Gerhard von Amyntor (= Dagobert von Gerhardt)
Für und über die deutschen Frauen
Gerhard von Amyntor (= Dagobert von Gerhardt)

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Das Sensationsbedürfniß – eine Quelle des Undankes.

Die meisten Menschen sind immer fünfzig Jahre hinter ihrer Zeit zurück und leben daher nur aus zweiter Hand. Sie kennen vielleicht einige der großen Todten, die großen Lebenden sind ihnen völlig unbekannt; ja, die echten Dutzendmenschen haben nicht einmal die Lust, auch wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu von selbst bietet, die Bekanntschaft lebender Berühmtheiten zu machen, denn diese thun ja ganz dasselbe, was sie auch thun: sie leben; und so werden diese Celebritäten am Ende mit ihnen wesensgleich und ebensowenig werth sein, als sie selbst. Natürlich macht man gelegentlich Ausnahmen von dieser Regel. Es giebt Persönlichkeiten, die sich so geräuschvoll und mit so Alles durchdringender Gewalt in Szene setzen, daß sie auch die blödeste Indolenz aus dem geistigen Schlafe rütteln; vom Fürsten Bismarck z. B. hat wohl auch der trägeste Kopf schon etwas vernommen, und ginge der Fürst gerade unter dem Fenster der provinzialen Köchin 105 vorüber, so würde diese wahrscheinlich den Quirl hastig aus der Hand legen und ans Fenster stürzen, um einen Blick auf den großen Kanzler zu werfen. Aber auch diese Ausnahme ist, genau genommen, keine Ausnahme; was weiß der ordinäre Kopf von unserm Reichskanzler? welche Kenntniß besitzt er von dessen Plänen, Schöpfungen, Sorgen und Kämpfen? So gut wie gar keine! Er hat den Namen täglich in den Zeitungen gelesen, und er hat ihn sich schließlich gemerkt.

Auch bei dem Gros unserer Damen ist es schwer, ein berühmter Mann zu werden. Bion hat gesagt, man müsse zu einer Pastete oder zu süßem Wein werden, um den Leuten zu gefallen; manche Schöne kümmert sich höchstens noch um einen Tenorsänger oder Modeprediger – jeder andere Anspruch auf ihre Berücksichtigung ist gewagt. Ich sprach neulich in einer Damengesellschaft von Dr. Werner Siemens und beging die Unvorsichtigkeit die Bekanntschaft meiner Zuhörerinnen mit dem Namen des berühmten Physikers und Erfinders der dynamoelektrischen Maschinen vorauszusetzen; doch sehr bald wurde ich mit der naiven Frage mehrerer Frauen und Jungfrauen unterbrochen: wer der Dr. Siemens wäre? – Einer meiner mitanwesenden Freunde meinte später, ich wäre geradezu ein wenig unhöflich geworden, als ich geantwortet hätte: »Aber, meine Damen, Sie kennen Werner Siemens nicht?« und auf das ehrliche Geständniß: »Nein! warum sollten wir ihn auch kennen?« – hätte ich erwidert: »Nun, Sie wissen doch, wer das Schießpulver erfunden hat – eben so 106 müßte Ihnen auch der Erfinder der selbstthätigen Typendrucktelegraphen bekannt sein.« Die Bemerkung meines Freundes hat mich in der That stutzig gemacht; ich sann der Sache später noch weiter nach und gewann die Ueberzeugung, daß ich mich entschieden ohne allen Grund erhitzt und eine ganz falsche Voraussetzung gemacht hatte, denn es wurde mir nun auf einmal klar, daß die meisten der damals anwesenden Damen wahrscheinlich auch den Namen des Erfinders des Schießpulvers gar nicht gekannt hatten. Dies erschien um so glaublicher, als der Franziskanermönch Berthold Schwarz allerdings gelebt hat, aber hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Erfindung eine durchaus fragwürdige Person ist, zumal lange Zeit vor ihm schon das Pulver bekannt war, ja, die Chinesen und Araber es schon seit Jahrhunderten besaßen.

