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Einundzwanzigstes Kapitel. Eine große Hochzeit, davon ein harter Bissen übrig bleibt.

Der Lenz von der Morgenhalde macht Hochzeit!

Das Löwen Annele heiratet!

So hieß es durch das ganze Thal und weit, weit darüber hinaus, und oft im selben Hause wurde bald nur vom Annele, bald nur vom Lenz allein geredet; beide hatte man im Worte noch nicht zusammengegeben, das wird sich erst finden, wenn sie getraut sind, das Löwen-Annele wird dann wohl das Lenz-Annele heißen.

Es hatte tapfer geschneit, und jetzt war's wieder hell, echtes gerechtes Schlittenwetter, und von allen Bergen und in allen Thalen tönte Rollengeklingel und Peitschenknallen, gewiß hundert Schlitten standen am Hochzeitmorgen vor dem Löwen, in allen Ställen war fremde Einquartierung, und manche einsame Kuh begriff nicht, wie auf einmal solch ein paar stattliche Pferde zu Besuch kämen. Freilich, nur so eine einsam überwinternde Kuh kann nicht wissen, was in der Welt vorgeht, aber die Menschen wissen's; es ist ein Ereignis, wie nicht leicht eines im Dorfe war, und selbst alte kranke Mütterchen ließen nicht ab, bis man sie ankleidete, damit sie sich ans Fenster setzen können, obgleich sie abseits wohnen, wo man nichts sieht und nur bisweilen fernes Rollengeklingel und Peitschenknallen hört.

Die Krämer-Ernestine war schon mehrere Tage vor der Hochzeit im Löwen als Anhelferin. Da konnte von Empfindlichkeit – weil man nicht besonders besucht, nicht besonders eingeladen war – keine Rede sein; das große Stammhaus feierte ein Fest, die Vasallen mußten sich von selber einfinden.

Ernestine hatte ihre Kinder in einem Nachbarhause untergebracht, der Mann mußte derweil das Haus hüten, dem Kramladen vorstehen und sich etwas kochen, so gut es ging. Wenn der Löwe ruft, haben andre kein Recht mehr.

Ernestine wußte im Hause zu allem gut Bescheid, sie konnte jedem, was es verlangte, in die Hand geben, sie wirtschafte in Küche und Keller und freute sich ihrer Wichtigkeit. Am Hochzeitsmorgen kleidete sie Annele an, denn diese hatte doch eigentlich keine rechte Gespiele.

Der Löwe zeigte heute, welch einen Umfang er hat. Der ganze erste Stock, nach der ganzen Breite des Hauses, war nur ein einziger Saal. Man hatte die Zwischenwände, die nur aus Brettern bestehen, herausgenommen, und heute war da erst recht ein großer gewärmter Marktplatz.

Lenz hätte nach seiner Art gern eine stille Hochzeit gehalten, aber Annele hatte recht, da sie sagte: »Ich weiß wohl, ich erkenne, was dir das Liebste wäre; aber wir sind es den Menschen schuldig, daß wir ihnen auch die Lustbarkeit gönnen, und man hat nur einmal im Leben Hochzeit. Man hat jahraus jahrein Ueberlast genug von den Leuten, wir müssen es ihnen auch gönnen, daß sie uns dankbar sind. Wie vielmal im Jahr gibt es eine Hochzeit in der ganzen Gegend, wo wir nicht hingehen und Geschenke bringen? Zweitausend Gulden ist wenig, was wir so verausgabt haben. Gut, jetzt sollen sie auch wieder einen Teil hergeben. Ich will nichts geschenkt von der Welt. Ich bin froh, wenn sie nur halb bezahlt.«

Und in der That, die Hochzeitsgeschenke waren überreich an Geld und Geldeswert. Es that sich nicht anders, man mußte zwei Tage Hochzeit halten: einen Tag für die Einheimischen und Anverwandten und einen Tag für die Fremden.

