Th. Bentzon
Die Heimkehr
Th. Bentzon

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XXIV.

Sie hatte an einem heißen Nachmittage, dessen Gluten sie zu mahnen schienen, daß es Zeit wurde, diesen südlichen Landstrich zu verlassen, eine Spazierfahrt nach der Landspitze von Antibes unternommen. Während sie an der Seite endloser, mit Rosenhecken umränderter Terrassen am Meeresufer dahin fuhr und den Horizont, gegen dessen durchlichtete Klarheit sich die schirmenden Fichtenkronen stark abhoben, betrachtete, dachte sie, traurig gestimmt, an eine Inschrift, die man ihr unter den Ruinen der Römerstadt auf einem den Manen eines Komödianten, eines Kindes, gewidmeten Leichenstein soeben gezeigt hatte: »er trat zwei Tage auf dem Theater von Antibes auf, gefiel und tanzte.« Diese kurze Nachrede nahm für sie einen herzzerreißenden Sinn an. In der That würde ihre Laufbahn nicht länger gewährt haben, als die Septentrions; das war der Name, der auf dem uralten Stein eingemeißelt stand, der Name des kleinen Tänzers. Und zu gleicher Zeit fragte sich Renée, wohin sie den Ort ihren Verbannung verlegen sollte; mehr als jemals bemächtigte sich ihrer ein tödlicher Überdruß, sich mit sich selbst beschäftigen zu müssen. Am Ziele ihrer Fahrt angelangt, stieg sie aus, ließ den offenen Wagen, der sie hergebracht, auf der Landstraße stehen und suchte einen prächtigen Garten auf, der für die größte botanische Sehenswürdigkeit im Lande gilt. Lange irrte sie inmitten unbekannter Bäume und Pflanzen umher, die ein hervorragender Gartenkünstler aus tropischem Klima auf diese zu Füßen der Festung wundervoll gelegene Halbinsel verpflanzt und mit vielem Geschmack der einheimischen Vegetation einverleibt hat. Ihre prächtigen, absonderlich gestalteten Gruppen schoben sich hie und da auseinander und boten einige flüchtige Aussichtspunkte auf die Ausbuchtungen des Golfes, die von Felsen in einer Farbe, wie vom Feuer durchglühter Ocker, flankiert waren, und auf die herrlichen, sich ins Unendliche dehnenden blauen Wogen, die sich mit dem Himmel zu vereinigen schienen.

Wie ging es zu, daß Renée vor diesem märchenhaften Bilde plötzlich an die tiefen Schatten im Walde von Fontainebleau dachte, an seinen mit Eichen, alt wie die Patriarchen, bedeckten Boden, in deren rostfarbenem Blätterwerk der Frost seine Spuren gelassen, an den rauhen Anblick eines nordischen Waldes, an die bescheidene Landschaft der Umgegend von Paris?

Es schien ihr, als wäre dieser verzauberte Erdenwinkel eher geschaffen, das luftige Treiben der Götter Griechenlands und Italiens zu zeigen, als unmenschliche Sorgen zu beherbergen; sie fühlte sich hier fremd, außerhalb ihrer Heimat. Die unveränderliche Schönheit des Meeres, der ewig heitere Himmel, die übermächtige Vegetation beleidigten sie in ihrer Verlassenheit wie ebensoviel Beweise der Gleichgültigkeit von seiten Fremder, während sie dort bei Paris einen Horizont wiederfinden würde, der ihr mit seinen ernsten, melancholischen Linien zu Herzen sprach, und mit ihm die vertrauten Jugenderinnerungen, die den Menschen an das Leben fesseln, wenn es ihn auch tausendmal enttäuscht hat.

Was sie in jener Zurückgezogenheit, in der sie sich gern wieder vergraben hätte, gelitten hatte, bedeutete so wenig neben ihren jetzigen Qualen! Die Schwierigkeiten, der Zwang verhundertfachten damals ihre Kräfte, die heute in Ohnmacht dahinstarben. Seitdem waren Jahrhunderte verflossen! Was war aus der fernen Zeit geworden, in der Kindesliebe, Hingabe, Freundschaft, alle natürlichen Gefühle, die nicht erstorben waren und an denen die Ereignisse machtlos abprallten, ihr Leben ausgemacht hatten?

