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Spiegel-Lischen


Ein lehrreiches Mährchen.

Es war einmal eine Mutter, die hatte ein eitles Töchterlein. Aber, wer anders hatte das Töchterlein eitel gemacht, als die Mutter? Da das Kind noch in der Wiege lag, mußte es schon ein seidenes Hemdlein haben, und ein Häublein mit Brabanter-Spitzen, wie es eine Prinzessin, so lange sie noch in den Windeln liegt, nicht haben soll. Dann wiegte die schwache Mutter das Töchterlein auf dem Schooße, und sang immerfort: »O wie schön! O wie herzig schön!« Und endlich trat sie sogar mit dem Kinde vor den Spiegel, und lächelte, wenn dieses sein eigen Bild im hellen Silberglase anstaunte, und zeigte mit dem Finger, und sang wieder: »Ei ja, wie schön! Ei ja, schön Lischen!«

Die Mutter hatte einen Vogel, der aus dem Morgenlande geflogen kam an dem Tage, da Lischen geboren worden. Der Vogel war wunderschön; er hatte einen karminrothen Schnabel, blaue Augen, goldgelbe Kopffedern, hellgrüne Flügel mit weißer Einfassung, und einen längern und schöner gezeichneten Schweif, als der Pfauenfasan, der schönste Vogel Ostindiens. Ueber all' dieß aber war das Talent des Vogels zu bewundern. Ein jeder Ton seines Gesanges war ein Wort voll Gefühl und Bedeutung, was er gleich im ersten Augenblicke seiner Ankunft an der Wiege des neugebornen Mägdleins in folgendem Liede kund gab:

»Mich schickt ein König vom Morgenland;
            Ksiksi! Ksiksi!
Er will ein Mägdlein noch unbekannt:
            Riri! Riri!
Es ist ihm geboren ein schöner Sohn;
            Kiwitt! Kiwitt!
Dem schönsten Mägdlein zu Lieb' und Lohn.
            Schittschitt! Schittschitt!
Und weiß das Mägdlein nicht, daß es schön;
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Dann führ' ich's im goldenen Abendweh'n,
            Tingtang! Tingtang!
Zu ewiger Freude und ewiger Lust,
An des schönsten Königssohnes Brust!
            Ksiksi! Ksiksi!
            Das Mägdlein ist hie!« –

Wie die Mutter über das schöne Lied des unbekannten Vogels sich freute, kann man sich wohl denken. Sie ließ ihm einen goldenen Käfig machen, und gab ihm das beste Futter, und hätte ihm sogar Wein zu trinken gegeben, wenn er nicht das Wasser vorgezogen hätte. Sie schätzte ihn wie einen fürstlichen Herold, der die angenehmste Freudenbotschaft in's Land gebracht. Das blieb aber nicht, wie es anfangs war. Denn der Vogel, der bisher nur schöne Wiegenlieder gesungen, schrie, als die Mutter zum ersten Mal mit dem Kinde vor den Spiegel trat, unaufhörlich in grellem Spotte: »Spiegel-Lischen, Spiegel-Lischen!« Das ärgerte die Mutter so sehr, daß sie ihm den ganzen Tag nichts zu essen und nichts zu trinken gab. Daraus wurde der Vogel traurig, und der Glanz seiner Federn bleichte, und seine blauen Augen wurden trübe. Er sang kein Lied mehr, und stellte die Federn und war krank.

Da hatte sie doch Mitleid mit ihm, und dachte an das Lied, das er anfangs gesungen. Sie gab ihm wieder zu essen und zu trinken, und öffnete sogar seinen Käfig. »Denn,« sagte sie, »er wird gewohnt sein, frei herumzufliegen.« Und der Vogel flog heraus und auf den Spiegel zu, und zerschlug mit seinem Schnabel und mit seinen kräftigen Flügeln das kostbare Glas. Und siehe, in dem Augenblicke wurde er wieder so schön, wie vorher, und sang auf den Trümmern des Spiegels das Lied aus dem Morgenlande:

»Und weiß das Mägdlein nicht, daß es schön;
Gsinggsang! Gsinggsang!
Dann führ' ich's im goldenen Abendweh'n
Tingtang! Tingtang!
Zu ewiger Freude und ewiger Lust
An des schönsten Königssohnes Brust!
Ksiksi! Ksiksi!
Das Mägdlein ist hie!«

Aber das Mitleid der Mutter verwandelte sich bei der Keckheit des Vogels, mit der er den Spiegel zerbrochen, in einen so großen Zorn, daß sie den Sinn des schönen Liedes gar nicht mehr verstand. Sie schlug den Vogel, und jagte ihn zurück in seinen Käfig, und ließ ihn nicht mehr heraus, und drohte ihm sogar, ihn zu tödten, wenn er noch einmal »Spiegel-Lischen« schreien werde. –

Der Vogel blieb von nun an stumm, wie das Grab, und würde immer trauriger, und seine schöne Gestalt veränderte sich wieder, und er sah häßlich aus, als die Mutter einen viel kostbareren Spiegel an der Stelle des zerschlagenen aufhängte. Das Töchterlein wuchs heran, und die Knechte und Mägde im Hause mußten es »Schön Lischen« heißen. Die böse Maid stand täglich zehnmal vor dem Spiegel, und besah sich rechts und links, und von vornen und von hinten, und trieb es so eitel und unsinnig, daß sie in einfältiger Freude sogar den Spiegel küßte, weil er ihr schön Gesicht und ihre reizende Gestalt so treulich zurückstrahlte. Ja, sie machte es so bunt, daß ihre Puppe, die leblose Figur, auch in den Spiegel schauen mußte, und dann fragte sie: »Wer ist schöner, ich oder du?«

Die Mutter hatte die größte Freude an dieses albernen Thun ihres Töchterleins, und gab gewiß jedem Armen, der an ihrer Thüre zu betteln kam, wenn er nur sagte: »Ei ja, schön Lischen! Grüßet schön Lischen!«

Wenn nun die Basen und Muhmen kamen, und Lischen sich drehte vor dem Spiegel – das war ein Festtag für die verblendete Mutter. Und sie schenkte einer Jeden, die schön Lischen lobte, eine doppelte Portion Thee in die Schale ein, und bestrich die Brodschnitte nochmal so dick mit Butter. Dabei wurde der Vogel ganz vernachläßigt, und er verkümmerte mit jedem Tage mehr und mehr, daß er kaum Kraft genug hatte, sich auf der Stange im Käfig aufrecht zu halten. Immer aber war er stumm geblieben. Nur wenn Lischen allein vor dem Spiegel stand, hatte er manchmal gewagt, sie zu warnen, und seufzte: »O wehe, Spiegel-Lischen, o wehe!« Das einfältige Mädchen aber that's dem guten Vogel zum Aerger, und spreizte sich erst recht vor dem Spiegel, und machte vor ihrem Bilde einen Knix rechts und links, und schalt zum Käfig hinauf: »Warte nur, du loser Spötter, wenn ich's der Mutter sage, wird sie dich hungern lassen, oder sie wirft dich gar auf die Strasse; du bist ihr so nimmer recht!«

Da weinte der Vogel, und nahm den Kopf unter den Flügel, daß er Lischen nicht mehr sah vor dem blendenden Glase ihrer Eitelkeit und ihres Verderbens.

