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Ahmed Ibn Sadaka, einer der gefeiertsten Sänger Bagdads, erzählte, er sei eines Tages mit Châlid Alkätib, dem Poeten, dessen Liebeslieder im Munde aller Verliebten waren, auf der Straße zusammengetroffen und habe mit ihm folgendes Gespräch gehabt.
Ahmed: »Willst du mir nicht ein schönes Liebeslied dichten, das ich dann bei Hof Seiner Majestät dem Kalifen vorsingen kann?«
Châlid: »Und was hätte ich davon? Du bekämest ein reiches Geschenk vom Kalifen und ich würde leer ausgehen.«
Ahmed: »Ich schwöre dir bei Allah, wenn ich ein Geschenk bekomme, will ich es ehrlich mit dir teilen.«
Châlid: » Dafür bist du viel zu schäbig. Aber gut, ich will es tun, wenn du dem Kalifen wenigstens sagst, daß der Text von mir ist. Dann fällt vielleicht auch für mich etwas dabei ab.«
Ahmed: »Gut, das soll geschehen. Also schick mir das Lied.«
Darauf schickte er mir ein Lied, das anfängt mit den Versen:
»Sie (die Geliebte) spricht:
»
Er (der Geliebte)
ist aller Sorge ledig.«
Wer ist nun noch liebeskrank?
Wer weint nun noch aus Liebeskummer?
Wessen Herz zittert nun noch vor Liebesschmerz?«
Ich lernte das Lied auswendig und komponierte eine schöne Melodie dazu.
Bald darauf wurde ich zu einer Trinkgesellschaft bei Hofe zu Seiner Majestät Kalif Mamûn befohlen. Es traf sich nun so merkwürdig, daß Majestät zu jener Zeit ein kleines Zerwürfnis mit einer ihrer Lieblingsfrauen gehabt hatte, diese aber hatte ihm gerade an demselben Morgen einen Apfel geschickt, auf den sie mit aromatischer Farbe geschrieben hatte: »O mein Herr, du bist aller Sorge ledig.« Als ich nun ihm das Lied von Châlid vortrug, da verfinsterte sich sein Gesicht, seine Augen rollten wild in ihren Höhlen, und in heftigem Grimm fuhr er mich an: »Du hast Spionage in meinem Harem getrieben.« Nun erhob ich mich in arger Furcht vor seinem Zorn und sprach: »Gott möge Euer Majestät davor bewahren, daß Sie so etwas von mir denke. Möge Euer Harem ewig davor geschützt sein, daß irgend jemand Spionage dagegen treibe.«
Der Kalif: »Woher weißt du denn, was zwischen mir und meiner Frau vorgefallen ist? Was du da soeben gesungen hast, paßt genau auf uns beide.«
Da erzählte ich ihm denn von meinem Zusammentreffen mit Châlid und von unserer Vereinbarung. Als ich dann in meinem Bericht zu den Worten kam, die Châlid zu mir gesagt hatte: » Dafür bist du viel zu schäbig,« lachte der Kalif aus voller Kehle und sprach: »Nun will ich dir glauben.« Sein Gesicht wurde wieder heiter und er sprach: »Das ist wirklich ein merkwürdiges Zusammentreffen.« Alsdann ließ er mir 5000 Denare anweisen und für Châlid, den Dichter, ebensoviel.