Am Hochzeitsmorgen kam Pilgrim mit gesalbtem Haar, einem Rosmarinstrauß mit Bändern im Knopfloch, zu Lenz, und er sagte: »Ich schenke dir nichts zu deiner Hochzeit.«

»Du hast mir genug gegeben, das Bild meiner Mutter.«

»Das will nichts heißen; ich weiß wohl, wie es zu machen wäre, aber ich kann's nicht. Nein, Lenz, ich habe zu deiner Hochzeit mir selber etwas geschenkt; da schau, mit dem Papier da bin ich wie der Siegfried, von dem wir einmal gelesen haben. Jetzt habe ich eine Hornhaut, da geht kein Stich mehr durch.«

»Was ist denn das?«

»Das ist eine Rentenversicherung. Von meinem sechzigsten Jahre an habe ich hundert Gulden jährlich, und bis dahin werd' ich mich schon durchschmieren. Und wenn ich dann nicht mehr allein sein kann, dann mußt du mir ein Stüble einrichten im Haus, einen warmen Winkel hinter dem Ofen, und da will ich mit deinen Enkeln spielen, und was ich ihnen vorzeichne, werden sie schon recht finden. – Es hat mich viel gekostet, bis ich die erste Einzahlung aufgebracht habe. Es ist einfältig, ich hab' mein Auskommen, aber ich kann nichts erübrigen. Da hab' ich mir nun ein Jahr lang das Frühstück abgewöhnt – der Löwenwirt hat's gespürt, daß ich mittags auch noch zum Frühstück komme – und da habe ich's nun doch herausbekommen. Später gewöhn' ich mir auch das Mittagessen ab und so nach und nach das ganze Leben. Das wäre prächtig, wenn man nach und nach alle Fensterladen zumachen könnte, dann – gut' Nacht, Welt.«

Unter diesen Darlegungen half er Lenz sich schön ankleiden, nagelneu von Kopf bis Fuß; er dankte dem Freunde, daß er ihn nun auch solid gemacht habe, und wußte dabei sehr vergnüglich zu schildern, wie alle Mitglieder der Rentenanstalt eine Familie bilden, nur mit dem Unterschied, daß sie einander nicht zum Geburtstag gratulieren, und das gar nicht aus bösem Willen, sondern bloß, weil sie einander nicht kennen.

Pilgrim hatte eine ganze Statistik der Rentenanstalt im Kopfe, er gab sie preis, um Lenz nicht zu einer überflüssigen Gemütsbewegung kommen zu lassen.

Als Lenz hochzeitlich geschmückt war, kam auch Petrowitsch ganz freiwillig als Brautführer. Er bedeutete mit schelmisch-geheimnisvoller Miene: »Von mir, Lenz, kriegst du kein Hochzeitsgeschenk, du weißt schon, warum; es wird dir aber zur Zeit nicht fehlen.« Mit dem Köder, daß Lenz sein Haupterbe sein solle – was er indes nie ganz deutlich sagte – konnte Petrowitsch die erste Person bei den Hochzeitsfeierlichkeiten sein. Er that das gern, so recht mitten drin sitzen, wo alles um ihn herum wuselt, und er hat doch das Bewußtsein: Ich hab' meinen Schlüssel in der Tasche und daheim meinen feuerfesten Geldschrank. – Das war so ganz nach seiner Art. Und solche zwei lustige Tage thun doch auch gut in dem Einerlei des Winters.

Der Löwenwirt trug heute seinen Apostelkopf noch etwas höher, er strahlte von Würde und streichelte sich dabei immer sein frisch rasiertes Kinn.

