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Achtes Capitel.
Von 1839 bis 1841.

Neu belebte Hoffnung. – Kopenhagens Theaterverhältnisse. – Erfolg und Widerwärtigkeiten. – »Der Unsichtbare auf Sprogö«. – »Der Mulatte«. – Frederik VI. Tod. – Schwedische Ovation. – »Bilderbuch ohne Bilder.« – »Das Maurermädchen.« – Der Dichter H. P. Holst. – Entdeckung neuer Freunde in Dänemark. – Nene Reise in's Ausland. – Leipzig. – Mendelssohn. – Brockhaus. – In München. – Landsleute. - Corneiius.. – Lachner. – Kaulbach. – Durch Tyrol nach Italien. – Noch einmal in Rom. – »Das Maurermädchen« wird in Kopenhagen aufgeführt. – Fontane de Trevi. – Mit H. P. Holst nach Neapel. – Ueber's Meer nach Athen. – Syra. – In Athen. – Die Architekten Gebrüder Hansen. – Freiherr Prokesch-Osten. – König Otto. – »Ahasverus.« – Im Archipelagus. – Smyrna. – Constantinopel. – Durch Rumelien, Bulgarien, auf der Donau nach Wien. – Ainsworth. – Heimreise. – Odense. – Pastor Bastholm. – »Eines Dichters Bazar.« – Dedikationen. – Der Geist der Kritiken über mich. – Christian VIII. im Theater. – Mißverständnisse und Neid.


 

Von dieser Zeit an war es, als erhelle ein stetigerer Lenzes-Sonnenschein mein Leben; ich fühlte eine größere Sicherheit, indem ich, wenn ich auf meine Lebenstage zurückblickte, immer klarer sah, daß eine liebevolle Vorsehung über mich wache, daß Alles, wie durch eine höhere Lenkung, zum Besten für mich geleitet sei, und je fester eine solche Ueberzeugung wird, desto sicherer fühlt man sich.

»In der englischen Marine zieht sich durch alles Tauwerk, großes und kleines, ein rother Faden, der anzeigt, daß es der Krone gehört; durch das menschliche Leben, im Kleinen und Großen, zieht sich ein unsichtbarer Faden, der anzeigt, daß wir Gott gehören.« Diese Ueberzeugung, die ich gefühlt und in dem Roman » Die beiden Baronessen« niedergelegt habe, lebt in mir, ja, ich bin von derselben völlig durchdrungen.

Ein Leben der Kindheit hatte ich durchlebt, ein Jugendleben begann eigentlich erst nun von dieser Zeit an, früher war es nur ein Schwimmen gegen die Wellen, ein Ankämpfen gegen die schweren großen Wogen gewesen, in meinem vierunddreißigsten Jahre begann der Frühling meines Lebens; allein der Lenz hat auch seine trüben Tage, seine Stürme, bevor es klarer, warmer Sommer wird, und sie gehören dazu, um das zu entwickeln, was reifen soll.

Werfen wir daher einen Blick auf die sogenannten trüben Tage.

Das, was mir einer meiner liebsten Freunde während einer späteren Reise im Auslande schrieb, mag als Einleitung dessen dienen, was ich hier anzuführen gedenke. Er schrieb in seinem eigenthümlichen Styl:

»Es ist Ihre auserlesene Einbildungkraft, die sogleich Geschichten fabricirt, daß Sie in Dänemark verachtet sind, aber das ist nicht wahr. Sie und Dänemark vertragen sich vortrefflich und würden sich noch besser vertragen, wenn es in Dänemark kein Theater gäbe: hinc illae lacrimae! Daher dieser Jammer, oder diese Thränen; da steckt es. Der Uebers. Das verdammte Theater! Ist das denn Dänemark, und sind Sie nichts Andres als ein Theaterschriftsteller?« – –

Es liegt in diesen Worten eine kernige Wahrheit; das Theater war während einer Reihe von Jahren der Ort, von wo aus mir mein Leben im hohen Grade verbittert wurde. Das Theatervolk ist, wie man allgemein in der ganzen Welt sagt, ein eigenthümliches, schwieriges Volk; in der Regel setzt jeder Einzelne, vom ersten Statisten bis hinauf zum ersten Liebhaber, sich in die eine Wagschale und legt die ganze übrige Welt in die andere. Die Wand des Parterre ist die Grenze dieser Welt, die Zeitungs-Kritik repräsentirt die Fixsterne im Universum. Ertönt nun in diesem ganzen Raum nur Bravo und Bewunderung, oft nur ein geistloses Nachplappern und gedankenlose, vererbte Bewunderung, dann ist es menschlich, über seine wahre Bedeutung hinaus schwindelig zu werden.

Zu der Zeit, als die Politik bei uns noch gar keine Rolle spielte, war das Theater »die Oeffentlichkeit!« um das sich das bedeutendste Conversationsthema des Tages und des Abends drehte; die königlich dänische Bühne konnte damals gewiß auch zu den ersten Europas gezählt werden, denn sie besaß damals bedeutende Talente. Nielsen Nicolai Peter Nielsen, geboren den 28. Juni 1795 in Frederiksborg, gestorben 1800 in Kopenhagen wurde 1808 Cadet, 1811 Artillerie-Offizier und kam als solcher 1813 nach Holstein, kehrte 1817 nach Dänemark zurück und nahm 1820 seinen Abschied, um sich dem Theater zu widmen, für das er durch deklamatorische Vorträge großes Talent bekundet hatte. Sein Ruhm als dramatischer Künstler drang bald über die Grenzen seines kleinen Vaterlandes hinaus. Im Jahre 1824 machte er mit königlicher Unterstützung eine Kunstreise nach Deutschland und Frankreich, wo er mit Mademoiselle Mars und Talma Bekanntschaft anknüpfte. Auf dem Heimwege besuchte er Braunschweig, wo er als Corregio und Ferdinand in »Kabale und Liebe« auftrat. 1827 besuchte er wieder Deutschland und trat in Wien und München als Corregio, Ferdinand, Axel und Baron Wiburg auf. Später besuchte er Norwegen und Schweden mehrfach. Auch als Schriftsteller hat er sich versucht; er hat mehrere Lust- und Schauspiele aus dem Deutschen und Französischen für die dänische Bühne übersetzt, soll auch einige kleinere Sachen componirt haben. – Sein Haus, in welchem seine ebenso hochbegabte Gattin, Anna Nielsen, geb. Brennöe, die Seele, war der Sammelplatz aller Freunde der Kunst; denn sie war in Wirklichkeit die vorzüglichste dramatische Künstlerin, die je die dänische Bühne betreten hat. Neben diesem Ehepaar wirkten die obgedachten Künstler Ryge, Frydendal und Stage, vornehmlich in den Oehlenschläger'schen Tragödien und in Holberg's Komödien. Der Uebers. stand in seiner Jugendkraft, und außer seiner Begabung als Künstler besaß er ein Organ, das die Worte als wahre Musik ertönen ließ und daher das Publikum zu bethören vermochte; Dr. Ryge war durch Persönlichkeit, Genie und Organ wie zum Träger der Tragödien Oehlenschläger's geboren; Frydendal war ein seltener Repräsentant der heiteren Laune und des Humors, und sein Spiel war von Bildung und Feinheit durchstrahlt; Stage war ein completer Cavalier, ein wahrer Gentleman für das Auge und hatte außerdem für das komische Rollenfach eine dreiste Laune. Außerdem besaß die Bühne schon damals Talente, die noch in Thätigkeit sind, wie Frau Heiberg, Frau Nielsen, die Herren Rosenkilde Christian Niemann Rosenkilde, geboren den 8. Jan. 1786 in Slagelse, gestorben den 12. November 1861 in Kopenhagen, gehörte ebenfalls zu den Zierden des damaligen dänischen Theaters, wie er sich auch in der dänischen Literatur einen ehrenvollen Namen erwarb. Seine heitere, echte Komik, bewahrte er bis an sein Lebensende und sie brachte ihm den Namen: »Der liebenswürdige Alte« ein. – Ein Sohn, der heute noch die Rollen seines Vaters spielt, und eine Tochter, die sich verheirathete und dann sich von der Bühne zurückzog, sind dem Theater zwei werthvolle Stützen geworden. Der Uebers. und Phister Joachim Ludwig Phister, geboren den 23. Mai 1807 in Kopenhagen, war ein Meister der Komik, jede seiner Rollen wußte er plastisch zu gestalten. Nachdem er neben seiner Kunst die Stellung als Instructeur am Theater einnahm, zog er sich in's Privatleben zurück, während seine Gattin, eine hervorragende Soubrette, dem Theater längere Zeit noch angehörte. Overskon hat berechnet, daß Phister in fast 700 verschiedenen kleineren und größeren Rollen aufgetreten ist. Der Uebers.. Wir hatten damals eine Oper, und das Ballet begann unter Bournonville seine Blüthezeit.

Wie gesagt, unser Theater war damals eins der ersten in Europa, daß aber deßhalb alle ausübende Kräfte desselben die Träger des Zeitalters sein sollten, darf man nicht behaupten; allein als solche traten Einige auf, wenigstens mir gegenüber, weil sie den Verfasser nicht sehr schätzten. Ich glaube, es hat dem dänischen Theater stets zu sehr an Disciplin gefehlt, und diese ist nothwendig, wo viele Individuen ein Ganzes und gerade ein künstlerisches Ganzes bilden sollen. Während der paar Generationen, die ich schon erlebt habe, machte ich die Erfahrung, daß fast stets, namentlich hinsichtlich der Wahl der Stücke, dieselbe Opposition von Seiten des Publikums gegen die Direction, und fast dieselbe wogende Stimmung zwischen Direktion und Personal obwaltete. Es liegt dies gewiß somit an dem, was menschlich nicht anders sein kann, und also wird vielleicht wahrscheinlich jeder junge Verfasser, der die Gunst des Augenblicks in nicht höherem Grade besitzt, als ich sie damals besessen habe, dasselbe zu leiden und zu kämpfen haben, wie ich. Selbst Oehlenschläger litt oft im hohen Grade, wurde übersehen, oder wenigstens nicht immer, wie mir es scheint, würdig genug behandelt; die Schauspieler bekamen Applaus, er aber wurde ausgepfiffen. In welcher Weise habe ich meine Landsleute von diesem Genius sprechen hören! Doch, das ist wol so überall, aber wie traurig! Oehlenschläger selbst erzählt, daß seine Kinder, weil sie ihn zum Vater hatten, in der Schule böse Worte von den anderen Knaben hören mußten, die so sprachen, wie sie ihre Eltern sprechen hörten.

Diejenigen Schauspieler oder Schauspielerinnen die durch Talent, durch Zeitungsfreundschaft oder Volksgunst, als die Ersten dastehen, stellen sich in der Regel über die Direction Dieses ist, wie der Verfasser bemerkt, im Jahre 1836 geschrieben worden, dürfte aber, nachdem was er und ich später in Kopenhagen gehört und gesehen haben, noch heute stichhaltig sein. Der Uebers. und über den Verfasser; dieser muß darauf Bedacht nehmen, sich gut mit ihnen zu stellen, weil sie eine Rolle zurückweisen können, oder, was oft eben so schlimm ist, ihr weniger gutes Urtheil über das Stück im Publikum verbreiten, ehe es noch zur Ausführung gelangt ist. Man kritisirt bereits im Kaffeehause, bevor noch Jemand ein Wort von dem neuen Stück wissen sollte. Es ist gleichfalls charakteristisch an dem Kopenhagener, daß er, wenn ein neues Stück gespielt werden soll, nicht sagt: »ich freue mich darauf«, sondern – er sagt: »es soll nichts taugen! man wird pfeifen!« Das Pfeifen spielt eine große Rolle, denn das ist eine Belustigung, die volle Häuser macht! Noch nie ist ein schlechter Schauspieler ausgepfiffen worden, nein, nur Dichter und Componist sind die beiden Sünder, für welche das Schaffot hergerichtet ist. Und während der fünf Minuten, wo die Pfeifen durch den ganzen Raum schrillern dürfen Sobald diese fünf Minuten vorüber sind, ertönt vom Orchester ein Paukenschlag, und wenn dann das Pfeifen kein Ende nimmt, schreitet die Polizei ein. So schreibt es die Theaterordnung in Kopenhagen vor. Der Uebers., sieht man die Damen, die schönen und die häßlichen, lächeln und sich freuen wie die Spanierinnen bei den blutigen Stiergefechten. Während einer Reihe von Jahren war es für ein neues Stück stets die gefährlichste Zeit, im November und December zur Aufführung zu gelangen, denn im October waren die jungen Primaner an der Universität inscribirt und Studenten geworden, und sie waren sehr strenge Richter.

Alle unsere bedeutendsten dramatischen Schriftsteller: Oehlenschläger, Heiberg, Hertz etc. sind, wie bekannt, ausgepfiffen worden, auch fremde Classiker, wie z. B. Molière.

Das Theater ist und war indeß der Wirkungsplatz, der für jeden dänischen Verfasser der einträglichste ist. Als ich ganz ohne Hilfe und Unterstützung dastand, hatte ich es versucht, auf diesem Wege durch mein Talent zu wirken; ich hatte die früher erwähnten Operntexte geschrieben, die so streng beurtheilt wurden, und mich auch im Vaudeville versucht. Das Verfasser-Honorar, welches damals nicht von der Bedeutung war, zu welcher später Collin, durch sein letztes Zutreten als Director, es brachte, wurde damals, ich muß sagen, fast in komischer Weise als nebensächlich betrachtet. Ich muß dies berühren, denn es giebt Facta, die nicht verheimlicht werden dürfen. Ein bekannter, tüchtiger Bureauchef Wahrscheinlich der Etatsrath Linde, der Departementschef im Kultusministerium war, dem auch das Theater untergeordnet ist. Später freilich wurde der Schleswiger Conferenzrath Kranold, eine kurze Zeit auch Minister für das Herzogthum Schleswig, eigentlich aber Chef des schleswigschen Rechnungs-Revisions-Bureaus, auf kurze Zeit Theaterdirektor. Sollte Andersen ihn meinen? Der Uebers. wurde zum Theaterdirector gemacht, man erwartete von ihm Ordnung der Dinge, denn er war ein guter Rechnungsführer; man freute sich auch darauf, daß die Oper recht gedeihen würde, er hatte Sinn für Musik und sang selbst in musikalischen Ameisen; man erwartete daher energische Veränderungen und dieselben fanden auch im Regulativ der Honorare für die Stücke statt. Ueber den Werth derselben war es schwierig zu entscheiden. Es wurde nun bestimmt, daß sie je nach ihrer Länge bezahlt, daß sie nach Viertelstunden bemessen werden sollten. Bei der ersten Vorstellung stand also der Regisseur mit der Uhr in der Hand und schrieb die Viertelstunden auf, hernach wurden diese zusammen addirt und nach deren Summe das Honorar bestimmt; die letzte Viertelstunde, wenn dieselbe vom Stück nicht voll ausgefüllt wurde, fiel dem Theater zu, und dies ist ja sehr beamtenmäßig tüchtig und gut ausgedacht. Jeder ist sich selbst am nächsten, was auch mit mir der Fall war, und da mir jeder Schilling höchst nöthig war, so empfand ich den Verlust gar sehr, als mein Vaudeville » Scheiden und Wiedersehen«, welches in zwei Abtheilungen mit besonderen Titeln getheilt war, als zwei Vaudevilles betrachtet wurde, die – nach Ansicht der Directoren – auch jedes für sich gegeben werden konnten. Doch, »man soll nichts Böses von seiner Obrigkeit sagen«, und die Theaterdirection ist die Obrigkeit des dramatischen Dichters, dagegen von Einigen vom Personal – ja, die will ich selbst sprechen lassen!