Wie diese liebe Vergangenheit, noch kürzlich so verkannt, sie heute anzog! Aber der Ort, nach dem ihre Gedanken, von einem trotz aller Pracht für sie reizlosen Schauspiel abgewendet, vermöge einer unversöhnlichen Vergeltung eilten, war der letzte, an dem sie eine Zuflucht hätte finden können; man hatte sie weder gerufen, noch war ihre Anwesenheit erwünscht; ihr Stolz mußte sie also für immer von dort zurückhalten. Das Unmögliche war für sie, fortan in den bescheidenen Kreis zurückzukehren, aus dem herauszukommen ihr so lange unmöglich erschienen war.

Und diese Erwägungen machten ihr das Herz schwer, während sie müden Ganges dem im Schatten haltenden Wagen zuschritt.

Wie groß war ihr Erstaunen, als sie auf dem Sitze einen leibhaftigen Jasminstrauß liegen sah, von dem sie in dem eben verlassenen Garten die prächtigsten Spielarten bemerkt hatte. Jasmin selbst von der gewöhnlichsten Sorte, von der, die mit ihrem dunkelgrünen Blattwerk und weißen Blütensternen die Thür des bescheidenen Häuschens, das sie einst mit ihrer Mutter bewohnte, geschmückt hatte, war immer Renées Lieblingsblume gewesen; wer konnte das aber ahnen oder wissen?

Bei der naheliegendsten Vermutung verweilend, suchte sie nach einem Geldstück und fragte den kleinen Eingebornen, der die Zügel hielt, ob der Gärtner, der das Bouquet gebracht hatte, nicht in der Nähe wäre; sie wolle sich ihm erkenntlich erweisen.

Der Kutscher, ein schlau aussehender Junge mit einer grünlich-braunen Gesichtsfarbe, wie die Oliven seines Landes, schüttelte lächelnd den Kopf:

»Es war kein Gärtner, Fräulein, es war ein Herr.«

»Ein Herr, den du kennst?«

»Nein, Fräulein.«

»Und er hat gesagt, die Blumen seien für mich.«

»Er hat gar nichts gesagt. Ich glaubte, Fräulein wüßte ...«

»Zweifellos eine Verwechselung. Wie sah der Herr aus?«

»Ich habe ihn kaum angesehen. Groß, blond, ganz schwarz gekleidet.«

»Jung?«

»O nein!« antwortete zögernd der kleine Kutscher, der kaum sechzehn Jahre zählte.

»Wie merkwürdig!« dachte sie. »Nun, vielleicht klärt sich das Abenteuer auf.«

Dies Bouquet beschäftigte ihre Einbildungskraft während des ganzen Rückweges. Nichts hatte sich seit Monaten ereignet, das im stande gewesen wäre, den eintönigen Verlauf ihres Lebens zu unterbrechen, denn das Zusammentreffen mit einem hypochondrischen Engländer, dem sie ein paar Tage vorher in Cannes, wo sie einige Einkäufe zu machen gehabt hatte, begegnet war, zählte nicht. Er hatte sich früher bis zur Raserei in ihr Talent vernarrt und sie wiedererkannt: Dank ihr hatte er einen Augenblick lang geglaubt, sich nicht mehr zu langweilen und die Musik zu lieben, während in Wahrheit sein Verständnis sich auf God save the Queen beschränkte. Seit ihrem Verschwinden hatte der spleen, von dem die Sängerin ihn zu zerstreuen verstand, sich seiner wieder bemächtigt. Welches Glück, sie so unversehens wiederzufinden!

Er hatte sie unter Ausdrücken höflicher Anteilnahme und unwillkommenen, wenn auch wohlgemeinten Fragen mit Beschlag belegt und sie sofort um die Erlaubnis gebeten, ihr seine Aufwartung machen zu dürfen. Nur mit großer Mühe hatte sie es vermieden, ihre Adresse anzugeben; aber vielleicht war es ihm doch gelungen, sie zu entdecken, vielleicht war er der diskrete Geber des Jasmin? Dieser Fünfziger mit rötlichem, grau meliertem Haar konnte zur Not für blond angesehen werden; er war von mittlerer Statur, aber der kleine Kutscher, der alle Männer, die ihm an Jahren überlegen waren, alt hieß, hielt aus demselben Grunde vermutlich für groß, was seinen zwerghaften Wuchs überragte.