Musik und Schießen und Jubeln tönten überlaut in den frischkalten hellen Wintertag hinein, als man zur Kirche ging. Die Kirche konnte nicht alle Neugierigen und Teilnehmenden fassen. Es standen wohl ebensoviel Menschen vor der Kirche, als darin waren. Der Pfarrer hielt eine besondere Predigt, nicht eine, wie sie aus dem Uniformenmagazin genommen wird, um einen beliebigen Rekruten einzukleiden; sie war auf den Leib angemessen. Er sprach eindringlich über die Hausehre, über die gemeinsame Ehre der Eheleute: ein Kind erbt die Ehre der Eltern; aber wenn es schlecht ist, können sich die Eltern vor Gott und Menschen rechtfertigen: wir haben das Unsrige gethan, mehr konnten wir nicht. Ein Kind verkommener Eltern kann sich zur Ehre durcharbeiten, es hat sein Leben für sich; der Bruder teilt die Ehre des Bruders, er kann sie aber auch von seinem Wandel trennen. Anders aber ist die Ehre der Eheleute, hier ist im reinsten Sinne: Mann und Weib ein Leib. Hier sei Eintracht, ein einiges Trachten. Wo eines eine Ehre für sich sucht und gar auf Kosten des andern, da ist Zwietracht, die Hölle, der ewige Tod. Es ist eine heilige Einrichtung, daß die Frau ihren Taufnamen behält, einen neuen Familiennamen aber vom Manne bekommt; sie trägt des Mannes Namen, des Mannes Ehre. – Der Pfarrer lobte nun die guten Eigenschaften der beiden, die vor dem Altare stehen, allerdings lobte er Lenz etwas mehr, aber auch Annele bekam einen guten Teil, und wieder ermahnte er, daß kein Mensch auf seine guten Eigenschaften sich etwas einbilde, daß der Flinke den Langsamen, der Langsame den Flinken nach seiner Art schätze und hochhalte, daß die Ehe nicht nur nach Landesgesetzen eine Gemeinschaft der zeitlichen Güter, sondern auch nach ewigen Weltgesetzen eine Gemeinschaft der geistigen Güter sein solle, wo alles Mein und Dein aufhört und alles nur noch unser heißt, und doch wiederum nicht unser, es gehört der Welt, es gehört Gott an.

In allgemeinen Betrachtungen und doch dabei leicht auf die Persönlichkeiten anwendbar, gab der Pfarrer gewissermaßen den Besorgnissen der Freunde lauten Ausdruck, daß zwei Menschen so ungleich an Art und Lebensgewohnheit fortan eine friedliche, einige Gemeinschaft sein sollten.

Pilgrim, der bei den Sängern auf dem Empor saß, nickte dem Liedermeister zu, und dieser winkte einverständlich. Faller sah nicht auf, er drückte sich mit der Hand beide Augen zu und dachte vor sich hin: So von der Art hast du auch zum Annele gesprochen; wer weiß, was sie dem Pfarrer herausgäbe, wenn sie reden dürfte! Aber ich bitt' dich, lieber Gott, du hast so viele Wunder gethan auf der Welt, thu uns jetzt nur das eine, pflanze ihr gute Gedanken ins Herz und lege ihr gute Worte auf die Lippen für den guten Lenz, den getreuen . . .

Keine Stimme tönte mächtiger als die des Faller, da er nach der Trauung in den Gesang einfiel. Der Liedermeister winkte ihm, seinen Grundbaß etwas zu mäßigen, denn der Tenor war nur schwach, der Lenz fehlte, aber Faller ließ sich nicht beschwichtigen, kühn und gewaltig übertönte seine Stimme die Orgel und die Sangesgenossen. –

Als die Trauung vorüber war, hatten die Weiber, die so glücklich waren, sie zu sehen und zu hören, denen draußen viel zu erzählen; das sei noch nicht vorgekommen, der Bräutigam habe so laut geweint, so habe man's noch nie von einem Mann gehört. Freilich, der Pfarrer hat's auch gar »herzrührig« gemacht; besonders wie er die Eltern des Lenz angerufen um ihren Segen, da habe der Lenz so laut geschluchzt und geweint, daß man gemeint habe, er müsse zusammenbrechen, und alle Versammelten hätten mitgeweint. Jetzt weinten die, die draußen gestanden, auch; sie waren so gut zur Hochzeit gekommen wie die andern, sie durften auch von allem haben, vom Weinen und von der Lustbarkeit. Die Männer aber sagten zu den Fremden: »Nicht wahr, so einen Pfarrer hat doch kein anderes Dorf? Dem geht's vom Mund weg, so rund und gerad, und er macht nicht viel Wesens draus; es ist, wie wenn er mit einem alles überlegen möchte. Ja, unser Pfarrer!«

Vom eigentlichen Inhalt der Rede sprachen weder die Männer noch die Frauen.