Woher – fragte ich mich und ich stellte mich nun ganz auf die Seite der Damen – woher soll eine gebildete Frau, ein wohlerzogenes Fräulein denn eine Kenntniß von den Berühmtheiten des Tages haben? Besitzt sie nicht ausnahmsweise einen umfassend gebildeten Gatten oder Vater, der keine Mühe scheut, sie immer in gleicher Höhe mit dem fortschreitenden Genius der Geschichte zu halten, so ist sie fast allein auf die Tagesblätter angewiesen, um ihr Wissen zu bereichern; denn das, was sie in Cafés und Abendgesellschaften erfährt, ist selten dazu angethan, ihr in der angedeuteten Richtung Dienste zu erweisen. Was aber liest die Gattungsdame hauptsächlich in den Zeitungen? Antwort: 107 Entbindungs- oder auch Verlobungs-, Eheschließungs- und Todes-Anzeigen, vielleicht, wenn sie ehrgeizig ist, Ordens- und Titelverleihungen, Beförderungen und dergleichen; sie wirft auch wohl einen Blick in Kammer- und Parlamentsverhandlungen (dann muß sie schon zu den Bevorzugteren, zu jenen Wesen gehören, die den Uebergang zu den Individualdamen bilden), nimmt auch Kenntniß von den Hofneuigkeiten und steigt dann in die Tiefe unter dem Strich, wo sie sich an den Schrecknissen des Polizeiberichtes, an Einbrüchen, Selbstmorden und anderen Scheußlichkeiten, oder an der Tagesportion eines Feuilletonromanes erbaut. Hand auf's Herz, meine Damen! Ist es nicht so? Uebertreibe ich etwa? Haben Sie je die Neigung verspürt, von den langathmigen, wissenschaftlichen Artikeln Notiz zu nehmen, die gelegentlich die Spalten Ihres Leibjournals füllen und in denen von der Auffindung eines neuen Planeten oder der Verbesserung eines Telegraphensystems oder einem Fortschritte im Gebiete der spektralanalytischen Untersuchungen die Rede war? – Sie erwidern mir: »Derartige Sachen seien auch nicht Damensache – von solchen rein wissenschaftlichen Dingen verstehe eine tüchtige Hausfrau so gut wie gar nichts, und da wäre es doch nur verlorene Zeit und Mühe, wenn man sich mit jedem Jonrnal-Beitrage aus der Feder irgend eines Doktors oder Professors abgeben wollte.«

