Rudolf Baumbach
Zlatorog
Rudolf Baumbach

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                Der Schnee verging, die Nachtigallen sangen.
Der Mond des Niedergrases war zu Ende,
Und ungeduldig brummte in den Ställen
Das Vieh, sich sehnend nach der Alpenweide.
Da brachten in das Thal verstörte Hirten
Die Schreckenskunde, dass die grünen Almen
Des Triglav allesammt verschwunden seien.
Und Wahrheit war's. Wo eh'mals fette Wiesen,
Besät mit Sennerhütten, stundenweit
Sich streckten, lag ein Meer von Felsentrümmern.

Das hat der Gemsbock Zlatorog gethan;
Mit seinen Hörnern hat er aufgewühlt
Die fette Scholle, als die Rojenice
Gekränkt von dannen zogen und mit ihnen
Die Hüter ihres grünen Zaubergartens.
Wohin sie gingen, niemand hat's erfahren. –
Es giebt im Hochgebirg noch manchen stillen,
Versteckten Ort, den nie ein Mensch betreten.

Der gold'ne Hort im Berge Bogatin
Ist bis auf diesen Tag noch nicht gehoben.
Nach siebenhundert Jahren aber wächst
Im Felsenmeer des Triglav eine Tanne,
Und aus dem Holze des erwachsenen Baumes
Wird man zu einer Wiege Bretter sägen,
Und in der Wiege wird der Knabe liegen,
Der einst gelangt zum Schatz im Bogatin.


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