Lischen hatte ihr zwölftes Lebensjahr erreicht, und war jetzt schon so weit vom guten Wege abgekommen, daß sie nicht mehr, wie andere eitle Mädchen, nur Morgens zur Stunde der Toilette den Spiegel zu ihrem Freunde machte, sondern sie benützte die schönste Zeit des Tages, in der sonst fleißige Töchter im Hauswesen beschäftigt sind, zu ihrem Putze vor dem Spiegel, und schämte sich endlich nicht, sogar in der Nacht, ehe sie zu Bette ging, und dem lieben Gott Rechenschaft für den Tag ablegen sollte, halb angekleidet beim Lichte sich zu beschauen, wo sie doch weder sich noch Andern zu gefallen brauchte.

Diese ärgste Sünde ihrer Eitelkeit konnte der Vogel nimmer ansehen. Er nahm all' seine Kraft zusammen. Und da sie wieder Nachts vor dem Spiegel stand, sang er voll Nachdruck und Wehmuth:

»Spiegel-Lischen, hab' Acht
Der Böse hat Wacht!
Hinter dem Spiegel, schau, schau!
Wie finster und grau!
Kiwitt! Kiwitt! Geh' weg!
Der Spiegel ist sein Versteck.
Schön schaust du hinein –
Er gräßlich heraus;
Er spuckt dir in's Antlitz –
Die Schönheit ist aus.
Denk' an den Königssohn!
Mägdlein, er wartet schon.
Doch ist die Schönheit aus,
Darfst nicht in Königs Haus.
Kiwitt! Kiwitt! Geh' weg!
Der Böse spielt Versteck.
Laß dich nicht fangen! Sei frei!
Schlag den Spiegel entzwei.
Und du sollst Kön'gin sein.
Dann ist der König dein.
Schöner sollst du dich seh'n,
Weil du nicht weißt, wie schön,
Ewig zu Lieb' und Lust
An deines Königs Brust!
Husch, husch, geschwind,
Du armes, liebes Kind. –
Sinnst du noch lange,
Wird mir so bange!
Siehst du den Schwarzen nicht?
Drehe hinweg das Licht.
Jag' ihn geschwind! Husch! Husch!
Fort über Berg und Busch! –
Eins, zwei, drei! –
Schlage den Spiegel entzwei!«

Allein das Gejammer des lieben Vogels war umsonst. Lischen spottete, und hielt im Gegentheile das Licht recht nahe an den Spiegel; denn sie kam sich heute besonders schön vor. Aber hinter dem Spiegel war wirklich ein abscheulicher Gnome versteckt; er hatte die Gestalt eines Waldteufels, und war in seiner Wildheit zornig über die Schönheit des Mägdleins. Und als sie gerade recht tief versunken war im Anschauen ihrer üppigen Körperform – da streckte der Gnome die Krallen seines rechten Armes hinter dem Spiegel hervor, und griff nach dem Lichte, und schaukelte es so lange, bis es mit dem Schleier des Mägdleins in Berührung kam, daß dieser alsbald in Flammen aufloderte. Lischen, im Schrecken, rannte gegen den Spiegel, zerschmetterte das Glas, und sah jetzt den Gnomen hervorgreifen, vor dessen schrecklicher Gestalt sie ohnmächtig niedersank. Vom Angstschrei des Mägdleins herbeigerufen, kam die Mutter. Aber, ach, zu spät. In schön Lischens Körperfülle war kein Leben mehr. Die Flamme hatte sie erstickt – und der gräßliche Waldteufel betrachtete den Leichnam mit Wohlgefallen, und freute sich über alle Massen des Unheils, das er angestiftet.

Die Mutter aber erhob ein entsetzliches Jammergeheul, zerraufte sich die Haare, schlug sich vor die Stirne, rief hundert mal: »Lischen, schön Lischen!« und holte alle Muhmen herbei, daß sie mit ihr rufen sollten: »Lischen, schön Lischen!« Aber Lischen hörte nicht mehr, gab keine Antwort, und blieb ohne Bewegung. Da griff die Mutter im Zorne nach einer brennenden Pechfackel, und jagte den Gnomen hinaus. Ach, es wäre nicht so Schlimmes geschehen, wenn sie vorsichtiger gewesen, und den bösen Waldteufel gar nicht in's Haus hätte kommen lassen. Da sang der Vogel:

»Eins, zwei, drei –
Es ist vorbei.
Arme Mutter, armes Kind,
Die vom Spiegel geblendet sind! –
Doch zum Troste – Kiwitt!
Höre mich Mutter! – Schitt schitt!
Laß das Glas zerbrochen stehen,
Sollst du das Mägdlein wieder sehen.
Aber, daß sie Königin sei,
Gib mich aus dem Käfig frei.
Kiwitt! Kiwitt! Oeffne schon!
Denn es wartet der Königssohn!
Ksiksi! Ksiksi!
Spiegel ist hin – ich bringe sie!«

Die Mutter öffnete den Käfig und ließ den Vogel heraus, mehr aus Aerger, weil sie auch ihm einen Theil ihres Unglückes zu Schulden legte, als aus Hoffnung und Sehnsucht nach der Erfüllung der geheimnißvollen Worte seines Gesanges, die sie nicht verstanden hatte.

Der Vogel verließ den Käfig, und flog auf den Leichnam des Mägdleins, und pickte das Herz heraus, und verzehrte es im Angesichte der Mutter, die ein jämmerliches Geschrei erhob, weil sie den Vogel nicht verscheuchen konnte, der mit den Flügeln sich tapfer wehrte, bis er fertig war. Und als er fertig war, erhob er sich mit so bunter Schönheit, wie er ehemal an's Fenster gekommen, und flog aus dem Hause, worinnen er die verwelkte Schönheit des Töchterleins und den Kummer der trostlosen Mutter zurückließ. –

Tags darauf, nachdem der Vogel die ganze Nacht hindurch geflogen, ließ er sich, weit, weit von dem Lande, wo Spiegel-Lischen gelebt, früh Morgens auf einen Anger nieder, um auszurasten. Es war ihm recht leid um schön Lischen, – und er hätte dem Königssohne im Morgenlande gewiß keine lieblichere Braut bringen können, wenn nur nicht der fatale Spiegel gewesen wäre. Doch dabei fiel ihm glücklicher Weise ein, daß ja der Spiegel von Lischen selbst zerschlagen worden sei, und daß sie, wenn sie nur erst wieder zum Bewußtsein ihrer selbst gekommen, endlich das, was sie aus Schrecken zerstört, aus Reue und Erkenntniß, als die Ursache ihres Verderbens, forthin meiden werde. Er setzte sich zwischen die duftenden Blumen der Wiese, unweit vom kleinen Hügel, an dem ein Hirte seine Schafheerde weidete, und sang:

»Entschlüpfe dem Kerker, du schöne Maid!
            Ksiksi! Ksiksi!
Dem Königssohne zu Lust und Freud'!
            Riri! Riri!
Und weißt du nicht, Mägdlein, daß du schön!
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Dann führ' ich im goldenen Abendweh'n,
            Tingtang! Tingtang!
Zu ewiger Freude und ewiger Lust
Dich an des schönsten Konigssohn's Brust!
            Ksiksi! Ksiksi!
            Das Mägdlein ist hie!«

