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Viertes Kapitel.
Veronika

Ein Bulemann ist die merkwürdige Bildung, die sich gehärtet in den unteren Partien der menschlichen Nase findet und im weichen Zustand auch weiter oben. Ich glaube kaum, daß diese Bezeichnung, der Name »Bulemann«, Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat, jedenfalls nannten wir Kinder diese Gebilde so, die in meiner Kindheit, wie wohl in mancher anderen auch, eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielten.

Meine Stellung zu dieser natürlichen Erscheinung war einfältig und vollständig unbewußt, bevor meine Kusine Veronika, Onkel Theodors Tochter, in den Ferien zu uns auf Besuch kam. Es war in den Verwandtschaftskreisen unserer Familie üblich, daß die Kinder in den Schulferien von Haus zu Haus ausgetauscht wurden, diesmal ergab es sich so, daß wir nicht reisen konnten, weil Veronika eine Luftveränderung brauchte, denn ihre Eltern wollten sie nicht mit nach Sylt nehmen.

Sie war zehn oder elf Jahre alt, hübsch von Angesicht, blond und mager, ähnlich wie Anni, aber nicht so klug, denn sie sagte, ich sei nicht ritterlich. Weiß Gott, wo sie diese Vokabel aufgeschnappt hatte, wahrscheinlich wurden in ihrem Elternhause viele Bücher gelesen, jedenfalls versuchte ich vergeblich, ihren Vorwurf zu begreifen, trug ihre Reisetasche aber trotzdem nicht, weil ein Schoßhund in bunten Perlen darauf gestickt war und auf der anderen Seite »Gott schütze dich« stand, für jedermann sichtbar. Man konnte diese Tasche niemals richtig drehen, um ihre Aufschriften zu verbergen.

Veronika nun, und dies war der erste Eindruck, den ich von ihrem Charakter empfing, verzehrte Bulemänner. Diesen Umstand hätte ich wahrscheinlich vergessen, übersehen oder nur ganz kurz beachtet, aber sie trocknete diese Gebilde auf Vorrat und klebte sie an die Tapete über ihrem Bett, um für Stunden und Tage des Mangels mit Vorräten versehen zu sein.

Dies mißfiel mir. Soll schon ein Bulemann verzehrt werden, so muß er frisch und warm sein. Es zeugt von schlechtem Geschmack, solch ein Ding zu essen, das erkaltet, trocken und alt geworden ist. Auch in späteren Jahren habe ich mich niemals zu einer solchen Tat entschließen können.

»Wieso?« fragte Veronika. »Sie werden wieder weich, wenn man sie in den Mund nimmt. Versuch.«

Sie bot mir ein Exemplar von mittlerer Größe und hellbrauner Farbe an, die dunklen hielt sie für besser und trennte sich ungern von ihnen.

Es quälte mich, das Angebot ablehnen zu müssen, und ich wand mich in Ausflüchten und Anerkennung, wobei ich möglichst viel Gutes über das Objekt vorbrachte, schließlich handelte es sich um etwas, das sie selbst hervorgebracht hatte, und ich besaß frühzeitig Sinn für die Empfindsamkeit des schöpferischen Menschen. Seltsam, am nächsten Tage, oder vielleicht nach einer Viertelstunde hätte ich sie frech, kalt und mit Hohnlachen abgewiesen. In diesen Jahren ist unsere Haltung fast ausschließlich durch die äußeren Umstände bestimmt und sehr selten durch die Gesinnung oder durch den Charakter, eine Tatsache, die die meisten Pädagogen nicht genügend in Betracht ziehen, und über die ich sie damals noch nicht aufzuklären vermochte. Ich erzählte die Sache Anni.