»Es ist keine Kunst, Glück mit seinen Arbeiten zu erzielen, wenn die ersten Talente sie vergolden müssen!« sagte mir eins der ersten Talente; er hatte keine Lust, die ihm zugetheilte Rolle zu spielen. »Ich spiele keine Männerrollen!« bedeutete mir eine Künstlerin, der ich eine Rolle, welche ihr zu energisch erschien, zu geben gewagt hatte. »Sagen Sie mir eine einzige amüsante Replik, die meine Rolle enthält!« donnerte einer der Schauspieler ganz laut auf der Probe einer meiner ersten Stücke. Als ich hierüber betrübt, mich in eine dunkle Ecke zurückgezogen hatte, trat dieselbe Großmacht zu mir hin und sagte: »Nehmen Sie sich das so zu Herzen? Glauben Sie, ich finde die Rolle schlecht? Nein, dann würde ich sie nicht spielen! Aber je geringer ich diese als von Ihnen als Verfasser herrschend mache, um so größer wird sie durch meine Darstellung! Aber sagen Sie irgend Jemand, daß ich das gesagt habe, strafe ich Sie Lügen!« Diese Replik sagte der Künstler vortrefflich, ohne an das Publikum zu denken, das sie jetzt hört. Man lacht hierüber, meint vielleicht, es sei dergleichen nur Stoff für den Humor, aber als ganz junger Verfasser nimmt man es nicht so. Am Bord des Schiffes gelten ja die starken Ausdrücke des Commandos nicht buchstäblich, und man darf sie wol auch so nicht auf dem Theaterschiff auffassen, aber das that ich freilich. Aber weßhalb ging ich denn dort an Bord? Weil das Theater der Ort war, wo es sich am besten lohnte, eine Dichtung anzubringen, und ohne Geld kann man nicht leben; ferner ist die Bühne ein mächtiger Rednerstuhl, von welcher aus, wie Carl Bagger Der Dichter Carl Christian Bagger, dessen Andersen so oft als Freund erwähnt, geboren den 10. Mai 1807 in Odense, starb daselbst den 25. October 1847; seine Werke sind in's Deutsche übersetzt worden (1835). Der Uebers. sagt. »Hunderten das verkündet wird, was kaum Zehn lesen!«

Collin war als Theaterdirector abgetreten; Molbech war unter den Censor-Mächten der schreibseligste, der härteste; ich sollte meinen, daß die geschriebenen Censurbücher, welche das Theater aufbewahrt und in welchen Molbech sich über verworfene und angenommene Stücke ausgesprochen hat, eine höchst merkwürdige Charakteristik seiner Person und Ansichten abgeben würden, und liest man dann das, was er später schrieb und drucken ließ, nachdem er selbst nicht länger Theaterdirector war und Heiberg eine Arbeit von seinem Sohn Christian Molbech, früher Professor der dänischen Literatur in Kiel, jetzt Censor des königlichen Theaters, hat in neuerer Zeit mehrere Schauspiele geschrieben, die im Norden Glück machten, darunter »Ambrosius«, Schauspiel in 5 Akten. Der Uebers. verwarf, und liest hier seine Aeußerungen von Pflichten gegen das junge Talent, dann bekommt man eben die Stimme zu hören, die ihm selbst in den Tagen seiner Willkür hätte laut entgegenschallen müssen. Daß er über Alles, was ich schrieb, den Stab brechen würde, mußte ich erwarten, aber es hätte in der gewöhnlichen von Seite der Theaterdirection gewiß richtigen Art und Weise geschehen müssen; wenn eine Arbeit verworfen wird, gebraucht man die Form, daß die Direction »sich nicht veranlaßt findet, die angelegte Arbeit anzunehmen«; sie läßt sich auf keine Gründe ein, und dies würde auch in vielen Fällen sehr weitläuftig sein; ich dagegen bekam einen langen Brief, der unmöglich von jemand Anders als von Molbech dictirt sein konnte, recht con amore zusammengesetzt, um mir zu sagen – keine Freundlichkeiten, was er so recht verstand. Um nun ein Stück auf die Bühne zu bringen, blieb nichts anderes übrig, als es den Schauspielern zu ihren Sommervorstellungen, die sie auf ihre Kosten während der Ferien veranstalteten, zu überlassen. Zu einer Decoration, die zu einem Vaudeville von Hertz: » Die Flucht von Sprogö«, das kein Glück machte, gemalt war, schrieb ich im Sommer 1839 das Vaudeville » Der Unsichtbare auf Sprogö.« Die ausgelassene Lustigkeit in diesem Stück sprach an, es gewann in dem Grade die Gunst des Publikums, daß die Direction sich veranlaßt sah, es in's Repertoire aufzunehmen, und die leicht skizzirte Arbeit ging mit Beifall über die Scene und erreichte eine Reihe Vorstellungen, von denen mir niemals geträumt hatte Im Winter 1855 ist es auf dem Casino-Theater mit großem erneuertem Beifall zu wiederholten Malen gegeben worden.. Allein dieser Beifall half mir nicht im geringsten bei der Direction, sondern ich hatte den Aerger, daß jede neue dramatische Arbeit von mir verworfen wurde. Dessenungeachtet war ich so erfüllt von der Idee und Handlung in der kleinen französischen Erzählung » les épaves «, daß ich dieselbe dramatisch zu behandeln und dann zugleich zu zeigen beschloß, wozu man mir die Befähigung so oft hatte absprechen wollen, nämlich daß ich doch Ausdauer besäße, um mit Fleiß einen Stoff durchzuarbeiten. Ich schrieb ein fünfactiges Stück in gereimten Versen, ja, an einzelnen Stellen in lyrischem Fluge drei, vier Reime; auch ich glaubte, mich, wie ein Vogel in der Luft, in der Sprache bewegen zu können. Es war ein fremder Stoff, es lag eine reiche dramatische Handlung in demselben, und meine Lyrik behang ihn dermaßen mit frischem Grün, daß er fast ganz meinem Garten entsprossen zu sein schien, und ist es möglich, Musik in Versen niederzulegen, so versuchte ich wenigstens hier dem Stoff die Musik der Sprache unterzulegen, und die Dichtung eines Andern durch diese neue Form auf die Bühne zu verpflanzen; ich fühlte, daß die gegebene Erzählung in mein geistiges Blut übergegangen sei, bevor ich sie für die Bühne umbildete. Ich nahm an, daß man in dieser Weise nicht, wie früher, als ich Walter Scott's Romane benutzte, sollte lagen können, daß ich nur Etwas für die Bühne »zugeschnitten« oder »verschnitten« habe. Das Stück wurde geschrieben und mehreren älteren Freunden, tüchtigen Männern vorgelesen, die ihm großen Beifall schenkten; einige der Schauspieler, die in demselben auftreten sollten, hörten es von mir lesen und bekamen großes Interesse dafür, namentlich Herr Wilhelm Holst Wilhelm Conrad Holst und seine Gattin Elisabeth gehören dem großen Künstlerkreise jener Zeit ebenfalls an. Der Uebers., den ich in der Hauptrolle zu sehen wünschte; er war einer der Künstler des Theaters, die mir freundlich und theilnehmend entgegenkamen, und ich schulde ihm, meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.

Im Vorgemach des Königs Frederik VI. sprach einer unserer höheren Beamten aus Westindien sich gegen das Stück aus, von dessen Inhalt er gehört hatte; er meinte, es sei nicht von denjenigen Stücken, die man auf der königlichen Bühne geben solle, da es vom schädlichen Einfluß auf die Neger der westindischen Inseln sein könne; »aber es soll ja auch nicht auf den westindischen Inseln gespielt werden«, antwortete man ihm.

Das Stück wurde nun eingeliefert und natürlicherweise von Molbech verworfen; zwar war es sattsam im Publikum bekannt, daß die Stücke, die er für die Bühne großziehe, bald verwelkten, daß aber die, welche er als Unkraut verwarf, oft zu Blumen des Gartens emporschossen, und seine Verwerfung hatte somit keine schädliche Bedeutung, was immerhin ein Trost war. Der Mitdirector, Geheime-Etatrath Adler Der spätere einflußreiche Cabinetssekretär Christian's VIII. Der Uebers., ein Mann von Geschmack und Billigkeit, wurde der Beschützer meiner Arbeit, und da durch Diejenigen, die es von mir vorlesen gehört hatten, schon ein sehr günstiges Urtheil im Publikum verbreitet war, wurde es nach einigem Reden hin und her zur Aufführung bestimmt. Jedoch bevor dies ganz entschieden war, fand eine kleine Scene statt, die ebenso charakteristisch als komisch war, und der ich hier ein Andenken bewahren werde.

Ein sehr braver Mann, der aber nicht Aesthetiker war, dessen Urtheil über das Stück jedoch auf den Ausschlag einen bedeutenden Einfluß ausüben konnte, sagte mir, daß er es gut mit mir meine, aber noch nicht mein Stück gelesen hätte: »es sprechen sehr Viele für dasselbe«, sagte er, »aber Molbech hat einen ganzen Bogen voll gegen dasselbe geschrieben, – und nun muß ich Ihnen auch gestehen: es wundert mich, daß Sie es nach einem Roman geschrieben haben. Sie schreiben ja selbst Romane, weßhalb erfinden Sie denn nicht selbst eine Geschichte zu Ihrem Stück. Dann muß ich Ihnen auch sagen, daß Romane schreiben etwas ganz Anderes ist als Komödien verfassen. In diesen muß Theater-Effect vorhanden sein: ist etwas davon in dem Mulatten zu finden, und etwas, was neu ist?« – Ich bemühte mich in die Forderungen und Ideen des Mannes mich hinein zu versetzen, und antwortete: »Es kommt ein Ball darin vor!« – »Ja, das ist sehr schön, aber das haben wir bereits in der » Braut.« Kommt nicht etwas ganz Neues darin vor?« – »Ein Sclavenmarkt!« entgegnete ich auf seine erneuerte Frage, – »Ein Sclavenmarkt, einen solchen, glaube ich, haben wir noch nicht gehabt: ich werde gerecht gegen Sie sein. Der Sclavenmarkt gefällt mir!« – Und ich glaube, daß dieser Sclavenmarkt den Mann veranlaßte, das entscheidende Ja zur Annahme des Mulatten abzugeben. Nach der Leseprobe auf der Bühne sandte der Schauspieler Holst mir einen versificirten Dank für die ihm übertragene Rolle,

Zwei Abende vor der Aufführung hatte ich die Ehre, dem damaligen Prinzen Christian und Gemalin das Stück vorzulesen, die mich freundlich und liebenswürdig empfingen und von welchen ich von der Zeit an Beweise von Gnade und Herzlichkeit empfangen habe.

Ter große Tag brach an; es war der 3. December 1839. Die Straßenzettel waren angeschlagen, ich hatte die ganze Nacht vor Unruhe und Erwartung nicht geschlafen. Die Leute standen schon im Queue vor dem Theater, um Billets zu bekommen. Da jagten Eilboten durch die Stadt, ernste Gruppen sammelten sich aus der Straße, es war die Trauerbotschaft, daß an diesem Morgen König Frederik VI. gestorben sei. Es wurde vom Altan der Amalienburg verkündigt, und für Christian VIII. ertönte ein Hoch. Die Stadtthore wurden geschlossen, die Armee in Eid genommen. Frederik VI. gehörte noch in die patriarchalische Zeit der Böller, die heranwachsende Generation hatte noch keinen König verloren, die Trauer und der Ernst waren groß und tief ausgeprägt.

Während zweier Monate war Alles wie in einem Trauerhaus; erst nach dieser Zeit wurde das Theater unter der Regierung des Königs Christian VIII. mit meinem Drama, » Der Mulatte« wieder eröffnet. Mein Buch hatte ich dem König gewidmet, der es ja schon kannte und demselben seinen Beifall geschenkt hatte:

»Mit Milde lauschest Du ja diesem Sang, –
Vom Kampf und Sieg des Geistes Hoch er klinget;
Dem Geist Du huldigst, der von Gott entsprang,
Drum König, Dir den Sang der Dichter bringet.«

Das Stück wurde gut gespielt und mit jubelndem Beifall aufgenommen, aber ich vermochte nicht sogleich der Freude vollen Raum zu geben, ich fühlte mich nur von der Spannung befreit, in der ich gelebt und gelitten, ich athmete leichter. Mein Stück wurde in einer Reihe von Vorstellungen mit demselben Beifall aufgenommen. Viele stellten diese Arbeit hoch über Alles, was ich jemals geschrieben hatte und meinten, daß von nun an meine eigentliche Dichterbahn beginne; keins meiner Gedichte, auch nicht » Der Improvisator«, » Nur ein Geiger« u. s. w. hatten gegen dieses Werk eine Bedeutung; kurz, das Drama wurde von einer großen Menge Menschen mit solch' großem Lobe überschüttet, wie nur meinem ersten Auftreten die » Fußreise« zu Theil geworden war. Diese und » Der Mulatte« waren bis dahin die ersten werthgeschätzten, gewiß über den Werth geschätzten Momente meines Dichterlebens. Das Stück wurde bald in's Schwedische übersetzt und auf dem königlichen Theater in Stockholm mit Beifall aufgeführt; der schwedische Dichter Ridderstad Carl Fredrik Ridderstad ist den 18. October 1807 auf dem Gute Ridderholm in der Provinz Upland geboren. Er wählte die militärische Laufbahn und nahm 1840 seinen Abschied, um sich ganz der Literatur widmen zu können, der er schon längst angehört hatte. Seine epochemachende Romane sind fast alle in's Deutsche übersetzt und in Stuttgart verlegt worden. Er lebt jetzt zurückgezogen in Linköping, nur noch als Nestor der schwedischen Dichter sich für die Standesinteressen seiner Collegen interessirend. Der Uebers. schrieb eine Art Nachspiel dazu, in welchem Paléme Rache an ihrem Herrn zu üben sucht. Reisende Schauspieler gaben mein Drama in den kleineren Städten des Nachbarlandes, eine dänische Truppe spielte es in dänischer Sprache in der schwedischen Grenzstadt Malmö Malmö, an der andern Seite des Sundes, Kopenhagen gelegen, ist nunmehr eine wichtige Handelsstadt mit über 34 000 Einwohnern, die als kunstsinnig bekannt sind. Der Uebers. und eine große Schaar Studenten aus Lund nahmen es mit Jubel auf.

Ueber den Sund herüber klangen freundliche Grüße an mich in Versen und in Prosa.

Ich war gerade eine Woche vorher zum Besuch bei dem Baron Wrangel in Schonen gewesen; die schwedischen Nachbarn empfingen mich so herzlich, so innig wolwollend, daß die Erinnerung daran niemals in meiner Brust erloschen ist; damals empfing ich im Auslande die erste öffentliche Ehrenbezeigung, die einen tiefen, unvergeßlichen Eindruck auf mich gemacht hat. Die Studenten in Lund luden mich ein, ihre alte Stadt zu besuchen, hier war eine Festmahlzeit für mich veranstaltet; es wurden Reden gehalten, Hochs ausgebracht, und während ich mich Abends in einem Familienkreise befand, benachrichtigte man mich, daß die Studenten mir eine Serenade bringen wollten. Die Nachricht hiervon schon überraschte mich in dem Grade, daß ich an allen Gliedern zitterte. Ich gerieth in einen fieberhaften Zustand, als ich die dichte Schar, mit ihren blauen Mützen auf dem Kopfe, sich Arm in Arm dem Hause nähern sah; ja, ich empfand ein Gefühl der Demuth, ein so lebhaftes Bewußtsein meiner Mängel, daß ich mich gleichsam zu Boden gedrückt fühlte, während man mich erhob; als sie Alle, indem ich hervortrat, ihre Köpfe entblößten, bedurfte es meiner ganzen Kraft, um nicht in Thränen auszubrechen. In dem Gefühl, einer solchen Huldigung unwerth zu sein, späheten meine Blicke umher, ob nicht bei Jemand ein Lächeln den Mund umspiele, allein ich sah nur wolwollende Gesichter; ein zweifelhaftes Lächeln würde mir in dem Augenblicke die tiefste Wunde geschlagen haben. Man brachte mir ein Hoch, und von der an mich gerichteten Anrede entsinne ich mich noch lebhaft der Worte: » Wenn Ihr eigenes Vaterland und die Lande Europa's Ihnen Huldigungen darbringen, dann werden Sie nicht vergessen, daß die erste, die Ihnen gebracht wurde, die der Lundensischen Studenten war.« Wenn das Herz warm ist, wird der starke Ausdruck nicht gewogen, das erkannte ich tief und antwortete, wie sehr ich von diesem Augenblick an fühle, daß ich einen Namen behaupten müsse, um mich der Ehrenbezeigung würdig zu machen. Ich drückte den Nächststehenden die Hand, dankte ihnen so tief, so innig, wie je eine Danksagung gespendet worden, und als ich wieder in's Zimmer zurückkehrte, suchte ich einen Winkel auf, um diese Spannung, diese Ueberwältigung des Gefühls auszuweinen.

