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Vorrede.

Diese der ersten Auflage beigegebene Vorrede ist in der zweiten Auflage weggelassen und durch eine andere ersetzt worden.
Die geharnischte Erklärung gegen die boshaften Wortverdreher und Mißbraucher der Sprache richtet sich zweifellos gegen den Professor Schmalz in Berlin, der in seiner Schrift »Berichtigung einer Stelle in der Bredow-Venturinischen Chronik von 1808« die gehässigsten und unsinnigsten Beschuldigungen gegen Arndt gerichtet hatte, – ohne ihn übrigens namentlich zu nennen – und aus der biblischen Wendung des Soldatenkatechismus »Schonet der Wehrlosen, und der Kinder und Weiber brauchet christlich und menschlich« geschlossen hatte, Arndt habe Mord, Plünderung und Notzucht gepredigt, »letztere gar klärlich«.

Wie diese Märchen zur Welt kommen? Zufällig, wie soviele Dinge dieser Welt. Meine Bücher waren auf einer Seereise von der Ostsee zu dem Zuidersee größtenteils im Wasser ersoffen: ich konnte und ich mochte nichts Ernstes und Schweres anfassen. Da mußte ich denn, damit ich meinen Kummer und Verdruß tröstete, versuchen, ob ich mir die Welt und ihre Dinge noch in das leichte Spiel verwandeln könnte, was sie sind und billig immer sein sollten: und so habe ich diese leichten Träume und Kinderspiele der Jugend zusammengelesen, die teils auf dem Papiere, teils in dem Kopfe lange fertig lagen.

Weiter ist über sie nichts zu sagen; aber ein Wörtchen sollte ich über meine Sprache sagen.

Weise Meister werden kommen und sprechen: Dies ist nicht richtig, und das ist nicht deutsch, und jenes ist veraltet. Ich antworte diesen weisen Meistern kurz: Ich werde auch wohl einmal Rede und Antwort geben, wie ich seit zwanzig Jahren deutsche Sprachstudien getrieben habe. Hier sage ich nur, daß die meisten der weisen Meister nur Büchermeister sind, und wenige unter ihnen Lebensmeister, und daß das magerste und schlechteste Deutsch ist, was sich allein aus Büchern lernt.

Mit boshaften Wortverdrehern und Mißbrauchern der Sprache, während sie andere des Mißbrauchs beschuldigen, mit solchen, die, damit sie ehrlichen Leuten etwas anhängen, sich noch dummer gebärden, als sie sind, werde ich mich nie einlassen, weil ich gern über den Schmutz der Bosheit hinschwebe und in dem kurzen Leben heitere Gedanken zu hoch anschlage.

Den dritten endlich, die es mit der Muttersprache treu und redlich meinen und das Löbliche wollen, sage ich nur, sie sollen manches Wort etwas näher betrachten und ihm länger bis zu seiner Quelle nachjagen, ehe sie das Zeter welsch und fransch darüber schreien.

Geschrieben zu Bonn
den dritten des Christmonds 1817.



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