Der Gedanke, daß ein Ungebetener sie bis hierher verfolgt haben könne, versetzte Renée in üble Laune; sie warf das Bouquet, das zuerst auf ihrem Schöße Platz gefunden, auf den Sitz und versprach sich, allen Angriffen auf ihre Einsamkeit energischen Widerstand zu leisten.

»Es war jemand hier, der sich erkundigte, ob Sie hier wohnten, gnädiges Fräulein!« redete sie der Besitzer beim Nachhausekommen an. »Er fragte nach Ihnen und nach der Zeit, wann man Sie wohl zu Hause träfe.«

»Jemand? Hat dieser Jemand nicht seinen Namen genannt?«

»Ich wagte nicht, ihn darum zu ersuchen, gnädiges Fräulein. Er sagte, er wolle wiederkommen.«

»Kein Zweifel, es ist mein Engländer!« dachte Renée. Und laut fuhr sie fort:

»Wenn er sich zufällig wieder sehen läßt, so antworten Sie ihm, ich sei nicht da, ich sei nach Paris zurückgekehrt, kurz, sagen Sie ihm, was Sie wollen. Ich empfange niemand.«

Und zu sich selbst meinte sie:

»Morgen abend bin ich ja übrigens auf und davon, und die Aufdringlichen mögen sehen, wo sie mich finden.«

Aber während sie am folgenden Tage, ohne noch immer genau zu wissen, wohin sie sich wenden sollte, obgleich alles zur Abreise gerüstet war, ihre Koffer schloß, trat das kleine Zimmermädchen mit geheimnisvollem Gesicht ein.

»Der Herr ist soeben wiedergekommen,« sagte sie, »und ich habe ihn abgewiesen. Da geht er gerade durch den Garten.«

Eine Regung von Neugierde trieb Renée an das Fenster. In dem Augenblick stieg der Fremde langsam und wie mit Widerstreben die Treppenstufen unter ihr hinab. »Etienne!« rief sie mit einem erstickten Schrei. »Ist es möglich, guter Gott, ist es möglich? Er hat mich noch einmal gesucht, bis hierher gesucht ... Etienne!«

Sie riß heftig die Glasthür auf, die nach dem maurischen Balkon führte. In diesem Augenblick wandte der Gerufene sich um.

»Laufen Sie,« sagte Renée zu dem kleinen Mädchen, das nichts von alledem verstehend und nicht wissend, was es thun sollte, mit offenem Munde auf der Zimmerschwelle stand, »laufen Sie, holen Sie ihn zurück!«

Sie selbst stürzte aus dem Zimmer. Auf dem Korridor vor dem Salon trafen sie zusammen, und das Kammerkätzchen mußte voll Staunen sehen, wie ihr Fräulein sich dem Manne, den zu empfangen sie sich soeben noch geweigert hatte, wie närrisch an den Hals warf.

»Sie waren es, Sie waren es!« rief sie.

Er drückte sie wortlos an sein Herz.

Während die Thür des Salons, in dem sie vor der Neugier der Leute im Hotel eine Zuflucht gesucht hatten, sich hinter ihnen schloß, fragte Renée endlich: »Weshalb sind Sie hier?« und versuchte dabei zu lächeln, um ihre heftige Erregung zu verbergen.