»Denken Sie nicht mehr daran! Seien Sie fröhlich mit uns!« sagten einige der schwedischen Freunde. Sie waren Alle fröhlich und munter, aber in meiner Seele war tiefer Ernst eingedrungen. Oft ist die Erinnerung an diesen Abend mir zurückgekehrt, und kein edler Mensch, der diese Blätter liest, wird eine Eitelkeit darin erblicken, daß ich so lange bei diesem Lebensmoment verweilt habe, der vielmehr die Wurzeln des Hochmuths aus meiner Seele entfernte als sie nährte. – Mein Drama » Der Mulatte« sollte nun in Malmö aufgeführt werden; die Studenten wollten es sehen, allein ich beschleunigte meine Abreise, um nicht im Theater anwesend zu sein. Mit Dank und Freude fliegt mein Gedanke nach der schwedischen Universitätsstadt, aber ich habe diese Stadt niemals mehr besucht; die jungen, seit jenem Festtag für mich begeisterten Freunde, sind jetzt über das ganze Land zerstreut, aber mein Gruß erreicht sie, so wie die schönste mir gewordene Huldigung sich an die alte Universitätsstadt knüpft.

In schwedischen Zeitungen wurde die Ehrenbezeigung besprochen, die mir gespendet worden war, und das dänische Blatt »Tagen« (der Tag) vom 30. April 1810 brachte ein Referat aus » Malmö nya Allehanda« über Andersen, welcher auf eine für ihn und die dänische Nation schmeichelhafte Weise von den Studenten in Lund empfangen wurde, und von dem im Rathhaussaale arrangirten Diner. Der schwedische Artikel schließt:

»Zwar kennen wir die heiseren Stimmen, die aus Neid und Kameraderie sich in der Hauptstadt des lieben Nachbarreichs gegen einen seiner trefflichsten Söhne erheben; allein diese Stimmen müssen verstummen, Europa legt ihre Stimme in die Wagschale und dessen Urtheil ist noch nie verworfen worden. Andersen gehört als Dichter nicht nur Dänemark, sondern ganz Europa, und die Huldigung, welche die schwedische Jugend an der südlichen Universität Schwedens ihm dargebracht hat, dürfte wol – so hoffen wir – den Stachel unschädlich machen, mit welcher Kleinlichkeit und Neid in seinem eigenen Vaterland seine Lorbeeren zu einem Dornenkranz zu gestalten bemüht sind. Und hiermit sagen wir dem liebenswürdigen Dichter ein herzliches Lebewohl, und versichern ihm, daß wahre Bewunderung und brüderliche Treue ihm stets entgegenkommen werden, wo auch er seinen Fuß auf den Boden unseres Vaterlandes, des alten Schwedens, setzen möge.«

Als ich nach Kopenhagen wieder zurückgekehrt war, begegneten mir einzelne meiner älteren, geprüften Freunde mit der innigsten Theilnahme, ich sah Thränen in ihren Augen, sie sagten mir, daß sie besonders die Art und Weise erfreuten, in der ich die genossene Ehrenbezeigung aufgenommen hatte; – gerade in der Freude wendet mein Gemüt in Demuth sich mit Dank an Gott, ihn um Kraft und Tüchtigkeit bittend, solche zu verdienen.

Einzelne lächelten über den Enthusiasmus; Dieser und Jener möchte ihn gar gern in's Lächerliche herabziehen. Der Dichter Heiberg sagte ironisirend zu mir: »wenn ich nach Schweden reise, müssen Sie mit dabei sein, damit auch mir ein bischen Huldigung zu Theil werde!« Mir gefiel der Scherz nicht, und ich antwortete: »Reisen Sie mit Ihrer Frau (der berühmten Schauspielerin) hinüber, dann werden Sie zu den Huldigungen viel leichter gelangen.«

Aus Schweden verlautete nur Enthusiasmus für den » Mulatten«, während hier in der Heimat sich einige Stimmen gegen denselben erhoben; der Stoff sei entlehnt, was auf dem gedruckten Titelblatt nicht angegeben sei; ein Zufall war hieran Schuld; ich hatte es auf das letzte Blatt des Manuscripts geschrieben, da aber das Drama selbst mit einem ganzen Bogen schloß, so war ein neuer Bogen erforderlich, um diese Note zu bringen, und die Druckerei fragte mich, ob sie nicht wegfallen könne; einer unserer Dichter, den ich über diese Frage zu Rathe zog, meinte, die Note sei ganz überflüssig, da die Novelle » les epaves « allgemein bekannt und gelesen sei; selbst Heiberg habe, als er die » Elfen« von Tieck umdichtete, seiner reichen Quelle nicht mit einem einzigen Wort Erwähnung gethan. Blich griff man nun aber an; die französische Erzählung wurde genau durchgegangen und mit dem Stück verglichen; eine Uebersetzung von » les epaves « wurde an den Herausgeber des in Kopenhagen erscheinenden Journals »Portefeuille« mit dem dringenden Verlangen eingesandt, daß man sie aufnehme; der Redacteur setzte mich hiervon in Kenntnis; und ich bat ihn natürlicherweise, sie aufzunehmen. Auf der Bühne machte das Stück fortwährend große Wirkung, aber die Kritik verringerte den Werth, der meiner Arbeit beigelegt worden war; das gar zu große Lob, welches man mir dafür ertheilt hatte, machte mich empfindlich gegen den, wie ich meinte, unbilligen Tadel, ich Vertrug ihn weniger denn früher, und meinte, das; man nicht im Dienste des Schönen spreche, sondern nur um mich zu ärgern und um mich als Verfasser wieder in den Dichter-Sumpf der Mittelmäßigkeit hinabzuziehen. Auch in einer neu erschienenen Novelle vom »Verfasser der Alltagsgeschichte« war die Begeisterung für den » Mulatten« lächerlich gemacht, die Idee vom Siege des Geistes, welche ich im Stück ausgesprochen hatte, als Geschwätz betrachtet worden. Es war, wie bekannt, I. L. Heiberg, der die Herausgabe dieser Novellen besorgte, fast Alle nahmen an, daß sie in seinem Hause entstanden und daß er in naher Beziehung zum Verfasser stehen müsse; bei der ersten Vorstellung eines Dramas, » Macht und List« (1832) betitelt, hatte Heiberg seinen Namen auf die Affichen als Verfasser gesetzt, da aber das Stück nicht gefiel, trat er zurück und erklärte, es sei vom »Verfasser der Alltagsgeschichte«, in dessen Schriften es auch später aufgenommen ist; den Seitenhieb, der hier gegen mich geführt war, faßte ich damals auf, als ginge er von Heiberg aus oder sei wenigstens von ihm adoptirt. Es wurde mir immer mehr zur Gewißheit, daß ich ihm gar nicht gefiele, und das ging mir zu Herzen; ich hätte mich so gern auch ihm angeschlossen, ich erkannte seine Tüchtigkeit und wurde außerdem in den Kreisen, in welchen ich mich bewegte, oft mit ihm zusammengeführt. Bescheiden und mit Innigkeit näherte ich mich ihm, der hier in der Heimat der Stern des Tages war; allein ich fühlte mich kalt zurückgestoßen. Es schien mir wenigstens so, und wenn man einmal einen Verdacht geschöpft hat, wie leicht sieht man jedes hingeworfene unfreundliche Wort durch das Mikroskop des erzürnten Auges an; vielleicht war ich derjenige, der am meisten Unrecht that. Die Bewunderung, welche meine nächste Umgebung vor Heiberg als Dichter und Geschmacksrichter hegte, hatte natürlicherweise Einfluß auf deren Urtheil über mich, – und ich war oft nahe daran, mich selbst fallen zu lassen, weil ich glaubte, so gut wie Niemand gebe Etwas auf mich. Es ist nicht Neid und Eitelkeit, sondern eine Wunde, die blutet, wenn nur die Feinde stets citirt und erhoben werden.

Mein Gemüt war jedoch frisch und elastisch, ich bekam gerade um diese Zeit die Idee zum » Bilderbuch ohne Bilder« und führte sie aus; ein kleines Buch war es nur, aber doch gewiß dasjenige aller meiner Bücher, selbst mehr als die Märchen, welches, wenn man die Kritiken liest und die Auflagen, die von demselben in Deutschland erschienen, am meisten Glück gemacht hat und eine unglaubliche Verbreitung gefunden hat. In einer der ersten Kritiken hieß es: »Viele dieser Bilder bieten Stoff zu Erzählungen und Novellen, ja, eine begabte Phantasie wird aus denselben Romane gestalten können«; und der Stoff zu einem Roman ist später wirklich aus dem Büchlein geschöpft worden, indem die geistvolle Frau von Göhren zu ihrem ersten Roman » Die Adoptivtochter«, den Stoff, wie sie selbst sagt, aus dem dritten Abend im » Bilderbuch ohne Bilder« entlehnte, an welchem der Mond von der »Rose im Pfarrhausgarten« erzählt.

Auch in Schweden wurde dieses Buch übersetzt, und durch einen hinzugefügten »Abend« mir zugeeignet; hier in der Heimat wurde es weniger beachtet, und, soweit ich mich entsinne, nur in einem einzigen Journal mit einigen freundlichen Worten besprochen.

In England erschienen einige Uebersetzungen davon, und die dortige Kritik besprach das kleine Buch sehr liebenswürdig und nannte es:

»Eine Iliade in einer Nußschale.«

Später habe ich ein Probeblatt desselben Buches als Prachtwerk gesehen, es wurde allerdings dadurch, wie auch später in Deutschland, zu »Bilderbuch ohne Bilder« mit Bildern.

Hier in der Heimat, nahm man, wie gesagt, wenig Notiz von meinem kleinen Buch, dagegen sprach man noch von dem » Mulatten«, doch namentlich davon, daß der Stoff entlehnt sei, was ja auch der Fall ist mit Oehlenschläger's »Aladin«, entlehnt aus »Tausend und Einer Nacht«, und Heiberg's » Die Elfen« nach dem Märchen von Tieck, aber Tieck kannte man wenig in Dänemark und Heiberg wurde damals nicht kritisirt.

Der Umstand, daß stets daraus hingewiesen wurde, ich hätte den Stoff nicht selbst erfunden, trieb mich an, einen solchen zu ersinnen und ich schrieb die Tragödie » Das Maurermädchen«, indem ich durch dieselbe die Hoffnung hegte, alle mir bösgesinnten Zungen zum Schweigen zu bringen und meinen Platz als dramatischer Dichter zu behaupten. Ich hatte zugleich den Plan, durch die Einnahme für diese neue Arbeit im Verein mit der kleinen Summe, die ich von dem Honorar für den » Mulatten« zurückgelegt hatte, es möglich zu machen, noch ein Mal in's Ausland zu reisen, ja, einen größeren Ausflug, nicht allein nach Italien, sondern auch nach Griechenland und der Türkei zu unternehmen; hatte meine erste Reise doch mehr als alles Andere zu meiner geistigen Entwickelung beigetragen, was so ziemlich auch anerkannt worden war. Ich fühlte, daß das Leben und die Welt meine beste Schule seien; ich war voll Lebenslust, voll Strebens, mir mehr Kenntniß von der Natur und von den Menschen anzueignen. In Gedanken und Gefühlen war ich noch ganz und gar ein junger Mensch.

Heiberg, welcher Theater-Censor geworden war, behagte mein neues Stück nicht, ihm gefiel überhaupt mein dramatisches Treiben nicht. Frau Heiberg, für welche ich die Hauptrolle geschrieben zu haben vermeinte, weigerte sich dieselbe zu spielen; ich wußte, daß das Publikum sich wenig aus dein Stück machen werde, wenn sie in demselben nicht auftrete, daß daher mein Honorar ein geringes werden würde und ich an einer Ausdehnung meiner Reise nicht denken könnte. Ich sprach dies offen zu ihr aus, dachte nicht an die höheren künstlerischen Rücksichten, die sie haben könnte – sie schlug meine Bitte aus, und zwar nicht sehr freundlich. – Tief verletzt empfahl ich mich und beklagte mich Einzelnen gegenüber; wie nun diese Aeußerungen wiedergegeben worden sind, oder ob es überhaupt ein Verbrechen war, sich über den Liebling des Publikums zu beklagen, genug, von dem Augenblick an, während einer Reihe von Jahren – jetzt glaube und hoffe ich, daß das Verhältnis ein anderes ist – wurde Heiberg mein Angreifer, natürlicherweise nur in kleinen Ausfällen: denn ich war ja in den Augen des dänischen Publikums ihm kein ebenbürtiger Streiter; so faßte ich es auf und so ertrug ich es.

Das Unrecht sei nun auf meiner Seite oder nicht, ich hatte eine Partei gegen mich, ich hatte das Bewußtsein stets übersehen und schlecht behandelt zu werden, ich fühlte mich gekränkt, und als noch mehrere verschiedene Unannehmlichkeiten hinzukamen, wurde es mir in der Heimat unheimlich, ich war fast krank – ich vermochte es nicht länger zu ertragen – und überließ mein Stück seinem Schicksal; leidend und verstimmt beeilte ich mich, fort zu kommen. In dieser Stimmung schrieb ich eine Vorrede zum » Maurermädchen«, die gar zu sehr mein krankes Gemüt zeigt, und dieselbe wurde natürlicherweise wiederum lächerlich gemacht! Wollte ich hier eine Auseinandersetzung der ästhetischen Cliquen geben, die damals in Kopenhagen bestanden, dann müßte ich den Vorhang vor vielen Mysterien aufziehen, ich müßte, wenn ich diesen Lebensabschnitt klarer und anschaulicher darstellen wollte, einzelne Persönlichkeiten hervorheben, die nicht in die Oeffentlichkeit gehören. – Mancher würde an meiner Stelle krank, wie ich es wurde, oder rasend geworden sein, dies letztere wäre freilich das Vernünftigste gewesen. Das Beste war, fort zu reisen, meine Freunde wünschten es.

»Seien Sie guten Muths und sehen Sie zu, daß Sie bald aus dem Unwesen herauskommen«, schrieb mir Thorwaldsen von dem Herrensitze Nysö aus, woselbst er sich damals aufhielt. »Ich sehe Sie wol noch hier, ehe Sie abreisen, wenn nicht, dann sehen wir uns in Rom!«

»Reisen Sie in Gottes Namen ab!« sagten ehrliche und theilnehmende Freunde, welche mein Leiden mitempfanden; auch H. C. Oersted und Collin bestärkten mich in meinem Entschluß und Oehlenschläger sandte mir seinen Reisegruß in folgendem Gedicht Wörtlich übersetzt. Der Uebers.:

Der alte Kleist hat oft gesagt:
Er ging' auf »poetische Bilderjagd.«
Auf solche Jagd Du Dich auch begiebst,
Ich hoffe die Beute wird ergiebig werden;
Hoffe, daß Du aus Griechenland
Vom griech'schen Himmel Erd' und Wasser,
Eine große Ladung nach Hause bringst.
Vergiß doch nicht, daß Du dänischen Stammes!
Zieh' aus als Väring, meinetwegen,
Doch kehr' als ein Väring Du auch zurück,
Du hast nicht nöthig, im heißen Kampfe,
Für Miklagaard's König Dich zu schlagen;
Ein Dichter den Lorbeerkranz gewinnt
Ja ohne Schwertschlag in solider Weise;
Er ist ein geistiger Streiter und kämpft
Für das hohe Gefühl, den schönen Geschmack.
So zeig' Deine Kraft und spende dem Leben
Poetische Labung aus vollem Herzen!

Mein Freund, der Dichter H. P. Holst, wollte auch in's Ausland reisen; sein Gedicht beim Ableben des Königs Frederik VI. »O, Vaterland, welch' ein Verlust! – Es schläft Dein alter König«, erfüllte Alle; es hatte in wenigen herzlichen, einfachen Worten das ausgesprochen, was Alle fühlten; der Tod dieses Königs war eine Landestrauer, eine Familientrauer, und Alle waren deshalb von dem ersten natürlichen, schönen Gedicht, welches dieselbe aussprach, ergriffen.