»Nein«, sagte sie, »niemals. Das ist wie mit Spucke. Ist sie einmal heraus, dann weg mit ihr. Sowas ist nur schön, wenn man nicht daran denkt.«

Diese Aussage und Haltung Annis verband uns gleich anfänglich gegen Veronika, und mir war solche Gemeinschaft, die sich später zur entschlossenen Parteinahme auswuchs, recht, denn ich mochte meine Kusine Veronika nicht leiden. Es lag vielleicht zum guten Teil daran, daß sie unter Erwachsenen groß geworden war und keine Geschwister gehabt hatte. Das machte sie in ihrem Benehmen und Gehabe, in der Wahl ihrer Worte und ihrer Einstellung zu den Freuden des Lebens alt und weise. Aber ich merkte bald, daß das Überlegenheitsverhältnis, das sie zwischen uns aufgerichtet zu sehen wünschte, keine Hintergründe erlebter Erfahrungen besaß, und wurde unduldsam und ungezogen gegen sie, da ich nicht die Mittel besaß, ihre frühe und unechte Vernünftigkeit richtig zu bekämpfen. Anni sagte nur:

»So ein Getue«, aber ich beschloß, sie zu quälen.

Ich staunte damals oft über Anni und bewunderte sie heimlich, freilich ohne diese Anerkennung ihrer Kräfte zu äußern. Sie konnte eine Sache oder eine Person mühelos ablehnen, und eine solche Ablehnung bedeutete einfach für sie tot, begraben und vergessen. Sie machte sich niemals Gedanken, die nicht unmittelbar nützten, handelte rasch, einmalig und endgültig. Bei ihren Antworten war mir oft zumut, als kämen sie schon, bevor meine Frage richtig heraus war, und besonders, nachdem wir uns gezankt hatten und wieder versöhnt waren, strahlten ihr Verständnis und ihre Hingabe in einem unaussprechbaren Zauber von Liebe und Güte. Sie ist der Sonnenschein und die Heimat meiner Kindheit gewesen, kein Weihnachtsfest, kein Gartengrün, kein Sommerland und kein Gram dieser Zeit sind für mich zu schauen und zu denken ohne ihr liebes Gesicht. Aber sie war ein Aas.

*

Zu den Tugenden Veronikas, auf die wir schon durch Onkel Theodors Erzählungen aufmerksam gemacht worden waren, gehörte auch die Gabe, alle Taten von Anni und mir den Erwachsenen mit Treue und Wahrheitsliebe zu übermitteln. Sie ging in ihrer Gewissenhaftigkeit so weit, daß sie niemals auch nur die kleinste Einzelheit vergaß oder verschwieg und sogar Beweise sammelte, die sie sorgfältig aufhob. Diese Beweise benutzte sie zu erzieherischer Einwirkung, indem sie uns drohte, sie weiterzugeben, falls wir unser Verhalten ihr gegenüber nicht änderten oder uns nicht nach ihren Wünschen richteten. Das störte mich.

Anni sagte: »Das Luder petzt. Jetzt ist es ganz aus.«

Erpressungen habe ich niemals Geschmack abgewinnen können, gottlob hatte meine liebe Mutter Sinn für meine Abneigung. Sie nahm sich Veronika vor und suchte ihr klarzumachen, daß ihr Verhalten keinesfalls redlich, sondern durchaus häßlich sei.

»Tante, du verziehst deine Kinder«, entgegnete Veronika altklug, »auch Papa sagt es.«

Meine Mutter wandte sich ab, und ich sah, daß sie lächelte. Keine Lehre oder Ermahnung, kein Trostwort hat mehr Licht in meine Kindheit geworfen als dieses Lächeln meiner Mutter in jenem Augenblick, wo ich ihren Zorn erwartete. Ich begriff es erst viel später in seinem heimlichen Glanz, in der Einkehr zu Nachsicht, die es kundtat, und in der Uneigennützigkeit ihrer Kraft, freundlich zu erdulden. Es war so viel Freiheit darin, auch für mich, der ich es sah, und ich begriff in dunklem Vorgefühl den dritten Weg.

