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Stefan George

Stiefel aus und Samtpantoffeln an! Über die Hände Hüllen von Leder milchgemästeter Kälber und eine Priesterbinde ums Haupt aus indischer Seide, parfümiert mit dem Seelengeruche zitternder Mimosen! Dann aber dreht euch wie Fakire im Kreise bis ihr so drehkrank seid, daß ihr einen Stiefelknecht nicht mehr von einer Harfe unterscheiden könnt und bebendes Gelalle für Sphärenmusik haltet! Nun seid ihr geeignet und würdig, in den Kreis der Adepten zu treten und die höchste Sensation des modernen Literaturjahrmarktes zu genießen: das Extrakabinett der lyrischen Wachsfigurenbude, wo der wunderbarste Automat der Gegenwart feierlich sinnlose Worte tönt. Hinaus mit den Idioten, die nach Verstand und Herz verlangen! Werft die Cretins unter den Pöbel, die Humbug und Unfähigkeit wittern, wo höchste Verzückung aus ihrem Tiefsinn Tapeten wirkt. Ach über die zweibeinigen Säugetiere, die nicht einsehen wollen, daß Lyrik gestammelte Wortmusik und ein beseligendes Wirricht von bunten Fäden halbempfundener Banalitäten ist. Feierlich sein ist alles! Sei dumm wie ein Thunfisch, temperamentlos wie eine Qualle, stier besessen wie ein narkotisierter Frosch, – aber sei feierlich, und du wirst plötzlich Leute um dich sehen, die vor Bewunderung nicht mehr mäh sagen können.

Vielleicht aber thut man diesem Hohenpriester der feierlichen Gedankenflucht Unrecht, und er ist nicht das, wofür ihn seine harmlosen Adoranten halten. Vielleicht enthüllt er eines Tages seinen Tric, wie damals der Erfinder von Miß Vaughan, und wir müssen die Segel streichen vor dem raffiniertesten Grotesktänzer der zeitgenössischen Lyrik. Der Tag ist am Ende nicht mehr ferne, wo Stephan George sein erstes Komma schreibt. Dann werden zwar einige in seidene Talare weinen, und es wird Leute geben, die sich verzweiflungsvoll die Haare schneiden lassen, aber die Freunde des gesunden Menschenverstandes werden sich darüber freuen, daß ein Mensch von Geschmack sich mit ein paar Geschmacklosen nur einen etwas allzu ausgelassenen Scherz erlaubt hat.


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