Holst war der glückliche Dichter des Augenblicks, und ohne Schwierigkeit und ohne Zeugnisse – dies sei ohne Bitterkeit gegen ihn gesagt – erhielt er ein Reisestipendium. Seine vielen Freunde im Studentenverein Die dänischen Studenten bilden nur ein Corps, und kennen die Gebräuche der deutschen Studenten gar nicht, ebensowenig wie sie eigentliche »Studentenkneipen« haben. Geselligkeit, Mittag- und Abendessen, Lesezimmer, Feste u. dergl., Alles dies findet der dänische Student hier im Studentenverein; an ihrer Spitze steht ein Senior, der mit Hülfe einiger Beigeordneter die Angelegenheiten des Vereins leitet und vertritt. – Aehnlich sind die Verhältnisse an den Universitäten Lund, Upsala und Christiania. Der Uebers. arrangirten ein Abschiedsfest für ihn, und dies gab wiederum Veranlassung, daß einige meiner jüngeren Freunde einen Kreis für mich sammelten und mir auch ein Festmahl gaben. Es waren junge Studenten und einige ältere Männer; unter diesen befanden sich mein Verleger, Buchhändler Reitzel, Conferenzrath Collin, Adam Oehlenschläger und H. C. Oersted. Das war etwas Sonnenschein in meinem finsteren, armen Dichterleben. Gesänge von Oehlenschläger und Hillerup zu dieser Versammlung verfaßt, wurden gesungen, und ich fand herzliche Freunde hier, als ich betrübt die Heimat verließ.

Es war im October 1840. Ich wollte zum zweiten Male nach Italien und von dort nach Griechenland und Constantinopel, eine Reise, die ich auf meine Weise in » eines Dichters Bazar« beschrieben habe.

Auf der Hinreise blieb ich einige Tage in Holstein bei dem Grafen Rantzau-Breitenburg, dessen Ahnenburg ich jetzt zum ersten Mal besuchte. Ich sah die reiche holsteinische Natur, die Heide und das Marschland. Obschon der Herbst weit vorgerückt war, kamen doch noch schöne Tage, und an einem dieser besuchten wir das nahe gelegene Dorf, Münsterdorph's Friedhof, wo Siegfried von Lindenberg's Verfasser, Müller von Itzehoe Johann Gottwerth Müller, geboren in Hamburg den 17. Mai 1744, starb in Itzehoe den 23. Juni 1828. Sein beliebter Roman »Siegfried von Lindenberg« erschien zuerst 1779, in neuer Auflage 1807, und die »Komischen Romane« 1784-1794 in 8 Bänden. Ersterer 1878 in neuer Auflage in Leipzig. Der Uebers., wie er auch genant wurde, Deutschland's gelesenster Romandichter des vorigen Jahrhunderts, der die komischen Romane aus den Papieren eines braunen Mannes geschrieben hatte, begraben war. Er war, wie gesagt, einst der meist gelesene Romandichter, und dennoch später von seinen Zeitgenossen vergessen; er hatte indessen vom Könige von Dänemark eine Pension bis zu seinem Tode (23. Juni 1828) und konnte also leben und – leiden, wenn er das war, was wir »eine gefühlvolle Natur« nennen.

Zwischen Magdeburg und Leipzig war bereits die Eisenbahn eröffnet. Es war das erste Mal, daß ich eine solche sah und selbst probirte, es war für mich eine Lebensbegebenheit, diesen Flug selbst mitzumachen. Im » Bazar« wird man den mächtigen Eindruck, den derselbe auf mich machte, wiederfinden.

In Leipzig lebte damals Mendelssohn-Bartholdy Der berühmte Componist Felix Mendelssohn-Bartholdy, ein Enkel des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn, wurde in Hamburg am 3. Februar 1809 geboren. Er kam 1835 als Director der Gewandhausconcerte nach Leipzig, 1841 wurde er als General-Musikdirector nach Berlin berufen, ging aber schon 1843 wieder nach Leipzig, wo er das neu begründete Conservatorium der Musik leitete und starb dort den 4. November 1847. Der Uebers.. Ich schuldete ihm einen Besuch. Collin's Tochter und dessen Schwiegersohn, Etatsrath Drewsen Ein großer Papierfabrikant der auch eine hervorragende politische Rolle spielte. Der Uebers. hatten mir gerade ein Jahr vorher von Mendelssohn einen Gruß überbracht. Auf einer Rheintour hörten sie, daß er am Bord sei, und da sie ihn als Componisten kannten und liebten, sprachen sie ihn an. Als er hörte, daß sie aus Dänemark seien, war seine erste Frage, ob sie den dänischen Dichter Andersen kannten. »Ich betrachte ihn als meinen Bruder«, antwortete Frau Drewsen, und nun hatten sie einen Anknüpfungspunkt. Mendelssohn erzählte ihnen, daß man, als er krank darniederlag, ihm » Nur ein Geiger« vorgelesen habe; das Buch habe ihn sehr intressirt und sein Interesse für den Verfasser erweckt; er bat sie, mir einen herzlichen Gruß zu überbringen, und fügte hinzu, daß ich, wenn ich einst nach Leipzig käme, ihn doch ja besuchen möchte.

Nun war ich nach Leipzig gekommen mit der Absicht, nur einen Tag zu bleiben; ich besuchte deshalb sofort Mendelssohn, traf ihn aber nicht zu Hause, da er sich gerade in der Probe im Gewandhause befand; ich begab mich dorthin, nannte aber meinen Namen nicht, sondern sagte nur, daß ein Reisender ihn ganz besonders zu begrüßen wünsche, und er kam, wie ich gewahrte, ziemlich ärgerlichen Sinnes herbei, weil er in seinen Geschäften gestört worden war. »Ich habe nur wenig Zeit, kann hier im Gewand eigentlich Niemanden sprechen!« sagte er. – »Sie haben mich selbst eingeladen«, entgegnete ich; »ich möchte nicht durch ihre Stadt reisen, ohne mich Ihnen vorzustellen.« –

» Andersen!« rief er nun, »sind Sie es!« und sein Gesicht zeugte von freudiger Ueberraschung. Er umarmte mich, zog mich in den Saal hinein; ich mußte der Probe beiwohnen: es war Beethoven's siebente Symphonie. Mendelssohn wollte mich zu Tisch bei sich behalten, aber ich mußte es abschlagen, da mein älterer Freund Brockhaus Aus der bekannten, alten und großen Verlagsfirma A. F. Brockhaus, die damals von den beiden Brüdern Heinrich und Friedrich B. geleitet wurde. Der Uebers. mich bereits invitirt hatte und bald nach Tisch der Posteilwagen nach Nürnberg abging, wohin ich mich begeben wollte. – Ich mußte ihm statt dessen das Versprechen geben, daß ich auf der Rückreise einen Tag in Leipzig bleiben würde, und ich hielt, was ich versprach; schließlich gab Mendelssohn mir Papier und Feder, bat mich um meine Handschrift, und ich schrieb:

Der Kirche Orgeltöne hör' ich klingen:
Ein Kind ist geboren und Felix benannt;
Ja »Felix« durften Gottes Engel singen,
Denn der Tonkunst Scepter fand seine Hand.

In Nürnberg sah ich zum ersten Mal Daguereotypbilder. Man sagte, in zehn Minuten würden diese Portraits geschaffen. Es kam mir gleich einer Zauberkunst vor, denn sie war neu und bei weitem nicht so vollkommen wie in unseren Tagen. Daguereotypen und Eisenbahnen, diese beiden Blüten unseres Zeitalters, waren bereits eine Ausbeute der Reise für mich.

Mit dem nächsten Bahnzuge fuhr ich nach München zu alten Bekannten und Freunden.

Eine Menge Landsleute befanden sich der Studien wegen hier, Blunk, Kjellerup, Wegener, der Thiermaler Holm, Marstrand, Storch, Holbech und der Dichter Holst, mit dem ich von hier aus die Reise nach Italien fortsetzen sollte. Wir blieben nun ein paar Wochen in München und wohnten zusammen. Er war ein wahrhaft guter Kamerad, umgänglicher und theilnehmender Natur. Ich besuchte mit ihm einige Mal die Künstlerkneipe, eine bayerische Abspiegelung des Römerlebens; aber es war Bier und nicht Wein, das hier schäumte. Ich fühlte mich ebenso wenig in rechter Stimmung bei dieser Heiterkeit, und unter den Landsleuten befand sich Keiner, der mich eigentlich recht anzog, und was mich als Dichter betraf, da hielt ihr Urtheil über mich fast dem Kopenhagener das Gleichgewicht. Für Holst hingegen war man ganz anders wolwollend gestimmt. Ich ging deshalb meist meinen eigenen, einsamen Weg, oft voll von Lebenslust, aber noch öfter wieder an meine Kräfte zweifelnd.

Ich hatte ein eigenes Talent bei den Schattenseiten des Lebens zu verweilen, suchte das Bittere auf, um gerade dies zu kosten, wußte daher mich auf die ausgesuchteste Weise selbst zu peinigen.

Ein paar Wochen blieb ich in München, und begegnete ich wenig Interesse bei meinen Landsleuten, so fand ich dasselbe in desto höherem Grade bei den Fremden; » Der Improvisator« und » Nur ein Geiger«, waren von Vielen gekannt. Der berühmte Portraitmaler Stieler suchte mich auf, öffnete mir sein Haus, und hier traf ich Cornelius, Lachner und Schelling Joseph Carl Stieler, geboren in Mainz 1781, war Schüler des berühmten Füger in Wien, studirte später in Paris unter David's und Gerard's Leitung und kam nach einem zweijährigen Aufenthalt in Italien nach München, wo er sich namentlich als Portraitmaler auszeichnete und den Titel eines »Hochmalers« erlangte. Er starb daselbst 1858. –
Peter von Cornelius, der Hochmeister der neueren deutschen Malerkunst, wurde den 23. September 1783 in Düsseldorf geboren, wo er die dortige Malerschule besuchte, dann von 1811-1819 in Rom weilte. Er wurde 1820 Direktor der Düsseldorfer Academie, 1825, ging er in gleicher Eigenschaft nach München und kam 1841, vom Könige von Preußen berufen, nach Berlin, wo er sein für die deutsche Kunst segensreiches Wirken am 6. März 1867 schloß. Seine großen Fresken in München und Berlin zeugen von seiner Bedeutung und der idealen Auffassung seiner Kunst. –
Der Komponist Franz Lachner, am 2. April 1804 in Rain in Bayern geboren, wurde 1836 Hofkapellmeister und 1852 Generalmusikdirektor in München, in welcher Stellung er bis 1867 verblieb. Seine Opern sind überall in Deutschland und im Auslande zur Aufführung gelangt. Ebenso seine Lieder bekannt. –
Wegen Schelling siehe Seite 159 d. B. Der Uebers.
, welchen letzteren ich von früher her schon kannte; bald standen mir mehrere Familien offen. Mein Name erreichte das Ohr des Theaterintendanten, und ich bekam einen Freiplatz im Theater gerade neben Thalberg Sigismund Thalberg, geboren den 27. Januar 1812 in Gens, bildete sich unter Hummel's Leitung zum Klaviervirtuosen aus, und bereiste von seinem 18. Jahre an ganz Europa, dann Amerika und lebte seit 1858 in Italien, wo er am 26. April 1871 in Neapel starb. Der Uebers.. Im » Bazar« habe ich meinen Besuch bei Kaulbach Wilhelm von Kaulbach, Schüler Cornelius' in Düsseldorf, geboren den 15. October 1805 in Arolsen, folgte diesem nach München (1826) und wurde dort Hofmaler und Direktor der Akademie seit 1847, vom Könige von Preußen nach Berlin berufen, lebte er längere Zeit in Berlin. Er starb den 7. April 1874 in München. Seine symbolischen Darstellungen im Treppenhause des Neuen Museums in Berlin und seine Fresken in der neuen Pinakothek in München bezeugen den glänzenden Ruhm seiner Kunst. Der Uebers. erwähnt, dem Künstler, den andere Künstler damals so niedrig stellten und den die Nachwelt jetzt mit Recht als Heros schätzen gelernt hat. Ich sah damals im Carton sein herrliches Werk » Die Zerstörung Jerusalems«, Skizzen zur » Hunnenschlacht«; er zeigte mir die herrlichsten Zeichnungen – die wir später Alle gesehen haben – zu seinem » Reinicke Fuchs« und zu Göthe's »Faust

Ich freute mich wie ein Kind darüber, daß ich mit meinem Freunde H. P. Holst nach Italien reisen sollte, ihm das herrliche Land und all' das Schöne dort zeigen könnte; aber die Landsleute in München besonders Blank und Storck wollten ihn nicht entschlüpfen lassen; sein Portrait wurde gemalt. Die Zeit zog sich immer mehr hinaus, und da er schließlich selbst noch nicht den Tag der Abreise bestimmen konnte, mußte ich mich entschließen, allein die Wanderschaft anzutreten und die Freude aufzugeben, mit dem Dichter in das Land, das ich als das schöne Land der Künste kannte und liebte, zu reisen; indessen verabredeten wir, wieder in Rom zusammenzuwohnen, wenn er dorthin käme, und daß wir dann einander nach Neapel begleiten würden.

Am 2. December verließ ich München; ich ging über Tyrol und Innsbruck und dem Brenner nach Italien, nach dem Lande meiner Sehnsucht und meiner liebsten Gedanken. Ich sollte also dasselbe wiedersehen, es sollte also nicht das letzte Mal gewesen sein, daß mir dieses Glück vergönnt war, wie man mir gesagt hatte! Ich war froh bewegt; in diesem Augenblick schwand die Stimmung, die mein Gemüt bedrückt hatte, und ich betete mit Ernst und Innigkeit zu Gott um geistige Gesundheit und Kraft, als Dichter wirken zu können.

Am 19. December erreichte ich Rom. Die Reise mit ihren Bildern und Begebenheiten ist in » Eines Dichters Bazar« wiedergegeben worden.

Gleich an demselben Tage, als ich dort anlangte, erhielt ich ein gutes Logis bei honetten Leuten in der Via Purificatione , eine große Wohnung, eine ganze Etage für mich und Holst, der ja bald kommen wollte.

Aber es verging eine lange Zeit, bevor dies geschah; ich sollte lange einsam in der großen leeren Wohnung hausen, die ich billig erlangt hatte, da sich nur sehr wenige Fremde während dieses Winters in Rom aufhielten, denn das Wetter war schlecht und arge Fieber grassirten. Zu meiner Wohnung gehörte ein kleiner Garten mit einem mächtigen Orangenbaum, der voller Früchte hing; an der Mauer blühte die Monatsrose in reicher Fülle und festlich ertönte zu mir herüber der Gesang der Mönche aus dem Kapuzinerkloster, just dem Kloster, wohin ich die Kindheit des » Improvisators« verlegt habe.

Ich besuchte wieder Kirchen und Galerien und sah alle Kunstschätze wieder; ich traf viele alte Freunde und verbrachte wiederum einen Weihnachtsabend, wenn nicht so festlich wie das erste Mal, doch immerhin einen Weihnachten in Rom. Der Carneval mit dem Mocculi Am letzten Abend des Carnevals in Rom zünden die Masken kleine Kerzen (Mocculi) an, die sie gegenseitig auszulöschen suchen, was zu vielen scherzhaften Scenen Veranlassung giebt. Der Uebers. folgte. Aber nicht nur war ich körperlich krank, es lag so zu sagen in der Luft. Hier war nicht die Ruhe, der Frieden, die ich das erste Mal hier fand. Die Erde zitterte, die Tiber überströmte die Straßen, man fuhr durch dieselben mit Booten, und das Fieber riß viele Menschen in's Grab. In wenigen Tagen verlor auf diese Weise der Fürst Borghese seine Gattin und drei Söhne. Es regnete und stürmte fortwährend; es war wahrlich nicht anheimelnd daselbst.

Während mancher Abende saß ich in meinem großen Zimmer, wo es durch Fenster und Thüren zog; die dünnen Reisige flammten im Kamin; aber die Hitze derselben verbrannte mir die eine Seite, während ich auf der andern Seite die kalte Luft fühlte. Oftmals saß ich im Mantel gehüllt und mit warmen Reisestiefeln innerhalb der vier Wände, und dazu peinigte mich während langer Nächte und Wochen der schrecklichste Zahnschmerz, über den ich später in der Erzählung » meine Stiefel« zu scherzen versucht habe.

Erst im Monat Februar kam Holst an, kurz vor dem Carneval. Ich war körperlich und seelisch krank. Wie war er doch ein herzlicher Kamerad, gutherzig und mild! Es war eine Wolthat für mich, denn ich war sehr leidend, und in diesem Seelenzustand tauchten alte Erinnerungen auf. Manch' kleines Gedicht aus diesen Tagen ist verschwunden, ich besitze nur wenige von ihnen.

Ich gab mein Herz und mein Jugendblut,
Dann sagte das Fräulein: »Er ist so gut!«
Doch hübsch fand sie mich nicht!