»Das ist vielleicht wahr«, sagte meine Mutter zu Veronika, »so mußt nun wohl du ihre Erziehung übernehmen, aber ich möchte, daß du es künftig ohne meine Hilfe tust. Was meine Kinder mir nicht selbst sagen, das will ich nicht durch andere wissen.«

Veronika schien diesen Standpunkt bedenklich zu finden. Sie sah zu uns hinüber und begriff offenbar, daß wir plötzlich Zwei gegen Eine geworden waren, und daß sie keinen Rückhalt mehr bei den Erwachsenen finden würde. Das änderte ihr Verhalten für eine Weile, aber meines ihr gegenüber nicht, ich beschloß auf Annis Anregung hin, eine meiner Ringelnattern zu opfern. Anni schlug Veronikas Nachtgeschirr vor, und wir taten das Tier abends hinein, als der Topf noch leer war. Für gewöhnlich werde ich rasch wach, wenn gellende Hilferufe die Nacht durchdringen, aber diesmal schlief ich fest, als ich sie hörte. Die Ringelnatter ist ein harmloses, ja nützliches Tier, sie ist weder giftig noch beißt sie, und man sollte überall der falschen Meinung ungebildeter Leute entgegentreten, die sich vor ihr fürchten, sie für schädlich halten oder gedankenlos vernichten.

Am anderen Morgen hatte ich Angst, wie man denn überhaupt als Kind weit eher morgens früh beim Erwachen als abends Sorgen hat, aber Anni nahm diese Sache auf sich, so daß alles gut ging. Sie habe mir die Schlange zurückgeben wollen, die ausgebrochen sei, und keinen rechten Ort zur Aufbewahrung gewußt, wo das Tier bleiben sollte, bis ich zurückkäme. Da sei ihr ganz plötzlich das Nachtkästchen eingefallen, und später habe sie alles vergessen, weil wir Feuerwerk im Garten machen durften.

Mein Vater saß beim Morgenfrühstück und hatte die aufrechte Anni zwischen den Knien, die Hände auf ihren Schultern, als er sie verhörte. Trotz seines strengen Gesichts strich er ihr mit der Hand über das Haar.

»So, ach so ...«, sagte er ins Leere, »ja, so mag es gewesen sein ...« Man sah, er dachte an etwas anderes. Dann sagte er noch: »Sei brav, Flachsköpfchen ...«, ließ sie los und ging eilig fort. Er mochte Veronika nicht leiden, die am Tisch saß und die ganze Zeit über anklägerisch heulte, damit man sehen sollte, wie schrecklich es gewesen war, sie aß aber vier Semmeln.

Ich begriff das Verhalten meines Vaters, glücklich und erleichtert. In solchen Augenblicken liebte ich ihn sehr. Wer würde auch ein Mädelchen schlagen!? Das tat ich, wenn es nötig war, auch war es ja meine Ringelnatter gewesen. Sie zeigte sich etwas ermüdet, als ich sie wieder in das Terrarium trug, und sah mißmutig aus.

Nach diesem Vorfall behandelte ich Anni anständig und ging ein festes Bündnis mit ihr ein, denn ich machte mich auf einen Krieg gegen Veronika gefaßt, der die ganzen Ferien hindurch dauern würde. Sie erwies sich mehr und mehr als falsch und rachsüchtig, sie vergaß niemals eine Unbill, die ihr angetan worden war, und zeigte sich um so gefährlicher, als sie auf Wege und Mittel kam und sie anwandte, die Anni und ich nicht einmal erwogen hätten. Anni war grausam und frech, aber mutig und ganz ohne Hinterlist, während Veronika tückisch und feige vorging. Sie stahl und brachte andere in Verdacht, sie sah bei den Menschen immer die Untugenden oder Schwachheiten zuerst, machte sich darüber lustig oder zog Vorteil daraus, und arbeitete in der Verteidigung mit Stecknadeln. Wir stritten fast immer und beherrschten uns bei Tisch mühsam.