Sie haben vollkommen Recht; und dennoch, meine Damen, – es ist nicht Alles so, wie es sein sollte – von einem Manne wie beispielsweise dem Dr. Werner 108 Siemens muß auch eine tüchtige Hausfrau etwas wissen, damit sie den Stolz auf ihren deutschen Landsmann mit Andern theilen, damit sie schon den Kleinen in der Kinderstube von dem berühmten Sohne ihres eigenen Vaterlandes erzählen kann. Ich weiß es nicht – liegt es an den öffentlichen Blättern oder liegt es an unseren Damen, daß es den Berühmtheiten der Gegenwart so schwer wird, das Interesse der letzteren zu gewinnen? Es ist merkwürdig, welch gutes Gedächtniß ein Fräulein für den Namen irgend eines Raubmörders hat, von dem sie im Feuilleton gelesen; fast jede Frau, bis hinunter zur Gattin des kleinsten Handwerkers, kennt die Namen der beiden Ungeheuer, die im Frühling 1878 die verbrecherische Hand gegen die Majestät unseres Kaisers erhoben haben – kennt sie aber auch den Erfinder der Nähmaschine, an der sie zu arbeiten pflegt, der Photographie, deren Erzeugnisse über dem Sopha hängen, der Dampfmaschine, die den Eisenbahnwagen bewegt, des Telegraphen, durch den sie heut die Nachricht von der glücklichen Entbindung der Tochter erhielt? Nein, sie kennt ihn nicht; sie hat keine Ahnung von den Männern, deren wunderbare und epochemachende Werke sie gleichwohl täglich vor Augen hat und so kühlen Muthes benutzt, als wären diese Dinge schon seit Erschaffung der Welt vorhanden, und als hätte es nie Generationen gegeben, die sich ohne dieselben durch das Leben hindurchquälen mußten. Ist dies Undankbarkeit oder Gleichgiltigkeit oder Unfähigkeit, sich für irgend etwas zu interessiren, was über die Kategorien 109 von Küche und Keller hinausgeht? Wollte man diese Fragen bejahen, so würde man sich eines Verbrechens gegen die Hoheit der deutschen Frauen schuldig machen. Ich stimme aus innerster Ueberzeugung dem Urtheile bei, welches ein jugendlicher und geistreicher Italiener (Raffaele Mariano) neuerdings über unsere Frauen gefällt hat: er bezeichnet die deutsche Frau, abgesehen von den unvermeidlichen Ausnahmen, als diejenige, welche sich dem Typus des »Ewig-Weiblichen« immer noch am meisten nähert. »Frei von Emanzipationsgelüsten, fleißig, sorgfältig, bescheiden, ernst, voll Hingebung an ihre Aufgabe, weiß sie, daß der häusliche Heerd ihr Herrschersitz ist. Und hier herrscht sie unumschränkt, hier regt sie ideelle Bedürfnisse und sittliche Empfindungen an, schafft durch den Reichthum ihres Gemüthslebens reines, heiteres Glück und findet eine innere Befriedigung, von welcher die meisten lateinischen Frauen sich kaum einen Begriff machen.« Ich führe diese Stelle an, um meine Uebereinstimmung mit dem unbestochenen Italiener ausdrücklich zu versichern. Und dennoch jene Abneigung deutscher Frauen gegen unsere Tagesberühmtheiten? – Ja! diese scheinbar unverträglichen Eigenthümlichkeiten im Wesen unserer Frauen gehen merkwürdiger Weise unvermittelt neben einander her, und die Ursache der verblüffenden Erscheinung dürfte das Sensationsbedürfniß sein, welches weite Kreise der modernen Menschen, die Frauen nicht ausgenommen, wie eine Epidemie erfaßt hat und gegen das geräuschlos Werdende unempfindlich macht.

110 Die jetzige Generation leidet an einer sinnlichen Hyperästhesie – dies beweist ihre immer hartnäckigere Abwendung von Allem, was Sammlung und Vertiefung des Geistes voraussetzt, und ihr steigendes Interesse an allerlei Spektakeln, an klassischer und unklassischer Musik, an Schaustellungen würdiger und abgeschmackter Art – und andererseits krankt sie an einem moralischen Torpor, an einer psychischen Erschlaffung. Um den geistigen Menschen aus seiner Lähmung aufzustacheln, bedarf es besonders prickelnder Reizmittel; der Kranke empfindet dies instinktiv von selbst, und sein Begehren und Suchen nach den verschiedensten Irritantien stellt sich eben als Sensationsbedürfniß dar. Dieser Krankheitserscheinung unterliegt auch die Damenwelt, denn auch diese, trotz ihrer zugestandenen sittlichen Superiorität, kann sich der Atmosphäre nicht entziehen, in der wir athmen und leben.

Schon unsere Erziehung ruft den Keim des Sensationsbedürfnisses in uns wach; dem Interesse am Schrecklichen, Schauerlichen trägt schon das Geschichtskompendium Rechnung, das man dem Schulkinde in die Hand giebt. Oder ist es kein Sensationsbedürfniß, das den Historiker verführt, den Namen Herostrats, der den Dianentempel zu Ephesus verbrannte, gewissenhaft zu nennen, den Erbauer des Tempels aber dem wißbegierigen Schüler zu verschweigen? Jene fürchterliche Saat von Blut und Thränen, die wir Weltgeschichte nennen, zeigt uns selten nur die Blume eines edlen, opferfreudigen, uns über uns selbst emportragenden 111 Menschenkindes; wird nun der Quintaner oder der blondzöpfige Zögling einer höheren Töchterschule mit dem Leben, Wirken und Leiden von Männern wie Sokrates, Zeno, Cardano, Huß, Savonarola, Servede, Giordano Bruno, Vanini, Thomas Morus und wie die Märtyrer des Gedankens alle hießen, in erster Linie bekannt gemacht? werden den Kindern nicht vielmehr nur die Hyänen der Menschheit, die bluttriefenden Eroberer, die giftkundigen Diplomaten und Intriguanten, mit obligaten Namen und Jahreszahlen eingetrichtert? Heißt das nicht, die sittlichen Grundlagen eines jungen Menschen erschüttern, seine Einbildungskraft vergiften und ihm schon früh ein künstliches Sensationsbedürfniß anerziehen?