Mein Freund nahm gern von Jedermann
Gift gegen mich und bot's mir an.
»Das stärkt!« er lächelnd spricht.

Ich sang, was ich fühlte, offen hinaus,
Doch die kritische Welt fand nur das heraus:
»Er hat es gestohlen von Heine

Naß und kalt war es jeden Tag. Endlich kamen Briefe aus der Heimat – nicht sehr verschieden von denen, die ich während meines früheren Aufenthalts in Rom erhalten hatte. – Es war nichts Erfreuliches, was man mir mitzutheilen hatte: » Das Maurische Mädchen« Unter dem Titel » Raphaella« früher veröffentlicht. Der Uebers. war ausgeführt worden und dann noch einige Male über die Scene gegangen; aber, wie ich es vorausgesehen hatte, weil Frau Heiberg nicht die Hauptrolle ausgeführt, gingen die Leute nicht in's Theater, und die Theaterdirection legte deshalb das Stück bei Seite. Das Honorar für die Abende, an denen man es gegeben hatte, würde wahrscheinlicherweise verringert werden nach dem neuen System, daß nur ein Stück, das volle drei Stunden ausfüllte, als ein Abendstück zu betrachten sei.

Einer meiner Landsleute erhielt einen Brief, worin es hieß, daß » Das Maurische Mädchen« ausgepfiffen sei, eine Mittheilung, die vollständig auf Unwahrheit beruhte; aber ich bekam diese Nachricht doch, und sie unterließ nicht, eine unangenehme Wirkung auf mich auszuüben, und damit war ja der Zweck derselben erfüllt. Später hörte ich als zuverlässig, daß das Stück gut ausgenommen worden war, aber, wie gesagt, kein volles Haus gemacht hatte. Die Hauptrolle war hübsch und innig von Madame Holst gegeben worden, Hartmann's Musik war charakteristisch, aber das Scenenarrangement so schlecht gewesen, daß es alle Wirkung vernichtet habe, daß es schlecht, geschmacklos und störend gewesen sei, ja, der dramatische Theil in der Alhambra Das prachtvolle Denkmal arabischer Baukunst in Europa, die ehemalige Burg der Chalifen bei Granada, erbaut von 1300-1620 in rothen Backsteinen (daher der Name) im Spitzbogenstyl. Der Uebers. vollständig plump und lächerlich, was die Menge natürlich dem Verfasser auf Rechnung schrieb. Herr Phister als Lazarone, meldete man mir, wäre ausgezeichnet künstlerisch und so überströmend von Laune gewesen, daß Alle in den Strom des Gelächters hineingerissen werden mußten; man mußte bis zum Schluß lachen.

Am schlimmsten von Allem war indessen für mich, daß Heiberg mir durchaus nahe treten wollte, er, der damals in Kopenhagen sowol Allah als der Prophet der dänischen Literatur war und gerade in der Zeit ein neues Werk herausgegeben hatte, das Alle daheim erfüllte. Es war » eine Seele nach dem Tode«, und darin, so schrieb man einem Landsmann, wurde » Andersen ordentlich zu Wasser geritten.« Mir selbst meldete einer meiner theilnehmendsten Freunde, das Buch sei vortrefflich und ich zum Gelächter. Das war Alles, was ich hörte, Alles was ich wußte, Niemand setzte mir auseinander, was die Satyre eigentlich über mich gesagt habe und worin das Amüsante und Lächerliche liege. » Andersen wurde ordentlich zu Wasser geritten!« hieß es. Es wirkt doppelt peinigend und höhnend, wenn man nicht weiß, was an Einem zum Spotte reizt.

Die Nachricht wurde gleich geschmolzenem Blei in eine offene Wunde geträufelt. Erst nach meiner Rückkehr nach Kopenhagen sah und las ich das Buch und fand, daß das über mich Gesagte an und für sich nichts enthalte, was ich mir nahe zu nehmen hätte; es bestand eigentlich in einem Scherze darüber, daß ich von Skåne bis Hunsrück Die Provinz Skåne, im südlichen Schweden, von dem Kattegat und der Ostsee umspült, bisher immer höchst unmotivirt in's Deutsche mit »Schonen« übersetzt. Das schwedische å wird gleich dem deutschen o ausgesprochen. – Hunsrück ist der Name eines hohen, wilden Bergrückens zwischen der Nahe, Mosel, Saar und dem Rhein, mit über 2000 Fuß hohen Felsspitzen. Der Uebers. berühmt sei, was Heiberg gar nicht zu gefallen schien, – von Skåne bis Hunsrück, also ungefähr so weit, wie Heiberg's Reise ging, hatte er erfahren, daß ich berühmt war – das mißfiel ihm, und er ließ mich daher »zur Hölle fahren.« Die Dichtung selbst fand ich indessen so vortrefflich, daß ich, als ich sie gelesen hatte, nahe daran war, an ihn zu schreiben, um ihm meinen Dank für den Genuß, welchen er mir durch dieses vortreffliche Dichterwerk bereitet hatte, darzubringen; aber ich schlief über diese gute Stimmung ein, und als ich erwachte, begann ich zu reflectiren und fürchtete, daß mein Dank von ihm mißverstanden werden könnte. Was aber mein Niedersteigen in Heiberg's Hölle betrifft, so ist mir von Leuten, die das Gedicht früher vorlesen gehört haben, versichert worden, daß ich damals nicht darin vorkam, ich muß also später von ihm verurtheilt und in die Hölle hineingesteckt worden sein.

In Rom, wie gesagt, kannte ich das Buch noch nicht, und ich hörte die Pfeile sausen, fühlte nur ihre Spitze gar zu sehr, ohne die Macht des Giftes, welches in denselben verborgen war, zu kennen, und auf diese Weise wurde mir auch mein zweiter Besuch in Rom verbittert. Ich nährte den Gedanken, daß die Stadt der Welt, welche ich so sehr liebte und wo so viel mich ansprach und erfüllte, kein glückbringender Boden für mich sei. Finster und bitter waren die Tage, welche anbrachen und entschwanden, keiner von ihnen war viel besser als während des Besuchs im Jahre 1833. Ich fühlte mich körperlich krank und beeilte mich, von hier fortzukommen.

Zur Zeit des Carnevals war Holst also eingetroffen und mit ihm unser gemeinschaftlicher Freund Conrad Rothe, jetzt Prediger an der Frauenkirche in Kopenhagen. Wir drei reisten im Februar nach Neapel.

Es giebt eine Sage, einen Volksglauben bei den Fremden in Rom, daß man am Abend vor seiner Abreise von dort nach den Fontane di Trevi gehen und von deren Wasser trinken müsse, damit man sicher sei, noch einmal nach Rom wiederzukommen. Als ich das erste Mal von Rom abreiste, wurde ich daran verhindert, zur Quelle zu gehen; ich dachte die ganze Nacht daran, und endlich kam ein Mann, um meine Reisesachen zu holen; ich folgte ihm, und zufälligerweise kamen wir an der Fontane di Trevi vorüber; ich tauchte den Finger in das Wasser, schmeckte dasselbe und glaubte: »hieher kehre ich wieder!« und in der That, ich kam wieder. Diesmal gab ich vor meiner Abreise diesen Aberglauben auf; wir fuhren ab. Plötzlich dreht der Wagen vom Corso ab, denn wir sollten aus einem Mönchskloster einen Geistlichen abholen, und wir kamen wieder an die Fontaine und auch zum dritten Mal kam ich nach Rom Die Fontane di Trevi ist einer der schönsten und größten monumentalen Brunnen Roms. Die erste Anlage datirt schon vor Christus und wurde von Agrippa, des Kaisers Augustus Schwiegersohn, von der Campagna 14 Meilen weit hergeleitet. Ihre jetzige Gestalt verdankt sie mehreren Päpsten; sie wurde 1735 unter Clemens XIII. durch Saldi vollendet. Sie lehnt sich an den Palazzo Poli an, von Neptun überragt, links und rechts in Seitennischen die allegorischen Figuren der Gesundheit und der Fruchtbarkeit. Nach dem Volksglauben muß man auch eine Münze in den Brunnen, der täglich über 150,000 Kubikmeter Wasser spendet, werfen. Der Uebers..

Der Geistliche, den wir vom Kloster abholten, war Kapellmeister, ein heiterer Mensch, der bei Albano das geistliche Gewand ablegte und jetzt ein unterhaltender, singender und lebhafter Herr wurde. H. P. Holst hat desselben in seinen » italienischen Skizzen« gedacht.

Es war kalt in Neapel. Der Vesuv und die Berge ringsum lagen mit Schnee bedeckt. Es war Fieber in meinem Blut, und ich litt geistig und körperlich; ein mehrere Wochen andauernder Zahnschmerz hatte mich in hohem Grade nervös gemacht. Ich nahm mich zusammen, so gut ich vermochte, fuhr mit meinen Landsleuten nach Herculanum Zu Christi Zeit eine der bedeutendsten Städte an der Küste des Golfs; sie wurde wie die Städte Pompeji und Stabiä im Jahr 79 nach Chr. bei einem Ausbruch des Vesuvs vom Lavastrom und Aschenregen über 100 Fuß tief begraben. Seit 1720 haben dort Ausgrabungen stattgefunden. Der Uebers., aber während sie in der ausgegrabenen Stadt umherwanderten, saß ich fieberkrank dort, und es war für mich ein Glückszufall, daß man sich in den Bahnzug irrte und wir, statt nach Pompeji zu kommen, nach Neapel zurückkehrten. Todtkrank kam ich hier an, und nur durch einen schnell angewandten Aderlaß, dem mein neapolitanischer umsichtiger Wirth mich unverzüglich zu unterwerfen nothwendig fand, entging ich dem Tode.

In der darauffolgenden Woche fühlte ich mich merklich besser und ging mildem französischen Kriegsdampfschiff, » Leonidas« von Neapel nach Griechenland. Am Ufer sang das Volk » eviva la gioja «; ja, die Freude lebe! Vermöchte man nur sie zu ergreifen.

Ein neues Leben sollte für mich aufgehen, und in Wahrheit es geschah; steht es nicht in meinen späteren Schriften zu lesen, so regt es sich doch in meinen Lebensanschauungen, in meiner ganzen inneren Entwickelung. Es war am 15. März Nachmittags, daß ich Neapel verließ, die Stadt, die ich kannte, wo ich Freunde hatte, und es war mir, als ob ich jetzt meine europäische Heimat hinter mir zurückließ; ich fühlte mich jung und leichten Gemüts, es war, als trenne ein Strom des Vergessens mich von all' den bitteren, kränkenden Erinnerungen; ich fühlte Gesundheit in meinem Blut, Gesundheit in meinen Gedanken; genesen und muthig erhob ich wieder mein Haupt.

Neapel lag sonnenbeleuchtet da; die Wolken hingen um den Vesuv hinab bis zur Hütte des Eremiten; das Meer war fast spiegelblank. Während der darauffolgenden Nacht wurde ich auf das Verdeck gerufen, um den Stromboli Die Insel Stromboli, die zu der liparischen, im Nordosten Siciliens gelegnen Inselgruppe gehört, besitzt einen fortwährend in Wirksamkeit befindlichen Vulkan, der gewissermaßen ein Verbindungsglied zwischen dem Vesuv und dem Aetna bildet. Der Uebers. Feuer speien zu sehen. Das ganze Wasser wurde dadurch erleuchtet.

Am Morgen passirten wir Charybdis, sahen die Brandungen bei Scylla Homer erwähnt in seiner »Odyssee« den Fels der Scylla als eines wilden Seeungeheuers und ihm gegenüber wird der Charybdis als eines gefährlichen Wirbels gedacht. Allein die Charybdis liegt nicht gegenüber der Scylla trotz der in der Meerenge herrschenden starken Strömungen, sondern ist von dem Hafen von Messina etwa 2½ Stunde fern von der Scylla bei Garofalo zu suchen. Der Uebers., Sicilien mit den niedrigen Klippen, und der rauchende Aetna mit seiner Schneehülle erhob sich vor uns.

Ich habe im » Bazar« die Küstenreise besprochen, den kurzen Aufenthalt auf Malta und die herrlichen Nächte und Tage auf dem windstillen Meere, das während der Nacht in seinem Wogengang leuchtete und die Pracht der Sterne, deren Glanz mich in Erstaunen versetzte, beschrieben. Die Strahlen der Venus waren wie die des Mondes im Norden, sie ließen die Gegenstände Schatten werfen; in der Meeresfläche tummelten sich große Delphine. Auf dem Schiffe selbst herrschte Geselligkeit und Salonleben; es wurde musicirt, gesungen, getanzt, Karten gespielt und lebhafte Conversation geführt; Amerikaner, Italiener, Asiaten untereinander, Bischöfe und Mönche, Offiziere und Touristen.

Das Zusammenleben weniger Personen auf dem Meere knüpft die Reisenden fest aneinander. Ich war wie heimisch geworden, und es war deshalb eine schwere Trennung, als ich bei der Insel Syra Das alte Syros, im griechischen Archipelagus gelegen; 1824 wurde hier in sehr günstiger Lage eine neue Hafenstadt Hermupolis gegründet, die jetzt circa 15 000 Einwohner zählt und die blühendste Handelsstadt Griechenlands ist. Hier ist der Centralpunkt der Dampfschifffahrt zwischen Triest, Athen, Smyrna und Constantinopel u. s. w. – Der Uebers. dieses Schiff verließ.

Die französische Dampfschiffslinie von Marseille nach Constantinopel schneidet bei der Insel Syra die Dampfschiffslinie zwischen Alexandria und Piräus; ich mußte also abwarten, bis ein Schiff aus Aegypten ankam und war, mit Ausnahme eines Persers aus Herat, der Einzige der den » Leonidas« bei Syra verließ.

Die Stadt hier sah aus wie eine Stadt von Zelten, wie ein ganzes Lager, indem an den Häusern zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen große Leinwandstücke ausgespannt sind. Die Ufer erglänzten in weiß und roth; es waren die Menschenmasse, die dort stand, Griechen in rothen Jacken und weißen Fustanellen Die Fustanella ist das aus weißem Zeuge bestehende albanesische Hemd, das von der Taille bis zur Knie reicht und gehört zur Hauptzierde der griechischen Nationaltracht der Männer. Der Uebers..

Das griechische Dampfschiff, das gewöhnlich von hier nach dem Piräus ging, befand sich in der Reparatur, und ich nahm deshalb einen Platz auf dem von Alexandrien kommenden Schiffe, mußte aber darum ein paar Tage in der Quarantaine zubringen, als wir Piräus erreichten. Uebrigens verweise ich aus den » Bazar«, wo ich eine Bilderreihe der Reise gegeben habe, kann also hier schnell die Länder durcheilen.

Im Hafen bei Piräus Die Stadt Piräus mit circa 6000 handel- und schifffahrttreibenden Einwohnern bildet den Vorhafen Athens, die im Alterthum als Vorstadt galt. Der Hafen gilt als der sicherste im ganzen Reiche und ist jetzt mit Athen durch eine Eisenbahn (½ Stunde) verbunden. Der Uebers., wo wir vor Anker lagen und unsere Quarantaine hielten, kam sofort noch an demselben Tage ein Boot mit Landsleuten und Deutschen; die » Allgemeine Zeitung« hatte ihnen erzählt, daß ich kommen würde. Sie legten an dem Schiffe bei, um mich zu begrüßen, und als die Quarantaine beendigt war, holten sie mich vom Piräus ab, von wo wir mit einem griechisch gekleideten Lohndiener durch Olivenwälder nach Athen, dessen Lykabettos und Akropolis Der Lykabettos ist ein spitzer Felsenkegel in der nächsten Nähe Athens. – Akropolis heißt eine auf einem Hügel befestigte Burg. – Uebrigens gewahrt man bei der Hinausfahrt vom Piräus nach Athen außer den vom Verfasser genannten, noch das hohe weiße Königsschloß und den Theseustempel. Der Uebers. ich bereits lange vorher in der Ferne gewahrte, gelangten.