Ich konnte nicht mit ansehen, wenn sie aß, es brachte mich so auf, daß ich sie am liebsten verprügelt hätte. Sie biß alles mit den Vorderzähnen ab, zerknabberte es vorne und zerschmeckte mit leisen Lippengeräuschen was ihr gefiel, so lange, bis man glaubte, es selbst im Mund zu haben, und ausspie. Ihre katzige Natur und ihre schlechten Eigenschaften waren mir bei weitem nicht so widerlich als ihr genußsüchtiges Gehabe bei den kleinsten Vorzügen, die ihr das Leben gönnte. Sie roch an ihrer Seife, so daß man es hörte, kratzte sich mit erkennbarem Vergnügen, und einmal sah ich, daß sie sich im Spiegel küßte. Wenn sie beim Spiel im Garten einmal hinter einen Busch mußte, so war ihr gleichgültig, ob wir zusahen, und sie sagte dabei: »Pisch, pisch, pisch!«

Das hält niemand aus. Anni meinte:

»Das Schwein muß weg! Lieber spiel ich schon mit dir allein oder gar nicht.«

Wir mußten Veronika mit zu Tante Eukarestie nehmen, die Eltern wünschten es, ich glaube, weil sie sie los sein wollten. Tante Eukarestie hatte zudem den Wunsch geäußert, das liebe Kind einmal um sich zu haben. Dort beschnüffelte Veronika alles neugierig und habsüchtig, stellte sich hold und fromm, ging der guten Tante zärtlich um den Bart und nannte Predi ein süßes Tier. Tante Eukarestie beobachtete alles durch die Brille und erwärmte sich.

»Da seht ihr es«, sagte sie zu uns, »welch ein feines Kind.«

»Warte doch«, sagte ich gereizt und ungeduldig zur Tante.

»Worauf soll ich warten? Ach, dein Charakter! Ein lieber Junge bist du mir, gewiß, ein lieber Junge, aber du machst Sorgen. Jetzt eßt, Kinder. Anni, sitz grade. Nimm dir ein Beispiel an Veronika. Diese Küchel habe ich selbst für euch gebacken, ihr dürft etwas Zucker daraufstreuen, oder wartet, lieber tue ich es. Predi bekommt nichts, er hat wieder genascht. Ob ich es noch erleben werde, daß er ehrlich wird? Nicht wahr, kleine Veronika, du nascht nicht?«

»Nein«, sagte Veronika, »niemals.«

Die Tante fühlte sich unterbrochen.

»Wieso?« sagte sie, »ich habe es ja gar nicht behauptet. Und ganz sicher ist man bei Kindern wohl nie.« Sie schaute mich an, so daß ich zur Seite sehen mußte, um ihr keine Fratze zu ziehen. »Man sollte auch nichts gegen Predi sagen«, fuhr die Tante fort, »weil er vielleicht hin und wieder etwas zu sich nimmt. Soll er nur essen, solch kleines Tier. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß er kürzer wird, merkwürdig ...«

»Wo?« fragte ich unvorsichtigerweise.

»Am Schwanz«, sagte Tante Eukarestie nachdenklich und rührte in ihrer blauen Tasse, »man muß gut füttern.«

»Vielleicht ist er eines Tages ganz weg«, sagte ich, mir war jetzt alles gleichgültig, und ich hatte nur den Wunsch, jeden und alles zu verletzen. Entsetzlich war eine Welt, in der Veronika triumphierte. Anni verstand mich, warnte mich aber durch einen raschen Blick.

»Nein, nein«, sagte Tante Eukarestie, »du gehst zu weit, wie Buben oft. Predi, komm einmal zu mir. Eine Warze hat er dort ... sonderbar. Du wirst sehen.«

Predi kam nicht.

»Ich werde ihn holen«, rief Veronika und sprang eilfertig und hilfsbereit von ihrem Stuhl, weil sie sich beliebt machen wollte. Das war mir recht, denn ich kannte Predis Einstellung zu fremden Kindern.

Tante Eukarestie war gekränkt, weil der Ungehorsam ihres Hundes vor fremder Leute Augen offenbar wurde.