Darauf flog der Vogel hoch in die Luft, und ließ ein wunderschönes, schneeweißes Ei zurück, das er unter die duftenden Hyacinthen und Narcissen der Wiese gelegt hatte. Der Hirte am Hügel sah es schimmern im Morgenstrahl der Sonne, wie lauter Silber. »Was ist das?« sagte er, und eilte hinan, wo der Vogel gesessen – und sah das Ei. Fast war er unwillig, daß es nichts anders war. Denn der sonderbare Vogel, meinte er, hätte doch was Kostbareres legen können, das mit seinem noch sonderbareren Gesang übereingestimmt hätte. »Doch,« sagte er, indem er nach dem Ei griff und es in die Seitentasche seines Wamses steckte, »doch soll mir mein Weib einen guten Kuchen daraus backen am Freudentage der Schafschur.«

Lischen aber, das in dem Ei verborgen war, und die Worte des Hirten vernommen hatte, schwebte in Todesangst, und pochte an die Schale, daß sie zerspringen sollte. Der Hirte staunte nicht wenig, da er fühlte, daß das Ei in der Tasche sich bewegte. Sein Staunen aber ging in ein Gelächter über, als er eine helle, zarte Stimme bitten hörte: »Laß mich heraus! Laß mich heraus! Ehe dein Weib einen Kuchen aus mir backen soll, will ich dir dienen als die geringste Magd! – – Ei, ja, sei ein guter Mann! Laß mich heraus!« –

Er war wirklich ein guter Mann, und sagte: »So du mir dienen willst, will ich dich herauslassen. Und wenn du brav bist, und fleißig meinem Weibe an die Hand gehst, sollst du sogar gehalten werden wie meine eigene Tochter.«

Bei diesen Worten schlug er das Ei an einen Stein, so behutsam als möglich, daß dem Mägdlein kein Leid geschehe. Und siehe, schön Lischen sprang aus der Schale, und dankte dem Hirten, und ging mit ihm, um seine Magd zu sein.

Lischen arbeitete recht fleißig, und der Hirte und sein Weib waren mit ihr recht zufrieden. Freilich kam es die arme Magd manchmal recht schwer an, beim schlimmen Wetter die Schafe auf dem Felde hüten zu müssen, und weit, weit von der Heimath entfernt, gar nichts von der Mutter hören zu können. »Doch,« dachte sie dabei, »ich bin nur selbst schuld an meinem Unglücke, und es ist gerade recht, daß ich so sehr erniedrigt worden, weil ich so hoch gethan.«

Dieser Gedanke war allerdings gut, und hätte der Magd das bittere Elend recht geduldig tragen helfen. Allein, da die jungen Leute vom nächsten Dorfe kamen und die schöne Wundermaid beim Hirten zu sehen begehrten, erwachte die Eitelkeit auf's Neue in Lischens Herz. Und das hoffärtige Mägdlein war auf einmal unzufrieden mit ihrem Stande, und wollte dem Hirten nicht mehr dienen. Sie eilte hinaus an das Ufer des Baches, und jammerte und klagte: »Ist das nicht ungerecht, daß ich so elend hier leben muß, während Mütterlein zu Hause klagt und umsonst »schön Lischen« ruft? Was hab' ich davon, wenn die Buben mir in's Gesicht sehen? Weiß ich denn, ob ich noch so schön, wie vormals? Nicht einmal ein kleiner Spiegel ist in der ärmlichen Stube des Hirten zu finden. Aber, halt! Jetzt soll mir's gelingen, mein Gesicht zu sehen. Der Bach ist ruhig, und hell wie ein Spiegel. Der blaue Himmel schaut mich so lieblich an aus dem Wasser. Wie muß mein Gesicht so schön stehen auf diesem blauen Grunde. Schau ich hinein, schaut schön Lischen heraus. O das muß prächtig sein! Hätt' ich erst nur ein schöneres Kleid, so ein rothes, seidenes, wie ich zu Hause hatte! Dann wollt' ich mich recht beschauen, und mich drehen rechts und links in Lust und Freude, und immer rufen: »Schön Lischen! Schön Lischen!«

Indem sie so sprach, neigte sie sich, so weit sie konnte, über den Wasserspiegel, und beäugelte sich mit recht albernem Wohlgefallen. In dem Augenblicke aber vernahm sie über sich in den Zweigen einer Erle die wohlbekannte Stimme des morgenländischen Vogels, der wehmüthig seufzte: »O wehe! Spiegel-Lischen! O wehe!« – Und was jetzt aus dem Wasser sah, war nicht mehr ihr schön Gesicht. Nein, es waren die grünlichschwarzen Züge einer häßlichen Wassernixe, die ohne Unterlaß heraufspottete: »Spiegel-Lischen! Spiegel-Lischen!« und endlich die langen, schilfartigen Arme ausstreckte, und die schreiende Dirne ohne Gnade und Barmherzigkeit beim Saum ihres Röckleins packte, um sie in den tiefen Grund des Wassers hinabzuziehen. Lischen zitterte und wehrte sich, wie eine Verzweifelnde; sie schrie hinauf zum Vogel: »Rette mich! Rette mich!« Aber umsonst – es war zu spät. Der Abgrund hatte Lischen sammt ihrem Bilde verschlungen. Und man hörte nichts mehr als einzelne Spotttöne der bösen Nixe aus dem Wasser heraus: »Spiegle dich! Spiegle dich! He, he, he! Hab' ich dich? Hab' ich dich? Komm' ein Bischen, Spiegel-Lischen! – Küße mich! Spiegle dich!« –

Der Vogel saß einsam auf dem höchsten Aste der Erle, und sah wehmüthig hinab in den ruhigen, klaren Bach, und klagte seufzend über den Verlust der schönen Maid. Ihr Flehen um Rettung war ihm gar sehr zu Herzen gegangen, und er schwur bei der Schönheit des Königssohnes vom Morgenlande, noch einmal, wenn es möglich werde, der Armen sich anzunehmen, ob sie vielleicht nicht endlich einmal zu rechter Erkenntniß käme. Er saß, und sang:

»Bächlein schön,
Höre mein Fleh'n,
Laß mich das Mägdlein
Noch einmal seh'n.
Leg' es heraus!
Ist auch die Schönheit aus,
Ist es erblaßt und todt
Wird es doch rosenroth;
Wenn es nicht weiß, wie schön
Sein Gesicht anzuseh'n
Kiwitt! Kiwitt! Eile schon!
Denn es wartet der Königssohn!
Ksiksi! Ksiksi!
Wasser ist trüb – ich hole sie!«

Und siehe, der Leichnam des Mägdleins wurde von den Wellen, die der Abendwind kräuselte, in feierlicher Stille an's Ufer getragen. Da flog der Vogel herab vom Erlenbaum, und setzte sich auf den Leichnam, und pickte das Herz heraus, und nahm es in seinen Schnabel, und flog damit weit, weit über Berge und Thäler, bis er das Ufer des Meeres erreichte. Dort ließ er sich nieder, und legte das Herz des Mägdleins neben sich und benetzte es mit den Thränen seiner blauen Augen. Und siehe, das Herz verwandelte sich in ein Fischlein, und die Thränen des Vogels wurden lauter glänzende buntfarbige Schuppen. Das Fischlein schnellte in die Höhe und erreichte das Wasser, und schwamm davon in die Tiefe des Meeres. Der Vogel aber setzte sich auf eine Klippe am Ufer, und seufzte und sang:

»Nun ist der größte Spiegel dein,
Du schöne, eitle Maid!
Kannst dich des schönsten Spiegels freu'n
Im Meere weit und breit!
Doch Fischlein zart,
Dir wird's noch hart
Im größten Spiegel ergeh'n,
Wirst Angst und Noth aussteh'n.
Die Ungeheuer im tiefen Grund
Droh'n dir mit ihrem schwarzen Schlund –
Das ist die Strafe für dein Vergeh'n.
Doch endlich bess're dich, Fischlein mein,
So will ich dich wieder vom Meer' befrei'n.
Kiwitt! Riri!
Fischlein, ich verlasse dich nie.«

Nach einiger Zeit, während der das Fischlein da und dort im Meere umhergeschwommen war, und unter großen Aengsten in den rothen Korallenzweigen des Abgrundes vor den Blicken und Rachen der wilden Raubthiere sich verborgen gehalten, und wohl manchem Schiffe, das lustig über ihm dahinglitt, wehmüthig nachgeseufzt hatte – da war dem Wundervogel recht leid um schön Lischen, weil er dem Königssohne im Morgenlande gewiß keine lieblichere Braut hätte bringen können, wenn nur nicht die fatalen Spiegel, der Glasspiegel und der Wasserspiegel, gewesen wären. Er setzte sich auf den größten Mast eines prachtvollen Schiffes, das über der ruhigen Fläche majestätisch daherschwamm. Und als die Schiffsmannschaft am Mastbaum hinaufschaute, und den schönen Vogel bewunderte, fing dieser zu singen an:

»Ein Spiegelfischlein vom tiefen Meer,
            Ksiksi! Ksiksi!
Kommt an das Schiff geschwommen her.
            Riri! Riri!
Das Fischlein ist die schönste Maid,
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Einem Königssohne zu Lust und Freud'!
            Tingtang! Tingtang!
Wer das Spiegelfischlein dem Königssohn'
            Heimbringt, der holt sich großen Lohn!
            Ksiksi! Ksiksi!
            Das Mägdlein ist hie!«

Die Matrosen hatten nicht so viel Zeit, den räthselhaften Gesang des Wundervogels zu deuten – so war auch schon das Fischlein in der Nähe, und schnellte aus dem Wasser, ob es nicht das Verdeck des Schiffes erreichen könnte. Der schöne Vogel aber warf ein goldenes Netz herab, und flog davon; und in dem goldenen Netz wurde das Spiegelfischlein gefangen. Es blickte den Herrn des Schiffes recht wehmüthig freundlich an, als ob es ihm sagen wollte: »Nenne mich bei meinem Namen, daß ich meine wahre Gestalt bekomme.« Der Herr verstand wohl, was das Fischlein sagen wollte. Er nannte bald diesen, bald jenen Namen – aber nie war es der rechte; und nachdem er ein ganzes Register hergezählt, hatte er's doch nie getroffen. Da weinte das Fischlein, daß es nun ein Fischlein bleiben sollte, ob es gleichwohl aus den Gefahren des Meeres gerettet war.

Als aber das Schiff an's Ufer einer unbekannten Gegend gestoßen war, und die Matrosen an's Land stiegen, war der Vogel aus Morgenland auch schon da, und sang aus den Zweigen einer Therebinthenstaude:

»Lischen, lieb Lischen, eile schon!
Es wartet deiner der Königssohn!«

Im Augenblicke verwandelte sich das Fischlein in die schönste Maid, die holdselig lächelnd an's Ufer sprang. Wer nur ein wenig Gefühl hatte, staunte das Mägdlein an, und lobte seine wunderbare Schönheit. Aber Lischen drückte die Augen zu und hielt die Händchen vor die Ohren, daß es ja das Lob der Männer nicht hörte und nimmermehr versucht würde, im klaren, ruhigen Meeresspiegel ihr Bild zu schauen. Munter und froh eilte das Mägdlein den ganzen Tag hindurch über Fluren und Hügel, bis es endlich, als die Sonne niedersank, am Fuße eines Gebirges von rothglänzendem Marmor stand. Auf der Höhe des Gebirges schimmerte ein prachtvoller Palast, und Lischen lächelte und sagte: »Das ist wohl der Palast des schönen Königssohnes. Ei, ei, der soll nun mein werden; und da oben soll ich wohnen in einer goldenen Kammer. Aber, wie werd' ich dem Königssohn gefallen, wenn ich so zerstört vor ihm erscheine? Mein einfach Gewand – o wehe! Und die Haare fliegend, und das Gesicht bräunlich, und die Stirne voll Falten, und Lippen und Wangen so bleich. Nein, nein, das geht nicht an. Ich will mich ordnen, daß er eine Freude habe, und daß ich mir selbst gefallen möge. Schau, schau! Hier eine geschliffene Marmorplatte; die Abendstrahlen der Sonne, wie freundlich sie wiederstrahlen auf diesem Steine. Da kann ich mich sehen von oben bis unten – und es ist doch kein Glasspiegel, daß ich Gefahr von einem Waldteufel – und kein Wasserspiegel, daß ich Hinterlist von einer Nixe befürchten müßte. Frisch daran! Frisch daran! Ei, das wird eine Freude sein, wenn dann der Königssohn aus dem Palaste mir entgegen kommt, und ich ihm sagen kann: »Ich bin schön Lischen, schön Lischen!«

So ist's mit der Eitelkeit! Die alberne Maid vergaß in dem Augenblicke, da sie sich in der Marmorplatte beschaute, all' das Unglück, das sie bisher ausgestanden, und dachte gar nicht daran, daß sie sich in noch größeres stürzen werde. Sie drehte sich rechts und links, und bückte sich, und streckte sich, und gefiel sich so wohl, daß sie gar nicht fertig werden konnte vor Schauen und nichts als Schauen. –

Aber von der Seite her kamen auf einmal Töne, die sie zur Besinnung zurückbrachten. Der Wundervogel war's, der aus den Aesten eines nahestehenden Ahorns seufzte: »O wehe, Spiegel-Lischen, o wehe!« Jedoch es war auch dießmal zu spät. Ein Kobold, der wildeste Zwerg aus der Schaar der Berggeister, der, auf einem Felsenvorsprung sitzend, das Mägdlein lüstern belauscht hatte, rollte muthwilliger Weise ein Marmorstück in die Tiefe nieder, indem er spottete: »Spiegel-Lischen! Spiegel-Lischen!« Und Lischen sank, von der schweren Last an der Stirne tödtlich verwundet, ohnmächtig zur Erde nieder und war von dem Steine ganz bedeckt. Der Kobold eilte in die Tiefe des Berges zurück, aus dem das Echo seiner Spottreden nachklang: »Spiegle dich! Spiegle dich! He, he, he! Hab' ich dich? Hab' ich dich? Komm' ein Bischen, Spiegel-Lischen! – Küße mich! Spiegle dich!«