Als Lenz – rechts vom Petrowitsch, links vom Löwenwirt geleitet – aus der Kirche ging, kam die alte Fallerin auf ihn zu und sagte: »Ich hab's gehalten, die Kleider deiner Mutter sind in der Kirche gewesen, und mehr aus dem Herzen hätte sie nicht für dich beten können als ich.«

Lenz konnte nicht antworten, denn der Löwenwirt schalt die Fallerin, daß sie dem Bräutigam zuerst in den Weg trat. Er schalt zwar über den Aberglauben, der in der ersten Anrede einer alten Frau Unglücksbedeutung sieht, rief aber doch einen schönen jungen Knaben herbei, jetzt zuerst dem Lenz die Hand zu geben.

Von nun aber gab es nur noch Lustbarkeit. Es war gar nicht zu glauben, daß je ein Menschenauge geweint hätte.

Wie nun Lenz im Stüble den Schwägerinnen die Hand gab und die Schwäger umarmte und küßte, und wie dann der Doktor kam und auch seine Töchter – das war doch gut von ihnen, daß sie zur Hochzeit kamen – und eins nach dem andern aus- und einging und Glück wünschte, da saß Annele auf dem Stuhl und hielt sich ein feines, weißes Sacktuch vor die Augen, und Lenz sagte oftmals: »Daß ich so geweint hab', ich hab' nichts dafür gekonnt, du weißt, wie glücklich ich bin. Und das wollen wir behalten, fest und getreu, daß wir jetzt nur noch eine Ehre haben, und will's Gott, soll sie bei einander gut wachsen. Und wenn ich so sehe, was du mir für eine Familie gibst, ich werde dir's nie vergessen. Das sollen, will's Gott, die letzten Thränen sein, die wir miteinander geweint haben. Zieh aber die Handschuhe aus, ich hab' auch keine an.«

Annele schüttelte mit dem Kopf verneinend, aber sie sprach kein Wort.

»Zum Essen! Zum Essen! Zum Essen!« hieß es dreifach. Und in der That, es wurde auch dreifach gegessen. Nur ein einziger Mensch klagte immer: »Ich kann nichts essen, ich bring' keinen Bissen übers Herz; es ist schade um das gute Sach', aber ich kann nicht« – und diese klagende Person war Franzl.

Schon während des Essens hatte der Tanz in der obern Stube begonnen, das Brautpaar ging ab und zu, bald an die Tafel, bald auf den Tanzboden.

»Es ist unverschämt von dem Techniker, daß er mit zur Hochzeit kommt,« sagte Annele einmal auf der Treppe zu Lenz. »Er ist doch nicht eingeladen. Red nur kein Wort mit ihm.«

»Nein, laß ihn doch, es soll keines mißvergnügt sein,« beschwichtigte Lenz. »Mir thut's nur leid, daß der Faller nicht da ist. Ich habe nach ihm geschickt, aber er ist nicht gekommen.«

Pilgrim tanzte den ersten Tanz mit Annele. Sie sagte: »Im Tanzen bist du Meister.«

»Aber im Malen meinst du nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Gut, so wirst du auch nicht von mir gemalt; und ich hatte mir's heute vorgenommen, dich zu malen. Eigentlich bist du nicht gut zu malen, du bist hübsch, so lang du plauderst; wenn du aber still bist, da ist was in deinem Gesicht, ich kann dir's nicht sagen.«

»Wenn du nur so gut malen könntest, wie schwätzen!«

»Gut, du wirst nicht von mir gemalt. Weißt du? von wegen an die Wand malen –«

»Von dir möcht' ich nicht gemalt auf der Welt sein,« sagte Annele. Sie hatte bald ihre heitre Laune wieder.

