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Frank Wedekind oder das grinsende Laster. Ein reizendes Scheusal von einer höchst undeutschen Grazie des Infamen, ein direkter Nachkomme des Arretino. Ein kleiner Schuß Sentimentalität giebt dem Hundskopf eine köstliche Nüance.
Das Gegenstück zur »Dame ohne Unterleib«, – der Mann, der blos Unterleib ist. Er denkt mit den Testikeln und schreibt mit – aber diese Steckbriefe kommen gleichzeitig mit der Lex Heinze heraus, und so große Feigenblätter, die Wedekindsche Blöße zu bedecken, giebt es gar nicht.
Zur Zeit der italienischen Renaissance hätte dieses Monstrum eine sehr gute Figur gemacht; man kann ihn sich vorzüglich als Sekretär eines lastermunteren Kardinals denken. Was soll er aber heute anfangen? Seine besten Arbeiten sind sicherlich ungedruckt, denn bei allem, was von ihm gedruckt werden durfte, hat man die Empfindung: das sind nur Andeutungen der eigentlichen Frechheit dieses Geistes.
Oh diese beklagenswerte Spätgeburt einer nicht mehr möglichen Geilheit des Geistes! Ein Märtyrer! Ein echter Märtyrer! Wieviel Grazie muß in diesem Menschen stecken, daß er nicht einfach wie ein Gorilla in unsre Moral einbricht und uns alle die zarten Fräuleins raubt: Die Geschämigkeit, die Keuschheit, die platonische Liebe! So aber wandelt er nur mit einem zynischen Lächeln zwischen den Puppen und wiehert zuweilen hengstisch. Armer Enkel des Arretino!