»Wissen Sie das nicht besser als ich? Ihretwegen bin ich hier!«

»Wahrhaftig? Sagen Sie mir das noch einmal, wiederholen Sie es hundertmal ... Ich bin also doch noch wert, daß man meinetwegen so romantische Dinge treibt? Sie geben sich mit geheimnisvollen Werbungen, anonymen Blumen und Verkleidungen in einem staubgrauen Mantel ab? Nur eine Serenade fehlt noch, mein armer Freund! Und beinahe wäre ich um das alles gekommen! Eine Stunde später, und ich hatte nie gewußt, von wem mir der Jasmin gespendet war. Es ist Ihre Schuld! Ich glaubte mich vergessen.«

»Vergessen!« flüsterte Etienne in vorwurfsvollem Tone. »Ich wartete immer, daß Sie mich rufen würden, aber Sie haben es nicht gethan. Sie haben mir Ihr Wort nicht gehalten. Mit welchem Rechte durfte ich mich Ihnen aufdrängen? Ich mußte befürchten ...«

»Sprechen Sie zu Ende,« sagte Renée, deren Augen funkelten. »Man hat das Gerücht verbreitet, ich sei nicht allein hier, die Lästerzungen haben mich nicht verschont!«

»Niemals habe ich etwas geglaubt, daß sich nicht mit Ihrer Ehre vertrüge und ich habe, glaube ich, bewiesen, daß ich niemand gestatte, ein ungerechtes Urteil über Sie zu fällen,« gab Etienne zur Antwort und sah ihr dabei mit seinem offenen Blick ins Auge. »Aber ich fürchtete, Ihnen zu mißfallen,« fuhr er dann sanfter fort, »und fügte mich. Ich habe immer Furcht vor Ihnen gehabt, Renée, das wissen Sie ja.« Sie drückte die Hand, die sich ihr entgegenstreckte und lächelte, beglückt von ihrer Herrschaft über ihn, von neuem, zitterte dabei aber ein wenig, denn die schreckliche Erinnerung an jenes Duell war über sie gekommen. Zu fühlen, daß ein Mann stark ist, daß er schrecklich werden kann und ihn trotzdem gestehen zu hören, daß er vor ihr Furcht hat; gewiß zu sein, daß er trotz der Lästerungen der Welt, trotz allem, was sie ihn aus Laune und Undankbarkeit leiden lassen kann, ihr Sklave bleiben wird – das ist für eine Frau die höchste aller Freuden. Die Liebe, die berauschender wirkt als alle Träume; die nicht der Ehrgeiz in ihr wach rief, die Liebe, die über alles trösten, alles ersetzen kann, zog in diesem Augenblick siegreich in ihr Herz ein. Mit einem Schlage begriff sie aber auch, daß ihr eine neue Prüfung drohte, denn nachdem sie sich damals, als das Geschenk ihrer Person in ihren eignen Augen noch von einigem Werte war, so scharf und unerbittlich verweigert hatte, war sie jetzt in ihrem tiefen Elend und ihrer Erniedrigung nicht in der Lage, das zu lange verschmähte höchste Glück anzunehmen.

»Und noch ein andrer Grund hat mich zurückgehalten,« fuhr Etienne fort. »Sie sehen, ich trage Trauer: meine Mutter ist uns im letzten Winter entrissen worden. Ich habe viele Wochen, einzig und allein mit ihr beschäftigt, an ihrem Krankenlager zugebracht. Ich war es ihr schuldig ... ich hatte viel wieder gut zu machen, und meine Gegenwart, die seit lange ziemlich selten geworden war im väterlichen Hause, versüßte, wie sie sagte, ihre letzten Augenblicke. Sie ist in Frieden dahingefahren, die arme Frau, während sie mich, erleuchtet von dem nahenden besseren Leben, aus innerster Seele bat, während sie mich anflehte, verstehen Sie, nach meinen Wünschen, die nicht immer die ihren gewesen wären, glücklich zu werden,« Eine Thräne rollte über Renées Wangen. Sie schwieg, bleich und traurig, unfähig, auf die Bitte, die diese Worte ahnen ließen, zu antworten.

»Meine Mutter schlummert nun neben der Ihrigen ... Lieben wir sie vereint, Renée. Sie kommen wieder zu uns, nicht wahr? Bei Ihrer Abreise hatten Sie die Absicht, sich einst wieder mit uns zu vereinen.«

Renée schüttelte das Haupt, Sie hatte den heißen Wunsch, sein Anerbieten anzunehmen, und doch hielt sie so vieles davon zurück.

