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Übertragung von Walther Petry

Girolamo Morlini

Von einem Ehebrecher, der einer Frau in Gegenwart ihres Gatten an einem gewissen Teile eine Höflichkeit erwies, die Zweien zur Lust, dem Dritten aber zum Geweih ausgeschlagen ist

Ein Bauer, so arm, daß er seine Dürftigkeit zu steuern Zimmermannsarbeit übernahm, verwendete den ganzen Lohn, der ihm dafür ward, getreulich dazu, seiner Frau und sein eigenes Leben wie Gott es eben gab, zu bestreiten. Seine Frau aber war ein junges Weib, voller Reize und Zärte, untadeligen Wuchses doch nicht ebenso untadeliger Sitten. Als dieser brave Mann eintags in der Früh zur Arbeit ausrückte, drehte sich, kaum daß der andere den Rücken zeigte ein sehr gewandter junger Mann in das Haus; von denen einer, die alles vermögen und am vorzüglichsten jenes gewisse Spiel, drum sie bei aller Art Frauen in hohen Ehren gehalten werden. Dieser Buhle lag dem jungen Weibe eben bei und sie waren über die üblichen schmackhaften Versicherungen ihrer innigen Neigung zueinander kaum hinaus, als der Gatte unerklärlicherweise wieder vor seiner eigenen Tür steht. In Freude, daß das Haus so wohl verriegelt und verwahrt ist, was ihm ein Zeichen von seiner Frau Ehrhaftigkeit dünket, klopft er mit zärtlichem Knöchel ein paar Takte und ruft, daß er da sei. Ohne nur zu blinzeln schaukelt sich die mannigfach erprobte und durchgeübte Frau aus der Klammer sehr hitziger Umarmung auf den ebenen Boden, klopft sich zurecht, heißt den sehr enttäuschten Jüngling ein altes recht spinnenverdrecktes Faß zum Bette nehmen, und hüpft, da dergestalt alles plan und geordnet, mit freier Stirn zur Türe. Hier aber schlägt sie den Flügel zurück, tritt rückwärts und hebt vor dem Verwunderten so an: »Ei da, windig und ein wahrer Spaßvogel springst du also die Gassen hinauf und hinunter, tust die Hände hinter den Riemen, faulenzt wie nur die Kraft reicht und bist da wie ein Riese, aber die Arbeit und unser Unterhalt, Herr Grindkopf? Hier steh ich, ein schwach Weib, verdrückt von Gelaufe und Plackerei, Ruhlosigkeit tag und nächtens und spinn mich zu Tode, daß nur Licht in der Hütte sei.« – Der also zärtlich Empfangene gibt jetzt zurück: »Und was weiter? Da der Meister, weil er aufs Gericht muß, heute keine Arbeit gibt, hab ich doch immerhin für unser Mahl nicht vergessen. Das Faß da, dieser leere Klumpen, der so recht flezig das halbe Zimmer frißt, das hab ich um fünf Taler bar losgeschlagen und warte nur, daß der gute Mann es aufladet und die Silbernen mir in die Hand drückt. Schürz dir also den Rock auf und hilf es mir aus seiner Ecke hervorziehen, daß wir es gleich übergeben können!«

Hier kommt er zu Atem und im selben Augenblick ist sie schon bis aufs Kleinste mit ihrer List fertig, hebt an zu lachen, daß dem ehrbaren Ehmann die Haare wehen und ruft: »Das heißt mir doch ein wackeres Herze von Mann, der Geschäfte anstellt, drüber man vor Freude hüpfelt. Ein Ding, das ich einfältig Weibwesen ohne erst die Stadt rundumzureisen für sieben Taler verkaufe, das hat er Mühe, für fünfe wegzuhandeln.« Ganz glücklich über den guten Tausch, fragt sie der Mann: »Und wer ist der, der das für dafür hinlegt?« »Pst,« macht die Scherzhafte da, »er ist drinnen im Faß und untersuchts, ob es ihm auch recht sei.« Und der Liebling nimmt mit einigem Verstande das Schöneingefädelte auf, steckt den Kopf heraus, und sagt zur Frau: »Die Wahrheit, Mutter, Euer Faß ist nicht mehr jung, ein wenig schimmlicht und sperrig oben und unten.« Und nun dreht er sich zum Gatten und sagt mit recht förmlichem Gehaben: »Guter Freund oder was Ihr immer seid, reicht mir bitte ein Lämpchen, ich will den Dreck lösen und den Wust wegschaben, zu sehen, ob es noch etwas taugt. Zu guterletzt wiegen sieben Harttaler ein Erkleckliches.« Unverzüglich brennt der schmerzlos Gehörnte ohne nur vorne ans Haupt zu fühlen das Licht an und antwortet: »Laßt das mich tun, Herr, und sitzt hier, bis ich es blank habe und Ihr es prüfen mögt.« So sprechend legt er Wams und Schnalle ab, rutscht in den Schlund, und müht sich, die filzige Borke von ihrem Gewächse frei zu kratzen. In der Zeit, wohl um nicht müßig zu sein, schwänzelt der üppige Jüngling, noch zornig wie ihn vorhin das Mißgeschick aus dem Flaum geschüttelt, hinten um die wackere Frau, die recht ein braves Weib mit halbem Leib über dem Faßrand hängend da und dort, in den Rillen und Ritzen, ihrem Zimmermann die Stellen weist, die auf seinen Scherben warten. Es ist so, daß also der Mann das Faß kratzt, sie dem Manne beisteht, der Buhle sie von hinten kühnlich bestürmt, bis dann in einiger Zeit alle drei mit etlichem Schweiße von ihrem löblichen Tun abstehen. Hier erhält der Zimmermann seine sieben Taler, wälzt sich das Faß bequem zwischen seine Geweihzacken und beeilt sich, es dem sauberen Herrn ins Haus zu schaffen.

Und wiederum zeigt dies artige Geschichtchen, wie gegen Weiberlist noch der Herr kein Kraut hat wachsen lassen.

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