Achim von Arnim
Gedichte
Achim von Arnim

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Blumenidylle

Nieder zieht der Abendwind,
Wiegt in Schlaf manch schönes Kind,
Löscht die Lichter,
Doch es weckt der Vollmondglanz
Blumen zu dem Abendtanz,
Himmlische Gesichter.
Blumen springen aus dem Bett,
Waschen sich im Tau so nett
Und sich schmücken;
Manches krause, weiche Blatt
Sich erst neu entfaltet hat
Ahndendem Entzücken.
Jede sich im Bach besieht,
Nun sie hin zum Tanze zieht,
Ob sie glänze;
Und das Bächlein wird so glatt,
Jeder zugemurmelt hat:
»Amor bringt dir Kränze.«
Alle Blumen schwesterlich
Grüßen, küssen, herzen sich
Hier im Kreise;
Jede wartet auf den Gott,
Der so oft nur leichten Spott
Gibt nach seiner Weise.
Nachtigall ist auch bestellt,
Sich im Laub verstecket hält,
Spielt zum Tanze;
Und ein jedes Gartenbeet
Schon voll schöner Tänzer steht
In dem Vollmondglanze.
Doch die Frauen sehen kalt
Auf die Herren jung und alt
Und sich brüsten;
Denn ein Gott, der gilt viel mehr
Als der Nachbarn Lustverkehr,
Die zum Tanz sich rüsten.
Nachtviole bleibt zu Haus,
Wagt sich nicht zum Tanz hinaus,
Steht vergessen;
Doch ihr Duft die Luft durchzieht,
Und der Feuerwurm erglüht,
Fliegt ihr zu vermessen.
Amor ist der Feuerwurm,
Und sein Licht das löscht kein Sturm,
Macht's nur heller;
Und er leuchtet Liebchen vor,
Führt sie selbst zum Tanz vors Tor,
Und der Tanz rauscht schneller.
Eintracht schien im bunten Saal,
Zwietracht kommt zu aller Qual
Mit den beiden;
Weil der Gott von Lust und Leid
Einer zuflog, sucht der Neid
Sie mit List zu scheiden.
Gänseblümchen weiß nur nicht,
Wie sie zorn'ge Blicke richt',
Ist verlegen;
Stetes Lachen läßt nicht gut,
Gar zu traurig sie nun tut,
Muß sich viel bewegen,
»Ob wir schon viel klüger sind
Als dies liebe, weiße Kind,«
Ruft Peone,
»Kommt es uns doch nimmer ein,
Amor könne unser sein
Auf dem Götterthrone.«
»Doch wir bleiben hier allein,
Weil wir ganz geruchlos rein
Keinen locken,«
So die Lilien seufzen still,
Weil sie niemand nehmen will
Trotz der großen Glocken.
Tulpe hängt den Kopf sogleich,
Wie ein Vöglein hängt am Zweig,
Zu Narzissen;
Hat den Kelch ihm zugewandt,
Spricht von Ehre und von Stand
Und von dem Gewissen.
Rose lockt mit hellem Strahl
Nachtgevögel ohne Zahl
In dem Zorne;
Jedem ihre Dornen reicht,
Daß er an dem Gott hinstreicht
Und ihn blutig sporne.
Rittersporn und Eisenhut
Wählet sie im wilden Mut
Zu dem Fechten;
Und das Tausendgüldenkraut
Bietet sie zur Werbung laut
Als ein Lohn den Knechten.
Gleich der hohen, dunklen Stadt,
Die sich rings gelagert hat
An dem Garten,
War hier Stille nur zum Schein,
Neid schlägt Licht zu seiner Pein,
Schlägt in Klingen Scharten.
Doch des Gottes leicht Geschoß
Jagt zurück den wilden Troß
Ohne Schaden:
»Stören lasse ich mich nicht,
Gönne jeder ihren Wicht,
Bin ein Gott der Gnaden.«
Nachtviole hebt das Haupt,
Amors Feuer sanft bestaubt
Ihre Wangen:
»Jeder regt der Gott die Brust,
Gönnt dies heute meiner Lust,
Laßt mich einmal prangen.
Morgen ist ein andrer Tag,
Wo er andre lieben mag
Nach Gefallen;
Zeigt nur, daß ihr würdig seid
Dieser Liebe, die sich weiht
In der einen allen.«


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