»Es darf keine neuen Mißverständnisse zwischen uns geben, Etienne,« sagte sie endlich. »Ihre Ankunft hat mir die größte Freude bereitet, deren ich noch fähig bin, und nichts wäre mir so süß, wie eine Zeit der Erholung an dem Orte, wo ich alles, was ich liebe, gelassen habe; aber ich wiederhole, es kann nur eine Zeitlang, darf nur ein vorübergehender Aufenthalt sein.«

Er heftete sein Auge voller Entsetzen und Angst auf sie. Sie las darin, daß sie ihm tausendmal teurer war, als er selbst, daß er stets bereit war, ihr alle seine Interessen, seine Person, seine Wünsche zu opfern.

Einem solchen Blicke begegnet man nur in den Augen der Mütter; sie scheinen das Monopol unbegrenzter Hingabe zu besitzen; sehr selten bei einem Freunde, fast niemals! bei dem Geliebten; denn Leidenschaft ist von Natur selbstsüchtig. Aber Liebe und Freundschaft und eine Art Gewissenspflicht können sich in ein einziges Gefühl verschmelzen; und dessen war Etienne fähig.

»Sie wollen damit sagen, daß es auch jetzt noch nicht Ihre Absicht ist, sich an dem Familienleben genügen zu lassen,« erwiderte er, seiner Stimme Festigkeit gebend. Sie erbleichte und stammelte:

»Wenn Gott wollte, daß ich noch singen kann ...«

»O, Sie sollen ebenso frei sein wie früher; willigen Sie nur ein, die Zeit, die Sie an Ihrem Glücke verlieren und die zu dem unsern beitragen würde, uns zu schenken. Cäcilie wird so froh darüber sein,« fügte Etienne, indem er, um sie nicht zu erschrecken, vermied von sich zu sprechen, »ebenso mein Vater ... Ich verspreche Ihnen die beste Aufnahme von seiner Seite, Er hat jetzt nur noch einen Wunsch, dessen Erfüllung von Ihnen abhängt, und wir könnten ihn in dem Glauben lassen ...«

Renée unterbrach ihn mit einer stummen Gebärde.

»Nun, dann nicht, wir wollen niemand täuschen,« fuhr er fort. »Sie schulden niemand Aufklärungen oder Versprechungen. Aber überlegen Sie, Sie können weder hier bleiben, noch ohne eine Übergangsstation in die Pyrenäen zurückgehen, auch Paris wäre ein ungesunder Aufenthalt. Dieser Zwischenakt von Bewegung im Walde und in freier Luft, gute Kameradschaft und unbedingte Ruhe können Ihnen dagegen nur gut thun. Lassen Sie mich Ihnen vorübergehend alle Sorgen abnehmen. Nur um das bitte ich, nur um das zu erreichen bin ich hierher gekommen. Kommen Sie mit, Sie finden das Haus Ihrer Mutter wieder, wie Sie es verlassen haben, und bereit, Sie zu empfangen. Die alten Möbel, die Aufnahme bei meiner Mutter gefunden hatten, habe ich, bis Sie sie zurückfordern würden, dort hinbringen lassen. Nichts ist geändert. Freilich, die Seele des Hauses fehlt, aber meine Schwester wird sich in ihrer fürsorglichen Liebe Mühe geben, sie zu ersetzen. Sie beide können von ihr sprechen, und ich bin, wenn Sie es erlauben, bei Ihnen oder bleibe unsichtbar, wenn Ihnen das lieber ist. Habe ich Ihnen übrigens erzählt, daß Cäcilie seit dem Tode der Mutter wieder zu unserm Vater gezogen ist? Ich bin ganz allein auf Souvray und werde immer allein sein, ich habe mich darein gefunden,« So schloß Etienne mutig, wie um ihr zu zeigen, daß er nicht mehr den Schatten einer Hoffnung hegte. »Wohlan, sagen Sie, wollen Sie kommen?«

»O Etienne, wie fangen Sie es an, so selbstlos zu sein?« rief Renée lächelnd und weinend zu gleicher Zeit.

»Wie ich das mache? Ich liebe Sie, weiter nichts. Aber das ist das letzte Mal, daß ich es Ihnen sage.«


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