Und das Leben säumt nicht, das Werk zu vollenden, das die Schule begonnen hat. Man werfe einen Blick in unsere Zeitungen und Journale. Was wird uns täglich vorgesetzt? Haarsträubende Verbrechen, bis ins Detail geschilderte Attentate auf die Sittlichkeit, Mord und Diebstahl, Meineidsprozesse, Hinrichtungen, die uns selbst die konvulsivischen Zuckungen des Justifizirten nicht ersparen, Entgleisungen, Brückeneinstürze, schlagende Wetter, Tunnelverschüttungen, Schiffbrüche, Blitzschlag und Orkane, Duelle und Selbstmorde. Das ist die geistige Nahrung, die dem Abonnenten geboten wird; das Feuilleton politischer Blätter gleicht nur allzu oft einem Kapitel aus den Memoiren eines Orlandini oder Schinderhannes. Dieselbe Spekulation auf das Sensationsbedürfniß hat sich eines Theiles der schöngeistigen 112 Literatur und der dramatischen Produktion bemächtigt. Wir haben Sensations-Romane, Sensations-Novellen, Sensations-Schauspiele, Sensations-Lustspiele, Alles Werke, denen es nicht auf inneren Gehalt, sondern nur darauf ankommt, die banale Neugier des Publikums zu erregen und Lärm um jeden Preis zu machen. Besonders der Bühnendichter ist der steten Gefahr ausgesetzt, die schiefe Ebene der Spekulation auf das Sensationsbedürfniß zu betreten. Durch allerlei Mittelchen wird die Neugier der Menge erregt; dem Dichter befreundete Redaktionen fabeln von einem ganz besonders pikanten Inhalte der Novität; es bilden sich Gruppen, die wie auf einem Rennplatze für und gegen den Erfolg des Stückes wetten, und man bricht sich endlich die Hälse, um der lang erwarteten Première beizuwohnen. Bleibt das Herz der Zuschauer vielleicht auch hungrig, der Geist unbefriedigt – schadet nichts! Das Haus war ausverkauft, der Erfolg ist entschieden, und Autor und Direktor reiben sich vergnügt die Hände. Der künstlich erzeugte Rausch des Publikums, der die Urtheilskraft lahm legt, hält eine Saison lang vor; dann ernüchtert man sich, und das Zugstück, das seine Schuldigkeit gethan hat, wird auf Nimmerwiedersehen in der Theaterbibliothek begraben. Wer für das Sensationsbedürfniß schafft, hat den Anspruch auf Unsterblichkeit verwirkt.

Der Durchschnittsmensch wird nun aber rettungslos in diesen Wirbel pathologischer Erregung mit hineingerissen. Es gehört selbstständiges Urtheil und Muth 113 der Ueberzeugung dazu, sich vor der Ansteckung durch diese moderne Seuche zu bewahren. Ich kenne eine Dame, die mir ein Jahr nach dem letzten unserer Kriege vertraulich gestand, daß ihr der zurückgekehrte Friede bei Weitem nicht so gefiele, wie die Zeit des Kampfes: sie hatte sich an die Emotion durch die fast täglich erscheinenden Extrablätter und Verlustlisten derart gewöhnt, daß ihren Nerven nun etwas fehlte und daß sie eine unerträgliche Leere und Langeweile empfand. Ich rieth ihr, es mit der Lektüre moderner Ritter-, Räuber- und Indianergeschichten zu versuchen, bemerke aber der Wahrheit gemäß, daß ich nicht in Erfahrung gebracht habe, ob das Mittel geholfen hat. Die Salon-Konversation dreht sich ausschließlich um das Sensationelle. Schon in der Frage: Was giebt es denn Neues? drückt sich der gemeine Hunger nach Prickelndem, Aufregendem aus. Die Erzählerin einer skandalösen Geschichte, eines grauenvollen Unglücks kann immer auf aufmerksame Zuhörerinnen rechnen, während eine Dame, die beispielsweise einen edlen Zug von Treue oder Dankbarkeit irgend eines bekannten oder unbekannten Menschen berichten wollte, sich möglicher Weise der Bemitleidung oder Verspottung als alberne, sentimentale, langweilige Person aussetzen würde.

