Rudolf Baumbach
Zlatorog
Rudolf Baumbach

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            Am wilden Waldbach
Auf einem Stein
Sitzt die braune
Špela allein,
Stützt mit der Hand
Die glühende Stirn,
Schwere Gedanken
Martern ihr Hirn.

»Bist du geboren
»Zu meiner Qual,
»Stolzes Blauäugelein
»Drunten im Thal?
»Ziere den Leib dir
»Mit weicher Seide,
»Glänze und prunke
»Mit Gold und Geschmeide,
»Lass' dir genügen
»Den bunten Tand –
»Nach Felsenblumen
»Nickt strecke die Hand!
»Was hat den Adler
»In's Thal gezogen?
»Was hat den König
»Der Berge bewogen,
»Dass er vom Felsenmeer
»Weit sich verirrt,
»Dass er nach Taubenart
»Gurrt und girrt?
»Lachen möcht' ich,
»Wenn ich ihn seh',
»Thät mir's im Herzen
»Nicht grimmig weh!

»In allen Fasern
»Drängt's ihn zu ihr,
»Mit keinem Blick mehr,
»Schaut er nach mir.
»Sie ist die Herrin,
»Ich bin die Magd,
»Die arme Špela –
»Gott sei's geklagt!

»Zum goldenen Horte
»In Berges Schacht
»Lasst mich gelangen,
»Geister der Nacht!
»Nehmt meine Seele
»Und leitet mich hin
»Zur Zauberhöhle
»Im Bogatin!

»Von rothem Golde
»Ein Schloss ich bau',
»Drin will ich walten
»Als Edelfrau.
»Es blitzt Karfunkel
»Und Diamant
»In meinen Haaren,
»An meinem Gewand.
»Grafen und Fürsten
»Kommen geritten
»Der braunen Špela
»Gunst zu erbitten.
»Aber ich warte,
»Bis früh oder spät
»Er an das Thor klopft,
»Der mich verschmäht.
»Wenn er der schmachtenden
»Aeugelein satt,
»Oder sein Liebchen
»Verrathen ihn hat,
»Wird er der braunen
»Špela gedenken,
»Zu ihrem Hause
»Die Schritte lenken.
»Steht er beschämt dann
»In meinem Saal,
»Will ich mich weiden
»An seiner Qual,
»Will ich – ihm zitternd
»An's Herze sinken,
»Von seinen Lippen
»Seligkeit trinken.«


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