Der Wundervogel aber, der das Unglück mitangesehen, konnte sich kaum auf dem Aste des Ahorns festhalten vor Kummer und Herzeleid, und er seufzte die ganze Nacht hindurch: »Ach und Wehe.« Am Morgen aber flog er hinan, und setzte sich auf den Marmorspiegel, mit dem Vorsatze, dem armen Lischen noch einmal beistehen zu wollen, und sang gar rührend und wehmüthig:

»Marmorstein!
Höre mein Fleh'n;
Laß mich das Mägdlein
Noch einmal seh'n.
Gib es heraus!
Ist auch die Schönheit aus,
Ist es erblaßt und todt,
Wird es doch rosenroth,
Wenn es nicht weiß, wie schön
Sein Gesicht anzuseh'n.
Kiwitt! Kiwitt! Rolle schon!
Denn es wartet der Königssohn!
Ksiksi! Ksiksi!
Marmor ist weich – ich nehme sie!«

Das Felsstück, das über dem armen, todten Lischen lag, wurde durch die Bitte des Vogels so erweicht, daß es endlich wie Wachs zerfloß, und den blassen Leichnam frei gab. Da setzte sich der Vogel wieder auf den Leichnam, und pickte das Herz heraus, und nahm es in seinen Schnabel, und flog damit weit, weit in das Marmorgebirg hinein, bis er endlich, hoch in einer Felsritze, das Nest einer Wildtaube entdeckte. In dieses Nest legte er das Herz des Mägdleins, und benetzte es mit den Thränen seiner blauen Augen. Und siehe, das Herz verwandelte sich in ein Waldtäubchen, und die Thränen des Vogels wurden lauter buntschillernde Federn an der Brust der jungen Taube. Diese versuchte alsobald zu fliegen, und flog umher im Gebirge, und seufzte und girrte sonder Rast und Ruhe. Der Wundervogel aber verbarg sich in einer Felskluft, und sang voll Wehmuth:

»Nun ist der größte Spiegel dein,
      Du schöne eitle Maid!
Kannst dich des Marmorspiegels freu'n
      Im Gebirge weit und breit!
      Doch, Täublein zart,
      Dir wird's noch hart
      Im Marmorspiegel ergeh'n,
      Wirst Angst und Noth aussteh'n.
      Der Jäger unten im dunkeln Forst,
      Der Adler droht dir oben vom Horst –
      Das ist die Strafe für dein Vergeh'n.
      Doch endlich bess're dich, Täublein mein,
      So will ich dich wieder vom Marmor befrei'n.
      Kiwitt! Riri!
      Täublein, ich verlasse dich nie!« –

Nach geraumer Zeit, während der das Wildtäublein im Marmorgebirge, bald vom Adler verfolgt, bald vom Jäger belauert, viel Angst und Schrecken ausgestanden, und im glatten Gestein, wenn die Morgensonne es gerade beleuchtete, wider Willen sich hatte schauen müssen – da war dem Wundervogel auf's Neue recht leid um schön Lischen, weil er dem Königssohne im Morgenlande gewiß keine lieblichere Braut hätte bringen können, wenn nur nicht die fatalen Spiegel, der Glasspiegel, der Wasserspiegel und der Marmorspiegel gewesen wären. Aber, ach, Lischen hatte ja jetzt gebüßt genug – und wenn tausend Spiegel vor ihr ständen, sie würde nun gewiß in keinen mehr hineinschauen. D'rum flog der Vogel hervor aus der Felskluft, in der er sich verborgen gehalten, und schaute rechts und links, ob er Niemand entdecken konnte, der sich des armen Täubleins annehmen würde. Siehe, da kam ein Köhlerjunge lustig in's Gebirg gegangen, pfeifend und jodelnd, wie's ein munteres Gemüth, schuldlos und rein, von sich geben kann. Der Junge aber hörte sogleich auf zu jodeln, da er den Wundervogel gerade vor sich auf einem Felsstück sitzen sah, und ihn folgendes Räthsel singen hörte:

»Ein Täublein sitzt in der Felsenkluft;
            Ksiksi! Ksiksi!
Verlassen und einsam, und seufzt und ruft:
            Krukru! Riri!
Das Täublein ist die schönste Maid,
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Einem Königssohne zu Lust und Freud!
            Tingtang! Tingtang!
Wer das Wildtäublein dem Königssohn'
Heimbringt, der holt sich großen Lohn!
            Ksiksi! Ksiksi!
            Das Mägdlein ist hie!« –

Obgleich der Köhlerknabe das Lied des seltsamen Vogels kaum zur Hälfte verstand, so reizte ihn doch die Neugierde zu dem Entschluß, ihm unermüdet nachzugehen, wohin er immer fliegen würde. Das hatte der Vogel gewollt. Er flog und flog, und der Knabe folgte so eilig nach, und kletterte und sprang, daß nach wenigen Stunden die Felsritze, in der das Täublein seufzte, erreicht war. Nun, wer möchte die Freude beschreiben, da er wirklich ein Nest fand, und das Wildtäublein darinnen. Er nahm es, drückte es, zart und vorsichtig zwischen den Händen haltend, an seine Brust, küßte das rothe Schnäbelein, und streichelte die bunten, schillernden Halsfedern. Dann aber eilte er, was er konnte, über Stock und Stein, hernieder in's Thal, und erfüllte die Luft mit dem Freudenrufe: »Ei ja! Ei ja! Ich habe ein schönes Täublein! Krukru! Krukru! Das will ich pflegen, viel freundlicher, viel sorgfältiger, als meinen Kater, der den ganzen Tag brummt, und dem nichts recht ist. Krukru! Krukru! Aber nein – Schwesterlein soll's haben; Schwesterlein ist viel zärtlicher. O, wie wird Schwesterlein sich freuen, wenn es das Krukru hört! Schwesterlein, gutes Lischen – –«

In dem Augenblicke entschlüpfte das Wildtäublein den Händen des Köhlerknaben, der ganz verblüfft dastand, und meinte, es werde in aller Höhe davonfliegen. Aber aus dem Wildtäublein war jetzt das lieblichste Mägdlein geworden, vor dem der Bube aus purem Respekt das Käpplein vom Kopfe nahm, und, indem er es äußerst verlegen in den Händen drehte, endlich stammeln konnte: »Nichts für ungut, allerschönstes, gnädiges Wildtäublein, wollt' ich sagen, Fräulein! Hätt' ich gewußt, daß das Fräulein ein Wildtäublein, wollt' ich sagen, daß das Wildtäublein ein Fräulein – doch, damit ihr seht, wie ernst es mir ist, mein unartig Zeug wieder artig zu machen, so mögt ihr mir nur befehlen, womit ich euch dienen kann, allerschönstes Wild – wollt' ich sagen Fräulein!«

Lischen, das in dem Nest auf dem Felsen so viel geseufzt, und den Fehler der Eitelkeit so lang beweint hatte, lächelte wieder zum ersten Male bei dem drolligen Benehmen des Köhlerknaben. Der Wundervogel aber ließ sich auch wieder hören, und sang, daß dem Jungen, wie von einem reizenden Zauber, die Ohren summten:

»Wer das Wildtäublein dem Königssohn'
Heimbringt, der holt sich großen Lohn!
            Ksiksi, Ksiksi!
Köhlerknabe, führe sie!«

»Nun, nun,« sagte der Junge munter lachend, »ich habe dem räthselhaften Meistersänger schon einmal gehorcht, so will ich ihm wieder gehorchen. Ich weiß zwar nicht, was er da mit dem Königssohne meint, und kenne auch keinen Weg und keinen Steg zu irgend einem vornehmen Palaste. Allein, was thut's? Er hat mir das Wildtäublein entdeckt – er wird auch den Königssohn finden. So kommt, Schöntäublein, Wildfräulein, wollt' ich sagen, Schönfräulein, Wildtäublein, ich will euch begleiten, so tapfer und vorsichtig, als ob der beste Rittersmann euch zur Seite ginge. Kommt nur, kommt! Ihr mögt den Schutz, den ich euch gewähre, als den Dienst annehmen, durch den ich dem Schönfräulein eben so artig scheinen soll, als ich dem Wildtäublein unartig vorkommen mußte.« –

Aufgemuntert durch das Lied des Wundervogels, folgte Lischen dem lustigen Köhlerknaben durch Fluren und Wälder, über Berge und Thäler, und war endlich recht froh, als sie am dritten Tage am Saume des anmuthigsten Thales ein Schloß gewahrte, das ja wohl dem schönen Königssohne gehören mußte.

Sie standen jetzt vor einer Waffenschmiede, in der es tüchtig d'rauf losgehammert wurde. Der Köhlerknabe wollte vorbeigehen. »Denn,« sagte er, »was wird's da drinnen anders zu sehen geben, als ein paar grobe, rusige Schmiedknechte.« Allein – wie denn das weibliche Geschlecht immer neugierig ist – Lischen blieb unter der Thüre stehen, und schaute, und staunte nicht wenig, als sie vor sich, an die Wand gelehnt, einen blanken Schild stehen sah, der wie lauter Silber schimmerte. Sie konnte nicht umhin, einen Knecht zu fragen: »Ei, für wen ist dieß prachtvolle Meisterstück geschmiedet worden?« Und der Knecht antwortete: »Für den schönen Königssohn im vornehmen Schlosse drüben!« –

»Komm', Wildtäublein, komm!« bat der Köhlerknabe recht freundlich, und wollte Lischen von der Thüre ziehen; denn es war ihm, als habe er den Wundervogel seufzen hören: »Ksiksi! Ksiksi! Köhlerknabe führe sie!« –

Aber Lischen wand sich aus den Armen des Knaben, und schmollte ihm, und sagte: »Laß mich! Magst warten, bis ich fertig bin. Dem Königssohne werden so schöne, blanke Waffen geschmiedet. Wie schön muß er erst selbst sein. Und ich sollte ihm so unordentlich entgegen treten? Nein! nein, ich will mich putzen, bis ich mir selbst gefalle, daß ich auch dem schönen Königssohne gefallen möge. Schau, schau! Der blanke Schild! Wie das schimmert in der Abendsonne! Da kann ich mich sehen von oben bis unten – und es ist doch kein Glasspiegel, daß ich Gefahr von einem Waldteufel, und kein Wasserspiegel, daß ich Hinterlist von einer Nixe, und kein Marmorspiegel, daß ich Schlauheit von einem Kobold befürchten müßte. Frisch daran! Frisch daran! Ei, das wird eine Freude sein, wenn dann der Königssohn aus dem Palaste mir entgegenkommt, und ich ihm sagen kann: »Ich bin schön Lischen, schön Lischen!«

O du eitles, böses Lischen! Die alberne Maid vergaß in dem Augenblicke, da sie sich in der Metallplatte beschaute, all' das Unglück, das sie bisher ausgestanden, und dachte gar nicht daran, daß sie nun noch in das größte sich stürzen werde. Sie drehte sich rechts und links, und bückte sich, und streckte sich, und gefiel sich so wohl, daß sie gar nicht fertig werden konnte vor Schauen, und nichts als Schauen.

Vor der Werkstätte aber saß der Wundervogel auf einer Hollunderstaude, von der er durch das offene Fenster gerade Lischen vor dem blanken Schilde sehen konnte, und seufzte mit einer Wehmuth, die ihn fast zu verzehren schien: »O wehe, Spiegel-Lischen, o wehe!«

Allein, was half's? Lischen hatte durch ihre Eitelkeit schon die furchtbarste Strafe für sich herbeigeführt. Als sie noch in den blanken Metallspiegel schaute, gewahrte sie in dem Augenblicke, als der Vogel draußen seufzte, auf dem glänzenden Schild eine gräßliche Veränderung, die mit ihrem Bilde vorging. Ein fürchterliches Todtengerippe mit leeren Augenhöhlen und herabhängendem Unterkiefer wuchs aus dem Spiegel hervor. In den Knochen der einen Hand hielt es eine Sanduhr, in denen der andern eine Sense. Und indem die furchtbare Gestalt mit der Sense gegen das erblaßende Mägdlein ausholte, spottete sie: »Spiegel-Lischen! Spiegel-Lischen!« Abgemähet, wie eine Blume, sank Lischen zur Erde nieder, und die Erde öffnete sich zu einem Grabe; und das Todtengerippe umarmte die sterbende Maid, und versank mit ihr in dem Grabe, das sich alsobald wieder schloß, und nichts als die Spottreden herausgab: »Spiegle dich! Spiegle dich! He, he, he! Hab' ich dich? Hab' ich dich? Komm' ein Bischen, Spiegel-Lischen! – Küsse mich! Spiegle dich!« – Der Köhlerknabe, als er dieß grauenvolle Spektakel sah, erhob ein gellend Geschrei, und floh davon. Und selbst die Schmiedknechte verließen den Blasebalg und den Ambos, und kündeten dem Meister den Dienst auf, weil sie um keinen Preis mehr in der Werkstätte schaffen wollten, wo ihre schönste Arbeit so gräßlich verzaubert werde.

Nur der Wundervogel seufzte und weinte, und zitterte vor Jammer und Herzeleid, daß er von der Hollunderstaude fast niedersank. Es war ja das schrecklichste Unglück geschehen, das ihm von dem armen Lischen nichts zurückgelassen. Sonst, wenn er des Mägdleins Herz hatte, konnte er es wieder retten – dießmal aber war's umsonst. Das Todtengerippe hatte das ganze Lischen mit sich unter die Erde genommen. Drei Tage und drei Nächte sang der Vogel auf dem Hollunderstrauch die rührendsten Weisen, daß der Tod unter der Erde sich erbarme, und ihm des Mägdleins Herz herausgäbe. Allein wie wird der Tod sich erbarmen, der selbst kein Herz hat? Aber siehe, am Morgen des vierten Tages gab die Liebe zu dem armen Lischen dem Wundervogel ein Lied ein, das seinen guten Erfolg haben mußte. Er setzte sich auf das Grab, und seufzte und sang:

»Tod aus Erz!
Gib mir das Herz!
Laß' dich erweichen, Mann!
Sieh' mich mitleidig an! –
Gibst mir das Herz,
Gerippe aus Erz,
Geb' ich das meine dir,
Schrecklicher, einst dafür.
Meines ist schöner fast,
Als was du jetzo hast!
Erde, du kalte Gruft,
Höre, wie Vogel ruft,
Höre, wie Vogel weint,
Wenn ihm nicht 's Herz erscheint!
Kiwitt! Kiwitt! Oeffne dich schon!
Denn es wartet der Königssohn!
Gerippe aus Erz,
Gib mir das Herz!« –

Und siehe, der metallene Schild, den die Schreckensgestalt, als sie mit Lischen in die Erde versunken, über sich her geworfen hatte, spaltete sich, und ließ des Mägdleins Herz heraustreten aus der Mitte des Grabes. Und der Vogel eilte herein durch's Fenster und nahm das Herz in seinen Schnabel, und flog damit weit, weit über Berg und Thal, bis er endlich in einem Lande war, wo Metalle aus der Erde gegraben wurden. Da ließ er sich nieder, nahe an dem Orte, wo die Bergknappen mit den Silber- und Goldklumpen aus der Grube fuhren, und legte das Herz unter einen Eichbaum, wo gerade eine kranke Gazelle ihr Leben endete, und benetzte es mit den Thränen seiner blauen Augen. In dem Augenblicke verblich die kranke Gazelle, und das Herz verwandelte sich in eine junge Gazelle. Und die Thränen des Vogels gaben der jungen Gazelle zwei Augen, die wie Krystalle funkelten. Das schlanke Thier versuchte alsobald, auf die Beine zu kommen, und sprang umher, und seufzte und blöckte sonder Rast und Ruhe. Der Wundervogel aber verbarg sich in den dunkeln Aesten des Eichbaums, und sang voll Wehmuth:

»Nun ist der größte Spiegel dein,
      Den du, eitle Maid, begehrt!
Kannst dich am metallenen Spiegel freu'n,
      Wenn der Knapp' aus der Grube fährt.
      Doch Gazelle zart,
      Dir wird's noch hart
      Am metallenen Spiegel ergeh'n,
      Wirst Angst und Noth aussteh'n.
      Der Knappe droht dir vom dunkeln Schacht,
      Der Jäger aus des Waldes Nacht –
      Das ist die Strafe für dein Vergeh'n.
      Doch bess're dich, Gazelle mein,
      So will ich dich endlich vom Erze befrei'n.
      Kiwitt! Riri!
      Gazelle, ich verlasse dich nie!«

Mit dem verwandelten Lischen sah es jetzt recht schlimm aus. Täglich mußte die junge Gazelle, sie mochte wollen oder nicht – es zwang sie eine Zaubergewalt – an die Grube laufen, wenn die Bergknappen mit den kostbaren, schimmernden Metallklumpen ausfuhren, und mußte sich rechts und links beschauen in dem blanken Erze, ob auch die Knappen sie verspotteten und verspieen, und sogar mit Steinen auf sie warfen. Die hellfunkelnden Augen der schlanken Gazelle wurden endlich ganz trübe von den vielen Thränen, die sie weinen mußte. Und dazu kam noch der Schmerz, daß sie täglich dreimal vom Eichbaum vernahm: »Spiegel-Lischen! Spiegel-Lischen!« –

Endlich bekamen's die Bergknappen genug, und der tägliche Besuch der Gazelle an der Grube, und ihr Drehen und Strecken und Schauen an den goldenen und silbernen Platten wurde ihnen überlästig. Sie zeigten's einem Jäger an, daß er hier einen guten Fang thun könne; und der Jäger kam und schoß auf die Gazelle einen scharfen Pfeil ab, der ihr vorderes rechtes Bein verletzte, daß sie nicht mehr entrinnen konnte. Der Jäger freute sich der schlanken Beute, und nahm sie auf seinen Rücken, und trug sie davon.

Nun aber erwachte das Mitleid und die Liebe des Wundervogels auf dem Eichbaume im höchsten Grade. Sollte er denn das arme Lischen, das sich nun gewiß bessern werde, verschmachten lassen, da er doch dem Königssohne im Morgenlande gewiß keine lieblichere Braut hätte bringen können, wenn nur nicht die fatalen Spiegel, der Glasspiegel, der Wasserspiegel, der Marmorspiegel und der Metallspiegel gewesen wären? Er flog dem Jäger nach, und sang über seinem Haupte:

»Die Gazelle, die du gefangen hast,
            Ksiksi! Ksiksi!
Ist eine süße, süße Last!
            Riri! Riri!
Die Gazelle ist die schönste Maid;
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Einem Königssohne zu Lust und Freud'!
            Tingtang! Tingtang!
Wer die Gazelle dem Königssohn
Heimbringt, der holt sich großen Lohn!
            Ksiksi! Ksiksi!
Das Mägdlein ist hie!«

Der Jäger staunte nicht wenig über den Gesang des Vogels, und trug die Gazelle heim, und that alles Mögliche, ihren wunden Fuß zu heilen. Aber ach, die Wunde wollte nicht heilen, und die Gazelle wurde mit jedem Tage schwächer und leidender. »O wehe, o wehe!« seufzte der Jäger, und sagte recht mitleidig: »Wenn ich dich doch nur entzaubern könnte, du arme Maid, und könnte dich hinbringen zum schönen Königssohne im Morgenlande. Ich wollte ja gewiß keinen Lohn, und wäre gerne zufrieden, wenn ich das Unrecht, das ich dir mit dem Pfeile angethan, wieder gut machen könnte.« – Aber die leidende Gazelle schüttelte wehmüthig lächelnd das Köpfchen, als wollte sie sagen: »Laß mich! Laß mich! Ich will sterben bei dir! Ich verdiene nicht den Königssohn!«

In dem Augenblicke flog der Wundervogel in die Stube herein, und setzte sich auf ein Hirschgeweih, das an der Wand hing, und sang mit einer Stimme, so zart und süß, daß Jäger und Gazelle in einen Schlummer voll lieblicher Träume eingewiegt wurden:

»Die Stunde ist da! O spute dich schon!
Lischen, es wartet der Königssohn!«

Dann flatterte der Vogel, so herrlich schimmernd und freundlich, wie noch nie, hernieder, und pickte das Herz aus dem Leibe der schlummernden Gazelle, und nahm es in seinen Schnabel, und flog davon über Berge und Thäler. Der Jäger aber, als er erwachte, fand statt der Gazelle eine goldene Rose vom Königssohne aus Morgenland. –

Es war ein gar lieblicher, düftevoller Sommermorgen, als der Wundervogel wieder an dem Fenster saß, vor dem er einst gesungen, da Lischen geboren worden. Als die Mutter, die immer noch vor der Leiche ihres lieben Töchterleins wehklagte, und den zerschmetterten Spiegel tausendmal verwünschte, den unerwarteten beflügelten Gast erkannte, kam er ihr noch viel schöner vor, als ehedem, und sie meinte, vor Schmerz und Jammer vergehen zu müssen, da er das bekannte Lied sang:

»Mich schickt ein König vom Morgenland';
            Ksiksi! Ksiksi!
Er will ein Mägdlein, noch unbekannt:
            Riri! Riri!
Es ist ihm geboren ein schöner Sohn;
            Kiwitt! Kiwitt!
Dem schönsten Mägdlein zu Lieb' und Lohn.
            Schittschitt! Schittschitt!
Und weiß das Mägdlein nicht, daß es schön;
            Gsinggsang! Gsinggsang!
Dann führ' ich's im goldenen Abendweh'n,
            Tingtang! Tingtang!
Zu ewiger Freude und ewiger Lust,
An des schönsten Königssohnes Brust!
            Ksiksi! Ksiksi!
Find' ich das Mägdlein hie?«

Die Frage des Wundervogels: »Find' ich das Mägdlein hie?« hatte den Schmerz der Mutter auf's Höchste gesteigert. »Ja,« rief sie aus, und rang die Hände, »du würdest das Mägdlein hier finden, hätte nicht seine allzu große Eitelkeit und meine falsche Liebe es zu Grunde gerichtet. Ach, daß ich mit meinen Thränen noch einmal es zum Leben erwecken könnte – wie wollt' ich es ganz anders auferziehen zur Freude des schönen Königssohnes vom Morgenlande!«

Kaum hatte der Vogel diese Rede vernommen – da flog er hernieder auf den Leichnam, und legte das zarte, reine Herz der jungen Gazelle, das er aus fernem Lande mit sich gebracht, an die Stelle, aus der er vordem das eitle Herz des albernen Spiegel-Lischens gepickt hatte.

Zugleich schmetterte er mit noch nie geäußerter Kraft aus voller Kehle:

»Spiegel zu Tausenden
Laßt euch voll Schimmer seh'n.
Prüfung zum letzten Mal
Sendet aus eurem Strahl!
Ist's überstanden schon,
Zeigt sich der Königssohn.
Kiwitt! Kiwitt!
Lischen, nun wanke nicht!«

In dem Augenblicke verwandelte sich das stille Leichenkämmerlein des Mägdleins, dessen Gazellenherz allmählig zu schlagen begann, in einen prachtvollen Saal. Die Wände waren von geschliffenem Marmor, der Fußboden von blank schimmerndem Metall. In der Mitte des Saales, aus einer großen goldenen Muschel sprang eine Quelle, in deren reinem Strahl die Sterne des Himmels sich hätten schauen können; und zu allen Seiten erhoben sich die kostbarsten Spiegel in die Höhe, so daß das Auge, wo es immer hinsah, es nicht verhüten konnte, sich selbst zu sehen. Umgeben von all' dieser Pracht, erhob sich das Mägdlein, das wiederlebende Lischen; hätte aber, voll Angst und Schrecken, das Auge sogleich wieder geschlossen, wenn nicht sein erster Blick die hochentzückte Mutter getroffen hätte, die das liebe, liebe Kind in ihre Arme nahm, und an ihre Brust drückte.

»Hinweg! hinweg!« seufzte Lischen voll Scham und Reue, und verbarg das Angesicht im Schooße der Mutter. »O, hinweg! Hier ist nichts als Gefahr! Mütterlein, lieb Mütterlein! Keinen Spiegel mehr! An den Himmel will ich schauen, wenn ich bete! Und wenn mich die Leute loben ob meiner Schönheit, will ich zur Erde blicken, und daran denken, daß mein Angesicht aus Erde gemacht ist. In das Herz der Mutter will ich schauen, und dankbar fühlen, daß Mutterherz schlägt für Lischen; und in mein Gewissen will ich schauen, ob kein Vorwurf irgend einer schlimmen That heraussieht. Himmel, Erde, Mutterherz und Gewissen – das sollen meine Spiegel sein. Mütterlein, Mütterlein, keinen andern Spiegel mehr. Muß mich nun auch der schöne Königssohn verachten meiner Eitelkeit wegen – so thut er gerade recht. Ich aber will von nun an einsam leben und verborgen, ein bescheidenes Veilchen im duftenden Gärtchen deiner Liebe. Mütterlein, Mütterlein, Keinen Spiegel mehr!« –

Siehe, da war mit einem Male der Palast mit all' seiner lockenden Pracht verschwunden, und an seiner Stelle ein Garten voll Rosen, Reseden, Lilien und Myrthen getreten. Lischen mit der Mutter saß in einer schattigen Geisblattlaube, und horchte mit klopfendem Herzen der Melodie des Wundervogels, der neben ihr in den Zweigen saß, und sang:

»Mägdlein höre den süßen Ton:
Mägdlein, es nahet der Königssohn!
Kiwitt! Riri!
Königssohn verläßt dich nie!«

Ei, Wunder über Wunder! Der Vogel hüpfte herzu an Lischens Seite, und verwandelte sich in den schönsten Jüngling, den man je gesehen; die goldgelben Kopffedern wurden blonde Locken, die unter einer Königskrone bis zum Nacken niederfloßen; der Schnabel verschwand und an seiner Stelle glänzten Lippen und Wangen vom schönsten Karmin, statt der Flügel traten kräftige Hände aus den Aermeln eines hellgrünen seidenen Wamses; und der lange Pfauenschweif wurde eine königliche Schleppe von persischer Ueppigkeit. –

Lischen sah bescheiden zur Erde. Dann bot sie dem Königssohne stillweinend die Hand, die er auf immer verlangte. –

In dem Augenblicke aber trat das Todtengerippe in die Gartenlaube, und grinste den Königssohn an, und klapperte mit den Zähnen: »Meinst du, sauberer Vogel, ich kenne dich nicht mehr, weil du nun ein schöner Königssohn geworden? Ei, ei, mein Gedächtniß ist nicht so kurz, daß ich schon sollte vergessen haben, was du mir dort in der Waffenwerkstätte versprochen. Ich gab dir des Mägdleins Herz – und verlange nun das deine dafür!«

Aber der Königssohn lächelte und entgegnete: »Es thut mir leid, daß ich mein Versprechen nicht halten kann! Mein Herz ist in das andere übergegangen, seitdem die Eitelkeit daraus verbannt worden. Daß du aber beide Herzen jetzt schon haben sollst, ist ganz gegen unsern Vertrag. Nach fünfzig Jahren magst du wieder kommen.« –

Das Gerippe war recht mürrisch, und zürnte auf Lischen, und warf ihm einen bösen Blick zu, und murmelte: »Spiegel-Lischen! Spiegel-Lischen!« –

Die junge Königin erschrack, daß sie erblaßte. Aber der Königssohn tröstete sie, und sagte: »Dieß ruft der Tod nur, daß du seiner gedenkest, und dessen, was Alles mit dir geschehen, auf daß du nicht mehr eitel werdest.« –

König und Königin lebten von nun an so glücklich, als man nur immer leben kann. Nach fünfzig Jahren aber gaben sie ihre Herzen recht gerne dem Todtengerippe. –

So endet das Mährchen vom Spiegel-Lischen, von dem man sagt, daß es viel Wahrheit enthalte. Und eben darum darf man euch allen, ihr vielen, vielen Lischen und Nettchen und Minchen, und wie ihr sonst noch heißt, mit gutem Gewissen die wohlgemeinte Lehre geben: »Merkt euch für immerhin die Geschichte vom Spiegel-Lischen.« –



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