Der holländische Consul Travers, der zugleich dänischer Consul war und dänisch sprach, der Hofprediger Lüth, ein geborener Holsteiner, und eine junge dänische Dame aus Fredensborg befanden sich unter den neuen Freunden. Lüth sagte mir, er habe dänisch gelernt, indem er meinen » Improvisator« in der Originalsprache gelesen habe. Unsere Landsleute Köppen, die Architecten Gebrüder Hansen Christian Hansen, geboren den 20. April 1803 in Kopenhagen, ist wie sein Bruder Theophelius, geboren den 18. Juli 1813, ein Schüler des Professors Hetsch an der Academie in Kopenhagen (eines geborenen Würtembergers). Beide haben sich als Architecten bekannt und berühmt gemacht. Während Christian die Universität in Athen, das Universitätsmuseum und das Kommunehospital u. A. in Kopenhagen erbaute, schuf Theophelius das Observatorium in Athen, das Waffenmuseum in Wien, das Militärhospital in Lemberg, den »Heinrichshof« in Wien, und jetzt erbaut er das Reichsrathsgebäude daselbst im neuen griechischen Styl. Christian lebt in Kopenhagen, sein jüngerer Bruder in Wien. Der Uebers. und den Holsteiner, Professor Roß Ludwig Roß, einem alten schottisch-evangelischen Grafengeschlechte entstammend, wurde 1806 auf dem Gute Horst in Holstein geboren, kam 1832 nach Griechenland, wurde im Jahre darauf Conservator der Alterthümer und 1837 Professor der Antiquitäten in Athen und 1844 Professor der Alterthumskunde in Halle. Er starb daselbst am 6. August 1859 durch Selbstmord. Der Uebers. traf ich hier. Die dänische Sprache erklang in der Königsstadt der Griechen, der Champagner knallte für Dänemark und für mich.

Einen Monat blieb ich in Athen. Man wollte es so arrangirt haben, daß ich an meinem Geburtstag, dem 2. April, den Parnas Der über 7000 Fuß hohe Berg Parnassus ist in der Landschaft Böotien gelegen, und wird als Sitz der Musen bezeichnet. Der Uebers. besteigen sollte; allein die Winterzeit kam, es fiel viel Schnee, und ich verbrachte meinen Geburtstag fast ausschliesslich oben auf der Akropolis. –

Unter den liebsten und interessantesten Bekannten, welche ich in Athen hatte, befand sich Prokesch-Osten Anton Freiherr von Prokesch-Osten, geboren den 10. December 1795 in Gratz, trat 1813 in die österreichische Armee ein und nahm an dem Feldzug 1814 in Frankreich Theil. 1827 als Chef des Generalstabes der österreichischen Flotte verhandelte er mit Aegypten und Griechenland. 1830 als von Osten in den Adelstand erhoben, ging er 1834 als Gesandter nach Athen, wo er bis 1849 verblieb, indessen war er 1843 zum Generalmajor und 1845 zum »Freiherrn« ernannt worden. Er war dann 1849-1853 Gesandter in Berlin, von wo er nach Frankfurt a. M. als Präsidialgesandte am Bundestage versetzt, zum Feldmarschalllieutenant und Geheimrath ernannt wurde. 1855 kam er nach Constantinopel als Internuntius und nahm als solcher lebhaften Antheil an dem türkisch-russischen Kriege. 1872 wurde er in Ruhestand versetzt. Die citirten Schriften erschienen in Wien 1829-1831. Der Uebers., der damalige österreichische Gesandte, schon zu jener Zeit bekannt durch seine »Erinnerungen aus Aegypten und Klein-Asien« und »seine Reise im heiligen Lande.«

Consul Travers stellte mich dem Könige und der Königin vor. – Mehrere interessante Ausflüge wurden gemacht. Ich war gerade an dem Ostern der Griechen hier und zum Freiheitsfest, von welchem ich ein Bild zu geben versucht habe.

Wie die Schweiz mit einem höheren und klareren Himmel als Italien, lag Griechenland vor mir. Die Natur machte einen tief ernsten Eindruck auf mich; mich beschlich das erhabene Gefühl den großen Wahlplatz der Welt, wo die Nationen gekämpft hatten und zu Grunde gegangen waren, betreten zu können. Keine einfache Dichtung vermag eine solche Größe zu umfassen! Jedes ausgetrocknete Flußbett, jede Höhe, jeder Stein könnte von großen Erinnerungen erzählen; wie klein waren nicht an einer solchen Stelle die Unebenheiten des Alltagslebens! Ein Reichthum von Ideen durchströmte mich und das in einer solchen Fülle, daß keine auf dem Papier gefesselt wurden. Den Gedanken, daß das Göttliche auf Erden seinen Kampf auszukämpfen hat, daß es hier verworfen und verstoßen wird und dennoch in Jahrhunderten siegreich hervorbricht, hatte ich Lust auszusprechen und fand in der Sage von dem ewigen Juden ein Motiv dafür. In der Bedeutung, in der er dann auftrat, kam er mir als Wahrheit vor, und das Ganze wurde doch verschieden von der Bearbeitung dieses Gegenstandes von Seiten vieler anderer Dichter, indem sie nicht davon abschrecken ließen, daß Göthe, wie er es in »Dichtung und Wahrheit« erzählt, das Thema ausgab. Der deutsche Dichter Mosen, der Holländer Ten Kate, der Franzose Eugen Sue und bei uns Ingemann haben alle diese Sage behandelt. In kleineren Dichtungen besitzen wir sie auch von Schubart, Lenau, Karl Witte, Palludan-Müller Julius Mosen, geboren den 8. Juli 1803 zu Marienei im Vogtlande, war erst Advokat und wurde 1844 Dramaturg am Hoftheater in Oldenburg, starb daselbst am 10. October 1867. Sein »Ahasverus«, aus den der Dichter hier hindeutet, erschien 1838. –
Eugen Sue, geboren den 10. December 1804 in Paris, starb daselbst den 3. August 1857. Ursprünglich Arzt, widmete er sich später mit Erfolg der Romanschriftstellerei. Sein » Juif errant« (der ewige Jude), um den es uns hier zunächst zu thun ist, erschien 1845. – Da Andersen keinen Vornamen bei Schubart angegeben hat, fehlt jeder weitere Anhalt. –
Der Dichter Nicolaus Edler von Strehlenau, der Pseudonyme Nicolaus Lenau, geboren den 13. August 1802 in Ungarn, studirte in Wien und Preßburg, lebte darauf in Stuttgart mit Kerner, Uhland, Schwab u. A. m. – und starb im Wahnsinn bei Wien den 22. August 1850. –
Karl Witte, geboren den 1. Juni 1800 in Lochau bei Halle, besuchte schon im Alter von 10 Jahren die Universität Leipzig, ward 1829 Professor der Jurisprudenz in Breslau und 1834 in Halle, machte sich als Schriftsteller einen Namen, schrieb auch eine Abhandlung über die Republik San Marino. (Man siehe meine Studie über San Marino. Wien. Hartleben. 1878). –
Wegen Ingemann und Paludan-Müller sehe man die Noten Bd. II. Seite 410 und 74. Uebrigens hat später (1845) der dänische Dichter Jens Christian Hostrup, geboren den 20. Mai 1820 in Kopenhagen, den »ewigen Juden« in einer ursprünglich für Studenten geschriebenen Komödie » Gjenboerne« (die Nachbarn gegenüber), die später dem Repertoire des königlichen Theaters einverleibt worden ist, behandelt. Hostrup lebt jetzt als Prediger in Frederiksborg. Der Uebers.
u. s. w. Während einiger Jahre hat dieser Stoff mich erfüllt, aber ich vermochte niemals denselben in der Dichtung zu formen, denn mir erging es wie man von den Schatzgräbern erzählt, daß, wenn sie glauben, den Schatz heben zu können, er dann plötzlich immer tiefer versank. Ich zweifelte daran, jemals das Gold an das Tageslicht ziehen zu können. Ich fühlte, welche Menge von Kenntnissen ich mir zuvor nach verschiedenen Richtungen hin noch aneignen müsse und las wirklich fleißig und mit großer Wahl.

Zu der Zeit, wo man allgemein in der Kritik mir Mangel an Studium vorwarf, war ich gerade am fleißigsten; aber Einer schrieb und sprach dem Andern nach und Jeder legte dem Studium einen andern Begriff unter. So erfuhr ich von einer belehrenden Dame, die einst zu mir sagte, daß die Leute Recht hätten, zu behaupten, ich studire nicht genug. »Sie haben ja keine Mythologie!« sagte sie; »es ist in allen Ihren Gedichten kein einziger Gott oder Göttin! Sie müssen Mythologie lesen, Corneille und Racine Pierre Corneille, geboren den 6. Juni 1606 in Rouen, ursprünglich Jurist, wurde Dramatiker und der Schöpfer der klassischen Tragödie in Frankreich, starb in Paris den 10. October 1684. –
Jean Racine, geboren den 21. December 1639 in La Ferté-Milon. Nach Molière der größte französische Dichter des XVII. Jahrhunderts. Seine klassischen Dramen sind noch heute mustergültig. Er starb den 21. April 1699 in Paris. Der Uebers.

Zu meiner Dichtung » Ahasverus« Der Name des »ewigen Juden«, ein erdichteter Unglücklicher, der wegen seiner Verschuldungen gegen Christus, so sehr er sich auch den Tod herbeiwünschte, doch nie sterben kann und gleich einem ruhelos durch die Welt gehetzten Wilde umherirrt. Der Uebers. habe ich sehr viel studirt und ausgezeichnet; hier in Athen sammelte ich das Material, und hier begann ich auch dieselbe, legte sie jedoch bald wieder bei Seite; aber immer kehrte die Lust, sie fortzusetzen, wieder, und wenn dieselbe ruhte, tröstete ich mich damit, daß es mit den Kindern des Geistes geht wie mit den irdischen: wenn sie schlafen, wachsen sie!

Am 21. April segelte ich wieder vom Piräus nach Syra, von wo ich mit dem französischen Dampfschiff » Rhamses« von Marseille einen Platz nach Constantinopel nahm. Wir hatten sturmvolles Wetter im Archipelagus Archipelagus oder Archipel nennt man überhaupt den Theil des Meeres, in dem sich viele Inseln befinden, aber vorzugsweise ist dies der Name des ägäischen – des griechischen Inselmeeres. Der Uebers.. Unwillkürlich trat der Gedanke an Schiffbruch und Untergang vor meine Seele. Die alten Bretter krachten; ich fiel jedoch in Schlaf, und als ich erwachte, befanden wir uns bereits in der Bucht bei Smyrna.

Ein anderer Welttheil lag vor mir, und in der That, indem ich denselben betrat, fühlte ich eine Andacht, wie damals, als ich als Kind in Odense die alte St. Knudskirche betrachtete. Ich dachte an Jesus Christus, der auf diesem Boden geblutet hatte; ich dachte an Homer Man vergleiche » der Dornenpfad der Ehre« in Bd. II. Seite 166 und die Note Seite 168. » Eine Rose vom Grabe Homer's« das. Seite 157. Der Uebers., dessen Gesang von hier aus sich über die Welt verbreitete. Asiens Küste hielt mir aus diese Weise seine Predigten vielleicht ergreifender, als es jemals irgend eine Predigt in einer gemauerten Kirche zu thun im Stande war.

Smyrna's Smyrna, das von den Türken Ismar genannt wird, liegt am ägäischen Meere in einer für die Schifffahrt sehr wichtigen, geschützten Bucht gleichen Namens. Smyrna nahm schon im Alterthum eine wichtige Stellung im Verkehr zwischen Europa und dem Orient ein und heute noch herrscht hier ein reges Leben und großer Handel. Die Stadt zählt gegen 155,000 Einwohner, darunter viele Europäer. Der Uebers. Anblick war großartig, jedoch nur die spitzen, rothen, nordischen Dächer und nur einzelne Minarets Die spitzen Thürme an den Moscheen, den türkischen Gotteshäusern. Der Uebers.; die Straßen selbst jedoch sind schmal, wie die Venedigs. Hier kamen gerade ein Strauß und ein Kameel vorüber, vor beiden mußten die Leute in den offenen Häusern treten, um ihnen Platz zu machen.

Auf den Straßen herrschte ein reges Leben; Türkinnen, von denen man nur die Augen und die Nasenspitze sehen konnte, Juden und Armenier mit weißen und schwarzen Hüten in Form eines umgekehrten Kochtopfes bewegten sich in buntem Gemisch. Von den Häusern der Consuln wehten die Flaggen ihres Landes. Hinter der Bucht lag ein rauchendes türkisches Dampfschiff mit dem Halbmond in seiner grünen Flagge.

Gegen Abend verließen wir Smyrna. Der Neumond stand über Achilles' Achilles ist der Name eines griechischen Fürsten und Helden, der an dem trojanischen Kriege, entstanden durch die Entführung der »schönen Helena« durch Paris, zwischen den Königen Agamemnon, Odysseus, Achilles u. A. entstand, theilnahm. Da er in diesem, der Sage angehörendem Kampfe nur an der Ferse verwundet wurde, so entsprang der Sprachgebrauch: »die Achillesferse«, womit man die Stelle bezeichnen will, wo Jemandem beizukommen ist. In diesem Kriege ging Troja durch Zerstörung 1184 vor Chr. unter. Homer hat diesen Krieg in seiner »Iliade« besungen, und gerade seine Angaben über die Lage der Stadt haben Nachgrabungen von Seiten deutscher Gelehrter, zuerst 1864 und 1871-1873 von H. Schliemann, die schließlich zu einem glänzenden, unerwarteten Resultate führten, herbeigeführt. Der Uebers. Grabhügel aus der Troja-Ebene. – Um sechs Uhr Morgens fuhren wir in die Dardanellen ein. Auf der europäischen Seite lag eine Stadt mit rothen Dächern, vielen Windmühlen und eine hübsche Festung, auf der asiatischen Seite ein Fort. Der Abstand zwischen den zwei Welttheilen kam mir vor als wäre er gleich dem Sunde Die Dardanellen, welche aus vier festen Schlössern bestehen, schützen die enge Wasserstraße zwischen Europa und Asien, Hellespont genannt, welche das ägäische Meer mit dem Marmarameer verbindet. Der Dichter meint hier die Schlösser Sedil-Bahr und Kum-Kaleh am Eingange der Meerenge. – Der Sund – von den Dänen » Oeresund« genannt, bildet die Verbindungsstraße zwischen Ost- und Nordsee. Der Uebers. zwischen der dänischen Stadt Helsingör und der schwedischen Stadt Helsingborg. Der Kapitain gab die Breite auf 2½ Lieu an.

Gallipoli, bei welcher Stadt wir in das Marmarameer Gallipoli, die wichtige Handelsstadt, deren in dem letzten russisch-türkischen Kriege 1877-1878 so oft Erwähnung geschieht, liegt am Ausfluß der Dardanellenstraße in's Marmarameer, und ist die befestigte Hauptstadt der türkischen Provinz Thracien mit 85,000 Einwohnern, darunter viele Europäer. – Das Marmarameer, im Alterthum Propontus genannt, ist ein 30 Meilen langes und 10 Meilen breites Binnenmeer, das mittelst des Bosporus – der an manchen Stellen nur 3600 Fuß breiten Meerenge bei Constantinopel – mit dem Schwarzen Meere (Pontus) und mittelst der Dardanellenstraße mit dem ägäischen Meere verbunden ist. Der Uebers. hinausgelangten, hat ein fast nordisches Aussehen, alte Häuser mit Erkern und hölzernen Altanen, die Felsen ringsum waren zwar niedrig, aber von nacktem, wildem Aussehen. Wir hatten starken Seegang und gegen Abend trat Regen ein; es wurde ein echt graues, nordisches Wetter, und in demselben Colorit lag am nächsten Morgen das herrliche Constantinopel vor uns, ein Venedig, wie nur die Phantasie aus dein Meere es sich auftauchen lassen kann. Eine Moschee trat herrlicher hervor als die andere; der Serail Serail nennt man den Palast des türkischen Sultans mit allen dazu gehörenden Gebäuden, wovon der Harem, die Wohnung der Frauen, einen abgesonderten Theil ausmacht. Der Uebers. lag hell und schimmernd vor uns.

Bald brach die Sonne hervor und beleuchtete Asiens Küste. Die ersten Cypressenwälder, die ich sah, und Scutaris Skutari (türkisch Uesküdar genannt), liegt Constantinopel gegenüber an der asiatischen Seite des Bosporus und wird als Vorstadt der Hauptstadt betrachtet. Sie hat circa 85,000 Einwohner und ist die Sommerresidenz des Sultans und der feinen Welt. Hinter der Stadt ziehen sich die langen, von hohen Cypressen beschatteten Grabstätten der frommen Türken hin, die nicht in europäischer Erde gebettet sein wollen, und weiter hinaus beim Dorfe Bulgerlu erhebt sich eine Anhöhe, von wo die schönste Aussicht auf Constantinopel und den Bosporus. Der Uebers. Minarets. Es war ein wunderherrlicher Anblick! Zu uns ertönte ein Rufen und ein Schreien von Renten in den kleinen, schaukelnden Boten, die sich um das Schiff gesammelt hatten. Türken, die an Bord kamen, trugen unsere Reiseeffecten.

