu neuem Erglühen,
+ + + + + + Zu neuen Gedanken beschwingt.
Laß uns fliegen, bis Jupiters Blitz aus der Wolke zu Asche
Uns läuternd verbrennt, oder bis einst der Bergstrom, der rasche,
+ + + + + + Das Roß und den Reiter verschlingt.
Oder bis ich einst friedlich vom glänzenden Sattel dir steige,
Noch lichte Visionen im Blick, und zu Boden mich neige
+ + + + + + Auf mein teures toskanisches Land.
Dann ruhst du am Hügel des Bruders von Plagen und Mühen
Und nimmst dir aus römischer Urne den Klee, nach dem Glühen
+ + + + + + Der sterbenden Sonne gewandt.