Das Brautpaar wurde in die Unterstube gerufen, dort hatten sich die angesehensten Männer und Frauen aus der Verwandtschaft um Petrowitsch versammelt. Sie wollten, daß er jetzt gleich eine Bestimmung mache, was er dem Lenz vererbe. Don Bastian, der pfiffige Hauswirt Pilgrims, war der Hauptsprecher; er konnte da sein mageres Hochzeitsgeschenk mit fremdem Fett spicken, und er verstand Petrowitsch in die Enge zu treiben, daß er fast nicht mehr los konnte. Der Kettenschmied, der sich was darauf zu gute that, der einzige Nachbar des Lenz zu sein – er wohnte fast eine halbe Stunde entfernt, aber sein Haus war das einzige, das man von der Morgenhalde aus sehen konnte – war ein Jugendgespiele des Petrowitsch und wußte ihm mit alten Erinnerungen warm zu machen. Die Löwenwirtin glaubte, es fehle nur noch, daß das Brautpaar selber dabei sei; darum hatte sie nach ihm geschickt. Als sie jetzt in den Kreis traten, sagte Petrowitsch, der sehr in die Enge getrieben war: »Gut, da ist ja der Lenz, der weiß, wie ich's mit ihm vorhabe. In unsrer Familie hängt man das nicht an die große Glocke. Nicht wahr, Lenz, du weißt, wie wir miteinander stehen?«

»Jawohl, Ohm,« sagte dieser.

»Darum verlier' ich kein Wort mehr,« schrie Petrowitsch, sich erhebend. Er fürchtete besonders, es möchte jemand, vor allem der Kettenschmied, herauskriegen, daß heute sein fünfundsechzigster Geburtstag war; da hätte man ihm gar noch von allen Seiten gratuliert, und er hätte durch eine Verschreibung für Lenz die Glückwünsche teuer bezahlen müssen. Er drängte sich nun durch die Versammelten hinaus aus der Stube. Der Büble, der hinter ihm drein ging, schrie laut auf, denn er bekam einen Tritt von unsichtbarem Fuß.

Lenz schaute dem Weggehenden verdutzt nach, es war vielleicht doch nicht gescheit, daß er dem Ohm so aus der Klemme geholfen. Jetzt wäre er zu was zu bringen gewesen, und jetzt ist's vorbei.

Lenz schlug sich aber alles das schnell aus dem Sinn. Er war heiter bis spät in die Nacht hinein. Die Anverwandten, die entfernt wohnten, hatten sich schon davon gemacht. Es war auch für die Brautleute Zeit, heimzugehen, denn vor Mitternacht müssen die Brautleute daheim sein. Im Stüble sagte Lenz: »Annele, du hast doch recht gehabt; es thut mir jetzt leid, es gibt keinen Fahrweg zu uns. Mach dich nur recht warm ein.«

»Du wirst schon noch einsehen, daß ich in vielem recht habe,« erwiderte Annele.

Pilgrim hatte den Zug künstlerisch geordnet; voraus zog die Musik, vor und hinter dem Brautpaar zwei Fackelträger; Kinder mit den schönsten Geschenken, mit Bechern, Tellern, Gläsern und Kaffeebrettern, ebenfalls brennende Kienspäne tragend, gingen hinterdrein. Als man an den Berg kam, löste sich der Zug allerdings unordentlich auf, eines mußte hinter dem andern gehen.

Lenz sagte zu Annele: »Geh du voraus, ich lasse dir gern den Vorrang.«

Man war endlich oben angekommen, die Geschenke waren abgestellt; die Musik spielte noch einen lustigen Tanz, dreimal wurde Hoch! gerufen. Die Musik verklang das Thal hinab.

»Wir sind im Himmel und wissen, daß die Menschen drunten auf der Erde sich über uns freuen,« sagte Lenz.

»Ich hab' gar nicht gewußt, daß du so reden kannst,« entgegnete Annele. »Wie ist's auf einmal so still!«

»Wart', ich hab' noch ein schönes Musikwerk. Gottlob, jetzt spiel' ich mir selber auf und für uns beide ganz allein.« Er brachte ein Musikwerk in Gang, es spielte: Die Meeresstille von Beethoven. Es spielte noch lange für sich fort, und still war's im Hause.


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