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Der Redakteur wandelte mit elastischen Schritten die Landstraße entlang.
Auf seinem Bauche trug er eine photographische Kamera in imitiertem Leder, und mit der Rechten setzte er den rhythmischen Stab.
Aber ganz merkwürdig war nun dieses, daß er beim Gehen immer vor sich einen kleinen Vogel singen hörte. Es war, als ob dieser Vogel dicht vor dem Wandernden herflöge, von Baum zu Baum, und stets dieselbe silberne Strophe zwitschernd wiederholte.
Wer bist du, heimlicher Sänger? so sprach der Redakteur vor sich hin, zeigst du dem wandernden Freund tönend den reicheren Pfad?
Mit Befriedigung bemerkte der Redakteur, daß im Schreiten seine Worte den Tonfall der Goethischen Distichen anzunehmen begannen. Euphrosyne! flüsterte er.
Aber schon wieder erklang das kurze silberne Zwitschern nahe vor ihm, und der Dichter fuhr fort: Ruhig mit mutigem Stabe folg' ich dem heiligen Ruf. Auf durch das wandernde Land!
Das wandernde Land? fragte er sich. Kann man denn sagen, daß ein Land wandert? Aber gewiß kann man das. Ganz sicher wissen wir es längst nicht mehr, ob wir durch das Land wandern oder das Land an uns vorüber. Wanderndes Land ist sogar prima.
Später kehrte der Redakteur im Café Astoria ein. Er legte seine photographische Kamera ab, wobei er bemerkte, daß die metallene Schnalle sich gelockert hatte und gegen das Schloß schlug. Das also war das Vogelzwitschern gewesen, das immer vor ihm ertönt war, den ganzen Weg entlang.
Der Redakteur besserte diesen kleinen Schaden aus, dann setzte er sich hin und schrieb die Dichtung ins Reine.
Sie ist bald darauf unter dem Titel »Der Dichter und sein Vogel« erschienen und hat seinen Ruhm bei der literarischen Jugend begründet.