In Constantinopel hielt ich mich während elf interessanter Tage auf. Unser Gesandte, Herr Baron von Hübsch, wohnte auf seiner Villa in Bujukdere Bujukdere, ein unvergleichlich schönes Dorf am Bosporus, ist der gewöhnliche Sommeraufenthalt der diplomatischen Welt, und namentlich ist der Palast und Garten der russischen Gesandtschaft sehenswerth. Der Uebers., mehrere Meilen von Constantinopel entfernt; er lud mich ein, ihn dort zu besuchen, aber ich blieb lieber in der Stadt, wo der Italiener Romani, damaliger dänischer Consul, sich meiner annahm. Mein gewöhnliches Reiseglück verließ mich nicht. Gerade während meines Aufenthalts hier fiel Mohamed's Mohamed oder Muhamed (d. h der Gepriesene), der Stifter der mohamedanischen (türkischen) Religion, wurde 571 in Mekka (Arabien) geboren und starb in Medina den 8. Juni 632. Der Uebers. Geburtstag (4. Mai). Ich sah Abdul Medschid Abd-ul Medschid war der 31. Sultan der Türken oder Osmanen, wurde am 23. April 1823 geboren, folgte seinem Vater Mahmud II. am 1. Juli 1839 und starb den 25. Juni 1861, nachdem er die Folgen des Krimkrieges überstanden hatte. Der Uebers. nach der Moschee reiten; die Truppen paradirten; alte Straßen und Plätze waren von Menschen in bunten morgenländischen Trachten erfüllt, und Abends fand eine große Illumination statt; alle Minarets Constantinopels waren erleuchtet, und über ihnen und die ganze Stadt breitete sich gleichsam ein Netz von Lampen aus, die mit den blinkenden, hellen Sternen um die Wette strahlten; alle Schiffe, alle Bote sah man in Feuercontouren. Es war ein echt orientalischer sternenklarer Abend. Der Berg Olymp Ein 9150 Fuß hoher Berg in Thessalien, auch Lacha genannt, der in der alten Fabellehre, seiner Höhe wegen, für den Wohnsitz der Götter gehalten wurde. Seine höchsten Spitzen sind mit ewigem Schnee bedeckt. Der Uebers. in Klein-Asien erglühte in der untergehenden Sonne. Es war eine feenhafte Stunde, die ich hier erlebt habe.

Bei dem griechischen Gesandten Christides, an den ich von Athen aus empfohlen war, und bei dem österreichischen Internuntius wurde ich auf das Herrlichste empfangen. Bei diesem Manne fand ich ein deutsches Heim und deutsche Freundschaft.

Die Heimreise beabsichtigte ich über das schwarze Meer und die Donau zu machen, allein ein Theil von Rumelien und Bulgarien befand sich gerade in Aufruhr; es hieß, es seien viele tausend Christen ermordet worden. Alle meine Mitreisenden im Hotel, in dem ich wohnte, gaben daher ihren Reiseplan, die Donau zu erreichen, auf; allein ich hatte das innigste Verlangen, es zu versuchen. Alle riethen mir, es wie sie zu machen und über Griechenland und Italien zurückzukehren. Ich befand mich in einem schweren Kampf mit mir selbst; es war mein sehnlichster Wunsch, ein wenig von dem Innern des Landes kennen zu lernen, den Donaufluß in seiner ganzen Ausdehnung zu sehen, dessen Ufer damals noch wenig von Fremden besucht worden waren. Meine Phantasie malte mir die furchtbarsten Begebenheiten aus. Ich verbrachte eine unruhige, schlaflose Nacht; allein am nächsten Morgen ging ich zu Baron Stürmer, dem österreichischen Gesandten und bat ihn um Rath, und da meinte er, ich könnte es wagen, besonders da zwei seiner Leute, zwei Offiziere, mit Depeschen nach Wien versehen, denselben Weg machen würden, die, wenn es nothwendig erscheinen sollte, Hilfe und Eskorte erlangen könnten. In Folge dessen entschloß ich mich zur Donaureise, und von dem Augenblicke an, nachdem ich mich fest entschlossen hatte, war auch alle Furcht verschwunden.

Am 4. Mai Abends ging ich an Bord. Das Schiff lag vor dem Garten des Serails. Als wir in der frühen Morgenstunde die Anker lichteten, erhielten wir die traurige Nachricht, daß das herrliche, große österreichische Dampfschiff, das uns entgegen kommen sollte, gerade in dieser Nacht im nebligen Wetter an einem Felsen im schwarzen Meere gestrandet und total verunglückt sei.

Draußen durch den wunderbaren Bosporus flogen wir nun dahin, Seegang und Nebel überwindend. Wir lagen einen ganzen Tag vor der Stadt Kostendsche dicht an dem verfallenen Trajanswalle Kostendsche, eine befestigte Stadt am schwarzen Meere, in der während des russisch-türkischen Krieges 1877-1878 viel genannten Dobrudscha, am Ostende des 8 Meilen langen, von römischen Legionen 155 nach Chr. erbauten Trajanswalles, um den es zwischen Serben, Türken und Russen oft zu heißen Kämpfen gekommen ist. Der Uebers. und fuhren dann in großen Korbwagen, gezogen von weißen Ochsen, über die öde Landstrecke, wo wilde Hunde hausten, wo nur die umgestürzten Grabsteine zweier Kirchhöfe zeigten, daß hier einst Städte gestanden, die die Russen im Kriege 1809 niedergebrannt hatten: es war die Dobrudscha.

Den ganzen merkwürdigen Kriegsschauplatz, wo Russen und Türken gegenüber gekämpft hatten, legten wir in ein paar Tagen zurück. In meinen Gedanken trage ich daher die beste Karte über die Donaustrecke, die klarsten Vorstellungen über die jämmerlichen kleinen Städte und die verfallenen Festungen mit mir, wenigstens zeigte es sich mir damals so; ich sah ganze Ruinen von Festungswerken aus Erde und Schanz-Körben.

Von den Unruhen hörten wir erst, als wir uns Rustschuk Stark befestigte Handelsstadt in Bulgarien, am südlichen Ufer der Donau, die durch die vielen Minarets einen völlig türkischen Anstrich erlangt; sie zählt circa 35,000 Einwohner und spielte, wie bekannt, eine große Rolle in dem letzten Orientkriege. Die Donau ist hier sehr breit, aber mit vielen Inselchen besäet. Ihr gegenüber am rumänischen Ufer liegt die ebenfalls oft genannte Stadt Giurgewo. Der Uebers. und seinen Minarets näherten. Die Ufer waren mit Menschen überfüllt. Zwei fränkisch gekleidete junge Männer wurden in die Donau geworfen; sie schwammen an's Land, der Eine kam empor, der Andere, auf den die Menge Steine warf, kam zu uns und rief: »Helft mir, sie ermorden mich!« Wir lagen still im Flusse und brachten ihn aus dem Wasser, Kanonenschüsse als Signal wurden vom Bord abgegeben und vom Lande beantwortet; der Pascha der Stadt kam an Bord und nahm den armen Franken in seinen Schutz.

Am nächsten Tage sahen wir vom Schiffe aus die schneebedeckten Berge des Balkangebirges Der Balkan, an den sich jetzt so heroische Thaten der Türken und Russen, namentlich aus dem letzten großen, folgenreichen Kriege knüpfen, ist ein vielverzweigtes, mit Eichen- und Ulmenwäldern bestandenes Granitgebirge, welches sich in seinen höchsten Punkten über 5000 Fuß erhebt und im Westen sehr rauh und unwegsam ist. Es zieht sich von der Donau bis zum schwarzen Meere in einer Länge von 50 Meilen hin, seine Breite ist von 2½-5 Meilen. Sein Abfall gegen Süden ist steil und schroff, wohingegen er gegen Norden sich allmählig senkt. Die Schwierigkeit der Uebergänge, deren es fünf giebt, dürfte aus den letzten Kriegsberichten klar genug hervorgegangen sein. 1829 wurde der Balkan bereits von den Russen unter Diebitsch überschritten. Der Uebers.. Zwischen ihnen und uns wüthete die Empörung; wir hörten in der darauffolgenden Nacht davon; ein bewaffneter Tartar, welcher aus Widdin Befestigte Stadt mit circa 30,000 Einwohnern in Bulgarien an der Donau, in der Nähe der serbischen Grenze. Der Uebers. Briefe und Depeschen nach Constantinopel über Land bringen sollte, war überfallen und getödtet worden, einem andern, glaube ich, war es nicht besser ergangen, der dritte hatte gesehen, wie seine Eskorte zersprengt und getödtet worden, war aber entronnen und kam an die Donau hinab, wo er sich in dem Schilf verbarg und die Ankunft unseres Dampfschiffes erwartete. Dieser Mensch in seinen Kleidern aus Schafpelz kam aus dem Schlamm hervor, er war sozusagen bis an die Zähne bewaffnet, sah aber entsetzlich aus. als wir ihn beim Lampenlicht am Bord erblickten; er fuhr wol eine Tagereise mit uns die Donau hinauf.

In Widdin, einer starken Festung der Türken, gingen wir an's Land, nachdem wir tüchtig geräuchert worden waren, um ihnen die Pestseuche nicht aus Constantinopel zu importiren. Hussein Pascha, der hier residirte, sandte uns die neuesten Nummern der Augsburger » Allgemeinen Zeitung«, so daß wir von deutscher Seite über den Stand des Landes unterrichtet wurden.

Gleich einem Urwald öffnet sich Serbien. Wir passirten auf kleinen Booten die viele Meilen stürzende und brausende Donau hinauf: es war das sogenannte » Eiserne Thor« Das eiserne Thor, oder Demizkapu genannt, wird von einer Felsenge in der Donau gebildet; jetzt ist schon seit lange durch Felssprengungen jede Gefahr für die Schifffahrt beseitigt, obgleich noch immer Strudel sichtbar sind. Der Uebers., wie man die einige Tagereisen lange Strecke nennt. Ich habe es versucht, im » Bazar« ein Bild derselben zu geben.

Bei Alt-Orsova Alt-Orsova, wo die Zollrevision stattfindet, ist schon österreichisch. Sie ist eine kleine Stadt von circa 1200 Einwohner. In der Nähe befindet sich die Stelle, wo Kossuth die ungarische Krone vergrub, als er im August 1848 sein Vaterland verlassen mußte. – Gegenüber, auf serbischen Gebiete liegt die Festung Neu-Orsova mit über 4000 Einwohner. Der Uebers. stand uns die Quarantäne bevor. Das Gebäude, das diesem Zwecke diente, war nur eingerichtet, um wallachische Bauern und nicht besser gewöhnte Reisende aufzunehmen; fast alle Zimmer waren mit Steinen belegt, das Essen ganz entsetzlich, der Wein noch schlechter, wenn das möglich gewesen wäre. Ich theilte das Zimmer mit dem Engländer Ainsworth Andersen bemerkt in einer Note, daß dies der Bruder des Dichters William Harrison A. gewesen sei. Ich habe alle Ursache zu glauben, daß dies nicht der Fall, sondern das es der Vetter des Dichters war, nämlich William Frances, der am 7. Nov. 1807 in Exeter geboren wurde und als Arzt große Reisen im Orient machte, die er später in London herausgab. Der Uebers., der von seiner Reise nach Kurdistan heimkehrte.

Als später » eines Dichters Bazar« in London erschien, schrieb Ainsworth in » The literary Gazette « vom 10. October 1846, infolge Aufforderung des Redacteurs, eine Notiz über unser gemeinschaftliches Leben in der Quarantaine, wo seine Auffassung meiner Persönlichkeit die herzlichsten Gesinnungen verrieth, die mich aber in ein viel zu gutes Licht stellte. Er erzählt dann, ich sei »– very skillful in cutting out paper. The drawings of the Mewlewis, or turning dervishes, in my Asiatic travels, are from cutting of his.« »– sehr geschickt im Ausschneiden von Papier. Die Zeichnungen der heulenden, oder tanzenden Derwische in meinen asiatischen Arbeiten, stammen von diesen seinen Ausschnitten her.« Der Uebers..

Nach beendigter Quarantaine setzten wir unsern Weg durch die Militairgrenze unter prächtigen Kastanienbäumen, an Erinnerungen aus römischer Zeit, an Ruinen von Brücken, Thürmen und der großartigen »Trajanstafel« in der Felsenwand fort. Malerische Gruppen wallachischer Bauern wechselten mit österreichischen Soldaten in Menge, und Zigeuner lagerten zwischen Felsenhöhlen, Bild auf Bild folgte.

Als das Schiff seine Reise wieder aufnahm, wurde es in einem solchen Grade überfüllt, daß man sich kaum zu rühren vermochte. Es war großer Markt in Pest, Alles strömte dorthin. Es war eine beschwerliche, schlaflose Tour, allein sie bot den Anblick des ungarischen Volkslebens dar.

Indessen wurde die Gegend immer flacher und bot nicht mehr ihre frühere reiche Abwechslung dar, die sie jedoch später wieder gegen Preßburg hin zeigte. Die Stadt Theben Der Marktflecken Theben oder Deveny liegt am Ausfluß der March in die Donau, an der Grenze zwischen Ungarn und Oesterreich. Es zählt circa 2000 Einwohner, die Wein- und Obstbau treiben; sie ist oft durch Krieg und Feuer zerstört worden. Der Uebers. stand in Flammen, als wir an ihr vorüberfuhren.

Einundzwanzig Tage hatten wir auf der Donau zugebracht, als wir am Prater Der Prater bei Wien ist ein großer Park, dessen einer Theil allerlei Volksbelustigungen dient. Der Uebers. bei Wien an's Land stiegen und in die Kaiserstadt einfuhren. Alte Freunde suchte ich auf, und bald führte mich der Weg über Prag und Dresden der Heimat zu. Charakteristisch kam es mir vor, daß, während mein Koffer auf der ganzen Reise von Italien über Griechenland und die Türkei bis nach Hamburg nur zweimal seitens der Zollbeamten revidirt worden war, nämlich bei der österreichischen und bei der deutschen Zollgrenze, hier der Koffer nicht weniger als fünfmal geöffnet wurde, bevor ich in meinem Zimmer in Kopenhagen anlangte; zuerst wurde derselbe beim Eintritt in Holstein nachgesehen, dann bei Arösund Kleine Stadt an der Ostsee an der Nordostküste Schleswigs, der Insel Fyen und der dänischen Stadt Assens gegenüber. Der Uebers. und wieder, als wir in Fyen an's Land stiegen, dann in Slagelse Siehe Seite 410 Bandes II. Der Uebers., indem ich den Postwagen verließ, und endlich als ich mit dem Tageswagen nach Kopenhagen kann Das war Sitte und Gebrauch zu jener Zeit.

Bei meiner Ankunft in Hamburg fand gerade ein großes Musikfest statt. Ich traf eine Menge Leute bei der Table d'hôte, und während ich mich zu den Freunden, die neben mir saßen, wandte und von dem herrlichen Griechenland, von dem reichen Orient sprach, wandte sich eine alte kopenhagener Dame an mich mit den Worten: »Haben Sie nun, Herr Andersen, auf Ihren langen und vielen Reisen irgend etwas gesehen, das so schön ist wie unser kleines Dänemark?« – »Ja, ich muß gestehen, daß dem so ist«, antwortete ich; »ich habe viel Schöneres gesehen!« – »Pfui!« brach sie aus; »Sie sind kein Patriot!«

Ich kam durch Odense Siehe Band II Seite 211. Der Uebers., gerade als der sogenannte St. Knudsmarkt stattfand. »Es war sehr hübsch von Ihnen«, sagte eine sonst sehr hübsche Fyen'sche Dame zu mir, »daß Sie ihre große Reise so eingerichtet haben, daß Sie auch unsern Markt besuchen konnten. Ja, nun sehe ich. Sie haben Odense doch lieb, das habe ich aber stets gesagt!« – In ihren Augen erschien ich als Patriot.

