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Übertragung von Walther Petry
Girolamo Morlini
Ein artiger Jüngling mit Haaren wie Goldfäden, Augen voller Glanz, Lippen wie Purpurkorallen und elfenbeinernen Zähnen, den ganzen Körper weiß wie Milch, liebte irgendwo eine Frau, jung und ihm so ähnlich, daß es schöneres nichts gab, doch abgründig schlecht im Herzen. Sie war einem Edelmann dieser Stadt angetraut, einem duldsamen, überaus verdienstvollen Herrn, dessen Ehe sie trotzdem zur offenen Pein und schmutzigen Hölle verdarb; sicherlich hatte den Hochzeitssang ihm in der ersten Nacht die lichtscheue Eule gesungen. Eines jener verrunzelten Weiber, die mehr die Bahnbereiterinnen der Unzucht als die Pfadstreuerinnen der wahren Lust heißen können, hatte ihr treffliches Maulwerk in Gang gebracht, der jungen Frau die Schönheit, Erlesenheit, die Treue, Weichheit und Zartheit des Jünglings zu malen, hatte ihr erzählt, wie er gut, alle Wachsamkeit des tölpigen Gatten zu Schanden zu machen, imstande sei, und angehängt: »Wahrhaftig, er allein dünket mich würdig aller und vornehmlich der besten Frauen Schönheit zu genießen, er ist ausersehen, den Kranz auf seinen Scheitel zu bringen.« So pries diesen Knaben die Alte mit vollem Atem und versprach ihr endlich, diesen Adonis ihr vor die Augen zu liefern. Und die gänzlich keusche Gattin, flammend vor Begierde und schon ganz versessen auf den Gepriesenen, war es sehr zufrieden, bei Anbruch der Nacht ihn in ihre Kammer zu lassen; sie richtete ein Mahl, machte es köstlich, deckte den Tisch aufs Prunkvollste, tat kurzum, als hätte sie einen Gott zu bewirten und harrte nach alledem der Ankunft des Buhlen. Wie der Zufall es nämlich wollte, speiste ihr Mann auswärts bei einem Freunde. Als die Sonne schon in das Meer gestiegen war, die unterirdischen Gegenden mit ihrem Glanz zu erfreuen, war man dort und hier bereit, und kaum o! gesagt, kam auch schon die nichtswürdige Alte daher und ihr hing am Arm das Fäntlein, schier noch völlig ein Knabe, glatt ums Kinn und wohl ohne Mühen selbst noch fähig als Mädchen zu dienen. Die Frau labte ihn mit vielen Küssen, hieß ihn sich zur Tafel setzen, sättigte ihn und gab ihm zu trinken, zupfte sich und darauf ihm in unbilliger Eile alle Kleider vom Leibe, führte ihn in die Kammer und bereitete zwischen schneeigen Bettlaken alles Notwendige zum süßen Liebeskampf vor. Wachskerzen leuchteten durch das Dunkel, so daß das gierige Weib an ihres geliebten Knaben Schönheit auch mit den Augen sich genugsam letzen konnte; und der Glanz und die Glätte seines Leibes strahlten so hell, daß die Flammen der Kerzen davor erblichen. Die Unersättliche setzte sich mit kühnem Schwunge auf ihn, warf ihren Rücken zu mannigfachen Figuren und machte so erfreuliche Bewegungen, daß er an den Spielen dieser erfahrenen Venus bis zum Taumel, zur Erschöpfung und zur Flucht aller Kräfte sich ersättigte und sie in inniger Umschlingung endlich die Seelen ausseufzten. Beide überwältigte sie endlich, nachdem sie die Zeremonien noch einigemal freudevoll geübt, der Gott des Schlafs, gab ihren Begierden Ruhe und schloß so fest ihre Augen, daß selbst, ob sie noch lebend waren oder ihre Seelen schon entflohen, der delphische Gott selbst nicht hätte ermitteln können.