Dieses nicht wegzuleugnende Sensationsbedürfniß der Menge dürfte eine der Hauptursachen sein, daß es den verdienstvollen Männern unserer Tage so schwer wird, die Aufmerksamkeit und Theilnahme der Damenwelt zu gewinnen. Bei der Frau wird so wie so die 114 Reflexion durch Anschauung überwogen; die intellektuelle Thätigkeit steht hinter dem Gefühlsleben zurück; was Wunder, wenn eine durch krankhaftes Sensationsbedürfniß erfaßte Dame viel eher an den Schandthaten eines Raubmörders Interesse findet, als an der stillen, nur langsam wirkenden und nicht sofort in die Augen springenden Thätigkeit eines unermüdlichen Forschers, eines geistvollen Entdeckers, eines den Fortschritt fördernden Wohlthäters der Menschheit! Um die Niederträchtigkeit eines Massenmörders à la Thomas zu verstehen, bedarf es keiner Vertiefung des Nachdenkens, keiner intellektuellen Anstrengung – das braucht nur auf die geistige Zunge genommen zu werden, und es prickelt und sticht von selber wie die schärfsten Mixed-Pickles – die Würdigung der Verdienste eines Gelehrten, eines Physikers oder Technikers, setzt aber eigene Kenntnisse oder doch die Bereitwilligkeit voraus, sich über die einschlägige Materie zu orientiren – hat aber ein Durchschnittsmensch jemals Zeit und Lust, sich ernstlich zu beschäftigen?

Die Frau soll keine Gelehrte, keine Vielwisserin sein, aber sie soll eine Ahnung von den Problemen unserer Zeit und von den Männern haben, die der Lösung dieser Probleme ihre besten Kräfte widmen. Eine wahrhaft edle und an Kopf und Herz wahrhaft gebildete Dame wird nicht nur dem ruhmreichen Dichter und Künstler Kränze winden; sie wird auch mit Stolz und Antheil auf die gewaltigen Geister blicken, die der spröden Natur ein Geheimniß nach dem 115 andern entreißen und durch die sinnreichsten Vorkehrungen es möglich machen, die Naturgesetze in den Dienst der Menschheit zu zwingen. Wenn die deutsche Frau auch nichts Näheres über die neuen Induktionsmaschinen, über den Dosenschnellschriftgeber und über die Differentiallampen für getheiltes elektrisches Licht weiß, so muß sie doch den Namen Werner Siemens als den eines der größten Söhne unseres Vaterlandes kennen, der, wenn er auch nicht für das Sensationsbedürfniß schafft, doch durch seine hervorragenden Verdienste um die Telegraphie und Elektricitätslehre einen unveräußerlichen Anspruch auf den Dank seiner Zeitgenossen und auf die Bewunderung der Nachwelt erworben hat. Der schönste Lohn eines verdienten Mannes ist das Lob aus süßem Frauenmunde; möchten Frauen und Jungfrauen immer mehr dem krankhaften Zuge unserer Zeit Trotz bieten und nicht nur den schellenlauten Künstlern der Reklame und der Spekulation, sondern auch den stillen und bescheidenen Männern der Studirstube und des Laboratoriums anerkennend und huldigend begegnen! 116

 


 


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