Ganz besonders ergriff es mich, als ich mich vor Slagelse, der alten Stadt, wo ich die Schule besucht hatte, befand, und durch die Begegnung mit einem alten Freunde überrascht wurde. Als ich dort in die Schule ging, sah ich den würdigen Pastor Bastholm jeden Abend mit seiner Frau dieselbe Promenade machen, und jetzt, wo ich nach vielen Jahren von Griechenland und der Türkei zurückkehrte und indem ich die Landstraße dahinfuhr, sah ich das alte Ehepaar ihre gewohnte kleine Wanderung durch das Kornfeld machen. Da ergriff es mich wunderbar! Während sie Jahr aus und Jahr ein den beschränkten Weg machten, war ich weit in die Welt hinausgeeilt. Der große Contrast zwischen uns beherrschte auf lange Zeit meine Gedanken.

Es war Mitte August als ich nach Kopenhagen kam, und diesmal ohne Angst und Leiden, wie es bei meiner ersten Heimkehr aus Italien der Fall gewesen war. Ich freute mich, alle meine Lieben wiederzusehen, und es war für mich ein ganz natürlicher Ausbruch: » Der erste Augenblick der Heimkehr ist das Bouquet der ganzen Reise!«

Das Buch, » Eines Dichters Bazar«, das bald im Buchhandel erschien, ist in verschiedene Abtheilungen getheilt: Deutschland, Griechenland, Italien u. s. w. An verschiedenen Orten, wie auch in der Heimat, gab es Einzelne, denen ich mich dankbar verbunden fühlte und deren Namen sich besonders an diese Gegenden knüpften. Ein Dichter gleicht einem Vogel; er giebt, was er sein nennt, er giebt ein Lied. Ich wollte Jedem dieser Lieben ein solches geben. Es war ein plötzlich entstandener Gedanke, einzig und allein aus einem dankbaren Gemüt entsprossen. – In der gesammelten Ausgabe meiner Schriften habe ich alle früheren Dedicationen fortgelassen und so auch die vielen im » Bazar«, ungeachtet diese, wie man begreifen wird, ihre Bedeutung hatten.

Dem Grafen Ranzan Breitenburg, der in Italien gelebt hatte, daher dieses Land liebte und mir durch meinen » Improvisator« ein wohlthätiger Freund geworden war, dedicirte ich den Theil des Buches, der Italien behandelte. Dem gelehrten Schriftsteller und Minister in Griechenland Prokesch-Osten, und dem Archäologen, Professor Roß in Athen, den beiden Männern unter den vielen, welche mir meinen Aufenthalt dort lieb gemacht hatten, widmete ich die Abtheilung, die Griechenland umfaßte. Was ich über den Orient geschrieben hatte, dedicirte ich dem österreichischen Internuntius, Baron von Stürmer in Constantinopel, durch dessen Gastfreundschaft ich im Orient meinen Norden gefunden hatte, und dem großen Dichter Skandinaviens, Adam Oehlenschläger in Kopenhagen, durch dessen » Aladin«, » Aly und Gulhyndy« ich früh im Norden den Orient gefunden hatte, brachte ich mit dankbarem Herzen diese Bilder dar. Voran der » Donaufahrt« schrieb ich: »den Fürsten des Pianos, meinen Freunden, dem Oesterreicher Thalberg und dem Ungar Liszt Franz Liszt ist in Raiding bei Oedenburg den 22. Oct. 1811 geboren. Er studirte Musik in Wien und Paris und machte als Klavier-Virtuose große Kunstreisen nach England, Italien und der Schweiz und war von 1847-1861 Hofkapellmeister in Weimar. Er lebte dann in Rom, wo er sich 1865 in ein Kloster begab und Abt wurde; er lebt aber seit 1870 wieder in Pesth. Seine Kompositionen sind allgemein bekannt und geschätzt, seine Tochter ist mit dem Componisten Richard Wagner vermählt. Der Uebers. trage ich dieses »Donauthema mit Küstenvariationen« vor und weihe sie ihnen.« Die Heimreise war der liebenswürdigen Verfasserin der » Zeichnung aus dem Alltagsleben«, Fräulein Frederike Bremer in Stockholm und der geistreichen Tochter meines Wohlthäters, Conferenzraths Collin, Frau Ingeborg Drewsen in Kopenhagen, deren echt schwesterliche Gesinnung und Theilnahme für mich oft meine Gedanken nach der Heimat zog, dargebracht.

Man wird jetzt gewiß meine Gedanken mit diesen Dedicationen leicht verstehen, aber als das Buch herauskam, wollte man dies nicht; man hielt sich besonders bei diesen Widmungen auf und hielt dieselben nur für einen neuen Beweis meiner Eitelkeit; man sagte, ich wolle mit Namen und Verbindungen prahlen, bedeutende Personen als Freunde nennen. Indessen wurde das Buch doch gelesen, – aber eine eigentliche Kritik über dasselbe erschien nicht, nur einige Tageblätter sprachen sich darüber aus. Man hatte übrigens am meisten daran auszusetzen, daß das Buch so reich sei; »es hätte in kleinere Abtheilungen erscheinen müssen, damit es langsamer verdaut werden könne«, sagte ein kluger, berechnender Verfasser zu mir, »es würde dann ganz anders gefallen haben.«

Mit Rücksicht auf » Eines Dichters Bazar« war die Zeitungskritik in Kopenhagen unaussprechlich dumm; man fand das Buch überspannt und schrecklich, daß ich sagen konnte, ich hätte bei Smyrna während des Neumondes die ganze blaue, runde Mondkugel gesehen. Unsere dänischen Kritiker haben gewöhnlich kein offenes Auge und Ohr. Selbst die hochvornehme »Monatsschrift für Literatur« tadelte mich einst, weil ich in einem Gedicht von einem Regenbogen bei Mondschein gesprochen hatte; das sollte auch ein Stück meiner Phantasie sein, die mich zu weit trieb. Ich beklagte mich hierüber zu Oersted. Ein Geistlicher, der jetzt Propst ist und den ich für den Verfasser hielt, war gegenwärtig, und dieser brach aus: »Es ist auch kühn von Ihnen, solch' einen Mondregenbogen zu schaffen!« – »Aber ich habe ihn ja selbst gesehen!« antwortete ich. – »Wo?« fragte er. – »Eines Abends draußen in der Vorstadt Westerbro«, entgegnete ich. – - »Westerbro!« lachte er laut, »ja, im Theater mit Pantomimen und Zaubereien!« Der Mann, dachte ich, meint Casorti's Theater Siehe die Note Band II Seite 382. Der Uebers.. – »Nein, oben am Himmel selbst, am Himmel Gottes habe ich ihn gesehen!« – Und nun endlich ergriff Oersted meine Partei.

Wenn ich im » Bazar«, indem ich Nürnberg schilderte, sagte: »Wäre ich Maler, würde ich diese Brücke, diesen Turm zeichnen«, und bei der Gelegenheit Veranlassung nahm, das Bild zu geben, und darauf, um gleichsam einen neuen Anknüpfungsfaden zu finden, fortfuhr: »aber ich bin nicht Maler, ich bin Dichter«, und nun in lyrischem Styl darüber zu variiren suchte, dann hieß es: »Er ist so eitel, daß er selbst erzählt, er sei ein Dichter!« – Ich könnte einen ganzen »Narren-Almanach« über all' das Thörichte und Unverschämte schreiben, was ich von meinem ersten Auftreten bis zu dieser Stunde habe hören müssen.

Der » Bazar« wurde indessen viel gelesen und machte, wie man das so nennt. Glück. Nur ein einziges Mal in meinem Leben habe ich mit dem tüchtigen Professor der Geschichte Finn Magnussen Geboren 1781 auf der Insel Island, studirte in Kopenhagen, kehrte 1803 nach Island als Beamter zurück und kam wieder nach Kopenhagen, wo er Professor der isländischen Geschichte und Literatur wurde. 1829 Reichsarchivar. Er starb den 24. December 1847. Er hat namentlich über Island und Grönland, wie über die Edda geschrieben. Der Uebers. gesprochen, persönlich kannten wir uns durchaus nicht; er redete mich eines Tages auf der Straße an. Der sonst so ernste Mann war die Freundlichkeit und Herzlichkeit selber; er dankte mir auf das Herzlichste für den » Bazar«, den er sehr hoch stelle und dem, wie er sagte, das Publikum nicht genug Aufmerksamkeit schenke, worüber er sich sehr ärgere. Und er war nicht der Einzige. Viele der Tüchtigsten unseres Landes, unter Anderen H. C. Oersted und Oehlenschläger sprachen sich mit Wärme und Freude über diese Arbeit aus und suchten mich durch ihren Dank zu ermuntern.

In deutscher Sprache sind später mehrere Ausgaben dieses Buches erschienen, wie dasselbe auch in die schwedische und in einer besonders schönen Ausgabe in die englische Sprache übertragen wurde, wo die Kritik mit großer Anerkennung dasselbe besprochen hat. Die englische Ausgabe in drei Bänden mit meinem Portrait versehen, kam bei Richard Bentley in London heraus und wurde in englischen Blättern und Zeitschriften sehr lobend besprochen.

Von dem englischen Verleger wurde ein schön ausgestattetes Exemplar dieses Buches, sowie meine früher dort erschienenen Werke an König Christian VIII. gesandt, und Aehnliches geschah auch von Deutschland. Der König freute sich über die große Anerkennung, die ich im Auslande genoß und sprach sich, wie ich später erfuhr, zu Oersted und vielen Anderen darüber aus, indem er gleichzeitig seine Verwunderung über den Widerstand äußerte, dem ich noch immer in der Heimat begegnete, dieses fortwährende Bestreben, meine schwachen Seiten hervorzuheben und den Eindruck des Tüchtigen zu verwischen, die Lust über mich zu spotten und meine Wirksamkeit zu verkleinern.

Oftmals mußte ich die Wahrheit des alten Sprichworts: »Gott behüte uns vor unseren Freunden, mit unseren Feinden werden wir schon fertig werden«, anerkennen. Ich bekam schließlich eine förmliche Angst, irgend etwas gegen einen gedankenlosen Zeitungsherausgeber zu äußern, und doch entging ich dem Geschicke nicht. Als ich mich auf einer Reise mit der Post einst eine halbe Stunde in Odense aufhielt, richtete ein dortiger Redacteur die Frage an mich: »Reisen Sie in's Ausland?« – »Nein«, antwortete ich. – »Denken Sie gar nicht daran?« – »Es hängt davon ab, ob ich das Geld dazu erhalte. Ich schreibe jetzt ein Theaterstück, macht es Glück, dann kann ich erst daran denken, eine neue Reise zu machen.« – »Wo wollen Sie dann hin?« – »Das weiß ich noch nicht. Ich gehe entweder nach Spanien oder Griechenland.« – Und an demselben Abend stand in den Zeitungen ungefähr Folgendes: »daß H. C. Andersen an einem Theaterstück arbeitet und wenn es Glück macht, dann reist er in's Ausland, entweder nach Spanien oder Griechenland

Man lachte natürlich darüber, und in einem kopenhagener Blatt schrieb man sehr richtig darüber, daß diese Reise erst in ferner Aussicht zu stehen scheine, das Stück sollte erst geschrieben, angenommen werden und Glück machen, und dann wußte man noch nicht, ob meine Reise nach Spanien oder Griechenland gemacht werden würde. Man lachte, und bekanntlich hat Derjenige, über den man lacht, die Rechnung zu bezahlen. Ich war geistig zartfühlend geworden und brauchte die Vorsicht, diese Eigenschaft zu verbergen.

Friederike Bremer erlangte einen Einblick in meine Seele, der sie sehr überraschte. Wir befanden uns in Kopenhagen an einem solchen Orte, wo die Leute behaupteten, ich sei verzärtelt. Sie glaubte etwas Angenehmes zu erzählen und sagte: »Es ist ganz erstaunlich, wie geliebt Andersen in Schweden, von Skåne bis nach Nordland hinauf ist; fast in jedem Hause findet man eins seiner Bücher!« – »Reden Sie ihm doch nichts ein!« wurde ihr in vollem Ernst geantwortet.

Man sagt und behauptet so oft, daß es nunmehr keine Bedeutung habe, von Adel, von Geburt zu sein; eine solche Behauptung ist indessen nicht übereinstimmend mit meinen Erfahrungen! Der tüchtige, arme Student genießt oft in guten Häusern, wie man sie zu nennen pflegt, nicht die Höflichkeit, nicht den Empfang, den man einem gut gekleideten Adligen oder dem Sohn eines mächtigen Beamten erweist. Ich könnte diese meine Behauptung mit vielen Beispielen belegen, allein ich will es nur mit einem versuchen, es mag für alle gelten, es ist eins aus meinem eigenen Leben. Der Schuldige bleibe hier ungenannt: er ist oder war – wir wollen es in die Vergangenheit zurückversetzen – eine höchst geehrte Persönlichkeit.

Als Christian VIII. das erste Mal als König das Theater besuchte, wurde » der Mulatte« aufgeführt. Ich saß im Parquet neben Thorwaldsen, der mir beim Fallen des Vorhanges zuflüsterte: »Der König grüßt zu Ihnen hinab!« – »Das muß Ihnen gelten!« antwortete ich; »für meine Person halte ich das unmöglich!« Indessen blicke ich doch zur königlichen Loge hinauf; der König grüßte wieder, der Gruß galt also mir; aber ich fühlte, daß die Leute ein mögliches Mißverständniß meinerseits schrecklich über mich ergehen lassen würden und blieb deshalb ruhig sitzen. Am nächsten Tage ging ich zu Sr. Majestät, um ihm meinen Dank für die ungewöhnliche Gnade zu überbringen. Der König scherzte darüber, daß ich seinen Gruß nicht an Ort und Stelle angenommen hatte. –

Einige Tage später sollte im Christiansborger Schloß ein großer Ball paré für alle Klassen der Gesellschaft stattfinden; auch ich hatte eine Einladungskarte erhalten.

»Was wollen Sie dort?« fragte mich einer unserer ältesten Gelehrten, als ich in seinem Zimmer von diesem Feste sprach. – »Was wollen Sie an einem solchen Orte?« wiederholte er. – Ich erwiederte im Scherz: »Es ist ja gerade dieser Kreis, wo ich am besten aufgenommen werde!« – »Aber da gehören Sie nicht hin!« antwortete er ärgerlich. – Mir blieb nichts Anderes übrig, als lächelnd zu antworten, als ob ich den Stachel, der in seinen Worten lag, nicht gefühlt hätte: »der König selbst hat im Theater aus seiner Loge zu mir hinabgegrüßt, und da kann ich wol auch auf seinen Ball gehen.«

»Gegrüßt von seiner Loge?« brach er aus. »Aber das giebt Ihnen noch kein Recht, sich vorzudrängen.« – »Aber auf diesem Balle erscheinen ja Leute aus allen Klassen, aus Klassen, zu denen auch ich gehöre!« fügte ich jetzt ernster hinzu. »Dorthin kommen auch Studenten!« – »Ja, welche?« fragte er. – Ich nannte einen jungen Studenten aus der eignen Familie des Mannes.

»Ja, das glaube ich wol!« antwortete er dann; »das ist der Sohn eines Etatsraths. Was war Ihr Vater?« –

Es siedete in meinem Blute. – »Mein Vater war ein schlichter Handwerksmann!« erwiderte ich. »Ich habe mir mit Hilfe Gottes und durch mich selbst einen Platz geschaffen, den ich jetzt einnehme, und das, glaube ich, müßten Sie achten!« –

Er machte mir niemals später eine Entschuldigung für das Gesagte.

Es ist sehr schwer, ja schwierig, wenn man Jemandem ungern Unrecht thun oder verletzen will, der uns vielleicht unabsichtlich beleidigt haben kann, es zu umgehen oder mitzutheilen, was Einem so bitter das Herz berührte. Ich habe in diesem Buche vollkommen diese Schwierigkeit gefühlt und deshalb manche bittere Schale fortgeworfen und nur einzelne Tropfen zurückbehalten. Mein Verweilen auf diesen Blättern dürfte dazu dienen, Dieses und Jenes in meinen Schriften zu beleuchten, was hier einen Platz verdient, weil es gerade nach der Heimkehr von jener großen Reise und nach dem Erscheinen des » Bazar« geschah, daß, wenn nicht ein Stillstand in der Belehrung der Kritik, doch eine Wandlung in den ausgesprochenen Urtheilen über mich eintrat. Aber noch immer erfolgten schwere Wogenschläge des empörten Meeres und nur nach und nach beruhigte sich die Oberfläche, indem man, wie Oersted es tröstend vorhergesagt hatte, zur Erkenntniß meiner Person und meiner Schriften gelangte.

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