»Laß nur«, rief sie und erhob sich auch, »du wirst sehen, wie er folgt. Predi, Predi, Predi!«

Sie ging ihm lockend und gebückt nach. Veronika war schon zur Hälfte unter dem Sofa. Leider störte die Enge überall sehr in diesem Raum, und niemand fand recht Platz für die Ausführung seines Vorhabens. Predi wurde mißtrauisch, weil alle sich in Bewegung gesetzt hatten.

»Gib mir meine Brille«, rief Tante Eukarestie Anni an. »Auf dem Nähtisch, vielleicht unter der Zeitung. Such, Kind! Komm heraus, Veronika, so bekommst du das Tierchen nicht, es sitzt wahrscheinlich ganz hinten an der Tapete. Er ist jetzt scheu geworden. Wenn alles ruhig ist, tut er, was ich will, ich versichere euch, daß es so ist. Predi gehorcht! Nur Ruhe! Mein Gott, wo ist das Kind? Nur noch die Füße sieht man! Zieh sie heraus, mein Junge, komm, hilf deiner Kusine.«

Ich ergriff Veronikas Fußgelenke, zog aber nicht, sondern stieß sie am Boden gegen Predi vor, der diesen plötzlichen Vorstoß im Dunkel unter dem Sofa für einen feindlichen Angriff halten mußte. Als Veronikas wildes Gezeter und Predis Kampfgeschrei begann, wurde es sehr laut im Zimmer, weil alle zugleich brüllten, ich zur Anfeuerung, Tante Eukarestie aus Angst um Predi, und Anni vor Vergnügen.

Ewig war Tante Eukaresties Sorge, es möchte etwas mit uns Kindern »passieren«, derweil wir uns in ihrer Obhut befanden. Jetzt war wirklich etwas passiert, und sie verlor alle Fassung. Veronika war in den Finger gebissen worden! Ich sah mir die Sache über die gebeugte Schulter der Tante an, als sie nach Wasser schrie. Kaum der Rede wert, mein Gott, ein kleiner Riß mit dem Zahn, was konnte schon Prediger groß anrichten, aber weh tat es natürlich. Ich schaute fort und pfiff, so daß Veronika es sah und hörte. Sie strampelte vor Wut mit den Beinen, und Tante Eukarestie glaubte, es sei vor Schmerz.

Die Tante konnte vor Angst kein Wort von allem verstehen, was zwischen uns vorgebracht wurde; erst als Veronikas Finger verbunden war, kam wieder etwas Gefaßtheit über sie, und sie entließ uns sorgenvoll mit vielen Reden. Veronika sollte den Finger auf dem Weg hochhalten.

Schon auf der Treppe sagte Veronika zu mir:

»Glaubst du, es täte weh? Nicht die Spur! Aber jetzt kenne ich dich, du bist der gemeinste Mensch, der mir im Leben begegnet ist.«

Darüber waren wir im Garten angelangt, und ich gab ihr eins in die Schnauze. Ich hatte genug.

Veronika taumelte ein paar Schritte zurück und ging dann mit Krallen und wildem Gekreisch gegen mich vor, aber Anni stellte ihr ein Bein, so daß sie auf den Rasen sauste und ich alles sah, was sie anhatte. Einem anlaufenden Menschen richtig einen Fuß zu stellen, erfordert Übung und Geistesgegenwart, wenn er sich überschlagen soll. Anni verstand sich darauf, weil ich es ihr beigebracht hatte, sie konnte auch im Ringen Untergriff nehmen.

Veronika blieb liegen und bearbeitete schreiend den Boden mit den Fäusten, wobei sie ihren gebissenen Finger schonte. Anni wollte zuerst flüchten, sah aber dann doch lieber zu. –

Ich erinnerte mich nach dieser Tat der Worte meiner Mutter und ging zu ihr und erzählte ihr lieber alles selbst. Sie sagte nur:

»Ja, Veronika kommt fort.«


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