Siehe, plötzlich, von den Umständen nicht verlangt, von niemandem erwartet, kommt so mitten der Nacht der Mann nach Hause, trommelt an die Türe, ruft und pfeift, um sich kenntlich zu machen, wie ein Vögelchen; da allen Versuchen aber, obgleich mit lautester Stimme getan, kein Erhören wird, beginnt er ein wenig gröber an die wohlverwahrte Tür zu schlagen. Der Argwohn steigt ihm zu Kopf und er bricht kurzer Hand, sich gegen die Fläche werfend, mit heftigem Ruck seiner enormen Schultern das ganze Tafelwerk der Tür aus dem Gefüge, daß ihn Forculus selbst, selbst der Gott Limentinus, ja endlich Cardina einzudringen nicht hätten verhindern können. Er springt ins Schlafzimmer und findet seine rosige Gesponsin mit ihrem Lustgenossen unter den Bettüchern. Nun ist zu sagen, daß sein Hahnreihtum ihm keine besonderen Schmerzen an der Stirne machte, er war ein Mann voll Verständigkeit, was aber die eben aus dem Schlafe Erwachten nicht gerade vermeinen konnten, die so in Schrecken gerieten, daß ihnen die Farbe aus den Wangen und alle Überlegung aus den Köpfchen schwand. Nun besah der Mann erst den artigen Ganymed, merkte sein liebliches Gesicht und beruhigte endlich den Zitterhasen mit folgenden Worten: »Keine Furcht, süßer Matz, ich bin kein Ungetüm und spüre keinen Appetit, für dein abscheuliches und offenkundiges Vergehen dich mit der Strenge des julischen Gesetzes an Leib und Leben bis auf den Tod zu peinigen. Du magst dich nur meinem Willen fügen, meine Kosereien erdulden, denn es scheint mir gerecht, dich nicht nur Unzucht treiben, sondern solche auch erdulden zu lassen. In allem Frieden will ich mit dieser guten Dame dich teilen und ein einziges Bett wird die Grenze unserer hübschen Figuren sein, die ersprießlich und ohne Hader gleich sich bilden werden. Ich kenne meiner Frau guten Charakter, stets fanden wir uns in Einmütigkeit zusammen, so daß, was mir süß schmeckte, auch ihr angenehm über die Zunge lief, und Billigkeit, gerechte Verteilung und das Gleichgewicht verlangt, daß man der Gattin an Rechten nicht mehr zuteile wie dem Gatten.« Unter diesen Trostreden hatte er Stück für Stück die Kleider abgelegt, entstieg endlich dem Hemde und sprang aufs Bett. Wie er den sich sträubenden Knaben umarmte, ihn sich lieblich zur Seite legte und mit seinem riesigen Pfeil in den üppigen zartfleischigen weißen Hintern zielte, der, vom Schmerz zerrissen, zurückschnellte! Er aber ließ nicht locker, drang auf Einlaß, überwältigte den Spröden und trieb ihm seine Kraft bis zur Wurzel hinein, unter fleißigem Bewegen, und nicht ohne zärtliche Blicke auf seine Gattin, genoß er dieser seltsamen Liebe, die die Empfindung der Rache für die Schmach seiner Ehe nur noch süßen konnte.
Mit diesen und ähnlichen heiligen Riten vertrieben sie sich die Zeit bis zum Morgengrauen; kaum aber stand Aurora rötlich umflammt auf der Ebene niedersten Hügeln, so rief der mutwillige Gatte zwei Knechte, hieß sie eintreten, den Knaben hübsch in die Höhe halten und ihn brav und ohne Ermüden den Hintern auspeitschen. Dazu sang er: »Gelbschnabel du, wie denn, die Liebhaber willst du um die schönsten Bissen betrügen, willst selbst den Weibern nachhüpfen und wählst nicht etwa ledige, nein durch das Band der Heirat schon gebundene dir zum Spiel? Zu früh aufgestandener Ehenzerknitterer, Knöspchen, wir werden es dir zeigen!« Mit solchen lehrsamen Worten begleitete er den Takt der Hiebe und warf ihn endlich zum Hause hinaus; und dieses traurigste Schuftlein unter allen Lüstlingen dieser von Unrat strotzenden Erde trottete davon, bekümmert über die Schmach, die sein weißes Gesäß hatte leiden müssen, doch immerhin noch froh, sich überhaupt am Leben zu fühlen. Der Gatte aber ging daran, das geheime Pförtchen seines Weibes mit einem goldenen Gitter zierlich zu verschließen, meinend, daß so im Besitz eines einzigen Schlüssels er sicher sein konnte, die Früchte ihres Zuchtgärtleins allein und in Ehren zu genießen.
Die artige Moral dieser Geschichte zeigt, daß Lust zu Lust in Sünden gern sich findet, und daß den Frauen, so lange sie allein über ihre Mysterien wachen, niemals zu trauen ist.
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